ABHANDLUNGEN HEEAUSGEGEBEN VON DER SENCKENBERGISCHEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT. SECHSZEHNTER BAND. MIT XXXII TAFELN UND EINEM PORTRAIT. FRANKFURT a. M. IN COMMISSION BEI MORITZ DIESTERWEG. 1891. Bemerkungen: Die Verfasser sind für den Inhalt ihrer Abhandlungen verantwortlich. Druck von A.ug Weisbrod. Frankfurt a. M. Inhalt. Seite Dr. Heinrich Simroth, Die von Herrn E. von Oertzen in Griechenland gesammelten Nacktschnecken. (I. Heft) 1 Dr. O. Böttger, Verzeichniss der von Herrn E. von Oertzen aus Griechenland und aus Kleinasien mitgebrachten Vertreter der Landschneckengattung Clausilia Drp. . . . 29 H. B. Möschler, Die Lepidop t e r e n - Fa un a von Portorico 77 R. V. Lendenfeld, Das System der Spongien. (II. Heft.) 361 Dr. Franz Leydig, Das Par i etal-Or gan der Amphibien und Reptilien. Anatomisch- histologischeUntersuchung. . . 441 Carl Chun, Die canarischen S y p ho n ophor en in mon ogra p hi sc h en ' Dar ste Hungen. I. Stephanophyes superba und dieFamilie der Stephanop hyiden (III. Heft) 553 H. Engelhardt, Heber Tertiär pflanzen von Chile (IV. Heft) 629 4K0V.91 / -> : »«*V . - ..- r;^ -■'V.V :^y ';j • #ir -■»' ( '^.Vrv 5 .' "V . >•: , f '.' < h V i’ 1^,.' ■ ' ."^ . . ■ ■ :Wi . 'X , V'*5\ v| } li tl. ii 1 ^ ... --rji .' h.rfU’ .,> .r 1. -r- ■ ., V^aa V- . , “-.v- • ,. ,. h.£f;.f , i.f^:i_( a.Y ii .) '; ?•[ ■()* vjr§f.'-. ■',.•■ ■ • •'{-'>■ • ■ ’ ' T ' •’ ' .*^'* ‘V^V. i .i; ‘ ,'i'f ff ';2 'i ^ wi' '} .■'1 ^:''Y'"X^ -ffcJ -i • ¥.vy .. . :,. •^1''- _ ' .' ' '»«jtiT 15 (*i ji Ci ! •!,(: -v? f - .i j ;• . ,f i <,< ,vrx c ^ ü. I ■ i'Y av’ ... fj.t^ •' - - 'W jÄi'v.yw ff-1 .| t»a Jiii) •; ! ?i I -ii t . -f ;> • t-'i -f mä'-j v*v^ r'i'.V. ‘^'''''''^P' '.■'•'■• f0-i&:-Vr» •Jlld0'fl'l> (-^,-v?f;rei J**; ;Ct:i>»1'': ‘ t ' : " ■ .'S''''’/' ■'7'^ • ^ ' .•• . .’ i-' "'''Pi-, , 'A-'- ' '-. ■ ‘ ■ ■ \-''l . '/'■■ ' ' ' • 1-3. • .n V Tw * ' ' • . - '. . . >' ' »’4 . • jf.- '. ■ ' • - : '■

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MIT EINER TAFEL. -—®^y0<2o— Die Balkanhalbinsel muss leider in Bezug auf ihren Bestand an nackten Stylomma- tophoren so ziemlich als terra incognita gelten. Über die Grenzländer und die benachbarten Gebiete ihres Territoriums sind zwar namentlich im Laufe des letzten Jahrzehnts erfreuliche, wenn auch sporadische Aufschlüsse gekommen, über Siebenbürgen und Ungarn sind wir gut orientiert, Bosnien und die Herzegowina, sowie Dalmatien sind einigermassen erschlossen, auch von Griechenland, den Inseln des Ägäischen Meeres, von Kleinasien und Syrien sind wir ein wenig näher unterrichtet; aber es bleiben Lücken genug, ja die Exemplare, auf welche sich die Feststellung der Vorkommnisse stützt, sind zum nicht geringen Teile als Unica in ver- schiedenen Sammlungen zerstreut, und über der europäischen Türkei schwebt noch fast völliges Dunkel. Um so erwünschter ist das Material, das Herr von Oertzen von Griechen- land, von den Cycladen und von Greta heimbrachte. Wenn es auch nicht gerade viel neues enthält, so gibt es doch Anhalt genug, um über die Verbreitung der einzelnen Arten im ganzen Gebiete, über Reichtum oder Armut an Species, über den charakteristischen Einflufs des Gebietes auf die Artbildung, über die postembryonale Umbildung des Integumentes u. dgl. sich ein Urteil zu bilden. Der Südosten Europas ist an Nacktschnecken entschieden im Nach- teil gegen den übrigen Continent, zum mindesten, was die Gattungen an- langt, mag man den Begriff der Nacktheit auf völlige Überwachsung oder Einschliessung des Schälchens im Mantel einschränken, oder die Reduction des Gehäuses bereits mit gelten lassen. Wenn wir in letzterem Sinne etwa die Testacelliden und die Parmacellen mit her- rechnen, so erhalten wir folgende europäische Genera: 1. Limax. 2. Limacopsis^ welchen Namen ich für Limax eoerulans (Bielzia Clessin, Frauenfeldia Hazay) vorgeschlagen habe. 3. Agrioliraax. 4. Ämalia. 5. Parmacella. 6. Daude- hardia. 7. Testacella. 8. Arion. 9. Ariunculus. 10. Geomalacus. Dabei sind die Specialitäten des Kaukasus ausser Acht gelassen (TrigonocUamys, Pseudomilax, Selenochlamys, Paralimax, Eumilax etc.). Gerade aber der hohe Reichtum des Kaukasus, als derSchwelle zwischen Europa undAsien, lässt dieArmut 1* 4 von Griechenland und seinem Archipel in desto auffallenderem Lichte erscheinen. Am besten wird wohl das Verhältnis illustriert durch einen Vergleich der Hauptländer in Bezug auf die Gattungen, die sie enthalten. Nach den obigen Ordnungszahlen beherbergt die iberische Halbinsel die Genera 1. 3. 4. 5. 7. 8. 9. 10. Frankreich 1. 3. 4. 5. 7. 8. Gross-Britannien 1. 3. 4. 7. 8. 10. Skandinavien 1. 3. 8. Deutschland 1. 3. 4. 6. 8. Italien 1. 3. 4. 6. 7. 8. 9. Ungarn-Siebenbürgen 1. 2. 3. 4. 6. 8. das griechische Festland . . . . 1. 3. 4. Greta 1. 3. 4. 6. Nach dem jetzigen Stande unseres Wissens, der unvollkommen genug sein mag, stellt sich Griechenland allein dem äussersten Norden an die Seite, so zwar, dafs selbst die un- wirtlichen Strecken jenseits des Polarkreises die Parallele nicht zu scheuen brauchen , ein geographisches Mifsverhältnis, wie es crasser nicht gedacht werden kann. Für Arion tritt Amalia ein, Limax und AgrioUmax sind gemeinsam, auf Greta erst kommt Daudebardia da- zu, in der Untergattung Libania Bgt.^) Ob Arion überhaupt in die Balkanhalbinsel eindringt, muss dahingestellt bleiben. Bis Siebenbürgen schickt diese westliche Gattung bestimmt zwei Arten, den A. Bourguignati und den A. subfuseus in der dunklen gesprenkelten Varietät, die das letzte Ausklingen in diesem Grenzzipfel zu bedeuten scheint; an das Litorale des adriatischen Meeres soll Arion empiricorum Vordringen, Wie weit sich das Genus gegen und über den Balkan vorschiebt, bleibt vor der Hand fraglich. So bestimmt man erwarten sollte, dafs sich durch eingehenderes Sammeln die Anzahl der. griechischen Nacktschnecken-Genera mit der Zeit erheblich vermehren würde, so sehr wird solche Hoffnung herabgestimmt durch die Ergebnisse, welche in letzter Zeit die Reisen der Herren Hesse, Freih. von Maltzah, Stussiner und von Oertzen gehabt haben. Welche zwar eine geringe Anzahl neuer Arten ergaben, die von wesentlichem Interesse sind, immerhin aber an das Bekannte eng sich anschliessen. 1) Anm. Herr Dr. Böttger weist mich darauf hin, deiis Daudebardia rufa von Athen, Messenien und Constantinopel bekannt geworden ist, wodurch eine geringe, aber nicht wesentliche Verschiebung in den obigen Verhältnissen eintritt (s. Jahrb. d. d. mal. Ges. 1883 p. 314 ff.). 5 Betreffs der Litteratur habe ich’s für überflüssig gehalten auf ältere Angaben ein- zugehen, teils weil eine genauere Festlegung bei unseren Tieren ohne Anatomie kaum mög- lich ist, und selbst die Präcision der äusseren Merkmale erst als eine Frucht neuerer anato- mischer Studien sich erreichen liefs, teils weil genügende Vorarbeiten ausführlichen Suchens überheben. Den besten Überblick gewährt natürlich Heynemann’s Arbeit : Die nackten Land- pulmonaten des Erdbodens (Jahrb. d. d. mal. Ges. 1885), sodann Böttger’s zum Teil mit Stussiner gemeinsam verfafste Abhandlung (ebendas.) und Aufsätze von Hesse; ich selbst konnte seinerzeit die Sammlungen des Herrn von Maltzan und einige Vorräte des Seucken- bergischen Museums untersuchen (Versuch einer Naturg. der d. Nacktscbnecken etc., in Z. f. w. Z. XLII, und Aufsätze in den citierten Jahrbüchern). Was jetzt dazu kommt, tritt klärend und erweiternd ein. I. Gattung. Limax. A. Untergattung Heynemannia. Von den Heynemannien (ohne Blinddarm an der sechsten Darmschlinge) lagen Böttger zwei Arten vor (nach seiner Auffassung) aus Thessalien; Herr von Oertzen hat ebenfalls zwei Arten mitgebracht, die wahrscheinlich auf jene ersteren zu beziehen sind, sofort aber bei näherem Zusehen zur umgekehrten Deutung nötigen. Während Böttger seinen Umax Cone- menosi (Jahrb. d. d. mal. Ges. 85 Taf. 4) als besondere Spezies nimmt, ein einfarbig schwarzes kleineres Tier aber als var. carhonaria zum L. maximus stellt, so repräsentiert in Wahrheit die einfarbige Form eine anatomisch gut abgetrennte Art, Gonemenosi aber schiebt sich zwischen diese und den maximus entweder als besondere Spezies, oder als Anhängsel zum letzteren, jedenfalls als eine Zwischen- oder Übergangsform, ein. 1. Umax Gonemenosi Böttger. Fig. 2 und 8. 6 Stück. Cycladen. Andros bei den Dörfern Phelos und Arni. Anfang April 1887. von Oertzen ges. Die Körperverhältnisse sind dieselben wie beim maximus. Die Länge schwankt zwischen 4,6 und 7,5 cm. Dabei kommt das höchste Gewicht von 10 Gr. auf eine Schnecke von 6,5 cm, wiederum ein Beweis, wie wenig die Angabe der Länge allein für die Abschätzung des Volums ausreicht. Alle haben den gleichen Grundton, sie sind oben gelb- oder rothgrau und blassen nach den Seiten ab, die dreitheilige Sohle hell fleischfarben. Ein kurzer Endkiel sticht etwas heller heraus. Das kleinste Tier, das abgebildete, ist am wenigsten gerötet; eins der grofsen hat dafür den Grund des Rückens fast weifslich abgeblafst. Aus diesem Grunde heben sich mehr oder weniger rundliche, grell schwarze Eiecken ab, jeder von einem helleren Hof gesäumt. 6 eine Folge der so häufig zu beobachtenden Pigment-Concentration in der Nacktschnecken- haut. Eins der gröfsten Tiere hat auf dem Mantel nur einen einzigen Fleck am Hinterrande, bei anderen steigt die Zahl der Mantelflecken über zwanzig; hie und da säumen feine Flecken das Athemloch, das sonst hell umrandet ist. Auf dem Rücken stehen die Flecken, seltener länglich als rund, nirgends vereinzelter als in Fig. 2. Nach den Seiten werden sie kleiner und verschwinden bald gänzlich. Eine Anordnung in Binden lässt sich kaum noch nachweisen. Bemerkt mag werden,- dafs die Schnecken grüne Blätter gefressen hatten, was durch die lebhafte Färbung des Alkohols bewiesen wird. Das stimmt auch mit Böttger’s Angabe, wonach die thessalischen Tiere unter Baumrinden und auf Mandelbäumen gefunden wurden. Einem Zweifel unterliegt’s wohl nicht, dafs beide Formen identisch sind, wenn auch die Grund- färbung nach Böttger’s Abbildungen bei den Thessalien! etwas lebhafter und die var. multi- punctata viel dichter gefleckt ist. Nach diesem Äufseren würde ich eine specifische Abtrennung vom L. maximus mit seinen massenhaften Abänderungen in keiner Weise für begründet halten, sondern die griechische Schnecke direkt etwa unter den L. maximus punctulatus Sordelli einreihen (s. Pini, Molluschi terrestri e d’ acqua dolce . . d’Esino. Boll. della Soc. mal. italiana. Vol. II 1876 Tav. B. Fig. 1), zumal unter den Tieren von Andros sich eins mit ebenso blasser Grundfarbe befindet und die gleich vertheilten Flecken des punctulatus ebenso von je einem hellen Hof umrandet sind.’) Die Anatomie indefs lehrt doch eine Abweichung, die an drei Exemplaren in übereinstimmender Weise constatiert wurde. Während alle übrigen Organe nach Form und Situs die des maximus sind, differiert der Penis ein wenig. Die Zwitterdrüse hinter dem Magen war ziemlich klein, die Eiweifsdrüse grofs, Bemerkungen, die für die Schätzung der Genitalentwickelung nach der Jahreszeit verwandt werden können; der Penis hat die ge- wöhnliche auffallende Länge, doch so, dafs oben ein kleines Coecum den Ansatz des Retractors, der in normaler Weise hinter der Lunge entspringt, überragt (s. Fig. 8). Der Samenleiter öffnet sich in dieses Coecum unmittelbar über dem Muskelansatz. Die Würdigung dieses immerhin unbedeutenden Coecums, das den L. Conemenosi als anatomische Varietät des maximus ZU betrachten erlauben möchte, ergiebt sich aus der Weiterführung bei der folgen- den Art. ') Anm. Allerdings hat Herr Dr. Böttg^er, worauf er mich freimdlichst aufmerksam macht, auch äufserliche Unterscheidungsmerkmale zwischen dem Conemenosi und punctulatus herausgefunden, nämlich den gedrungeneren Bau, den schwächeren Schwanzkiel, die wesentlich geringere Anzahl der Eunzelreihen zwischen Athemloch und Schildende bei ersterem und die yerschiedene relative Breite der Sohlenfelder (s. Jahrb. d. d. mal. Ges. 1883 p. 322—323). 7 2. Limax graecus n. sp. Fig. 1, 9, 10. Mittel-Griechenland. Koraxgebirge. Mitte August 1887. von Oertzen ges. Ein Exemplar, 4,6 cm lang, stark geschrumpft, 6 Gr. schwer. Dicht gerunzelt. Oben grau ins Violette, nach unten heller, die dreiteilige Sohle fleischfarbig ein wenig ins Röt- liche. Nur ganz hinten stumpf gekielt. Zugleich waren einige sechzig Eier gesammelt, ohne Kalk in der Schale, aber zu sehr geschrumpft, als dafs man über die Form etwas sagen könnte. Beim Öffnen zeigt sich die Haut sehr dick und alle sonst weifsen Organe gelblich oder diffus gerötet (s. Fig. 10), das Innere wiederum wie beim maximus, mit Ausnahme des Penis. Alle Organe sind hell, nur die Fühler und die Zwitterdrüse gedunkelt. Die fünfte und sechste Darmschlinge ziemlich kurz. Die Zwitterdrüse, hinter dem Magen bis zum Ende des Eingeweidesacks reichend, flach dreieckig, der Zwittergang massig gewunden, die Eiweifsdrüse mittelgross, gut gelappt, der Ovispermatoduct lang und dünn, mit überwiegendem Prostatateil, eine Disposition, welche durchweg zu dem eben beendeten Akt der Eiablage gut passt. Der Penis von normaler Länge, aber mit sehr langem Coecum über dem Eintritt des Samen- leiters (Fig. 9). Erst um etwas mehr als den gleichen Abstand weiter unterhalb fafst der Ruthenmuskel an, der regelrecht hinter der Lunge entspringt. Der geöffnete Penis (Fig. 10) trägt sehr einfach und normal den inneren Längskamm des maximus ohne alle weiteren Wandverdickungen, und die Crista läuft am Retractor und dem kaum merklich herantreten- den Vas deferens, dessen Wanddicke mit der des Penis an der Eintrittsstelle übereinstimmt, vorbei bis ins Blindende des Coecums, wo sie sich erniedrigt und verschwindet. Zu dieser Art glaube ich eine kleinere Schnecke rechnen zu müssen, welche Herr von Oertzen an der gleichen Localität und zu derselben Zeit sammelte, die aber leider ein- getrocknet ankam. In Wasser erweicht liess sie sich als ein jugendliches Exemplar erkennen, dessen Penis, noch ganz dünn und mit dünnem langem Retractor, doch schon dieselben Ver- hältnisse des Coecums, des Muskel- und Samenleiteransatzes zeigte. Die Schnecke, 3,2 cm lang, war hinten kaum gekielt, dabei ganz schwarz mit heller Sohle. Dieser Befund bestimmt mich, Böttger’s thessalische var. carbonaria nicht zum L. maximus^ sondern zum graecvs zu ziehen. Böttger denkt an die var, atra Raz. (1. c. S. 160) und findet nur Grund zu Bedenken in der feinen Runzelung, da nicht weniger als 24 Runzel- reihen auf die Strecke vom Athemloch bis zum Schildende kommen. Doch soll auch var. atra des maximus von Montenegro und Bosnien sich durch eine hohe Zahl auszeichnen. Ich möchte anders deuten. Zunächst wird der geringe Furchenabstand ein Grund mehr, die var. carhonaria auf den L. graecus ZU beziehen. Wenn aber der schwarze Limax von Montenegro und Bosnien eine ähnlich feine Runzelung besitzt, so wird es wahrscheinlich, dafs auch er zum graecus gehört; zum mindesten darf man vermuten, dafs das Gebiet dieser Art sich auf der adriatischen Seite his zur Nordgrenze der Balkauhalbinsel ausdehnt. Durch diese Identifizierung erfahren wir aus Böttger’s Aufzeichnungen, dafs der L. graecus sich bald in Höhlen, bald unter Baumrinde aufhält, zum mindesten nicht an den Boden gefesselt ist (1. c.). Ganz zweifelhaft bleibt mir’s, ob Böttger’s var. submaculata (1. c. Taf. 4 Fig. 7), die er gleichfalls zum maximus rechnet, hierher gehört. Die unregelmässige Fleckung der jugend- lichen Tiere, vor allem der in ganzer Länge helle Kielstreifen scheinen wenig her zu passen, und ich wage über die Art kein Urteil. Sieht man also von dieser Form ab, dann ist der graecus eine Schnecke, welche in der Jugend, zum mindesten im halbwüchsigen Zustande, schwarz ist mit heller Sohle, bei weiterem Wachstum aber entweder schwarz bleibt oder zu violettgrau sich aufhellt. 3. Limax cephalonicus Simroth. Hier reiht sich der kleine Limax von Cephalonia an, der im Berliner Museum steht, und den ich früher beschrieb (Über bek. und neue Nackt- schnecken. Jahrb. d. d. mal. Ges. 1886). Er gleicht anatomisch unserem kleinen L. tenellus mit kurzem Penis, nur dafs er an der Ruthe denselben Blindsack trägt mit derselben Insertion des Retractors und Vas deferens, wie der L. Conemenosi, eine Thatsache, die durch die Übereinstimmung wesentlich an Interesse gewinnt. B. Untergattung Lehmannia. 4. Limax variegatus Drap. Diese in Syrien so gemeine Schnecke scheint in Griechen- land selten zu sein, wenn sie auch kaum auf grössere Strecken hin fehleu dürfte. Böttger giebt sie von Epirus an. Das vorliegende Material enthält zwei Stücke, welche Ende April auf Greta gesammelt sind, auf dem Lasithigebirge und bei Viano, nach den Etiketten. Das grössere Thier von gewöhnlicher Runzelung und Färbung, doch so, dass aus dem Rücken eine helle Kiellinie sich abhebt und auch sonst eine Bindenzeichnung durchklingt, das kleinere gleichmässig grau mit noch spärlichen Flecken, ebenfalls mit einer helleren Mittellinie auf dem Rücken, von jenem glatteren Aussehn eines geschuppten Fisches, wie solche Exemplare gerade auf Greta vorzuwiegen scheinen (Z. f. w. Z. XLII. Taf. VII. Fig. 9 noch ohne alle hellen Flecken). Auch diese Befunde, die an den kaukasischen ecarinatus erinnernde Zeich- nungsarmut der Jungen und die durchklingende Bindenzeichnung der Alten scheinen, wie früher 9 angegeben (1. c.), anziideuten, dafs wir uns dem Schöpfungsherde der kosmopolitischen Art nahe befinden; ja man kann nach der grofsen Häufigkeit in Syrien vermuten, dafs der Verbreitungsweg ursprünglich vom Kaukasus durch Vorderasien nach Südeuropa führte. 5. Limax arlonim Bouch., von Böttger in Thessalien coustatiert (Jahrb. d. d. mal. Ges. 85 und 86), und zwar in der verbreiteten lebhaft gestreiften Form, zum mindesten mit hellem Kielstreifen, was um so mehr aulfällt, als gerade am anderen Ende der Balkanhalb- insel, in Siebenbürgen, allein die ganz schwarze var. Dianae vorkommt, zugleich als der östlichste Vorposten der Spezies überhaupt. Die Bedeutung der griechischen Limaces. Die beiden Lehmannien haben für Griechenland eben das Interesse, das schon berührt wurde. Der gebirgsliebende arlorum scheint von Norden, vom grofsen Gebirgsrückgrat unseres Erdteiles, in die Balkanhalbinsel vorgedrungen zu sein ; der varkgatus, der die Ebene bevorzugt und bei uns z. B. selbst als Kellerschnecke jeden Anstieg zu meiden scheint, dürfte seinen Zug weiter südlich genommen haben, wohl zu einer Zeit, als das aegaeische Meer noch eine Landbrücke war. Eine gewisse Bestätigung würde diese Ansicht erhalten können, wenn wirklich, wie bis jetzt anzunehmen, der arborum sich aufs Festland beschränkt und weder auf die Cykladen, noch auf Greta übergesprungen ist. Viel wichtiger scheinen mir die Heynemannien zu sein, vor allem die beiden grofsen, L. graecus und Conemenosi. Nach dem Äufseren dem maximiis einzuordnen, jener Schnecke, die von den atlantischen Inseln bis Sebastopol in fast so unzählbaren Übergängen haust, als die Farben des Spectrums — ohne wesentliche anatomische Abänderungen — , stellen sie in der Penisform Weiterbildungen dar, und zwar in ganz bestimmter Steigerung, so dafs der Cone- menosi das Mittelglied wird zwischen maximus und graecus. Es verstand sich von selbst, dafs eine genauere Untersuchung des proximalen Penisendes bei den verschiedenen Formen des L. maximus angezeigt war, um zu sehen, ob die Andeutung eines ähnlichen Blindsackes, wie beim Conemenosi, irgendwo vorhanden und geeignet wäre, Licht auf die Entstehung der Neuerwerbung zu werfen. Zu dem Zwecke musterte ich mein Material speziell in diesem Sinne, und da zeigte sich, dass allerdings hie und da eine kleine Auftreibung des Penis- schlauches über die eng zusammenliegenden Ansätze des Eetractors und Samenleiters hinaus vorkommt, doch kaum irgendwo von der Stärke oder Coustanz, um darauf eine besondere anatomische Varietät zu gründen. Ich gebe die Befunde im Einzelnen: Ein dunkler einereoniger von Hannover ohne Spur des Peniscoecums, ebenso ein solcher vom Erzgebirge. Ein zweites Exemplar ebendaher mit sehr langer entwickelter Euthe, Abbandl. d. Senckeub. naturf. Ges. Bd XVI. 2 10 welche ein Stückchen unterhalb des proximalen Endes von oben her in sich selbst invaginiert ist, zeigt eine ganz kleine Ausstülpung, die aber höchstens ein Drittel so gross ist, als beim Conemenosi. Lebhaft gefleckte cinereus von Helgoland ohne jede Andeutung, ebenso einer von Leipzig und einer von Breslau, ein Paar rotgraue mit feiner Fleckung von Graz so gut wie ohne Coecum, ebenso ein grauroter von Neapel mit einzelnen schwarzen Flecken. Auch ein cinereus von Portugal ohne Coecum, ebenso ein mäfsig grosser von den Azoren (S. Miguel), während ein grofses Tier eine Vorwolbung hat ein Drittel so grofs als beim Conemenosi. Ein unicolor von Frankfurt am Main ohne Coecum. Unter den grofseu schwarzweifsen steirischen Formen (Tschapecki) eine Schnecke mit kleinem, ein wahres Eiesenexemplar ohne jedes Coecum. Ein montanus Leydig von Südtirol, der sich durch die Kürze des Penis bei gleicher morphologischer Ausbildung auszeichnet, ohne Coecum. Von den lebhaft roten italienischen Formen ein corsicus (Doriae var. ruhronotatus) und ein anderer (Dorfae var. simplex) beide mit sehr langem Penis, aber ohne Coecum, höchstens mit Andeutung. Von den roten steirischen Bielzi ein grofses Exemplar mit langer Ruthe ohne, ein kleineres vom Todtengebirg mit angedeutetem B^indsack. Endlich ein dunkler transsyhanicus von Hermannstadt in Siebenbürgen mit einem etwas abgeschnürten Coecum von der halben Länge des Conemenosi. Im Coecum endet der Ruthenkamm ebenso allmählich, als beim graecus- Hiernach ist die Anlage des Coecums weder das Eigentum einer besonderen Färbungs-, noch einer besonderen Lokalvarietät, mit einziger Ausnahme des transsylvanicus, der unter den Formen des maximus allerdings den gröfsten Blindsack hat, offenbar als der geographische Ausgangspunkt für die griechischen Arten. Aber dieser Blind- sack ist nur wenig gröfser als die gleiche Aultreibung, wie sie gelegentlich bei anderen Formen sich flndet, und sie ist noch nicht so weit vorgeschritten, um die Insertion des Samenleiters irgendwie von der des Retractors zu entfernen. Was die Auftreibung bei den hier und da zerstreuten angeht, so scheint der Befund an dem erzgebirgischen Tier, wo der streckenweise invaginierte Penis sicherlich den brünstigen Zustand anzeigt, so scheint ebenso die Azorenschnecke, wo das gröfsere Exemplar allein den Blindsack hat, darauf hinzuweisen, dafs das Coecum durch eine besonders starke brünstige Auftreibung des ausgestülpten Organs entsteht. In der That liegt der Gedanke an eine derartige Ableitung an und für sich nahe. 11 dafs der Blutdruck im Inuern des ausgestülpten Rohres dessen Ende gewaltsam erweitert und so die Wand über das normale, durch den im Innern emporsteigenden Retractor be- stimmte Ende ausdehnt. Hiernach wäre die erste Ursache der Auftreibung nicht in einer morphologischen Anlage, sondern in einer sehr heftigen Copulatiousausstülpung zu suchen mit anderen Worten, das Coecum ist von der erwachsenen Schnecke bei der Begattung erworben und allmählich durch Vererbung der physiologischen Erwerbung zu einem Art- charakter geworden. Für die Gewaltsamkeit der Ruthenausstülpung kann man ein doppeltes verantwortlich machen, entweder die muskulöse Verdickung des gesamten Integumentes oder die Steigerung des Geschlechtstriebes durch südliches Klima. Auf erstere scheint der L. graecus hinzuweisen, der allerdings, wie beim Ölfnen gleich auffällt, eine recht kräftige Haut besitzt. Und bei der enormen Blutmasse, die zur vollen Protrusion des Penis erforderlich ist, unterliegt es wohl keinem Zweifel, dafs die Contraction der ganzen Körperhülle in Frage kommt. Es ist auch durchaus wahrscheinlich, dafs die Integumentverdickung als sekundäres Moment zur Vorwölbung des Blindsacks mitwirkt, — für das hauptsächliche aber halte ich den durch südliches Klima gesteigerten Geschlechtstrieb. Ihn nachzuweisen mag allerdings nicht ganz leicht sein; doch kann ich einige Wahrnehmungen dafür anführen. Bei uns in Deutschland hat mir’s noch nicht gelingen wollen, trotz mancher Aufmerksamkeit, den L. maximus in Copula zu treffen. Andere waren glücklicher. Auf den Azoren aber, wo im Hochthale von Furnas die Tiere nicht selten waren, traf ich bei einem Aufenthalte von nur wenig Tagen gleich mehrere copulierte Pärchen. Daraus darf aber eine ungleich häufiger im Jahre erfolgende Begattung um so sicherer erschlossen werden, als der kaum merkliche Unter- schied der Jahreszeiten der Lebensenergie schwerlich zeitliche Schranken setzt. Dafs es in Portugal im Herbst ungleich leichter war, verschiedene andere Gattungen nackter und beschälter Stylommatophoren (Ärion, Agriolimax, Helix, BuUminus) in Copula zu treffen als bei uns, mag nebenher bemerkt werden. Wenn also die viel öfter wiederholte Copula im Süden zur Bildung des Ruthenblind- sacks führte, dann erhebt sich eine neue Schwierigkeit aus den obigen Befunden, wonach den südlichen Formen des L. maximus in Neapel, Genua, Portugal und auf den Azoren das Coecum fehlt. Hier hilft wohl eine andere Erwägung leicht über das Hindernis hinweg. Die Häufung der Formen im Osten, die Abnahme im Westen beweist, dafs der L. maximus von Osten her über unseren Erdteil sich verbreitet hat, wie ich denn den Kaukasus als Herd der Limacidenschöpfung ansehen zu sollen glaube. Eine solche Verbreitung wird aber, von 2* 12 der Verschleppung des zur Kellerschnecke gewordenen cinereus durch den menschlichen Ver- kehr abgesehen, langsam genug vor sich gegangen sein; d. h. die östlichen Glieder der Gruppe in den Karpathen und auf der Balkanhalbinsel ( — denn von kaukasischen und klein- asiatischen Vertretern des maximus wissen wir wenig sicheres — ) sind die ältesten, an ihnen hat die Steigerung des Geschlechtstriebes durch südliche Wärme am längsten gewirkt, bei ihnen hat sie durch progressive Hervortreibung des Coecums zur specifischen Fixierung des Conemenosi und graecus geführt. — Ob das gleiche Prinzip auf die westlicheren Nachfolger in Südeuropa in der Weise eingewirkt hat, dafs zunächst nur eine relative Penisverlängerung eingetreten ist, mufs vor der Hand dahingestellt bleiben. Manche Befunde sprechen dafür (s. die obige Reihe), aber augenblicklich ist es kaum möglich, die Ruthenlänge, die teils durch die Conservierung, teils durch den verschiedenen Contractionszustand vor oder nach der Copula, teils durch den Mangel oder die verschiedene Zahl vorhergegangener Begattungen wesentlich beeinflufst wird, nach einem einheitlichen Mafse abzuschätzen und so die Grund- lage für einen exacten Vergleich zu gewinnen. Was so für die grossen Heynemannien gilt (die Herausbildung neuer Arten durch ge- steigerten Geschlechtstrieb im Laufe langer geologischer Zeiträume), ganz dasselbe dürfte für die kleineren Heynemannien sich feststellen lassen. Von diesen Tieren mit kurzer Ruthe ent- behrt zunächst der mitteleuropäische L. tenellus des Coecums, Rectractor und Vas deferens fassen am proximalen Ruthenende an, der cephalonicus aber unterscheidet sich von ihm durch den Blindsack des Conemenosi. Wiederum aber fehlt dieser Blindsack dem westlichen Ver- treter der Gruppe in Algier, den ich früher für den nyctelius Bgt. nahm, jetzt aber für den subsaxanus desselben Autors halten muss, soweit überhaupt bei einfarbigen Nacktschnecken ohne Autopsie oder anatomische Grundlage eine Identifizierung möglich ist. Es bleibt natür- lich unbenommen, die Herausbildung der Blindsäcke bei den grofsen und kleinen griechischen Limaces als eine allerdings schwer verständliche Wirkung speziell des griechischen Klimas anzusehen, mir wird es plausibler, sie als die Einwirkung der südlichen Wärme auf den Ge- schlechtstrieb im allgemeinen zurückzuführen, für die stärkere Herausbildung im Osten aber die weit längere Dauer dieser Einwirkung an den von Osten her vorgedrungenen Tieren ver- antwortlich zu machen. Noch mag bemerkt werden, dafs anch an den Lehmannien sich eine ähnliche Wirkung des Südens an der Penisbildung documentiert, beim L. arborum wenigstens. Die bunte Varietät, die als Valentianus in Südspanien, Monchique und auf den Canaren haust, hat die sogen. Drüse am proximalen Penisende, die nur ein spitzausgezogenes, weitmündiges Coecum darstellt und 13 wahrscheinlich bei der Copiila mit ausgestülpt wird, ungleich länger entwickelt als die deut- schen Vertreter der Art; und wenn Lessona und Pollonera ihre calabrische mon- gianensis gerade auf die Kürze dieses Flagellums gegründet haben, so erklärt sich das wohl aus der Entwicklung, wonach hei jüngeren Individuen das Coecum durchweg noch ganz kurz ist, um sich erst allmählich und spät auf die normale Länge zu dehnen. Es wäre interessant, erwachsene Formen von Thessalien auf ihren Ruthenblindsack prüfen zu können. II Gattung. Agriolimax. In Deutschland ist es jederzeit leicht, die beiden Ackerschnecken, laevis und agrestis, trotz einem grofsen Variationsreichtum der Gröfse und Färbung (von hell einfarbigen lila angehauchten Tieren zu lebhaft gefleckten und schwärzlichen) und trotz dem grofsen Wechsel in der Form des Penis nach dem jeweiligen Zustande, oder der sehr verschiedenen Ruthen- hildung des laevis auseinanderzuhalten. Auf dem Boden des ägäischen Gebietes wird das Äufsere unscheinbar und bewegt sich mit geringen Ausnahmen in den engen Grenzen einer düsteren Originaltracht, so dafs man eine fortlaufende in einander verschwimmende Reihe vor sich zu haben glaubt, — und doch ergiebt die genauere anatomische Analyse eine stärkere und gefestigtere Divergenz der inneren Merkmale, als man bei dem geringen Areale erwarten sollte. Mir wenigstens war das Auffinden mehrerer, so viel sich übersehen läfst, neuer und gut abgegrenzter Formen in dem immerhin spärlichen Materiale überraschend. Die Agriolimaces, welche bisher aus dem Gebiete bekannt waren, gehörten der Section mit Blinddarm an der letzten Darmschlinge an, jetzt kommen auch solche ohne Coecum dazu. 6. Agriolimax Tliersites Heynemann und Koch. Diese Art, die ich nach Exemplaren der Senckenbergischen Sammlung von Athen beschrieb (Jahrb. d. d. mal. Ges. 1886 S. 317), und die ebenso wohl noch als Varietät zum agrestis gestellt werden kann wegen der nur unbedeutenden Abweichung des Reizkörpers und Ruthenendes, liegt diesmal in mehr als 140 Exemplaren von Viano auf Greta vor und schliefst sich damit jenen cretensischen Schnecken von Sitia und Canea an, welche früher Herr von Maltzan sammelte (Z. f. w. Z. XLII. S. 331). Kräftige Tiere von 1,6 bis 3,4 cm Länge, haben siefast durchweg die Originaltracht der Gat- tung, d. h. einen gelblich grauen Grundton mit ebensolcher, stets heller Sohle, und einen fast immer gedunkelten Rücken. Die Dunkelung, die zum mindesten auf dem Mantel auftritt, besteht in grauen feinen, meist etwas verwaschenen, wolkigen Spritzflecken, die beliebig zu- sammenfliefsen können, stets ohne Strichelung, die für den Rücken des central- und nord- europäischen agrestis so bezeichnend ist. Auf diese Weise kann sich um das Athemloch eine 14 Art einseitiger Binde ausbüden, ja der Mantel kann fast gleicbmäfsig scbwarzbraun und schwarz werden. Auf dem Rücken pflegen die Flecken blasser zu sein, nicht selten fehlen sie hier ganz. Andere Exemplare dunkeln oben gleichmässig, ohne alle Flecken, aber nur ein Paar werden auf solchem Wege oben schwarz angelaufen. Der Unterschied dieser Serie von den früher beschriebenen ist nicht unbeträchtlich, denn während dort ein lebhaftes Schieferblau vorwog, mit dem charakteristischen Endkiel des panormitanus Less. und Poll., während sogar eine ganz rote Färbung vorkam, so finden sich jetzt nur die damals in der Minderheit bleibenden stumpfen Farbentöne etwa des laevis. Dabei ist das Schwanzende schlank zuge- spitzt und überragt meist das Sohlenende mit einem feinen Zipfel, der aber noch nicht die Stärke des Kieles vom panormitanus erreicht hat. Eine Anzahl allerdings hat ein ganz stumpfes Hinterende, und bei genauerem Zusehen bemerkt man, dafs nach irgendwelcher Ver- wundung und Abtrennung des Schwanzes eine Narbencontraction das klaffende Innere wieder verschlossen hat. Die Gewaltsamkeit des Eiugrifl's wird bestätigt durch den bei einigen der Verwundeten zugleich verletzten vorderen Mantelrand. Diese Verwundungen, die für das süd- liche Material geradezu bezeichnend sind, müssen ihren Grund in der Schneckeuliebhaberei speziell südlicher Feinde haben, und ich glaube die Eidechsen verantwortlich machen zu sollen, suchte man doch im Lissaboner botanischen Garten geradezu die Lacerta ocellata ein- zubürgern, weil sie die grofsen Helices (Jactea, pisana u. a.) verschlingt, wie denn beide in den Agaveheckeu mit Vorliebe hausen. Im Innern ist die Constanz des Blinddarms zu betonen. Freilich schwankt seine In- sertion näher oder ferner vom After, seine Weite und Länge nicht unerheblich, immer aber tritt er, bei kleinen wie bei grossen, deutlich und leicht wahrnehmbar hervor. Höchstens wird seine Auffindung etwas erschwert durch die Einhüllung gerade dieses Darmteiles in ein lebhaft schwarz gefärbtes Gefäss- und Bindegewebe; überhaupt ist das Mesenterium oder besser Pseudomesenterium (wenn in Wahrheit nur der Pericardialraum als Homolögon der Leibeshöhle zu gelten hat) stark gedunkelt, und nur bei kleinen blassen Exemplaren tritt das innere Pigment zurück, doch so, dafs man einen Anflug nie vermifst, ein nicht unwichtiges Kriterium gegenüber der folgenden Art. — Die Genitalien durchweg stark entwickelt, der Penis mit langem Reizkörper, reich verzweigter Enddrüse und der etwa in der Mitte an- fassenden Retractorinsertion, die früher ^ beschrieben wurde. — Die Schale durchweg dünn und zart, ira Gegensatz zu der Kalkverdickung, die bei der atheniensischen Schnecke den Namen veranlafste. 7. Agriolimax Boettgeri n. sp. Fig. 4. Unter der grofsen Masse der eben beschriebenen 15 sehr übereinstimmenden Ackerschnecken waren fünf kleine Tierchen von höchstens 1 cm Länge (das gröfste in Fig. 4 dargestellt), die ich anfangs für Junge nahm. Dann aber fiel ihre ausgeprägtere Zeichnung auf, sie waren geschlechtsreif, und die Anatomie ergab mit Sicherheit constante spezifische Differenzen. Die Grundfarbe des Körpers ist dasselbe Gelbgraii, oben meist etwas ins Rotbraune übergehend ; die Sohle bleibt hell. Die schwarzen Spritzflecken, namentlich dunkel auf dem Mantel, sind sehr bestimmt und gut umgrenzt, niemals wolkig verschwommen; auf dem Schild nur rund, verfliefsen sie an den Seiten des Rückens und des Schwanzes häufig zu Strichen. Das abgebildete Tier ist das hellste, bei einem anderen nehmen die Spritzflecken so über- hand, dafs nur einzelne unregelmässige helle Stellen aus schwarzem Grunde hervortreten. Kopf- und Nackenteil bleiben ohne Schwarz. Das Hinterende ist gut gekielt, doch überragt der gekielte Schwanz nie das Sohlenende. Im Innern ist wohl die Zwitterdrüse so dunkel wie bei der vorigen Art, aber es fehlt alles Pigment im Pseudomesenterium, wenigstens für den makroskopischen Anblick, Der Encl- darm hat kein Coecum. Der Penis hat einen schmalen langen Reizkörper und eine stark verzweigte Enddrüse. Somit sind sich der Agr. Boettgeri und Thersites wohl nahe verwandt, aber doch mit wesentlichen Differenzen der Färbung, Anatomie und Grösse. Es ist anzunehmen, dafs die erstere Zwergart nicht gröfser wird, nach der übereinstimmend vollen Entwickelung aller Exemplare. Auffallend aber ist es, dafs unter den zahlreichen Thersites.^ trotzdem dafs Herr von Oertzen mit Aufmerksamkeit auch die kleinen Formen sammelte, sich keine kleineren befinden; auch die kleinsten sind mindestens anderthalbmal so grofs als die andere Art, die ihren Namen zu Ehren des unermüdlichen Frankfurter Malacologen tragen soll. Liegt es in der Jahreszeit, dafs ganz Junge nicht mehr vorhanden sind? Die Tiere stammen von Ende April 1887 ; das könnte vielleicht andeuten, dafs die Fortpflanzungsperiode seit etwa einem Monat bereits beendet wäre, ein Schluss, der natürlich mit aller Vorsicht aufzunehmen ist. 8. Ägriolimax berytensis Bgt. Fig. 5, 14, 15. Diese ursprünglich aus Syrien bekannt gewordene Schnecke, die ich anatomisch fixieren konnte (Z. f. w. Z. XLII), liefs sich später für Athen feststellen (Jhb. d. d. mal. Ges. 1886 S. 319); jetzt kommen zu den Fundorten Euboea, Keos und wahrscheinlich Andros. Auf Euboea scheint sie die einzige oder doch die häufigste Ackerschnecke zu sein, denn es liegen 7 Exemplare aus der Umgegend von Stura und 14 vom Gipfel des Ocha vor, Ende März gesammelt, also aus sehr verschiedenen Höhenlagen; die von Stura erreichen 3 cm in Alkohol, 16 Das Äussere übereinstimmeurl schwarzgrau, schwarzblau oder schwarz, meist in den polygonalen Rückenfurchen noch gedunkelt. Bezeichnend ist das Übertreten des Pigmentes auf die Seitenfelder der Sohle, die entweder ganz dunkel werden oder doch von aufsen her schwarz angehaucht sind, so dafs sie gegen das Mittelfeld abblassen (ein Unterschied gegen die Limaces, welche die Seitenfelder entweder ganz färben oder gar nicht). Im Innern be- schränkt sich das Pigment auf die Zwitterdrüse und die Fühler, auch der Ovispermatoduct kann, wie hei allen Ackerschnecken, mehr oder weniger gefärbt sein, das Pseudomesenterium aber bleibt blafs. Der Penis mit stark verzweigter Enddrüse und innerer Faltenbildung an Stelle des Reizkörpers. Der Blinddarm war durchweg, wo ich öffnete, gut abgespreizt, und zwar bereits ein Stückchen vor der Zwitterdrüse, so dafs man deren Wachstum nicht als die Ursache der Abbiegung betrachten kann. Auf den beiden Cycladen, die oben genannt wurden, scheinen sich kleinere Racen herauszubilden; zunächst sind von Keos zwei völlig nach Gröfse und Form übereinstimmende Tiere, etwa vom halben Körperumfange derer von Euboea, zu nennen (Mitte März gesammelt), sodann aber ein Exemplar von Andros, das kaum die halbe Körperlänge der in doppelter Vergröfserung in Fig. 5 abgebildeten Schnecke erreicht, bei grofser Schlankheit. Auch dieses Tierchen hat den typischen Penis in Bezug auf die Enddrüse, während im Innern desselben ein kleiner Reizkörper angelegt ist, an Stelle der Falte (Fig. 15), also mehr wie beim Ther- sites\ der Enddarm aber (Fig. 14) zeigt wohl die Anlage eines Coecums, doch ist dasselbe nicht abgespreizt, sondern mit dem Hauptdarm verklebt, und es ist kaum nachzuweisen, wie- weit eine trennende Scheidewand in’s Innere vorspringt. Ähnliches sah ich an portugiesischen Ackerschnecken, über die an anderer Stelle berichtet werden soll. Wäre mehr Material, das mit dem vorliegenden übereinstimmte, gegeben, dann würde ich mich nicht scheuen, die kleine Form, die eine Mittelstellung zwischen dem panormitanus-Thersites und dem berytensis einnimmt, als besondere Art mit geographischer Isolierung anzusprechen. Bei der Kleinheit des Objectes ist ein festes Urteil etwas mifslich, und ich stelle das Tierchen als AgrioUmax andrios vorläufig zum berytensis als luselvarietät. Das in Fig. 5 abgebildete Exemplar vom Gipfel des Iliasberges schien mir besonderes Interesse zu heischen. Es konnte zunächst die Frage sein, ob die Doppelschwänzigkeit in Folge von Verletzung entstanden sei. Die untere Spitze ist normal und entbehrt höchstens der Kielzuschärfung ; die obere stark nach links abgebogene hat den Kiel, ist aber an der Unter- seite schwarz, also ohne Sohlenfläche. Abgesehen davon, dafs ein so tief eindringender regel- rechter Horizontalschnitt ziemlich unwahrscheinlich ist, liegt es wohl näher, in den beiden 17 normalen, gleich langen Schwänzen eine unvollständige Zwillingsbildung zu erblicken, meines Wissens allerdings der erste derartige Fall, der von einem Weichtier beschrieben wurde. Für solche Zwillingshildung dürfte auch der relativ hohe Körperumfang sprechen, der den aller andern 13 mitgefangenen etwas übertrifft, wobei freilich eine genaue Abschätzung durch die ungleiche Contraction des Molluskenleihes in Alkohol erschwert wird. Beim Öffnen ergab sich, dafs die untere Spitze mit dem Sohlenende das eigentliche Ende des Intestinal- sackes enthielt, doch war auch die obere an ihrer Wurzel etwas ausgehöhlt, und ein kleiner geknöpfter Vorsprung der sonst abgerundeten Leberfläche schob sich in den Hohlraum. Die Hoffnung, innere Organe verdoppelt zu finden, bestätigte sich also nicht, und doch scheint mir die Erklärung des Doppelschwanzes als Zwillingshildung die natürlichste. Dafs die obere Spitze an ihrer Unterseite kein lokomotorisches Sohlenfeld erzeugt hat, folgt wohl von selbst aus der fehlenden Berührung mit der Unterlage. 9. Agriolimax Oertzeni n. sp. Fig. 3, 11, 12, 13. Von Andros, mit jenem Agr. andrios am Berg Kowari Anfang April 1887 erbeutet, liegen noch zwei einfarbige Nackt- schnecken vor, eine gröfsere, in Fig. 3 in doppelter Gröfse dargestellt, unten hellgelbgrau, nach oben gedunkelt, die Furchen hell, — und eine kleine, kaum halbsogrofse, über und über gleichmäfsig grau. Die Sohle bei beiden einfarbig grau; das gröfsere Tier am Ende statt des Kieles mit einer scharfen schmalen kurzen Eückenflosse, wenn man so sagen darf, das kleinere derselben noch entbehrend. Wollte man die Schnecke auf eine der vorhergehenden beziehen, so könnten es nur einfarbig gedunkelte Thersites sein. Da fällt daun aber beim Öffnen sogleich der völlige Pigmentmangel des Pseudomesenteriums auf, nur die Zwitterdrüse und die Eühlermuskeln sind bräunlich. Sodann fehlt dem Enddarm das Coecum, oder es ist doch nur durch eine ganz geringe Ausladung eben angedeutet (Fig. 13). Die Genitalien bei beiden voll entwickelt. Der Penis der gröfseren Schnecke (Fig. 11) mit langem schmalem Ende, das end- und seiten- ständig reiche tubulöse Drüsen trägt, vorn aufgetrieben mit Eeizkörper, an der anderen Seite aber mit einem langen, erst eingeschnürten und dann erweiterten Blindsack, der im Innern eine kummetartig vorspringende Ealte hat. Man könnte daran denken, diese Aus- ladung nur einer unregelmäfsigen Eetraction nach stürmischer Copula in die Schuhe zu schieben. Dem aber widerspricht die Form und Verzweigung des Euthenmuskels. Nach der für die Ackerschn ecken gültigen Eegel vom Boden der Lunge entspringend, hat er seine Hauptinsertion am Penis gegenüber dem Vas deferens, giebt aber einen Nebenzweig zu dem Blindsack mit der Falte, Beweis genug für dessen Beständigkeit. — Das kleine Exemplar hat Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XYI. 3 18 freilich die Ruthe noch nicht bis zu der Ausprägung des grofseu entwickelt, es fehlt noch die Stärke der drüsigen Endauftreibungen, es fehlt noch das Coecum, vielmehr hat der cylin- drische Schlauch (Fig. 12) nur vorn eine Ausladung, in der sich eine wulstige, rundliche Falte von der Wand abhebt. Ein abgerissenes Muskelbündel (l) deutet an, dass die Aus- ladung zum Coecum werden wird. Der Reizkörper gliedert sich dann entweder von der Falte ab oder entsteht später selbständig. Die Summe aber der Unterschiede, Mangel des Pigments am Pseudomesenterium, Mangel des Blinddarms und das starke Coecum am Penis neben dem Reizkörper ergiebt eine wohl abgetrennte Spezies. Die Bedeutung der griechischen Agriolimaces. Ich würde mich sehr hüten, auf die verschiedene Ausbildung der Penes nach Form, Falten und Reizkörper irgendwelches Gewicht für die Creierung neuer Arten zu legen, wenn mir nicht die Beobachtung der lebenden portugiesischen Ackerschueckeu bewiesen hätte, dafs eine relativ geringe Ruthenabweichung einen grofsen Wechsel in der Dauer und Betätigung der Copula im Gefolge hat. Nun spielt aber die Fortpflanzung im Leben der zahllosen Feinden preisgegebenen und eigentlich nur durch die starke Vermehrung in ihrem Bestand geschützten Agriolimaces eine so hervorragende Rolle, dafs eben auch eine geringe typische Rutheuver- änderung das ganze Benehmen der Tiere wesentlich modifiziert. Es würde zu den inter- essantesten Beobachtungen an Stylommatophoren gehören, das verschiedene Behaben der griechischen Ackerschuecken bei der Copula belauschen zu können. Gelingt es aber, auf diese Weise eine Reihe verschiedener, im Äufsern wenig differenter Species im ägäischen Gebiete nachzuweisen, dann erhält die geographische Verbreitung neues Licht. Die beiden gröfsten Formen mit dem Blinddarm, der Thersites (einschliesslich des schwarzblauen und roten creteusischen panormitanus) und der berytensis haben ihre Grenzen beträchtlich erweitert, den Thersites kennen wir von Athen, Greta, Magnesia und den Dar- danellen ; möglicherweise gehört auch der syrische phaeniciacus Bgt. dazu, worüber sich aber ohne Autopsie und anatomische Zerlegung durchaus nichts bestimmtes aussagen läfst. Der berytensis ist in Syrien gemein, ebenso auf Euboea, er kommt aber auch auf den Cycladen und bei Athen vor. Umgekehrt scheinen sich auf die ägäischen Inseln beschränkte kleinere Arten durch Isolierung gebildet zu haben, andrios, Boettgeri und der charakteristische Oertzeni. Die beiden gröfseren Arten scheinen wiederum streng auf das ägäische Gebiet (bis Syrien) beschränkt zu sein, denn am Pontus treten andere, wenn auch verwandte Formen auf, der Dymezewiczi in der Krim und der melanocephalus im Kaukasus. Auf der entgegengesetzten 19 Seite dürften in Italien nicht dieselben Formen zu finden sein, und höchstens der sizilianische 'panormitanus schliefst sich weiterhin an den cretischen an ; aber selbst auf dem griechischen Festlande scheinen sie sehr bald eine nördliche Schranke zu finden, denn es ist sehr auf- fallend , dafs Böttger unter Stussiner’s thessalischer Ausbeute, unter der doch ganz kleine und junge Amalien waren, keine Ackerschnecke fand, was z. T. wohl auf die sommerliche Reisezeit geschoben werden kann, gewifs aber auch mit besonderer Armut des nördlichen Griechenlands an Ackerschnecken zusammenhängt. In Dalmatien wiederum treten die nörd- lichen Arten auf, wenigstens brachte Herr Clessin seinerzeit den gemeinen agrestis von dort mit heim; das gleiche gilt für Siebenbürgen. Aus diesem allem darf man wohl folgende Schlüsse herleiten. Da die gröfseren Arten das gröfsere Gebiet von Syrien bis zum griechischen Festlande, die kleineren aber ein viel kleineres auf einzelnen Inseln bewohnen, so wird man nicht die gröfseren aus den kleineren sich entwickeln lassen dürfen, weil doch bei passiv wandernden Tieren der geringe Körper- umfang die besseren Chancen für gelegentliche Verschleppung und Ausstrahlung bietet, als der gröfsere, so dafs die kleineren Schnecken das gröfsere Areal einnehmeu müfsten. Viel- mehr sind umgekehrt in diesem Falle die kleineren isolierten Arten entweder Abkömmlinge der gröfseren, oder beide zusammen sind auf eine inzwischen verloren gegangene Fauna kleinerer Formen zurückzuführen, eine Annahme, für die weder Zwang noch Wahrscheinlich- keit vorliegen dürfte. Die beiden gröfseren Arten, Thersites und herytensis, schliefsen sich mit ihrer düsteren Originaltracht oder schwärzlichen Färbung so naturgemäfs an die kau- kasisch-pontischen melanocepTialus und Dymczewiczi an, dafs eine directe Ableitung auf keine Schwierigkeit stöfst. Dann aber müssen die Agriolimaces vom Kaukasus, als dem Herd oder wenigstens der Verbindungsstrafse von Asien her, den südlichen Weg eingeschlagen haben über Kleinasien, Syrien nach Griechenland, und das wahrscheinlich zu einer Zeit, als das ägäische Meer noch nicht bestand. Geologisch soll noch bis in junge Zeit die Landverbin- dung gedauert haben, für die Umbildung einer Schneckengattung in eine Anzahl von Arten mag die Spanne lang erscheinen ; aber es ist wahrscheinlich, dafs die Ackerschnecken von Osten her nach Europa vorgedrungen sind, und da wir sie bis in alle Winkel unseres Erd- teils verbreitet finden und im Mittelmeergebiet bis zu der atlantischen Küste in mancherlei Species gegliedert sehen, so mufs allerdings das Vordringen auf ägäischem Gebiet weit genug zurückverlegt werden. Dem entsprechend haben wir den Thersites und herytensis vermutlich mehr oder weniger verändert auf allen Küsten und Inseln des ägäischen Meeres zu erw'arten. Auf den letzteren aber scheinen sich nach der Zerstückelung durch das überhandnehmende 3* 20 Meer neue kleinere Formen gebildet zu haben, und es ist anzunehmen, dafs die hier beschriebenen Formen Boettgeri Oertzeni nur einen geringen Bruchteil einer reich- gegliederten Inselfauna darstellen, die noch zu erforschen steht; ja das Areal des ägäischen Meeres mit seinen Küsten dürfte, entsprechend der früheren Besiedelung, auch den grössten Reichtum an Ackerschnecken umschliefsen. III. Grattung. Amalia. Die Amalien haben mir nach dem vorliegenden Materiale weder neue Arten noch Varietäten geliefert; gleichwohl sind auch sie geeignet, wesentliche Lücken auszufüllen und unsere Kenntnisse betr. der Ostformen abzurunden in bezug auf Verbreitung, Anatomie und Ableitung, trotzdem Herr von Oertzen nur zwei Species aufgefunden hat, von denen die eine zu den Amalien im engeren Sinne, d. h. mit vollständigem Rückenkiel, die andere zu der Section Malinastrum oder Suhamalia mit einer nur auf das Schwänzende beschränkten Zu- schärfung der Rückenhaut gehört. 10. Amalia carinata Risso. Taf. 1 Fig. 7. Bei der geringen anatomischen Verschieden- heit der Amalien wäre es sehr wünschenswert zu wissen, ob der kleine Reizkörper, der auf das distale Ruthenende übergetreten ist, sich bei der italienischen A. carinata durchweg findet; für die griechische darf constatiert werden, nach älteren und neuen Befunden, dafs er durchweg fehlt. Wäre die erste Feststellung erfolgt, dann wäre es am bequemsten, eine besondere griechische Art aufzustellen. Vorläufig müssen wir auf die schärfere Definition ver- zichten und einfach eine griechische Ostform abzweigen. Zu dieser, wie ich sie seinerzeit beschreiben konnte (Z. f. w. Z. XLII), stellen sich nach der Beschaffenheit der Genitalien und der Spermatophore die jetzt zu besprechenden Tiere, die auch im kleinsten Detail nicht abweichen, so wenig als die thessalische Form dieser Schnecke, welche Böttger spezifisch abgetrennt hat als A. Hessei. Allerdings sind die Unterschiede der Färbung sehr beträchtlich, so dafs es eben erst der Ueberzeugungskraft genauer Zergliederung bedarf, um die Unzu- länglichkeit der Integumentbeschaffenheit für die Systematik darzuthun. Herr von Oertzen hat von den folgenden Fundorten die Art mitgebracht: a) Ein kleines Tier aus der Umgegend von Avlona in Albanien, 1,5 cm lang, scharf gekielt, oben gleichmäfsig dunkelrotgrau- gesprenkelt, die Sohle hell; die Genitalien noch unentwickelt, so dafs es zweifelhaft bleibt, ob zur griechischen Ost- oder zur italienischen Westform zu rechnen. Ges. Anfang März. b) Drei Individuen von Viano auf Greta vom 25. April. Ganz die gemeine Cretaform, 21 ■wie ich sie früher beschrieb und abbildete, von der Insel, wie von Athen. Der Körperum- fang, das Grauviolet stimmen genau mit den früheren. c) Acht Exemplare von Stura auf Euboea, vom 24. März; ebenfalls die Normalform, schwankend von hell bis dunkel violetgrau, mit Farbstrichen an den Rückenlängsfurchen. Auch eine der gröfsten Schnecken, von 3 cm Länge, noch nicht geschlechtsreif. d) Eine Schnecke von Keos, Mitte März erbeutet, 2,4 cm lang, ebenso normal, ge- schlechtsreif, einfarbig dunkel grauviolet, seitlich unten und auf der Sohle hell. e) 21 Exemplare von ^Andros, vom Berge Kowari, Anfang April 1887. Alle sehr kräftig, von 2 — 4,4 cm lang, bei beträchtlicher Dicke, und damit alle übrigen Vorkommnisse bedeutend an Umfang übertreifend ; dabei normal und scharf gekielt. Eine gröfsere Schnecke, die geöffnet wurde, wohl entwickelt und ohne alle Abweichungen, mit einer Spermatophore im Receptaculum. Die Färbung und Zeichnung sehr übereinstimmend, so dafs die gröfsten seitlich am meisten aufgehellt sind. Eins der kleineren Tiere stellt Fig. 7 (in doppelter Vergröfserung) dar, stark rotgrau gesprenkelt, die schwarze Hufeisenbinde auf dem Mantel in ein ziemlich lebhaft marmoriertes Band aufgelöst. Auf dem Rücken kein Schwarz. Ich habe die Vorkommnisse einzeln aufgezählt, weil daraus hervorgeht, dafs die letzt- genannte Cycladenform aus dem Gros durch erhebliches Körpervolum deutlich absticht, da doch zur Vergleichung genug Tiere von Greta bis zum griechischen Festlande und von ver- schiedenen Fangzeiten vorliegen. Der Umfang dieser grofsen Inselschnecke rivalisiert nur mit dem der nördlichen Farbenabweichung, die als Am. Hessei von Corfu bis quer herüber nach Thessalien verbreitet ist, die aber durch ihr lebhaftes Ockergelb sich wesentlich unter- scheidet, so dafs es allerdings scheint, als ob wir’s doch an verschiedenen Örtlichkeiten mit constanten Abweichungen der griechischen Am. carinata zu thun haben. Endlich sei bemerkt, dafs der Alkohol des Glases, in dem sich die Tiere von Andros mit drei kleinen Ackerschnecken befanden, lebhaft grün gefärbt war. Da das nicht wohl auf den Mageninhalt der letzteren, die an Masse gegen die Amalien verschwanden, zurückgeführt werden kann, so ist’s gewiss ein Beweis für den herbivoren Charakter auch dieser Schnecke, da man doch über die Ernährung der Amalien noch so sehr im Zweifel geblieben ist. 11. Amalia cretica Simroth. Taf. 1, Fig. 6. Diese Art, von mir auf ein einziges von Herrn von Maltzan bei Canea erbeutetes Exemplar gegründet (Z. f. w. Z. XLH), wurde von Herrn von Oertzen in verschiedenen Altersstufen auf dem Lasithigebirge wieder aufge- funden (12 Stück), so dafs sie über die ganze Insel, zum mindesten auf den Gebirgen, zer- streut zu sein scheint. Mit der hellen schieferblauen Farbe und der Beschränkung des 22 Kieles auf das Hinterende, wie sie früher beschrieben wurde (1. c. Taf. VII, Fig. 22) stimmen auch die jetzigen Funde überein, mit geringen Änderungen und mit der Mafsgabe, dafs die Jungen ungleich dunkler sind als die alten. Die Entwicklungsreihe läfst sich vielleicht in drei Stufen zerlegen: 4 Schnecken von 1,8 — 2,2 cm Länge (Fig. 6 in doppelter Vergröfserung) sind oben schwarz oder blauschwarz, hell allein unter dem Mantel und, wie immer, auf der Sohle, — 3 andere von 3,5 — 5 cm sind ebenso dunkel, nur seitlich ein wenig aufgehellt (wie an der Figur bereits schwach angedeutet), — 5 erwachsene, bis 6,6 cm, sind seitlich ganz hell, der Rücken ist dunkel geblieben und zwar eher mit ein^m Stich in’s Schwarzbraune, die Färbung ist durchweg ungleich 'gesättigter, als bei dem Stücke von Canea (1. c.). Die Furchen sind dicht und zart, bei den kleineren Tieren schwer zu bemerken, bei den grofsen an den hellen Seiten hie und da von feinen dunkelbraunen Sprenkeln begleitet. Die Jungen sind reichlich in der ganzen zweiten Rückenhälfte (vom Mantel an gerechnet) gekielt, die Alten blos weiter hinten. Doch ist der Schwanz, zumal bei den letzteren, stark seitlich com- primiert, so dafs der Kiel weiter nach vorn zu gehen scheint; bei einem Tier klingt sogar eine etwas hellere bräunliche Kiellinie bis zum Mantel durch, wo sie von einem hinteren Ausschnitt desselben aufgenommen wird. In allen Fällen aber bleibt der Unterschied zwischen dem Kiel der eigentlichen Amalien und dem der cretica {Subamalia) sehr scharf und deutlich. Bei mehreren grofsen Exemplaren ist das Genitalatrium vorgequollen, die Geschlechts- Öffnung liegt so weit rückwärts, als früher angegeben; auch die Anatomie stimmt genau, nur ist die Patronenstrecke und namentlich das untere Ende des Penis etwas weniger robust, das Receptaculum nicht ganz so weit am Oviduct hinaufgeschoben und die kleine Anhangsdrüse etwas flacher ausgebreitet, den Eileiter umfassend. Der Penisretractor fehlt auch hier. Das Schälchen von gleicher Form, wenig kleiner, nicht ganz so dick. Durch die immerhin unbedeutenden Abweichungen der Genitalien, so nebensächlich sie zu sein scheinen, wird doch eine gewisse Annäherung an ä\Q Ämalia (Subamalia) Robici Srth. von Krain erreicht. Man braucht nur deren Genitalien, die gleichfalls des Ruthenretractors ermangeln, etwas dahin abzuändern, dafs die Einzelheiten, Penis, Patronenstrecke und Blasen- stiel sich verkürzen und verdicken, und dafs der Penis und das untere freie Ende des Ovi- ductes kürzer in ein gröfseres Atrium münden, und die A. Robici wird zur cretica, jedenfalls sind die Beziehungen engere, als zu irgend einer anderen Art, — immerhin, denke ich, ein Fingerzeig, dafs zwischen den verschiedenen Arten der Sectio Subamalia, die in den öst- lichen Gebirgsländern des Mittelmeeres zerstreut sind, irgend ein genetischer Zusammenhang 23 besteht, der durch Auffindung der Verbindungsglieder zwischen den einzelnen zerstreuten Fundorten künftig aufzudecken bleibt. Ob zu diesen Formen die von mir beschriebene grofse gelbbraune Am. hellenica vom Parnass (Jahrb. d. d. mal. Ges. 1886 S. 321) zu zählen, lasse ich ganz dahingestellt, so lange keine geschlechtsreifen Tiere bekannt werden. Ebenso wenig vermag ich über die Ämalia Kohelti Hesse zur Klarheit zu kommen, die ich nicht gesehen habe. Sie mufs aber wohl als etwas Besonderes leicht ins Auge fallen, da sie auch Stussiner am Kephissiabache bei Athen unter Steinen häufig traf (Jahrb. d. d. mal. Ges. S. 156). Möglich, dafs meine hellenica mit ihr identisch ist, worauf wenigstens die Nachbarschaft der Fundorte hindeutet. So haben denn die neuen Funde griechischer Amalien es wahrscheinlich gemacht, dafs anatomisch abgegliederte neue Arten schwerlich im ägäischen Gebiet noch zu erwarten (wie- wohl man vor genauer Durchforschung der reichen Inselwelt nichts präjudizieren darf), dafs aber die bereits bekannten mancherlei constante Localfärbungen und durch Leibesumfang ver- schiedene Localformen herausbilden, zu denen vermutlich noch manche neue hinzutreten werden. Bemerkenswert ist es, dafs, ganz im Gegensatz zu den Ackerschnecken, gerade die Inselformen durch gröfseres Körpervolum sich auszeichnen. Übersicht der Resultate. Die Ausbeute des Herrn von Oertzen erlaubt verschiedene Schlüsse 1) auf die Art der Verbreitung, 2) auf die Ursachen der Artbildung, 3) auf den Einflufs des südlichen Klimas auf die Constitution der Nacktschnecken. Da die drei Gattungen, um welche sich’s handelt, fast ohne jeden Zweifel von Osten her, vermutlich vom oder über den Kaukasus nach unserem Erdteil vorgedrungen sind, so sind sie im ägäischen Gebiet bereits so lange zu Hause, als irgendwo in Europa, so dafs die Einflüsse, welche die Artbildung bedingen, durch sehr lange Zeit wirken konnten und daher um so klarer hervortreten. 1. Die Verbreitungswege. Von den griechischen Arten scheinen die Sectio Heynemannia und der L. arhorum aus der Sectio Lehmannia der Gattung Limax vom Norden her, alle übrigen aber, d. h. der L. {Lehmannia) variegatus, die Agriolimaces und Amalien vom Osten her in das ägäische Gebiet eingewandert zu sein. Der nördliche Weg führte vermutlich über die Krim zu den traussylvanischen Alpen, d. h. nach dem Gebirgsrückgrat Europa’s, von wo aus jene Limaces südwärts sich abzweigten, der südliche, der durch die genauere Erforschung Kleinasiens erst sichergestellt werden kann, eben über Vorderasien, bis 24 Syrien hinunter, zu den Sporaden, Cycladen, Greta und dem griechischen Festlande, mochte damals noch das Ganze eine feste Landverbindung oder bereits durch Meereseinbruch zer- klüftet sein. Auf dem nördlichen Wege von der Centralkette nach Griechenland hinab haben sich aus dem Limax maximus, der sonst sich anatomisch überall gleich bleibt, etappen- weise neue Arten herausgebildet, die mit dem transsylvamcus beginnen, sich im Conemenosi steigern und im graecus ihr Extrem erreichen, so deutlich den Weg des Vordringens ver- ratend. Über die Cykladen hinaus ist, nach unserer jetzigen Kenntnis, dieser Zug nicht gelangt. Dafür, dafs der Limax variegatus seinen Weg vom Kaukasus südlich nahm, spricht weniger seine Häufigkeit in Syrien und auf Greta, als vielmehr die Neigung der Jugendformen zur regelmässigen Bindenzeichnung oder zur Einfarbigkeit auf letzterer Insel, w'odurch sie dem kaukasischen L. ecarmatus, der anatomisch nicht abweicht, sich nähern. Die Ackerschnecken sind von den Dardanellen an fast über das ganze ägäische Gebiet in zwei Arten verbreitet, von denen die eine, der Thersites, namentlich auf asiatischer Seite eine einfache Originaltracht behält, um auf Greta erst in dunklere und lebhaftere Färbungen umzuschlagen. Der berytensis, wie es scheint, auf der Linie von Euboea bis Syrien zerstreut und häufig, verdankt vielleicht sein einfarbig dunkles Kleid dem südlichen Steppeneinflufs, wofür wenigstens entsprechende Vorkommnisse in Portugal sich geltend machen. Auf jeden Fall aber lässt sich die Verbreitung von Osten her vom Kaukasus nur in der Eichtung über Kleinasien erklären, denn an eine noch südlichere Linie etwa über Kurdistan von Persien her ist nach unseren Kenntnissen von der Verbreitung der Gattung nicht zu denken. Sowohl die hellere Art, der AgrioUmax Thersites, als der einfarbig dunkle berytensis scheinen durch Isolierung auf den Inseln zu Ausgangspunkten für neue kleine Arten geworden zu sein. Dafs die Amalien nicht vom Norden her eingewandert sind, braucht bei ihrer vor- wiegenden Beschränkung auf das Mittelmeergebiet (denn die mitteleuropäischen kommen an Formen- und Individuenzahl, sowie an Dichtigkeit des Gebiets den mediterranen gegenüber gar nicht in Frage) keiner weiteren^ Erörterung ; sie haben verhältnismäfsig das wenigste Neue geboten. 2. Die wichtigste Ursache der Bildung neuer Nacktschneckenarten auf ägäischem Boden scheint der durch das südliche Klima erhöhte Geschlechtstrieb zu sein, der geradezu zu einem morphologisch äufserst wirksamen Faktor geworden ist. Hier- bei ist zu bedenken, dafs alle drei Gattungen, namentlich aber die Limaces und Agriolimaces auf ägäischem Boden im wesentlichen die Südgrenze ihrer Verbreitung erlangen, soweit der 25 Osten in Frage kommt. Der Geschlechtstrieb, der nachweislich an den beiden genannten Gattungen in der Breite des Mittelmeeres sich stärker äufsert als in Centraleuropa, hat bei Limax ZU einer gewaltsamen Hervortreibung des Penis über das heim maximus durch die Ketractorinsertion gegebene Ende hinaus, zunächst nur während der Copula, geführt; aber die Auftreibung ist allmählich fixiert (man kann hier in gewissem Sinne an geschlechtliche Zucht- wahl denken, insofern die brünstigsten Tiere die beste Aussicht auf Nachkommenschaft hatten, dadurch aber die weitere Umbildung des Begattungsapparates unmittelbar beeinfiufsten). So entstand zuerst der Conemenosi, später der graecus, jener mit kleinem, dieser mit beträchtlich verlängertem Peniscoecum. Dem Conemenosi entspricht der L. cephalonicus, der zum central- europäischen tenellus in demselben Verhältnis steht, wie jener zum maximus. Dieselbe Ursache ist für die Ackerschnecken in Anspruch zu nehmen. Woher es kommt, dafs vom Enddarm bald ein besonderer Blinddarm frei sich abspaltet, bald nur ange- deutet ist, bald ganz fehlt, und zwar bei jeder Form constant, das auch nur zu vermuten, fehlt bis jetzt jeder Anhalt; so wenig sind wir über die Funktionen des Darmes und die Möglichkeit einer morphologischen Beeinflussung durch locale Einwirkungen orientiert. Über die Bedeutung des Penis aber, seines Reizkörpers, seiner Reizfalten (beim Oertzemi in be- sonderem Blindsack), und seiner verschieden starken Enddrüse kann man nach genauer Be- obachtung der einzelnen Teile während der Copula sehr wohl Rechenschaft geben. Wenn aber die Abänderung irgend eines dieser Teile eine Abänderung sei es des Vorspiels, sei es der stürmischen oder verlängerten Copula im Gefolge hat, dann dürften alle solche Variatio- nen, wenn sie selbst nur gering ausfallen, gerade bei den Zwittern, bei denen Individuum zu Individuum genauer passen mufs als bei diöcischen Tieren, ein mächtiger Hebel werden für die Erzeugung von anatomischen, von Localvarietäten und schliefslich von Arten. Und so erklärt sich der überwiegende Reichtum des Mittelmeergebietes an Ackerschneckenarten gegenüber der Monotonie der übrigen ungeheuren Länderstr ecken, denen der laevis und agrestis angehören, teils durch die Zerrissenheit und dadurch bedingte Begünstigung der Iso- lierung, teüs und am meisten durch die Steigerung des Geschlechtstriebes. 3. Für die Constitution eines Tieres, zumal eines nackten, das den meteorischen Einflüssen frei ausgesetzt ist, scheinen die Pigmente von hervorragender Bedeutung zu sein. Ich komme nicht wieder auf die mutmafsliche Ursache der Schwärzung südlichster Ackerschnecken und Amalien zurück. Nur der eine Punkt sei hier nochmals zur Sprache gebracht, die lebhafte diffuse Gelbfärbung, die selbst ins Rötliche geht, an allen inneren, vorzüglich musculösen Organen, wie sie diesmal beim Limax graecus., dem südlichen Extrem der Section, Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVI. 4 26 zum Vorschein gekommen ist. Dafs sie in der Veränderung des Blutes und seiner Abschei- dungen durch südliche Wärme bedingt sei, würde man aus dem vereinzelten Funde nicht schliessen dürfen. Eine Summe von Thatsachen aber zwingt den Schlufs auf. Dieselbe Rötung oder Terra-di-Siena-Färbung, wie beim L. graecus, fiel mir früher auf beim Agrio- limax Fedtschenkol aus Turkestan, beim Limax arborum (valentianus) von den Canaren, bei der Amalia gagates von den Canaren und Algier, ohne dafs irgend ein nördlicher erbeutetes Tier derselben Art etwas Ähnliches gezeigt hätte. Es ist damit nicht gesagt, dafs die be- treffenden Spezies nirgends weiter südwärts gingen, als an den genannten Punkten, aber auf demselben Meridian sind die durch und durch geröteten Formen durchweg die südlichsten Ausläufer. Und unter diesem Gesichtspunkte kann man diese Rötung, welche alle inneren Organe, die sonst hell sein müfsten, ergreift, nur als eine Folge der Einwirkung südlicher Wärme auf das Blut, als eine Veränderung der Constitution betrachten, welche noch über die Abscheidung von buntem Schleim durch die Haut hinausgeht. Gohlis bei Leipzig. Im März 1888. Nachtrag. Herr von Oertzen hatte die Güte, mir noch vier Exemplare von Limax cephalonicus nachträglich zuzusenden, vom Ainosberg auf Cephalonia, von derselben Ausbeute, aus der das früher von mir beschriebene Tier des Berliner Museums stammte. Alle stimmten im Habitus völlig mit diesem überein, sehr fein gerunzelt, unten hell, nach oben chocoladen- braun gedunkelt. Eins von den grofsen (zwei waren kaum halbwüchsig) hatte eine hellere Kiellinie in ganzer Rückenlänge, das kleinste von 1,8 cm ebenso, dazu seitlich unten etwas schräg streifig-fleckig, an cinereus oder arborum erinnernd. Wahrscheinlich sind noch jüngere Schnecken gefleckt, und es fragt sich, ob sie nicht schon in dieser Zeichnung, sondern noch mit der Stammbinde aus dem Ei schlüpfen. Die beiden grofsen haben den lebhaft gelb- oder rotbraunen Penis ausgestülpt, eine längliche Blase, auf welcher die innere Falte eine äufsere Crista bildet, der Anatomie ent- sprechend. Erklärung der Abbildungen. Gemeinsame Bezeichnungen. rp Penisretractor. vd Samenleiter. cp Buthenblindsack., rk Heizkörper. dr Enddrüse des Penis. rec Eeceptaculum. osd Ovispermatoduct. C Blinddarm. Die Figuren 1 — 7 sind in doppelter Vergröfserung dargestellt. Fig. I. Limax graecus. Fig. 2. „ Conemenosi. Fig. 3. Agriolimax Oertzeni. Der Vorraum des Mundes ist ausgestiilpt, Kiefer und Radula sind sichtbar geworden; ebenso ist die Genitalöffnung zu bemerken. Fig. 4. Agriolimax Boettgeri, helles Exemplar. Fig. 5. Agriolimax herytensis, doppelschwänzig (Zwillingsbildung). Fig. 6. Amalia cretica, jung. Fig. 7. carinata von Andros, jung. Fig. 8. A und B. Ruthen zweier L. Conemenosi. Fig. 9. Ruthe von L. graecus. Fig. 10. Blindzipfel derselben, geöffnet. Fig. II. Genitalendwege von Agriolimax Oertzeni, A. geschlossen, B. Penis geöffnet. Fig. 12. Penis desselben, junges Exemplar. Die Aussackung ist nach vorn umgeschlagen, so dafs der eine Retractorzweig ( + ) abgerissen ist. Fig. 13. Letztes Dünndarmstück, von demselben. Fig. 14. Letztes Dünndarmstück von Agriolimax andrios (herytensis). Fig. 15. Penis von demselben. /-! .: - ■ ' '4^ ■*%. ■ »:Fi? , V ä'.:-' •>k’ will' ’S ■ v*V,’' ^’A^' : "f - ‘ ' . *>- >«,( I i*' r h-‘^ .-J. ■• 'i ' '!X frrf4 -«^s.-.v-'n .:r,_ ,., ,'i. ^ v '■ ■■ ■" " ' ' '■■■■ ■■■-" ‘ ‘ “r,; . ' ' tf‘ . 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GeselLsch . Taf. SimrotJv. H-SimToßi dd. lith AnstA'h'-"- Pr.vik/izr- ‘ 3.(2rl) 2. (2:1) 5.(2:i) 'l.Limax graecus. 2. L. coneine.nosi . ö.AgT’.ocrtzem. k.Äcj?: boeUgcri. S.Ä^7: bertjiensis. 6.Am . crelica . 7. Am . carüiata. S.L. conemcnosi . 9. 10. L. graecus. 11. 12.15. Aejr. oevtzeni. Ib-, 15. A^r. hcrigLensis. VERZEICHNIS DER VON HERRN E. VON OERTZEN AUS GRIECHENLANH UND AUS KLEINASIEN MITGEBRACHTEN VERTRETER DER LAISCHNECKENGATTUNG CLAÜSILIA DRP, VON m 0. BOETTGER FRANKFURT AM MAIN. MIT EINER TAFEL. ln hervorragender Weise hat Herr Eberhard von Oertzen auf seiner 1887 mit Unterstützung der Königlich Preufsischen Akademie der Wissenschaften unternommenen Pieise in dem griechischen Festland, auf den Cycladen und Sporaden und an der Küste von Karien auch dem Sammeln von Landschnecken seine Aufmerksamkeit zugewandt, von denen ich im Folgenden allein 65 Arten des Genus Glausilia Drp. mit zahlreichen Varietäten aufzählen kann. Diese Liste wird um so willkommener sein dürfen, als sie mir erwünschte Gelegenheit bietet, die geographische Verbreitung jeder einzelnen der aufgezählten Formen auf Grund meiner umfangreichen Privatsammlung vielfach zum ersten Male mit Sicherheit festzustellen, indem ich mich, ältere zweifelhafte Meldungen ausschliefsend, rein auf die von mir sorgsam controlierten Originalfunde und unpublicierten Originalberichte der Herren E. von Oertzen, T. A. B. Spratt, H. von Maltzan, Dr. Th. Krueper, Nikolaus und Caesar Kond- mdnos, des Fräulein J. Thiesse u. a. neuerer Sammler stütze. Über die Lokalitäten, an welchen Herr von Oertzen 1887 gesammelt hat, ist von mir bereits neulich eingehend in den Sitz. - Berichten d. K. Akad. der Wiss. Berlin 1888 p. 139 — 140 gesprochen worden, und möchte ich hier nur kurz darauf verweisen. Auch in Betreff der Literatur kann ich mich kurz fassen. Von Citaten wurde überall da abgesehen, wo sich hinreichende Nachweise bei C. Agardh Westerlund, Fauna der in der palaearctischen Kegion lebenden Binnenconchylien Heft IV, Karlskrona 1884 finden. Speciell für die Sektion Albinaria sei aber noch auf meine Monographie der Clausiliensektion Albinaria v. Vest, Cassel 1878, Th. Fischer. 135 pg., 4 Taf., für die Sektion Oligoptychia auf meine Kritik der Arten aus der Gruppe der Glausilia bicristata Rofsm. in : 22 /23. Ber. d. Offenbach. Ver. f. Naturk. 1883 S. 177— 216, sowie für die griechischen Arten der Gattung überhaupt auf meine kleine Abhandlung On new Clausiliae from the Levant. in : Proc. Zool. Soc. London 1883 p. 324—343, Taf. 33 — 34 hingewiesen. Als geographische Unterlagen dienten für Griechenland die H. Kiepert 'sehe Karte des Königr. Hellas, Weimar, Geogr. Institut 1 : 800,000, für Greta die Doppelkarte in T. A. B. Spratt ’s Travels and Researches in Crete, London 1865, für Kleinasien die P eter m an n ’sche Karte No. 60 von 1880 in Stieler’s Handatlas. A. Aufzählung der gesammelten Arten. I. Sect. Alopia H. u. A. Ad. 1. Clausüia Guicciardii Roth 1857. ’j Korax- Gebirge, IV2 St. oberhalb des Dorfes Musinitza (v. Oertzen), in Anzahl. Arachova im Parnasses (v. Heldr.). V erbreitung; Bis jetzt nur im Korax- und Parnassgebirge inPhokis und W. Livadia, centrales Mittelgriechenland, II. Sect. Delima Hartm. 2. Clausilia stigmatica Rssm. 1836. Boettger, Jahrb. d. d. Mal. Ges. 1883 p. 324 (lamellata) und 1885 p. 188. Kiliomenu, Insel Zante (v. Oertzen), ein Stück der var. miles Kstr. Insel Corfu (v. Oertzen), ein Stück der var. lamellata Rssm. Umgebung vonAvlona in Albanien (v. Oertzen), zahlreich in der n&x. maritima K. — Kleine, schlanke Form von alt. IOV2 — 14V2, diam. 3 — 3V2 mm. Weitere eingehende Vergleiche haben ergeben, das zwischen GL stigmatica Rssm., maritima K., miles K., Sturmi K., lamellata Rssm. und maritima Thiesseana Bttg. so zahlreiche und mannigfache Übergänge Vorkommen, dafs sie mit Sicherheit spezifisch von einander nicht zu trennen sind. Eingehendere Fundortsnachweise siehe Jahrbuch d, d. Mal. Ges. 1883 p. 325. Verbreitung: Von Montenegro (typ.) und S. Dalmatien (typ. und angeschwemmt die vars. Sturmi, miles und maritima) über Albanien (var. maritima) und Epirus bis Akar- nanien (var. Thiesseana), Aetolien (vars. Thiesseana und miles) und Phthiotis in Mittelgriechenland, und Achaia (var. Thiesseana) und Elis (var. miles) in Morea. Im Olympgebirge Makedoniens (Theob. Krüper) und im Ossagebirge 0. Thessaliens (var. miles). Aufserdem auf den ionischen Inseln Corfu (var. lamellata und miles), Sta. Maura (var. Thiesseana), Kefallonia (var. lamellata) und Zante (vars. lamellata und miles). 33 III. Sect. Agathylla v. Vest. 3. Clausilia inchoata n. sp. 1888. (Fig. 1.) Char. YX. Glaus. (AgathyUam) sulcosam Wagn. et Gl. (Delimam) semüabiatam Waldlf. in mentem vocans, sed ab utraque plica palatali infera prorsus deficiente valde diversa. — T. parva, subperforata, fusiformi-clavata, tenera, obscure cornea, sutura albofilosa ; spira regulariter turrita. Anfr. 9V2 — 10 planati, sutura subimpressa, alba, papillifera disjuncti, rugoso-costulati, costulis concoloribus, in mediis anfractibus obsoletioribus, ultimus penultimo haud altior, decres- cens, cervice planatus, basi subsulcatus et levissirae bigibber. Apert. parva, ovalis, margine dextro valde recedente et appresso, perist. late disjunctum, sub sinulo impressum, vix reflexum, incrassa- tulum, non labiatum. Lamella supera longa, valida, a spirali sejuncta, infera subcallosa, strictiuscula oblique ascendens, profundis in faucibus bifurcata, subcolumellaris oblique intuenti conspicua. Plica principalis longissima, luneljam lateralem, brevem, crassam, ]-formem, parum obliquam introrsum valde transgrediens ; palatalis infera nulla. Alt. 10—12, diam. 2V2 — 2^/4 mm; alt. apert. 2V2, lat. apert. 2 mm. Hab. Zalongo bei Li hoch ovo in S. Epirus (Nik. Kon6menos), in mäfsiger Anzahl. Eine in ihren Verwandtschaftsverhältnissen noch etwas unklare, mit keiner beschriebenen näher verwandte Art, die einerseits, abgesehen von der hornbraunen Färbung, an gewisse Agathyllen, andererseits an die süddalmatische Gruppe der Gl. semilahiata Waldif. erinnert. Auch die thessalische Gl. (Alhinaria) Haussknechti Bttg. hat habituelle Ähnlichkeit, aber ihre Mondfalte ist weit mehr rückenständig. IV. Sect. Albinaria v. Vest. 4. Glausilia Anatolica Roth 1839. P h i n e k a, südlich des Lykischen Taurus, Kleinasien (C6s. Konemönos), in kleiner Anzahl. Verbreitung: Bewohnt die Abhänge des Lykischen Taurus westlich bis zumOeren- Thal (Arsa-Thal). 5. Glausilia Byzantina Chrp. 1852. Um Kanea, Greta (v. Oertzen), in kleiner Anzahl sowohl in typischer Form als in der var. solidula Pfr. Zwischen Raka und Sphakia (v. Maltzan) in einer kleinen, stark costulierten Form, die der var. solidula näher als der var. aspersa Bttg. steht. Verbreitung: In W. Greta östlich der von der Kisamos-Bai nach Gap Vatalos ziehenden, schiefen Linie Methymna-Anapolis überall auf beiden Seiten des Gebirges bis in die Gegend von Rhitymno und den 24° 30' Ö. L. Greenw. Abhandl. d. Senckenb. saturf. Ges. Bd. XVI. 5 34 6. Clausilia glabella Pfr. 1864. Boettger, Mou. Albinaria p. 121 (typ.), p. 22, Taf. 4, Fig. 1 ( var. und p. 23, Taf. 1, Fig. 2 — 3 (var. deglupta). V4 St. unterhalb des von der Om alo -Hochebene nach Kanea führenden Weges (v. Oertzen), in Anzahl. — Liegt von hier sowohl in typischer Form von alt. I8V2 — 2OV2, diam. 4— 4V2 mm vor, als auch in einer kleineren, mehr bauchig-spindelförmigen Varietät von alt. 15 — I6V2, diam. 3^4 — 4 mm. Verbreitung: Nur an den Rändern der Omalo-Hochebene und des Leuce-Gebirges in 4000—6000' Höhe, nordwestlich bis nahe Lakho, östlich mindestens bis zum Beginn des Lampe-Gebirgszuges. 7. Clausilia strigata Pfr. 1849. Neoukourou bei Kanea und Panagia im Süden von Kanea (v. Maltzan), an beiden Orten mit etwas tiefer als gewöhnlich eingesenkter, rein lateraler Mondfalte. Kalathines in der Ep. Kisamos (v. Oertzen), sowie in Enneachoria und Poly- rrhenia in W. Greta (v. Maltzan) in Formen, welche vom Typus nur durch die gänzlich versteckte Subcolumellare abweichen. Melidoni in der Landschaft Mylopotamo (v. Oetzen). 5 Stücke der typischen Form. Im Ida- Gebirge (zwischen Asomato und Spili, bei Asomato in 1200—5000' Höhe, bei Psiloriti und bei Apoudolo in 3000' Höhe) mei.'t in einer kleinen, blauen Form mit kleiner Mündung, versteckter Subcolumellare, oft recht ähnlich meiner CI. Byzantina aspersa (v. Maltzan). Verbreitung: In der ganzen Westhälfte von Greta nördlich des Hauptgebirgszuges von der Westküste an über Kanea und Rhithymno bis Mylopotamo im centralen Greta und südlich vom Hochthal von Enneachoria über die nördlichen Ausläufer der Omalo-Hochebene in 3500' bis zum Ida-Gebirge inclusivA — Die var. orientalis Bttg. soll von der Insel Kar- pathos (Spratt) stammen; Herr v. Oertzen konnte diese mir jetzt sehr zweifelhafte Angabe nicht bestätigen. 8. Clausilia virginea Pfr. 1846. Prevli- Schlucht, nahe der Südküste von Greta, grade unterhalb Rhithymno (v. Maltzan). — Herrn v. Maltzan’s Stücke haben etwas runderen Mund, andere Nackenfalten und Tendenz zu Streifung auf den Mittelwindungen. Verbreitung: Bis jetzt nur in der Prevli -Schlucht im Süd westen von Gentralcreta. 35 9. Clausilia subvirginea Bttg. 1883. Zwischen Eaka und Sphakia und bei Sphakia (v. Maltzan), ganz den Spratt’schen Originalen gleich, aber mit versteckter Subcolumellare. Verbreitung: Mit Sicherheit nur bekannt aus der Umgebung von Raka und Sphakia, südlich des Hauptgebirgszuges, im Süden von W. Greta. 10. Clausilia Cretensis Rssm. 1836. Akrotiri östbcb von Kanea (v. Maltzan, J. Ponsonby) und Tuzla in der Bai; von Souda (v. Maltzan), nicht häufig. Nipro-Schl licht in der Sphakia (v. Maltzan). Verbreitung: Nur in einem schmalen Abschnitt West-Gretas, der im Westen be- grenzt wird vom 24“ 5', im Osten vom 24“ 15' 0. Länge Greenw. Übersteigt übrigens nach beiden Seiten das Gebirge. 11. Clausilia troglodytes A. Schm. 1868. Aus der Xylo Skala und von Aghia Roumili in der Sphakia (v. Maltzan) in der var. vexans Bttg. und in Übergängen zur typischen Form. Anapolis in der Sphakia, in 1500 — 2000' Höhe (v. Maltzan), in einer Form, die sich zwischen den Typus und die var. vexans stellt, der letzteren in Gestalt und Farbe näher, aber mit den tiefer liegenden Lamellen der typischen Form. Verbreitung: Lokal; ihr Gebiet wird im Westen begrenzt von dem Flufse Platanos und der Schlucht von Tarrha, im Osten durch den 25“ 0. Länge Greenw. in Gentral-Greta. 12. Clausilia sublamellosa Bttg. 1883. Bei Aghia Roumili und in der Gorge von Samaria (v. Maltzan) in der var. obliterata n. und bei Anapolis in 1500 — 2000' (v. Maltzan) in typischer Form. Die var. obliterata m. mag folgende Gharakteristik erhalten: Ghar. Differt a typo t. majore, interstitiis lamellarnm colore obscurioribus , aufr. 12— I2V2, ultimo vix sulcato, crista exteriore multo minus distincta nec callosa, lamellis altis supergredientibus obliterata munito. — Alt. 19, diam. 3V2 mm. Hab. Aghia Roumili und Schlucht von Samaria in der Sphakia, West-Greta (v. Maltzan). Verbreitung: Nur in den Schluchten südlich des Gebirges vom Gap Trivalos an bis zum Gap Vatali im Süden von W. Greta. 13. Clausilia heteroftyx Bttg. 1883. Aghia Roumili, Schlucht von Samaria und Xyloskala in der Sphakia (von Maltzan), überall nur in wenigen Stücken. 5* 36 Verbreitung: Nur in den Schluchten südlich der Omalo-Hochebene bis Tarrha im Süden von W. Greta. 14. Clausilia tenuicostaia Pfr. 1864. V4 St. unterhalb des von der Omalo-Hochebene nach Kanea führenden Weges, W. Greta (v. Oertzen), in Anzahl in typischer, ziemlich grofser, bläulichweifser, etwas bauchiger Form mit convexen Gewindeseiten und alt. 17 — 19V2, diam. 4 mm. Im Hochthal Enneachoria, Ep. Kisamos, W. Greta (v. Oertzen), häufig in der var. strictecostata Bttg. in alt. 14 — 17, diam. 3^/2 — 4 mm. Umgebung von Kisamos, W. Greta (v. Oertzen), häufig in der var. strictecostata Ziemlich kleine, stark gefleckte, auf den Mittelwindungen oft etwas verloschen costulierte Form von alt. 14V2 — 17, diam. 3V4— 3V2 mm. Kisamos, am Wege nach Palaeokastron, W. Greta (v. Oertzen). 3 schlechte Stücke einer auffallend scharf gerippten, grofsen und bauchigen Form von alt. 18 V2, diam. 4 mm. Verbreitung: W. Greta. Sehr verbreitet in den Gebirgen und im Hügelland in 1500 — 4000' Höhe auf der Halbinsel Grabusa, durch die Landschaften Kisamos, Selinon und Sphakia, sowie auf den Nordausläufern des Omalo- und Leuce-Gebirges, aber in den Küsten- landschaften Kydonia, Akrotiri und Apokorona fehlend. Östlich erstreckt sich ihre Verbreitung bis zum Anfang des Lampe-Gebirges. — Insel Gavdo, im Süden von W. Greta. 15. Clausilia Amalthea West. 1878. Westlich von Kanea in der Richtung nach Platania, Platania, Panagia südlich von Kanea und Mournies bei Kanea (v. Maltzan), an letzterem Orte in Formen, die oft ganz nahe an CI. hipalatalis v. Mts. herantreten. Verbreitung: Mit Sicherheit nur bekannt aus dem Hügelland und der Ebene zwischen dem Fluss Platanos und der Souda-Bai im Norden von W. Greta. 16. Clausilia hipalatalis v. Mts. 1878. Bei Kanea, W. Greta (v. Oertzen), in wenigen Stücken. Verbreitung: Stadt Kanea und Hügelland südlich der Stadt, im Norden von W. Greta. 17. Clausilia candida Pfr. 1840. Halbinsel Akrotiri östlich von Kanea, Tuzla in der Souda-Bai und Gonia, südlich von Gap Spada, W. Greta (v. Maltzan). Verbreitung: Ebenfalls nur nördlich des Gebirges vom Gap Spada bis zur Halb- insel Akrotiri und der Landschaft Apokorona im Norden von W. Greta. 37 18. Clausilia striata Pfr. 1849. Bei Kanea, W. Greta (v. Oertzen), zwei Exemplare, Verbreitung: Im Hügelland von W. Greta von Palaeokastron bis zur Halbinsel Akrotiri und der Landschaft südlich der Souda-Bai. Übersteigt das Gebirge und findet sich auch in der Sphakia (v. Maltzan). 19. Clausilia Arthuriana Blanc 1878. Halbinsel Spinalonga, dann vor Ghersonesos und bei Neapolis-Mirab ella (v. Maltzan). Verbreitung: Vom Flufs Aposeleni durch das Hügelland der Landschaft Mirabelle bis zur Insel und Halbinsel Spinalonga im Norden von 0. Greta. 20. Clausilia Hippolyti Bttg. 1878. Am Mte. Stromboli westlich und am Mte. Joukta südlich von Kandia auf Greta (v. Maltzan). Verbreitung: Bis jetzt nur von einigen Bergen westlich und südlich der Stadt Kandia im Norden von Gentral-Greta. 21. Clausilia higihbosa Gharp. 1847. Adalia in Lykien (G6s. Kon4m6nos), häufig sowol in typischer Form als in der his jetzt heimatlosen var. evanida Bttg. Verbreitung: Die sicheren Fundorte dieser Art liegen sämmtlich im Bereich des Lykischen Taurus zwischen dem Golf von Makri und dem Golf von Adalia. 22. Clausilia hrevicollis Pfr. 1849. Beim Dorf Trianda, 1 St. von Stadt Rhodos (v. Oertzen). Ein typisches, aber auf- fallend grosses Stück von alt. 19, diam. 3^4 mm. Insel Symi, nördlich von Rhodos (v. Oertzen), häufig. Verschieden vom Typus aus Stadt Rhodos nur durch die mehr milchblaue Färbung mit hornbrauner (nicht schwarzer) Gehäusespitze. — Alt. 14V2 — 17, diam. 3V4— 3V2 mm. Für die beiden folgenden Formen hin ich gezwungen, neue Varietätsnamen vor- zuschlagen : var. superha n. Habitu fere CI. Änaphiensis Bttg., typo multo major, caeruleo-alba, anfr. IOV2 — 12, mediis aut obsolete solum costulatis aut sublaevigatis, apert. magis rotundata, latiore, lamella infera aliquantulum validiere, trausversim magis in aperturam prosiliente. Alt. I8V2 — 21 V2, diam. 4 — 4V4 mm; alt. apert. 4V4, lat. apert. 3V2 mm. Hab. 1 — 2 Stunden vom Dorf Kastelo auf Rhodos (v. Oertzen), in einiger Anzahl. 38 In dieser Schnecke ist infolge der blauweifsen Farbe, der fast glatten Mittelwindungen und der sehr bedeutenden Gröfse die Stammart zwar auf den ersten Blick kaum wieder- zuerkennen, aber eine genaue Prüfung zeigt doch eine so überraschende Ähnlichkeit in Schliefsapparat und Nackenbildung, dafs die nächste Verwandtschaft mit Gl. hrevicollis Pfr. nicht abzuleugnen sein wird. Selbst die ein klein wenig stärker entwickelte, mehr quer nach links weisende Unterlamelle macht mich in der Ansicht nicht irre, dafs die schöne Schnecke nur als eine Varietät — der kräftigen Gehäuseentwicklung nach vielleicht die wahre Stammform — des historischen Typs CI. hrevicollis Pfr. zu gelten hat. Mit ihr und der gleich zu beschreibenden var. Ghalcidensis m. erweitert sich der Varietätenkreis dieser Art recht erheblich, und wird der früher von mir schon hervorgehobene Anschlufs an die im Wesent- lichen nur in der Nackensculptur verschiedene Gl. Anaphiensis Bttg, über jeden Zweifel erhoben. var. Ghalcidensis n. Intermedia inter Gl. hrevicollis var. superham Bttg. et Gl. Ana- phiensem Bttg., sed anfr. initialibus laevibus, nec striatis nec costulatis, — Diifert a Gl. hrevi- collis var. superha t. paullulum minore, crebre ciuereo-pimctata, anfr. superioribus non costu- latis, mediis laevibus, vix substriatis, apert. magis soluta et protracta, a Gl. Anaphiensi t. minore, regulariter fusiformi, magis caerulescente, punctis cinereis crebris adspersa, anfr. IOV2— IU'2 laevigatis, ultimo magis attenuato, ante aperturam undique magis constricto, cristis basalibus ad basin magis convergentibus, minus curvatis, sed similiter sculptis. Apert. minor, multo magis soluta, basi magis recedens, rotundato-ovalis. Alt. 16—19, diam. SVs — 4 mm; alt. apert. 4, lat. apert. 3 mm. Hab. Auf der Insel Chalki, westlich von Rhodos (v. Oertzen), häufig. Eine Zwischenform zwischen den glatten Varietäten der Gl. hrevicollis Pfr. und zwischen Gl. Anaphiensis Bttg. von- der Cykladen-Insel Anaphi, aber den ersteren näher stehend und von beiden leicht durch die fehlende Costulierung der obersten Umgänge zu unterscheiden. Verbreitung. Auf den Inseln Kasos (var. Casia Bttg.), Rhodos (typ. und var. superha Bttg.), Chalki (var. Ghalcidensis Bttg.) und Symi (typ.). Sodann auf dem Fest- and von Kleinasien nächst der Insel Symi und fraglich von Ada na im Vilajet Adanal und von der Insel Cypern. 23. Glausilia caerulea Fdr. 1821. Insel Chi OS (Thiesse, v. Oertzen) in mässiger Anzahl. Diese f. Ghia m. ist abweichend vom Typus von Santorin durch mehr blau gefärbtes, viel reichlicher schwarzgrau punktiertes Gehäuse und untergeordnete Abweichungen in der Skulptur des oberen Basalkiels. — Alt. I6V2 — I8V2, diam. 4 - 472 mm. 39 Oestliches Samos (v. Oertzen), an einzelnen aufragenden Felsen dicht am Meere ■westlich von der Ortschaft Tigani, sonst auf Samos nirgends beobachtet; in mäfsiger Anzahl. In Form, Färbung und Sculptur ist diese f. Samia m. den Stücken von Santorin und nament- lich von Amorgos sehr ähnlich, aber die beiden Nackenkiele sind stärker entwickelt, lang wulstig gerundet, durch die feine Costulierung des letzten Umgangs nur schwach modificiert und wenig gekerbt, die Furche zwischen ihnen ist sehr schmal und tief eingerissen, die Nackenbildung also im Allgemeinen fast mehr an CI. AnapMensis Bttg. als an CI. caerulea Fer. erinnernd. Im Übrigen aber steht sie dem Typus von caerulea z. B. weit näher, als der auf Nikaria wohnenden Varietät dieser Art. — Alt, 13 — 17, diam. 4 — 472 mm. Verbreitung: Sporaden. Chios, Samos und Nikaria. Cykladen. Mykonos, Tinos, Syra, Antiparos, Paros, Naxos, Amorgos, Nios und Santorin. 24. Clausilia Freytagi n. sp. 1888. (Fig. 2.) Char. E grege CI. caeruleae Fer., sed habitu similior CI. virgo Mouss. vel CI. scopu- losae Charp. — T. profunde arcuatim rimata, turrito-fusiformis, subclaviformis, solida, parum nitens, caeruleo-alba, raro cinereo-punctata ; spira lateribus subconvexis; apex acutiusculus, norneo-fuscus. Anfr. 11 — 12, primi convexiores, sutura simplici, modice impressa, caeteri planulati,. sutura leviore disjuncti, omnes fere laeves, ultimus elongatus, subattenuatus, dorso planatus, basi toriformi-cristatus, crista magna, depressa, angulato-arcuata, a cervice sulco tenui longo, nec non a periomphalo angusto rima profunda distincte circumscripta, a dorso usque ad aperturam regulariter capillaceo-costulatus. Apert. parvula, ovato-rotundata, basi recedens, intus laete castanea, aff, CI. virgo Mouss., sed sinulo lato, parum distincto, lamella supera obsoletiore, longa sed humili, lam. spirali profundiore, fere inconspicua, perist. minus late expanso. Alt. 1772 — 19V'2, diam. 4 mm; alt, apert. 372, lat. apert. 2^4 -3 mm (Kerki). — Alt. 13 — 1572, diam. 37'2 mm (Marathokampos). Hab. Auf dem Berg Kerki und bei Marathokampos im westlichen Samos (v. Oertzen), nicht selten. Im Innern stimmt die Mündung sehr nahe mit der der CI. caerulea F6r. überein, nur liegen Spirallamelle und Principalfalte der neuen Art tiefer, und die Spitze des Clausi- liums ist etwas mehr abgestutzt-verrundet. Überhaupt dürfte sich die Art von der auf Nikaria lebenden Varietät der CI. caerulea ableiten lassen, die sich in mancher Beziehung zwischen die typische caerulea und unsere neue Form einschiebt. Verglichen mit CI. caerulea 40 von der Nachbarinsel Nikaria zeigt die neue Form keine Skulptur auf den oberen Windungen, längeren, nach unten verjüngten letzten Umgang, keine Spur eines oberen Kiels, kräftigeren, namentlich an der Seite eckig heraustretenden Nabelkiel, entschieden mehr kreisförmige Mündung und schwächere Oberlamelle und endlich besonders bei Marathokampos weit geringere Dimensionen. Nach alledem ist die Art als eine sehr ausgezeichnete Species der Caerulea-Gruppe aufzufassen, die entweder ursprünglich als caerulea von der Insel Nikaria eingewandert ist, oder (unwahrscheinlicher) umgekehrt die Stammform oder eine der Stamm- form nahe verwandte Species darstellt, die sich auf Nikaria zur Caerulea-Varietät modificiert hat, von wo dann erst die Schnecke nach Westen Verbreitung fand und sich zur typischen caerulea (Santorin) entwickeln konnte. Ist zu Ehren des Herrn Geh. Rat Dr. Gust. Freytag, dessen Interesse für die schöne Gruppe der weifsen Clausilien ich hervorheben darf, als ein kleiner Beweis meiner Hoch- achtung und Dankbarkeit benannt. Verbreitung: Nur im westlichen Samos. 25. Qlausüia Moreletiana Blanc 1878. Zwischen Neapolis-Mirabello und Chersonesos und bei Spinalonga (v. Maltzan). Verbreitung: Nördlich vom Gebirge in den Hügeln der Landschaft Mirabelle von der Malea-Bai an bis zur Insel und Halbinsel Spinalonga im Norden von 0. Greta. 26. Glausilia corrugata Drap. 1805. Bei Kandia, Greta (v. Oertzen), häufig in der var. inflata Oliv. Am Berg Joukta bei Archanes, IV2 St. südlich von Kandia (v. Oertzen), in mäfsiger Anzahl in der var. homalorhaphe Bttg. Beim Dorfe Archanes (v. Oertzen), in mäfsiger Anzahl in der var, inflata Oliv. Mittelwindungen nicht sehr scharf gerippt. 1 St. südöstlich von Archanes (v. Oertzen), in mäfsiger Anzahl in der var. inflata Oliv. — Sculptur wie bei der vorigen. 1 St. von Nepedeto im Westen des Lasithi-Gebirges (v. Oertzen), in Anzahl in der var. Draparnaudi Beck. Am Wege von Viano nach Kaminäki im südlichen Teile des Lasithi-Gebirges (v. Oertzen), in Menge in der var. Draparnaudi Beck. Am Nordabstieg des Lasithi-Gebirges zwischen Kaminäki und Mirabelle (v. Oertzen), in kleiner Anzahl in der var. inflata Oliv. — Sehr bauchige, dünnschalige, scharf- gerippte Form von alt. 16 - 24V2, diam. 4V2 — 5V2 mm. 41 Am Wege von Kaminäki nach Mirabelle, V4 St. unterhalb des Dorfes Potami es, im nördlichen Teile des Lasithi - Gebirges (v. Oertzen), in ziemlicher Anzahl in der var. Drayarnaudi Beck. Ebenda V2 St. unterhalb Potamies (v. Oertzen), in mäfsiger Anzahl in der var. Drayarnaudi Beck. Ähnlich der vorigen Form, aber weit kleiner. Eine Zwergform von alt. I6V2 — I8V2, diam. 4 — 4V2 mm. V2 St. von Mirabello (v. Oertzen), in kleiner Anzahl in der var. inflata Oliv. — Diese Stücke sind ganz übereinstimmend mit solchen der Strecke Kamindki-Mirabello, aber durch reichliche graue und hornbraue Fleckung bunt gefärbt. Am Weg von Kritsa nach Kavousi im Osten des Lasithi -^Gebirges (v. Oertzen) in der var. inflata Oliv. — Zwischenformen zwischen den Stücken von Mirabello und aus der Petheada. Verbreitung: In dem ganzen Raume zwischen 24® 55' und 25® 47' 0. Länge Greenw. in Central- und Ost-Creta. Der Typus der Art scheint auf den Osten des Ida- Gebirges, die var. homalorhayhe Bttg. auf den Berg Joukta beschränkt zu sein; die var. Drayarnaudi Beck bewohnt das Lasithi-Gebirge nach allen Seiten bis zu seinem Fusse; die var. inflata Oliv, füllt im Hügellande und in der Ebene alle übrigen Lücken in dem oben abgegrenzten Gebiete aus. 27. Glausilia Syratti Pfr. 1846. Im Dorfe Melidoni und am Eingänge der Höhle von Melidoni, Ep. Mylopotamo (v. Oertzen), in wenigen Stücken von alt. 22-25, diam. 4®/4 — 5 mm. Verbreitung: Nordabhang des Ida-Gebirges, d. h. die ganze Landschaft Mylopotamo nördlich des Ida in Central-Creta. 28. Glausilia Drakakisi v. Maltz. 1884. Beim Dorfe Ar ch an es, IV2 St. südlich von Kandia, Greta (v. Oertzen), in mäfsiger Anzahl. — Etwas zusammengeschobene und auffallend bauchige Form von alt. 21 — 22, diam. 4^4—5 mm. Am Wege zwischen Kandia und Viano (in der Landschaft Rhizokastron) (v. Oertzen), wenige Stücke einer relativ kurzen Form mit etwas gewölbten Umgängen von 19 mm Höhe und 4®A mm Durchmesser. Auf dem Wege zwischen Kritsa und Kavousi, östlich des Lasithi-Gebirges (v. Oertzen), in Menge. In ähnlicher, langgestreckter Gestalt und meist nur etwas kleiner als der Typus der Art (von Kalochorio-Mirabella). — Alt. 2OV2 — 22, diam. 4 mm. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges Bd. XVI. ß 42 Weg zwischen Kavousi und Sitia (v. Oertzen), wenige schlechte Stücke einer lang- gestreckten, relativ kleinen und dünnschaligen Form von alt. 2OV2, diam. 3^/s mm. Verbreitung: In der Ebene und im Hügelland von ganz Central- und nahezu ganz Ost-Creta in Höhen bis zu 3000', vom 24” 36' bis 26” 10' 0. Länge Greenw. 29. Clausilia Lerosiensis (F6r.) 1821. Küste von Karien gegenüber der Insel Kalymnos (v. Oertzen), in mäfsiger Anzahl. Ganz übereinstimmend mit Stücken von Kalymnos, doch zum Teil schon etwas schlanker. — Alt. 17, diam. 4 — 4V4 mm. Insel Kalymnos (v. Oertzen), nicht selten. Ziemlich bauchig und sehr an die Form von Halikarnassos auf dem kleinasiatischen Festland erinnernd. Alt. 17V2, diam. 4V2 mm. Insel Kap pari (v. Oertzen), in ziemlicher Anzahl. Etwas kleiner als die Form von Kos. — Alt. 15 — 16, diam. 3V2 — 4 mm. Insel Kos (v. Oertzen), in Menge. Verbreitung: Klein asien. Auf der Küste vom Golf von Mendelia bis zum Golf von Makri. Südliche Sporaden. Inseln Leros, Kalymnos, Kappari und Kos. 30. Clausüia Oertzeni n. sp. 1888. (Tig. 3.) Char. Peraff. Gl. praedarae Pf., sed regulariter claviformis, minus ventriosa et spira minus acute producta, isabellina, anfr. 12 — 13, primis 2 embryonalibus laevibus (costulatis in Gl. praedara), anfr. tertio usque ad sextum sat distanter costatis, costis ca. 10 — 12, anfr. mediis ultimoque costis 7 — 8 elegantissime ornatus. Costae omnes magis obliquae quam in Gl. praedara et inter se magis parallelae. Anfr. ultimus basi subcristatus, crista distinctius crenulato-costata. Caeterum simillima. Alt. 19 — 21 V2, diam. 4V2 — 5 mm; alt. apert. 4V2, lat. apert. 3Vi mm. Hab. Insel Kasos (v. Oertzen), häufig. Aus der nächsten Verwandtschaft der cretischen Gl. praedara Pfr., aber namentlich schon durch die beiden glatten Anfangswindungen leicht zu unterscheiden, während bei Gl. pi'aedara Pfr. und dara Bttg. schon die erste Embryonalwindung sehr regelmäfsig fein- gerippt erscheint. var. camura n. Differt a typo Casio t. minore, magis contracta, ventrioso-claviformi, isabellino-albida, in interstitiis costarum griseo maculata, anfr. solum 11 — 12, costis in anfr. mediis 11 — 14, in ultimo 8 — 10 ornatis. 43 Alt. I6V2 — 19, diam. 4}ji — 4V2 mm; alt. apert. 4, lat. apert. 3 mm. Hab. Insel Armathia (v. Oertzen), häufig. Durch die genannten Unterschiede leicht von der Stammart zu unterscheiden. Von der auf denselben Inseln untermischt mit ihr lebenden CI. Garpathia Bttg. durch die weit- läufigen, blattartigen Rippen und die Form der an praedara erinnernden Mündung und Unter- lamelle bei einiger Aufmerksamkeit immer zu unterscheiden, während CI. Garpathia bei feinerer Sculptur Mündungsform und Unterlamelle der Gl. teres Oliv, besitzt. Verbreitung: S. Sporaden. Inseln Kasos (typ.) und Armathia (var. camura). 31. Clausilia dara Bttg. 1878. Weg von Kritsa nach Kavousi, östlich des Lasithigebirges , 0. Greta (v. Oertzen), in ziemlicher Anzahl in der typischen Form. — Alt. 23, diam. 5 mm. Beim Dorf Kavousi (v. Oertzen), drei Stücke der typischen Form von alt. 20, diam. 4V2 mm. An demselben Orte finden sich auch Übergänge zur var. paucicosta Bttg. (v. Maltzan). Als Hauptunterscheidungsmerkmal von Gl. praedara P. und dara Bttg. ist in letzter Instanz die Gehäuseform zu beachten, die bei ersterer bauchig ist mit fein aufgesetzter Spitze, bei letzterer rein spindelförmig mit regelmäfsiger Spira. Verbreitung: 0. Greta in der Ebene und im Hügelland westlich der Mirabello- Ebene vom Gap Zuan und den Inseln Spinalonga und St. Nikolo herab bis zur Südküste bei Hierapetra; also nur in dem schmalen Raume von 25® 40' bis 25® 47' 0. Länge Greenw. 32. Clausilia praedara Pfr. 1853. Hinter Phournes bei Mirabella und bei Spinalonga (v. Maltzan). Verbreitung: In der Ebene und im Hügelland der Landschaft Mirabelle östlich bis zum Gap Zuan und der Halbinsel Spinalonga, südlich die Grenze der Landschaft Girapetra nicht überschreitend. 33. Clausilia distans Pfr. 1864. Am Südabhang des Lasithi-Gebirges bei Viano (v. Oertzen), in Anzahl. Beim Dorfe Empero, Ep. Rhizokastron, im südwestlichen Teil des Lasithi-Gebirges (v. Oertzen), in kleiner Anzahl. Diese schöne, auf die Südostküste Gretas beschränkte Schnecke ist ebenfalls gewissen Veränderungen unterworfen. Verglichen mit typischen Exemplaren aus der Hand Spratt’s von Soudsouro ist die Form von Viano weniger schlank, das Gewinde weniger ausgezogen; nur 11 V2 — I2V2 Umgänge; die Naht ist deutlich gerandet. Die Berippung ist starken Schwankungen unterworfen; 24 — 31 Rippchen stehen auf dem vorletzten Umgang. Form der 6* 44 Mündung und Bildung des Schliefsapparates sind übereinstimmend. Beide besitzen die charakteristische obere Gaumenfalte unter der Principale. — Alt. 17 V2 — 21, diam. 3®/4 — 4 mm. Die Form von Empero ist so schlank wie der Typus, aber enger gerippt, um ein Drittel mehr Rippchen (29 — 32) auf dem vorletzten Umgang, während CI. distans Pfr. typ. deren nur 18 — 21 besitzt. Naht wie bei den Stücken von Viano deutlich gerandet. — Alt. I8V2 — 23, diam. 4 mm. Erinnert sehr an manche Formen von Gl. teres Oliv. var. extensa Pfr., zeigt aber immer deutliche obere Gaumenfalte, feine Verticalstreifung zwischen den mehr oder weniger weit- läufigeren Rippenstreifen und hell gelbbraune, nicht tief rotbraune Gaumenfärbung in der Tiefe der mehr oblongen Mündung. Verbreitung: Nur in den Bergen an der Soudsouro-Bai und auf den Abhängen der Apleeke-Kette in der Landschaft Rhizokastron nahe der Südostküste von Greta. 34. Clausüia CarpatMa Bttg. 1883. Hierher rechne ich die beiden folgenden neuen Varietäten: var. famosa n. Diflfert a typo Carpathio t. magis claviformi, colore flavescenti-alba, in interstitiis costarum hic illic corneo maculata vel strigata, anfr. distantius costatis, anfr. mediis costis 16 — 24, ultimo 12 — 16 ornatis. Costae cervicis ante aperturam sitae prope suturam non bifidae. Alt. 21—23, diam. 47^ — 472 mm; alt. apert. 472, lat. apert. 37^ mm. Hab. Auf der Insel Kasos, S. Sporaden (v. Oertzen), in Menge. Die Gestalt und Stellung der Unterlamelle beweist die Verwandtschaft dieser Form mit CI. teres Oliv., die feine Längsstreifung zwischen den Rippen aber, die hier deutlicher ist, wie beim Typus der Art von der Insel Karpathos, vermittelt zur Praeclara-Gruppe und läfst sie namentlich mit CI. Manselli Bttg. von den Kavallos-Inseln (0. Greta) nahe verwandt erscheinen, die sich fast nur durch weitläufigere Rippung und kräftigere, mehr S-förmig quergestellte Unterlamelle unterscheidet. Die weniger kräftig entwickelte Unterlamelle trennt sie auch von der ebenfalls ähnlichen CI. Drakakisi v. Maltzan. var. ArmatJiia n. Differt a typo t. minus gracili, ventrioso-claviformi, magis compacta, colore albida, in interstitiis costarum copiosius corneo maculata, anfr. 1172 — 1272 distincte convexioribus, anfr. mediis costis 16 — 18, ultimo 12 — 14 ornatis. Gostae omnes et praecipue cervicis magis undulatae. Alt. 1772 — 21, diam. 474— 47^ mm; alt. apert. 472, lat. apert. 374 mm. Hab. Die Insel Armathia, S. Sporaden (v. Oertzen), in Menge. 45 Mehr noch als ihre nächsten Verwandten von den Nachbarinseln Kasos und Karpathos erinnert diese Form an die Praeclara-Gruppe, läfst sich aber wie diese wegen der gabeligen, tiefgelegenen Unterlamelle nicht von der Teres-Gruppe trennen. — Diese Varietät dürfte auch die Stammart der auf den Sofrana-Inseln lebenden, übrigens bereits als gute Species anzuerkennenden CL privigna Bttg. sein. Verbreitung: Nur auf Karpathos (typ.), Kasos {v&.r. famosa) und Armathia (var. Armaihia) der S. Sporaden. 35. Glausilia vermiculata Bttg. 1883. Beim Dorf Kat 0-Za kr 0, nahe der Ostküste von Greta (v. Oertzen), in ziemlicher Anzahl. 12 — 13 Umgänge; alt. 17 V2 — 21, diam. 4 — 5 mm. — Mein früher nur vermutungsweise angegebener Fundort? Zakro ist demnach correct. Am Eingang einer Höhle bei Karo uba, 0. Greta (v. Oertzen), in mäfsiger Anzahl. — Etwas enger gerippt als vorige. Trotz der grofsen Ähnlichkeit dieser Art mit Gl. teres Oliv. var. extensa Pfr. zeigen sich die früher von mir bereits hervorgehobenen Unterschiede in der Bildung der Nacken- furche und in der verschiedenen Sculptur der sie einfassenden stumpfen Kiele so constant, dafs ich — ehe ich Übergänge kenne — noch nicht an der specifischen Selbständigkeit dieser Form rütteln möchte. Der äufseren Nackenfurche entspricht im Innern der Mündung die verloschene Andeutung einer langen unteren Gaumenfalte; die Mündung ist namentlich im unteren Teile breiter, geräumiger, die Oberlamelle punktförmig und die Unterlamelle stärker entwickelt, etwas mehr nach links in die Mündung hineintretend als bei Gl. teres Oliv. Ge- wöhnlich ist auch das Gewinde kürzer, wenig oder nicht ausgezogen. Als neue Varietät rechne ich zu ihr: var. megalostoma n. Differt a typo t. magis ventriosa, spira haud producta, regulari, anfr. 10—11 densius undulato-costulatis, apert. pro altitudine testae longiore ac latiore, rotundato-quadrangulari . Alt. I7V2— I9V2, diam. 4V2— 5 mm; alt. apert. 5— 5'/2, lat. apert. 3^4-4 mm. Hab. Am Dorf Man gas a, 2 St. östlich von Sitia in N. 0. Greta (v. Oertzen) und am Wege von Sitia nach Ap ano- Zakro nahe der Ostküste (v. Oertzen), an beiden Orten in Menge. Die Andeutung einer unteren Gaumenfalte ist, wenn auch nicht so deutlich als beim Typus der Art von Kato-Zakro, bei den Stücken von Mangasa ebenfalls zu beobachten; die Form und Sculptur des Nackens ist nahezu typisch. Die Stücke vom Wege von Sitia nach Apano-Zakro sind dagegen schwächer und auf den Mittelwindungen oft fast verloschen 46 costuliert und bilden in der Nackenform einen Übergang zu Gl. teres Oliv. var. extensa Pfr., zu der ich sie möglicherweise sogar gestellt haben würde, wenn sich ihr Gewinde mehr aus- gezogen gezeigt hätte. Im Übrigen aber beweist uns das, wenn auch seltene, Zusammen- vorkommen einer sehr in die Länge gestreckten, unzweifelhaften Gl. teres Oliv. var. extensa Pfr. mit dieser bauchigen Vermiculata-Form auf dem Wege von Sitia nach Apano-Zakro auf’s Schlagendste, dafs letztere Schnecke wenigstens in der dortigen Gegend mehr sein mufs als blofse Varietät von Gl. teres, wenn auch nicht in Abrede gestellt werden soll, dafs es in manchen Fällen noch schwierig sein dürfte, beide Arten mit absoluter Sicherheit von ein- ander zu trennen. Gl. vermiculata verhält sich somit ähnlich zu Gl. teres., wie die bauchige p-aeclara zur schlankeren clara ; vermiculata hat wie teres eine costulierte und eine nahezu glatte Form, aber die Gestalt des Gewindes (wie das ja auch bei unseren so leicht zu ver- wechselnden heimischen Arten duhia und Mdentata der Fall ist) scheint doch nach allen meinen Erfahrungen beide Species auf den ersten Blick mit Sicherheit erkennen zu lassen. Verbreitung: Nur auf der äufsersten Ostspitze von Greta, östlich vom 26° 10' 0. Länge Greenw. 36. Glausilia teres (Oliv.) 1801. Am Wege von Kritsa nach Kavousi, 0. Greta (v. Oertzen). Zahlreich in der var. extensa Pfr. von alt. 18—22, diam. 3^4 — 4V2 mm. Am Wege von Kavousi nach Sitia (v. Oertzen). Zahlreich in der var. extensaVix. von alt. 23, diam. 4V2 mm. In der Umgebung von Sitia in typischer var. extensa Pfr. (v. Oertzen), in ziemlicher Anzahl. Gröfse sehr schwankend von alt. 21 — 29, diam. 3V2 — 5 mm. Weg von Sitia nach Apano-Zakro (v. Oertzen), in wenigen schlechten Stücken der var. extensa Pfr. Alt. 25, diam. 4 mm. Auf der Landzunge nahe Gap Sidero, 0. Greta (v. Oertzen), in Anzahl in der typischen Form und in allen Übergängen zur var. phalanga Bttg. und nach der anderen Seite zur costulierten var. orientalis Bttg. — Var. phalanga mifst hier bis zu alt. 27, diam. 5 mm, die typische, auf den Mittel Windungen ganz verloschen gestreifte Form alt. 20, diam. 3°/4 mm, und die scharfgerippte, kleine var. orientalis alt. 17, diam. 3V2 mm. Auf der Insel Elasa, an der N. 0. Spitze von Greta (v. Oertzen), in der var. extensa Pfr. Sehr in die Länge gestreckte Form von alt. 23 — 27, diam. 4 — 4V4 mm. Insel Ghalki westlich von Rhodos (v. Oertzen), in Menge in einer noch zu var. extensa Pfr. zu stellenden Form. — So auffallend dieser Fundort auch ist, so ist es mir doch 47 nicht gelungen, abgesehen von der meist etwas geringeren Anzahl von Umgängen (11 — 12), irgend einen durchgreifenden Unterschied derselben etwa von kleineren Formen der var. extensa Pfr. von Kavousi (ebenfalls mit 11 — 12 Umgängen) aufzufinden. Insbesondere finde ich weder zu CI. Carpathia Bttg. noch zu Olivieri nähere Beziehungen als zu CI. teres. — Alt. 18 — 20 V2, diam. 4 — 4V2 mm. — Dies Vorkommen auf der weit entfernten Insel Chalki ist um so merkwürdiger, als die Art auf der zwischen Chalki und Greta liegenden Karpathos-Gruppe bestimmt fehlt, es kann also nur durch eine neuere Einschleppung aus 0. Greta erklärt werden. Verbreitung; Gretagruppe. Insel Standia nördlich von Gentral-Greta (typ.). Ganz 0. Greta östlich vom 25® 40' 0. Länge Greenw. an (typ. u. zahlreiche Varietäten). Inseln Elasa (var. extenso) im Nordwesten und Kophino (var. insularis Bttg.) im Süden von 0. Greta. S. Sporaden. Insel Ghalki (var. extenso). 37. Clausüia Olivieri Roth 1839. Bei Stadt Rhodos auf Rhodos (v. Oertzen), in mäfsiger Anzahl. Bei Dorf Trianda, 1 St. von Stadt Rhodos (v. Oertzen), sehr häufig. Insel Karpathos (v. Oertzen), in Menge. Am Wege von Aperi nach Pegadi auf Ost-Karpathos (v. Oertzen), sehr häufig. Stark in die Länge gezogen, sonst typisch. — Alt. 17 — 23, diam. 3V2 — 4^2 mm. Auf dem Inselchen Sokastro, westlich von Karpathos (v. Oertzen), in mäfsiger Anzahl. Steht dem Typus von Rhodos näher als den Formen von Karpathos, zeigt aber eine mehr an CI. teres Oliv, erinnernde Unterlamelle. — Alt. 17 — 20, diam. 4 — 4Vi mm. Verbreitung; Kleinasien. Vom Golf von Makri bis etwa zum Gap Alepo an der Küste von Lykien. S. Sporaden. Inseln Rhodos, Karpathos und Sokastro westlich von Karpathos. 38. Clausüia eumeces n. sp. 1888. (Fig. 4.) G h a r. E grege CI. Olivieri Roth et maxime affinis CI. turritae Pfr., sed multo gracilior, magis fusiformis, spira concave producta, anfr. IIV2 — 12 V2, mediis laevibus, sutura distincte marginata disjunctis, ultimo angustius plicato-costulato, costulis lamelliformibus, acutissimis. Apert. similis CI. turritae Pfr., sed magis ovata, peristomate latius expanso, lamella infera fere duplo magis valida, subsemicirculari, ad basin cum pariete columellari angulum efficiente distinctum. 48 Alt. I8V2— 19V2, diam. 3^4 mm; alt. apert. 3V2, lat. apert. 3 mm (Makronision). — Alt. I6V2— 18, diam. 3V2 mm; alt. apert. 3V4, lat. apert. 2V2 mm (Keos). Hab. Auf den Inseln Makronision und Keos (Tzia), Cykladen (v. Oertzen), nicht selten, — Fraglich von Siphanto (Sipheno), Cykladen (Adm. T. Spratt), ein Stück. Die Schnecke von Keos unterscheidet sich von der auf Makronision lebenden Stammart nur durch geringere Gröfse und durch die Farbenzeichnung, die häufiger braun- streifig erscheint, weil die dünne weifse Decklage der ursprünglich braunen Schale hier fast immer mehr oder weniger abgerieben ist. Die auffallend schlanke Schalenform, die stärker entwickelte Unterlamelle und die reine Eiform der stark ausgebreiteten und umgeschlagenen Mündung lassen die Art leicht von CL turrita Pfr. und ihren Verwandten unterscheiden, zu deren Kreise sie ohne alle Frage gehört. — Das angeblich von Sipheno stammende Stück ist ganz mit der Form von Keos übereinstimmend, hat aber rein gelbweifse Färbung ohne dunkle Striemen. 39. Clausüia munda Rssm. 1836. var. Coa n. T. corneo-grisea , albocostulata , nec fere unicolor caeruleo-alba , cervix distantius costulatus, lamella supera brevior, magis immersa, infera major, magis emersa. — Alt. I3V2 — 16, diam. 37^ mm. Hab. Insel Kos, S. Sporaden (v. Oertzen), in mäfsiger Anzahl. Verbreitung; Kleinasien. Umgebung von Smyrna. Südliche Sporaden. Kos (var. Goa). 40. Glausilia GMa Bttg. 1878. Chios (v. Oertzen), sehr häufig in typischer Form. Samos, 4 Exemplare, Vathy auf 0. Samos, häufig, zwischen Vathy und Tigani auf Samos, sehr häufig und Berg Kerki in W. Samos, 1 Exemplar, überall in der var. Samia Bttg. (v. Oertzen). Nikaria, S. Sporaden (Mlle. Jos. Thiesse, v. Oertzen), sehr häufig. — Vom chiotischen Typus anscheinend nur durch die hellere, bräunliche, nicht schwarxe Gehäusespitze und den tiefer braun gefärbten Schlund unterschieden. — Alt. IIV2 — 17, diam. 3V2 mm, Aufserdem die folgende neue Varietät: var. Eudüica n. Differt a typo t. minus solida, griseo-albida, brunneo strigata, anfr. sutura submarginata disjunctis, etmediis magis minusve distincte costulatis. — Alt. I3V2 — I6V2, diam. 3V4 — 3®/4 mm. 49 Hab. Umgebung des Dorfes Evdilos in der Mitte der Nordküste von Nikaria (v. Oertzen), häufig. Nikaria (Mlle. Jos. Tbiesse). Eine gerippte CI. CMa, von sehr abweichender Färbung und Schalendicke ; andererseits so nahe an Gl. munda Rssm. herantretend, dafs sie nur durch die Striemenfärbung, die relativ gröfsere Mündung, den mehr umgeschlagenen Mundsaum und die etwas kräftiger entwickelte Unterlamelle von dieser Art unterschieden werden kann. Verbreitung: Kleinasien. Küste zwischen Chios und Samos (var. suhmarginata'Qiiq,.). S. Spor ad en. Inseln Chios (typ.), Samos (var. Samia) und Nikaria (typ. und var. EudiUca). 41. Clausilia Proteus n. sp. 1888. Boettger, Proc. Zool. Soc. London 1883 p. 336 {unicolor part. ). (Fig. 5.) Char. Aff. CL unicolori Bttg., sed major, anfr. superioribus aut non aut obsolete costulato-striatis, ultimo ad basin angulato-cristato, sulco basali longo, sed levissimo, apert. fere exacte circulari. — T. punctato-rimata, cylindrato-fusiformis, solida, parum nitens, lactea, anfr. superioribus aut corneo-fuscis aut corneo griseoque adspersis; spira convexo-turrita; apex corneo-fuscus. Anfr. 10—12 vix convexi, medii saepe fere plani, sutura levi disjuncti, infra- apicales aut obsolete aut non costulato-striati, medii laevigati, penultimus basi rugoso-costulatus, eltimus deorsum vix attenuatus, planatus, basi angulatim corapresso-cristatus, louge sed levis- sime sulcatus, rugoso-costulatus, costulis compressis, acutis, hic illic bifidis, prope suturam evanidis. Apert. fere circularis, basi valde recedens, intus flavido-bruunea, siuulo parum erecto, lato, rectangulari ; perist. continuum, valde solutum, expansum et reflexum, callose labiatum. Lamellae et plicae similes Gl. GMae Bttg. , sed lamella supera et infera magis inter se distantibus, subcolumellari et oblique intuenti non conspicua, spirali multo profun- diore, valde disjuncta, apparatu claustrali profundiore. Alt. 20V2( — 22 V2), diam. 4V2( — 5) mm; alt. apert. 4, lat. apert. 3V2 mm. Hab. Auf dem Berg Kalolymnis, Karpathos (T. Spratt) und am Wege von Aperi nach Pegadi, 0. Karpathos (v. Oertzen), sowie auf der nördlich von Karpathos gelegenen Insel Saria (T. Spratt). Die überall nur in kleiner Anzahl gesammelte Art variiert nicht unerheblich in der Gröfse. Die obigen Maafse gelten für Stücke von Karpathos ohne näheren Fundort (v. Oertzen). Stücke vom Berg Kalolymnis messen nur alt. I6V2 — 19V2, diam. 3V2 — 4V<, ein Stück von Aperi-Pegadi alt. I8O2, diam. 4 mm, 2 Stücke von der Insel Saria alt. 17 — 19, diam. 3®/4 mm. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Gea. Bd. XVI. 7 50 Das sehr viel geringere Material, das ich früher von dieser Form besafs, liefs es mir rathsamer erscheinen, dieselbe nur als eine modifizierte Riesenform von Cl. unicolor Bttg. derselben Inselgruppe aufzufassen; jetzt aber zeigt mir die Constanz der Merkmale, dafs beide zwar nächst verwandt sind, aber kaum mehr specifisch vereinigt werden dürfen. Namentlich der fast winkelig gebogene Basalkiel, der das Nabelfeld umzieht und der die Mündung (wie bei manchen Formen der Voithi-Gruppe) fast im rechten Winkel vorgezogen erscheinen läfst, und die rundovale, sehr nahe an die Kreisform herantretende Mundbildung lassen die Schnecke immer gut von ihr trennen. Auch ist bei sehr schiefem Einblick in die Mündung die Subcolumellarlamelle bei Cl. Proteus nie, bei CI. unicolor immer deutlich zu erkennen. Cl. unicolor dagegen erinnert in ihrer spindelförmigen Gestalt mehr an Cl. CMa, von der sie sich aber stets sicher durch die verdickte Lippe und durch die au Cl. virqinea Pfr. erinnernde elegante Nackenfaltung unterscheidet. Verbreitung; Nur auf Karpathos und ihrer Nachbarinsel Saria. 42. Clausilia unicolor Bttg. 1878. Boettger, Mou. Albinaria p. 80, Taf. 3, Fig. 3. Karpathos (v. Oertzen), in 18 Exemplaren. Zur Unterscheidung von ähnlichen Arten dürften noch folgende Zusätze zur Diagnose zu machen sein: „Perafi'. Cl. Proteus Bttg., sed habitu magnitudineque similior Cl. virgineae Pfr. — Differt a Cl. Proteus Bttg. t. plerumque minore, anfr. infraapicalibus distinctius con- fertim costulato-striatis, cervice longe distinctiusque subbicristato, sulco basali profundiore, crista periomphalum cingente curvata sed nullo modo angulata et praecipue apert. pro latitu- dine longiore, rhomboideo-oblonga, lateribus peristomatis subparallelis , nec fere circulari, lamella subcolumellari oblique intuenti conspicua; difi'ert a Cl. virginea Pfr. t. graciliore, minus ventriosa, anfr. 10—11, apert. multo minore, longiore, perist. expanso et distincte labiato. Alt. (14— )20V2, diam. (3V2 — )4V4 mm; alt. apert. 4V2, lat. apert. 3 mm“. Hervorzuheben ist übrigens noch, dafs die sämtlichen vorliegenden Stücke mit Cl. Proteus Bttg. in derselben Sammelschachtel lagen, ohne dafs sich irgend ein Übergang zwischen beiden Formen nachweisen läfst. Ihre nahe Verwandtschaft aber zeigt sich in der kräftigen Lippenbildung und in dem tief gelegenen Schliefsapparat. Verbreitung: Nur auf der Insel Karpathos. 43. Clausilia cristatella K. ca. 1865. Insel Skyros, N. Sporaden (v. Oertzen), in Menge. Verbreitung: Nur auf der Insel Skyros. 51 44. Clausilia discolor Pfr. 1846. Aegina (v. Oertzenj, häufig in der flammulata Pfr. Insel Ke OS, Cykladen (v. Oertzen), sehr häufig in der var. inaequata Blanc. Nicht von Stücken aus dem Laurion - Gebirge in Attika zu unterscheiden. — Alt. 15 — 19 Va, diam. 4 — 4Va mm. Verbreitung; Mittelgriechenland. Südspitze von Attika, zum mindesten vom Keratovuni-Gebirge an nach Süden. Insel Aegina. Cykladen. Insel Keos (Tzia). M 0 r e a. Südküste von Lakonien vom Cap Kremidhi bis zum Cap Matapan und Inseln Elaphonisi und Cerigo. 45. Clausilia Dorica n. sp. 1888. (Fig. 6.) Char. Gl. Messenicam v. Mts. in mentem vocans. — T. vix rimata, ventrioso-fusi- formis, tenera, parum nitens, cinereo-albida, undique corneo strigata et nebulosa; spira conica; apex corneo-brunneus. Anfr. 10 convexiusculi, sutura impressa, albofilosa disjuncti, costulato-striati, striis capilliformibus, ultimus validius rugoso-costulatus, attenuatus, tumidulus, sulco levi bigibber, ad aperturam parum constrictus. Apert. sat magna, late ovata, intus flavescens, sinulo suberecto, rotundato; perist. continuum, solutum, modice expansum, flavido sublabiatum. Apparatus claustralis similis illi CI. Messenicae v. Mts., sed lamella infera vali- diere, sigmoidea in aperturam prosiliente, a basi intuenti haud spiraliter torta ascendente. Lunella minus profuuda, exacte dorsalis. Alt. 16—18, diam. 4V2— 4^4 mm; alt. apert. 4V4, lat. apert. SVa mm. Hab. Lidoriki in Doris, Mittelgriechenland (v. Oertzen), in mäfsiger Anzahl. Eine etwa in der Mitte zwischen CI. Messenica v. Mts. und CI. grisea Desh. stehende Art, aber mit feinen, scharfen Rippenstreifchen auch auf den mittleren Umgängen. Von ersterer überdies durch die zarte Schale und die nicht spiralig gedrehte Unterlamelle, von letzterer durch die mehr weifse, nicht ins Gelbliche ziehende Färbung und den gerundeten, nicht eckig in die Höhe gezogenen Sinulus leicht zu trennen. Abgesehen davon tritt bei CI. grisea die Subcolumellarlamelle heraus, und die Mondfalte ist unten stets mehr oder weniger gespornt. Verbreitung: Bis jetzt nur in Doris in Mittelgriechenland. 46. Clausilia grisea Desh. 1836. Parnon-Gebirge in Süd- Arkadien, Morea (v. Oertzen), nur ein Exemplar. Auffallend 7* 52 kleine Form von alt. 13, diam. SVa mm mit quadratisch-gerundeter Mündung und (wie das Stück No. 9800 des Berliner Museums) vorn unter dem Sinulus statt des Gaumenwulstes mit der Andeutung einer nach hinten obsoleten, oberen Gaumenfalte. Verbreitung: M ittelgriecbenland. Von Athen und Levsina über den Isthmus von Korinth. Morea: Im ganzen mittleren Argolis südlich mindestens bis zur Linie Epidauros- Nauplia und von hier durch Arkadien und Lakonien südlich bis Sparta und zum Parnon-Gebirge. 47. Olausilia maculosa Desh. 1836. Parnon-Gebirge in Süd- Arkadien, Morea (v. Oertzen); nur ein Stück, das an die Exemplare meiner Sammlung von Tripolitza in Arkadien (Mlle. Jos. Thiesse) erinnert, aber bauchiger und lebhafter gestriemt erscheint. Der freie Aim der gespaltenen Unterlamelle ist bei ihm etwas höher. Andre Stücke desselben Fundorts bezeichne ich als: var. immensa n. Differt a typo Attico t. duplo majore, aut albido-grisea unicolore aut corneo-strigata, anfr. 11 — 12, lunella sursum magis curvata, falciformi, lamella infera validiore, magis sigmoidea, apert. minus callide labiata. Alt. 23 V2 — 25, diam. 5^2—6 mm; alt. apert. 6, lat. apert. 4^4 mm. Hab. Parnon-Gebirge in Süd- Arkadien, Morea (v. Oertzen); ein gutes und ein verletztes Stück. Abgesehen von der Gröfse durch den weit nach hinten greifenden oberen Teil der Mondfalte und die stärker aufgewulstete, kräftiger S-förmig geschwungene Unterlamelle vom Typus nicht wesentlich verschieden. Verbreitung: Mittelgriechenland. Ganz Attika, Megaris und Boeotien, west- lich bis zur Linie Pto. Germano — Cap Gatza, südlich bis zur Linie Cap Alikaes — Pt. Prasaes. Insel Aegina. Euboea. Ganz Central-Euböa von Chalkis bis zum Cap Chersonisi. Morea. Die Landschaften Korinth, Nord- Argolis und Achaia, nordwestlich bis Patras, nach Süden überall östlich des Hauptgebirgskammes durch Achaia, Arkadien und Lakonien bis zum Cap Mälia. Insel Poros (Th. Krüper). 48. Olausilia Schuchi Rssm. 1836. var. Oertzeni n. Differt a typo Messenico t. minore, ventriosiore, spira non exserta, conico-turrita lateribus convexis, anfr. 9 — 10 undique distincte striato-costulatis , costulis 53 crebris, tenuibus, filiformibus, apert. magis circulari, lamella parallela perdistincta. — Alt. IOV2 — 14, diara. 3 — 3^4 mm. Hab. Am Zeustempel zu Olympia in Elis (v. Oertzen), wenige Stücke. Wesentlich durch die kräftige Sculptur, die weniger in die Länge gezogene Mündung und die deutliche Parallellamelle charakterisiert. Verbreitung: Eine vielgestaltige Art, die auf der Westseite von Morea vom Flufs Alpheios abwärts bis zur Insel Sapienza und in einer gröfseren Varietät (var. (9scrtr^■ Thiesse) auf der Halbinsel Mani gefunden wird. Nach Osten scheint die Art den Taygetos nirgend zu überschreiten. 49. Clausilia Liebetruti Chrp. 1852. Umgebung von Stadt Zante und Berge im westlichen Zante (v. Oertzen), in kleiner Anzahl. Eingehende Vergleiche an gröfserem Material, als mir früher zu Gebote stand, haben ergeben, dafs diese Schnecke eine Inselform der CI. Schuchi Rssm. darstellt; ob sie (wie auch Gl. incommoda Bttg.) noch Varietät zu nennen ist, oder schon als Art aufgefafst werden darf, verdient eine eingehendere Untersuchung an Ort und Stelle. Verbreitung: Nur auf der Insel Zante. 50. Clausilia incommoda Bttg. 1878. Lidoriki in Doris, Mittelgriechenland (v. Oertzen); 2 todt gesammelte Stücke. Trotz der fehlenden Färbung halte ich die vorliegenden Schalen für sichere incommoda, wozu der feine Wirbel, die rudimentäre Oberlamelle und die Form der Mündung vorzüglich passen. Gegen incommoda typ. würde nur die etwas stärker entwickelte Unterlamelle, gegen var. muraria A. Schm, die auffallende Bauchigkeit der Schale sprechen. Ich möchte die Schnecke daher als eine Zwischenform zwischen beiden auffassen. Die Streifung der Infraapical- windungen ist aber feiner und schwächer als bei beiden. — Alt. 15 — 15V2, diam. 4^4 — 5 mm. Verbreitung: Insel Zante, mit Ausschlufs der höheren Berge (typ.), Mittelgriechenland. Süd Westküste von Mittelgriechenland, östlich bis zum Oberlauf des Mornopotamo in Doris. Morea. N.W.Morea (var. muraria A. Schm.). 51. Clausilia inconstans Mouss. 1859. Zalongo bei Libochovo in Epirus (Nik. Kondmdnos), zahlreich in typischen Stücken wie auch in Übergängen zu CI. naevosa Per. var. Epirotica Mouss. Verbreitung: Nur an der Küste von Epirus von Saiadha abwärts bis zum Busen von Gomaros. 54 V. Sect. Papillifera Bttg. 52. Clausilia isahellina Pfr. 1842. Insel Angistri, halbwegs zwischen Aegina und Epidavro in Argolis (v. Oertzen), in kleiner Anzahl. Streifung sehr fein, aber etwas gröber als bei den Stücken von Aegina; oft die Andeutung einer isoliert stehenden, oberen Gaumenfalte im Winkel zwischen Lunelle und Principale. — Alt. 14 — 16, diam. SVi — 372 mm. Verbreitung: Umgebung von Chassia am Parnes (Theob. Krüper) und von Piraeus in Attika, ganz Megaris und Korinth und die Inseln Salamis (Thiesse), Aegina und Angistri. 53. Clausilia Älmae n. sp. 1888. (Tig. 7.) Char. Differt a CI. Bland v. Mts. var. Thehana v. Mts., cui simillima, t. majore, plica suturali prima longissima, secunda tertiaque haud distinctis, in maculam unicam, triangulärem, albam confusis, a CI. Josephinae Bttg. colore pallidiore et plica suturali prima distincta, longa et praecipue lamella infera intus semicirculo nullo modo aucta, sed humili et aeque spiraliter recedente discrepans. — T. ventrioso-fusiformis, pallide corneo-isabellina ; anfr. sutura parum impressa divisi; apert. rotundato-ovata, lamella infera retrorsum minus distincte bifurcata quam in CI. Thehana \ plica suturalis unica superior longissima, plicae suturales secunda et tertia in maculam triangulärem confusae; plica principalis longissima, antice in callo palatali desinens; lunella basi sat valide calcarata. Caeterum CI. Blandyd^r. Thehanae v. Mts. simillima. Alt. (1772 — )20V2, diam. 4®A mm; alt. apert. 47^, lat. apert. 4 mm. Hab. Lidoriki in Doris, Mittelgriechenland (v. Oertzen), 4 Exemplare. Durch die angegebenen Merkmale leicht und sicher von den Verwandten zu unter- scheiden. Gehört der Form der Unterlamelle nach in die unmittelbare Nähe von Thehana V. Mts., der sie sehr nahe steht, aber in der Bildung der Suturalen abweicht, die, teilweise unkenntlich und verschmolzen, mehr an den Verschlufs bei CI. Josephinae Bttg. erinnern. Verbreitung: Bis jetzt nur aus der Landschaft Doris in Mittelgriechenland. 54. Clausilia coarctata West. 1878. Bei Stadt Lamia, Phthiotis (v. Oertzen), in kleiner Anzahl. Verbreitung: Bis jetzt nur aus der Landschaft Phthiotis in Mittelgriechenland. 55. Clausilia venusta A. Schm. 1868. Lidoriki in Doris (v. Oertzen), in ziemlicher Anzahl, aber sämtlich todt gesammelt. Übereinstimmend mit Stücken aus Arachova (v. Oertzen) am Südfufs und solchen von der 55 Schlucht beim Karkaros und dem Kephalobiyse-Felsen in der Kalybia bei Agoriani (Theob. Krüper) am Nordfufs des Parnassos-Gebirges. — Alt. 20 — 23, diam. 5 — 6 mm, Nordabbang des Ossa, am Wege von Pawliani nach Lamia, Phtbiotis (v. Oertzen), ebenfalls nur in todten Exemplaren. — Alt. 2OV2— 23Vs, diam. d’A — 5 mm. Beim Dorf Stromi, Süd-Abhang des Oeta-Gebirges in Doris (von Oertzen) wenige Stücke. Übereinstimmend mit der Form von Lidoriki. — Alt. 19 — 21 V2, diam. 4^/4 — 5 mm. Verbreitung: Mittelgriecbenland. In den höheren Gebirgen Mittelgriechen- lands, speciell in ganz Lokris, Parnassis, W. Livadia und Doris. Euboea. Im Delphi-Gebirge in Central-Euboea 56. Clausüia leucorlwphe Blanc 1878. Insel Skiatbos, N. Sporaden (v. Oertzen), in mäfsiger Anzahl. Verbreitung: Nur auf der Insel Skiatbos. 57. Clausilia Clielidromia n. sp. 1888. (Fig. 8.) Cbar. Dilfert ab omnibus speciebus gregum CI. venustae k. Schm, et CI. saxicolae Vh . apparatu claustrali profundiore, distincte laterali. — T. babitu CI. clandestinae Rssm. subri- mata, fusiformis, tenuiuscula, violaceo-fusca, pruinosa; spira turrita. Anfr. 9 — 10 convexiusculi, sutura parum impressa, tenuiter albofilosa disjuncti, infraapicales aut obsolete costulato- striati (Chelidromia) aut striatuli (Skopelos), medii laevigati, ultimus deorsum attenuatus, basi compresso-gibber et leviter sulcatus, prope aperturam obsolete rugoso-striatus. Apert. circu- lari-ovata, superne angulata, perist. breviter solutum, sat expansum et refiexum, sublabiatum, Lamella supera compressa satis longa, lam. spiralis loco lam. parallelae longissima et distinc- tissima, fere ad marginem protracta, infera sigmoidea et a basi intuenti spiraliter ascendens, subcolumellaris verticaliter subemersa. Lunella angusta, lateralis, strictiuscula, superne trian- gulariter dilatata et recurva; plicae principalis et suturales distinctae nullae. Alt. (I6V2 — ) 17, diam. (4 — ) 4V2 mm; alt. apert. 4V2, lat. apert. 3^4 mm (Cheli* dromia). Alt. 19, diam. 4V2 mm (Skopelos). Hab. Auf den Inseln Chelidromia (hier etwas kleiner und bauchiger) und Skopelos, Nördliche Sporaden (hier etwas gröfser und schlanker) (v. Oertzen), von beiden Fundorten in mäfsiger Anzahl. Einerseits erinnert die ohne nähere Verwandte dastehende Art an CI. leucorhaphe Blanc von Skiatbos, die in Mundform, Gestalt der Mondfalte und der vorgezogenen, der Nabt parallel laufenden Spirallamelle manches Ähnliche hat, aber schon in der höheren Unter- 56 lamelle und der dorsalen Mondfalte stark abweicht, andererseits — und auch in der Gröfse und Totalgestalt — gemahnt sie an Cl. clandestina Rssm. aus Thessalien, die aber in der Form der Lunelle, der Gröfse der Oberlamelle, dem Fehlen der Spirallamelle und dem ver- dickten Peristom ebenfalls recht erheblich verschieden ist. 58. GlausiUa Negropontina Pfr. 1849. Umgebung von Aliveri, S. Euboea (v. Oertzen), 4 Stücke. Ausgezeichnet hier durch das Auftreten einer feinen Principalfalte, die von der Mondfalte ausgehend etwa den halben Raum zwischen Lunelle und Peristom durchzieht. — Alt. 13V2— 15 mm. Verbreitung: Mittelgriechenland. Karababa gegenüber Chalkis und Berg Makolesso (ebenfalls nahe dem alten Aulis) in Boeotien. Euboea. Centraleuboea , vorläufig nördlich nur bis zur Linie Kastelaes- H.Sophia, südlich bis zur Linie Vyro-Pt.Murtaria. 59. GlausiUa saxicola Pfr. 1848. Berge Turkovuni bei Athen, Mittelgriechenland (v. Oertzen), in Masse. Constant sehr kleine Form von alt, 13 — 15, diam. 37^ — 372 mm. Verbreitung: Nordgriechenland. Peliongebirge in S. 0. Thessalien (var. Thes- sala Bttg.). Euboea: Delphigebirge in Central-Euboea (var. strangoUa West.). Mittelgriechenland. In allen Gebirgen Attikas und Boeotiens nordwestlich bis zur Linie Pto.Germano-Theben-Chalkis, südwestlich bis zur Linie Pto.Germano-Megara und südöstlich bis zum Pentelikon- und Hymettos-Gebirge inclusive (typ. und vars. vespertina West., 7-uhicunda K. und suturalis K.). VI. Sect. Alinda H. & A. Ad. 60. GlausiUa denticulata (Oliv.) 1801. Bei Marathokampos in W. Samos (v. Oertzen). Typische Form, in Anzahl. Diese und die Form der Insel Nikaria dürften in der That dem Typus der Art, den Olivier von Chios erhielt, der seitdem aber nicht wiedergefunden zu sein scheint, am nächsten stehen. Die Hauptcharaktere desselben mögen daher sein: Gl. denticulata Oliv, typ. T. fusiformis, castaneo-brunnea, spira modice producta, late- ribus ad apicem subconcavis, anfr. 12 — 13, ultimo ad sinulum magis compresso, apert. pro- tracta, distincte soluta, rhombico-piriformis, sinulo valde erecto. — Alt. 16—1772, diam. 37^—4 mm (W. Samos). 57 Insel Nikaria (v. Oertzen), in Anzahl, in zwei Varietäten, der selteneren var. Spratti Bttg. und der häufigeren var. Nicaria n. Die var. Spratti von Nikaria unterscheidet sich vom Tj’pus der Varietät aus Kos (Proc. Zool. Soc. London 1883 p. 341) nur durch das reichliche und constante Auftreten von Fältchen auch am linken Mundsaum. — Alt. 1872—19, diam. 372 — 3^4 mm. — Die var. Nicaria ist weit kleiner und schlanker, dunkel olivenfarben und infolge ihrer fast erloschenen Streifung ölglänzend. Sie mag folgende Charakteristik erhalten: var. Nicaria n. T. minor, gracilis, olivacea, nitens, spira turrita, anfr. 1272 — 1472 obsolete costulato-striati, medii saepe fere glabri, apert. breviter protracta, caeterura typica. — Alt. 14 — 18, diam. 37^ mm. Hab. Insel Nikaria (v. Oertzen), in Anzahl; Dorf Evdilos auf Nikaria (v. Oertzen), ein Stück. Insel Nisyros, S. Sporaden (v. Oertzen), in mäfsiger Anzahl in der var. Spratti 'Rüg. Etwas kleiner als der Typus von var. Spratti aus Kos, aber in weitaus den meisten Fällen wie diese ohne jede Fältelung des linken Mundsaumes; bei ganz alten Stücken manchmal auch hier 3 — 5 schwache Knötchen. — Alt. 15—1772, diam. 37^ mm. Küste von Karien gegenüber der Insel Kalymnos (v. Oertzen). Ein todt gesammeltes Stück der var. Spratti Bttg. Typisch, linker Mundrand ohne Zähnelung. Berg Kowari auf Andres (v. Oertzen), in mäfsiger Anzahl in der var. Erheri Frfld. — Alt. 1672 — 20, diam. mm. Dorf P hei OS auf Andres (v. Oertzen), vier Stücke der var. Frfld. — Alt 15 — 17, diam. 37^—4 mm. Diese var. Erheri Frfld. mag so charakterisiert werden; var. Erheri Frfld. T. clavata, pallidior, olivacea, spira turrita lateribus saepe distincte convexis, apert. distincte latior, fere circulari-piriformis, perist. magis appressum. — Ins. Tinos et Andres. Verbreitung; Kleinasien. Küste von Karien gegenüber Kalymnos. S. Sporaden. Inseln Chios, Nikaria, Samos, Kos (var. Spratti Bttg.) und Nisyros. Cyk laden. Inseln Andres und Tinos. VII. Sect. Jdyla v. Vest. 61. Glausilia Thessalonica Rssm. 1839. Südabhang des Veluchi-Gebirges bei Karpenisi, Aetolien (Theob. Krüper), vier Exemplare der var. crassilahris Bttg. von alt. 17 — 21, diam. 37* — 474 mm. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVI. 8 58 Korax-Gebirge oberhalb Musinitza, Phokis (v. Oertzen), zahlreich in der var. crassilabris Bttg. Mundsaum lebhaft gelbbraun. Alt. 14V2 — 16, diam. SVa — 3^4 mm. Südabhang des Oeta-Gebirges beim Dorf Stromi, Doris (v. Oertzen). Ein Stück derselben Varietät von alt. 17, diam. 4 mm. 1 St. südlich von Dystos, S. Euboea (v. Oertzen). Wenige Stücke der var. Euboica Bttg. von alt. 14Va, diam. 3^4 mm. Berg Ocha bei Karystos, S. Euboea (v. Oertzen). Ein schlechtes Stück derselben Varietät. Gelblich olivenfarben, etwas ölglänzend, mittlere Umgänge weniger scharf gerippt, Unterlamelle wie bei typischer var. Euboica vorn vom Peristom nicht durch einen Einschnitt abgesetzt, aber Mundsaum ganz ohne Falten (letzteres sicher nur ein Charakter der Jugend !). — Alt. I4V2, diam. 3®/4 mm. Verbreitung: Kleinasien. Um Brussa (Mus. Petersburg) ; Prinzeninseln (var. .^:»retaK.). Balkanhalbinsel. Europäische Seite der Dardanellen (var. s^reta K.). Makedonien. Nordgriechenland. Ganz Thessalien östlich des 20® 0. Länge Paris und bei Letochori im makedonischen Olymp (Theob. Krüper). Mittelgriechenland. In den ^Gebirgen der Landschaften Phthiotis, Parnassis und Aetolien. Euboea. In den Gebirgen von ganz Euboea (var. Euboica Bttg.). VIII. Sect. Oligoptychia Bttg. 62. Glausilia Sporadica n. sp. 1888. (Fig. 9.) / Char. Peraff. Gl. Rothi Pfr. insulae Thermiae, sed magis ventrioso-fusiformis, corneo- flavescens vel fulvida, nec pallide cinnamomea, nitens, spira regulariter turrita, anfr. 9— IOV2 minus convexis, sutura minus profunda disjunctis, distincte celerius accrescentibus, mediis obsoletius costulatis, ultimo bicristato, cristis magis inter se distantibus, apert. rotun- dato-rhombica, basi distinctius bicanaliculata, peristomate crassiusculo, albo. Caeterum simillima. Alt. 11 V2 — 14, diam. 3 — 3V4 mm; alt. apert. 3, lat. apert. 2V2 mm. Hab. Auf der Insel Giura, Nördliche Sporaden (v. Oertzen), in kleiner Anzahl. Diese Form läfst sich vielleicht als eine stark umgebildete Gl. eustropha Bttg. (von der Insel Skiathos) auffassen, die selbst wieder nur eine Inselform der Gl. bicristata Rssm. dar- stellt, ähnlich wie Gl. Rothi Pfr. als eine bereits constant gewordene Inselform der Gl. Kephissiae Roth zu betrachten sein wird. Verbreitung: Nur auf der Insel Giura, N. Sporaden. 59 63. Glausilia hicristata Rssm. 1839. Insel Skopelos (v. Oertzen), drei schlechte Exemplare der var. tetragonostoma Pfr. Ununterscheidbar von kleinen Stücken der f. Volensis'Qiig. aus Phitoki hei Volo in Thessalien. — Alt. 15 — I6V2, diam. 3V4— 3V2 mm. Bei Stura, S. Euboea (v. Oertzen), in ziemlicher Anzahl in der var. tetragonostoma Pfr. Diese Form ist kleiner und schlanker als der Typus der Varietät vom Delphi-Gebirge, die Streifung ist etwas stärker, das Peristom innen ringsum oft mit kleinen Knötchen und Fältchen besetzt. — Alt. 15 V2 — 17 V2, diam. 3V2 — 4 mm. Bei Karystos, S. Euboea (v. Oertzen), in mäfsiger Anzahl in der var. tetragonostoma P. Ganz übereinstimmend mit typischen Stücken, aber auch auf den Mittelwindungen mehr oder weniger deutlich gestreift. — Alt. 18 — 20 V2, diam. 4— 4V2 mm. Bei Karystos, S. Euboea (v. Oertzen), ein Stück der var. canaliculata Pfr. Typisch, die weifse Naht deutlicher als gewöhnlich. — Alt. 15, diam. 4 mm. .Verbreitung: Balkanhalbinsel. S. Makedonien. Nordgriechenland. In den Gebirgen von ganz Thessalien (in vielen Varietäten). Nördliche Sporaden. Inseln Skiathos (var. eustropha Bttg.) und Skopelos (var. tetragonostoma Pfr.). Euboea. In den Gebirgen von ganz Euboea (in vielen Varietäten). Mittelgriechenland. Parnassos-Gebirge in Phokis (var. tetragonostoma) und in den Gebirgen von ganz Lokris südlich bis zur Ebene des Kephissos. 64. Glausilia KepMssiae Roth 1856. Insel Ke OS (Tzia), Cykladen (v. Oertzen), zahlreich in der var. Pikermiana Roth. Bei Dystos, S. Euboea (v. Oertzen), in mäfsiger Anzahl in der var. Pikermiana 'Roi'h. Wie bei der typischen Pikermiana in der Abbildung Küsters ist der ganze Mundsaum innen (wie bei der Form der Gl. hicristata Rssm. von Stura auf Euboea) mit feinen Knötchen und Fältchen besetzt. — Alt. 15 — 16, diam. 37^ — 372 mm. Dieser erste sichere Nachweis einer Varietät von Gl. KepMssiae Roth auf Euböa macht es in sehr hohem Grade wahrscheinlich, dafs auch KepMssiae zum Kreise der Gl. hicristata Rssm. als blofse Varietät gehört; sie ist offenbar nicht viel mehr als eine im Allgemeinen mehr südlich wohnende Abschwächung derselben. Verbreitung: Euboea. Bis jetzt nur bei Dystos in S. Euboea (var. Pikermiana). Mittelgriechenland. Im ganzen östlichen Mittelgriechenland, also in ganz Attika, Megaris und Böotien, westlich mindestens bis zum Westabhang des Zagora-Gebirges (Helikon) 8* 60 und nördlich bis zum Laufe des Kephissos (mehrere Varietäten). Die Form aus der Um- gebung von Livadia (v. Oertzen) steht genau in der Mitte zwischen CI. Kephissiae und Gl. hicristata. Cykladen. Insel Keos (var. Pikermiana). Morea. In den Gebirgen von Argolis (var. crisiicollis West.). 65. Clausilia hicolor Pfr. 1846. Bei Karystos, S. Euboea (v. Oertzen), 5 Stücke. Kleiner als auf Andres, heller, mehr braungelb, das Knötchen im Gaumen unter dem Sinulus kräftiger entwickelt. — Alt. 13 V2 — 15 V2, diam. S'A — 3V2 mm. Bei Stadt Andres auf Andres (v. Oertzen), 5 Stücke. Ich habe in Proc. Zool. Soc. London 1883 p. 342 nachweisen können, dafs die Oligo- ptychie von Thermia zu Gl. Rothi Pfr. gehört; meine in 22.123. Bericht Offenbach. Ver. f. Naturk. 1883 p. 187 aufgestellte Gl. hicolor P. var. Thermia mufs demnach ganz eingezogen werden. Thermia ist der einzige sicher beglaubigte Fundort für Gl. Botin P., wie Andres und S. Euboea bis jetzt alleinige Fundorte für Gl. hicolor P. sind. Verbreitung: Euboea. Karystos und Umgebung in S. Euboea. Cykladen. Insel Andres. B. Systematische iind geographische Wechselbeziehungen. Dafs geographische Schlufsfolgerungen, welche auf ein blofses Schalenmaterial hin in den folgenden Zeilen gezogen werden sollen, Berücksichtigung, ja nicht geringen Wert bean- spruchen dürfen, mag Manchem überraschend dünken. Und doch ist es so. Ad. Schmidt ’s alter Ausspruch, dafs „mit testaceologischen Spitzfindigkeiten wichtige organische Unterschiede Hand in Hand zu gehen pflegen, die sich stets auch an den Weichteilen nachweisen lassen“, hat seitdem hundertfache Bestätigung gefunden. Wenn nun auch grade für die Gattung Glausilia anatomische Untersuchungen noch sehr im Rückstände sind, so weifs ich doch z. B. aus brieflichen Mitteilungen Herrn Fr. Wi egman n’s, dafs dieser Satz auch hier im vollsten Mafse gilt. Ich darf, trotzdem dafs Wiegmann seine auf anatomischer Grundlage aufgebaute Systematik von Glausilia noch nicht veröffentlicht hat, auch nicht verschweigen, dafs er im Grofsen und Ganzen meiner testaceologischen linearen Anordnung der Clausilien seine Zu- stimmung gibt, wenn er auch, diese systematische Anordnung in Ringform gedacht, den 61 Hauptschnitt, welcher Anfang und Ende trennt, zwischen zwei andere Gruppen zu legen gezwungen ist, als ich es auf rein testaceologische Erwägungen hin vorgeschlagen habe. Dafs aber wirklich eine blofse Schalenähnlichkeit auch für weitere Schlüsse Wert hat, läfst sich am besten aus Funden beweisen, die sich erst nach Aufstellung meines Systems ergeben haben. So war es mir speciell neuerdings eine besondere Genugthuung, in der braunen, papillierten Gl. Numidica Let., die unzweifelhafte Anklänge an die sicilische Delima mcerta Ben. aufweist, einen Vertreter der sonst violet- oder weifsblauen Section Mauritanica zu erkennen, der meine mehrfach angezweifelte Einfügung dieser Gruppe in die Gefolgschaft von Delima aufs Glänzendste rechtfertigt. Andererseits aber darf nicht in Abrede gestellt werden, dafs nur die Berücksichtigung aller systematischen Momente und ein scharfes Ab- wägen derselben gegen einander Sicherheit vor Täuschungen gibt, und dafs es durchaus falsch wäre, nach einem einzigen Kennzeichen hin Gruppen aufzustellen und daraus Schlüsse zu ziehen. So viel zur Eechtfertigung geographischer, rein aus der Systematik gezogene^ Schlufsfolgerungen. Keine Gattung der Landschnecken aber eignet sich zu solchen theoretischen Betrach- tungen besser als das Genus Clausilia. Nicht blos die Gehäuseform, die wechselnde Anzahl der zahlreichen Windungen, die Sculptur und Färbung der Schale fällt bei ihm ins Gewicht — das alles gilt für die Gattungen Helix und Buliminus ebenso gut — , sondern der com- plicierte Schliefsapparat mit seinen zahlreichen Lamellen und Falten und dem der Gattung- eigentümlichen Schliefsdeckel, Einrichtungen, welche sämtlich nach Lage und Form überaus verschieden ausgebildet sein können. Ähnliches, wenn auch nicht ganz Übereinstimmendes, zeigt nur noch die Gattung Pupa im weiteren Sinne, aber bei dieser ist die infolge der Kleinheit des Gehäuses und auf Grund der Lebensweise überaus leichte Verschleppung und Übertragung ein Mangel, der diese Kosmopoliten zu theoretischen Erörterungen weniger brauchbar macht. Von besonderem Glück haben wir auch zu reden, dafs sich die Schule der Herrn Bourguignat und Genossen noch nicht über die griechisch-kleinasiatischen Clausilien her- gemacht hat; nur die jungvulkanische Insel Santorin konnte neuerdings dem Schicksal nicht entgehen, von Herrn Letourneux mit drei neuen Albinarien {CI. Therana, Nomichosi und Coronae), die ich sämtlich für leichte Variationen und Krüppelformen der auf Santorin längst bekannten CI. caerulea halte, bedacht zu werden. Die Bo urguign at’sche Schule hat durch den Mangel an eingehender Vergleichung mit den bekannten, nächstverwandten Formen, durch die unsystematische Art, mit der unwichtige Charaktere hervorgehoben, 62 ■wicMige übersehen werden, namentlich aber durch die gänzliche Verkennung des historischen Speciesbegriffs in vielen Gruppen der palaearctischen Land- und Süfswasserconchylien ein solches Chaos und einen solch’ öden Schwulst von Namen geschaffen, dafs selbst der Einge- weihte ratlos vor der Menge des tollen Unsinns steht, der sich als ernste Wissenschaft aus- gibt, und der als Grundlage zu jeder darauf zu stützenden Hypothese vollkommen wertlos und unbrauchbar erscheint. Die Tiergeographie geht dabei nicht hlos ganz leer aus, sondern sie wird auch noch durch eine Fülle neuer Namen für altbekannte Dinge in die Irre geführt. Die Vertreter der Gattung Clausilia sind in weitaus den meisten Fällen hartnäckige Ansiedler auf der ihnen angewiesenen Scholle. Abgesehen davon, dafs ganze Gruppen nur insoweit in das Binnenland eindringen, als die Seeluft noch ihren Einflufs geltend macht, gibt es ganze Sectionen, die streng an kalkige Gesteine gebunden zu sein scheinen. Ihr geringes Lokomotionsvermögen verhindert sie, über weitere Flächen auszugreifen; ein Flufs, eine lehmige, ihr Kalkgebiet umgebende Ebene bildet in vielen Fällen schon eine unüber- schreitbare Schranke für ihre Verbreitung. Das unfreiwillige üeberschreiten selbst von kleinen Gewässern ist für sie mit den gröfsten Schwierigkeiten verbunden. Man sollte denken, dafs das mit festem, papierartigem Epiphragma verklebte, lufthaltige und daher schwimmfähige Gehäuse einer zur heifsen Sommerzeit gesammelten Albinarie ein kräftiges Schutzmittel gegen das Eindringen von Wasser sein und die Schnecke befähigen könnte, einen ansehnlichen Wasserfaden heil zu überschwimmen. Aber das ist nicht der Fall. Der pergamentartige Aufsendeckel bewährt sich zwar als ein sehr vorzügliches Schutzmittel gegen die austrock- nende Einwirkung der glühenden Sommerluft, aber, in Wasser gebracht, löst er sich merk- würdig schnell an der Peripherie der Schalenmündung ab, die Schnecke sinkt hilflos unter und quillt rasch zu einer unförmlichen Masse auf. Ein directer Wasser- oder gar Meeres-, transport ist somit nach meinen Versuchen absolut ausgeschlossen. Bleibt also nur zufällige Verschleppung, und diese ist denn auch bei der Unzahl der meist vorhandenen Individuen in vielen Fällen zweifellos eingetreten. Immerhin aber sind die Aussichten, sich schnell ein grofses Verbreitungsgebiet zu erobern, grade bei dieser Gattung die denkbar ungünstigsten. So kommt es, dafs wir darauf geführt werden. Formen, die an weit entfernt gelegenen Ört- lichkeiten — etwa in höheren Gebirgen — Vorkommen, als sichere Beste einer ursprünglich gröfseren Verbreitung aufzufassen, ja dafs wir aus ähnlichen Beobachtungen das Alter gewisser Arten erschliefsen können. Um ein besonders auffälliges Beispiel zu geben , sehen wir auf Euboea Gl. bicristata, Thessalonica, venusta, saxicola, Verwandte der sericaXa P. in den Gebirgen, Gl. maculosa, Negropontina u. a. mehr im Hügellande auftreten. Die ersteren 63 Arten aber finden sich sämtlich, z. T. in ununterscheidbaren Varietäten, im Parnassosgebirge in Mittelgriechenlaud, die letzteren im attischen Hügelland wieder. Die Clausilienfauna ist hier also zweifellos älter als die Abtrennung der Insel Euboea vom griechischen Festland. Leider gibt uns die Palaeontologie für das Alter und die Abstammung der griechisch- kleinasiatischen Arten bis jetzt nicht die geringste Andeutung. Die einzige mit Reserve auf Älbinaria bezogene, aus dem Ober-Eocaen von Buxweiler i. Eis. stammende Art CI. crenata Sndbgr. hat sich als eine Palaeostoa (vergl. Andreae, Abh. Geol. Spec. Karte Elsass-Lothr. Bd. 2, Heft 3, Strafsburg 1884 S. 49) ergeben. Immerhin dürfen wir aber daraus noch nicht voreilig den Schlufs ziehen, als ob die jetzige reiche Clausilienfauna Griechenlands und Klein- asiens deshalb allerneuesten Datums sein müsse. Wenden wir uns nun zur Betrachtung der einzelnen Gruppen, so finden wir in der Organisation des Gehäuses derselben meist so scharfe Kriterien, dafs ein Kenner viel weniger leicht im Zweifel sein wird, ob eine Art zu Papillifera oder Delima, zu ATbinaria oder OUgoptycMa gehört, als wenn er aufgefordert wird, gewisse Helices oder Buliminenformen desselben Gebiets in landläufige Sectionen unterzubringen. Die Systematik aber zeigt in überraschender Weise, dafs diese Schalenähnlichkeiten Hand in Hand gehen mit geographischen Beziehungen. Allen griechischen Clausilieu gemeinsam ist, vielleicht mit Ausnahme der in Hellas artenarmen und ausschliesslich auf den Norden von Griechenland angewiesenen Sectionen Alopia, AgatJiylla und Delima, ein fast hermetischer Verschlnfs des Schliefsapparats oder der Mündung. Die mehr oder weniger lang andauernde Sommerhitze zwingt zu solchen Vor- kehrungen. Während aber Älbinaria sich wesentlich durch ein papierartiges Epiphragma, das sich der Mündung wie dem unterliegenden Felsen oder Pflanzenstengel aufs Innigste an- schmiegt, in der heifsen Jahreszeit schützt, verkapseln sich Papillifera und Oligoptychia durch ein überaus eng abschliefsendes Clausilium. Alinda und Idyla zeigen neben einem gut pas- senden Schliefsapparat auch noch Falten rings um die Mündung, welche die Öffnung der- selben einzuengen den Zweck haben. Über die Section Alopia, die in den siebenbürgisch-wallachischen Grenzgebirgen eine so überraschende Formenmannichfaltigkeit entwickelt, brauche ich wenig zu sagen. Die ein- zige griechische Art Gl. Guicciardii ist ein weit südlich vorgeschobener, ganz isolierter Vor- posten dieser zeitlich alten und, wie ich früher nachgewiesen habe, aus den unter- und mittelmiocaenen Eualopien hervorgegangenen Section. Die Section Delima reicht aus ihrem dalmatischen Centrum nur mit zwei Arten südlich bis nach Griechenland hinein ; aber die eine derselben. Gl. stigmatica, ist hier noch sehr weit 64 verbreitet. Diese Art scheint an das Waldgebirge gebunden und ändert in der Ausbildung der Mondfaltenrudimente und der Form der Unterlamelle derartig ab, dass die vielfach ver- suchte Trennung in mehrere Species unmöglich wird. Art und Weise des Vorkommens, In- constanz der Schalencharaktere und Möglichkeit weiter Verschleppung unter Baumrinde erinnern bei ihr ganz an unsere heimische Glausiliastra laminata. Über die wenigen nordgriechischen Agathyllen, CI. inchoata aus Epirus und albicosta Bttg. aus dem makedonischen Olymp enthalte ich mich eines Urteils; sie scheinen beide etwas aberrante Formen der im wesentlichen auf Dalmatien beschränkten Section zu sein. Die Section Älbinaria dagegen ist eine eminent griechische und in ihrer Tracht wie in ihrer Verbreitung höchst eigenartig. Weisse Gehäusefarbe herrscht bei allen auf Kalk-, Kreide- und Marmorfelsen wohnenden Arten vor ; aber dieser weifse, oft glänzende Überzug ist meist ganz dünn und lagert nur als feine Oberschicht über einer satt roth- oder schwarzbraunen Schale. Die Mündung ist innen meist ebenfalls dunkelbraun gefärbt, das Tier glänzend schwarz. Ähn- * liches finden wir bei Buliminus fasciolatus Oliv., zebra Oliv, und bei vielen griechischen Xerophilen. Physikalisch sind diese Farben leicht zu erklären. Die weifse Färbung und der Glanz des Schalenüberzuges schützt vor allzu hoher Erwärmung der sorgsam angeklebteu Schnecke, die schwarze Farbe des Tieres dagegen vermag bei kühlerem und feuchterem Wetter doch wieder die gröfstmögliche Anzahl von Wärmestrahlen zu absorbieren. Der Pigmentreichtum aber, der infolge der erwähnten Schutzfärbung des Tieres auch seinen Aus- scheidungen auhaftet, kann immerhin in den mittleren und tieferen Schichten der Schale zu einer für das Leben der Schnecke gefahrlosen Ablagerung gelangen. Gewisse Albinaria-'^i^^m sind in hohem Grade für die Insel Greta charakteristisch, die überhaupt nur Vertreter von Älbinaria in ihrer reichen Clausilienfauna kennt. Das gilt vor Allem von den Sippen der CI. Byzantina., striata, Hippolyti, Moreletiana, corrugata, Le- rosiensis und Olivieri. Ihre Verbreitungsbezirke sind, wie wir oben gehört haben, nicht grofs und nirgends sprungweise verteilt oder stark in einander geschachtelt. Von Westen nach Osten lösen sich die zahlreichen Arten ab, manche lokaler, manche universeller ver- breitet, keine einzige aber, deren Gebiet von Westen nach Osten den ganzen Raum der langgestreckten Insel durchmifst. Nicht die hohen, von Westen nach Osten ziehenden Ge- birgskämme aber bilden im Allgemeinen die Trennungslinien füs die einzelnen Arten, sondern ihre Grenzen fallen, wie wir oben auseinandergesetzt haben, durchweg mit den Längengraden zusammen. Für die cretischen Albinarien sind also die Berge Centren der Verbreitung, die Ebenen Hemmnisse derselben. Doch möge auch hier gleich auf einzelne unerklärte Schwierig- 65 keiten in der Verbreitung bingewiesen werden. So ist die kleinasiatiscbe Gl. AnatoUca gewils der CL Byzantina aus West-Creta nahe verwandt, beide aber sind durch weite Räume, die von weniger nahe verwandten Formen eingenommen werden, von einander getrennt. Noch schwieriger zu erklären ist das häufige Auftreten der Gl. teres einerseits in Central- und Ost- Creta und namentlich auf den kleinen Küsteninseln daselbst, andererseits aber — mit gänz- licher Überspringung der zwischenliegenden Karpathos-Gruppe — auf der Insel Chalki der Süd-Sporaden. Dafs aber die Insel Greta als ein Centralpunkt für eine ganze Anzahl von Sippen der ^Z^räaWa-Gruppe gelten darf, der ihre Entwicklung in hohem Grade begünstigt hat, mufs ohne Weiteres eingeräumt werden. Fast alle zahlreichen Arten der Sippe der Gl. Byzantina (mit zwei Ausnahmen) und viele der Sippe der Gl. Lerosiensis., alle der Sippen der GL striata, Hvppolyti, Moreletiana, Maltzani Bttg., corrugata und torticollis Oliv, sind Greta eigentümlich. Dagegen hat die Insel keine einzige mit dem Festland von Morea, ja nicht einmal eine mit der Insel Cerigo gemeinsame Form. Eine Verbindung Gretas mit dem griechischen Festlande hat somit gemäfs der Verteilung der Mollusken in nachtertiärer Zeit sicherlich nicht bestanden. Mit anderen W^orten: Die Clausilienfauna Creta’s einerseits und die Morea’s andererseits sind sicher jünger als der Einbruch, resp. die Entstehung der Meeresstrafse westlich von Candia. Anders gestalten sich die Beziehungen zum Osten. Hier kommen auf der Karpathosgruppe Anklänge und identische Arten sowol mit Clausilien von Greta als mit solchen der Rhodosgruppe und des kleinasiatischen Festlandes in erheblicher Anzahl vor, und es entsteht nun die Frage: Sollen wir uns einen Theil — und welchen — der cretischen Arten nach Osten gewandert denken? Oder, welcher Bruchteil ist von Asien aus auf der Wanderung nach Westen bis nach Greta gekommen? Der Augenschein spricht dafür, dafs die Species der Byzantina-‘^\^^^o,, also GL AnatoUca [Roth und petrosa P. von Greta nach Osten ausgestrahlt sind, dafs dagegen die Arten der OAvferf-Sippe Gl. teres, Olivieri, turrita P. und eumeces von Osten nach Westen einwanderten. Die Formen der Xerosfewsfs-Sippe, die wol gleichviel Vertreter auf Greta, wie auf den Süd-Sporaden aufzuweisen hat, mögen jetzt ihr Gentrum etwa auf der Karpathos-Gruppe haben, sind aber ursprünglich wohl sicher an der kleinasiatischen Küste zu Hause gewesen. Wenn wir annehmen, dafs Arten da, wo sie in reichster Formenmannichfaltigkeit und Individuenzahl auftreten, als endogen zu betrachten sind, so trifft das z. B. bei der Byzantina-'&\'g^& auf West-Greta zu ; verschweigen dürfen wir aber nicht, dafs auch der umgekehrte Fall wohl möglich ist, dafs nämlich eine Art, plötzlich in günstige territoriale Lage und concurrenzlose Nahrungsverhältnisse versetzt, Anlafs zu einer ganzen Anzahl von neuen Variationen, Abarten und jetzt gefestigten Arten gegeben Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVI. 9 66 haben kann, die heute der so entstandenen Formengruppe das Gepräge uralten Eingesessen- seins aufgedrückt haben. Im letzteren, immerhin weniger wahrscheinlichen Falle müfsten dann auch die Arten Gretas aus der Byzantina-^\])^Q als alte Einwanderer aus Kleinasien angesehen werden. Die Albinariensippen der CI. Mgibbosa und caerulea sind als kleinasiatisch zu betrachten; erstere und ihre näheren Verwandten beschränken sich auf das Festland, letztere sind be- sonders auf den Küsteninseln in hohem Grade charakteristisch. Von den Verwandten der Gl. caerulea hat Gl. brevicolUs eine ziemlich festgeschlossene Verbreitung von Kasos bis zur kleinasiatischen Küste, dagegen ist Gl. caerulea mit ihrer Sculpturvarietät Milleri P. sehr weit nach Westen hin in die Cykladen eingewandert und reicht von den kleinasiatischen Küsteninseln westlich zum mindesten bis Syra und Santorin. Wir finden bei dieser Art also eine ganz analoge Verbreitung und nahezu parallel laufende Einwanderung, wie wir sie für die Reptilien Agama stellio und Vipera EupTiratica nachweisen konnten. Bei der Schwie- rigkeit, mit der die Einwanderung einer Älbinaria-kxt auf eine Insel stattzufinden pflegt, und bei der Möglichkeit, dafs dieselbe Art von der ursprünglichen oder von einer dritten benach- barten Insel in einem wesentlich späteren Zeitpunkt zum zweiten Male einwandern konnte, ist eine Besiedelnng mit zwei Varietäten oder Subspecies derselben Urart auf einer — selbst einer ganz kleinen — Insel durchaus kein Ding der Unmöglichkeit. So glaube ich z. B. bereits endgültig nachgewiesen zu haben (Mon. Albinaria S. 130), dafs Gl. Amorgia Bttg. und Gl. caerulea., die beide sicher denselben Stammvater besitzen, jetzt als distinkte, wenn auch sehr nahe verwandte „Arten" neben einander auf der Insel Amorgo leben. Ebenso sind Gl. Anaphiensis Bttg. und Freytagi als direkte Nachkommen der Gl. caerulea zu bezeichnen, die sich freilich schon mehr von dieser ihrer Stammform zu entfernen Zeit hatten. Auf der Insel Anaphi lebt Gl. Anaphiensis jetzt ohne neuere Einwanderung von caerulea, auf West- Samos dagegen Gl. Freytagi, die von der Caerulea-Form der benachbarten Insel Nikaria ab- stammen dürfte, mit einer ächten Gl. caerulea, die auf Ost-Samos einen lokal sehr ein- geschränkten Wohnsitz behauptet. Von der für Central- und Ost-Greta besonders bezeichnenden und in viele, auch lokal gut abgegrenzte Varietäten zerfallenden Gl. corrugata dürften einige der Arten der Lerosiensis- Sippe abzuleiten sein, so Gl. Spratti und Idaea^. Die beiden letzteren, wie auch Gl. Draha- Idsi, clara, praedara u. a. scheinen durch ihre Dünnschaligkeit und die häufigen Lehmüber- züge ihrer Schalen sich als Hügel- oder Ebenenformen auszuweisen; alle haben eine eigen- tümlich rissige Mikroskulptur, an der Fremdkörper besonders fest haften bleiben, und deren 67 hervorragende Schönheit daher meist durch die sie verbergende Schmutzkruste maskiert wird. Keine einzige dieser Arten überschreitet nach Westen das centrale Greta. In der sich anschliefsenden OZ7i;7e?-7-Sippe, deren Entstehung auf den Osten, vermutlich auf die kleinasiatische Küste nächst Rhodos, weist, von der aber Vertreter einerseits bis Centralcreta, andererseits über Milo hinaus bis zu den westlichsten Cykladeninseln Keos und Makronision reichen, konnte oben (S. 45) wahrscheinlich gemacht werden, dafs eine Varietät der Gl. CarpatMa von der Insel Armathia als Stammvater der CI. privigna Bttg. von den Sofrana-Inseln zu gelten hat. Ob CI. eumeces von turrita P. oder turrita von eumeces ab- stammt, bleibt unentschieden ; mir scheint der erstere Fall der bei weitem wahrscheinlichere. Für die Sippe der Gl. munda, die sich wesentlich an die Küste von Kleinasien hält, weifs ich keine besonders wichtigen neuen Daten beizubringen; immerhin haben die von Oertzen’schen Funde auch die Verbreitungsbezirke der CI. munda, Chia, Proteus, unicolor und cristatella in mancher Beziehung erweitert und geklärt. Die Sippe der Gl. discolor hat ihre Hauptverbreitung auf Cerigo und in Morea, dts- color selbst geht östlich bis Keos und Cerigo, Grayana P. ist auf Cerigo beschränkt. Die Abhängigkeit Cerigo’s von Morea springt in die Augen, während Beziehungen Cerigo’s zu Greta, wie wir oben gesehen haben, in der Clausilienfauna beider Inseln fehlen. Die zwischen Cerigo und Greta gelegene Insel Cerigotto ist leider noch unerforscht. Die Albinariensippe der Gl. maculosa endlich ist im Wesentlichen auf Morea und Mittelgriechenland beschränkt, sendet aber auch Ausläufer auf die südlicheren ionischen Inseln. * Zu beachten ist, dafs bei einigen Arten derselben, wie z. B. bei Gl. grisea, maculosa und Scliuclii, das centrale Gebirge von Morea eine scharfe von Norden nach Süden ziehende Scheidewand für die Verbreitung derselben bildet, dafs aber auch hier, wie auf Greta, die Artgrenzeu vielfach mit den Längengraden zusammenfallen. Auch in dieser Sippe konnten einige Inselformen, wie die auf Zante lebenden Gl. Liebetruti und incommoda (s. oben S. 53), als directe Nachkommen der Festlandform Gl. SchucM nachgewiesen werden. Die Section Papillifera, in hohem Grade charakteristisch für die Ebene und das Hügel- gebiet namentlich Mittelgriechenlands und Euboeas, ist ausgezeichnet durch gelbe bis schwarz- braune Färbung der Schale , die oft bläulich bereift ist , durch schwache Sculptureu, häufiges Fehlen der Prinzipalfalte und einen besonders künstlich gebildeten, hermetischen Schliefsapparat. Während Euboea sich auch darin als jüngst erst abgetrennte Festlandsinsel erweist, dafs sie eine erhebliche Anzahl von Arten dieser Section beherbergt, sind es nur wenige der Nord-Sporaden, wie Skiathos, Skopelos und Ghelidromia, welche gleichfalls Papilli- 9* 68 feren, aber eine jede nur in einer Art, besitzen. Grofs ist darum die Wabrscheinlicbkeit, dafs die genannten Inseln ungefähr derselben Zeit, in der die Abtrennung der Insel Euboea vom Festland erfolgte,, ihre Entstehung verdanken. Die Section AUnda, deren wenige Vertreter auch bei uns weite und sehr eigentüm- liche Verbreitung aufweisen, ist durch CI. denticulata überaus merkwürdig vertreten. Das Gebiet derselben reicht nämlich von Kleinasien und den Küsteninseln nach Westen querüber bis zu den Cykladeninseln Andres und Tinos; die Art hat also denselben ost-westlichen Weg gemacht, wie die in der Lebensweise so wesentlich abweichende, felsliebende CI. caerulea. Die Section Idyla zieht in der CL Thessalonica von Brussa in Kleinasien den Küsten der europäischen Türkei und Makedoniens entlang bis Nord- und Mittelgriechenland und lebt endlich auch auf ganz Euboea. Die Cykladen hat sie als eine ausgesprochene Form des Wald- gebirges nicht erreichen können. Was endlich die Section OHgoptychia anlangt, so waren die näheren Verwandten der CL Ucristata bis vor Kurzem auf Mittelgriechenland, einige der Nord-Sporaden, Euboea und die nächstgelegenen Cykladen Andros und Thermia beschränkt. Noch scheint das Vor- kommen einer Art {CL Amaliae Bttg.) bei Adana in Kleinasien nicht über allen Zweifel erhaben zu sein, Herr von Oertzen hat den bekannten Fundorten noch die Inseln Giura, Nord-Sporaden, für CL Sporadica, Skopelos , Nord-Sporaden, für CL Ucristata und Keos, Cykladen, für CL KepMssiae hinzufügen können. Die geographische Verbreitung dieser Section ist somit eine sehr ähnliche wie die der Section Papillifera, aber ihre Expansions- fähigkeit war doch — vermutlich infolge der gröfseren Häufigkeit ihrer Individuen — stärker als bei dieser, da sie noch auf einige der nächstgelegenen Cykladen überzusetzen im Stande war. Fassen wir nun das Hauptresultat unserer, wie wir gerne einräumen wollen, einseitigen Betrachtungen zusammen, so ergibt sich, dafs sämtliche Clausilienarten der Nord-Sporaden Reliktformen oder Überläufer aus Thessalien darstellen, dafs die Gesamtfauna Euboeas eine typisch mittelgriechische ist, wie wir das ja auch für die Kriechtiere dieser Insel feststellen konnten, und dafs die Cykladen nur wenige Arten von Westen, aber die weitestverbreiteten Species sämtlich von Osten erhalten haben. Creta steht auch in seiner Clausilienfauna nahezu isoliert, hat von seiner Umgebung gar nichts oder überaus wenig angenommen und Colonien seiner niederen Tierwelt nur nach Osten, kaum nach Norden, nicht nach Westen oder Süden ausgeschickt. Die Beziehungen Cretas zu Kleinasien sind leicht zu erweisen, wenn auch nicht sehr beträchtlich, die Verwandtschaft mit den Cykladen ist sehr gering, der Austausch mit Morea war zu allen Zeiten gleich Null. Ab]i(üulL d.Scuckcnh. naturf' Gcsellsch . Taf! Bocltger O Ad -twr. lith Anst V Wotjo-a Mnic Froaihfvin / ClaiisiUa wchiuda BUcj. 2. ('I.Fvcytcuji Btig. 5. CI. Oertxeni Btfg. eunK’ci’s Bllg. .3. CI. Proteus Bttfj. O.CJ.Dorica Btig. 7. Cl.Alinae Bitg. S Ct.Chclulromiu BUg. .0. Cl. Sgorudtc« Bflcj- 1 geb. 28. üctober 1831 in Herrnhut gest. 21. November 1888 in Kronförstchen bei Bautzen. Die Lepidopteren-Fauna der Insel Portorico. Von H. B. M ö s c li 1 e r. Zum Druck vorbereitet durch M. Saalmüller. Mit d e in Bildnisse des Verfassers und einer Tafel. H eiT H. B. Möschler hatte meine Vermittelung in Anspruch genommen, seine Be- arbeitung der Lepidopteren-Fauna von Portorico in den Abhandlungen der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft erscheinen zu lassen, wo auch zwei seiner früheren Arbeiten: „Beiträge zur Schmetterlings -Fauna von Jamaica“ 1886 und „Beiträge zur Schmetterlings- Fauna von der Goldküste“ 1887 bereits veröffentlicht sind. Von mir aufgefordert, das Manu- skript einzusenden, erhielt ich statt dessen die betrübende Trauerbotschaft von seinem Hin- scheiden. Infolge eines Briefwechsels mit den Hinterbliebenen wurde mir das Schriftstück übermittelt. Es war der Hauptsache nach fertig gestellt ; formell brauchten nur die Nachträge eingeschaltet , die offen gelassene Numerierung vorgenommen , einige Citate eingetragen und die Register angefertigt zu werden. An einigen Stellen mufsten Sätze ausgeführt, die nur durch Bemerkungen angedeutet waren, und kleinere Änderungen vorgenommen werden, welche jedoch meist durch eine Bemerkung gerechtfertigt sind. Leider war von dem Verfasser eine Zusammenstellung der abzubildenden Arten für eine resp. zwei Tafeln nicht mehr gemacht worden, und der Text enthielt dafür keinerlei An- deutung. Durch gütige Vermittelung des Herrn Dr. H. Dewitz in Berlin erhielt ich das ihm zu Gebote stehende Material, welches allerdings nur der kleinere Teil des gesamten bear- beiteten ist, zugeschickt; aus diesem wählte ich die Stücke nur für eine Tafel aus, da die Zahl der zum Abbilden geeigneten auch hier noch sehr zusammenschmolz. Abhandl. d. Senckenb. uaturf. Ges. Bd. XVI. 10 70 Obgleich mir augenblicklich nur wenig Zeit für die Herausgabe der interessanten Arbeit verbleibt, so glaube ich doch dieselbe nicht von mir weisen zu dürfen, um so mehr als ich dadurch das Andenken an unseren unvergesslichen Freund, den bis an sein frühes Ende eifrigst thätigen Entomologen, zu ehren hoffe. Die Senckenbergische naturforschende Gesellschaft hat sich zur besonderen Würdigung des allgemein bekannten tüchtigen Forschers gern bereit finden lassen, seiner Arbeit das vorauf- gehende Bildnis beizufügen, welches mir von der Familie als aus dem Jahre 1888 her- rührend zugesandt worden ist. Bockenheim- Frankfurt a. M. , Juni 1889. M. Saalmüller. Durch Vermittelung von Herrn Dr. Dewitz erhielt ich im Anfang des vorigen Jahres die von Herrn Konsul C. Krug in Berlin während eines 25jährigen Aufenthaltes auf Porto- rico gesammelten Noctuiden, Geometriden und Microlepidopteren behufs deren Bearbeitung für meine Sammlung geschenkt, und benutze ich diese Gelegenheit, um Herrn Krug auch hier öffentlich für seine Liberalität zu danken. Herr Krug hat mit dem gröfsten Eifer wäh- rend seines langen Aufenthaltes auf jener Insel alle dortigen Naturprodukte gesammelt und die einzelnen Sammlungen nach seiner Bückkehr nach Deutschland an verschiedene Autoren behufs der Bearbeitung überlassen. Von den Schmetterlingen erhielt das Berliner Museum die Tagfalter, Schwärmer und Spinner, sowie die Dubletten der übrigen Familien, und Herr Dr. Dewitz hat eine Aufzählung der drei erstgenannten Abteilungen in der Stettiner Entomologischen Zeitung, Jahrgang 38 p. 233 — 245, (1877J und in den Mitteilungen des Münchener Entomo- logischen Vereins, Jahrgang 1 p. 91 — 96 (1877), gegeben. Der genannte Herr war so freund- lich zu gestatten, dafs ich der Vollständigkeit wegen die von ihm bearbeiteten Arten in meine Arbeit mit aufnehmen konnte, und ich hoffe nun ein ziemlich vollständiges Bild der Schmetterlings-Fauna von Portorico geben zu können. Eine Anzahl Bombyciden, welche sich unter den in meinen Besitz gekommenen Arten befand, habe ich eingeschaltet. Was nun die in meinen Besitz gekommene Sammlung anbelangt, so war der gröfsere Teil der Arten durch Herrich-Schäffer und Gundlach bestimmt; bei einigen wenigen Arten waren die Bestimmungen allerdings entschieden unrichtig. Die Tiere waren durch die lange Zeit , seit welcher sie gesammelt waren , nicht frischer geworden , und einzelne zart gefärbte oder gezeichnete Arten , besonders Spanner und Mikros , mufste ich aus diesem Grunde von der Bearbeitung leider ausschliefsen ; im ganzen waren aber die Exemplare gut präpariert und sauber gehalten ; nur der gröfste Teil der Tineiden war ungespannt auf Papierstreifchen 1 geklebt und aus diesem Grunde absolut unbrauchbar. Jede Art war mit einer Nummer ver- sehen, welche ich hinter der fortlaufenden Nummer meines Verzeichnisses beigesetzt habe. Manche gleiche Arten waren unter verschiedenen Nummern in der Sammlung; in einzelnen Fällen fand auch das Gegenteil statt, und verschiedene Arten waren unter gleicher Nummer vereinigt. 10* 72 Es schien mir nicht unnütz, ein kurzes Bild der physikalischen Beschaffenheit der Insel und Notizen über die Tier- und Pflanzenwelt zu geben , und auf mein Ersuchen war Herr Krug so freundlich, mir das betreffende sehr ausführliche von ihm verfafste Manuskript zu übersenden, aus welchem ich das Erforderliche entnommen habe. Die hei meiner Arbeit be- nutzten lepidopterologischen Werke habe ich namentlich aufgeführt; aufserdem stand mir noch die reiche Sammlung meines Ereundes Dr. Staudinger zu Gebote, und Herr Dr. Dewitz sandte mir die von Herrn Krug dem Berliner Museum übergebenen Dubletten zur Vergleichung, sowie auch die Herren A. G. Butler, W. J. Kirby in London, und besonders mein verehrter Freund P. C. T. Sn eilen in Rotterdam sich bemühten, mir für unbekannte Arten sichere Bestimmungen zu verschaffen oder mich mit einschlagender Litte- ratur zu versorgen, was auch von Herrn J. Schilde in Bautzen in liberalster Weise geschah. Allen diesen Herren spreche ich hiermit für ihre Gefälligkeit meinen besten Dank aus. Meine bei Beginn der Arbeit gehegte Hoffnung, dafs die Schmetterlinge Portorico’s mit wenig Ausnahmen mit denen Cuba’s und Jamaica’s identisch sein würden , hat sich aller- dings nicht erfüllt. Wenn auch die Rhopaloceren nicht allzu viel Arten zählen, welche Cuba fehlen und die Sphingiden ausnahmslos auch auf jener Insel Vorkommen , so stellt sich doch bei den übrigen Abteilungen das Verhältnis ganz anders, und es scheint mir unbestreitbare Thatsache zu sein, dafs jede der gröfseren westindischen Inseln eine ziemliche Anzahl ihnen eigentümlicher Arten besitzt, welche den andern fehlen. So erscheint in meiner Arbeit eine grofse Anzahl neuer Arten. Möglich ist es freilich, dafs einige derselben sich trotz aller darauf verwendeten Zeit und Mühe später als Synonymen schon bekannter Arten heraussteilen werden ; grofs dürfte deren Anzahl aber kaum sein, Wer sich jemals mit der Bestimmung kleinerer exotischer Heteroceren beschäftigt hat, wird wissen, wie schwierig es ist, sichere Bestim- mungen zu erhalten und sich das überall zerstreute litterarische Material zu verschaffen. Als ich vor Jahren meine Arbeit über die Lepidopteren Surinam’s begann , sandte ich vorher alle mir unbekannten Noctuen an Guende selbst; aber die gröfsere Hälfte derselben war auch ihm unbekannt. Von den Eulen und Spannern Portorico’s habe ich ca. 70 mir fremde Arten in kolorierten Abbildungen an Herrn Kirby gesandt; derselbe hat sich die dankens- werte Mühe genommen, die Bilder mit der Sammlung des British Museum zu vergleichen; aber nur eine einzige Art konnte sicher bestimmt werden , alle übrigen fehlten dem Museum. Die Phycideen habe ich sämtlich an Herrn Ragonot zum Bestimmen gesandt und hielt es für nützlich, diesen ersten Kenner dieser schwierigen Familie zu ersuchen, etwaige neue Arten zu publizieren; ich habe dann von diesen Arten noch deutsche Beschreibungen gegeben. 73 Herr Ragonot hat mit der gröfsten Liebenswürdigkeit meinen Wunsch erfüllt. Was die Werke, welche speziell westindische Lepidopteren behandeln, anbelangt, so sind mir von sol- chen aufser den Arbeiten von Dewitz nur die von Poey, Sagra, Herrich-Schäffer und Gun d lach über cubanische Lepidopteren und Arbeiten von Grote und Sn eilen in verschiedenen Zeitschriften bekannt; über Arten, welche auf Jamaica fliegen, habe ich selbst vor einigen Jahren eine leider sehr unvollständige Arbeit geliefert. Sagra’s Werk ist mir nie zu Gesicht gekommen; von Poey sah ich nur den ersten Band der „Memorias sobre la Historia natural de la Isla de Cuba^', welcher aber fast nur Arten der Gattung Eurema Hb. enthält. Gundlach’s Werk, „Contribucion a la Entomologia Cubana“, welches 1881 erschien, konnte ich durch Herrn Dr. Dewitz’s Gefälligkeit während der Dauer meiner Arbeit be- nutzen und möchte dasfelbe hier etwas ausführlicher erwähnen. Das in spanischer Sprache geschriebene Buch bildet einen stattlichen Band von 445 Seiten in grofs Octav, Register und Druckfehlerverzeichnis ungerechnet. In der Hauptsache lehnt es sich ganz an H er rieh - Schäffer’s: „Die Schmetterlinge der Insel Cuba“ an und reicht auch wie diese nur bis zum Schlufs der Pyraliden, nur einzelne in jenem Werk fehlende Arten aufführend. Auch die von Herrich-Schäffer angenommene Reihenfolge ist beibehalten, wie denn auch die in dessen Arbeit ausgelassenen Deltoidengattungen , welche im Rippenverlauf von den übrigen Eulen keinen Unterschied zeigen, z. B. Hypena u. s. w. fehlen und ebenso die von Herrich- Schäffer unbenannt gelassenen Gattungen ohne Namen geblieben sind. Von letzteren kommen auch einige auf Portorico vor, und es blieb mir nichts übrig, als denselben Namen zu geben. In den meisten Fällen hat Gundlach die aufgeführten Arten beschrieben, auch, wenn ihm die früheren Stände bekannt waren , deren Beschreibung und Futterpflanzen der Raupe beigefügt. Letzteres habe ich in meiner Arbeit nach Gundlach’s Angaben ebenfalls gethan, da ich vermute, dafs beide Inseln wohl viele ihnen gemeinsame Pflanzengattungen aufweisen und die Nahrungspflanzen der beiden angehörenden Raupen wohl in den meisten Fällen die gleichen sein werden. Wo also in meiner Arbeit eine Futterpflanze ge- nannt ist, bezieht sich diese Angabe auf Cuba. Auch das Vaterland seiner Arten giebt Gundlach genau an, und da er zweimal längere Zeit in Portorico gesammelt hat, so war es mir möglich, aus seinen Angaben das Vorkommen einiger von Herrn Krug nicht gefun- dener Arten auf Portorico zu konstatieren. Guende’s Werke hat Gundlach nicht einsehen können; er citiert zwar diesen Autor bei allen betreffenden Arten, setzt aber die von Guenee der Art zugeteilte Nummer nur dann bei, wenn Herrich-Schäffer dies in seinen „Schmetterlingen der Insel Cuba“ gethan; ja, da er Guende’s Werk nicht kennt, macht er 74 auch dieselben Fehler wie Herrich-Schäffer und schreibt z B. Aqroiis Incivis Guen. statt Incisa Guen. Gundlach’s Werk ist entschieden eine sehr wertvolle Arbeit, und wer der spanischen Sprache genügend mächtig ist, wird in dem Buche viel des Interessanten finden. Herrich-Schäffer’s „Die Schmetterlinge der Insel Cuba“ erschienen in dem Correspondenz- blatt des zoologisch-mineralogischen Vereins in Piegensburg in den Jahren 1864 — 1871 , also 10—17 Jahre früher als Gundlach’s Werk. Der Verfasser führte in demselben alle die Arten auf, welche er nach und nach in natürlichen Exemplaren von Dr. Gundlach erhielt, mit Ausnahme von 200 Arten Microlepidopteren und einer Anzahl Deltoiden. Aufser den Notizen über cubanische Arten enthält die Arbeit auch eine analytische Tabelle der Syntomiden- Gattungen, welche von der in seinem Hauptwerk gegebenen etwas abweicht, und den Anfang einer solchen Tabelle der Noctuiden-Gattungen, welche aber nur 32 Gattungen, meist Deltoiden, umfafst und wie so manche andere Arbeit des berühmten Autors unvollendet geblieben ist. Die vielen neuen Arten, welche Herrich-Schäffer aufgeführt hat, sind leider meist nur sehr kurz und oft ganz ungenügend beschrieben. Existieren ähnliche Arten, welche dem Autor bekannt waren, so werden gewöhnlich nur die Unterschiede von denselben angegeben, und kennt man jene nicht, so ist es dann oft unmöglich, die betreffende cubanische Art mit Sicherheit zu bestimmen. In vielen I'ällen habe ich daher solche Arten nochmals genau be- schrieben und dies auch dann gethan, wenn es sich um Guenee’s und Walker’s Arten handelte, die ja meist auch sehr kurz und oft ungenügend beschrieben sind. Die von Her- rich-Schäffer angewendete Kürze in vergleichenden Beschreibungen ist gewifs da am Platz, wo es sich um allgemein bekannte Arten als Vergleichsmaterial handelt; dies ist aber bei den so sehr vernachlässigten kleineren exotischen Heteroceren nicht der Fall, und bei den- selben bleibt, sollen dieselben erkannt werden, nichts übrig, als gute Abbildungen oder ganz genaue Beschreibungen zu geben. Grote’s Arbeiten über Cubaner sind in den Proceedings of the Entomological Society of Philadelphia 1865 enthalten und umfassen Notes of Cuban Sphingidae und Notes of the Bombycidae of Cuba. Herrich-Schäffer hat einige Gattungen und Arten der letzteren unter verschiedenen Namen beschrieben, welche allerdings, als ein Jahr später publiziert, den Grote’schen Namen zu weichen haben. In dem Verzeichnisse, welches ich von den von Cuba und Portorico bekannt gewordenen Arten gebe, habe ich für diese Arten Grote’s Namen angenommen und die von Herrich-Schäffer gegebenen beigefügt. Sn eilen publizierte in der Tijdschrift voor Entomologie, XVIL, 1774, unter dem Titel „Opgave der Geometrina en Pyralidina in Nieuw-Grenada en op St. Thomas en Jamaica“ die von Baron von Nolcken 75 in jenen Gegenden gefundenen Arten der betreffenden Abteilungen; eine Anzahl derselben fanden sich auch auf Portorico. Was die Citate und die Vaterlandsangaben anbelangt, so habe ich dieselben bei den von mir bearbeiteten Abteilungen so genau als möglich gegeben und dieselben mit einzelnen Ausnahmen mit den betreffenden Werken verglichen. So lange wir keine Fortsetzung des vorzüglichen Kataloges von Kirby besitzen, ist ein Aufsuchen von Citaten bei den exotischen Heteroceren mit so viel Mühe verbunden, dafs ich glaube, durch meine Zusammenstellung der- selben der Wissenschaft einen kleinen Dienst erwiesen zu haben. Bei den angeführten Vater- landsangaben habe ich stets den betreffenden Autor angeführt; wo dies nicht geschehen ist, besitze ich selbst die Art aus der genannten Gegend, und ich habe diese Angaben stets an das Ende gestellt. Was die systematische Anordnung anbelangt, so habe ich mich im all- gemeinen an die von Herrich-Schäffer und Gundlach in ihren Arbeiten über cuba- nische Lepidopteren angenommene gehalten. Die Insel Puerto Rico, gewöhnlich, doch nicht von den spanisch sprechenden Nationen, Portorico genannt, gehört zu den gröfseren Inseln Westindiens und wurde von Columbus auf seiner zweiten Reise nach Amerika am 16. November 1493 entdeckt und San Juan Bautista genannt; bei den Eingebornen hiefs sie Boriquen oder Boriuquen, ein Name, welcher sich nur noch im nordöstlichen Vorgebirge, dem Cabo Boriquen oder Bruquen, erhalten hat. In der ersten Zeit hiefs die Insel bei den Spaniern nur St. Juan und wird auch in den offiziellen Dokumenten und Manuskripten bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts so bezeichnet. Ponce de Leon entdeckte auf der Nordküste der Insel einen schönen Hafen, der durch eine Insel gegen die Nordwinde geschützt ist, und dieser Hafen wurde „Puerto Rico“, d. h. „reicher Hafen", genannt, welchen Namen jetzt die ganze Insel führt. Die früheren, jetzt ganz ausgestorbenen Einwohner der Insel scheinen einer schwäch- lichen, wenig energischen Rasse angehört zu haben. Nach der ersten offiziellen Zählung im Jahre 1865 lebten auf Portorico 44 863 Menschen, von denen 5037 Sklaven waren; im Jahre 1880 war diese Zahl auf 754,313 gestiegen, nämlich 429,473 Weifse und 324,840 Farbige, und zwar von beiden fast gleich viel Männer und Frauen. Nachkommen der ursprünglichen Einwohner der Insel lassen sich nicht mehr nachweisen ; die einzigen Spuren derselben findet man in einigen rohen Zeichnungen in Höhlen und an Felswänden und in einer Anzahl sehr gut, meist aus Serpentin oder Marmor gemeifselter Götzenbilder, Beilen, Lanzenspitzen, auch einigen Reibesteinen, ferner in Scherben von mit Zierraten versehenen Töpfen und Schalen, sowie Figuren aus rotem, stark gebranntem Thon. 76 Auch steinerne grofse schlangenförmige Hals- oder Leibringe, deren Bestimmung oder Bedeutung noch immer ein Rätsel ist, und die sich bei keinem andern Volksstamme ge- funden haben, rühren von jenen Ureinwohnern her. Die jetzige Bevölkerung besteht aus Weifsen, Farbigen und Schwarzen. Erstere sind zum gröfsten Teil Spanier, im übrigen Deutsche, Engländer, Dänen, Nordamerikaner, Italiener und Franzosen und deren un vermischte Nachkommen. Die Farbigen sind Mischlinge der Weifsen und Mulatten- oder Negerfrauen. Die Schwarzen sind die noch unvermischten ein- geführten Neger und deren Nachkommen, welche meistens bis 1873 noch Sklaven waren. Portorico liegt zwischen 65° 37' und 67° 16' westlicher Länge von Greenwich und zwischen 17° 55' und 18° 28' nördlicher Breite. Die Insel hat, verhältnismäfsig kleine Küsten- vorsprünge und Einbuchtungen nicht berücksichtigt, die Form eines langgestreckten Recht- ecks, dessen längere Seiten von Westen nach Osten auf ungefähr 170 und die kürzeren von Norden nach Süden auf ziemlich 50 Kilometer Länge angegeben werden. Der Flächeninhalt ist nicht ganz 10000 Quadratkilometer. Eine Gebirgskette, die von der äufsersten nordöst- lichen Spitze der Insel in dem aus steilen Klippen und zahlreichen Felsenriffen bestehenden „Cabezas de San Juan“ (Köpfe des heil. Johannes) genannten Vorgebirge ihren Anfang nimmt, zieht sich durch die ganze Insel, deren Längsrichtung im ganzen folgend. Sie wendet sich von dem genannten Vorgebirge zuerst nach Südwest und erreicht bald in der Sierra Luquillo in deren Gipfel, dem sogenannten „Junque“ (Ambofs), den höchsten Punkt der Insel. Dieser soll 1520 Meter hoch sein, und man will sogar auf diesem und anderen Bergen Schnee ge- sehen haben. Die Sierra de Luquillo sendet einen »starken Ausläufer nach Osten, der den Namen Sierra de Naquabo führt, wendet sich aber in ihrer Hauptmasse nach Westen und bildet die Sierra de Juncos. Bei Jurabo durchbricht der grofse, nach Norden fliefsende Rio Loiza die Kette; westlich von diesem Flufs steigen die Berge wieder bis 500 Meter empor und verzweigen sich in zahlreichen Ausläufern , von denen die bedeutendsten sich nach Süd und Südost wenden. Angestellte Messungen ergaben Höhen von 513, 678 und 775 Meter über dem Meeresspiegel. Die Kalkberge von Capey treten an der südöstlichen Küste bis unmittelbar an das Meer und bilden das Cap „Mala Pascua“ (schlechter Spafs, böses Fest); der Hauptgebirgszug verfolgt aber nördlich von Capey aus, doch unter vielfacher Verzwei- gung, eine westliche Richtung und verliert sich auf der Westseite der Insel in mehrere Aus- läufer, von denen der bedeutendste im Nordwesten der Insel das Vorgebirge Borinquen bildet. Westlich von Cidra erreicht das Gebirge in seinen hervorragendsten Spitzen folgende Höhen : zwischen Sabana del Palmas und Baranquitas 689 Meter, zwischen Baranquitas und Aybonito 77 749 Meter; doch soll die sogenannte „Torre“ (Turm) bei Aybonito 1000 — 1300 Meter hoch sein. Ein Punkt oberhalb Adjuntas ist 700 Meter, bei Penuelas 900 Meter. Südlich von Penuelas tritt der sogenannte „Pehon^^ (grofser Felsen) an der Südküste zwischen Ponce und Guyanilla bis an das Meer und bildet eine 101 Meter hohe, steil in die See fallende Kalkwand. Auch die Murilla bei Cabuogo an der Südwestküste bilden einen abschüssigen felsigen Strand; ein niedriger Hügelzug nördlich von Mayaguez endet im Meere in vielfach zerrissenen Fels- blöcken und Riffen. Noch weiter nördlich bespült die See die Klippen eines andern westlichen Ausläufers. Im Süden fallen die Gebirge meist schroff ab, während die Abflachung im Norden sehr allmählich und durch viele Vorberge, Plateaus, Hügel und Flufsthäler vermittelt wird. Ein ähnlicher Unterschied findet sich zwischen der Ost- und Westküste; auf ersterer sind die Gebirge weit näher und höher und die Abhänge steiler, während auf der Westküste eine mehr allmähliche Abflachung stattfindet. Allerdings ist das Gebirge die Wasserscheide zwischen Nord und Süd; aber die meisten der grofsen Flüsse, die auf der Nordseite münden, wie der Rio de Loyza, La Plata und Arecibo, entspringen ziemlich nahe der Südküste auf den Nordabhängen des Gebirges und suchen sich in zahllosen Windungen ihren Weg nach der nördlichen Ebene. Auch die grofsen Flüsse auf der Westküste haben ihren Ursprung tief im Innern der Insel und sind ebenso wie die der Nordküste das ganze Jahr hindurch auf beträchtliche Entfernungen von ihrer Mündung schiffbar. Dagegen haben sämtliche im Süden und Osten mündende Flüsse einen kurzen Lauf und sind so wasserarm, dafs die meisten das Meer gar nicht erreichen. Der Kern des Gebirges gehört wahrscheinlich der mesozoischen Form an, im Centrum und im westlichen Teile derselben erscheinen grofse Massen von weifsem und grünlichweifsem Feldspat, schwarzgrüner Hornblende, Serpentin und anderen vulkanischen Konglomeraten, im östlichen Teil besteht der Untergrund aus Granit und Syenit. An den Abhängen finden sich nach Ost und Süd manchmal sehr kompakter Sandstein, Quarz, hin und wieder auch Kalkstein- bildungen. Nach Norden und Westen herrscht mehr der Kalkstein vor, welcher vielfach mit eisenhaltigem Gestein gemengt ist; auch findet sich zuweilen Sandstein in grofsen Blöcken freiliegend. In der Nähe von Luquillo und Naguabo auf der Ostküste und bei Mayaguez finden sich hin und wieder kleine Felsbildungen, die auf ältere, wahrscheinlich paläzoische Formation schliefsen lassen. Abhandl. d. Senckenb. iiaturf Ges. Bd,,.XV. 11 78 Der breite Gürtel nördlich, der schmälere südlich von diesem hervortretenden Gerippe der Insel, ebenso der Küstenstrich im Osten und die Abflachungen nach Westen bis zum Meere, mit allen ihren Fels- und Hügelbildungen, Ebenen und Flufsthälern gehören der Tertiärformation an, und zwar meistens dem Miocen und Pliocen. Ihre Bestandteile sind hauptsächlich Kalkgebilde, Thon, Mergel und Lehm, gemischt mit dem verwitterten und von den Flüssen angeschwemmten Gestein der Gebirge; fast überall findet sich eine starke Humusschicht. Kohlensaurer Kalk fehlt fast gänzlich. In den reichen und fruchtbaren Ebenen der Insel findet sich eine starke Beimischung von Eisen und in den Flufsthälern eine über- reiche Humusschicht. An vielen Stellen findet sich Eisenoxydul in Körnern auf der Oberfläche, auf den Hügeln fette rote Thonerde. In der Sierra de Nagua und bei Corozal hat man Kupfererze gefunden, die sehr reichhaltig sein sollen; bei Juncos finden sich Eisenerze; in der Nähe von üticado und Moca sind Kohlenlager. Auch Blei, Quecksilber, Magnesium und Bismut soll gefunden sein. Gold findet sich in Körnern und Blättchen im Flufssande im Distrikt Luquillo und Arozal. In der Sierra de Naguabo, auch bei Rio Pudra und an anderen Orten findet sich sehr guter Marmor. Die sich findenden Versteinerungen gehören vielleicht alle noch jetzt existierenden Arten an. An einigen Orten fand Dr. Stahl noch perfekte Petrefakten und dann zwei Meilen davon dieselben Schneckentiere erst teilweis versteinert. In den Bergen finden sich mehrere Höhlen, einige davon von grofser Ausdehnung; fast alle enthalten zahlreiche Stalaktiten und Stal- akmiten. Da die Insel auf den hohen Bergen im Innern noch stark bewaldet ist, so hat sie einen grofsen Reichtum an Wasser; es giebt 39 Flüsse, die mit Ausnahme derer, welche an der Südküste münden, das ganze Jahr hindurch voll Wasser sind. Auf der Nordseite und im Südwesten giebt es eine Anzahl Lagunen. Im Süden ist das Meeresufer teilweis so flach, dafs das Wasser in ausgedehnte natürliche Bassins tritt, welche zur Gewinnung von Seesalz benutzt werden, da das Wasser in der trocknen Jahreszeit unter dem Einflufs der glühenden Sonne und des heifsen Windes schnell verdunstet. Die herrschenden Winde sind die Passatwinde; in der Nähe der Küste fühlt man aber wenig von denselben, da die Insel so zu sagen ihren eigenen Wind hat. Bis 9 Uhr mor- gens ist es fast immer windstill ; dann weht der Wind bis gegen 3 oder 4 Uhr nachmittags, und von 6 bis 8 Uhr abends weht eine starke Landbrise. Diese Erscheinung ist bei normaler Witterung durchaus regelmäfsig. Die Strömung der See geht von Ost nach West; sie ist nicht sehr bedeutend, da die kleinen Antillen die Wirkung der Äquatorialströmung ab- 79 schwächen; doch scheint an der Ostküste ein Abschwemmen des Landes stattzufinden, wäh- rend sich an der Westseite das gerade Gegenteil mit Sicherheit nachweisen lässt. I Eine Kegen- und eine trockne Zeit zeigen sich am regelmäfsigsten auf dem westlichen Teil der Insel. Zwischen Ende April und Mitte Mai tritt das erste Gewitter auf ; gewöhnlich entladet sich dasselbe unter strömendem Regen am frühen Nachmittag, und um 4 oder 5 Uhr ist der Himmel wieder vollkommen klar. Diese Erscheinung wiederholt sich fast täglich bis Mitte Juni, wo dann gewöhnlich 6 bis 8 Tage trocknes Wetter eintritt; dann kommen fast alle Tage wieder die starken Gewitter am Nachmittag mit wolkenbruchähnlichen Regen- güssen. Wenn nicht, was aber selten vorkommt, ein Orkan die Insel trifft, ist das Wetter zu den übrigen Tageszeiten und in der Nacht immer schön. Vom Beginn der Regenzeit an, unbeschadet der nächtlich eintretenden Abkühlung, steigt die Temperatur stetig bis August und September; dann fängt sie wieder langsam an zu fallen, und der Regen läfst nach. Von Oktober bis März ist die trockne Jahreszeit, wo nur etwa drei- bis viermal monatlich ein kleiner Regenschauer bei heftigem Nordwind fällt. Anders verhält es sich auf der Nord- küste, wo die regelmäfsige trockne Jahreszeit eigentlich fehlt, da vier bis fünf auf einander folgende völlig regenfreie Tage zu den Ausnahmen gehören. Dagegen sind dort in der nassen Jahreszeit die Regen nicht so regelmäfsig, sondern bleiben oft mehrere Tage hinter einander ganz aus. In der Ost- und Südzone ist es dagegen fast das ganze Jahr hindurch trocken, und leiden diese Distrikte oft schrecklich unter der Dürre. Die hohen Berge lassen die von den Nord- und Passatwinden getriebenen Wolkenmassen nicht herüber, die Regenmassen ent- laden sich auf den Nordabhängen und im Centrum, und selbst wenn einmal auf der Südseite ein tüchtiger Regen fällt, so haben die Sonne und der glühende Südwind in wenigen Tagen die Feuchtigkeit wieder aufgesaugt. Im Süden und Osten der Insel sind deshalb die Plan- tagen mit grofsartigen Rieselanlagen versehen. Man entnimmt den Flüssen, ehe sie aus den Bergen heraustreten, das Wasser, und infolge dessen sind auf dieser ganzen Küste die Flufs- hetten im Thale gewöhnlich wasserleer. Meteorologische Beobachtungen werden nur auf dem Regierungsobservatorium in San Juan angestellt und sind also nur für die Nordküste mafsgebend. Nach denselben betrug der Gesamtregenfall in sechs auf einander folgenden Jahren 9,929 Meter. Der monatliche Regen- fall in dieser Zeit variierte von 0,398 bis 0,010 Meter, die gröfste an einem Tage gefallene Regenmenge war 0,123 Meter. Die Temperatur in San Juan während dieser sechs Jahre stellte sich im Schatten von 17,20*’ C. bis 38, 20** C. Die gröfste Hitze war 59,20*’ C.; die mittlere Temperatur war 26,95*’ C. 11* 80 Ulbeda giebt folgende Temperaturmessungen an: Durchschitt für Monat Sep- Monat Januar : tember : höchste Temperatur in der Sonne . . , . 40,25o C., 41, 80« C., 32,20« „ 35,80« „ 20,60« „ 23,00« „ im Schatten . . . . niedrigste Temperatur im Schatten . . . mittlere „ „ „ . . . Ledru giebt die Temperatur im Schatten von 11 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmit- tags auf 28—29« R. , also ungefähr 35,50« C., an und sagt, dafs sie zuweilen an bedeckten Tagen bei starkem Nordwind zu derselben Zeit auf 26, ja 24« R., also auf 32,50 und 30« C. falle. Des Nachts ging das Thermometer gewöhnlich auf 16 — 17 «R., also auf 20 — 21,50« C., herunter, falle aber bei Regen mit kaltem Nordwind auf 15« R. = 18« C. Herr Krug hat sich während seines mehr als zwanzigjährigen Aufenthalts auf der Westseite der Insel in Mayaguez, die gröfste Hitze im Schatten, in einem grofsen, hohen, gewölbten Raum mit 36,50« C., und die gröfste Kälte in einem ganz abnormen Falle, nach dem grofsen Orkan vom 29. Oktober 1867, mit 15,75« C. notiert. Sonst hat er das Thermo- meter selten unter 19« C. gesehen. Die östlichen Nachbarinseln St. Thomas und St. Croix haben eine mittlere Temperatur von 27,02« C. A. P. Ledru hatte 1810 am Schlüsse seines Werkes über die Expedition des Kapitain N. Baudin im Jahre 1797 auch einen beschreibenden Katalog der von Portorico mit- gebrachten und dem Museum zu Paris übergebenen zoologischen Sammlung publiziert. Leider ist derselbe aber durchaus nicht zuverlässig, da viele Tiere in demselben aufgeführt sind, die gar nicht auf Portorico gesammelt sein können und wohl aus Versehen in die Sammlung gekommen sind; auch ist diese Arbeit keine streng wissenschaftliche, und das Material derselben scheint ebenso wie die Herbarien dieser Expedition zum gröfsten Teil verloren ge- gangen zu sein. Im Jahre 1835 sammelte C. Moritz auf der Insel eine Anzahl Insekten, Landschnecken u. s. w., dann B. F. Blanner ebenfalls Schnecken, Taylor in den vierziger Jahren und Dr. Hartlaub, 1847, beschrieben einige Vögel. H. Bryant, publizierte 1866 eine Liste von 41 auf der Insel gesammelten und von ihm bestimmten Vögeln, und dieser Katalog wurde 1869 durch Prof. Sundevall, der die ihm von J. Hjalmarson aus Arecibo eingeschickten Vogelbälge bestimmte, auf 90 Arten gebracht. Die Fauna von Portorico. 81 Herr Konsul Krug hatte sich in den sechziger Jahren in Mayaguez eine Insektensamm- lung angelegt, deren Bestimmung ihm aber wegen Mangel der genügenden Fachkenntnisse und der erforderlichen Litteratur viele Schwierigkeiten machte. Nachdem er mit dem be- kannten, durch seine Erforschung der Fauna Cuba’s berühmten Dr. Gun dl ach bekannt geworden , bewog er diesen , auch auf Portorico zu sammeln , und letzterer that dies in den Jahren 1873 und 1875, wo er sich im ganzen IV2 Jahr auf der Insel aufhielt und viele wertvolle Beobachtungen machte. Das gesammelte Material bearbeitete Dr. Gun dl ach teils selbst, teils übergab er es dem Zoologischen Museum in Berlin und anderen Museen. Das Kesultat seiner Forschungen ist zum Teil, nämlich Säugetiere, Vögel, Amphibien und Fische, in den „Anales de la sociedad espahola de historia natural“, Madrid 1878 und 1881, publiziert. Dr. Gundlach nennt von einheimischen Säugetieren 4 Arten Fledermäuse, welche sich auch auf den übrigen westindischen Inseln finden; eine fünfte Art hat einer seiner Schüler, Dr. A. Stahl in Bayaume, gefunden. Eine sehr grofse Fledermaus, die Oviedo als von den Eingebornen und Spaniern als gern gegessen erwähnt, findet sich nicht mehr und scheint ausgestorben zu sein; denn eine Verwechslung mit der jetzt auf Portorico vor- kommenden, aber auf Cuba und St. Domingo häufigen Kletterratte, Caj)rom,ys spec., kann bei Oviedo wohl kaum angenommen werden. Letztere Tiere kannte er ja von den anderen Inseln, wo sie vom Volk noch jetzt gegessen werden. Die zwei Eattenarten und die Hausmaus, welche sich ebenfalls auch auf den übrigen westindischen Inseln finden, sind erst nach deren Eroberung eingeschleppt worden. Eine neue Art Igel, Erinaceus Krugii Peters, entdeckte Herr Krug. Aufserdem kommen von Säugetieren nach Dr. Stahl’s Mitteilung noch Manatus americanus Desm. in den Lagunen der Nordküste und Delphinus Delphis L. an der Küste vor. Die Haussäugetiere der Insel sind sämtlich erst nach deren Eroberung eingeführt worden. Es sind Pferde, Esel, Kühe, Ziegen, Schafe, in den sumpfigen Wäldern bei Guanica sich findende verwilderte Schweine, Hunde und Katzen, welche letztere wohl Mäuse fangen, aber Ratten anzugreifen vermeiden. Auf der unbewohnten Insel Mona ist verwildertes Rind- vieh anzutreffen, und ebenso finden sich daselbst sehr häufig verwilderte Ziegen. Über die von Herrn Krug mitgebrachten Vögel giebt Prof. Dr. Cabanis im Jour- nal für Ornithologie Nr. 127, Juli 1874, eine ausführliche wissenschaftliche Abhandlung. Es sind 153 Arten aufgeführt, unter denen eine von Dr. Gundlach entdeckte neue Art Blacicus Blancoi Gdl. ist. 33 der auf Portorico lebenden Vögel kommen nicht auf Cuba vor. 82 Die Amphibien, welche Prof. Peters in dem Monatsbericht der Kgl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom 13. November 1876 bearbeitet bat, umfassen eine Art Schild- kröte, welche auch auf Cuba vorkommt, 12 Arten Saurier, von denen zwei, nämlich Anolis Oundlachi Pet. und A. Krugii Pet. neu waren , vier Arten über die Antillen verbreitete, voll- ständig ungefährliche Schlangen, deren gröfste, CMlobothrus inomatus Reinh., zuweilen 3—4 Meter lang wird und sich durch die Vertilgung von Ratten nützlich macht. Drei Arten Frösche, unter denselben der interessante Eyhdes Martmcensis Tschudi ohne Metamorphose und ohne Kiemen. Die Fische, welche von Prof, Felipe Poey in Havana bearbeitet wurden (s. Anal, de la Soc. Espaii. de Hist. Nat., 1881) umfassen 106 Arten, unter denen Monosira Stahli Poey und Antennarius inops Poey neu waren. Eine Anzahl Arten oder Varietäten stehen cubanischen Arten sehr nahe. Über die Spinnen liegen mir weiter keine Berichte vor, als dafs der Bifs des auf Portorico lebenden Skorpions zwar schmerzhaft aber nicht gefährlich sei, und dafs die Land- leute grofse Furcht vor dem Bifs einiger Arachniden, einem Phrynus und einer Myyale, haben, welche beide aber für den Menschen völlig harmlose Tiere sind. Die Juliden sind von Dr. Karsch in der Zeitschrift für die gesamte Naturwissenschaft Bd. LIV 1881 bearbeitet und weisen folgende neue Arten auf: Stemmijulus compressus, Julus Guriosus und Caesar , Spirostreptus sculpturatus , Spirobolus multiflorus und parcus. Der Bifs des grofsen Tausendfufses , Scolopendra platypus Brandt, ist nur schmerzhaft, aber nicht gefährlich. Insekten. Herr Krug hat seine ganzen Sammlungen dem Kgl. zoolog. Museum in Berlin über- geben mit der Bitte, deren Bearbeitung zu veranlassen; doch ist eine solche bis jetzt erst teilweis erfolgt. Von den Coleopteren sind die Chrysomeliden und Coccinelliden von J. Weise im Archiv für Naturgeschichte, 51. Jahrgang, Bd, 1 p. 144 — 168, bearbeitet. Unter den 51 Arten der ersteren Familie befinden sich 16 neue Arten, nämlich: Lema nigripes, CryptocepJialus tristiculus, Krugi, stolidus, perspicus, notJius, Pachybrachys mendicus, MetacTiroma autumnalis , Leucocera laevicollis , Oalericella varicornis , Desonycha pallipes , HermoeopTiaga cylindrica , Megistops fictor , Homopbyla Krugi, Systena varia, Octhispa loricata. Unter den 10 Coccinelliden jedoch nur eine wahrscheinlich neue: Hyperaspis apicalis. Von den sämtlichen übrigen Käfern sind durch von Quedenfeld 16 Arten bestimmt worden, unter denen sich folgende 7 neue befinden: Gteniacantha (n. g.) marginata, Notoxm 83 Krugi, AntMcus fulvomicans, Mordella leucocephala, hasifulva, MordelUstena signaticollis , annuli- ventris. Die Lepidopteren sind in dieser Arbeit ausführlich behandelt; ihre Zahl ist eine nicht unbedeutende, unter welcher sich viele neue Arten befinden, welche sich, wenn die Mikros erschöpfender gesammelt sein werden, nicht unbedeutend vermehren dürften. Von Hymenopteren wurden durch Herrn Krug 75 Arten gesammelt, welche Dr. H. Dewitz in der Berliner Entomologischen Zeitschrift Bd. 25, 2 p. 197, 1881, bearbeitet hat; unter denselben befinden sich folgende 12 neue: Goelioxis spinosa, Crocisa Pantalon, Cerceris Krugi , Crahro Mayeri , Trachypus Qerstäckeri , Pompilus Gressoni , Evanis ruficaput, Hyptia rufipectus , Ephialies Gressoni, Pimpla nuhecularia , Triphon Gerherus , Schizocerus Zaddachi. Die Dipteren bearbeitete V. v. Röder in Hoym (Anhalt) in der Stettiner Entomo- logischen Zeitung, 1885 p. 337. Neu sind von den 111 angeführten Arten folgende 10: Megarrhma Portoricensis, Eriacera trifasciata, Pelastoneurus fasciatus, Trichopoda flava, Ocyptera atra, minor, Exorista tesselata, Frontia ruflfrons, Micropeza limhata, Nerius cinereus. Orthopteren waren 41 Arten gesammelt; dieselben sind von v. Saussure in Genf bearbeitet worden; doch ist Herrn Krug, da er keinen Separatabdruck erhalten, die betref- fende Zeischrift unbekannt geblieben; folgende 6 Arten waren neu: Liphoplus Krugii, Ora- charis vaginalis, Apithus Krugii, Diaplierodes Krugii, Blatta ( Phyllodromia) canhaea , Plecto- ptera Krugii. Die Hymenopteren und Neuropteren der Sammlung, sowie der gröfste Teil der Coleopteren haben leider noch keine Bearbeiter gefunden. Mollusken. Die Land- und Süfswasserschnecken hat E. v. Martens in den Malakoz. Jahrbüchern Bd. IV 1877 p. 340 bearbeitet; es sind 120 Arten, unter denen sich folgende 4 neue befinden: Hyalina insecta, Melia Krugiana, angulifera, Bulimus psidia. Die Flora der Insel. Portorico mufs sich vor andern westindischen Inseln durch seine überaus reiche Vege- tation ausgezeichnet haben; denn von allen älteren Autoren wird dies besonders hervor- gehoben, wie dies z. B. schon von Dr. Chan ca, welcher Columbus als Schiffsarzt auf der zweiten Reise begleitete, in einem Briefe an den Magistrat von Sevilla geschah. Hier soll nur auf die vorzüglicheren angebauten Gewächse hingewiesen werden; da Herr Konsul Krug in letzter Zeit wieder grofse Sammlungen von dortigen Pflanzen hat machen lassen, welche 84 «r dem Botanischen Garten in Berlin geschenkt hat, so ist jedenfalls einer selbständigen Bearbeitung der Flora der Inseln entgegenzusehen. Verschiedene Gewächse, wie Orangen, Granatbäume, Feigen und Bananen, wurden durch die Spanier auf der Insel eingeführt und gediehen vortrefflich ; ebenso wurde das eingeführte Zuckerrohr mit Erfolg kultiviert, und 1535 existierte bereits eine Zuckermühle. In früheren Zeiten wurde der auf der Insel erzeugte Ingwer dem von St. Domingo vorgezogen und teurer bezahlt; er wurde in bedeutender Menge, bis 14000 Zentner jährlich, produziert. Auch der Zucker wurde dem von Havana vorgezogen, und ein Schriftsteller des 17. Jahrhunderts sagt, dafs es so fruchtbare Zuckerplantagen gäbe, dafs dieselben 60—70 Jahre nicht neu an- gepflanzt zu werden brauchten. Seit Anfang der siebenziger Jahre ist die Zuckerproduktion sehr zurückgegangen, teils wegen einer Krankheit im Rohr, die dasselbe nicht zur Entwick- lung kommen läfst, teils wegen des niedrigen Preises des Fabrikats. Als Produkte des Ackerbaues nennt Ledru: Zucker, Kaffee, Baumwolle, Reis, Mais, Tabak. Ferner wurden kultiviert; Musa, Manihot, Dolychus, Cajanus, Bataten (Ipomoea Bata- tus L.), Bixa Ocellana L., Kakao, Indigo, Orangen u. s. w. Mit Weizen, Gerste, Hirse, Melonen und Kürbis wurden vergebliche Anbauversuche ge- macht; ebenso kamen die aus Spanien eingeführten Apfel-, Birnen-, Pflaumen- und Pfirsich- bäume nicht fort, und man findet nur in den Gärten hoch gelegener Kaffeeplantagen einige wenige mit Mühe angepflanzte und erhaltene Apfelbäume, die wenig Früchte von schlechter Qualität tragen. Weinstock, Feigen und Granatäpfel werden stellenweis in Garten- anlagen mit gutem Erfolg kultiviert; der Wein gedeiht gut, macht aber viele Mühe, da die Trauben sehr sorgfältig vor den starken Regengüssen und vor Vögeln und Insekten geschützt werden müssen. Es mögen hier noch einige andere nützliche Bäume und Sträucher, welche wild wachsen, erwähnt sein: Dacryodes hexandra Gr. liefert ein vorzügliches, an Stelle von Pech und Teer zu verwendendes Harz, Caesalpmia spec. ein fast unverwüstliches Holz zu Bauten und Pfählen. Hibiscus tiliaceus L. giebt durch seine Rinde und jungen Triebe aus- gezeichnet feste und geschmeidige Stricke. Ricinus communis L., dessen Früchte ein gutes Brennöl geben, welches auch wie die Blätter medizinisch verwendet wird. Aus den Früchten von Myrtacea microcantha Beuth. wurde auf Portorico, wie noch jetzt auf St. Domingo, ein weifses Wachs bereitet. Kokospalmen und Baumwolle sind wohl eingeführt. Von Giftpflanzen ist vor allem der Manzanillabaum (Hippomane Mancinella L.j zu er- wähnen, dessen von älteren Autoren hervorgehobene übermäfsig giftige Eigenschaften wohl weit übertrieben wurden; wenigstens war Herrn Krug kein authentischer, durch diesen Baum 85 hervorgerufener Vergiftungsfall bekannt geworden, was allerdings seinen Grund auch darin haben könnte, dafs der von den Landleuten sehr gefürchtete Baum nach Möglichkeit aus- gerottet wird und nur noch an einigen kaum zugänglichen Stellen im Gebirge und an steil abfallenden Küsten vorkommt. Auch der Tibey (Ixotoma longiflora Press.) wird von älteren Autoren als sehr giftig bezeichnet. Die Lepidopteren der zur Neotropischen Kegion gehörenden westindischen Inseln zeigen selbstverständlich eine grofse Ähnlichkeit mit den Arten der südlichen Teile Nord- amerika’s, Mittel- und Südamerika’s , und viele Arten kommen auch auf dem Festlande vor. Doch zeigt Westindien auch einige nur auf seine Inseln beschränkte Gattungen, z. B. Gal- listo Hb., Lucinia Hb. unter den Heteroceren die Syntomidengattungen Empyreuma, Trichela u. a., vielleicht auch die Noctuidengattungen Listonia Mschl. und Älgoniä Mschl., die Pyraliden- gattung Dichogama Led. u. a. m. Unter den Rhopaloceren fehlen einige Familien, welche dem Festland angehören, West- indien ganz, nämlich die prachtvollen Morphiden, die Brassoliden und Eryciniden, andere, wie die Satyriden, Danaiden und Heliconiden, sind nur durch eine oder zwei Arten vertreten; von den Heteroceren fehlen die Saturniden und Cossiden, sowie Hepialiden gänzlich. Die Sphingiden scheinen die einzige Familie zu sein, von welcher bis auf einzelne Arten alle in Westindien gefundenen auch auf dem Festland Vorkommen, ein Umstand, welcher vielleicht durch das stark ausgebildete Flugvermögen dieser Tiere zu erklären ist. Die zu dieser Familie gehörenden plumperen und weniger fluggewandten Smerinthiden , welche in Nordamerika durch eine Anzahl Arten vertreten sind, fehlen denn auch auf den westindischen Inseln. Die Arten der übrigen Familien, für welche das Verlassen ihrer Wohnplätze und der Flug über das Meer eine Unmöglichkeit ist, mögen wohl auch teilweise in dem Ungeheuern Zeit- raum, seit die Inseln von dem Festland abgetrennt wurden, einer allmählichen Umbildung unterworfen gewesen sein; dafür dürfte auch der Umstand sprechen, dafs notorisch jede der gröfseren westindischen Inseln, wie Cuba, St. Domingo, Jamaica und Portorico, eine Anzahl ihnen eigentümlicher, zwar nahe verwandter, aber bestimmt von einander verschiedener Arten besitzt, von denen ich hier nur die prachtvollen Pap. GundlacManus Feld. (Cuba), Homerus Dbld. (Jamaica), GalUsto HeropMle Hb. (Cuba), G. Zangis Cr. (Jamaica) und die Uraniden Gydimon Boisduvalii Guör., G. Poeyi Gdl. (Cuba), G. Sloanus Cr. und Sematura Phoebe Guen. tCuba und Jamaica) aufführe, welchen sich unter den kleineren Heteroceren noch eine Menge Arten beifügen liefse. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVI. 12 86 Darüber, wie sieb in dieser Beziehung die kleineren Inseln zu einander und zu den greiseren stellen, läfst sich gegenwärtig noch gar nichts sagen, da deren Schmetterlingsfauna noch so gut wie gar nicht bekannt ist und da sich unter den Lepidopteren Westindiens, welche an und für sich verhältnismäfsig wenig Arten zählen, nur einzelne grofse und bunte, also marktfähige Arten fiuden, dürfte eine genaue Erforschung dieser Inseln vorläufig noch zu den frommen Wünschen gehören. Aus diesem Grunde dürfte es als verfrüht anzusehen sein, schon jetzt eine vergleichende Zusammenstellung der Arten der einzelnen Inseln zu geben, und habe ich mich darauf beschränkt, eine solche von Cuba und Portorico beizufügen, da nur diese beiden Inseln gründlich durchforscht sind und wohl anzunehmen ist, dafs auf den- selben, natürlich mit Ausnahme der Microlepidopteren, nicht allzu viel Arten unentdeckt ge- blieben sind. Was die auch in anderen Weltteilen aufgefundenen, im Westindischen fliegenden Arten anbelangt, so sind es nur sehr wenige, von welchen wohl in den meisten Fällen an- genommen werden kann, dafs sie zufällig eingeschleppt worden sind und sich unter ihrem Fortkommen günstigen Bedingungen eingebürgert haben. 87 Erklärung der Abkürzungen der Autornamen und der entomologisclieii Werke. B. . . . ■ . B. & Lee. . Bar. . . . Bg. . . . Blchd. . . Burm. . . Butl. . . . Giern. . . . Clk. . . . Cr. . . . Dalm. . . Dew. . . . Dbl. . . . Dr. . . . Dup. . . . Edw. Hy. . Esp. . . . F. . . . . Feld. . . . Feld.&Bglif. F. T. ß. . . God. . . . Grt. . . . Boisduval. — F. d. Mad. Faune entomologique de Madagascar. 1833. Monogr. de Agarist. : Monographie des Agaristides. 1874. Spec. G&n.: Species General des L6pidopteres. 1836. Sphing.: Sphingides, Sesiides et Cast- uiides. 1874. Boisduval et Leconte. Histoire generale et iconographique des L6pidoptbres et des Chenilles de l’Amerique septentrionale. 1833. 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Deutsche Entomologische Zeitschrift, Berlin. Entomologica Americana. Horae Societatis Entomologicae Eossicae. Jahrbuch des naussauischen Vereins für Naturkunde. Linnaea Entomologica. 90 Mitth. Münch. Entom. Ver Mittheilungen des Münchener Entomologischen Vereins. Mitth. des Naturw. Ver. f. Vorpomm. . Mittheilungen des Naturwissenschaftlichen Vereins für Vorpommern. Proc. Acad. Nat. Sc. Philad Proceedings of the Academy Natural Sciences of Philadelphia. Proc. Bost. Soc. Nat. Hist Proceedings of the Boston Society of Natural History. Proc. Ent. Soc. Philad Proceedings of the Entomological Society of Philadelphia. Proc. Zool. Soc Proceedings of the Zoological Society of London. Eev. et Mag. Zool Eevue et Magasin de Zoologie. ■Stett. ent. Ztg Stettiner Ehtomologische Zeitung. Tijdsch Tijdschrift Toor Entomologie. Trans. Am. Ent. Soc Transactions of the American Entomological Society, Philadelphia. Trans. Ent. Soc Transactions of the Entomological Society of London. Trans. Linn. Soc Transactions of the Linnean Society of London. Verh. Zool. Bot. Ges Verhandlungen der Zoologisch-botanischen Gesellschaft, Wien. Wien. ent. Mtschft Wiener Entomologische Monatschrift. Bei den Tagfaltern und Schwärmern sind den Arten nur die hauptsächlichsten Citate, bei den Arten der übrigen Gruppen alle beigefügt. Herrich-Schäffer’s Schmetterlinge der Insel Cuba haben erst von den Bombyciden ab fortlaufende Nummern der einzelnen Arten, welche citiert sind, bei seinen Tagfaltern und Schwärmern ist dagegen die Seitenzahl sowohl des Correspondenzblattes, in welchem diese Arbeit erschien als auch des Separatums, letztere eingeklammert, angeführt. Bei den Citaten aus Guen^e und meinen Beiträgen zur Schmetter- lingsfauna von Jamaica sind die fortlaufenden Nummern der Arten, übrigens die Seitenzahlen der betreffenden Werke angeführt. Das Vaterland ist bei allen Arten, soweit mir dasselbe bekannt, unter Angabe der Gewährsmänner angegeben, wo letztere fehlt, ist es nach direkt erhaltenen Exemplaren meiner eigenen Sammlung genannt und habe ich diese Angabe stets zuletzt gesetzt. Die Futterpflanzen der Raupen sind nach den Angaben der betreffenden Autoren, besonders Gun d lach beigefügt und beziehen sich also nicht auf Portorico selbst, werden aber wohl in den meisten Fällen auch für diese Insel zutreffen. Die angegebenen Maafse sind in Millimetern zu verstehen und beziehen sich auf Länge und Breite eines Vorderflügels. 91 Rhopalocera. Papilioiiidae. Papilio L. 1. Androgens Cr. t. 16. C. D, t. 350. A. B. HS. 1864. 172 (12). $ Polycaon Cr. t. 203. A. B. Gdl. 134. B. Spec. Gen. 361. Piranthus Cr. t. 204. A. B. Nur an der Nordküste häufig, sonst sehr selten. Die in Südamerika gewöhnliche weib- liche Form scheint auf Cuba und Portorico zu fehlen und ist durch Piranthus vertreten. Raupe auf Citrus. Der älteste Name dieser Art ist Androgens Cr. (1775). Mittel- und Südamerika. Cuba H.S. Gdl, Brasilien, Surinam. 2. Cresphontinus Mart. Psyche t. 83. f. 8. t. 4. f. 10 (1797). Aristodemus Esp. t. 59. f. 2 (1798?). H.S. 171 (14). Gdl 130. B. 1. c. 357. Sehr häufig, oft in grofsen Flügen im Septbr. und Oktbr. Cuba (Gdl. H.S.). St. Domingo, Mexico Gdl. H.S. bezweifelt das Vorkommen auf Cuba, Gdl. bestätigt es aber. 3. Polydamas L. Mus. ülr. 192. S. N. X. 460. 11. Cr. t. 211. D. E., B. 1. c. 321. H.S. 174 (14). Gdl. 121. Sehr häufig. Raupe auf Aristolochia trilobata. Mittel- und Südamerika, ? Florida, Strk., Cuba, H.S. Gdl., Surinam, Columbien. 4. Pelaus F. S. E. 444. Westw. Are. Ent. 1. 107. t. 18. f. 1. 2., B. l c. 367. H.S. 173 (13). Gdl 126., Imerius God. Enc. IX. 69., B. 1. c. 312. Cuba, Jamaica, St. Domingo, H.S. Gdl. B. Pieridae. Leptalis Dalm. — Dismorphia Hb. V. Enanthia Hb. V. 5. 8pio God. l c. 167., Hew. Ex. Butt. II. Lept. t. 4. f. 21—23., B. l c. 420. Diese Art variiert in Gröfse und Färbung; die Zeichnung der Oberseite ist schwefel- gelb bis rotbraun. Antillen, Guadeloupe, B. — Cubana H.S. Corr. Regensb. 1864. 120., Gdl. 81 zieht Kirby als Varietät zu Spio. 92 Terias Swns. — Eurema und Obaeis Hb. V. — Xanthidia B. & Lee. Jedenfalls gehören eine Anzahl bisher als selbständig angesehene Arten dieser schwie- rigen Gattung als die verschiedenen Generationen oder Varietäten zu anderen Arten. Von Cuba allein führen H.S. und Gdl. 17 Arten auf. 6. Palmyra Poey. Mem. Nat. Hist. I. 249. t. 24. (1851.) H.S, 165. (8.) Gdl. 92. Lydia Feld. Wien. ent. Mtschft. V. 87. (1861.) ? Metudina Feld. 1. c, Raupe nach Edwards in Nordamerika auf Desmodium, Cuba, H.S. Gdl., Venezuela, Neu-Granada, Feld., Georgia, Edw. ? Florida, Strk. 7. Jucunda B. & Lec. Lep. Am. Sept. 52. 1. 19. (1833.) B. 1. c. 565. Gdl. 94., Ebriola Poey 1. c, t. 24., ? Alhina Poey, 1. c. Cuba, Gdl., Südstaaten von Nordamerika, Strk. 8. Citrina Poey 1. c. 247. H.S. 167. (10.) Gdl. 87. var. Portoricensis Dew. Stett. Ent. Ztg. 1877. 237. Kleiner und heller gefärbt als Cuhana, das Rot des Hinterflügelsaums auf der Oberseite beschränkter, zuweilen ganz fehlend, dann die Hinterflügel mit scharf markiertem schwarzem Saum. Citrina fliegt auf Cuba. 9. Lisa B. & Lec. 1. c. 53. t. 19. B., B. Spec. Gön. 661. H.S. 168 (11). Gdl. 89, Bmilax God. 1. c. 136. Zu dieser Art zieht H.S. Sulphurina Poey. Raupe nach Boisduval auf Cassia und Glycina. Cuba, H.S. Gdl., Georgia, B., Mexico, Texas, Canada, Vereinigte Staaten östlich von den Rocky Mountains, Strk., Jamaica, St, Kitts. Pieris Schk. 10. Monuste L. Mus. Ulr. 237. Cr. 1. 141. F., B. 1. c. 495., H.S. 168, (11). Gdl. 100., var.: Orseis God. 1. c. 141. und var. Phileia F. S. E. 471., B. 1. c. 550. Raupe auf Brassica, Cleome, Tropaeolum, oft schädlich. Mittel- und Südamerika, Südstaaten von Nordamerika, Strk., Cuba, H.S. Gdl., Jamaica, Surinam. 11. Amaryllis F, E. S. V. 189. (1797.) B. 1. c. 549. JosepMna God. 1. c. 158. (1819.) B. 1. c. 532. var.: Krugii Dew. 1. c. 235. t. 1. f. 3. Sehr von der Stammart abweichend, kleiner, der Saum der Vorderflügel geschweifter, die schwarzen Flecken mehr oder weniger fehlend. Häufig in Waldthälern an der Südseite der Insel. Die Stammart fliegt in Mexico und Yucatan, B. 93 12. Joppe B. 1. c. 495., Luc. Sagra Hist. Cuba VII. 491. t. 15. f. 2. 2a. H.S. 1. c. sagt \)^\ Monuste : „Nach Gundlach’s und Po ey ’s Meinung lassen sich Virginea, Vallei, Hemithea und Cleomes nicht von Monuste trennen, eine Anzahl verschiedener, von Cuba gesendeter Exemplare gehört sicher nur zu einer Art“. Boisduval sagt bei Joppe: „La bande que Fon voit sur les secondes ailes n’est peut-etre que le vestige de la bande transverse de Monuste, et il serait bien possible qu’elle ne füt qu’une variete locale de cette derniere“. Kirby Cat. zieht Cleomes B. & L. als Varietät zu Monuste, Hemithea Hb. Ztg. als Synonym zu Virginea God., letztere Art und Vallei B. führt er dagegen als eigne Arten auf. Von St. Kitts besitze ich eine Anzahl Stücke, welche allerdings recht bedeutend von Virginea abweichen und mir die Zugehörigkeit zweifelhaft erscheinen lassen. Daptonoura Butl. 13. Ilaire God. 1. c. 142. (1819.) H.S. 168. (11.) B. 1. c. 491., Margarita Hb. Exot. (1816 — 1841). Dew. 1. c. 234. t. 1. f. 2., $ Mysia God. 1. c. 145. (1819.) Molpadia Hb. Ztg. f. 259. 260. (1823.) Poeyi Butl. Proc. Zool. Soc. 1872. 49. Gdl. 103. Sehr häufig, die Weiber variieren sehr. Vier $ im Berliner Museum, welche am Hinter- rande der Mittelzelle einen schwarzen Fleck zeigen, hält Dewitz für Bastarde. Mittel- und Südamerika, Surinam. Gramer giebt für Drusilla, welches wohl der älteste Name dieser Art sein dürfte, irrtümlich Batavia als Vaterland an. Callidryas B. — Catopsilia, Phoebis, Colias Hb. V. Agarithe B. 1. c. 623. H.S. 169. (12.) Gdl. 111. Cuba, H.S. Gdl., Mexico, B., Surinam, Venezuela. Mit H.S. und anderen halte ich Agarithe für eine, Arganthe allerdings nahestehende, aber verschiedene Art. 15. Argante E. S. E. 470. (1775.) B. 1. c. 622. H.S. 169. (12.) Gdl. 110. <3 Hersilia Cr. t. 173. C. D. Gipris Cr. t. 99. E. F. (1779). Mittel- und Südamerika, Cuba, H.S. Gdl., Florida, Texas, Strk. , Surinam, Columbien, Brasilien. 16. Trite L. Mus. Ulr. 248. Cr. t. 141. C. D. B. 1. c. 624. Sehr häufig. Guyana, Brasilien, B., Surinam. 17. Statira 2 Cr. t. 120. C. D. Gdl. 118. c? Alcmena Cr. t. 141. E. (1779). Evadne God. 1. c. (1819.). B. 1. c. 628. H.S. 172. (12.) Cuba, B. H.S. Gdl., Surinam, Columbien. Abhamll. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XV. 13 94 18. Euhule L. S. N. XII. 764, (1767.) Cr. t, 120. E. F. Gdl. 115. H.S. 172. (12.) S Mar- cellina Cr. t. 163. C. Drya F. S. E. 478. (1775.) In verschiedenen Varietäten. Raupe auf Cassia. Süd- und Mittelamerika, Westindien, Vereinigte Staaten mit Ausnahme von Neu-England und den nordwestlichen Staaten, am häufigsten im Süden. Strk. 19. Thalestris Hb. Exot. B. 1. c. 622. H.S. 172. (12.) Gdl. 107. Raupe auf Leguminosen: Poinciana pulcherrima, Cassia fistulosa, grandis, occidentalis. Cuba, H.S. Gdl., Brasilien, B. 20. Neleis B. 1. c. 629. Luc. Sagra Hist. Cuba, VII. 498. t. 15. f. 5, 5a-c. H.S. 172, (12.) Gdl. 117. Cuba, B. H.S. Gdl. Kricogonia Reak. — Rhodocera B. 21. Gastalia F. E. S. III. 1. 188. (1793.) Lyside God.l. c. 98. (1819.) B. 1. c. 603. H.S. 172. (12.) Gdl. 120. Terissa Luc. Rev. Zool. 1852. 429, Dewitz zieht alle drei Arten zusammen. Oastalia ist auf Portorico häufig, selten. Cuba, H.S. Gdl. — Jamaica, Kb. Mexico, Florida, Texas, B. Strk. Venezuela. Gonepteryx Leach. — Rhodocera B. Anteos Hb. V. 22. Maerula F. S. E. 479. God. 1. c. 89. f. 1. B. & Lee. 1. c. 71. t. 23. B. Spec. Gen. 600. H.S. 172. (12.) Gdl. 119. Sehr selten und stets paarweis anzutreffen. H.S. sagt, dafs er für das Weib keinen scharfen Unterschied von Glorinde kenne. Raupe auf Cassia. Mexico, Strk., Florida, B. Strk., Cuba, H.S. Gdl., Jamaica, B., Mexico. Danaidae. Danaus Latr. (1809.) Danais Ltr. (1819.) 23. Erippus Cr. t. 3. A. B. (1775.) Gdl. 23. Plexippus L. (p.) Mus. Ulr. 262. (1764.) Cr. t. 206. E. F. (1782.) Archippus F. E. S. III, 1. 150. (1793.) H.S. 161. (4.) Megalippe Hb. Exot. (1806—1824.) Überall häufig, das ganze Jahr hindurch. Raupe auf Asclepias currassavica. Mittel- und Südamerika; Canada, Vereinigte Staaten, Strk. Lycorea Dbl, 24. Gleohaea God. 1. c. 222. Sehr selten, nur auf einigen Gebirgen vorkommend. Auf Cuba fehlt diese Art; statt ihrer fliegt Geres Cr. Auch von Surinam erhielt ich stets nur Geres und Pasinuntia ; dagegen habe ich Gleohaea von Mexico, Chiriqui und Venezuela. 95 Heliconidae. fleliconius Latr. 25. Charitonia L. S N. I, 2. 757. Cr. t. 191. F. H.S. 161. (4.) Gdl. 20. Sehr gemein , ruht oft die Nacht über zu Hunderten dicht zusammengedrängt auf Bäumen. Kaupe auf Passifloraarten. Mexico, Centralamerika, wohl ganz Westindien, Surinam, Columbien. Californien, Los Angelos, Strk. Eueides Hb. V. 26. Chohaea Hb. Ztg. f. 601. 602. H.S. 161. (4.) Gdl. 22. Selten, Raupe auf Asclepiadisarten. Cuba, H.S. Gdl., Mexico, Chiriqui. Nymphalidae. Colaenis Hb. V. 27. Delila F. S. E. 510. (1775.) H.S. 162. (4.) Gdl. 55. Cillene Cr. t. 215. D. E. (1782.) Sehr häufig. Raupe auf Passifloraarten. Guyana, Jamaica, Kb , Cuba, H.S. Gdl., Mexico, Texas, Centralamerika, Surinam, Strk., Guatemala, Chiriqui. Agraulis B. — Dione Hb. V. 28. Vanillae L. Mus. Ulr. 306. Cr. t. 212. A. B. H.S. 163. (6.) Gdl. 57. Passiflorae F. S. E. III. 1. 60. Smtb. Abb. I. t. 12. Sehr gemein. Raupe auf Passiflora foetida. Südstaaten Nordamerika’s, Strk., Mittel- und Südamerika, Westindien. Euptoieta Dbl. 29. Hegesia Cr. t. 209. E. F. (1782.) H.S. 162. (5.) Gdl. 44. Golumbina F. E. S. III. 1. 148. (1793.) In Gebirgsgegenden häufig, Raupe auf Turnera. Californien, Mexico, Centralamerika, Westindien, Cuba, H.S. Gdl., Surinam, Venezuela, Chili. Melitaea F. 30. Pelops Dr. I. t. 19. f. 3. 4. Gdl. 53. Änacaona (Poey) H.S. 162. (5.) Stellenweis, vereinzelt. Kirby führt in seinem Katalog Pelops und Änacaona gesondert auf; nach Gundlach und Dewitz sind beide aber synonym. Cuba, H.S. Gdl , Jamaica. 13* 96 Coatlantona Kb. — Araschnia Hb. Ztg. — Syncbloe Dbl. fnec. Hb.) Da Hübner in seinem Verzeichnis Araschnia für Levana L. und Synchloe für eine Anzahl zu Anihocharis B. gehörender Arten verwendet hat, mufste Kirby einen neuen Namen schaffen. 31. Tulita Dew. 1. c. 238. t. 1. f. 4. Häufig in den Gebirgen von Quebredello von Oktober bis Januar. Die langgestreckten, geschweiften Vorderflügel stellen diese Art, sowie die ähnliche cuba- nische C. Perezi H.S. in die Nähe von Narva F. und Bonplandi Dbl. Auch die Zeichnung der Oberseite ähnelt der letzteren Art; doch ist die Farbe der Flecken und Binden nicht gelb, sondern rostrot. Die Fleckenbinden der Hinterflügel sind unten von denen von Bon- plandi sehr verschieden gestaltet, aber wie bei dieser gelbweifs gefärbt. Von Perezi unter- scheidet sich Tulita besonders durch die roten Randflecken der Vorderflügel, welche bei jener schneeweifs sind. Hypanartia Hb. Exot. Eurema Dbl. Da der Name Eurema von Hb. in seinem Verzeichnis bereits für eine Anzahl Arten der Gattung Eurema B. verwendet ist, hat der Name Hypanartia Geltung. 32. Paidlus F. E. S. m. I, 63. (1793.) Gdl. 38. Tecmesia Hb. Exot. (1816 -1824.) H.S. 161. (4.) Cuba, H.S Gdl., Jamaica. Pyrameis Hb. V. 33. Cardui L. Faun. Suec. 276. Hb. Eur. Schmett. I. f. 73. 74. H.S. 162. (5.) Gdl. 40. Selten, Cuba, H.S. Gdl. Wenn Kershawii M’Coy von Australien als Lokalvarietät hier- her gehört, so ist Cardui durch alle Weltteile verbreitet. Junonia Hb. V. 34. Lavinia Gx. mit \diX. Genovefa Cr. t. 20. C.D.t. 290. E. F. H.S. 163. (6.) Gdl. 64. 65. Sehr gemein und variierend. Raupe auf einer zu den Scrophulariaceen gehörenden Pflanze. Gdl. führt Genovefa Cr. als eigene Art auf. Die in den Vereinigten Staaten fliegende Coenia Hb. möchte ich für eigne Art halten; es ist mir nie ein Übergang zu Lavinia vor- gekommen, so sehr diese auch ahändert. Strecker (Cat.) scheint beide für Formen ein und derselben Art zu halten. Centralamerika, Westindien, Südamerika und wenn Coenia dazu gehört, auch ein Teil der Vereinigten Staaten. 97 Anartia Hb. Y. 35. Jatrophae L, Mus. Ulr. 289. Cr. t. 202. F. F. H.S. 163. (6.) Gdl 59. Überall sehr häufig. Raupe auf Jatropha.? ' Weder Dewitz noch H.S. sagen, ob die Exemplare von Portorico oder Cuba von der Form des Continents abweichen. Wie ich dies in meinen Beiträgen zur Schmetterlingsfauna Jamaica’s erwähnte, ist dies bei Stücken von dieser Insel ausnahmlos der Fall ; dieselben sind kleiner und lebhafter gefärbt. Südstaaten von Nordamerika, Mexico, Central- und Südamerika, Westindien. Eunica Hb. Y. 36. Monima Cr. t. 387. F. G. (1782.) H.S. 162. (5.) Gdl. 51. Mijrto God. 1. c. 418. (1823.) Sehr häufig. Cuba, H.S. Gdl, Brasilien, Kb., Texas, Florida, Mexico, Centralamerika, Strk., Colum- bien, Chiriqui. 37. Tatila H.S. Exot. f. 69—72. (Ctßdelis) H.S. 162. (5.) Gdl. 50. Sehr häufig. Cuba, H.S. Gdl., Portorico, Jamaica, Mexico, Guatemala, Gdl., St. Croix. Gynaecia Dbl. 38. Dirce L. Mus. Ulr. 287. (1764.) Cr. t. 212. C. D. H.S. 162. (5.) Gdl. 48. Bates L. S. N. I, 485. (1758.) Selten, nur an Waldrändern und besonders in Kaffeeplantagen, vom November bis Januar. Raupe auf Cecropia, Cassia fistulosa. Cuba, H.S. Gdl., Central- und Südamerika, Jamaica, Surinam. Ageronia Hb. Y. 39. Ferentina God. 1. c. 428. Feronia Cr. (nec. L.) t. 362. A. B. Wurde erst nach Herrn Krug’s Rückkehr von Dr. Stahl auf Portorico aufgefunden. Central- und Südamerika, Chririqui, Columbien. Didoiiis Hb. Y. 40. Biblis F. S. E. 505. Hyperia Cr. t. 236. E. Thadana God. 1. C. 326. Sehr häufig von Oktober bis Januar. Mittel- und Südamerika. Chiriqui, Surinam, Yenezuela. Megalura Blchd. — Athena, Marpesia Hb. Y. Tymetes B. Timetes Westw. 41. Chiron F. S. E. 452. (1775.) Gdl. 35. Marius Cr. t. 200. D. E. (1780.) H.S. 161. (4.) Cinna Swns. Ghironias Hb. Y. 98 Raupe auf Maclura tinctoria. Cuba, H.S. Gdl., Texas, Mexico, Strk., Mittel- und Südamerika. 42. Peleus Sulzer, Gesch. Ins. t. 13. f. 4. (1776.) Thetis F. Gen. Ins. 264. (1777.) Petreus Cr. 87. D. E. (1779.) Texas, Mexico, Strk., Mittel- und Südamerika. Victorina Blcbd. 43. Steneles L. Mus. Ulr. 218. Cr. t. 79. A. B. H.S. 163. (6.) Gdl. 66. Sehr häufig. Raupe auf Blechnum (Gdl.), Plantago (Poey). Cuba, H.S. Gdl., Texas, Mexico, Strk., Mittel- und Südamerika. Diadema B. — Hypolimnas, Esoptria Hb. V. — 44. Misippus L. Mus. Ulr. 264. Gdl. 42. Diocippus Cr. 28. B. C., $ Bolina Dr. (nec. L.) I. t. 14. f. 1. 2. Cr. t. 65. E F. H.S. 162. (5.) Sehr selten. Diese Art fliegt auch in Südafrika, Ostindien und Surinam (sehr selten). Cuba, sehr selten, H.S. Gdl. Dewitz führt diese Art als Bolina L. auf, welche aber mit Auge Cr. t. 190. A. B. synonym ist. Heterochroa B. — Adelpha Hb. V. 45. Gelania God. 1. c. 378. Arecosa Hew. Ann. Nat. Hist. XX. 263. t. 21. f. 12. An Waldrändern, besonders an waldigen Bergabhängen in der Nähe der See gemein. Mexico, Antillen, Kb. H.S. und Gdl. führen Basilea Cr. von Cuba auf, von Jamaica erhielt ich Äbyla Hew. Apatura F. — Doxocopa Hb. V. — 46. Idyja Hb. Exot. H.S. 163. (6.) Gdl. 62. Clyton B. & Lee. 1. c. 208. t. 66. Raupe auf Ardisia cubana. Nordamerika, von New-York westlich bis Kansas, südlich bis zum Golf von Mexico, Strk. Cuba, H.S. Gdl. Aganisthos B. — Megistanis p. Westw. — 47. Odius F. S. E. 457. (1775.) Orion F. 1. c. 485. (1775.) B. & Lee. 1. c. 195. t. 52. H.S. 163. (6.) Gdl. 68. 441. Danae Cr. t. 84. A. B (1779.) Sehr selten. Raupe auf Cecropia. ? Florida, Strk. — Cuba, H.S. Gdl, Mittel- und Südamerika. 48. Acheronta F. S. E. 501. (1775.) Gdl 36. Gadmus Cr. t. 22. A.B. (1775.) Vielleicht ist dieser Name wieder anzunehmen? HS. 161. (4.) Pherecydes Cr. t. 330. A. B. 99 Nur an einigen Stellen auf der Nordseite ziemlich häufig, sonst nicht vorkommend, oder doch sehr selten. ? Texas, ? Florida, Strk., Cuba, H.S. Gdl. Mexico, Mittel- und Südamerika. Prepona B. — Morpho Hb. V. (nec. F.) 49. Antimache Hb. V. no.458. (1816.) Ämphimachus Sulz. (nec. F.) 1. c. t. 14. f. 2. 3. (1776.) Demophoon Hb. Exot. (nec. L.) Nur in Wäldern. ? Cuba, H.S. Gdl., Amazon, Kb., Brasilien, Bogota. H.S. führt Demophoon Hb. als auf Cuba fliegend auf, sagt aber, dafs sich alle erhaltenen Stücke von dieser Art durch die schmale blaue Binde auszeichnen. Gdl. nennt die Art Amphitoe God. und citiert ebenfalls Demophoon Hb. Da er sagt, dafs diese Art auch auf Portorico fliege, so wird sie wohl Antimache sein. Amphitoe God. ist eigne Art. Paphia p. F. — Anaea Hb. V. — Nymphalis p. Latr. 50. Troglodyta S. F. E. 502. H.S. 161. (4.) Gdl. 30. Astyanax Cr. t. 337. A B. Astina F. E. S. III, 1. 81. Hb. Exot. Nur in Gebirgswäldern , nicht häufig, von, November bis Januar. Raupe nach Poey auf Pectis, einer zu den Compositen gehörenden Pflanze. Cuba, HS. Gdl., Jamaica, Kb. Siderone Hb. Exot. 51. Ide Hb. Exot. B. Spec. Gen. 8. f. 1. Rogerii God. 1. c. 371. H.S. 161. (4.) Nemesis Illiger Mag. I, 203. (1801.) Gdl. 32. Selten in Wäldern, Juli, August und Dezember. Cuba, H.S. Gdl. Südamerika. Brasilien, Surinam. Satyridae. Callisto Hb. Ztg. 52. Zangis F. S. E. 486. (1775.) Agnes Cr. 325. A. B. Häufig in schattigen Wäldern im Juli. Jamaica. Auf Cuba fliegt statt dieser Art Herophile Hb. Ztg. f. 269. 270., auf St. Domingo nach Kirby God., und aufserdem führt Kirby noch eine vierte Art dieser Gattung, Arche- bates Mdn. mit der Vaterlandsangabe „Antillen“ auf. Herophile fliegt nach Kb. auch in Hon- duras ; im übrigen ist diese Gattung auf die westindischen Inseln beschränkt, und ihre Arten sind die einzigen Satyriden, welche auf denselben Vorkommen. Libytheida. Libythea F. 53. Motya B. & Lee. 1. c. t. 64. Terena Hb. Exot. f. 3. 4. (nec. 1. 2.) Sehr häufig. In Nordamerika fiiegt auch die var. Bachmani Kirtl. „Hübner’s f. 1. u. 2, (Terena) ist von Cuba, nicht von Portorico bekannt. Dieses be- stätigt die Ansicht Herrich-Schäffer’s (Schmetterl. der Insel Cuba, 163. [6.]), dafs wir es in Hübner’s Werk mit zwei Arten oder doch wenigstens dabei mit einer Varietät, nicht jedoch nur mit den beiden Geschlechtern zu thun haben. Auch Godart scheint beide For- men unter dem Namen Terena vereinigt zu haben.'' Dewitz. Lycaenidae. Lycaena F. 54. Cassius Cr. t. 23. C. D. H.S. 164. (7.) Gdl. 73. Theonus Luc. in Sagra Hist. Cuba VII, 612. t. 16. f. 7. 7 a, b. Cuba, H.S. Gdl. Florida, Strk. Mittel- und Südamerika. 55. Hanno Stoll t. 39. f. 2. 2. B. Gdl. 71. Filenus Poey Cent. Lep. H.S. 164. (7.) Häufig. Cuba, H.S. Gdl. Südstaaten Nordamerika’s, Strk. Mittel- und Südamerika. Jamaica. Herrich-Schäffer hält Hanno und Filenus für verschieden und versteht unter letz- terer die in Westindien und Südamerika fliegende Art. Thecla F. 56. Angelia Hew. 111. D. Lyc. t. 63. f. 439. 440. Gdl. 78. Hugo H.S. 165. (8.)? Dbl.- Westw. t. 74. 4. Häufig. Cuba, H.S. Gdl. Antilleo, Kb. Ich kann über die Synonyme dieser Art nicht ins Klare kommen. Dewitz citiert bei dieser, durch einen Druckfehler Angetia genannten Art Hugo Dbl.-Westw. Gun dl ach zieht dieses Citat mit ? dazu und bemerkt in Parenthese „nec Hugon God.). Herrich-Schäffer nennt die Art Hugo God. (Enc.) und verweist auf Correspondenzblatt 1862, p. 142, welches ich leider nicht einsehen kann.*) Kirby führt Angelina Hew. ohne Citierung eines weiteren Namens im Supplement seines Kataloges auf und citiert im Hauptkatalog Hugon God. ohne und Hugo Dbl.-Westw. mit ? bei Endymion F. 57. Maesites H.S. 165. (8.) Gdl. 80. Fehlt in Kb. Kat. Dewitz schreibt irrtümlich Maesitis. Cuba, H.S. Gdl. *) An dieser Stelle sagt Herrich-Schäffer: „Bei Dhl. ist die Oberseite kenntlich aPgebildet“. Hier- auf folgt die Beschreibung der Unterseite. S. 101 58. Simaethis Dr. 1. c. I, t. 1. f. 3. H.S. 165. (8.) Gdl. 79. Cuba, H.S. Gdl. Südamerika, Kb. 59. Coelebs H.S. Corrbl. 1862. 141. Cuba Lep. 164. (7.) Gdl. 74. Raupe auf Tetrapteris. Cuba, H.S. Gdl. 60. Cardus Hew. 1. c. t. 60. f. 394 — 396. Brasilien, Hew. 61. Limenia Hew. 1. c. t. 63. f. 431. 432. Jamaica, Hew. 62. Telea Hew. 1. c, t. 57. f. 350, 351. Sehr selten. Amazon, Hew. 63. Cylira Hew. 1. c. t. 63. f. 435. 436. Antillen, Hew. Dewitz vermutet, dafs die beiden letzten Arten nicht spezifisch verschieden sind. 64. Gelida Luc. Sagra Hist. Cuba VII. 610. Hew. 1. c. 49. f. 246. 247. Gdl. 79. ? Äon Luc. 1. c. 610. t. 16. f. 6, 6a,b. ?H.S. Corrbl. 1864. 165. ?H.S. Cuba 167. (8.) Cuba, H.S. Gdl. 65. Acts Dr. 1. c. I. t. 1. f. 2. (1773.) Cr. t. 175. C. D. Mars F. Gen. Ins. 268. (1777.) Antillen, Kb. Auf Cuba fliegt nach H.S. und Gdl. Martialis H.S. Hesperidae. Diese überaus schwierige Familie habe ich nach dem System von Plötz aufgeführt, da mir dasselbe trotz mancher Schwächen doch das beste zu sein scheint. Leider sind die einzelnen Gattungen in sehr verschiedenen deutschen entomologischen, teilweis auch russischen Zeitschriften abgehandelt. Eine Übersicht der Gattungen gab der Verfasser in der „Stettiner Entomologischen Zeitung“ 1879. p. 175. Ich citiere bei jeder Gattung die betreffende Zeit- schrift, in welcher Plötz sie abhandelte. Goniuris Hb. V. Pitz., Bull. Mose. 1880. Thymele F. 66. Dorantes Stoll. t. 39. f. 9. Pitz. 1. c. 10. no. 29. Eurydes Latr. Enc. Meth. IX. 730. no. 5. p. Protillus'S..^. Prodr.63.no. 19. ?jSa7ii!?a^o Luc. Sagra Hist. Cuba VII. 623. H.S. 1865.56.(20.) Gdl. 170. Dewitz vermutet, A.aSs, Santiago dieselbe Art sei, zu welcher von Herrich-Schäffer und Gundlach auch Cariosa H.S. Correspondenzblatt 1862. 142. gezogen wird. Nach Plötz gehört Potrülo H.S. ebenfalls zu Dorantes. Südamerika, ? Cuba, H.S. Gdl. (Santiago.) Abhandl. d. Seuckenb. naturf. Ges. Bd. XV. 14 102 67. Proteus L. Mus. Ulr. 333. Cr. t. 260. D. E. Pitz. 1. c. 11. no. 34. H.S. 1865. 56. (20.) Gdl. 169. Raupe auf Papilionaceen : Clitorea, Phaseolus u. s. w. Südstaaten Nordamerika’s, Strk., Mittel- und Südamerika. Cuba, HS. Gdl. Eudamus Swns. Pitz., Stett. ent. Ztg. 1881. 500. 1882. 87. 68. Talus Cr. t. 176. D. Pitz. 1. c. 1881. 501. no. 3. H.S. 53. (17.) Gdl. 158. Ausonius Latr. 1. c. 741. Raupe auf Guarea Trichilioides. Cuba, H S. Gdl., Südamerika. 69. Idas Cr. t. 260. A. B. Pitz. 1. c. 1882. 92. no. 45. Mercurius F. Mant. Ins. II. 86. var.: Pedro Dew. 1. c. 242. Die Unterseite führt statt aschgrauer braune Färbung. Mittel- und Südamerika. Scheint Cuba zu fehlen. 70. Zestos Hb. Ztg. 615. 616. Pitz. 1. c. 1882. 94. no. 55. Surinam, Brasilien, Pitz. Fehlt Cuba. Aethilla Hew. Pitz. Berl. ent. Ztschrft. 1882. II. 257. 71. * Änaphus Cr. 178. F. Pitz. 1. c. no. 4. Mittel- und Südamerika. Fehlt Cuba. Hesperia F. Pitz. Stett. ent. Ztg. 1882. 314. u. 436. 1883. 26. u. 195. 72. Gorydon F. S. E. 533. Pitz. 1. c. 1882. 329. no. 86. H.S. 54. (18.) Gdl. 162. Phocion F. E, S. III. 1. 135. Adela Hew. Ex. Butt. IV. Hesp. t. 1. f. 1 — 3. Raupe auf Gräsern. Cuba, H.S. Gdl. Südamerika, Jamaica. 73. Amyntas F. S. E. 533. Pitz. 1. c. no. 87. Gdl. 159. Lividus Hb. Exot. Savigny Latr. 1. c. 741. Savignyi H.S. 54. (18.) Cuba, H.S. Gdl. Florida, Strk., ? Südamerika, Jamaica, St. Thomas, St. Croix. 74. Cunaxa Hew. Trans. Ent. Soc. Ser. III. Vol. II. 498. Ex. Butt. IV. Hesp. t. 4. f. 38. 39. Pitz. 1. c. 444. no. 177. Mesogramma Poey Cent. Lep. 1832 Cat. 1847. 245. H.S. 53. (16.) Gdl. 148. Da schon eine Art dieser Gattung von Latreille Mesogramma benannt war, mufs der Name Cunaxa eintreten. Cuba, H.S. Gdl. 103 75. Nero F. E. S. Supppl. 433. Butl. Cat. Fahr. t. 2. f, 13. Pitz. 1. c. 445. no. 179. Antillen, Kb., St. Thomas, Südamerika. Pitz. Scheint Cuba zu fehlen. 76. Sylvicola H.S. 55. (19.) Gdl. 166. Pitz. 1. c. 450. no. 201. Die hellen Flecken auf der Unterseite der Hinterflügel, sowie der Fleck in der Mittel- zelle der Vorderflügel fehlen zuweilen. Cuba, H.S. Gdl. Para, Pitz., St. Kitts, Surinam, Venezuela. 77. Tripunctus H.S. 53. (17.) Gdl. 154. (Tripuncta,). Pitz. 1. c. 1883. 40. no. 297. Cuba, H.S. Gdl. 78. Süius Latr. 1. c. 764. Pitz. 1. c. 56. no. 366. Dew. 1. c. t. 1. f. 5. Brasilien, Kb. Dew. Pitz. 79. Druryi Latr. 1. c. 767. Pitz. 1. c. 63. no. 390. Kirby giebt als Vaterland „Amerika“, Plötz „Union“ an; aber weder Strecker noch Edwards erwähnen diese Art in ihren Verzeichnissen als in Nordamerika fliegend. Ich erhielt dieselbe von Surinam und Columbien (Puerto Cabello). 80. Hühneri Pitz. 1. c. 199. no. 412. Vitellius Hb. Exot. (nec. F. nec. Sm.-Abb.) Dew. 1. c. 242. H ü b n e r ’ s Vitellius ist von der bereits früher von Smith-Abbot abgebildeten nord- amerikanischen Art, welche später nochmals von Edwards als Deleware publiziert wurde, verschieden und mufste daher einen neuen Namen erhalten. Vitellius F. ist synonym mit Phylaeus Dr. Die beiden von Herrn Krug mitgebrachten Stücke , deren Dewitz erwähnt , welche schwarze Flügeladern und schwarzbestäubte Unterseite haben, dürften Varietäten von Hühneri sein; wenigstens zeigen meine Exemplare dieser Art von St. Thomas, wenn auch schwarze Flügeladern, doch keine dunkel bestäubte Unterseite. Ich erhielt diese Art auch von St. Croix. Von dem echten Vitellius Smth.-Abb. {Deleware Edw.) von Nordamerika unterscheidet sich die westindische Hühneri durch höhere Färbung, stärkeren schwarzen Winkelfleck auf der Oberseite der Vorderflügel und in Zelle la, weit spitz dreieckig in den Flügel tretenden dunkeln Rand der Hinterflügel. Ob diese Unterschiede immer standhaft sind und die west- indische Art nicht doch vielleicht nur südliche Form der nordamerikanischen ist, wage ich, da mir nur ein Paar der letzteren aus Pennsylvanien und zwei Paar der ersteren aus West- indien zur Vergleichung vorliegen, nicht zu entscheiden, halte es aber für sehr möglich. Exemplare aus den Südstaaten werden vielleicht Übergänge zeigen. Strecker zieht in sei- nem Katalog Deleware Edw. zu Vitellius F. {Phylaeus Dr.), und Vitellius Smth.-Abb. citiert er bei der mir in Natur unbekannten Jowa Scudd. Phylaeus Dr. führt er gesondert auf. 14* 104 81. Phylaeus Dr. 1. c. 1. t. 13. f. 4. 5. Pitz. 1. c. 206. 432. H.S. 53 (17.) Gdl. 150. (fälschlich PMlacus). ? Colon F. S. E. 531. S- VitelUus F. E. S. III, I, 327. 2. Äugias Hb. Ztg. 227. 228. PLala Butl. Trans, ent. Soc. 1870. 304. Raupe nach Strecker in den Vereinigten Staaten auf Panicum sanguinale. Cuba, H.S. Gdl. Nordamerika, von Maryland südlich bis zum Golf von Mexico, west- lich bis zum Stillen Ozean, Strk., Mittel- und Südamerika. F. sagt von seiner Colon: „Subtus alae fulvae; immaculatae“. Dies ist aber doch bei Phylaeus Dr. nicht der Fall; aufserdem giebt er als Vaterland Indien an; ich bezweifle, dafs Colon F. als Synonym zu Phylaeus Dr. gehört. Pyrgus Hb. V. Pitz. Mittig. desNaturw.Ver. von Neu-Vorpomm.u. Rügen. 1884. Syricbtus B. (Letzterer Name ist schon früher an eine Käfergattung vergeben.) 82. Sijrichtus F. S. E. 534. (1775.) PI. 1. c. no. 37. Gdl. 139. Orcus Cr. t. 334. L. M. (1872.) H.S. 1864. 171. (14.) ? Oileus L. S. N. I, 2. p. 795. no. 269. Sehr häufig, besonders auf Wiesen und an Flufsufern. Raupe auf Sida. Mittel- und Südamerika, Cuba, H.S. Gdl., Jamaica. Strk. Kat. citiert die in den Vereinigten Staaten vorkommende Art Tesselata Scud. fälschlich bei Syrichtus- beide sind sehr verschieden. Edwards führt nur diese, nicht Syrichtus in seinen Verzeichnissen auf und citiert Montiagus Reak., welchen Plötz zu Syrich- ius zieht, bei Tesselata. Syrichtus fliegt nicht in den Vereinigten Staaten. 83. Crisia H.S. 171. (14.) Gdl. 140, Pitz. 1. c. no. 54. Dew. 1. c. t, 1. f. 6. Cuba, H.S. Gdl. Achlyodes Hb. V. Pitz,, Jahrb. des Nass. Ver. für Naturk. Bd. 37. 84. Thraso Hb. Exot., B. Spec. G6n. t. 13. f. 6. Pitz. 1. c. no. 21. Papinianus Poey Cent. Lep. (1833.) Luc. Ic. 651. Gdl. 145. H.S. 1865, 52. (16.) Pitz. 1. c. no. 23. Tamenund . Trans. Amer. ent. Soc. III, 215. Raupe auf Xanthoxylum. Cuba, H.S. Gdl. Texas, Strk., Mittel- und Südamerika. Herrich-Schäffer sagt, dafs er ‘die beiden von Cuba erhaltenen Weiber von Papi- nianus nicht sicher von Thraso zu unterscheiden wisse ; auch Dewitz bezweifelt die Art- verschiedenheit. Gundlach führt nur Papinianus auf. 105 Antigonus Hb. V. Pitz., Jabrb. d. Nass. Ver. für. Naturk. Bd. 37. 85. Areas Dr. 1. c. I, t. 19. f. 5. 6. Gdl. 147. Pitz. 1. c. no. 24. PMlemon F. S. E. 534. Flyas Cr. t. 328. E., H.S. 52. (16.) Otreus Cr. t. 328. F. Pitz. 1. c. no. 57. Zephodes Hb. Exot. Pitz. no. 58. Velasquez Luc. Sagra 1. c. VII. 641. Nisoniades Brunnea H.S. 172 (15.) Im Mus. Berol. steckt ein sicheres $ von Areas als Velasquez. — Bison Brunnea H.S. — Flyas Cr. — ‘l PMlemon V. — von Gundlach selbst bezettelt. Nach Gnndlach, welcher Areas und Otreus in copula gefangen hat, ist erstere Art der cJ, letztere das 2. Ebenso hat, wie Dewitz mitteilt, Herr Krug Otreus zu Hunderten und oft mit Areas in copula gefangen, nie aber einen $ von Otreus gesehen. Nisoniades Brunnea H.S. 172. (15.) dürfte ebenfalls zu Areas gehören. Raupe auf Echites. Cuba, H.S. Gdl., Brasilien, Südamerika, Westindien, Pitz., St. Thomas, St. Croix, Jamaica, Cayenne. Heterocer a. Spliinges. Macroglossidae. Macroglossa 0. 86. Aedon B. Sphing. 357. t. 11. f. 1. Gdl. 176. Blainii Dew. Mitteil. Münchn. Entom. Ver. 1877. 91. Cuha, Gdl. B. 87. Tantalus L. S. N. XII. 803. (1767.) Cr. t. 68. F., B. 1. c. 358. H.S. 1865. 56. (20.) Gdl. 174. Zonata Dr. 1. c. I. t. 26. f. 5. Cuha, H.S. Gdl. Grt. Texas, Grt. Südamerika, Surinam, Columbien, Brasilien. Walker, Clemens und Maassen werden w'ohl recht haben, wenn sie Titan Cr. und Fadus Cr. mit Tantalus vereinigen; vielleicht gehört auch Sisyphus Burm. dazu. Die Raupe von Titan Cr. lebt an Genipa, Randia, Alibertia und vielleicht noch an anderen Rubiaceen. Perigonia B. 88. Lusea F. Spec. Ins. II. 140. B. 1. c. 325. H.S. 56. (20.) Gdl. 176. Raupe auf Rubiaceen: Genipa, Rodelatia, Gonzelea u. s. w. Cuba, H.S. Gdl. Grt., St. Domingo, Guatemala, Cayenne, B., Venezuela, Brasilien. 106 Enyo Hb. V. — Wik. — Epistor B. So wenige Arten diese Gattung enthält und so lange dieselben auch bereits bekannt sind, so herrscht doch noch viel Unklarheit über dieselben. Gramer bildet fünf Arten ab,, nämlich : Gamertus t. 225. A., Danum t. 225. B., Fegens t. 225. E., Gorgon t. 225. E., Lyctus t. 225. F. Von diesen ziehen einige Autoren Fegeus Cr. zu Luguh'is, Lyctus als d zu Gor- gon, Gamertus als ? zu Danum, welcher Ansicht ich mich in meinen Surinamern anschlofs. Ob die Art, welche Gramer als Fegeus abbildet, synonym mit Lugubris L. ist, darüber er- laube ich mir kein Urteil, und es wird wohl stets zweifelhaft bleiben, falls, wie wahrschein- scheinlich, Linn6’s Type von Lugubris nicht mehr existiert. Ebenso weifs ich nicht, ob Lugubris Hb. Ztg. f. 595. 596. gleich Lugubris L. ist, wie ich früher allerdings annahm. Auffallend ist, dafs weder Boisduval noch Grote, Gundlach und Herrich-Schäffer dieses sehr gute Bild eitleren. Diese Lugubris Hb. ziehe ich mit voller Sicherheit als ? zu einer andern Art, und bestimmt mich dazu der Umstand, dafs diese beiden Arten, sowie Gorgon, unten an der Spitze des Hinterleibes einen aus kurzen samtartigen Haaren be- stehenden dunkelbraunen Längsfleck haben, welcher allen mir vorgekommenen Stücken von Fegeus, Danum und Lyctus fehlt und ein Kennzeichen des Weibes zu sein scheint. Maafsen und Butler halten Gamertus Cr. für den $ von Ijugubris L. , und ersterer glaubt Lugubris Hb. Ztg. als $ zu Gamertus ziehen zu müssen, wodurch denn Lugubris L. und Lugubris Hb. für identisch erklärt wären, was ja wohl möglich wäre. Einen J von Gamertus habe ich aber noch nicht gesehen, so wenig wie ein 9 von Danum, Lyctus oder Fegeus. Noch möchte ich eines Merkmales erwähnen, welches die Exemplare von Fegeus, Danum und Lyctus stets zei- gen, welches aber den von mir untersuchten Exemplaren von Lugubris Hb. Ztg., Gamertus und Gorgon stets fehlt. Es ist dies nämlich ein schmaler rostgelber oder bräunlicher Längs- streif, welcher an der Unterseite des Hinterleibes in dessen Mitte mindestens über die 3 bis 4 letzten Segmente bis zur Spitze des Leibes läuft. Dieser Streif ist aus ganz kurzen nieder- liegenden Haaren gebildet und etwas erhaben. Ich möchte dieses Merkmal nur dem männlichen Geschlechte zukommen lassen, und ich zweifle nicht im mindesten, dafs wir es bei Fegeus, Danum und Lyctus nur mit Männern, bei Lugubris Hb. (L.?), Gamertus und Gorgon nur mit Weibern zu thun haben und Fegeus Cr. mit Lugubris Hb. (?L.), Danum Cr. mit Gamertus Cr. und Lyctus Cr. mit Gorgon Cr. zu verbinden sind. Von Lugubris L. {Fegeus Cr.) kennt Gundlach die Raupe, welche er beschreibt und die auf Cissus, Citrus, Murraya exo- tica an den Blüten lebt. Da nun Gundlach ausführlich die Unterschiede von Lugubris und Gamertus, welche er für zwei Arten ansieht, hervorhebt, so ist wohl wenig Zweifel, dafs beide 107 Arten verschieden sind. Da Lugubris nach ihm auf Cuha häufig ist, wird er gewifs die Eaupe öfters erzogen haben und würde, wenn er je ein Exemplar von Camertus aus derselben erzogen hätte, dies mitgeteilt haben. Im Gegenteil sprechen seine Bemerkungen über die Unterscheidiingskennzeichen beider Geschlechter von Lugubris für die Vereinigung von Fegeus Cr. als S und Lugubris Hb. (? L) als 2 ein und derselben Art und zugleich für meine Vermutung, dafs der schwarze Fleck am Hinterleih von Lugubris, Camertus und Gorgon ein Kennzeichen des 2 sei, wie der dreiteilige sich fächerartig ausbreitende Haarbüschel an der Spitze des Hinterleibes von Fegeus Cr., Danum Cr. und Lyctus Cr. ein nur dem männlichen Geschlecht zukommendes Merkmal ist. Für diejenigen, welche der spanischen Sprache mächtig sind, führe ich den betreffenden Passus aus Gundlach’s Werk wörtlich an: ^Entre ambos sexos hey una differencia marcada, pues en el macho acaba el abdömen con 3 puntas visibles, y mäs cuando estan en ereccion, siendo la intermedia recta y las laterales extendidas häcia a fuera ä modo de un abanico. La punta del abdömen de la hembra no ofrece tales örganos y es de color negro.“ Nach Gundlach fliegen auch Camertus Cr. und Danum Cr. auf Cuba; doch erwähnt er nichts über ihr Zusammengehören, sondern sagt nur bei Danum, dafs er sehr selten sei und seine Raupe auf Tetracera volubilis lebe. Oenosanda Wik. — Cauthetia Grt. 90. Grotei Hy. Edw. Papilo II, 10. (1882.) Gdl. 179. Noctuiformis Grt. Proc. Ent. Soc. Philad. 1865. 79., Dew. 1. c. 91. ? Noctuiformis B. 1. c. 319. Nach einer brieflichen Mitteilung von Herrn Kirby sind Grotei und Noctuiformis 'Nlli., von welcher sich die Type im British Museum befindet, zwei sicher verschiedene Arten. Herr Kirby schreibt: „You ask about Cautethia Noctuiformis. It is a smaller and paler insect than Grotei, and the hind wings are yellow (not orange) at the base, and the yellow colouring, which does not extend to the costa, has a brown indentation in the middle of the upper border. We have C. Grotei from Florida, and a species, which may represent a third species from the Bahamas; but I have no doubt, that C. Noctuiformis and Grotei are quite distinct.“ Die auf Portorico fliegende Art ist gleich der auf Cuba gefundenen sicher Grotei, wie mich ein schönes 2, welches das Berliner Museum von Herrn Krug erhielt, belehrt; das Stück hat die Hinterflügel orange, und die dunkle Saumbinde derselben bildet keine Ein- buchtung. Das Exemplar stimmt vollkommen mit meinen beiden Männern, vom Indian River in Florida, welche ich von Herrn Neumoyen erhielt. Auch ich besitze noch eine mir 108 unbekannte Art, welche orange Hinterflügel hat, deren Körper und Vorderflügel aber heller, mehr hraungrau wie bei Grotei gefärbt sind und deren Halskragen einen dunkelbraunen Querstrich führt und fast ockergelben Hinterrand hat. Das betreffende Stück, 1 9, wurde auf Jamaica oder St. Thomas gefangen. Ob es dieselbe Art, welche Kirby erwähnt, ist, weifs ich nicht. Noctuiformis Wik. wurde auf St. Domingo gefangen. Chaerocampidae. Pergesa Wik. 91. Pluto F. Gen. Ins. 274. (1777.) Zsh. Mus. Lesk. p. 95. t. 3. no. 184. (1788.) Croesus Dalm. Analect. Ent. 48. (1823.) B. 1. c. 221. Thorates Hb. Ztg. f. 225. 526. (1825.) H.S. 58. (22.) Gdl. 198. Wie mir Maassen mitteilt, ist vorstehendes die von Kirby in den Trans. Ent. Soc. 1877. III. 234. richtig gestellte Synonyme dieser Art. Kaupe auf Erythroxylum. Cuba, H.S. Gdl. Grt. St. Thomas, B., Mexico, Brasilien, Gdl., Columbien, Surinam, St. Thomas. Chaerocampa B. 92. Chiron Dr. 1. c. I. 56. t. 26. f. 3. (1770.) Nechus Cr. t. 178. B. (1779.) B. 1. c. 271. H.S. 58. (22.) Gdl. 194. Cuba, H.S. Gdl. Grt. B. St. Domingo, St. Thomas, Guadeloupe, B., Surinam, Columbien. Ich schliefse mich Maassen’s ausgesprochener Ansicht, dafs Drury’s Bild nach einem braun gewordenen Exemplar gemacht wurde, um so ruhiger an, als ich aus Erfahrung weifs, dafs diese Art, ähnlich wie PMlampelus Labruscae, oft die Färbung der Vorderflügel, noch mehr die des Hinterleibes, mit der Zeit in ein schmutziges Gelb umändert. 93. Tersa L. Mant. Ins. 538. Cr. t. 397. C. B. 268. H.S. 58. (22.) Gdl. 191. Raupe auf einer Rubiacea: Spermacocce. Durch einen Teil der Vereinigten Staaten, Mexico, Mittel- und Südamerika, Westindien verbreitet. Deilephila 0. 94. Daucus Cr. 1. 125. D. B. 173. H.S. 58. (22.) Lineata p. F. S. E. 541. Smth.-Abb. t. 39, Gdl. 196. Dew. 1. c. 92. Raupe auf Oenothera und Claytonia perfoliata, Gdl., nach B. polyphag. Da, wie längst bewiesen ist, Fabricius bei seiner Beschreibung von Lineata die euro- päische und amerikanische Art vermengte, so ist Maassen’s a. a. 0. gemachter Vorschlag, 109 den Namen Lineata ganz fallen zu lassen und der europäischen Art ihren ältesten berechtigten Namen Koechlini Fuessly (1781.) wiederzugeben, die amerikanische Art aber Daums Cr. zu nennen, der einzig richtige. Der Name Livornica Esp. wurde der europäischen Art erst 1785 beigelegt, kann also die Priorität nicht haben, da Fuessly das Tier in allen seinen Ständen beschrieb und abbildete. Philampelns Harr. 95. Vitis L. Mus. Ulr. 354. Cr. t. 268. E. B. 200. H.S. 58. (22.) Linnei Grt. Proc. Ent. Soc. Philad. 1865. 182. t. 3. f. 3. Gdl. 191. Raupe auf Cissus Sicyoides, Gdl. Wilder Weinstock, B. Cuba, H.S. Gdl. Grt. Alabama, Grt., Surinam und wohl über einen grofsen Teil Süd- amerika’s verbreitet. 96. Fasciatus Sulz. 1. c. 151. t. 20. f. 1. H.S. 58. (22.) Vitis Cr. t. 267. C. Grt. 1. c. 181. Gdl. 188. Jussieaeae Smth.-Abb. t. 40. Hb. Exot. B. 202. Raupe auf Jussiaea. Cuba, H.S. Gdl. Grt. Südstaaten Nordamerika’s, Grt., Südamerika. 97. Lalruscae L. Mus. Ulr. 352. Cr. 184. A., B. 193. H.S. 58. (22.) Gdl. 186. Raupe auf Weinstock. Cuba, H.S. Gdl. Grt. New-Jersey, Missouri, Grt. Südamerika. Pachylia B. 98. Ficus L. Mus. Ulr. 353. Cr. t. 246. E. B. 136. H.S. 58. (22.). Gdl. 200. Raupe auf Ficus. Cuba, H.S. Gdl. Grt., Florida, Grt. Westindien, Südamerika. Ambulicidae. Ambulyx B. 99. Strigilis L. Mant. I. 538. Cr. t. 106. B., B. 186. H.S. 57. (21.) Gdl. 184. Raupe auf Comocladia, Erythroxylum. Cuba, H.S. Gdl. Grt. Antillen, Südamerika, B., Jamaica, Surinam. Spingidae. Dilophonota Burm. — Erinnyis et Hyloicus Hb. V. Anceryx B. 100. StJieno Hb. Exot. Gdl. 221. Obscura (F.) B. 132. Grt. 1. c. 168. Cuba Gdl., Antillen B., Mexico Wik., Texas Grt., St. Thomas, Surinam, Columbien. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XV. 15 110 101. Oenoirus Cr. t. 201. C. B. 129. H.S. 59. (23.) Gdl. 219. Cuba, H.S. Gdl. Grt. — Südamerika, Surinam, Columbien. Irre ich mich nicht, so ist diese Art auch in Texas gefunden worden. 102. Menanae Grt. 1. c. 75. t. 2. f. 2. Gdl. 219. H.S. 60. (24.) spec. no. 7. ohne Namen. B. 128. OmpJialeae B. Consid. sur les Lep. du Guatemala. 72. Cuba, H.S. Gdl. Grt., Guatemala, Nicaragua, B., Mexico, H.S., Columbien. 103. Älope Dr. 1. c. 58. t. 27. f. 1. Cr. t. 301. G. B. 121. H.S. 60. (24.) Gdl. 218. Die Raupe lebt nach Burmeister in Brasilien auf Carica Papaya. Cuha, H.S. Gdl. Grt. Antillen, Guyana, Brasilien, Jamaica, Columbien, Brasilien. 104. Ello L. Mus. Ulr. 351. Cr. t. 301. D. B. 120. H.S. 59. (23.) Gdl. 222. Raupe auf Carica Papaya, Psidium. Cuba, H.S. Gdl. Grt., Vereinigte Staaten, Grt., Südamerika, bei Rio de Janeiro schon fehlend, Burm. Westindien häufig. 105. Rimosa Grt. 1. c. 73. t. 2. f. 1. Gdl. 215. B. 125. Scyron Wik. ? H.S. 59. (23.) Raupe auf Plumieria. Cuba, H.S. Gdl. Grt. B., Haiti, Brasilien, B. Scyron Cr., diese viel gedeutete und angezweifelte Art, welche ich in beiden Geschlech- tern öfters von Surinam erhielt, ist, wie ich bestimmt glaube, von Rimosa Grt. verschieden und dieselbe Art, welche B. t. 7. f. 1. im männlichen Geschlecht als Pedilanihi abbildet. Aller- dings kleiner me Elpenor ist weder Bois du val’s Abbildung, noch sind es meine Exemplare. Die Raupe lebt nach Boisduval auf einer Euphorbiacea: Pedilanthus. Sphinx L. — Macrosila B. (olim) Grt. 106. Rustica F. S. E. 540. Cr. t. 301. A. B. 82. H.S. 59. (23.) Gdl. 208. CUonantU Smth.-Abb. t. 24. Cuba, H.S. Gdl. Grt., Vereinigte Staaten, Grt. Mittel- und Südamerika, Surinam, St. Jan. Raupe auf Sesamum orientale, Tecoma stans. 107. Brontes Dr. II. 52. t. 29. f. 4. Grt. 1. c. 188. t. 1. f. 5. B. 116. B. spec. G6n. I. t. 15. f. 6. H.S. 59. (23.) Gdl. 214. ? Daremma Undulosa Wik. List. VIII. 231. ? Geratomia Repentinus Clem. Syn. N. A. Sphing. Ann. N. S. Philad. 180. Die von Drury ahgebildete Art ist zweifelhaft, da ein genau mit diesem Bild überein- stimmender Schmetterling nicht wiedergefunden worden ist. Die Abbildungen bei Grote und Boisduval sind, obgleich die verschiedenen Geschlechter darstellend, doch recht von einander abweichend. Boisduval glaubt, dafs das schlechte Bild von Brontes im Drury 111 die in den Vereinigten Staaten stellenweis gemeine Daremma ündulosa Wik. (Ceratomia Repen- tinus Clem.) vorstelle; denn Drury, welcher sehr genau in seinen Vaterlandsangaben sei, sage ausdrücklich, dafs das Original zu seiner Abbildung bei New-York gefangen sei. Die von Grote abgebildete Art ist Boisduval ganz unbekannt. Grote a. a. 0. 164 führt Brontes und Repentinus in zwei verschiedenen Gattungen auf und giebt für die erstere „Tropical Insular Districts“, für ündulosa „Atlantic District“ als Fundort an. In einer spä- teren Arbeit über die Sphingiden Nordamerika’s sagt er, dafs Brontes nicht in den Vereinigten Staaten vorkomme, sondern dafs die von Boisduval so genannte Art Daremma ündvr- losa sei. 108. Cingulata F. S. E. 545. B. 95. H.S. 59. (23.) Gdl. 201. Convolvuli Cr. t. 225. D. Raupe auf Convolvulaceen ; Ipomaea Batatas, triloba, bona nox u. s. w. Cuba, H.S. Gdl. Grt., Vereinigte Staaten, Grt., Südamerika, Venezuela. 109. Carolina L. Mus. Ulr. 346. Dr. 1. c. I, 52, t. 25. 1. B. 70. H.S. 59. (23.) Gdl. 210. Raupe auf verschiedenen Solaneen : Lycopersicum, Capsicum, Solanum torvum, Nicotiana. Cuba, H.S. Gdl. Grt. Vereinigte Staaten, Grt. Jamaica. Pseudophinx Burm. — Macrosila B. 110. Tetrio L. Mant. I. 538. B. 61. Gdl. 203. Hasdruhal Cr. t. 246. F. H.S. 59. (23.) Raupe auf Plumieria. Cuba, H.S. Gdl. Grt. Südamerika, Jamaica, St. Jan, Surinam, Columbien. Amphonyx Poey. 111. Äntaeus Dr. 1. c. II. 43. t. 25. 2. (1773.) H.S. 59. (23.) Gdl. 206. Jatrophae F. Spec. Ins. II, 143. B. 64. Medor Cr. t. 394. A. Hydaspes Cr. t. 118. A. Raupe auf Anona muricata, Cuba, H.S. Gdl. Grt. Südamerika. Surinam. 112. Cluentius Cr. t. 78. B. t. 126. A. B. 62. H.S. 59. (23.) Gdl. 205. Cuba, H.S. Gdl. Cayenne, B,, Surinam. Sesiidae. Dewitz lag ein Exemplar einer Art aus der Gattung Melittia Hb. vor, welches Ähn- lichkeit mit der nordamerikanischen Ceto Westw. {Cucurhitae Harr., Satyriniformis Hb. Ztg.) zeigte, aber zu schlecht erhalten war, um bestimmt werden zu können. Herrich-Schäffer und G und lach führen von Cuba eine Art der Gattung Sesia auf, welche Ähnlichkeit mit Uroceriformis hat. 15* 112 ßombyces. Agaristidae. Agarista Leach. 113. Noctuiformis n. sp. (16.)*) Nahe mit Ä. Sabulista Feld & Rghf. Novara II. t. 107. f. 11. verwandt. Fühler braungelb, Palpen weifs, Mittelglied in der Mitte rotbraun, Endglied rotbraun gemischt, Kopf weifs, die hornige Spitze schwarz. Halskragen und Thorax rotbraun, weifs gemischt, in der Mitte weifslich. Hinterleib gelb, unten lichter. Brust weifs. Vorderschienen und Tarsen braun, weifs gefleckt, übrigens die Beine weifs, rotgrau gemischt, Tarsen fein braun geringt. Vorderflügel rotbraun, bei frischen Exemplaren dicht mit grausilbernen Schuppen bedeckt, welche sich bei längerem Geflogensein zu verlieren scheinen, so dafs dann die Vorderflügel rotbraun aussehen. Am Vorderrand im Mittelfeld, vor dem hinteren Querstreif und am Vorderrand im Wurzelfeld, sowie im Saumfeld dicht hinter dem hintern Querstreif erscheint die Grundfarbe fleckartig weifs. Die beiden Querstreifen sind rotbraun, der vordere, sehr schräg gestellte bildet einen flachen Bogen, gegen den Innenrand verdeckt ihn meist die graue Bestäubung. Der hintere Querstreif zieht scharf und unregelmäfsig gezackt ziemlich gerade vom Vorderrand bis auf Rippe 3 und bildet dann wurzelwärts bis zum Innenrand einen flachen Bogen. Die Makeln sind undeutlich rotbraun umzogen. Bei dicht grau bestäubten Stücken erscheint die Wellenlinie als brauner, innen durch ovale Silberfleckchen begrenzter Streif. Franzen weifs, in der Spitzenhälfte rotbraun gescheckt. Hinterflügel goldgelb, mit breiter, gegen den Afterwinkel verschmälerter, brauner Saum- binde. Franzen weifs, an der Wurzel bräunlich gefleckt. Unten ist die Wurzelhälfte der Vorderflügel weifsgelb, mit grofsem rundem braunem Fleck in der Mittelzelle, die braune Saumhälfte mit grofsem ovalem weifsem, bis an den schmal gelb gefärbten Vorderrand reichenden Fleck. Franzen weifs, mit bräunlichen Spitzen. Hinter- flügel wie oben, zuweilen mit feinem braunem Strich auf der Querrippe. Franzen weifs, am Afterwinkel rötlich braun. 16,8 mm. Mehrere Exemplare in beiden Geschlechtern. *) Die sich auf die Sammlung des Herru Krug beziehenden Nummern sind nicht, wie es in der Ein- leitung heisst, hinter der fortlaufenden Nummer vor, sondern des gleichförmigen Druckes wegen hinter den Artnamen gesetzt. S. 113 Feld. & Eghf. geben das Vaterland von Sabulosa nicht an. Die übrigen Arten dieser Gattung, so weit solche Boisduval in seiner Monographie des Agaristidees in Zool. Rev. et Mag. 1877 aufführt, gehören Ostindien und Neuholland an. Syntomidae. Horama Hb. V. 114. Pretus Cr. t. 175. E. F. Hb. Exot. St. Thomas, Jamaica, Wik., St. Thomas. Walker, List. VIII, 1632, beschreibt noch einige Verietäten dieser Art und giebt als deren Vaterland St. Domingo und Venezuela an, welche nach Herrich-Schäffer wohl verschiedene Arten sein dürften. 115. Panthalon F. E. S. III. 405. Cosmosoma Hb. Exot. 116. OmpJiale Hb. Exot. H.S. no. 7. Gdl. 239. Raupe auf Micania. Cuba, H.S. Gdl., Südstaaten von Nordamerika, Grt., Jamaica, Florida. Isanthrene Hb. V. 117. Chalciope Hb. Ztg. f. 469. 470. H.S. 6. Gdl. 241. Cuba, H.S. Gdl., Havanna, Wik. Vereinigte Staaten, Wik. Brasilien, Gdl. Raupe auf Cupania americana. Poecilosoma Hb. V. 119. Multicincta Wik. 1. c. I, 163. Butl. Illustr. of typ. Specim. of Lep. of the Brit. Mus. 1877. t. 11. f. 11. St. Domingo, Wik. Glaucopis Hb. Exot. 120. Insularis Grt. Proc. Ent. Soc. Phil. 1866 — 67. t. 5. f. 5. Gdl. 238. Elegantula H.S. 10. Cuba. Raupe auf einer Convolvulacea. 121. Selecta H.S. Exot. f. 256. H.S. 8. Gdl. 240. Dewitz giebt a. a. 0. eine ausführliche Beschreibung der sehr variierenden Art. Cuba, H.S. Gdl. Empyreuma Hb. V. 122. Pugione L. S. N. 807. Gdl. 244. Hb. Ztg. f. 41. 42. Lichas Cr. t.45. B. F.Spec.Ins. 505. H.S. 14. Raupe auf Nerium Oleander. 114 Lichas ist der $, Pugione das 9 dieser grofsen, prächtig scharlachrot gefärkten Art. Cuha, H.S. Gdl. Wik. St. Domingo, Jamaica, Wik., Jamaica. Charidea Dalm. 123. Gimicoides H.S. 21. Gdl. 253. Cuba, H.S. Gdl. 124. Bicolor H.S. 24. Gdl. 254. Cuba, H.S. Gdl. 125. Proxima Glt. Cuba, Grt. Dewitz giebt nicht an, wo Grote diese Art beschrieben bat, vielleicht in den Proc. Ent. Soc. Phil. 1866—67. Echeta H.S. 126. Flavicollis Dew. 1. c. 94. Diese Art steht E. ÄlUpennis H S. von Cuba sehr nahe , unterscheidet sich aber nach Dewitz durch geringere Gröfse, die weiter in die Vorderflügel hineintretende graue Färbung oberseits und die einfarbig grauen Schulterdecken. Da alle 8 verglichenen Exemplare einen gelben Halskragen ohne anderweite gelbe Zeichnung auf der Oberseite haben, so nannte Dewitz die Art Flavicollis. Lycomorpha Harr. 127. Fumata n. sp. Bedeutend kleiner wie Pholus Dr., mit welcher sie im Geäder und Fühlerbau überein- stimmt. Fühler, Palpen, Kopf, Halskragen und Thorax schwarz, Kopf mit gelbem Mittel- Halskragen und Thorax mit solchen Seitenstreifen. Hinterleib und Brust schwarzbraun, Beine schwarz, das erste Tarsenglied weifs. Vorderflügel ockergelb, Wurzel, Innenrand und Saum schwarz; ein grofser, fast bis in die Flügelmitte reichender Fleck steht in der Flügelspitze; wurzelwärts ist derselbe gerundet, gegen den Innenrand gerade abgeschnitten und stöfst mit dem schwarzen Saum zusammen. Franzen schwarz. Hinterflügel und ihre Franzen schwarz- grau. Unterseite schwarzgrau, nur die Mitte des Vorderrandes der Vorderflügel gelb. 9,4 mm. 1 9 im. Mus. Stdg. Eupsodosoma Grt. 128. Niveum Grt. Proc. Ent. Soc. Philad. 1865. 240. Gdl. 263. Charidea Nivea H.S. Exot. f. 249. Raupe auf Psidium. Cuba, Grt. Gdl., Chiriqui. 115 Arctiidae. Halisidota Hb. V. 129. Bimaculata Dew. 1. c. 95. ^Steht H. Cinerea Wik. List III, 471 nahe, besonders jedoch Arontes Cr. t. 382. E. Flügel, Kopf, Fühler, Beine und zum Teil auch der Körper schokoladefarben. Hinterflügel mit Ausnahme der Ränder mehr glashell. Unterseite der Brust, oberes Ende der Vorder- hüften und Oberseite des Hinterleibes gelb ; letztere wird von einer schokoladebraunen Mittel- linie durchzogen, welche ebenso gefärbte Querlinien — die Hinterränder der Leibringe — durchschneiden. Die Unterseite des Hinterleibes, die Oberseite der Brust und die lange, die vordere Hälfte des Hinterleibes oberseits bedeckende Behaarung schokoladefarben. Die beiden Schultdrdecken gelb, mit schmalem dunklem Saum und dunkeln, metallisch glänzenden hin- teren Spitzen. Ein metallisch glänzender Punkt am Kopfe hinter jedem Fühler. Nur ein, zwar gut erhaltenes Exemplar (S) lag der Beschreibung vor.“ (Dewitz.) 130. Strigosa Wik. 1. c. 736. Guhensis Ort. 1. c. 243. H.S. 12. Gdl. 270. Dew. 95. Cuba, H.S. Gdl. Grt., St. Domingo, Wik., Jamaica. 131. Tesselaris Hb. Ztg. f. 939. 490. var. Cinctipes Grt. 1. c. 242. H.S. 11. Gdl. 269. Es liegt mir ein schönes S von Portorico aus dem Mus. Stdg. vor, welcher deutlich zeigt, dafs Cinctipes nur für eine Lokalvarietät von Tesselaris anzusehen ist. Die Grundfarbe der Flügel und des Thorax ist dunkler, der Hinterleib höher goldgelb; die Binden der Vorder- flügel sind etwas breiter ; im übrigen gleichen sich beide Formen genau, zeigen auch überein- stimmend den Halskragen und die Schulterdecken grün gesäumt. Cinctipes ist entschieden nichts weiter als eine lebhafter gefärbte Varietät von Tesselaris. Dafs Grote behauptet, Cinctipes sei eigne Art, erklärt sich aus der Vorliebe dieses Autors zur Artenfabrikation; Walker hatte ganz richtig Cinctipes zu Tesselaris gezogen, für deren Varietät sie auch Hopffer Gundlach gegenüber erklärte. Dafs letzterer sie für eigne Art hält, erklärt sich wohl daraus, dafs er Tesselaris wahrscheinlich nicht kannte. Mehr wundert es mich, dafs Herrich-Schäffer Cinctipes als eigne Art ansieht. Die von ihm hervorgehobenen braunen Beine beweisen mir nichts, denn das eine meiner drei nordamerikanischen Stücke von Tesse- laris zeigt auch braune Fleckchen an den Schienen. Raupe möglicherweise auf Hibiscus. Cuba, H.S. Gdl. Grt. Mexico, Venezuela, Grt. Wik. Nordamerika, Atlantic States, Strtch. New York. 116 Ecpantheria Hb. V, 132. Eridane Cr. t. 68. G. Surinam, Cr. Surinam. 133. Icasia Cr. t. 181. E. Lantanae F. E. S. III. 1. 437. Surinam, Cr. Pareuchaetes Grt. 134. Cadaverosa Grt. 1. c. 245. H.S. 13. Gdl. 272. Raupe auf Vernonia, Eupatorium. Cuba, Grt. H.S. Gdl. 135. Äffinis Grt. 1, c. 245. H.S. p. 131. — ohne Nummer. — Gdl. 273. Cuba, Grt. H.S. Gdl. Composia Hb. V. 136. Syharis Cr. t. 71. E. Credula F. E. S. III. 1. 475. Hb. Exot. Es ist eigentümlich, dafs diese nicht zu übersehende Art, welche auf verschiedenen westindischen Inseln nicht selten ist, Cuba zu fehlen scheint. Jamaica, St. Domingo, Wik., Jamaica, St. Croix. Lauron Wik. — Ephestris, Dioptis, Hyalurga Hb. 137. Vinosa Dr. 1. c. 1. t. 23. f. 4. H.S. 14. Gdl. 252. Herrich-Schäffer wird wohl Recht haben, wenn er glaubt, dafs Vinosa Dr. mit Rica Hb. Ztg. f. 531. 532. Zusammenfalle. Ich habe ein 9 aus Portorico aus dem Mus. Stdg. vor mir, welches zwischen beiden steht. Raupe auf Tournefortia hirsutissima. Antigua, Dr., Jamaica, Wik., Cuba, H.S. Gdl., St. Kitts. — Rica: Venezuela, Honduras, Wik., Chiriqui. Uthetheisa Hb. V. — Deiopeia Steph. 138. Bella L. S. N. I. 2. 884. 348. Mus. Ulr. 399. Cr. t. 109. C. D. Strtch. 56. t. 2. f. 15. H.S. 5. Gdl. 257. var. Ornatrix L. II, 839. Cr. 1. 166. C. D. F. Strch. 58. t. 2. f. 18. Gdl. mit Bella vereinigt. var. Speciosa Wik. 1. c. II. 568. Streb. 57. t. 2. f. 16. Wenn Walk er ’s Citat aus Linnö Syst. Natur, richtig ist, was ich nicht beurteilen kann, da ich diese Ausgaben nicht besitze, woran ich aber nicht zweifle, so würde nicht Ornatrix, sondern Bella als Stammart zu gelten haben.*) *) In L. Syst. Nat. ed. X (1758) steht Ornatrix unter No. 80 auf p. 511 und Bella mit No. 237 auf p. 534. Es ist also Ornatrix der ältere Name. S. 117 Der Erste, welcher Bella, Ornatrix und Speciosa zusammenzog, war Butler, dessen Aufsatz in den Transact. Ent. Soc. London mir aber, als ich dies Faktum in Entomologica Americana 1886. 73. ausführlich begründete, unbekannt war. Ebenso kannte ich damals Gundlach’s Werk nicht, in welchem Bella und Ornatrix ebenfalls für Formen einer Art erklärt werden. Stretch, p. 59., neigt sich auch der Ansicht zu, dafs alle drei Arten nur Varietäten ein und derselben Art sein mögen; doch glaubt er noch, Bella als eigne Art ab- sondern zu können. Das ihm zweifelhafte Tier von Portorico, welches er t. 2. f. 17. abbildet, ist eine Aberration, welche den Übergang von Ornatrix zu Speciosa bildet. In meinen Bei- trägen zur Lepidopterenfauna von Jamaica habe ich ein Exemplar abgebildet, welches auf den Vorderflügeln ganz Speciosa, auf den Hinterflügeln ganz Ornatrix ist. Die vielfachen Schwankungen, welche Speciosa in der Zeichnung der Vorderflügel zeigt, deuten vielleicht darauf hin, dafs diese Form noch nicht konstant geworden ist. Die erwähnte Aberration, sowie wunderliche Abänderungen von Ornatrix erhielt ich von St Croix und St. Kitts. Bella scheint die in Nordamerika, Ornatrix die in Central- und Südamerika auftretende konstante Form zu sein, während Speciosa auf Westindien beschränkt ist und sich noch in der Ent- wicklung befindet. Stretch giebt bei Speoiosa zwar auch die „Atlantic States" an; ich glaube aber bestimmt, dafs dies ein Irrtum ist. Von Jamaica erhielt ich nur diese Form. Kaupe auf Leguminosen: Marimera, Crotolaria. Lithosidae. Gnophria Steph. Die nachfolgend beschriebene Art unterscheidet sich im Rippenverlauf von den euro- päischen Arten dieser Gattung nur dadurch, dafs Rippe 4 und 5 der Vorderflügel nicht gestielt sind, aber vollständig aus gleichem Punkt entspringen. Auf diese unbedeutende Ab- weichung eine neue Gattung zu gründen, deren ich leider so schon mehr, als mir lieb ist, machen mufste, halte ich für überflüfsig. 139. Limpida n. sp. Fühler beingelb, Palpen weifs mit schwarzer Spitze. Kopf, Halskragen und Thorax weifs, graugelb angeflogen. Hinterleib hellgrau mit graugelbem Afterbüschel, unten weifs. Beine aufsen weifs, innen graugelb. Flügel schneeweifs, der Innenrand der Vorderflügel hell lehm- gelb. Unten die Vorderflügel an den Rändern bräunlich. Rippen und Vorderrand etwas dunkler. Hinterflügel weifs. 13,6 mm. 1 d im Mus. Stdg. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XV. 16 118 Delphyre Wik. Walker sagt über das Geäder dieser Gattung nur: „Fourtb inferior vein remote from the rest'^. Kirby, welchem ich eine kolorierte Abbildung meiner Art sandte, bestimmteste als zu dieser Gattung gehörend. Ich gebe hier eine genaue Beschreibung des Rippenverlaufs. Vorderflügel mit grofser, fast quadratischer Anhangzelle. Rippe 4 und 5 fehlend. Aus der Anhangzelle entspringen Rippe 6 bis 10, und zwar 6 und 10 aus den Ecken, 7 und 8 aus der Spitze, 9 aus 8 kurz vor der Flügelspitze, beide in den Vorderrand auslaufend; 11 stöfst steil auf die Costale. Auf den Hinterflügeln entspringen Rippe 6 und 7 aus gleichem Punkt, 4 und 5 fehlen. 140. Pallida n. sp. Fühler beinfarben, gegen die Wurzel weifslich bestäubt. Palpen gelblich, Kopf, Hals- kragen und Thorax gelblich weifs, ebenso der Hinterleib, Beine beingelb. Vorderflügel schmutzig weifs mit eingemengten bräunlich gelben Schuppen, welche in der Flügelmitte und längs des Innenrandes am dichtesten stehen. Hinterflügel licht graugelb. Franzen aller Flügel weifs. Unterseite der Vorderflügel schmutzig ockergelb, Hiuterflügel schmutzig weifs, an Spitze und Saum gelblich. Franzen weifs. 8,3 mm. 2 $. Cincia Wik. — ? Mieza Wik. 141. Gonspersa Wik. 1. c. II. 538. ? Mieza Albulata H.S. 7. Gdl. 255. Jamaica, Wik. Cuba, H.S. Gdl. Nach Dewitz ist Albulata H.S. mit Cincia Gonspersa Wik. identisch. In diesem Falle hätte letzterer, schon 1854 gegebene Name die Priorität. Walker’s Gattungsdiagnosen und Beschreibungen sind wie gewöhnlich ganz unbrauchbar, und auch seine Beschreibung von Gonspersa läfst die Art nicht mit Sicherheit erkennen. Die nun beschriebenen Arten dieser Familie gehören sämtlich der Abteilung der Nolidae an, welche wohl eine eigene Familie bilden könnten. Nola Leach. 142. Portoricensis n. sp. (433.) Eine echte Nola, noch kleiner und schmalflügliger als Chlamytulalis Hb. Weifs. Vorderrand der Vorderflügel bräunlich gefleckt; vor der Flügelmitte stehen zwei aus aufgeworfenen Schup- pen gebildete bräunlich gelbe Flecke , welche gewissermafsen den Anfang einer Binde bilden. Hinter der Mitte zieht eine geschwungene bräunlich gelbe Binde durch die Flügel, welche am Vorderrand ebenfalls aufgeworfene Schuppen zeigt. Hinter derselben, sie am Innenrand fast berührend, läuft ein solcher schmalerer Bogenstreif. Vor dem Saum stehen auf Rippe 2 bis 4 braune Fleckchen, welche zuweilen einen zusammenhängenden Streif bilden; dicht vor dem 119 Saum ist noch ein braungelber Streif. Der Saum ist zuweilen bräunlich gelb bestäubt. Saumlinie fein weifs. Franzen grau oder bräunlich, fein weifs gemischt, in der Flügelspitze weifs. Hintei’flügel rein weifs. Unten die Vorderflügel glänzend schmutzig graugelb. Saum- linie bräunlich, Franzen weifs. Hinterflügel und deren Franzen weifs, Saumlinie gelblich. 6 — 7,3 mm. Enige Stücke. Zwei ganz abgeflogene Stücke steckten auch unter den Cubanem des Berliner Museums ohne Namen. Stenola n. g. Fühler sehr schwach bewimpert. Palpen wie bei Nola hängend, schneidig, mit kurzem Endglied, länger als der Kopf. Zunge gerollt. Augen nackt. Kopf und Thorax anliegend beschuppt, letzterer gewölbt. Hinterleib schlank, die Hinterflügel wenig überragend, anlie- gend beschuppt, ebenso die langen schlanken Beine. Mittelschienen mit End-, Hinterschienen auch mit, ungleich langen, Mittelsporen. Flügel lang gestreckt, verhältnismäfsig schmal. Vorderrand der Vorderflügel gerade, Spitze gerundet, Hinterrand schräg, nicht bauchig, Innenwinkel stumpf. Hinterflügel mit geradem Vorder- und gebogenem Hinterrand. Vorder- flügel mit 11 Rippen. Rippe 3, 4, 5 gleich weit von einander entfernt entspringend; 6 und 7 entspringen nicht dicht an einander, 8 aus 7, 9 aus 8, 10 fehlend. Auf den Hinterflügeln fehlt Rippe 4 ; 5 entspringt aus der Mitte der Querrippe, 6 und 7 lang gestielt. 143. Bistriga n. sp. (613.) Weifs, Vorderflügel mit sparsam eingemengten gelbbraunen Schüppchen und zwei sol- chen geraden Querstreifen, deren erster das Wurzelfeld begrenzt, der zweite hinter der Flügelmitte steht. Saumpunkte braun, Franzen weifs. Unten die Vorderflügel und der Saum der Hinterflügel graulich. 8,3 mm. 2 $. Ceplialospargeta n. g. , Fühler kurz, stark nach innen gebogen, dickmehlig bestäubt, ganz kurz und dicht be- wimpert. Palpen aufsteigend, den Kopf kaum überragend, anliegend beschuppt, Endglied pfriemenförmig, mit stumpfer Spitze, kurz. Kopf stark gewölbt (beulenförmig aufgetrieben), anliegend beschuppt wie der schwach gewölbte Thorax. Augen nackt. Zunge stark, spiral. Hinterleib die Hinterflügel wenig überragend, glatt beschuppt wie die Beine. Vorderflügel gestreckt, schmal mit gerundeter Spitze, schrägem glattem Hinterrand und stumpfem Innen- winkel. Hinterflügel breit mit geradem Vorder- und mäfsig gebogenem Hinterrand, Spitze stumpf, Afterwinkel gerundet. 16* 120 Auf «den Vorderflügeln entspringen Kippe 3 und 4 von einander entfernt, 5 nahe an 4, 6 nahe an 7, aus dieser 8 mit 9 und 10. Auf den Hinterflügeln sind Rippe 3 und 4 lang, 6 und 7 kurz gestielt, 5 in der Mitte des Quastes entspringend. 144. Elongata n. sp. (269.) Fühler weifs, Palpen gelbgrau, ebenso der braungemischte Halskragen und der Kopf. Thorax weifslich. Hinterleib graugelb, Beine weifs. Vorderflügel schmutzig weifs, grau gemischt, mit zwei, meist teilweis verloschenen ziem- lich geraden bräunlichen Querbinden vor und hinter der Mitte. Beim $ ist die vordere Binde ganz undeutlich, am Vorderrand durch zwei braune Fleckchen bezeichnet; aufserdem finden sich im Mittelfeld gegen den Innenrand zerstreute braune Schuppen. Saumpunkte schwarz- braun, Franzen weifs. Unten sind die Vorderflügel braungrau mit brauner, die Hinterflügel weifs mit gelblicher Saumlinie. Franzen wie oben. 8—10,4 mm. 2 (?, 1 9. Afrida Mschl. 145. Tortriciformis Mschl. Jamaic. 44. f. 19. (620.) Zwei sehr defekte Stücke. Paraxia n. g. Diese Gattung ähnelt im Habitus und der Zeichnung der Vorderflügel Sarrothripa Dup. Doch ist der Vorderrand der Vorderflügel an der Wurzel nicht so stark gebogen und in der Mitte nicht konkav, sondern schwach konvex; auch sind die Palpen ganz verschieden. Fühler spärlich mit kurzen Wimpern besetzt. Palpen am Kopf aufsteigend, an der Schneide dicht und abstehend beschuppt, die Stirn etwas überragend. Endglied cylindrisch, vorn abgestumpft, etwa halb so lang als das Mittelglied. Zunge spiral. Augen grofs, nackt. Kopf anliegend beschuppt. Beine kräftig. Vorder- und Mittelschienen oben mit anliegender, aufsen seitlich abstehender borstiger Behaarung. Mittelschienen mit 2, Hinterschienen mit 4 ungleich langen Sporen. Vorderrand der schmalen Vorderflügel schwach konvex, Spitze stumpf, Hinterrand schwach gebogen, Innenwinkel abgestumpft, Innenrand gerade. Hinterflügel breit mit geradem Vorderrand, stumpfer, schwach vorgezogener Spitze und auf Rippe 4 sehr schwach ein- gezogenem Hinterrand. Vorderflügel mit 12 Rippen, Rippe. 3, 4, 5 dicht neben einander entspringend, ebenso 6 und 7, 8 aus 7, 9 aus 8, 10 dicht hinter 7 aus der Subkostalen entspringend und dicht neben 7 hinlaufend. Auf den Hinterflügeln Rippe 3 und 4 ziemlich lang gestielt, 5 aus der Mitte der Querrippe am Saum Rippe 6 fast berührend, 6 und 7 aus gleichem Punkt entspringend. 121 146. Chamaeleon n. sp. (63. 360. 452. 617. 676. 715. 720.) Eine, wie schon die verschiedenen Nummern, unter denen ich die Exemplare erhielt, beweisen, sehr variierende Art, welche auch in dieser Hinsicht Sarrothripa Undulana Hb. ähnelt. Als Type gelten mir diejenigen Stücke, bei denen die Grundfarbe des Körpers und der Vorderflügel ein lichtes Grau, ungefähr wie bei hellen Stücken von Undulana, ist. Die Zeichnung der Vorderflügel besteht aus einem schwarzbraunen Vorderrandsfleckchen im Wurzel- feld, einem gezackten, bis auf die Falte ziehenden schwarzbraunen vorderen Bogenstreif, einem unregelmäfsig gezackten, bis auf Rippe 1 ziehenden solchen Querstreif in der Mitte, welcher auf der Rippe sich nach aufsen biegend, mit einem stark geschwungenen, unregel- mäfsige Bogen bildenden dunkeln hinteren Querstreif zusammenhängt, und einer weifsen, innen dunkelgraubraun begrenzten Wellenlinie. Im Mittelfeld und an dem Mittelstreif stehen bei manchen Stücken schwarzbraune, aufgeworfene Schuppenfleckchen. Saumpunkte fein schwarz. Saumlinie gelblich, Franzen lichtgrau mit dunkler Teilungslinie. Hinterflügel schmutzig weifs mit braunen Rippen und zuweilen breiter bindenartiger Bestäubung längs des Saumes. Saumlinie dunkelbraun, aufsen gelblich, Franzen an der Wurzel hellgrau, an den Spitzen weifs. Unten die Vorderflügel einfarbig glänzend grau, die Hinterflügel lichter wie oben. 7,3 mm. Manche dieser typischen Exemplare zeigen schon zwischen dem ersten und zweiten Querstreif weifsliche bindenartige und zwischen dem zweiten und dritten Querstreif am Innen- rand solche fleckartige Färbung, und diese Stücke bilden den Übergang zu var. a., bei welcher die Vorderflügel bis zum zweiten Querstreif weifs und zwischen dem zweiten und dritten Querstreif bis gegen den Innenrand dunkelbraun gefärbt sind. var. h. hat gelbgraue Grundfarbe, der vordere Querstreif fehlt ganz, die beiden folgenden sind nur sehr schwach angedeutet, und die Flügel sind bis zur Mitte, mit Ausnahme des Innenrandes, rostgelb bestäubt. Die Hinterflügel ziehen stark ins Ockergelbe. var. c. Der vordere Querstreif fehlt ebenfalls, die Wurzelhälfte der Flügel ist bis an den Innenrand, gegen den Vorderrand verschmälert, schwarzbraun, die Querstreifen sind sehr undeutlich, Hinterflügel ockergelblich. var. d. Der vordere Querstreif fehlt, im “Wurzelfeld steht ein grofser ovaler tief- schwarzer Fleck. Der übrige Flügel ist lehmgelb oder weifsgrau, zuweilen im Mittelfeld rostbraun gemischt, die Querstreifen sind sehr schwach. Hinterflügel gelblich oder weifslich. var. e. Grundfarbe aller Flügel graugelb, die Querstreifen der Vorderflügel sehr fein, im Wurzelfeld ein tiefschwarzer, beiderseits rostgelb begrenzter Bogenstreif. 122 Psychidae. Oeceticus Guild, 147. Kirhyi Lansd. Guild. Trans. Linn. Soc. XV. 374. t. 6. u. 7. (1827.) Bg. Anal. Soc. Cient, Argent. 1882. 275. Poeyi Luc. Sagra Hist. Cuba VII. p. 303. t. 17. f. 6. (1856.) H.S. 20. Gdl. 276. Fulgurator H.S. Exot. f. 519. (1856.) Psyche ( Oiketicus) gigantea Zell. Stett. Ent. Ztg. 1871. 49. t. 2. f. 1—5. Kaupe auf Persea gratissima, Cupania, Terminalia u. s. w. 1 im Mus. Stdg. Cuba, H.S. Gdl. Grt. Megalopygidae H.S. p. Berg. Megalopyga Hb. V. — Chrysopyga H.S. — Lagoa Wik. 148. Krugü Dew. 1. c. 95. (Lagoa.) Mit Chrysopyga Nuda Cr. t. 306. B. verwandt, mit deren Raupe die von Krugü viel Ähnlichkeit hat, sowie auch der Cocon beider Arten viel Übereinstimmung zeigt. Dafs, wie Berg annimmt, die Gattungen Chrysopyga H.S. und Lagoa Wik. identisch sind, bezweifle ich aber entschieden. Die Fühler von Chrys. Nuda Cr. und einer nahestehenden Art von Surinam, sowie einer solchen von Columbien, sind kurz, kaum halb so lang wie die Vorder- flügel, beim S an der Spitze äufserst kurz gekämmt, während dieselben bei Lagoa Crispata Pack, und Opercularis Smth.-Abb. länger als der halbe Vorderflügel, stärker und bis ans Ende gekämmt sind. Auch fehlt den Chrysopygaarten die eigentümliche, an zusammengedrehte Wollfäden er- innernde Bekleidung der Vorderflügel, welche die erwähnten beiden Arten von Lagoa zeigen. Ob nun Krugü in dieser Beziehung mehr zu Chrysopyga oder Lagoa neigt, ist aus der Beschrei- bung nicht zu ersehen; doch möchte ich das Erstere annehmen, da sie mit Nuda Cr. verglichen wird. Im Geäder stimmen beide Gattungen darin überein, dafs sie 2 freie Innenrandsrippen neben 11 anderen Rippen der Vorderflügel haben und die Costale der Hinterflügel fehlt, indem die sie vertretende Rippe 8 die Fortsetzung der Subcostalen bildet. Berg stellt aMch Lanata Cr. t. 265. F. G. und Orsilochus Cr. t. 46. D. und t. 383. F. in diese Gattung. Die Fühler des $ bei diesen Arten ähneln mehr denen von Nuda als denen von Crispata und Opercularis. Der Rippenverlauf ist der gleiche wie bei den erwähnten Arten und ihre Stellung hier gewifs die richtige. Siculidae. Striglina Guen. 149. Scallula Guen. Monogr. des Siculid. Ann. Soc. Ent. Frc. 1877. 286. 8. t. 7. Mschl. Surin. IV. 414. (458. 517. 642. 779. 781. 782.) 123 Neun mir vorliegende Stücke von Portorico zeigen zwei Formen. Vier Stück, 1 d, 3 ?, stimmen vollständig mit meinen Exemplaren von Surinam überein; fünf, 3 J, 2 9, dagegen weichen dadurch von der typischen Art, wie sie Guenee beschreibt, ab, dafs sie keine Spur des Glasfleckes der Vorderflügel zeigen. Da sie aber im übrigen auf das genaueste mit jenen übereinstimmen, kann ich sie nur für eine Abänderung oder eine andere Generation der gewöhnlichen Art halten, welche ich Immaculata nenne. Brasilien, Guen., Java, Snell., Surinam. Notodoiitidae. Nystalea Guen. 150. Ebalea Cr. t. 310. C. Guen. Noct. no. 847. Gdl, 282. Gonchyfera Guen. Noct. 845. H.S. 22. Raupe auf Comocladia und Spondias. St. Thomas, Guen. Wik., Jamaica, Brasilien, Wik., Cuba, H.S. Gdl, Surinam, Cr., Vene- zuela, Surinam. 151. Bivisa Mschl. Surin. V. 343. t. 18. f. 22. (32). 1 Stück. Surinam, Venezuela. 152. Nyseus Cr. t. 75. E. Surinam, Columbien. Es ist bezeichnend fürWalker’s Methode, Gattungen zu fabrizieren, dafs er für diese, welche er in Natur nicht kannte, nur nach Cramer’s Abbildung die Gattung Cyrrhesta errichtete. Symmerista Hb. 153. Dubia Mschl. Surin. II. 689. (197.) ' Zwei Stücke von Portorico stimmen vollkommen mit meinen Exemplaren von Surinam und Venezuela überein. Edema Wik. — Elasmia Mschl. Jamaic. 154. Insularis Grt. Zyg. 1867. Suppl. 25. Elasmia Lignosa Mschl. Jamaic. 62. f. 30. Raupe auf Cupania americana. Cuba, H.S. Gdl. ? Vereinigte Staaten, Jamaica. Nach Vergleichung eines 9 von Portorico zweifle ich nicht, dafs meine Elasmia Lignosa ein sehr scharf gezeichnetes S von Insularis ist. 124 Noctuidae. Laphygma Guen. 153. Frugiperda Smth.-Abb. II. pl. 96. Hb. Ztg. 683. 84. H.S. III. 3. Gdl. 288. Wik. 189' Guen. 254. Macra Guen. 251. Wik. 189. (262. 489.) In vielen Stücken. Es ist wobl zweifellos, dafs Guenee das dunkle und einfarbigere ? als Macra beschreibt. Cuba, H.S. Gdl. Nord- und Südamerika, Guen. Jamaica, Surinam. Raupe an Zuckerrohr, Mais und verschiedenen Gramineen. 154. Ängustipennis Mschl. Jamaic. 71. f. 14. (1886.) (820. 824. 783. 343. 48. 51.) Von dieser Art kann ich 7 S und 5 5 vergleichen, von denen 10 von Portorico stammen. Die Geschlechter weichen noch mehr von einander ab als bei der vorigen Art; entgegen- gesetzt zu jener ist hier das S dunkel und das ? hell. Die 7 $ zeigen alle die dunkle Färbung des a. a. 0. beschriebenen und abgebildeten Exemplares und variieren nur in der Tiefe derselben etwas; selten fehlt der weifse Vorderrandsfleck der Vorderflügel ganz. Die Beschreibung des $ gebe ich hier: Kopf, Thorax und Halskragen rötelrot bis olivenfarben, die vordere Hälfte des Halskragens weifslich bis rein weifs, zuweilen nach hinten braun be- grenzt. Hinterleib graubraun. Vorderflügel hell rotbraun, längs des Innenrandes meist oliven- farbig. Aus der Wurzel zieht meist ein weifser Längsstreif bis unter die Ringmakel; er ist etwas geschwungen und in seiner Biegung nach dem Vorderrande meist von einem schwarzen oder dunkelbraunen Fleck begrenzt. Quersteifen und Wellenlinie mehr oder weniger weifs bestäubt, ebenso die Ringmakel. Nierenmakel weifs umzogen, selten ganz weifs. Der weifse Vorderrandsfleck viel schärfer und zusammenhängender als bei dem (?. Saumfeld mehr oder weniger weifs, besonders in Zelle 2 und 4, und erscheint die dunkle Grundfarbe zuweilen nur als ein Vorderrandsfleck und ein Innenrandsstreif, und in der Mitte des Feldes. Manche Exemplare zeigen auch im Mittelfeld weifse Bestäubung. Der weifse Vorderrandsfleck ist stets durch einen weifsen Querstrich mit dem hintern Querstreif verbunden. Hinterflügel und Unterseite wie bei dem 8". ah. : $ Divida m. Zwei ? bilden eine so eigentümliche Abänderung, dafs ein Name dafür gerechtfertigt erscheint. Für eine eigne Art kann ich diese Exemplare aber nicht halten. Kopf, Halskragen und Thorax dunkelrotbraun bis schwarz, Halskragen in der Mitte durch einen gelblichen Querstreif geteilt, Schulterdecken aufsen breit gelb gesäumt. Vorder- flügel schwarzbraun, Innenrand breit oliven- oder rötlichgelb, von der Grundfarbe durch einen in der Flügelmitte unterbrochenen, unbestimmt begrenzten, weifslichen Längsstreif getrennt. 125 Der schwarze Längsfleck an der Flügelwiirzel tritt in diesen Streif ein. Die Makeln und Querstreifen nicht sichtbar , nur ein Exemplar zeigt die Ringmakel angedeutet. Der weifse Vorderrandsfleck ist deutlich, doch ohne verbindenden Streif nach innen. Wellenlinie ab- gebrochen, weifs angedeutet. Saumpunkte wie bei den übrigen Weibern, im Gegensatz zu den Männern, scharf. Franzen analog der Grundfarbe. Hinterflügel und Unterseite wie gewöhnlich. In der Gröfse variiert diese Art sehr. Mein gröfstes Stück, ein mifst 20,8 mm. das kleinste, ebenfalls ein c?, nur 11,4 mm. Jamaica. Prodeiiia Guen. 155. Ändrogea Cr. 310. D. H.S. 3. Gdl. 290. Wik. 195. (184.) Über Guenee’s Ändrogea ist H.S. nicht im klaren; er hat gewifs recht, anzunehmen, dafs dieselbe identisch mit Commelinae Smth.-Abb. ist. 2 3, 1 9. Cuba, H.S. Gdl. Jamaica. Gun d lach sagt, dafs die Raupe in Gärten und auf Feldern schädlich auftrete. Wie ich jetzt sehe, gehört das Exemplar, welches ich von Jamaica erhielt und in meiner Arbeit als Commelinae aufführte, zu Ändrogea. 156. Commelinae Smith-Abbott. II. 189. PI. 95. Guen. 256. H.S. 4. Gdl. 291. Wik. 192. Ändrogea Guen. 265. (ohne Cramer’s Citat). Wik. 192. (263.) Dafür, dafs H.S. recht hat, wenn er annimmt, Guenee verstehe \miQX Ändrogea diese Art, kann ich den Beweis durch ein Exemplar von Surinam führen, welches Guehee selbst bestimmt hat, und an dessen Nadel noch der von Guenee mit ^ Ändrogea'^ bezeichnete Zettel steckt. Dem entsprechend ist in meiner Arbeit über Surinam-Lepidopteren Ändrogea Cr. zu streichen. 1 3, 2 9. Cuba, H.S. Gdl. Nordamerika, Smth.-Abb. Grt. Surinam, Puerto Cabello. 157. Eudiopta Guen. 261. H.S. 4, Gdl. 292. Wik. 193. (510.) Diese bunteste Art ist mit keiner andern zu verwechseln. 1 3, 2 9. Cuba, H.S. Gdl. — ? Nordamerika, Guen. Von Grote nicht aufgeführt. 158. PulcJiella H.S. 6. Gdl. 292. Exquisita Mschl. Jamaic. 69. f. 23. ? Plagiata Wik. 194. ? Latifascia Wik. 195. (268.) Die Vergleichung meiner Exemplare von Exquisita mit Stücken von Pulchella von Porto- rico läfst das Zusammengehören beider Arten nicht bezweifeln. Ob Walker’s beide hier mit ? citierte Arten ebenfalls dazu gehören, bleibt mir zweifelhaft. 2 3, 2 9. Cuba, H.S. Gdl. Jamaica. Ab}»andl. d. Senckenb. uaturf Ges. Bd. XV. 17 126 159. Testaceoides Guen. 262. pl. 6. f. 7. H.S. 4. Gdl. 292. Wik. 196. (292.) Nach Guenee’s gaaz unkenntlichem Bild ist diese Art nicht zu erkennen, und auch Guenee’s Beschreibung ist sehr ungenügend; ich gebe daher eine ausführliche Beschreibung. Fühler graubraun, Palpen hellgelb, rotbraun gefleckt. Kopf und Thorax hellgelb, rost- gelb gemischt. Halskragen mit vier rostbraunen Querstreifen. Brust, Hinterleib und Beine strohgelb. Tarsen braun, weifsgelb gefleckt. Wurzelfeld der Vorderflügel in seiner vordem Hälfte lebhaft ockergelb, in der hintern bindenartig veilrot ausgefüllt. Mittelfeld ockergelb, zwischen den Makeln am Vorderrand ein weifsgelber, viereckiger Fleck, hinter ihm der Vorderrand bis zum Ende des Feldes breit rostbraun oder veilgrau, so dass der gröfste Teil der Nierenmakel in dieser Färbung steht. Beide Makeln meist ziemlich deutlich. Die Ringmakel oval, schräg nach hinten gestellt, hell- gelb, schwach dunkel gekernt. Nierenmakel grofs, an den Rändern hellgelb, dunkel gekernt, mit feinem gelbem Schrägstrich im Kern. Querstreifen veilrot, doppelt, hell ausgefüllt. Vor dem hintern Streif zieht ein feiner rostroter Zackenstreif durch das Mittelfeld. Saumfeld veilrot, in der Flügelspitze ein weifser, viereckiger Fleck, welcher sich gegen den Innen- winkel hin etwas fortsetzt und aus dem die weifse Wellenlinie entspringt. Der Raum zwischen derselben und dem Saum ist nach innen lebhaft ockergelb, nach aufsen rostbraun gefärbt, er wird durch eine weifse Linie geteilt und von den stark weifs bestäubten Rippen durch- schnitten. Die dunkelbraunen Saumpunkte meist scharf. Franzen ockergelb mit zwei rost- roten Teilungslinien. Hinterflügel glänzend weifs, am Vorderrand schmal gelblich, Spitze grau bestäubt. Saumlinie braun, Franzen weifs. Unten die Vorderflügel weifsgelb, am Vorderrand roströtlich. Saumpunkte fein braun. Hinterflügel wie oben. 18,8 mm. Mehrere Exemplare. Meine Stücke variieren etwas in der Färbung, manche zeigen das Mittelfeld fast gold-, manche mehr ockergelb, das Wurzelfeld ist zuweilen fast ganz veilrot, und auch im Saum- feld herrscht dann diese Färbung vor. Guen de giebt von seiner Art Centralindien und Mauritius an ; es wäre also doch möglich, dafs seine Testaceoides eine verschiedene Art ist. Cuba, H.S. Gdl. — Surinam, Brasilien. Zwei Exemplare meiner Sammlung sollen aus den Südstaaten der Union stammen; Grofe führt diese Art aber nicht auf. Hadena Schk. 160. Ghalcedonia Hb. var. Guttula H.S. 52. Gdl. 318. Älibama Mutata Mschl. Jamaic. 73. f. 5. ? Oligia Tracta Grt. N. Ch. L. p. 28. (497.) 127 Dafs meine Mutata mit dieser Art zusammenfällt, unterliegt, nachdem ich sie mit Exem- plaren von Portorico vergleichen konnte, keinem Zweifel. Chalcedonia var. Tracta Grt. ist ähnlich, mein Stück dieser Art, welches ich von Grote seihst erhielt, unterscheidet sich von Guttula nur durch gleichmäfsig dunklere Färhung der Vorderflügel, wodurch der helle Vorder- rand nicht so scharf hervortritt; schmälere weifse Binde im Saumfeld, welche bis zum Vorder- rand reicht und dort einen weifsen Fleck bildet, sowie durch weifse, nur an der Spitze und längs des Vorderrandes rostfarben angeflogene Hinterflügel. Treitschke’s Beschreibung von Bryophüa Chalcedonia Hb. ist ziemlich unvollständig. Hübner’s Abbildung kann ich leider nicht vergleichen. Herr J. B. Smith schrieb mir, dafs meine Mutata mit einer Art der Gattung Oligia Grt. aus Florida identisch sei, und kann dieselbe wohl nur Chalcedonia Hb. sein. Eine genaue Prüfung dieser und der nächstfolgenden Art veranlassen mich, beide zu Hadena zu Stellen, zu welcher Gattung aber meine Älibama Pulchra nicht gehört. $ 9. Cuba, H.S. Gdl. — Nordamerika Grt. Tr. — Brasilien Tr. — Jamaica. 161. Arna Guen. Celaena Ärna Guen. 351. Wik. 262. H.S. 54. Gdl. 318. (120. 662.) Obgleich das eine der mir vorliegenden Stücke einen Zettel mit einer Bemerkung von H.S. ’s Hand, „soll nach Gundlach Gefaeria Hraa Guen. sein, ist es aber gewifs nicht“, trägt, stimmt das Wenige, was dieser Autor über Arna sagt, doch zu meinen Exemplaren. Nach Guenee’s Beschreibung möchte es allerdings schwer sein, diese Art zu erkennen, denn er sagt: „Une teinte d’un blanc-bleuätre ä la cöte, derriere la coudee‘i Walker’s höchst un- glücklich nach Guende’s Beschreibung abgefafste lateinische Diagnose läfst die Art noch weniger erkennen. Ich halte es für das Beste, eine genaue Beschreibung zu geben. Gröfse von Latruncula Lg. Fühler braun, Palpen dunkelbraun, beim S das Mittelglied innen an der Schneide und am Vorderrand, das Endglied ganz ockergelb, beim 5 einfach dunkel. Kopf und Vorderhälfte des Halskragens beim g rostbraun, Hinterhälfte des Letzteren und der Thorax rötlich ockergelb. Beim 9 alle diese Teile gelbbraun. Hinterleib dunkel- grau, Afterbüschel des S gelbgrau. Beine, wenigstens die vorderen und mittleren braun, Tarsen gelb, geringelt. Vorderflügel mit breit ockergelbem Vorderrand, die Färbung zieht, die vordere Hälfte des Wurzelfeldes einnehmend, in diesem bis zum Innenrand, saumwärts reicht sie bis hinter den hinteren Querstreif. Vor der Flügelspitze ein gelber Fleck. Der Raum von der Mitte des Wurzelfeldes bis zum hintern Querstreif ist saft- oder veilbraun und bildet ein unregel- mäfsiges, mit seiner Basis den Querstreif berührendes Dreieck. Der vordere Querstreif ist 17* 128 undeutlich dunkel angedeutet. Der hintere, doppelte Querstreif ist dunkelbraun und bildet vor der Nierenmakel, mit dieser zusammen, einen erweiterten Fleck. Die Makel undeutlich, hell umzogen. Kingmakel nicht sichtbar, in dem dunkel ausgefüllten Raum des Mittelfeldes steht die gelbe, fein dunkel umzogene Zapfenmakel. Saumfeld veilbraun, Wellenlinie kaum angedeutet. Saumlinie fein dunkel, Wurzel der Franzen dunkelbraungrau, Spitzen gelblich gemischt. Hinterfiügel glänzend weifs, am Vorderrand, der Spitze und auch schmal am Saum glänzend kupferfarben. Saumlinie dunkel, aufsen gelb. Franzen an der Wurzel grau, übrigens weifsgrau. Das 9 zeigt die Vorderflügel rotbraun, am Vorderrand kaum heller, der Fleck vor der Spitze rostgelb, Wurzelfeld veilbraun. Unterseite der Vorderflügel glänzend hell kupferfarben, Innenrand weifsgelb. Hinterflügel wie oben, mit feinem, dunkeim Mittelpunkt und solchem, abgebrochenem Querstreif hinter der Mitte. Saumlinie der Vorderflügel aufsen gelb. Franzen lichter. 9 — 11,5 mm. 2 J, 1 9. Cuba, H.S. Gdl. — Florida, Guen. — Nordamerika, Grt. 162. Disgrega n. sp. (212). Fühler gelblich, an der Wurzel weifslich. Palpen licht ockergelb, an der Schneide des Mittelgliedes weifslich behaart. Kopf licht ockergelb, weifs gemischt. Scheitel mit sparsam eingemengten braunen Schuppen, Halskragen ebenso, mit feinem braunem Querstreif durch die Mitte und braunem Hinterrand. Thorax ockergelb, in der Mitte, besonders gegen den Vorderrand, braun gemischt, ebenso die Ränder der Schulterdecken. Hinterleib oben licht ockergelb, mit braunen Schuppen- höckern auf den beiden ersten Segmenten, unten wie Brust und Beine heller. Tarsen der Vorder- und Mittelbeine braungelb, die der Hinterbeine gelb, braun gefleckt. Vorderflügel glänzend licht ockergelb, das schmale Wurzelfeld zuweilen in seinem obern Teil bis zur Mitte und in seinem untern Teil ganz weifsgelb, aufserdem zieht ein undeutlich begrenzter schmaler weifser Schrägstreif aus dem Vorderrand dicht vor der Flügelspitze bis an die untere Ecke der Nierenmakel, am Vorderrand ist dieser Streif wurzelwärts durch einige übereinander stehende schwarze Längsstrichchen begrenzt. Die Querstreifen gezackt, schwarzbraun; im Wurzelfeld ein doppelter, saumwärts gestellter, abgebrochener, der vordere Streif unregelmäfsig scharf gezackt, auf der Subcostalen eine scharfe Ecke und auf der Falte und vor dem Innenrand zwei weitere stumpfere Ecken bildend, zuweilen ist er ganz erloschen. Der hintere, meist erloschene Streif ist sehr fein und wenig geschwungen. Die ganz erloschene weifsliche Wellenlinie ist nach innen durch eine Reihe rostgelber Fleckchen begrenzt. Bei manchen Weibern zieht auf der Falte ein starker tiefschwarzer Längsstreif durch das ganze 129 Mittelfeld. Zwischen den Makeln zieht zuweilen ein gezackter brauner Querstreif vom Vorder- rand bis in die Mittelzelle. Ringmakel fein schwarzbraun umzogen, oben offen. Ebenso die Nierenmakel, in derem untern Teil ein schwarzer Punkt steht. Zapfenmakel, wenn sichtbar, gröfstenteils offen. Saumpunkte fein schwarz. Franzen ockergelblich mit undeutlicher dunkler Teilungslinie. Hinterflügel weifs, mit breiter gelbbrauner Saumbinde, ebensolcher Saumlinie und weifsen Franzen. Unterseite der Vorderflügel in der Mitte und am Innenrand weifsgelb, Vorderrand und Saum ockergelb und weifsgrau bestäubt. Vorderrand fein braun gestrichelt, dazwischen w'eifs. Nierenmakel als schwärzliches Fleckchen angedeutet. Saumlinie bräunlich, Saumpunkte schwärzlich. Franzen heller wie oben. Hinterflügel weifs mit gelblich bestäubtem Vorderrand, Saumbinde lichter wie oben, Saumlinie und Franzen wie oben. 13,8 mm. Mehrere Stücke in beiden Geschlechtern. Ich besitze diese Art auch in einigen Exemplaren von St. Croix, welche eine constante Varietät zu bilden scheinen, der ich den Namen Minuscula beilege. Diese Form ist viel kleiner, der Halskragen zeigt einen dunkleren Querstreif und breiten braunen Hinterrand, die vorherrschende Färbung der Vorderflügel ist oben weifs, die Unter- seite führt eine dunkle Binde vor dem Saum. 163. Punctirena Wik. 586. (72. 210). Walker’s Beschreibung scheint mir auf die mir vorliegende Art zu passen, sie ist nach dem S entworfen. Das $ ist gröfser und läfst sich mit unserer Porjjhyrea Lang {Satura Hb.) vergleichen, führt aber kein W in der Wellenlinie, sondern dieselbe ist nur bogenförmig ausgeschnitten. Ich gebe hier die genaue Beschreibung. Fühler kaum gewimpert, braun. Palpen lehm- bis ockergelb, an der Aufsenseite schwarz- braun gemischt, Kopf ockergelb, dunkelbraun gemischt, Halskragen ebenso, ausserdem noch mit eingemengten, grauen Schuppen, zuweilen mit schwarzem Querstreif in der Mitte. Thorax rost- und schwarzbraun gemischt, Schulterdecken dunkelbraun. Hinterleib oben gelbgrau mit braunen Rückenschöpfen, Afterbüschel des S rötlich; Unterseite wie die Brust rötlich. Beine aufsen gelbgrau, innen rötlich, Tarsen dunkelbraun, gelb geringt. Vorderflügel kupferfarben, dunkelbraun gemischt, der Innenrand des Mittelfeldes breit dunkel veilbraun. Vorderrand bis hinter die Mitte braun gestrichelt, daun mit gelben Punkten. Der vordere, zuweilen undeutliche Querstreif schwarz, starke Bogen bildend, der hintere hinter der Nierenmakel stark geschwungen, schwarz, innen zwischen Makel und Innenrand dicht vor ihm ein stärkerer schwarzer Streif. Wellenlinie nicht gezackt, gelb, innen dunkelbraun angelegt, welche Färbung teilweis Längsfleckchen bildet. Ringmakel gross, rund, braun ausgefüllt, zuw^eilen dunkel 130 gekernt, schwarz umzogen. Nierenmakel breit schwarz umzogen, in ihrer Aufsenhälfte gelb- lich, beim c? durch 3 weifse Punkte, beim 2 durch einen weifsen Strich bezeichnet. Zapfen- makel breit, schwarz umzogen. Saumfleckchen tief schwarz. Saumlinie fein dunkel, aufsen licht, mit gelben Punkten auf den Rippen. Franzen kupfeibraun, mit etwas lichteien Spitzen. Hinterflügel des c? glänzend weifs, Saum schmal rostbraun angeflogen, die Enden der Rippen dunkelbraun. Die Hinterflügel des 2 sind mit Ausnahme des weifslichen Wurzelfeldes glänzend hell kupferfarben, die Rippen dunkler braun. Franzen des S weifs, mit brauner, in Fleckchen aufgelöster Teilungslinie, die des 2 gelblich, mit brauner Teilungslinie und Spitzen. Unterseite der Vorderflügel im Diskus graubraun, am Vorderrand und Saum, wenigstens beim 2, rötlich, Innenrand weifs, vor dem Saum ein rötliches Band. Hinterflügel des c? rein weifs, des 2 gelblich, längs dem Vorderrand und Saum rötlich angeflogen mit eingemengter, dunkelbrauner Bestäubung, 2 mit dunkeim Mittelpunkt. Saumlinie braun, aufsen gelb, Franzen wie oben, 13 — 15, 7 — 8 mm. 2 c? 1 2. St. Domingo, Wik. 164. Ligata n. sp. (614. 742.) Gröfse von H. Literosa Tr. doch robuster gebaut. Fühler braun, Palpen an der Schneide und Vorderrand des Wurzel- und Mittelgliedes lehmgelb, übrigens schwarzbraun, Endglied gelb gemischt. Kopf lehmgelb, rostbraun gemischt. Halskragen und Thorax dunkel- braun. Hinterleib gelbgrau , die Rückenschöpfe rostgelb , Brust gelb , Beine gelblich , aufsen braun, Tarsen dunkel, hell geringelt. Vorderflügel gelb- und holzbraun gemischt; die helle Färbung zieht sich als breites, gegen den Saum in zwei breiten Streifen vortretendes, unregelmäfsiges Band hinter der Flügelmitte bis zum Vorderrand, erweitert sich am Innenrand bis gegen die Wurzel und bis in den Innenwinkel und ist zwischen der Innenrandsrippe und Rippe 3 dunkel unterbrochen und durch dunkelbraune Längsstriche verdunkelt. Hinter der Flügelwurzel steht ein gezackter, abgebrochener, undeutlicher gelber Querstreif. Der vordere Querstreif verloschen, gelb, fein dunkel gerandet, hohe schmale Bogen bildend. Der hintere Querstreif sehr undeutlich, braun, unregelmäfsig geschwungen, hinter ihm in Zelle Ib ein gelbliches, braun geteiltes Fleckchen. Wellenlinie zwei starke Bogen bildend, undeutlich hell, nach innen von einem dunkelbraunen Streif begrenzt. Alle Makeln verloschen. Die Nierenmakel am Aufsenrand durch zwei weifs- liche Fleckchen bezeichnet. Saumpunkte dick schwarz. Saumlinie aufsen gelb, mit weifslichen Pünktchen auf den Rippen. Franzen dunkelbraun , gelblich gefleckt. Hinterflügel dünn be- 131 schuppt, weifslich, Vorderrand und Saum breit bräunlich angelegt, Rippen und Mittelfleck braun. Franzen weifslicb mit brauner Teilungslinie. Unten die Vorderflügel im Diskus dunkelbraun, längs des Saumes braungelb, am Innenrand weifs. Die Merenmakel durch einen dunkelbraunen Fleck bezeichnet. Hinterer Querstreif dunkel, nach aufsen fein licht begrenzt. Hinterflügel weifslich, Vorderrand und Saum gelb bestäubt, mit eingemengten braunen Stäubchen. Mittelfleck stark, schwarzbraun. Hinter der Mitte ein stark gewellter, brauner Querstreif. Saumlinie aufsen gelb, Franzen wie oben. 11,6 mm. 2 $. 1 $ im Mus. Standg. Polyphaenis B. 165. Nona n. sp. (371.) Fühler braun, Palpen rötlich gelb mit sparsam eingemengten braunen Schüppchen, ebenso Kopf und Halskragen, doch letzterer ohne dunkle Mischung. Thorax licht grünlich gelb. Hinterleib graugelb mit eingemengten braunen Schuppen. Beine rötlich gelb, Tarsen braun, licht gelingt. Vorderflügel bleich grünlich gelb; hinter der Wurzel ein bis in die Mitte des Wurzel- feldes ziehender feiner schwarzer Längsstreif, auf 'dessen Mitte eine feine aus dem Vorder- rand ziehende schwarze Bogenlinie stöfst. Innenrand bis an Rippe 1 braun gefärbt, das übrige Feld schwach bräunlich bestäubt. In seiner Mitte steht am Vorderrand ein schwarz- braunes Fleckchen, hinter demselben ein solcher abgebrochener Bogenstreif. Der vordere Querstreif schwarzbraun vom Vorderrand gleichmäfsig -gebogen bis zur Subcostalen ziehend, von da feiner angelegt , im stumpfen Winkel saumwärts bis auf Rippe 1 , von wo er sich schräg wurzelwärts zum Innenrande zieht und von der dunkeln Färbung des Wurzelfeldes durch einen feinen Streif der hellen Grundfarbe geschieden ist. Auf Rippe 1 zieht von ihm bis zum hintern Querstreif ein schwarzer Querstreif. Dieser zieht vom Vorderrand in einem weiten Bogen saumwärts und verläuft ohne w'eit wurzelwärts zu treten von Rippe 4 an stumpf gezackt in den Innenrand. Im Mittelfeld stehen am Vorderrand zwei schwarzbraune Striche. Wellenlinie sehr schwach, licht, saumwärts von rundlichen dunkeln Flecken begrenzt, durch welche in Zelle Ib ein starker und in Zelle 3 und 5 je ein feiner kurzer schwarzer Längsstrich ziehen. Hinter dem Querstreif, nahe dem Vorderrand, steht ein kurzer ge- bogener brauner Streif. Vorderrand fein braun mit weifslichen Punkten. Makeln grofs , hell ausgefüllt, Ringmakel teilweis fein schwarzbraun umzogen, Nierenmake] sehr undeutlich, wurzelwärts schwarz gesäumt, zuweilen mit braunem Mondfleck vor ihrem inneren Rand; unter den Makeln rotbraune Bestäubung, am dunkelsten um den Längsstreif. Saumlinie 132 schwarz, gewellt, gegen die Flügelspitze Pfeilfleckchen bildend. Franzen rötlich gelb. Hinter- flügel dunkel braungrau, längs des Innenrandes weifslich gelb, gegen den Saum dunkel be- stäubt mit einzelnen schwarzbraunen Schüppchen. Saumlinie feiner wie auf den Vorderflügeln, Franzen rötlich gelb. Unten die Vorderflügel dunkelgrau bis schwarzbraun, der Vorderrand bis hinter die Mitte lehmgelb, ebenso der Innenrand, und zuweilen flndet sich fleckartige gelbliche Bestäubung vor dem Saum. Hinterflügel hell lehmgelb, am Vorderrande bräunlich bestäubt. Vor dem Saum eine breite braungraue, teilweis weifslich bestäubte Saumbinde. Der grofse Mittelfleck und ein hinter der Mitte bis auf Rippe 2 gehender Querstreif bräunlich. Saumlinie aller Flügel sehr fein, auf den Vorderflügeln schwarz, auf den Hinterflügeln lichter braun. Franzen aller Flügel lehmgelb mit dunkler Teilungslinie. 17,9 mm. 2 9. Erioi)US Tr. 166. Elegantulus H.S. 8. Gdl. 293. (125.) Da von dieser schönen Art keine genaue Beschreibung existiert, gebe ich eine solche. Fühler braungelb. Mittelglied der Palpen aufsen rostbraun, mit veilroten Schuppen gemengt, innen gelblich. Am Endglied und der Spitze des Mittelgliedes herrscht die veilrote Färbung vor. Kopf rostbraun, Ränder und ein Längsstreif über die Mitte gelb. Halskragen rostbraun. Die Ränder, ein Querstreif und ein Winkelstreif in der Vorder- und ein Schräg- streif in der Hinterhälfte gelb. Thorax rostbraun, veilgrau und dunkelbraun gemischt. Hinter- leib graubraun, auf dem Rücken der ersten drei Segmente gelb behaart, auf dem vierten mit einem gelben Fleck und niedrigem, schwarzem Schopf; unten rostgelb, Brust ebenso. Beine rostrot behaart, braun gemischt. Tarsen gelb. Gröfse der Purpur eofasciata Pili. (Pteridis Fb.j, aber der Saum der Vorderflügel unter- halb der Flügelspitze stärker ausgenagt, daher auf Rippe 4 spitzer vortretend, nicht gezähnt. Grundfarbe der Vorderflügel rein braun, nicht ins Olivenfarbige ziehend. Das Saumfeld reicht weiter in den Flügel wie bei Purpur eofasciata und ist weniger gerundet abgegrenzt, am Innenrande und seiner hintern Hälfte ist es veilgrau bestäubt. Vor seiner Mitte zieht ein feiner, stark nach aufsen abgesetzter, weifser Querstreif bis zur Innenrandrippe, nach aufsen ein braunes Dreieck begrenzend. Der vordere Mittelstreif ist ganz verschieden von dem unserer Art; er zieht, schräg nacfl aufsen gerichtet, von dem Innenrand zur Nieren- makel und bricht hier ab; gewissermafsen bildet die langgezogene Makel seine Fortsetzung gegen den Vorderrand, mit welchem sie durch einen feinen, weifsen oder rötlichen Streif verbunden ist. Der Mittelstreif ist hellrosenrot, durch eine feine braune Linie längsgeteilt 133 und durch eine zweite nach innen begrenzt. Die Ringmakel ist sehr schmal, langgezogen, weifs gerandet und braun ausgefüllt. Nierenmakel ebenfalls lang und schmal, weifs oder veilrot gerandet, nach innen von einem weifsen, vom Vorderrand bis auf die Subdorsale reichenden Streif begrenzt, welcher mit jenem der Ringmakel zusammen ein dunkelbraunes Vorderrandsdreieck einschliefst. Der dunkelbraune Mittelschatten zieht sehr schräg, streif- artig von Rippe 5 zum Innenrand. Der hintere, zuweilen doppelte Querstreif, ist dunkelbraun; er bildet drei Bogen nach aufsen; hinter ihm ist das Saumfeld mit Ausnahme eines, am Vorderrande breit beginnenden sich dann verschmälernden und endlich als feine Linie in den Innenrand auslaufenden Streifes der Grundfarbe veilrot. Saum braun. Von der Spitze bis auf Rippe 4 zieht ein grofser, halbmondförmiger, veilgrauer weifsgelb gerundeter Fleck, auf Rippe 6 einen feinen weifsen Streif in die Franzen sendend und nach innen auf Rippe 5 zugespitzt, welcher einen halb- mondförmigen Fleck der Grundfarbe am Saume einschliefst. Saum beingelb, Franzen dunkel- braun. Hinterflügel graubraun mit Kupferglanz, am Vorderrand weifslich. Saumlinie rostbraun, Franzen weifs, gelb oder bräunlich angeflogen, mit rostroter Teilungslinie. Vorderflügel unten lichtrostrot, am Vorderrande hinter der Mitte mit einem gelblichen Fleck und drei solchen Punkten. Saum unterhalb der Spitze veilgrau bestäubt, Wellenlinie in Zelle 5 eingebogen, weifsgelb, Innenrand gleichgefärbt. Hinterflügel gelblich, am Vorderrand und Saum breit rötlich bestäubt, mit grofsem, braunem Mittelmond und stark gewelltem Querstreif hinter der Mitte. 14 — 17, 4—7 mm. S', ?. Cuba, H.S. Gdl. Die Raupe auf einem Aspidium lebend. 167. Jamaicensis Mschl. Jamaic. 52. f. 24. (658.) Ein einzelnes 9, welches mit meinem Stück von Jamaica gut übereinstimmt. Perigea Guen. 168. Subaurea Guen. 362. H.S. 9. (false 8.) Gdl. 294. Wik. 272. (139.) Mehrere Exemplare. Cuba, H.S. Gdl. — Brasilien, Antillen, Guen. — Jamaica. 169. Circuita Guen. 363. H.S. 10. Gdl. 294. Wik. 272. Äfamea Modestissima Snell. Tijds. 20. p. 26. t. 2. f. 14. Mschl. Jamaic. 77. (840.) Guenee’s und H.S. ’s Beschreibung, sowie einige bestimmte Exemplare von Portorico lassen keinen Zweifel darüber, dafs Circuita und Modestissima synonym sind. Einige Stücke. Cuba, H.S. Gdl. — St. Thomas, Guen. — Chiriqui, Brasilien, Mus. Stdg. — Jamaica. Abliandl. d. fcfenckeub. naturf. Ges. Bd. XV. 18 134 170. StelUgera Guen. 365. PI. 6. f. 13. H.S. 12. Gdl. 294. Wik. 274. (207.) Diese Art ähnelt etwas der nordamerikanischen Lwxa. Guen de ’s Bild ist ganz schlecht und zeigt auf den Vorderflügeln viel zu viele und grelle weifse Punkte. 1 9. Cuba, H.S. Gdl. — St. Thomas, Guen. Aufserordentlich nahe steht dieser A.rt Pupula Mschl. Jamaic., welche sich hauptsäch- lich nur durch die viel geringere (halbe) Gröfse unterscheidet. 171. Plumbago H.S. 14. Gdl. 295. (206.) Mehrere Stücke in beiden Geschlechtern. Cuba, H.S. Gdl. 172. Älbigera Guen. 364 H.S. 11. Gdl. 294. Wik. 274. (749.) Ein 9. Cuba, H.S. Gdl. — Guadeloupe, Brasilien, Guen. Nach genauer Vergleichung mit den Perigeaarten von Portorico glaube ich, dafs die beiden von mir beschriebenen Hadenaarten von Jamaica: Trita und Pupula besser bei Perigea stehen werden. Dafs es aufserordentlich schwierig ist, die Arten dieser Gattung nach Gue- nde’s kurzen und ungenügenden Beschreibungen, oder meist ganz verfehlten Abbildungen, im allgemeinen gesprochen, zu erkennen, betont schon H.S., und ich kann seinem Urteil nur beistimmen. H.S. führt noch zwei Arten von Cuba an, welche er aber, da seine Exemplare nicht frisch waren, nur kurz charakterisiert, ohne sie auf eine von Guende’s Arten zu deuten oder neu zu benennen. Keine dieser beiden j^testaceus^^ genannten Arten scheint mit meiner Trita zusammenzufallen ; auch befand sich diese nicht unter den Arten von Portorico ; sie scheint Jamaica eigentümlich, daselbst aber aufserordentlich gemein zu sein. Ich versuche nachfolgend, die mir bekannten westindischen Arten kurz zu charakteri- sieren, um das Erkennen derselben möglichst zu erleichtern. I. Vorderflügel gelb, rötlich oder braun. a. In dem untern Ende der Nierenmakel steht ein scharf begrenzter, runder, rein weifser Fleck. 1) Vorderflügel goldgelb, rotbraun gemischt, stark glänzend. . Subaurea Guen. 2) Vorderflügel saftbraun, hinterer Querstreif u. Wellenlinie gelb. Älbigera Guen. b. Der weifse Fleck in der Makel nicht rund und nie rein weifs, sondern mehr oder weniger grau bestäubt. 3) Vorderflügel matt ziegelrot, mit einem Stich ins Graue, stark glänzend. Der weifse Fleck in der Makel kaum angedeutet Gircuita Guen. 4) Vorderflügel rötlich lehmgelb, rostbraun gemischt. Der weifse Fleck der Makel stets angedeutet, doch selten zusammenhängend. . . . Trita Mschl. 135 II. Vorderflügel schwärzlich, oder schwärzlich grau. a. Hinterflügel weifslich, nur die Rippen und der Saum schmal braun. 5) Vorderflügel eisenschwarzgrau, Nierenmakel weifslich ausgefüllt. Plumbago H.S. b. Hinterflügel dunkel, graubraun, nur an der Wurzel lichter. 6) Gröfser, Vorderflügel schwärzlich, mit zerstreuten weifsen Punkten. Nieren- makel mit weifsem, kreisrundem, nochmals von einem, oft nur teilweise sichtbaren, weifsen Ring umzogen Stelligera Guen. 7) Kleiner, etwas schmalflügliger, die weifsen Punkte der Vorderflügel spar- samer und kleiner oder fehlend Pufula Mschl. Craniophora Snell. 173. Cupentia Cr. 252. E. 9. (?) Bacula Cupentia Wik. 148. Mschl. Surin. III. 5. Craniophora Cupentia Mschl. Jamaic. 78. Epopea Cr. 272. G. H. S- (?) Agrotis Epopea Wik. 338. Perigea Infelix Guen. 368. H.S. 13. Gdl. 295. Wik. 271. (183.) Wie aus den Citaten ersichtlich, wurden die zwei Geschlechter dieser Art, da 'sie ziem- lich verschieden gezeichnet und gefärbt sind, früher für zwei verschiedene Arten gehalten. Warum H.S. Epopea die Priorität vor Cupentia geben will, ist mir nicht klar; Cramer’s Bild der letzteren ist nicht zu verkennen und 20 Tafeln vor dem von Epopea publiziert, die Priorität von Cupentia also unbestritten. Raupe an Mikania. Mehrere Paare. Cuba, H.S. Gdl. — Nordamerika, Florida, Guen. Grt. — Jamaica, Surinam. — Chiriqui. Mamestra Tr. 174. Parvula H.S. 17. Gdl. 296. Distributa Mschl. Jamaic. 75. (606.) Diese Art fliegt in Portorico in zwei recht abweichenden Formen. Die erste, welche H.S. als Parvula von Cuba beschreibt, zeigt auf den Vorderflügeln Moosgrün vorherrschend, und auch Kopf und Thorax sind so gefärbt. Die zweite var. Distributa m. scheint in Jamaica die allein vorkommende Art zu sein. Sie zeigt keine Spur von Moosgrün, sondern ein helles Weifsgrau, und die Mittelbinde ist grau oder rostbraun, ebenso ist die Saumlinie angelegt. Die Hinterflügel sind bei der grünen Form dunkler und zeigen auf der Unterseite eine dunklere und schärfer begrenzte Querbinde. Raupe an Solanum torvum. Mehrere Exemplare, aber nur Männer. Zwei 9 im Mus Stdg. zeigen das Mittelfeld der Vorderflügel zwischen Subdorsale und Innenrandsrippe grün gefärbt. Cuba, H.S. Gdl. — Jamaica. 18* 136 Leianophera n. g. Die Stirnbeule der vorliegenden Art stellt diese Gattung neben Gortyna Tr. mit welcher sie übrigens keine Aehnlichkeit hat, sondern den Habitus einer kleinen Hadenidae zeigt. Fühler dick, beim S pyramidalzähnig. Palpen kurz, die Stirn kaum überragend, an- liegend beschuppt. Endglied kurz und stumpf. Der Kopf mit in der Beschuppung versteckter, aber leicht zu fühlender Stirnbeule. Zwischen den Fühlern scheint gleichsam eine auf der eigentlichen Bekleidung aufliegende zweite und nach vorn abgesetzte Schuppenlage zu lagern. Augen nackt. Zunge gerollt. Thorax gewölbt, anliegend beschuppt, mit starkem kurz drei- teiligem abgestutztem Schopf am Ende. Hinterleib schlank, beim S mit Afterbusch, die Rücken- schöpfe aufserordentlich schwach oder nicht zu erkennen. Beine kurz, mäfsig stark. Mittel- kleine Eule. 175. Transfossa n. sp. Fig. 16. (684). Fühler beingelb, Palpen ockergelb, die Wurzelhälfte des Mittelgliedes aufsen gegen den Rücken s*chwarzbraun, gegen die Schneide weifslich, die Endhälfte und das Endglied mit ein- gemengten schwarzbraunen Schüppchen. Kopf gelblich, seitlich und vorn braun gerandet. Halskragen schmutzig weifs mit rostgelblichem Hinterrand, Thorax ebenso gelblich gemischt. Hinterleib graugelb mit eingemischten braunen Schüppchen, unten wie die Brust weifslich. Beine weifs. Vorderschienen und Tarsen aller Beine braungefleckt, Mittel- und Hinterschienen mit eingemengten braunen Schuppen. Vorderflügel lehm- bis licht rostgelb gegen den Vorderrand und im Mittelfeld weifs gemischt, mit sparsam eingemengten braunen Pünktchen. Aus der Wurzel ziehen zwei feine schwarzbraune Längsstreifen, deren erster, dem Vorder- rand nächster, sehr, kurz ist. Der zweite stöfst auf den vordem Querstreif. Dieser ist schwarz- braun, stark geschwungen und meist nur in seinem hintern Teil gegen den Innenrand deut- lich, vor ihm steht am Vorderrand ein sehr kurzer bräunlicher Querstreif. Im Mittelfeld stehen drei grofse rundliche, undeutlich begrenzte weifse Fleckchen, die beiden ersten zu- sammengeflossen, untereinander, welche, sowie auch der dritte meist von feinen schwarzen Bogenstrichen begrenzt sind. In diesen Flecken stehen die Makeln, von denen nur die Ringmakel als schwarzbrauner runder Fleck deutlich angegeben ist, Nieren- und Zapfenmakel dagegen nur als undeutliche lichtgraue Bestäubung erscheinen. Zwischen den beiden weifsen Flecken am Vorderrand ein schwarzbrauner Schrägstrich. Der hintere Querstreif ist doppelt, schwarzbraun, fein gezackt, ziemlich weit saumwärts ziehend, er bildet vom Vorderrand bis in Zelle 4 einen mässigen Bogen und zieht dann schräg hinter die Mitte des Innenrandes. 137 Yor ihm steht bei scharf gezeichneten Stücken noch ein mit ihm paralell laufender, von dem weifsen Fleck in welchem die Nierenmakel steht bis zum Innenrand ziehender schwarzer Streif, zwischen beiden und noch etwas über den hintern Querstreif in das Saumfeld reichend, ist der Grund rostfarben. Die Wellenlinie ist undeutlich, fein gezackt, weifs, innen rostgelb begrenzt, in Zelle Ib steht hinter derselben ein graubraunes Fleckchen. Saumpunkte fein, scharf schwarz, der letzte stärker als die übrigen. Saumlinie fein, bräunlich gelb, aufsen w^eifs. Franzen rostbraun und weifslich gescheckt mit zwei gelblichen Teilungslinien. Hinter- flügel weifs, mit brauner nach innen vertriebener Saumbinde, die Endhälften der Rippen braun. Saumlinie braun, Franzen weifs mit einer breiten braunen Teilungslinie durch die Mitte und einer zweiten feineren vor den Spitzen. Unten die Vorderflügel mit Ausnahme der weifslichen Wurzel und des ebenso gefärbten Innenrandes rötlich grau bis bräunlich, der Vorderrands- streif im Mittelfelde und der hintere, einfache Querstreif bräunlich, letzterer aufsen meist weifslich gesäumt. Saumpunkte und Saumlinie fein schwarz. Franzen wie oben, aber ohne dunkle Teilungslinien. Hinterflügel am Vorderrand, der Spitze und dem angrenzenden Teil des Saumes rötlichgrau bestäubt. Mittelpunkt, Saumpunkte und Saumlinie schwarz oder braun, Franzen wie oben. 11,5—6 mm. 4 S, 2 $. Eiidryas B. 176. Bartholomaei B. Monogr. des Agarist. 59. (Rev. et Mag. Zool. 1874). (663). Diese Art steht den nordamerikanischen Arten E. Unio Hb. und Grt., sowie Euscirrhop- ierus Gloveri Grt. & Rbs. nahe, unterscheidet sich aber aufser durch die abweichende Zeich- nung, auch durch die stark gekämmten männlichen Fühler von denselben. Da die Art wohl wenig bekannt und die Zeitschrift in welcher Boisduval seine Monographie publizierte, jeden- falls den wenigsten deutschen Entomologen zugänglich sein dürfte, gebe ich hier eine genaue Beschreibung. Fühler, beim 3 stark zweireihig gekämmt, braungelb. Palpen weifs, das Mittelglied aufsen olivenbraun. Kopf weifs, in der Mitte olivengrün. Thorax und Halskragen rötlich und weifs gemischt. Brust w^eifs. Hinterleib gelb, auf den ersten beiden Segmenten mit schwarzer, ringförmiger Zeichnung. Beine weifsgelb. Vorderflügel durch einen stark geschwungenen, rotbraunen Querstreif hinter der Mitte in zwei Felder geteilt. Das innere zeigt den Vorder- rand bis gegen den Querstreif dicht veilrot bestäubt, in der Mitte ist es reinweifs. Die beiden, zuweilen durch einen schmalen Längsstreifen verbundenen Makeln sind grofs, oliven- grün gefärbt. Am Innenrand steht ein grofser, nicht ganz die Flügelwurzel erreichender olivengrüner Fleck, welcher nach aufsen von bindenartiger veilroter Bestäubung begrenzt 138 wird. Das Saumfeld zeigt in seiner innern Hälfte eine olivengrüne Binde, seine äufsere Hälfte ist veilrot; am Innenwinkel steht ein schneeweifser Fleck. Saumlinie dunkel, Franzen veilrot, gegen den Innenwinkel weifs. Hinterflügel goldgelb mit schmaler rostroter Saumbinde, in welcher am Afterwinkel zwei dunkelbraune, einen in der Mitte unterbrochenen Halbmond bildenden Fleckchen stehen. Saumlinie dunkelbraun, Franzen weifs, am Afterwinkel schwarz gefleckt. Unterseite lichter goldgelb, Vorderflügel am Innenrand weifslich, Spitze und Vorderrand bis auf Rippe 3 breit rötlich bestäubt, Hinterflügel mit breit rötlicher, sich am Vorderrande binziebender und gegen den Afterwinkel auslaufender Saumbinde. Saumlinie fein dunkel. Franzen weifs, gegen den Innenwinkel aller Flügel dunkler grau. 17,8 mm. Mehrere Exemplare in beiden Geschlechtern. St. Bartbelemy, Bdv. Über die Stellung der Gattung Eudryas Hb ist viel gestritten worden. Dieselbe ist von manchen Autoren zu den Notodontiden, mit welchen sie eine gewisse Ähnlichkeit bat,, sich aber durch das Geäder der Vorderflügel von denselben sicher trennt, gestellt worden. Boisduval stellt sie zu den Agaristiden von welchen sie schon die ganz verschiedenen Fühler weit entfernen. Noch unnatürlicher ist ihre Stellung bei den Zygaeniden (Syntomiden) welche verschiedene nordamerikanische Systematiker u. a. Grote verfechten. J. B. Smith trennt sie indessen, ist aber über ihre systematische Stellung nicht ganz klar. Lederer,. Sn eilen und Strecker stellen diese und die verwandten Gattungen ganz richtig zu den Noctuiden, zu welchen sie alle Körperteile verweisen. Will man diese drei Gattungen Eudryas, Euscirrhopterus und Giris nicht zu einer eigenen Familie der Eulen erheben, so dürfte ihr richtigster Platz bei den Hadeniden sein. Eine eigene Gattung für Bartholomaei zu bilden, unterlasse ich, obgleich die stark gekämmten Fühler des $ sie von den verwandten Gattungen trennen. Callierges H.S. H.S. trennt die exotischen Arten mit nackten Augen von Xylomiges Guen. und errichtet für dieselben die Gattung Callierges. 177. Divisa H.S. 19. Gdl. 297. (794.) Die kleinste der verwandten Arten, etwa von der Gröfse von Calophasia Lunula, doch schmalflügliger. Fühler beinfarben, weifslich bestäubt. Palpen weifs, graubraun gefleckt. Stirn weifs, der obere Rand graubraun. Scheitel weifs, grau gemischt. Halskragen und Thorax weifs- 139 grau, ersterer zuweilen mit einem schwarzen Querstreif vor der Mitte. Hinterleib weifslich hellgrau , unten wie die Brust weifs. Beine weifs , graubraun gemischt. Grundfarbe der Vorderflügel w'eifs, durch stellenweis dichter eingemengte gelbgraue Bestäubung ein grau- liches Ansehen gewinnend. Die Zeichnung beider Geschlechter ist etwas verschieden. Der Mann zeigt zuweilen einen teilweis verloschenen, dunkeln, hinteren Querstreif; hinter dem- selben stehen, wenigstens auf einigen Rippen, feine schwarze Punkte, in Zelle Ib ein grofser rundlicher, dunkelbrauner, nach dem Saume hin etwas lichter verzogener Innenrandsfleck. Längs des Saumes breite, in Zelle 3 unterbrochene graue Bestäubung und in Zelle 2, 4, 5, 6 kurze schwärzliche Längsstriche. Beim 5 zieht ein tiefschwarzer Längsstrich aus der Flügel- wurzel durch die Mittelzelle bis zum Saum. Die schwarzen Striche in Zelle 2,5,6 sind stärker; in Zelle 2 stehen deren zwei. Der hintere Querstreif ist durch eine undeutliche dunkle, vom Innenrand bis in die Mittelzelle reichende Schrägbinde angedeutet. Keine Saum- punkte; Saumlinie graubraun, Franzen heller, weifs gefleckt. Hinterflügel weifs, irisierend, halbdurchsichtig, beim S kaum, beim 5 deutlich längs des Saumes bindenartig dunkelbraun bestäubt. Saumlinie braun, Franzen rein weifs. Unten die Vorderflügel längs dem Vorderrand und Saum breit graubraun, übrigens weifs. Hinterflügel nur in der Spitze schwach dunkler, Saumlinie und Franzen wie oben. 12,5 mm. 2 d, 1 9. Cuba, H.S. Gdl. Herrich-Schäffer hat diese Art nur kurz und ungenügend, wohl jedenfalls nach einem 9 beschrieben. 178. Eridania Cr. t. 358. E. F. H.S. 21. Gdl. 298. Xylomiges Endania Guen. 235. Wik. 182. Smth.-Abb. II. 193. t. 97. (390.) Viele Exemplare , unter denselben eine Abänderung mit breitem, dunkelbraunem Längs- streif aus dem Schlüsse der Mittelzelle der Vorderflügel in Zelle 5 und teilweis dunkel be- stäubten Rippen 3 und 4. Raupe auf Amaranthus, Solanum torvum (Gdl.), Phytolacca decandra (Smth.-Abb.). Cuba, H.S. Gdl., Nordamerika, Smth.-Abb., Guen. Grote führt diese Art in seiner New Check List, aber nicht auf, wenigstens nicht unter Xylomiges Guen., und eine Gattung Callierges hat er überhaupt nicht. Surinam. 179. Sunia Guen. (Xylomiges) 238. H.S. 18. Gdl. 297. Wik. 183. (493.) Raupe an Gossypium. 4 d. — Cuba, H.S. Gdl., St. Thomas, Guen. 140 180. Recondita n. sp. (825.) Etwa von der Gröfse wie grofse Stücke von Senta Maritima Tausch., mit deren ah. Wis- mariensis Schw. sie eine gewisse Ähnlichkeit in der Zeichnung der Vorderflügel hat. Fühler beinfarhen, Palpen weifs, längs des Hinterrandes dunkelbraun, der übrige Körper weifsgrau. Vorderflügel rötlich grau, längs der vorderen Hälfte des Vorder- und Innenrandes breit weifslich bestäubt und überall mit sparsam eingemengten dunkelbraunen Schüppchen gemischt. Aus der Flügelwurzel zieht ein tiefschwarzer Längsstreif, vor dem Saume stumpf geeckt, in die Flügelspitze. Derselbe ist in seinem ersten Dritteil und hinter der Ecke gegen den Saum verbreitert. Am Schlüsse der Mittelzelle ist er gegen den Vorderrand sehr fein weifs angelegt, und dicht an ihm steht ein tiefschwarzer Punkt. In Zelle Ib steht am Innen- winkel ein schwarzer oder dunkelbrauner, wurzelwärts streifartig verlängerter Fleck, und bei einem der mir vorliegenden Stücke stehen vor dem Saume noch einige dunkelbraune Fleckchen. Saumpunkte scharf schwarz, Saumlinie gelblich. Franzen weifslich, mit rötlichgrauen Teilungs- linien, deren innere breiter ist. Hinterflügel halbdurchsichtig, glänzend weifs, etwas irisie- rend, längs des Vorderrandes dichter bestäubt, gegen die Spitze und an derselben graulich. Saumlinie gelblich, Franzen weifs, an der Spitze grau augeflogen. Unten die Vorderflügel licht rötlich grau mit einem Stich ins Gelbliche, am Vorderrand und Saum braun bestäubt. Saumpunkte schärfer. Saumlinie und Franzen wie oben. Hinterflügel am Vorderrand rötlich grau, braun bestäubt. 16,6 mm. 2 9, von denen sich das eine im Mus. Berol. befindet. Diminuta Guen. , welche in Cuba und Jamaica, nach Guenee auch in Brasilien ver- kommt und welche ich von Puerto Cabello in Columbien besitze, scheint auf Portorico za fehlen. Monodes Guen. 181. Nucicolora Guen. 386. t. 4. f. 9. Wik. 284. Ich glaube, dafs ein mir vorliegendes Paar, welches gut zu Guenöe’s Bild stimmt, hierher gehört, und Sn eilen teilt diese Ansicht, obgleich bei meinen Stücken der Hinter- leib die Hinterflügel etwas überragt, was nach Guenee nicht der Fall sein soll. Florida, Guen. Grt. Der S in meiner Sammlung, das 9 im Mus. Berol. Leucania Tr. Dafs es unmöglich ist, die Mehrzahl der exotischen, von Guenee und Walker beschrie- benen Arten dieser Gattung nach den unvollkommenen Beschreibungen jener Autoren mit 141 Sicherheit zu bestimmen, sagt schon Herrich- Sch äff er und jeder der den Versuch gemacht hat wird beistimmen. Leider sind aber auch Herrich-Schäffer’s Beschreibungen der cubanischen Arten zu ungenügend und da er von nordamerikanischen Arten dieser Gattung wahrscheinlich nur wenige und vielleicht schlecht gehaltene Stücke besafs, so konnte er seine Cubaner nicht genügend mit denselben vergleichen und liefs manche Unklarheit bestehen. Ich will versuchen, solche, soweit es mir möglich ist, zu beseitigen. 182. Gommoides Guen. 127, Secta H.S. 22. Gdl. 300. Wik. IX. 96. (384). Es liegen mir von Portorico zwei Paare dieser Art vor, welche als Secta H.S. bestimmt sind. Es ist mir aber ganz unmöglich zwischen denselben und meinen zwei Paaren von Gommoides Guen. aus den Vereinigten Staaten einen standhaften Unterschied zu finden. In der Gröfse, den mehr oder weniger deutlichen grauen Querlinien des Halskragens, der helleren oder dunkleren Färbung der Vorderflügel, des braunen Streifes, welcher den weifsen Längsstreif derselben gegen den Innenrand begrenzt, des bräunlichen Wisches gegen deren Spitze und der Zahl der schwarzen Punkte hinter der Flügelmitte variiren sowohl die nordamerikanischen als westindischen Stücke unter sich und ich bin vollständig davon über- zeugt, dafs beide nur eine Art bilden, welcher der bereits 1852 von Guenee gegebene Name Gommoides zu verbleiben hat. Raupe auf Gräsern. Cuba, H.S. Gdl, Vereinigte Staaten, Guen., Grt. 183. Punctifera Mschl. Surin. III. 389. (387), Zwei J und ein ? von Portorico stimmen vollständig mit meinem 9 von Surinam überein. Herrich-Schäffer und Gun d lach führen diese Art nicht auf. Das mir von Herrn Krug überlassene Paar war als Latiuscida H.S. var. der im Mus. Berol. befindliche cj als nov. spec. bestimmt. Surinam; Brasilien, Guen. in litt. Mein typisches Exemplar hatte Guenee zur Bestimmung und bezeichnete es als neue Art, der er in seiner Sammlung obigen Namen beigelegt habe. 184. Inconspiciia H.S. 24. Gdl. 301. Der vorigen Art nahe stehend, durch folgende Merkmale von derselben verschieden. Grundfarbe der Vorderflügel matter, ins Ockergelb ziehend, stärker mit braunen Atomen bestreut, der rostrote Wisch in der Flügelmitte fehlt, der Mittelpunkt ist nicht weifs, sondern schwarz und hinter demselben, aber deutlich getrennt, steht ein länglich viereckiges braunes Fleckchen. Der braunrote dreieckige Fleck am Saum fehlt, die braunen, Punctifera fehlenden 19 Abhandl. cl. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XV. 142 Saumpunkte sind fein aber deutlich sichtbar. Die Franzen sind nicht braun, sondern der Grundfarbe der Vorderflügel gleich. Die Punktreihe hinter der Mitte der Vorderflügel ist deutlicher. Diese Art variiert insofern, als sich zuweilen Andeutungen des dunkeln Wisches vor dem Saum der Vorderflügel zeigen. Ein 9 dieser Art besitze ich auch von Surinam. Cuba, H.S. Gdl. 185. Latiuscula H.S. 23. Gdl. 301, Herrich-Schäffer’s kurze Beschreibung dieser Art lautet: „Diese Art besitze ich auch aus Nordamerika, sie ist um Vs kleiner als die europäische Comma, der dunkle Längs- streif aus der Mitte der Wurzel zieht sich über den weifsen Mittelhaken bis zum Saume, auf welchem er sich bis in Zelle 7 hinein erweitert. Die Punktreihe reicht von Rippe 1 — 1“ Gun dl ach sagt, dafs diese Art auch auf Portorico vorkomme und beschreibt sie noch kürzer folgendermafsen : „El insecto es muy parecido ä la especie precedenta {Secta H.S.), pero mayor y mas pardusco. En las alas anteriores existe un puncto grueso y blanco en una manchita longitudinal parda. Se se tambien una serie de pnncticos negros en los Vs de longitud del ala. Las alas posteriores son blancas. Entre las alas 38 mm." Eine solche Art liegt mir von Portorico nicht vor, denn auf die beiden nächsten passt weder Herrich-Schäffer’s noch Gundlach’s Beschreibung. Man könnte an die nord- amerikanische L. Albilinea Hb. (Harvey Grt. Diffusa Wik.) denken, deren dunkler Mittelstreif der Vorderflügel die von Herrich-Schäffer angegebene Form zeigt, aber da Gundlach die Grundfarbe der Vorderflügel grau nennt, so scheint dies nicht das Richtige zu sein, auch hat Albilinea keinen grofsen weifsen Mittelpunkt der Vorderflügel. Es ist auch kaum anzu- nehmen, dafs Herrich-Schäffer das Bild von Albilinea Hb. Ztg. f. 337, 338 nicht sollte ver- glichen haben. Grote in seiner New Check List führt Latiuscula nicht auf, möglicherweise hat er dieselbe unter einem andern Namen. Für jetzt bleibt diese Art zweifelhaft. 186. Senescens n. sp. (387. 393. 395.) Herrich-Schäffer führt diese Art, von welcher mir 9 Stück vorliegen, nicht auf, ebenso wenig thut es Gundlach, ob sie von Boisduval oder Grote bereits benannt ist, weifs ich nicht, bei Ersterem pafst keine Beschreibung auf sie und die Beschreibungen der von Grote publicierten Arten kenne ich nicht. Diese Art ähnelt der europäischen Obsoleta^ hat auch durchschnittlich deren Grösse, aber die Vorderflügel sind weniger spitz. Die Grundfarbe der Vorderflügel ist bei manchen 143 Stücken dieselbe wie bei Olsoleta, bei anderen ist sie heller, der Diskus der Vorderflügel ist rötlichbraun angeflogen, am Vorderrand sind die Rippen schärfer weifs. Die Subdorsale ist nicht weifs, sondern mehr oder weniger deutlich dunkelbraun, auf ihrem Ende steht ein weisser Punkt. Die Punktreihe hinter der Mitte ist stärker gebogen wie bei Ohsoleta und die schwarzen Punkte sind deutlicher. Der dunkle Schattenstreif aus der Flügelwurzel ist bald deutlich, bald mehr oder weniger erloschen, bei einem ? kaum angedeutet. Franzen der Grundfarbe gleich. Die Hinterflügel sind entweder dunkel und nur an der Wurzel weifs oder nur mit breiterer oder schmälerer dunkler bindenartiger Bestäubung am Saum oder, doch nur selten, ganz weifs und führen meist äufserst feine schwarze Saumpunkte. Unten sind die Vorderflügel gelblich oder rötlichgrau, im Mittelfeld, zuweilen streifen- artig verdunkelt, die Hinterflügel am Vorderrande rötlichgrau bestäubt mit eingemengten schwarzen Pünktchen. Alle Flügel führen schwarze Saumpunkte. Kopf, Halskragen und Thorax von der Farbe der Vorderflügel, der Halskragen mit drei dunkelbraunen Querstreifen deren erste beiden in der Mitte breit unterbrochen sind. Hinter demselben ein graugemischter kleiner Schopf, die Schulterdecken zuweilen mit einigen eingestreuten schwarzen Pünktchen längs des Innenrandes. Hinterleib oben gelbgrau, der Afterbüschel des S strohgelb, auf den ersten beiden Ringen stehen kleine bräunliche Schöpfe. Beine gelbgrau. 15 — 16 mm. 187. Phragmiticola Guen. 136. Wik. 97. (394.) Zwei Stücke stimmen mit meinen Nordamerikanern ganz überein. Herrich-Schäffer und Gun dl ach führen diese Art nicht auf. Ver. Staaten. Guen., Grt. 188. Clm'escens n. sp. (385.) Von den mir vorliegenden Arten die kleinste. Fühler braun, weifslich bestäubt, Palpen hellrötlichgrau ohne dunkeln Rücken, nur mit einzelnen solchen Pünktchen bestreut. Der übrige Körper und die Vorderflügel hellrötlichgrau. Halskragen mit drei graubraunen Quer- streifen. Vorderflügel mit eingestreuten schwarzen Pünktchen. Die Subdorsale und Rippe 4 als ihre Verlängerung fein weifs, auf dem Ende der Mittelzelle ein feiner schwarzer Punkt. Hinter der Flügelmitte eine Bogenreihe schwarzer Punkte, welche bis auf Rippe 7, zuweilen auch bis auf Rippe 11 reichen. Der Punkt auf Rippe 4 fehlt oder ist nur durch ein winziges Pünktchen angedeutet. Bei einem meiner Stücke ist diese Punktreihe doppelt. Saumpunkte fein schwarz. Saumlinie kaum angedeutet. Franzen mit kaum sichtbarer dunkler Theilungs- linie. Unten die Vorderflügel lichter, am Innenrand weifs. Subdorsale in der Mitte, die übrigen Rippen an ihrer Wurzelhälfte teilweise weifs bestäubt. Hinterflügel weifs, oben die 19* 144 Rippen rostgelb, solche schmale Bestäubung längs des Saumes. Saumpunkte fein schwarz, Franzen rein weifs. 14,7 mm. 1 cJ 2 $. Auch diese Art ist von Herrich-Schäffer und Gun dl ach nicht aufgeführt und es ist mir unbekannt ob sie Grote oder Guenee irgendwo beschrieben haben. 189. Extranea Guen. 104. H.S. 25. Gdl. 302. Wik. 93. (220) Mehrere Exemplare dieser in der Färbung recht veränderlichen uud weitverbreiteten Art. Cuba, H.S. Gdl. lieber einen Theil von Nord-, Mittel- und Südamerika verbreitet. Caradrina Tr. 190. Promiscua n. sp. Kleiner wie die mir bekannten europäischen Arten mit ziemlich scharfer Spitze und wenig geschwungenem Saum der Vorderflügel. Fühler bräunlichgelb, Palpen weifs, Wurzel- und Mittelglied aufsen schwarzbraun. Beine innen weifslich, braun bestäubt, aufsen dunkel- braun. Kopf, Thorax und Halskragen braun, stark weifsgrau gemischt ; die Mitte des Thorax am dunkelsten gefärbt. Hinterleib weifsgrau, dicht braun gemischt. Vorderliügel grau mit dicht eingemengten braunen Schuppen, sodafs die Grundfarbe braungrau erscheint. Quer- streifen zeigt das mir vorliegende Stück keine, sie sind nur durch dunkle Vorderrandsfleckchen angedeutet. Mittelschatten ganz unbestimmt begrenzt, dunkelbraun. Nierenmakel durch einen dunkelbraunen Fleck bezeichnet. Wellenlinie nahe am Saum, von Zelle 3 bis zum Innenwinkel fein weifsgelb, beiderseits dunkelbraun begrenzt. Saumlinie fein weifsgelb. Franzen mit breit dunkelgrau gefärbter Wurzel und mit eingemengter rötlicher Färbung, die Spitzen rötlich, in der Mitte eine weifsliche, aufsen graubraune Teilungslinie. Hinterflügel glänzend weifsgelb, am Saum graubraun. Saumlinie braun, aufsen fein gelb. Franzen in der Flügelspitze grau, übrigens weifs, an der Wurzel mit bräunlicher, gegen den Afterwinkel verloschener Teilungs- linie. Unten die Vorderflügel, sowie der Vorderrand der weifsen Hinterflügel glänzend gelb- grau, zeichnungslos. Saumlinie braun, aufsen fein gelb. Franzen der Vorderflügel grau mit rötlichen Spitzen, die der Hinterflügel wie oben. 11,5 mm. 1 ? im Mus. Stdg. Atethmia Hb. 191. Inusta Guen. 683. t. 8. f. 1. H.S. 28. Gdl. 303. Wik. 491. ? Suhusta Hb. Ztg. f. 205. 206. (287.) Durch ein Versehen habe ich in meinen Beiträgen zur Lepidopteren-Fauna Jamaica’s^ Suhusta Hb. aufgeführt, die betreffenden Exemplare gehören ebenfalls zu Inusta. Auch von Columbien erhielt ich diese Art. Suhusta Hb. soll ebenfalls von Columbien stammen und da 145 das Bild derselben nur dadurch von dieser Art abweicht, dafs die Vorderflügel einen vierten hellen Querstreifen nahe der Wurzel führen, diese Art aber wie es scheint, seither ganz unbekannt blieb, denn auch Guenee kennt dieselbe nur aus Hübner’s Abbildung, so dürfte die Vermuthung, dafs dieselbe nach einer zufälligen Aberration aufgestellt wurde, oder ein Versehen des Malers vorliegt, nicht ganz grundlos sein. Cuba, H.S., Gdl., Brasilien, Cayenne, Guen., Chiriqui, Bogota, Mus. Stdg., Jamaica, Venezuela. Collomeiia n. g. Fühler so lang wie die Vorderfiügel, dünn, dicht aber sehr kurz bewimpert. Palpen sehr klein, am Kopf aufsteigend, das Endglied aufserordentlich kurz, stumpf, anliegend beschuppt. Augen nackt. Zunge spiral. Kopf flach, wie der vorn gerundete gewölbte Thorax und der schlanke, ziemlich flache Hinterleib, welcher die Hinterflügel überragt, anliegend beschuppt. Beine mit Ausnahme der dicht behaarten Vorderschienen anliegend beschuppt. Vorderflügel lang und schmal, wenig erweitert, Spitze abgestumpft, Saum glatt, schräg, Hinterwinkel stumpf. Hinterflügel ziemlich schmal, Vorderrand gerade, Spitze abgestumpft, Saum zwischen Rippe 4 bis 6 sehr schwach eingezogen, von Rippe 3 bis zum Hinterwinkel schwach stumpfwinklig gebogen. Vorderflügel mit 12 Rippen, Anhangzelle klein, 7 aus ihrem Innenrand, 8 mit 9 aus der Spitze, 10 aus ihrem Vorderrand. Auf den Hinterflügeln Rippe 3, 4 und 5, 6 und 7 aus gleichem Punkte, 8 nahe hinter der Wurzel aus der Subcostalen entspringend. Die Stellung dieser Gattung ist mir fraglich. 192. Elota n. sp., fig. 17. (855.) Fühler bräunlich, Palpen weifs, rostgelb gemischt, Spitzenglied rostgelb. Kopf, Halskragen und Thorax weifs, fein rostrot gemischt, der Halskragen mit rostrotem Querstreif durch die Mitte, die Schulterdecken zuweilen mit eben solchem Mittelstreif. Hinterleib weifs, oben dicht rostrot gemischt. Afterbusch des S in den Seiten rostfarben. Brust und Beine weifs, die Behaarung der vordem rostrot gemischt, Tarsen einfarbig. Vorderflügel weifsgrau mit rost- roter Bestäubung, welche sich von der Nierenmakel bis zum hintern Querstreif, hinter demselben und am Saum bindenartig verdichtet. Nahe der Flügelwurzel steht ein sehr schräger, gegen den Vorderrand winklig gebrochener, den Innenrand nicht erreichender feiner schwarzbrauner Streif. Der vordere Querstreif gebogen, unregelmäfsig flach gezähnt, dunkelbraun, der hintere Querstreif vom Vorderrande nur bis auf Rippe 3 ziehend, schwach geschwungen, dunkelbraun, aufsen fein weifslich angelegt, dann 146 durch einen schmalen rostroten Streif begrenzt. Wellenlinie wurzelwärts durch ein, den Vorderrand nicht erreichendes, gezacktes braungraues Band, aufsen durch eine rostrote schmale Binde begrenzt. Die Flügelspitze bis gegen den Querstreif weifsgrau. Durch das Mittelfeld zieht ein sehr feiner undeutlicher rostroter Querstreif. Kingmakel nicht sichtbar, Nierenmakel rundlich, braun umzogen, weifs ausgefüllt, mit schmalem rostbraunem Kern. Saumlinie dunkelbraun, auf den Rippen unterbrochen, Franzen weifsgrau, gegen die Spitze bräunlich. Hinterflügel dünn beschuppt, weifs, stark irisierend. Franzen weifs. Unterseite weifs, die Vorderflügel längs des Vorderrandes und Saumes breit braungrau, Franzen weifs, die der Vorderflügel an den Spitzen grau. 14,6 mm. d 9. Pleurasympieza n. g. Ein höchst eigentümliches Tier, dessen richtige Stellung unter den Eulen mir durchaus zweifelhaft ist. Fühler über so lang wie die Vorderflügel, dünn fadenförmig, äufserst kurz, aber dicht bewimpert. Palpen am Kopf aufwärts gebogen, dünn, dicht behaart, das Endglied in einen langen haarigen Pinsel auslaufend. Augen grofs, kugelig vorstehend, nackt. Zunge stark, spiral. Kopf ziemlich flach, wie der schwachgewölbte Thorax anliegend beschuppt. Hinterleib schlank, glatt, die Hinterflügel beim S weit, beim $ nur wenig überragend, d mit langem, wollig- haarigem Afterbusch. Beine kräftig, Vorderbeine mit langer weicher Behaarung an Schenkel, Schienen, und kürzer auch an der Tarsen. Mittel- und Hinterschienen glatt, erstere mit End-, letztere auch mit Mittelspornen von sehr ungleicher Länge. Vorderfliigel lang und schmal, beim 5 gegen den Saum etwas stärker erweitert wie beim S. Die Erweiterung bildet der Vorderrand, während der Innenrand ganz gerade ver- läuft. Spitze abgerundet, Innenwinkel schräg. Saum wenig schräg. Hinterflügel breit, Vorderrand etwas bauchig, gegen die schwach und stumpf vorgezogene Spitze abfallend, Saum auf Rippe 5 schwach eingezogen, Afterwinkel gerundet, Franzen von gewöhn- licher Länge. Der Rippenverlauf ist ein ganz eigentümlicher. Auf den Vorderflügeln entspringt Rippe 2 dicht neben 3 und wenig von den ebenso dicht zusammengedrängten Rippen 4 und 5 aus der Hinterecke der Mittelzelle, 6, 7, 8 mit 9 und 10 ebenso dicht zusammen aus der Vorderecke derselben, und 9 und 10 ziemligh steil zum Vorderrand ziehend, 11 aus der Mitte der Subcostalen zum Vorderrand. Am Schluss der Mittelzelle erscheint von uuten gesehen, die Flügelfläche wie schwach eingekniffen. Auf den Hinterflügeln entspringt Rippe 2 bis Vs der Subdorsalen, 3 wenig vor, 4 und 5 aus gleichem Punkt der Hinter-, 6 und 7 ebenso, oder 147 schwach gestielt, aus der Vorderecke der Mittelzelle, Querrippe winklig gebrochen, Costale hinter der Mitte der Subcostalen entspringend. Der Raum zwischen der Flügelwurzel, der Subcostalen, Costalen und dem Yorderrand ist dicht und grob beschuppt, der Vorderrand selbst dicht mit kurzen Haaren besetzt. 193. Smithii n. sp., fig. 18. (241.) Fühler bräunlichgelb. Palpen weifs, an den Seiten des Wurzel- und Mittelgliedes schwarz- braun gemischt. Kopf und Thorax weifsgelb, Halskragen ebenso, schwach rostgelb angeflogen, mit einem braunen Querstreifen in der Mitte. Hinterleib weifsgelb mit zwei schwarzen Flecken auf dem vorletzten Segment, unten wie die Brust heller. Vordertarsen bräunlich, hell gefleckt. Vorderflügel weifsgelb. Wurzelfeld mit breitem, lichter ockergelbem, am Vorderrand breiterem Querband; ein solches schmäleres, gegen den Vorderrand winklig gebrochenes Band zieht durch die Mitte des Flügels, ein drittes, dicht unter der Subdorsalen stark ab- gesetztes zieht hinter dem hinteren Querstreif, ein viertes parallel mit dem Saum dicht vor demselben. Die Querstreifen sind fein schwarz, dicht an der Flügelwurzel steht ein solcher, w'elcher zuweilen nur als von einzelnen Punkten gebildet erscheint, der zweite, welcher das Wurzelfeld begrenzt, ist unregelmäfsig geschwungen und tritt in der Mittelzelle in einer spitzen Ecke saumwärts, der dritte (hintere) ist scharf gezackt und bildet von der Subdorsalen bis zum Vorderrande einen starken Bogen saumwärts, die Wellenlinie ist durch eine, in Zelle 5 unter- brochene Reihe schwarzer, saumwärts weifs aufgeblickter Punkte angedeutet, die Saumpunkte sind schwarz. Die Makeln sind entweder gar nicht sichtbar, oder höchstens erscheint die Ringmakel als weifses, undeutlich umzogenes Fleckchen. Franzen gelb, mit matter dunkler Teilungslinie. Hinterflügel schwach durchsichtig, weifs, stark irisierend, am Saum zuweilen bräunlich, Rippen gegen den Saum braun. Saumlinie braun, Franzen weifs mit mehr oder weniger deutlicher dunkler Teilungslinie. Unten sind die Vorderflügel am Vorderrand und Saume gelblichbraun bestäubt. Franzen aller Flügel weifs. 13,6 mm. 4 cJ 1 ?. Im Mus. Staudg. stecken mehrere Stücke von Portorico und ich erhielt kürzlich auch ein Exemplar von Surinam. Ich nannte diese Art nach dem als tüchtigen Lepidopterologen am Museum in Washington angestellten Herrn John B. Smith. Eiicalypta n. g. Fühler Vs so lang als die Vorderflügel, dünn, jedes Glied mit einem sehr kurzen Wimper- haar besetzt. 148 Palpen aufsteigend, viel länger als der Kopf, seitlich zusammengedrückt; Mittel- und Endglied ziemlich gleich lang, letzteres linear, vorn abgestumpft, alle Glieder anliegend beschuppt. Augen grofs, nackt. Zunge spiral. Kopf flach, anliegend beschuppt, Thorax ebenso, Hinterleib schlank, die Hinterflügel überragend, anliegend beschuppt, ebenso die Beine, nur die Vorderschienen und Schenkel schwach behaart. Yorderflügel lang und schmal, kaum erweitert, der glatte Saum bis auf Rippe 3 gerade, dann stark gegen den Hinterwinkel abgeschrägt, Flügelspitze stumpf. Hinterflügel schmal mit stumpfer vorgezogener Spitze und zwischen ihr und Rippe 3 eingezogenem Saum. Franzen aller Flügel sehr kurz, Vorderflügel mit 12 Rippen. Anhangzelle lang und breit aus ihrer Spitze Rippe 7 und 8 mit 9, und 10 aus ihrem Vorderrand. Auf den Hinterflügeln Rippe 3, 4, 5 und 6 und 7 aus gleichem Punkt, 8 aus dem ersten Dritteil der Subcostalen. Ich bin über die Stellung dieser eigentümlichen Gattung, deren Palpen denen vieler Quadrifiden- gattungen gleichen, vollständig im Unklaren. 194. ScMldei n. sp., flg. 23. (250.) Fühler rostgelb, Palpen weifs, das Mittelglied seitlich braun, das Endglied an der Spitze schwach gelblich, mit 2 braunen Querstreifen. Kopf, Halskragen und Thorax weifsgrau, der Halskragen am Vorderrand mit zwei kurzen braunen, schräg nach innen gestellten Strichen, welche aber nicht bei allen Exemplaren sichtbar sind. Hinterleib, Brust und Beine weifsgrau. Vorderflügel weifs- und rötlichgrau, Wurzelfeld dunkelgrau gemischt, der vordere Quer- streif doppelt, aufsen stärker schwarz, innen fein rotbraun, hinter demselben ein undeutlich begrenztes gezacktes rötliches Band, hinter der Mitte des Mittelfeldes ein schmälerer solcher Streif, am Vorderrande drei graue licht gekernte Ringe. Ringmakel grofs, rund, undeutlich braun umzogen, in der Mitte rötlich gewölkt. Der hintere Querstreif verläuft sehr eigentüm- lich. Er entspringt sehr fein an der Subcostalen, zieht fein gezackt in gerader Richtung bis in Zelle 2, biegt sich hier, einen rechten Winkel bildend, wurzelwärts und beschreibt wieder gegen den Vorderrand einen starken, schwarzbraun gefärbten Bogen, in welchem die undeutlich dunkel gewölkte, zuweilen in ihrem untern Teil einen schwarzbraunen Fleck führende Meren- makel steht. Von Zelle 2 bis zum Innenrand ist er rotbraun, feiner und unregelmäfsig gezackt ; zwischen seinem Bogen und dem Vorderrand stehen einige braune Striche. Wellenlinie weifs- grau, beiderseits breit bindenartig roströtlich begrenzt. Saumlinie dunkelbraun, auf den Rippen licht durchschnitten, Franzen weifsgrau. Hinterflügel dünn beschuppt, weifs, stark irisierend. Saumlinie braun, Franzen weifs. 149 Unten die Vorderliügel stark glänzend, schmutzig gelbgrau mit weifsem Innenrand. Hinterliügel weifs, Vorderrand schmutzig gelbgrau. Saumlinie und Franzen wie oben. 16,6 mm. 3 ?. Nach meinem kürzlich verewigten Freund Herrn J. Schilde in Bautzen benannt, defsen Gefälligkeit mich auch, wie schon früher, bei dieser Arbeit durch Darleihung schwer einzu- sehender Litteratur unterstützte. Eiithisanotia Hb. — Glottula Guen. Da Hübner die nachfolgende Art in seinen Zuträgen unter obigem Gattungsnamen abgebildet hat, auch Guenee dieselbe mit Arten von Brithys Hb. wie PancratU Cyr. und Encaustus Hb. in seiner Gattung Glottula vermengt, so dürfte Hübner’s Gattungsname beizubehalten sein. 195. Timaü Cr. t. 275. B. Hb. Ztg. 589. 590. Guen. 184. H.S. 29. Gdl. 303. Wik. IX. 142. Heiei'ocam'pa Guen. 185. (135). Guen6e glaubt, dafs die nordamerikanische Timais Hb. von der südamerikanischen Eeterocampa Guen. verschieden sei, weil die Kaupen beider von einander abweichen. Da die Schmetterlinge nicht den geringsten Unterschied zeigen, auch noch andere Arten existieren, deren Eaupen in zwei verschiedenen Formen auftreten, so ist dies wie schon Herrich-Schäffer sehr richtig bemerkt, sicher kein Grund um Timais in zwei Arten zu theilen. Piaupe an verschiedenen Amaryllideen : Zephyrantes, Pancratium, Amaryllis. Cuba, H.S., Gdl., Brasilien, Guen. Vereinigte Staaten, Guen. Grt., Jamaica, Surinam. Noropsis Guen. — Euglyphia Hb. Ich behalte den von Guenee gegebenen Gattungsnamen, da unter diesem die Gattung beschrieben ist während Hübner in seinem „Verzeichnifs“ dem von ihm angewandten Gattungsnamen Euglyphia folgende Diagnose folgen läfst: „Der Rumpf und die Schwingen glänzend, zierlich bunt bezeichnet, blafsfärbig. “ ! Dies ist eine Gattungsbeschreibung, welche allenfalls auch auf Lithocolletis oder Cemiostoma pafst! Hübner hat allerdings dann die hierher gehörende Art citiert, welche er in seiner Sammlung exotischer Schmetterlinge abbildet, daselbst stellt er sie aber in die Gattung Diphtera. 196. Fastuosa Guen. 186. H.S. 30. Gdl. 304. HieroglypMca Cr. t. 147. D. Wik. 145. Festiva (Bombyx) F. S. E. 579. Elegans Hb. Exot. Hb. V. (114.) Raupe auf Corchorus siliquosus. Cuba, H.S. Gdl., Brasilien, Columbien, Guen., Caracao, Cr., Mexico. (114.) Der älteste Name dieser Art, Phalaena HieroglypMca kann nicht angenommen werden, 20 Abhandl. d. Senckenb. iiaturf. Ges. Bd. ^V. 150 weil Drury und Fabricius bereits früher QiXiQ Phalaena Hieröglyphico. fArytvaHh.J publiziert hatten. Festwa F. ist ebensowenig zuläfsig, da Hufnagel schon früher einen Bombyx Festiva (Hebe L.J veröffentlichte; Eleyans Hb. endlich hat keine Geltung, weil Fabricius und Olivier bereits diesen Namen an eine exotische Noctuide vergeben hatten. AgTotis Tr. 197. Incivis Guen. 441. Wik. 330. Incisa H.S. 31. Gdl. 306. Mulina Mschl. Jamaic. 79. (496.) Der Name Incisa Guen. bei H.S. beruht auf einem Schreib- oder Druckfehler und ist von Gun d lach bona fide nachgeschrieben worden. Mein Exemplar von 4/wZma gehört sicher zu Inivis, dasselbe ist etwas geflogen und hat keine dunkle Vorderhälfte des Halskragens. In der Färbung desselben scheint die Art zu variieren, denn von zwei seitdem erhaltenen nordamerikanischen Stücken hat das eine einen ganz licht gefärbten Halskragen. Mehrere Exemplare. Cuba H.S. Gdl. St. Domingo, Wik. Nordamerika Guen. Grt. Wik. Jamaica. 198. Annexa Tr. 5. 1. 154. Suppl. 22. Guen. 430. Wik. 328. H.S. 32. Gdl. 306. (221.) Mehrere Stücke in beiden Geschlechtern. Die Raupe lebt in der Erde an den Wurzeln verschiedener Pflanzen, z. B. Kohl, Tomaten etc. Cuba, H.S. Gdl. Brasilien, Guen. St. Domingo, Jamaica, Port Natal. Wik. Nord- amerika, Guen. Grt. Wik. 199. Äpicalis H.S. 33. Gdl. 307. (96.) Von dieser Art besitze ich nur das 9, welches sich von dunkeln Weibern der vorigen Art durch folgende Merkmale unterscheidet: Etwas grösser, die Vorderflügel weniger dunkel- rufsigbraun, sondern mit Gelbbraun gemischt. Vorderrand nicht hell angelegt. Der helle Spitzenfleck zieht sich nicht als schmälere Binde längs des Saumes hin, sondern reicht nur bis Rippe 6 und zieht sich dann nur als schmaler, abgebrochener Zackenstrich bis auf Rippe 4. Die Ringmakel ist rund, zuweilen entspringt hinter ihr ein schnell sich erweiternder schwarzer, die ganze Nierenmakel verdeckender Pfeilfleck. Nierenmakel viel gröfser und gerundeter wie bei Annexa, beide Makeln dunkel ausgefüllt. Die Querstreifen schärfer. Unten ist der Vorderrand der Hinterflügel von der Wurzel bis hinter die Mittte weniger dunkel be- stäubt. 18,8 mm. 9. Cuba, H.S. Gdl. 200. Submucosa H.S. 34. Gdl. 308. (336. 599.) Ebenfalls aus der nächsten Verwandtschaft von Annexa; von der Gröfse der vorigen Art. Ins Moosgrüne, wie H.S. angiebt, zieht keins der mir vorliegenden Exemplare, sondern 151 die Yorderflügel der Männer sind wie bei hellen Männern von Annexa und Segetum gelblich- braun, zuweilen ins Mäusegraue ziehend und längs des Vorderrandes, zuweilen auch im Wurzel- und Mittelfeld rindenbraun. Mein einziges 9 ist rindenbraun, die Querstreifen sind schärfer wie bei Annexa. Die scharf schwarz umzogene Ringmakel zieht sich offen in einem langen Stiel bis fast an die Nierenmakel, ist hell ausgefüllt mit dunklem, ebenfalls streifartig verlängertem Kern. Diese Makel ist viel gröfser und gerundeter als bei Annexa, dunkel ausgefüllt, nur der Hinterrand derselben, bei einem g auch der Vorderrand, ist hell gefärbt. Die sehr grosse Zapfenmakel ist schwarzbraun. Ein heller Spitzenfleck ist nicht sichtbar, in Zelle 4 und 5 steht je ein schwarzes Pfeilfleckchen in braunem Fleck am Saum. 19,8 mm. 4 J 1 9. Cuba, H.S. Gdl. Columbien. Merida. 201. Grandirera H.S. 35. Gdl. 308. (851.) Eine eigentümliche Art, welche unter den mir bekannten europäischen und nordameri- kanischen Arten keine Verwandte hat. Grofs, Vorderflügel langgestreckt, mit verhältnifsmäfsig schrägem und deutlich gezähntem Saum. Fühler des d mit sehr kurzen, dicht bürstenartig stehenden Wimpern. Mittelglied der Palpen dunkelbraun, nur an der Wurzel und am Ende wie das Endglied wmifsgelb. Kopf, Halskragen und Thorax den Vorderflügeln gleich gefärbt. Hinterleib graubraun bis schwarzgrau (g) oder gelbgrau (9); die ersten beiden Segmente beim S ockergelb, ebenso der Afterbusch. Beine und Unterseite des Hinterleibes ockergelb die Tarsen dunkelgraubraun, hell geringelt. Die Grundfarbe der Vorderflügel variiert von hellrötlichgrau durch lebhaft ockergelb bis veilbraun. Ueber die Flügelfläche sind braune Stäubchen zerstreut, zuweilen steht am Vorderrande vor der Spitze ein gröfserer heller Fleck. Der vordere Querstreif fehlt ganz oder ist nur erloschen sichtbar, der hintere fehlt meist, ist aber zuweilen scharf ausgedrückt, dunkelbraun, an seinen Zähnen stehen auf den Rippen schwarze Punkte. Der Mittelschatten fehlt oder ist nur am Vorderrand durch einen braunen Schrägstreif bezeichnet, selten zieht er durch den ganzen Flügel. In diesem Fall bildet er in Zelle 3 einen stumpfen Winkel. Die Ring- und Zapfenmakel fehlt allen mir vorliegenden Stücken, die Nierenmakel ist grofs, entweder ganz weifs ausgefüllt und nur in ihrem unteren Teil einen braunen Fleck zeigend, oder mehr oder weniger braun bestäubt ; bei den hellsten meiner Stücken ist sie ganz dunkel- braun ohne alles Weifs. Die. Wellenlinie erscheint als ein nach beiden Seiten abgebrochener lichterer Bogenstreif, welcher beiderseits dunkel gesäumt ist. In Zelle 4 bis 6 stehen wurzel- wärts an derselben schwarze Pfeilfleckchen, welche ebenfalls sehr abändern. Zuweilen ist nur 20* 152 der in Zelle 4 sichtbar, oder sie fliefsen in einen mehr oder weniger sichtbaren Querfleck zusammen. Saumpunkte selten scharf, zuweilen ganz fehlend. Saumlinie gewellt, braun. Franzen dunkelbraun, auf den Rippen lichtgefleckt, mit lichter Saumlinie. Hinterflügel grau- braun, zuweilen an der Wurzel weifslich. Saumlinie dunkel, mitunter dunkle Saumfleckchen. Franzen weifslich, an der Wurzel gelblich, auch wohl mit dunkler Teilungslinie. Unten die Vorderflügel rötlichgrau bis rufsfarben, der Saum, zuweilen auch der Yorder- rand breit rötlichgrau, dicht fein schwarz gesprenkelt. Hinterflügel weifsgelb, Vorderrand und Spitze breit rötlich mit schwarzbraunen Pünktchen bestreut. Auf dem Vorderflügel ist die Nierenmakel als dunkler Fleck sichtbar; der hintere Querstreif fehlt meist ganz oder ist nur am Vorderrande angedeutet, selten zieht er durch den ganzen Flügel, zuweilen setzt er sich auf den Hinterflügeln fort. Saumlinie der Vorderflügel fein gelb, Franzen gelb mit zwei braunen Teilungslinien, oder braun mit hellen Spitzen. Franzen und Saumlinie der Hinter- flügel wie oben. 20 — 23, 8 — 10 mm. Mehrere Exemplare in beiden Greschlechtern. Cuba H.S. Grt. S- Herrich-Schäffer sagt, dafs er diese Art auch von Nordamerika erhalten habe, Grote führt sie in seiner New Check List nicht auf, vielleicht hat er sie unter einem andern Namen. Heliothis Tr. 202. Armigera Hb. Europ. Noct. f. 370. Tr. V. 3. 230. Guen. 933. Wik. 683. H.S. 36. Gdl. 309. (273). Über alle Weltteile verbreitet. Die Raupe dieser Art sowie die von Äletia Ärgillacea Hb. sind in den Vereinigten Staaten, die erstere als Bollworm, die letztere als Cottonworm bekannt und als Zerstörerinnen der Baumwollenstauden, deren Samenkapseln sie befrefsen, sehr gefürchtet. Man hat zu ihrer Vertilgung sogar von Pferden, oder Maulthieren gezogene Maschinen construirt. Eine sehr ausführliche Abhandlung über diese Raupen, ihre Schädlichkeit und die verschiedenen Mittel zu deren Vertilgung, mit vielen Abbildungen ausgestattet, findet sich in „Fourth Report of the United States Entömological Commission, Washington 1885“ und füllt den starken Band vollständig. Chloridea Westw. 203. Virescens F. E. S. III. 280. Wik. 678. H.S. 37. Gdl. 310. (Aspila) Guen. 923. (255.) Raupe in den Samenkapseln von Sesamun, Nicotiana, Hibiscus. Mehrere Exemplare. 153 Cuba, H.S. Gdl., St. Thomas, Guadeloupe, Guen., Columbien, Westindien, Wik., Barlados, Mus. Stdg. Acoiitia 0. Die nachfolgenden Arten stelle ich nur unter Vorbehalt in diese Gattung, höchstens mag Mixta derselben angehören, da wenigstens die Zeichnung der VorderÜügel Ähnlichkeit zeigt, im Übrigen unterscheidet sie sich aber auch nicht von den folgenden. Lederer giebt dieser Gattung gänzlich unbewimperte Fühler, dafselbe sagt auch Heinemann, aber beide dürften sich geirrt haben, denn bei sehr scharfer Vergrösserung findet man sie mit einzeln stehenden, sehr kurzen Wimperhaaren besetzt. Ich habe diese Fühlerbildung sowohl bei europäischen als nordamerikanischen Arten gefunden und die nachstehend beschriebenen Arten zeigen sie auch. Ein ferneres, zuerst von Lederer in seinen Noctuinen angeführtes Gattungsmerkmal von Acontia soll das Thoraxschildchen sein, welches sehr grofs und blasig und bis über das erste Hinterleibssegment vorgezogen ist. J. B. Smith in seiner Synopsis of the North American Genera of the Noctuidae im Bulletin of the Brooklyn Entomological Society. 1882. No. 11 und 12 sagt, dafs dieses Kennzeichen den nordamerikanischen Arten fehle und läfst daher diese als eigne Gattung Tarache Hb. bestehen. Er sagt von dieser Gattung (Anmerkung 37) wörtlich: „Appears to differ from Acontia in not having the scutellum inflated and overhänging the basal segment of abdomen; in other respects and in ornamentation, the resemblance is exceedingly dose. This entire group is very unsatisfactorily distinguished so far as struc- tural characters go, but the genera can be very readily distinguished by the ornamentation, which is peculiar in each genus. Trichotarache Grt. (Assimilis Grt.) differs from this genus in having a prominent bulging clypeus. In ornamentation it is so dose to Tarache as to be practically identical and I do not consider it as a good genus.“ Darin, dafs die nordamerikanischen Arten ein von den europäischen verschieden ge- bildetes Schildchen haben, irrt dieser scharfsinnige Autor aber ganz entschieden. Ich besitze von nordamerikanischen Arten der Gattung Tarache folgende : Aprica Hb. mit var : Biplaga Guen., Cretata Grt. & Rb., Candefacta Hb., Erastroides Guen. eine mutmafsliche Bastardart, zwischen Cretata und Candefacta, wenigstens erhielt ich sie als eine solche, eine mir fremde ihr ähnliche gröfsere und noch eine mir unbekannte, deren schwarzblaue Yorderflügel, bis vor die Spitze breitweifsen Vorderrand und einen grofsen weifsen Fleck vom Innenwinkel bis in die Mitte des Saumes reichend, führen. Von diesen Arten zeigen besonders ein S von Aprica, mein d von Cretata und die Exemplare von Candefacta das Schildchen sehr grofs und aufgetrieben mindestens ebenso wie 154 irgend eine der europäisclien Arten, bei den übrigen ist es weniger auffallend und ist also wohl kein Grund vorhanden, die nordamerikanischen Arten von den europäischen zu trennen. Übrigens zeigen eine gleiche oder doch sehr ähnliche Bildung des Schildchens auch eine Anzahl Agrophilaarten z. B. von Nordamerikanern Lama Guen., Tortricina Z. und Fasciatella Grt. und von westindischen, soweit mir solche vorliegen Tigridula H.S. schwach, Uncinula H.S. stärker und bei einer Art, welche ich als Truncata von Chiriqui durch Staudinger besitze, ist es sogar sehr stark, verhältnifsmäfsig mindestens wie bei Acontia erweitert, ja selbst unsre Trahealis Sc, zeigt Spuren dieser Bildung. Wenn diese Erweiterung des Schildchens überhaupt als generisches Merkmal zu benutzen ist, dann würde es wohl nicht nur für Acontia sondern auch für Agrophila zu gelten haben und vielleicht wären die von mir hier beschriebenen Arten mit Dama Guen., Tigridula H.S., Uncimda H.S. und Truncata (Aut.?) die sich alle durch Kleinheit und schmale, nur wenig erweiterte Vorderflügel von den typischen Arten von Acontia und Agrophila auszeichnen in eine eigne Gattung zu stellen, welcher die übrigen gleichen Habitus zeigenden, mir unbekannten Arten anzufügen wären. Vorläufig mögen sie als eigne Abteilung bei Acontia stehen. 204. Mixta n. sp. (632.) Von der Gröfse einer mittleren Ä. Candefacta, aber schmalflügliger. Fühler beinfarben, Palpen, Kopf, Halskragen, Thorax, Brust und Beine weifs. Hinterleib gelblich weifs. Vorder- flügel weifs, am Vorderrand olivengelb gemischt, am Innenrand mit zwei grofsen olivenbraunen abgerundeten Flecken. Der erste steht bei Vs des Innenrandes, er ist schräg nach aufsen gestellt und dunkler als der folgende, an seiner Basis zeigt sich feine veilrötliche Bestäubung. Der zweite Fleck ist ziemlich gleichbreit und steht nicht schräg, der Raum zwischen beiden ist veilgrau ausgefüllt, an ihrem obern Ende nähern sich die Flecken einander sehr stark. Vor dem Saum zieht eine breite, an der Flügelspitze bis an das Ende der Franzen tretende, sich gegen den Innenrand stark verschmälernde olivenbraune Binde, welche von dem äufsern Innenrandsfleck durch eine gezackte weifse Linie getrennt ist. Zwischen ihr und dem Saum ist der Grund lichter olivenbraun ausgefüllt. Dicht am Saum zieht ein, den Vorderrand nicht ganz erreichender reinweifser Streif und auf dem Saum stehen dunkelbraune Punkte. Die Franzen sind weifs, mit braunem Fleck von Rippe 4 bis 6 und am Innenwinkel. Hinterflügel glänzend weifs mit gelblichem Schimmer, am Saum schmal bräunlich gelb. Saumlinie bräun- lich, Franzen weifs. Unten die Vorderflügel glänzend schmutzig gelb, im Saumfeld mit grofsem dreieckigem graulichem Fleck. Hinterflügel gelblich weifs. Franzen wie oben. 10,4V2 mm. 4 $. 155 205. ünipunctata ii. sp. (710. 711.) Etwas kleiner wie die vorige Art. Fühler beingelb, Palpen helllehmgelb, Kopf und Hals- kragen weifsgelb, Thorax ockergelb, Hinterleib schmutzig weifsgelb, unten wie Brust und Beine weifslich. Vorderflügel lichter oder dunkler ockergelb, bei deutlich gezeichneten Stücken mit 4 bis 5 olivenbräunlichen schräggestellten Querstreifen, welche aber eben so oft ganz fehlen. Auf dem Saum steht in Zelle Ib ein einzelner schwarzer Punkt. Franzen weifsgelb mit dunkler Teilungslinie. Hinterflügel glänzend weifs bis gelblich, am Saum gelblich angeflogen. Saumlinie fein dunkel, Franzen mit schmaler gelber Wurzelhälfte und feiner dunkler Teilungslinie, übrigens weifs. Unten die Vorderflügel glänzend strohgelb, Hinterflügel weifs. Franzen aller Flügel weifs, die der vordem gelblich angehaucht. 9 — 10,4 mm. 4 c?. Emmelia Hb. H.S. Gdl. Agrophila B. 206. Lama Guen. 969. Wik. 774. H.S. 39. Gdl. 313. (337.) Eine sehr veränderliche Art, deren Vorderflügel bei einer Aberration, welche ich Goncolor nenne und welche ich sowohl von Portorico als Surinam besitze, statt rotgelb schwarz gefärbt sind und nur die gelben Vorderrandsflecken, zwei orange Flecken in den Franzen und die veil- graue Binde im Saumfeld zeigen, der Thorax ist ebenfalls schwarz. Zwei Männer von Portorico mit sehr lebhaft rotgelben Vorderflügeln aber schwarzem Thorax bilden einen Uebergang. Cuba, H.S. Gdl., Vereinigte Staaten, Guen. Grt., Surinam (ab. Goncolor). 207. Tigridula H.S. 41. Gdl. 314. (348.) Bedeutend schmalflügliger als Daraa. Fühler schwarz, Palpen weifsgelb, das Mittelglied mit einem braunen Flecken am Bücken, letzterer am Endglied ganz braun. Kopf, Thorax, Halskragen hellgelb, der letztere in der Mitte fleckartig braun gemischt. Hinterleib, Brust nnd Beine hellgelb. Vorderflügel hellgelb, rostgelb gemischt. Längs des helleren Vorder- randes stehen drei dunkle Punkte. Makeln grofs, dunkel veilgrau. Innenrand von nahe hinter der Wurzel bis zum Innenwinkel veilgrau, von zwei gelben Querstreifen durchschnitten. Von dem Ende der dunkeln Färbung zieht ein veilgrauer oder rotbrauner Schrägstreif in die Flügelspitze. Durch beide dunkle Streifen wird ein Streif der hellen Grundfarbe eingeschlossen. Saumlinie dunkelbraun, Franzen graubraun, zuweilen gelb gemischt, in Zelle 6 fein licht durchschnitten. Hinterflügel dünn bestäubt, weifs, gegen den Saum rotbraun. Saumlinie braun, Wurzel der Franzen gelb, Spitzen weifs, mit dunkler Teilungslinie. Unten die \order- flügel bräunlich, am Innenrande weifsgelb. Am Vorderrand stehen hinter der Mitte ein kleinerer und ein gröfserer hellgelber Fleck. Franzen heller wie oben. Hinterflügel längs des Vorderrandes bräunlich bestäubt. 7,3 mm. $ ?. Cuba, H.S. Gdl. 156 Die nun folgenden Arten haben noch schmälere Vorderflügel. 208. Variegata n. sp. (338.) Beide Geschlechter sehr verschieden. S Fühler braun, Palpen weifsgelb, mit bräun- lichem Endglied. Kopf, Halskragen und Thorax rotbraun gelb gemischt. Hinterleib oben gelbgrau, unten wie die Brust weifslich. Beine weifslich, Tarsen oben dunkelbraun, fein weifs geringelt. Vorderflügel ockergelb und rotbraun gemischt. Wiirzelfeld lichter ockergelb, am Innen- rand braun, in seiner Mitte ein feiner brauner Längsstreif, Mittelfeld am dunkelsten, in ihm am Vorderrand ein grofser weifser Längsfleck, im Saumfeld ein weifses Dreieck am Vorderrand aus defsen nach innen gerichteter Spitze ein kurzer dunkelbrauner Scbrägstreif wurzelwärts zieht. Saumlinie dunkelbraun, nach innen von Rippe 2 bis gegen die Flügelspitze von einem feinen weifslicben Streif begrenzt. Franzen rotbraun, in Zelle 5 und 6 weifsgelb. Hinterflügel weifsgelb, am Saum bräunlich, Franzen weifs, an der Wurzel gelblich, mit grauer Teilungslinie. Unten die Vorderflügel braun mit weifslicbem Vorder- und Innenrand. Das helle Vorder- randsdreieck sichtbar. Hinterflügel am Vorderrand mehr oder weniger bräunlich bestäubt. Saumlinie aller Flügel dunkel, Franzen der Vorderflügel gelblichweifs mit braunen Spitzen, der Hinterflügel wie oben. 6,3 mm. 9. Kopf, Thorax und Halskragen olivengelb, braun gemischt. Vorderflügel rotbraun, das Wurzelfeld mit Ausnahme des Innenrandes und eines abgebrochenen feinen Streifes nahe hinter der Flügelwurzel olivengelb ; sein Hinterrand bildet gegen die Flügelmitte zwei starke Bogen. Das Mittelfeld ist bei dem einen Stück teilweis weifs bestäubt und zeigt am Vorderrand einen weifsen Fleck, während bei dem zweiten Exemplar sowohl dieser Fleck als die weifse Be- stäubung fehlt und an Stelle des ersteren ein ganz verloschenes olivengelbes Fleckchen sichtbar ist. Am Vorderrande steht vor der Flügelspitze ein scharfes weifses Dreieck und aus defsen nach innen gerichteter Spitze zieht bei dem bunteren Stück ein nach innen stark unregel- mäfsig geschwungener weifser Querstreif, von welchem das zweite Exemplar nur schwache Andeutungen zeigt. Das schwarze Schrägstrichelchen aus dem hellen Dreieck, welches das S zeigt, fehlt vollständig. Saumlinie und Franzen wie beim Hinterflügel braungrau, das buntere Stück führt auf der Unterseite derselben einen deutlichen dunkeln Bogenstreif hinter der Mitte. Alles Übrige wie beim S. 7,3 mm. 4 cJ 2 9- var: (aZ>?) Ochracea m. (181.) Oberseite des Körpers und der Vorderflügel lebhaft ockergelb, letztere im Wurzel- und Mittelfeld sowie in der Spitze fleckartig rotbraun gemischt, im letzten Dritteil des Vorder- 157 randes der nur wenig liervortretende weifse dreieckige Fleck. Hinterflügel graubraun, am Saum dunkler. Unterseite des Körpers weifs, der Vorderflügel graubraun, Innenrand weifslicb, der Vorderrandsfleck verloschen. Hinterflügel lichter wie oben, mit feinem, dunkeim Mittel- strich. 2 (?. 209. Uncinula H.S. 43. Gdl. 314. (347.) Ich zweifle nicht in den mir vorliegenden Exemplaren diese Art zu haben, glaube aber, dafs bei Herrich-Schäffer’s Type die ziemlich locker aufliegende grünliche Beschuppung der Vorderflügel verloren gegangen war, wie dies auch bei einem meiner Exemplare der Eall ist. Fühler braun, Palpen weifs, das Mittelglied gegen das Ende und das Endglied mit Aus- nahme der Spitze bräunlich grau. Kopf, Halskragen und Thorax dunkelbraun, dicht mit grüngelben Schuppen gemengt. Hinterleib oben graugelb, unten wie Brust und Beine weifs, Tarsen oben dunkelbraun, weifs gefleckt. Vorderflügel dunkelbraun, dicht gelbgrün bestäubt. Der erste weifse Vorderrandsfleck sehr schmal, der mittlere breiter, der letzte dreieckig. Aus dem zuweilen fast ganz verdunkelten Mittelfleck zieht ein feiner, kurzer, saumwärts hakenförmig gebogener Streif. Zwischen den weifsen Vorderrandsflecken fehlt die grünliche Bestäubung (oder ist verloren gegangen) und der Grund ist dunkelbraun oder schwärzlich. Saumlinie dunkelbraun, innen von einem feinen weifsen Streif begrenzt. Franzen dunkelbraun mit eingemengten gelben Schüppchen, unter der Flügelspitze in denselben ein gelber Fleck Hinterflügel schmutzig weifsgelb, Saum und Rippen bräunlich. Saumlinie braun. Franzen an der Wurzel gelblich, übrigens weifs mit breiter graubrauner Teilungslinie. Unterseite der Vorderflügel dunkelbraun, Innenrand weifslicb. Vorderrand bis hinter die Mitte fein weifsgelb, an Stelle des Dreiecks ein schmaler weifsgelber Fleck. Hinterflügel gelblich, mit bräunlichem Mittelstrich, Vorderrand bräunlich bestäubt. Saumlinie aller Flügel braun, Franzen der Vorder- flügel braungrau, der gelbe Fleck wie oben, ebenso die Hinterflügelfranzen. 7,3 mm. 2 Paare. Cuba, H.S., Gdl. 210. Felina H.S. 40. Gdl. 313. (339.) Mein Stück stimmt mit einem mir vorliegendem des Berliner Museums, welches von Gundlach als Felina H.S. bezettelt ist, vollkommen überein. Vorderflügel breiter wie bei den drei vorhergehenden Arten mit gerundeter Spitze und Innenwinkel. Fühler braun, Palpen weifsgelb, Mittelglied am Ende und Endglied an der Wurzel braun- grau. Kopf, Thorax und Halskragen dunkelbraun, dicht gelb gemischt. Hinterleib oben Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XV. 21 158 braungrau, die Ränder der einzelnen Segmente fein hellgelb ; unten weifs, das letzte Segment und die Spitze des Leibes ockergelb. Brust und Beine weifs, Tarsen oben dunkelbraun gefleckt. Vorderflügel dunkelbraun, von zwei geraden schwefelgelben Querstreifen durchschnitten, aus deren hinterem auf Rippe 3 saumwärts ein kurzer gelber Längsstreif zieht. Auf ihren entgegengesetzten Seiten sind diese Streifen dunkler braun begrenzt. Der vordere Streif bildet am Vorderrand einen gelben Fleck und zwei solcher Costalflecken stehen im Mittel- und ein dreieckiger im Saumfelde. Der Vorderrand selbst ist sehr fein ununterbrochen gelb gefärbt, im Saumfeld steht zwischen dem Querstreif und hellem Dreieck ein schwach begrenzter, ovaler dunkelbrauner Fleck schräg gegen den Saum, welchen er oberhalb des Innenwinkels berührt. Im Mittelfeld ist der Innenrand dicht gelb bestäubt, sowie sich auch solche Bestäubung über die ganzen Flügel sparsam eingestreut findet. Saumlinie dunkelbraun, nach innen fein gelb begrenzt. Franzen dunkelbraun, ohne hellen Fleck unter der Spitze. Hinterflügel gelbbraun, gegen den Saum dunkler. Saumlinie dunkel, Franzen weifs mit graubrauner Teilungslinie. Unten die Vorderflügel graubraun, Vorderrand feingelb, das helle Vorderrandsdreieck sichtbar. Innenrand graulich. Hinterflügel etwas dunkler wie oben, ohne dunkeln Mittelstreif. Saumlinie und Franzen wie oben. 6V2, 3 mm. 1 9. Cuba, H.S., Gdl. Xanthoptera Guen. 211. Botyoides Guen. 1024. Wik. 819. H.S. 44. Gdl. 315. (358.) Das mir vorliegende Stück unterscheidet sich von zwei solchen von Surinam, von denen mir das eine von G u e n 6 e selbst bestimmt wurde, dadurch, dafs der die Ringmakel vertretende schwarze Punkt fehlt und der Saum vor der Saumlinie nicht braun gefärbt ist. Sollten alle Exemplare diese Abweigung von der typischen Art zeigen, so könnte die Varietät den Namen Portoricensis erhalten. Cuba, H.S. Gdl, Brasilien, Guen., Surinam. 212. Tripuncta n. sp. (345. 421. 422. 633.) Etwas gröfser wie die vorige Art. Fühler beingelb, Palpen bräunlich zuweilen innen gelb. Kopf, Halskragen und Thorax goldgelb oder licht bräunlichgelb. Hinterleib gelblich- bis rötlichgrau mit rostbrauner Färbung längs des Saumes. In der Flügelmitte meist rost- braune oder graubraune Bestäubung. Die Makeln sind durch drei schwarze Pünktchen ange- deutet, von denen das die Ringmakel vertretende zuweilen kaum erkennbar ist. Ein äufserst feiner, oft fehlender oder nur als Pünktchen angedeuteter bräunlicher Querstreif zieht hinter der Flügelmitte. Saumlinie braun, Franzen rötlichgrau. Hinterflügel weifs, am Saum rötlichgrau. 159 Saumlinie braun, Franzen weifs mit dunkler Teilungslinie. Unten die Vorderflügel glänzend scbmutzigweifs, unbezeicbnet, längs des Vorderrandes breit bräunlich bestäubt. Kippen bräunlich, Hinterflügel weifs, Rippen rötlich, Saumlinie und Franzen wie oben. 10,5 mm. Mehrere Stücke in beiden Geschlechtern. Metaponpneumata n. g. Die dünnen Fühler dicht aber sehr kurz bewimpert. Palpen aufsteigend, den Kopf nicht überragend, mit kurzem, stumpfem Endglied. Zunge spiral, Augen grofs, nackt. Stirn beulen- förmig aufgetrieben. Halskragen und der gewölbte Thorax anliegend beschuppt. Schildchen, ähnlich wie bei Acontia, ziemlich stark erweitert. Hinterleib die Hinterflügel etwas überragend, schlank, glatt beschuppt, beim G mit deutlichem Afterbüschel. Beine kräftig. Mittelschienen kurz behaart. Vorderflügel schmal, gegen den Saum schwach erweitert, mit stumpfer Spitze und Innenwinkel, Saum fast gerade, glatt. Hinterflügel mäfsig breit, Spitze und Afterwinkel derselben stumpf. Vorderflügel mit Anhangzelle, aus deren Spitze Rippe 7 und 8 mit 9 entspringen, 10 ebenfalls aus dieser Zelle. Rippe 6 und 7 der Hinterflügel gestielt. Kleine, schlanke Eule. 213. Rogenhoferi n. sp. (707. 793. 800.) Fühler braungrau, Palpen weifsgelb, Mittelglied mit zwei braunen Flecken, Endglied dunkelbraun. Kopf bräunlich grau, Stirn vorn weifsgelb. Halskragen und Thorax grau, bräunlich gemischt. Hinterleib oben gelblich, mit eingemischten bräunlichen Schuppen, Brust und Beine gelblich, Tarsen braun, gelblich gefleckt. Vorderflügel licht aschgrau, im Mittelfeld entweder vor oder hinter der Nierenmakel schwarzbraune Färbung oder (?) das ganze Feld schwarzbraun. Längs des Vorderrandes stehen dunkelbraune Fleckchen, Der vordere Querstreif schwarzbraun, innen zuweilen schwach rostgelh angelegt, weder den Vorder- noch den Innenrand berührend, einfach oder doppelt, einen stumpfen Winkel bildend. Der hintere Querstreif ebenfalls schwarzbraun, aufsen zuweilen schwach rostgelb angelegt, schwach gebogen und sehr fein gezähnt. Die undeutliche Wellen- linie weifslich, beiderseits rostbraun begrenzt. Ringmakel fehlend, Nierenmakel sehr grofs, gegen den Vorderrand undeutlich begrenzt, entweder ganz weifs oder innen graubraun gekernt, schwarzbraun umzogen. Saumlinie dunkelbraun, Franzen grau mit zwei dunkeln Teilungslinien. Hinterflügel graugelb, gegen den Saum bräunlich, Saumlinie dunkelbraun, Franzen weifslich mit dunklerer Wurzelhälfte und solcher Teilungslinie. Unterseite glänzend graugelb, die Vorderflügel im Mittelfeld bräunlich, die Nierenmakel 21* 160 undeutlich hell durchscheinend. Saumlinie fein dunkel, wie oben. 9,4 mm. 2 J 4 9. Ich nenne diese niedliche Art nach meinem Freund A. Rogenhofer in Wien. Erastria Tr. 214. Äpicosa Haw. Nigritula Guen. 1009. t. 10. f. 7, H.S. 46. Gdl. 315. Von Gundlach auf Portorico gefunden. Nordamerika Guen. Grt., Cuba H.S. Gdl. 215. Minima H.S. 47. Gdl. 316. (437). Ein von Herrich-Schäffer seihst bezetteltes Exemplar steckt im Mus. Stdg. Saum der Vorderflügel auf Rippe 4 stumpfwinklig gebogen. Fühler graugelb, Palpen lehmgelb, braun gemischt, Kopf, Thorax und Halskragen ockergelb, mit eingemengten braunen Schuppen, welche auf dem Halskragen und auf den Schulterdecken zwei undeutliche Quer- streifen bilden. Hinterleib grau- Beine und Brust lehmgelb, Tarsen braun, gelb gefleckt. Vorderflügel lehmgelb, olivenbraun gemischt. Ein olivenbraunes nahe dem Vorderrande eckig vortretendes Band im Wurzelfeld, dann auf dem Innenrand ein grofses bis an die Subcostale reichendes dunkelbraunes Dreieck, dicht hinter ihm am Vorderrand ein olivenbraunes Fleckchen. Der übrige Teil des Flügels, einen Fleck am Vorderrand und einen schmalen Streif hinter dem dunkeln Dreieck, von der lichten Grundfarbe freilassend, olivenbraun. Der hintere Quer- streif ist ganz undeutlich, braun, stark unregelmäfsig gezackt. Die Wellenlinie hellgelb, sehr scharf. Nierenmakel ganz verloschen, nur durch einige feine schwarze Punkte bezeichnet. Die Saumlinie dunkelbraun, innen hellgelb, in Fleckchen aufgelöst, welche von Zelle 3 bis Rippe 6 einen gröfseren halbmondförmigen Fleck bilden. Auf Rippe 3 und in der Flügel- spitze ist die Saumlinie durch die lichte Grundfarbe, welche auch die dunkelbraunen Franzen durchschneidet, breiter unterbrochen. Vorderrand braun gestrichelt. Hinterflügel dunkelbraun, gegen die Wurzel lichter. Franzen weifs. Unten die Vorder- flügel dunkelbraun, der Innenrand breit weifslich. Vorderrand hinter der Mitte mit einem gelben Fleck und solchen Punkten. Saumflecken schwarz, Saumlinie gelb, Franzen graubraun, auf Rippe 3 und 8 hellgelb unterbrochen. Hinterflügel lehmgelb, dicht braun bestäubt, Saum- linie braun, Franzen weifs. 6,4 mm. 1 9. Cuba, H.S., Gdl. Nach Herrich-Schäffer’s kurzer Beschreibung, welcher diese Art in Bezug der Färbung mit der doch sehr verschiedenen ApicosaHaw. (Nigritula Guen.) vergleicht, erkannte ich mein Exem- plar allerdings nicht, sondern hielt es für eine neue Art. Erst die Vergleichung des typischen Exemplares im Mus. Stdg. liefs mich erkennen, dafs ich Herrich-Schäffer’s Art vor mir habe. 161 216. Delioides Mschl. Surin, III. 399. Jamaic. 89. (529.) 2 S unterscheiden sich von meinen Stücken von Surinam und Jamaica nur durch etwas bedeutendere Gröfse. Der die Merenmakel vertretende Punkt variiert in Gröfse und Schärfe. Surinam, Jamaica. Galgula Guen. 217. Partita Guen. 1022. Wik. 817. H.S. 49. Gdl. 317. Subpartita Guen., im Index. (145. 766. 838.) Mehrere erhaltene Exemplare ändern untereinander bedeutend in der helleren oder dunkleren Färbung der Vorderflügel ab. Cuba, H.S., Gdl. Nordamerika (Vereinigte Staaten) Guen., Grt. Florida, Wik. Die nordamerikanischen Autoren nennen diese Art Subpartita Guen. Dieser Autor be- schreibt aber die Art als Partita und setzt nur im Index den Namen Subpartita an Stelle von Partita^ ohne diese Änderung irgend zu motivieren. Möglicherweise that er es weil er auch eine Cultripalpa Partita beschrieb. Da aber Galgula Partita schon im zweiten, Gultri- jpalpa Partita aber erst im dritten Band beschrieben ist, so dürfte die von Guende beliebte Änderung nicht begründet sein. Diastema Feld. & Rghf. Die Autoren geben keine Gattungsbeschreibung und lasse ich eine solche hier folgen. Fühler kurz und dünn bewimpert, jedes Glied mit längerem Haar. Palpen aufsteigend, Mittelglied breit, anliegend beschuppt und am Rücken gegen das Ende abstehend kurz be- haart. Endglied kurz und stumpf, etwas geneigt. Zunge stark, spiral. Augen nackt. Kopf, Halskragen, Thorax und Hinterleib glatt beschuppt. Halskragen ziemlich breit, ungetheilt. Thorax gerundet, mäfsig gewölbt. Hinterleib schlank, wenig über die Hinterflügel vorstehend, zugespitzt. Der kurze Afterbusch des S ist seitlich zusammengestrichen und von der Seite gesehen, quer getheilt, sein unterer Theil ist viel kürzer und steht etwas ab. Beine kräftig, anliegend beschuppt. Vorderflügel breit, Vorderrand an der Spitze schwach abwärts gezogen, Spitze stumpf, kaum vorgezogen, Saum unterhalb derselben sehr schwach eingezogen, glatt. Hinterwinkel stumpf. Hinterflügel mit geradem Saum, abgeschrägter stumpfer Spitze, kaum eingezogenem Saum und gerundetem Afterwinkel. Vorderflügel ohne Anhangzelle, Rippe 7 und 8 nebeneinander entspringend, 9 aus 8. Auf den Hinterflügeln Rippe 5 näher an 4 als an 6. 162 218. Flavicapilla n. sp. (536.) Mit D. Multiguttata Feld. & Rghf. t. 119 f. 20 verwandt. Fühler rötlichgrau, Palpen, Kopf und Halskragen goldgelb, Thorax und Hinterleib röt- lichgrau, letzterer unten wie Brust und Beine gelblich, braun beschuppt. Vorderflügel licht rötlichgrau mit eingemengten braunen Schuppen. Die beiden Quer- streifen dunkelbraun, der vordere bildet am Vorderrand einen Fleck und von der Subcostalen bis in Zelle Ib einen kurzen Bogen und zieht dann sehr verloschen in einem Bogen bis zum Innenrand. Der hintere Querstreif zieht, den Vorderrand nicht berührend, von der Subcostalen, in Zelle 7 und 4 zwei schwache Bogen bildend, und von den lichten Pappen durchschnitten, zum Innenrand, welchen er verloschen berührt. Die weifse Wellenlinie ist stark geschwungen, auf Rippe 5 eingebuchtet und bildet bis auf Rippe 2 einen starken Bogen; wurzelwärts ist sie, am stärksten am Vorderrand, breit dunkelbraun angelegt. Die Ringmakel erscheint als rundes, dunkelbraunes, weifs umzogenes Fleckchen. Die Nierenmakel ist grofs, breit, dunkel- braun, weifs umzogen, in der Mitte mit einem rötlichgrauen Mittelstrich. Saumpunkte braun, Saumlinie hellgelb, Franzen rötlichgrau, an der Wurzel rostbraun gefleckt. Hinterflügel lehmgelb, am Saume rostbraun, mit erloschenem dunklem Mittelfleck. Saumflecken bräunlich, Franzen weifslich. Unten die Vorderflügel schmutziggelb, Saum und Vorderrand roströtlich, die Nieren- makel verloschen durchscheinend. Hinterflügel weifsgelb, am Vorderrand rostfarben bestäubt, Mittelpunkt und zwei Bogenstreifen hinter der Mitte ganz verloschen bräunlich. Saumlinie aller Flügel gelb, Franzen weifsgelb. 10,6 mm. Ein Paar. Bogota Mus. Stdg., Surinam. Haplostola n. g. Fühler dünn und kurz bewimpert, Palpen vorgestreckt, schwach aufsteigend, länger als der Kopf, anliegend beschuppt, das pfriemenförmige Endglied etwa '/s so lang wie das Mittelglied. Thorax gewölbt, gerundet, wie der Kopf und der schlanke, die Hinterflügel wenig überragende Hinterleib glatt beschuppt. Beine kräftig. Augen nackt. Zunge spiral. Vorderflügel schmal, mit stumpfer Spitze und glattem schrägem Saum. Hinterwinkel stumpf. Hinterflügel mäfsig breit mit geradem Vorderrand, gerundeter Spitze und in Zelle 4 und 5 eingezogenem Saum, Afterwinkel stumpf. . Vorderflügel ohne Anhangzelle, Rippe 7 näher an 10 als an 6, aus ihr 8 und 9. Auf den Hinterflügeln Rippe 3 und 4 lang, 6 und 7 sehr kurz gestielt, 5 näher an 4 als an 6. Kleine Eule. 163 219. Aplielioides n. sp. (799.) Fühler gelb, Palpen ockergelb, das Mittelglied aufsen rostbraun gemischt. Kopf, Hals- kragen und Thorax lehmgelb, ockergelb gemischt. Hinterleib graulicbgelb, Beine lehmgelb, die Tarsen nicht dunkler. Vorderflügel lehmgelb, längsstreifenartig ockergelb gemischt; der Vorderrand breit belllehmgelb, die Mittelzelle mit rostbraunem, bis zum Saume reichendem Längsstreif, welcher unterhalb der Flügelspitze am Saume gegen den Vorderrand von einem dunkelbraunen Längsstriche begrenzt wird. Die Subdorsale weifslich, die Ringmakel weifs- gelb, gegen den Vorderraud dunkelbraun umzogen, die Nierenmakel schräg gestellt, unten und oben offen, wurzelwärts braun gerändert, saumwärts von einem dunkelbraunen Fleckchen begrenzt, innen weifsgelb mit bräunlichem Querstrich. Beide Makeln stehen in dem rost- farbenen Längsstreif. Die Querstreifen fehlen gänzlich, an ihrer Stelle stehen gegen den Innenrand einige aufgeworfene dunkelbraune Schüppchen, deren sich auch einige an der Mitte desselben finden. Saumfleckchen rostbraun, Saumiinie gelblich, Franzen rostbraun, gelblich gemischt. Hinterflügel bleich strohgelb, am Saum breit bräunlich mit solchem Mittelpunkt. Saumlinie braun, aufsen gelblich. Franzen graubraun, die Spitzen gelblich. Unterseite der Vorderflügel gelbgrau, am Vorderrand und Saum dunkler, der Fleck hinter der Nierenmakel verloschen durchscheinend. Hinterflügel weifsgelb, Vorderrand und Spitzentheil des Saumes rostbraun bestäubt. Mittelpunkt braun. Saumlinie und Franzen wie oben, Franzen der Hinter- flügel weifsgelb. 6,3 V2 mm. 1 d. Mesostrota Led. 220. Stigmatula Snell. Tijdsch. XV. 55. t. 4. f. 16. {Erastria) XXIII. 55. XXV. 232. Chytoryza Tecta Grt. Canad. Entom. VIII. 190. (70. 240.) Meine Exemplare hat Sn eilen selbst bestimmt. Die Art scheint eine weite Verbrei- tung zu haben, denn Sn eilen schrieb mir, dafs er dieselbe von Süd- Afrika, Java, Celebes und vom Amur besitze. Nach Grote kommt sie in den Vereinigten Staaten vor. 3 und 9. 221. Imprimata n. sp. (818.) Der Vorigen ähnlich, aber die Vorderflügel lichter rötlich, die Makeln sehr schwach angedeutet. Der eingedrückte glashelle Fleck der Vorderflügel beim 3 viel gröfser und tiefer. Hinterflügel mit einem gewellten dunkeln, aufsen fein weifslich angelegten Querstreif und dunklem Mittelpunkt. Unterseite rötlich, weifslich bestäubt, alle Flügel mit dunklem, aufsen weifsem, hinterem Querstreif, die vorderen mit dunklem Streif an der Wellenlinie. 8,5 mm. 1 3. Krugia g. n. Fühler dünn und kurz bewimpert, Palpen aufsteigend, den Kopf überragend, abstehend beschuppt. Endglied halb so lang wie das Mittelglied, spitz. Augen nackt, Zunge spiral. 164 Kopf abstehend behaart, die Behaarung einen horizontalen Stirnschopf bildend. Thorax rauh beschuppt, die Schuppen teilweis spiefsig. Hinterleib schlank, die Hinterflügel um Vs über- ragend, beim S mit kurzem, zusammengestrichenem Afterbusch, Beine kräftig, anliegend kurz beschuppt. Flügel mäfsig breit, die vorderen etwas erweitert, mit stumpfer Spitze, schwach gebogenem glattem Saum und stumpfem Innenwinkel. Hinterflügel mit abgeschrägter Spitze, sehr schwach eingezogenem Saum und stumpfem Afterwinkel. Vorderflügel ohne Anhangzelle. Kippe 5 der Hinterflügel kaum schwächer. Ich nenne diese Gattung zu Ehren von Herrn Consul Krug in Berlin. 222. Operta n. sp, Fühler braun, der übrige Körper und die Vorderflügel lehmgelb, letztere mit mehr oder weniger dicht eingemengten braunen Schüppchen. Die Zeichnung ist sehr undeutlich. In der Flügelmitte zeigt das eine der mir vorliegenden Stücke Spuren eines rostbraunen Schatten- streifes, welcher stumpf gezackt erscheint; die Wellenlinie ist undeutlich lichter gelb, beider- seits von brauner Bestäubung und nach innen durch schwarzbraune Fleckchen, dessen deut- lichstes in Zelle Ib steht, begrenzt. Die Nierenmakel ist nur durch einige braune Punkte angedeutet. Das zweite Stück zeigt keine Spur eines dunkeln Mittelschattens und auch weniger rostbraune Bestäubung. Saumlinie gewellt, undeutlich, braun, mit solchen Punkten in den Zellen. Franzen etwas dunkler wie die Flügel mit eingemengten braunen Punkten. Hinterflügel graubraun, Saumlinie dunkler, Wurzelhälfte der Franzen graubraun, die Spitzen weifsgelb. Unten die Vorderflügel einfarbig graubraun, die Mitte des Vorderrandes bis gegen die Spitze gelblich, vor der Spitze einige braune Punkte. Hinterflügel gelblich, Vorderrand und Saum braungrau, Mittelpunkt dunkelbraun, durch die Mitte zieht ein ganz verloschener dunkler Bogenstreif. Saumlinie und Franzen wie oben. 11,6 mm. 1 c? im Berliner Museum, ein zweites im Mus, Stdg. Cecharismena *) n. g. Fühler kurz bewimpert, jedes Glied mit längerem Haar. Palpen weit vorstehend, schwach aufwärts gerichtet, das Mittelglied dicht anliegend beschuppt, das Endglied aufwärts stehend, pfriemenförmig, kaum halb so lang als das Mittelglied. Zunge spiral, Augen nackt, Ocellen. Kopf, Halskragen und Thorax anliegend beschuppt, Halskragen ziemlich breit, geteilt. Thorax gerundet, schwach gewölbt. Hinterleib anliegend beschuppt, des cht. Halskragen und Thorax lehmgelb be- schuppt, die Spitzen der Schuppen teilweise braun, Halskragen am Yorderrand mit zwei kurzen braunen Bogen, welche die Anfänge eines Querstreifs bilden In der Mitte des Hinterrandes des Thorax steht ein gerundeter, abgeplatteter Schuppenwulst. Hinterleib graugelb, auf dem ersten Segment ein kleiner, auf dem dritten und vierten ein grofser dunkelbrauner Schopf. Brust und Beine braun, gelb gemischt, Tarsen gelb gefleckt. Vorderflügel bräunlich gelb, der Innenrand vom Wurzelfeld schmal, vom Vorderstreif an bis über die Mitte breiter und sich dann winklig abgesetzt bis an Rippe 3 verbreiternd und bis an den hintern Querstreif ziehend, dunkelbraun. Im Wurzelfeld zieht nahe der Basis ein vom Vorderrand bis in die Flügelwurzel reichender und hier einen kurzen starken Längs- streif bildender Strich ; parallel mit ihm läuft eine feine schwarze, gezackte Queiiinie und eine solche Bogenlinie zieht vom Vorderrand bis zum Ende des Längsstreifes. Der vordere schwarze Querstreif bildet vier Bogen. Die Makeln, besonders die Ringmakel, sind grofs, gelblich ausgefüllt, innen fein weifsgelb, aufsen braun umzogen. Zwischen ihnen zieht ein feiner, am Vorderrande breiterer brauner, stark geschwungener Bogenstreif durch den Flügel, welcher in dem dunkeln Innenrand schwarz erscheint. Der hintere, schwarze Querstreif zieht vom Vorderrand schwach gezackt bis auf Rippe 7, bildet hier saumwärts eine Ecke und zieht dann schräg, fein gezackt zum Innenrand. Nach aufsen ist er von einer, besonders gegen den Vorderrand breiteren weifsen Binde begrenzt; durch dieselbe zieht ein weifslicher Streif und sie wird gegen den Vorderrand vor ihrem Aufsenrand noch von einem schwärzlichen Bogenstreif durchschnitten. Hinter dieser Binde, sie berührend, steht in Zelle 5 ein fleisch- rotes Fleckchen, welches gegen den Vorderrand von einem schwarzen Schrägstrichelchen, gegen den Innenrand von einem starken schwarzen, fein unterbrochenen, bis an den Saum reichenden Längsfleck begrenzt wird. Wellenlinie erst fleischrötlich, dann weifs, stark gezackt. Saumlinie fein schwarz, weifs unterbrochen, in den Zellen schwarze, innen weifsgesäumte Fleckchen bildend. Franzen rostgelblich, aufser in den Zellen mit braunen Spitzen, die Spitzen hell vortretend. Hinterflügel braun, vor dem Saum gegen den Afterwinkel mit gelb- lichen Fleckchen, im Afterwinkel ein dunkler brauner, beiderseits gelblich begrenzter Fleck- Saumlinie dunkelbraun gefleckt, innen fein gelb. Franzen wie auf den Vorderflügeln. Unterseite ockergelb, die Vorderflügel dicht braun bestäubt mit dunkelbraunem Vorder- 205 randsfleck vor der Mitte, undeutlich angedeuteter Merenmakel und ungezähntem braunem hinterem Querstreif, hinter demselben drei weifse Vorderrandspunkte. Hinterflügel sparsam braun bestäubt, ein schwach gebogener vorderer und ein stark gebogener, scharf gezackter hinterer Querstreif und ein starker Mittelmond braun, -im Saumfeld eine breite, durch ge- häufte braune Bestäubung gebildete Binde. Saumlinie gewellt, schwarz; kleine dreieckige Saumfleckchen bildend, Franzen wie oben. 16,9 mm. 1 9. Honioptera B. Es liegen mir drei sicher verschiedene Arten vor, welche alle als mutmafslich zu Ohsita Guen. gehörend, etiquettirt sind. Ohsita ist aber von Guenee so ungenügend beschrieben, dafs sich nicht mit Sicherheit bestimmen läfst, ob eine von meinen Arten zu ihr gehört, ich halte sie für Guadulpensis Guen., welche aber wohl mit Fictüis Guen. und Terrosa Guen. zusammenfällt. Letztere scheint mir, wie ich schon in meinen Beiträgen zur Schmetterlings- fauna Surinam’s anführte, dieselbe Art zu sein, welche Cr. t. 308 f. C. als Lunata abbildet, welche aber von Guenee, da es schon eine früher publicierte Lunata Dr. giebt, von Guenee Terrosa genannt wurde. Guen de selbst hebt die grofse Ähnlichkeit von Fictilis, Guadul- pensis und Terrosa hervor, von Fictilis konnte er nur Weiber, von Guadulpensis nur Männer, von l'errosa nur 2 9 vergleichen. Er vermutet selbst, dafs die beiden ersten Arten als S und 9 zusammengehören und hätte der Name Fictilis dann die Priorität. 289. Fictilis Guen. 1330. 9. Wik. 1063. Guadulpensis Guen. 1331. B. Wik. 1063. 'I Terrosa Guen. 1332. Wik. 1058. Lunata Cr. (nec Dr.) t. 308 f. C. (116. 129.) Die Exemplare von Portorico stimmen ganz genau mit meinen surinamischen Stücken überein und ich gebe hier eine genaue Beschreibung nach 7 mir vorliegenden Exemplaren: Grundfarbe des Körpers und der Flügel ein schmutziges Graugelb, welches Guenee als „brun-terreux clair^^ bezeichnet; bei meinem 9 von Portorico zieht die Färbung ins Gelbliche. Das Mittelfeld der Vorderflüge] zuweilen durch graubraune Bestäubung verdunkelt; über die ganze Fläche feine braune Querstrichelchen. Der hintere Querstrich fehlt meist und ist, wenn vorhanden, nur sehr undeutlich dunkel angedeutet. Die Nierenmakel ist meist, doch nicht immer, durch zwei weifsliche Fleckchen oder einen solchen Strich bezeichnet. Der hintere Quertrich fehlt zuweilen oder ist nur teilweise sichtbar. Wenn er vollständig ist, so bildet er eine feine, mäfsig geschwungene, scharf gezackte schwarze Linie, welche in Zelle 3 und 4 etwas saumwärts tritt und in Zelle 1 b und 5 bis 7 am dunkelsten ist. Ein dunkel- grauer Bogenstreif an Rippe 4 am Saum zieht vor dem Innenwinkel in den Innenrand. Saumpunkte mehr oder weniger deutlich, dunkelbraun. Hinterflügel mit einem braungelben AblianfU. d. Senckenb. iiaturf Ges. Bd )XV. X, 27 206 Schrägstreif hinter der Mitte, welcher fein schwarz eingefafst ist und gegen den Vorderrand verlischt. Derselbe biegt sich in Zelle 5 etwas saumwärts und bildet von da bis zu seinem Ende zwei schwache Spitzen. Ihm folgt ein hellgrauer bis eisengrauer Schattenstreif von vei'- schiedener Breite, w^elcher nicht immer die Flügelränder erreicht, und in ihm stehen meist am Innenrand, oft auch in Zelle la, b und 5, braune, teilweise gleichförmige Flecken. Saum- fleckchen wie auf den Vorderflügeln ; am Innenwinkel zuweilen zwei braune Fleckchen. Saum- linie fein gelb, Franzen der Grundfarbe gleich mit feiner gelblicher Teilungslinie. Unterseite etwas lichter, braun quergestrichelt, entweder ganz zeichnungslos oder mit mehr oder weniger verloschenem dunkeim Querstreif vor dem Saum, welcher auf den Vorder- flügeln selten bis zum Vorderrand reicht. 21,14 mm. Diese Art unterscheidet sich von den Verwandten durch etwas weniger gestreckte Flügelform und geringere Gröfse. Guadeloupe Guen. Cayenne, Mexico Guen. Surinam. 290. Lunata Dr. I. 40. PI. 20. f. 3. Guen. 1335. Wik. 1053. (129.) 2 $. Nordamerika Guen. Wik. Grt. St. Domingo Wik. Jamaica, Nordamerika. 291. Exhausta Guen. 1337. Wik. 1053. (830.) 2 c? 1 ?, welche mit einem von H.S. selbst erhaltenen S von Venezuela und mit meinen Exemplaren von Surinam vollständig übereinstimmen. Brasilien Guen. St. Domingo Wik. Columbien, Surinam. Yrias Guen. 292. Acharia Cr. 346. C. Guen. 1347. Wik. 1082. (810.) Ein 9, welches die Wellenlinie aller Flügel nur fein schwarz angelegt zeigt. Cayenne Guen. Surinam. 293. Progenies Guen. 1349. PI. 15. f. 10. Wik. 1081. (109. 110.) 2 Paare. St. Thomas, Guadeloupe. Geun. Surinam. Bendis Hb. 294. Formularis Hb. Ztg. f. 903. 904. Wik. 1339. Impar Guen. 1624. H.S. 138. Gdl. 360. Irregularis Feld. & Eghf. Nov. Lepid t 119. f. 16. (222. 223.) Einige Exemplare in beiden Geschlechtern. Hübner ’s Abbildung des $ ist gut. Raupe auf Cassia obtusifolia. Cuba H.S. Gdl. Brasilien. Hb. Guadeloupe, Martinique, Haiti. Guen. Jamaica, Surinam. 295. Magdalia Guen. 1621. Wik. 1342. H.S. 139. Gdl. 361. (833.) Guenee’s Beschreibung ist nicht genau, ich gebe defshalb eine nochmalige. — Fühler 207 gelb, scharf braun geringelt. Palpen braun mit eingemengten feinen weifsen Schüppchen. Körper und Beine veilgrau, Tarsen einfarbig. Vorderflügel auf Rippe 4 mit sehr schwach geecktem Saum. Hinter der Wurzel ein gerader, feiner, abgebrochener brauner Querstreif. Der zweite Querstreif zuweilen ganz ver- loschen, wenn vollständig, so bildet er saumwärts drei starke Bogen; braun. Der Mittel- schatten erscheint beim S als ein gegen den Innenrand breiterer brauner Streif, hinter welchem noch ein feiner solcher Streif zieht, beim 9 ist er schmäler und weniger scharf, ohne nachfolgenden zweiten Streif. Hinterer Querstreif mäfsig geschwungen, gewellt, braun. Nierenmakel hinten braungerandet, grau ausgefüllt, mit einem runden weifslichen Fleck an der hinteren Ecke ihres Vorderrandes. Wellenlinie fast gerade, nur in Zelle 3 schwach ge- eckt, nach innen von einem breiten, auf Rippe 6 plötzlich verschmälerten und so bis in die Flügelspitze ziehenden braunen Band begrenzt. Saumwärts ist die Wellenlinie von einem braunen Streif begrenzt. Saumlinie stark gewellt, braun. Saum sehr schmal hellgrau an- gelegt. Franzen hellveilgrau, weifslich gemischt. Hinterflügel mit der Fortsetzung des dunkleren, doch geraden und schmäleren Mittelschattens. Der hintere Querstreif fein, unregelmässig gewellt. Die Saumlinie nach innen durch bis zum Querstreif reichende braune Bestäubung begrenzt. Das übrige wie auf den Vorderflügeln. Unten veilbraun, weifsgrau bestäubt. Alle Flügel mit weifslichem hinterem Querstreif und solcher in Fleckchen aufgelösten Wellenlinie. Nierenmakel als rostgelbes Fleckchen sichtbar. Hinterflügel mit dunklem Mittelpunkt. Franzen an der Wurzel dunkler, auf Rippe 3 und 4 aller Flügel dunkler gefleckt. 15,9 mm. 2 9. Cuba H.S. Gdl. Cayenne Guen. Peosina Guen. 296. Numeria Dr. I. PI. 23. f. 5. Guen. 1507. Wik. 1243 H.S 141. Gdl. 363. (321.) Guenöe giebt nur eine kurze Beschreibung dieser ihm in Natur unbekannten Art nach Drury’s Bild, es möge daher hier eine genaue Beschreibung folgen. Mit Leontia Stoll, mit welcher Guen. diese Art verwandt nennt, hat sie nur den weifsen Saumfleck der Hinterflügel, welcher aber verschieden geformt ist, gemein. Saundersii Guen., welcher sie ebenfalls nahe stehen soll, kenne ich nicht, mir scheint Numeria am natürlichsten zwischen Mexicana Guen. und Pandrosa Cr. zu stehen. Fühler braun, Palpen gelbbraun, das Mittelglied gegen den Rücken mit schwarzem Längsstreif. Endglied schwarzbraun mit gelber Spitze. Kopf lichtbraun, Halskragen und vordere Thoraxhälfte bräunlich gelb, hintere braun mit weifslichen Spitzen der Haare der 27* 208 Schulterdecken und weifsem Hinderrand des Thorax. Hinterleib braun, unten grau, ebenso Brust und Beine, Tarsen braun, gelb gefleckt. Die Vorderflügel werden von einem breiten weifsen von der Wurzel des Innenrandes bis in die Spitze ziehendem weifsem Längsstreif in zwei Teile geteilt. Der obere ist bis an das Saumfeld gelbbraun, in ihm steht dicht an der Flügelwurzel ein feiner dunkelbrauner Bogenstreif. Der vordere Querstreif ist zuweilen unterbrochen, er zieht bis an den weifsen Streif und ist besonders am Vorderrand stark gezackt. Die Ringmakel ist rund, dunkelbraun, hell gekernt. Die Nierenmakel normal, ebenso gefärbt. Hinter derselben entspringen am Vorderrand dicht nebeneinander drei starke schwarzbraune Zackenstreifen, welche bis in den weifsen Streif ziehen. Hinter ihnen steht der ebenfalls schwarzbraune, geschwungene und gezackte hintere Querstreif, welcher ebenso weit wie jene zieht. Dann färbt sich der Flügel bis zu der weifslich angedeuteten Wellenlinie dunkelbraun, um in der Spitze etwas heller zu werden. Der Theil des Flügels zwischen dem weifsen Streif und dem Innenrand ist schwarz- braun, vor dem Innenwinkel von einer braungelben Querbinde unterbrochen. Saumpunkte schwarz, teilweis aufsen weifs aufgeblickt. Saumlinie licht, Franzen dunkelbraun. Hinterflügel dunkel- gegen den Afterwinkel gelbbraun, von verloschenen schwarzen Zackenstreifen durch- zogen. Von der Flügelspitze bis auf Rippe 5 ist der Saum breit weifs. Saumlinie und Franzen wie die der Vorderflügel. Unterseite schmutzig graubraun, im Wurzel- und Mittelfeld bläulich weifse Schuppen eingemengt. Die Makeln erscheinen als dunkelbraune Punkte. Zwei sehr verloschene, dunkel- braune Querstreifen ziehen durch die Mitte aller Flügel und ebenso ist der hintere Querstreif sichtbar. Die Wellenlinie ist durch weifse, in den Zellen stehende weifse Fleckchen angedeutet. Hinterflügel mit dunklem Mittelfleck, Der weifse Saumfleck der Hinterflügel wie oben, ebenso Saumlinie und Franzen. 25—27, 13—15 mm. 1 S- Das Berliner Museum sandte mir 2 S von Cuba. Cuba H.S. Gdl. Jamaica Guen. Venezuela Wik. Brujas Guen, 297. Rengus Poey Cent. Cub. 1832. Guen. 1526. Wik. 1252. H S. 143. Gdl. 364. 2 $. (773.) Cuba H.S. Gdl. Guen. St. Domingo Wik. Surinam. Letis Hb. 298. Atricolor Guen. 1538. Wik. 1266. (85. 343. 774.) Obgleich weder Guenee noch Walker ausdrücklich bemerken, dafs sie nur den $ dieser Art beschreiben, so zweifle ich doch nicht daran, denn das 9, welches ich bisher noch 209 nicht kannte, da ich stets nur männliche Stücke dieser Art von Surinam erhielt, weicht in der Färbung analog manchen \Yeibern anderer Letisarten recht bedeutend vom S ab und war in der Sammlung unter verschiedenen Nummern als Blosyris spec. bezeichnet. Dafs es wirk- lich zu Atricolor gehört, ist mir zweifellos, abgesehen von der ünwahrscheinlichkeit, dafs von einer Letisart während eines so langen Zeitraumes nur Männer, von der anderen nur Weiber gesammelt sein sollten, zeigen die 9 auch genau die gleiche Zeichnungsanlage wie die J. Nach einem wohl von Herrn Gun dl ach herstammenden Zettel an einem Exemplar des Berliner Museums variieren die Weiber dieser Art aufserordentlich untereinander. Drei von den mir vorliegenden Stücken sind lebhaft braungelb und zeigen die Vorder- flügel besonders am Saum, die hinteren auch im Mittelfeld veilgrau gemischt, hinter der Mitte aller Flügel zieht eine breite schwarzbraune Binde. Auf den Vorderflügeln beginnt sie am Vorderrand breit und verschmälert sich dann, tritt auf Rippe 6 wieder vor, um dann wieder verschmälert und verloschen bis auf Rippe 4 zu ziehen. Von da an zieht sie ge- schwungen und in Zelle Ib saumwärts eine kleine Ecke bildend, bis zum Innenrand. An diesem verbreitert sie sich wurzelwärts allmälig so, dafs sie mehr als seine Hälfte einnimmt. Nach innen wird sie von dem zuweilen ganz verloschenen hinteren Querstreif begrenzt. Der- selbe ist braun und saumwärts vom Vorderrand bis auf Rippe 3 rötlichweifs angelegt. Die Ringmakel ist ganz, die Nierenmakel nach innen schwarz gerandet. Der Mittelschatten stöfst als verloschener Zackenstreif auf die Nierenmakel. Zwischen ihr und dem hinteren Quer- streif ziehen noch einige ganz verloschene dunkle Zackenstreifen. Auf den Hinterflügeln ist das Wurzelfeld dunkelbraun mit drei gezackten breiten Querstreifen. Der hintere Querstreif ist saumwärts veilgrau angelegt, das dunkle Band hinter ihm ist am Vorderrand am breitesten, zuweilen zu einem Streif verschmälert. Unten ist die Grundfarbe gelb und braun gemischt, die Zeichnung wie bei dem S. Ein 9 weicht bedeutend von den übrigen ab, es zeigt gleichmäfsig gelbbraune Grund- farbe und keine Spur der schwarzbraunen Binde, nur in Zelle 6 und 7 der Vorderflügel stehen zwei braune Eiecken übereinander. Der hintere Querstreif ist braun, auf allen Flügeln weifs gerandet. 70,30 mm. 2 J, 4 9. Haiti, Cayenne Guen. St. Domingo, Honduras, Para, Westküste von Amerika Wik. Surinam. Es ist auffallend, dafs weder H.S. noch Gdl. eine Art dieser Gattung von Cuba auf- führen, da doch auch in Jamaica eine Letisart, Integra Wik., welche Guenöe als Syrnia Letiformis beschreibt, nicht selten fliegt. 210 Latebraria Guen. 299. Amphipyroides Guen. 1550. Wik, 1282. H.S. 145. Gdl. 365. Kaupe auf Cassiaarten. 2 Stück. Cuba H.S. Gdl. Guen. Brasilien, Columbien Guen. Erebus Latr, 300. Odora L. S. K 2. 811. 111. Cr. 169. B. Guen. 1559. Wik. 1290. H.S. 147. Gdl. 367. (577.) Diese Art scheint nach den mir vorliegenden Stücken viel mehr als in Surinam zu variieren, besonders die Weiber sind viel bunter. Ein sehr kleines 9 führt auf allen Flügeln eine zusammenhängende weifse Binde. — c? 6. — Raupe auf Cassia fistulosa, Pithecolobium Saman etc. Cuba H.S. Gdl. Brasil, Guyana, Jamaica etc. Guen. Westküste von Amerika, Brasilien. St. Domingo, St. Kitts, Havannah, Jamaica Wik. Vereinigte Staaten Grt. St. Kitts, St. Croix, Jamaica, Surinam. Focilla Guen. 301. Angularis Mschl. Jamaic, 117 f. 8. (748.) Ein 9 von meinem Exemplar von Jamaica nur durch etwas geringere Gröfse und etwas rostbraune Einmischung auf den Vorderflügeln verschieden. Syllectra Hb. 302. Ericata Cr. 370. E. 287. D. 9. Teratocera Ericata Guen. 1808. Wik. 1542. Syllectra Mirandalis Hb. Exot. (217 ) Mehrere Exemplare in beiden Geschlechtern Surinam Cr. Surinam, Jamaica, Guadeloupe Guen. Jamaica, St. Domingo Wik. Surinam, Jamaica, Chiriqui, Cuba (Berl. Mus.) Es ist auJffallend, dafs weder H.S. noch Gdl. diese Art erwähnen; dafs sie auf Cuba vorkommt, lehrt mich ein Exemplar des Berliner Museums, welches von H.S. oder Gdl. als Teratocera Mirandalis bezettelt ist. 303. Fictilina Mschl. Surin. 3. 440. t. VIII. f, 4. (380.) Zwei ct, welche mit meinem Exemplar von Surinam gut überein stimmen. Das 9 dieser Art zeigt dieselbe Fühler- und Palpenbildung wie das von Ericata. Congemmalis Hb. Ztg, f. 309. 310. von Surinam steht dieser Art nahe. 304. Lucifer n. sp. (740 ) Fühler dunkelbraun, die nackte Spitze gelblich, Palpen dunkelbraun, Spitze des End- gliedes hellgelb, die Behaarung des Rückens fein weifslich und rötlich gemischt. Kopf, Hals- kragen und Thorax rötelrot, ersterer sowie die Schulterdecken weifslich oder dunkelbraun 211 gemischt. Hinterleib rötlichweifs, dicht schwarzbraun gemischt. Aftersegment rötlichgelb, Brust rötlichbraun, Beine dunkelbraun, fein weifs bestäubt, Tarsen kaum heller gefleckt, Flügel dunkelbraun, im Wurzel- und Mittelfeld gegen den Innenrand mit dicht einge- mengten gelblichen Schuppen, Vorderflügel mit einem auf der Subcostale gebogenen rötlichen vorderen Querstreif. Der hintere Querstreif ist in Zelle 6 spitzwinklig gebrochen, und auf Eippe 10, sowie auf 2 bis 5 sehr fein gezähnt. Er ist rotbraun, saumwärts fein weifs an- gelegt. Nierenmakel undeutlich, rostgelb, Wellenlinie durch verloschene rostgelbe Fleckchen angedeutet. Hinterflügel an der Wurzel gelblich, mit hellgelbem Querfleck und geradem hellgrauem, nach innen von einem braungrauen Streif begrenztem Mittelstreif. Wellenlinie durch längliche, rotgelbe, in unregelmäfsiger Reihe stehende rotgelbe Fleckchen angedeutet. Saum fein rostgelb angelegt. Innenrand gelblich, fein weifs behaart. Franzen rostgelb mit dunkler Teilungslinie, an den Spitzen weifs. Unterseite dunkler, alle Flügel mit weifsem Innenrand, gegen das Ende des Mittelfeldes rotgelb bestäubt. Hinter der Mitte ein schmaler, wie oben verlaufender rötlicher Querstreif; Saumlinie auf allen Flügeln durch weifse bis rostrote Winkelflecke gebildet. Nierenmakel rostrot, Mittelfleck der Hinterflügel weifsgelb mit schwarzem Punkt. Franzen wie oben. 18,10 mm. 1 B. Epidromia Guen. 305. Pannosa Guen. 1791. Wik. 1518. Rotundata H.S. 150. Gdl. 371. (133.) Eine sehr variierende Art. H.S. hatte nur ein 9 vor sich, welches nach seiner Beschreibung der dunkel gezeichneten Form angehörte. Ob wie H.S. glaubt, Zetophora Guen. PI. 23. f. 5. hieher kann gezogen werden, lasse ich dahingestellt, keins der mir vorliegenden Exemplare von Pannosa zeigt so winkligen Hinterflügelsaum wie jenes Bild. Dagegen zweifle ich nicht, dafs Rotundata H.S. mit Pannosa zusammenfällt, denn der nach H.S. einzige wesentliche Unter- schied zwischen beiden Arten, der gänzlich gerundete Saum der Hinterflügel von Rotundata ist nach meinen Exemplaren nicht constant, sondern zeigt Übergänge zu Pannosa. Zudem variiert diese Art aufserordentlich in Färbung und Zeichnung und gleicht von den sechs Stücken meiner Sammlung nicht eines dem andern vollkommen. Die typische Zeichnung der Flügel besteht in einem kurzen Bogenstreif hinter der Flügel- wurzel, einem gewellten vorderen und einem gegen den Vorderrand winklig gebrochenen, gerade verlaufenden hintern Querstreif, sowie einer dunkel angedeuteten Wellenlinie der Vorderflügel, einem feinen schwarzen Punkt als Ring- und einer normalen, wenigstens dunkel gerundeten Nierenmakel. Die Hinterflügel zeigen einen dunkeln Mittelfleck und einen schwach 212 gebogenen hinteren Qnerstreif Die beiden ersten Streifen sind bräunlich, der hintere Quer- streif bräunlich, aufsen fein gelb gerundet. Saumlinie rotbraun. Saumpunkte fehlen. Unten erscheint die Ringmakel und wenigstens der hintere Querstreif verloschen dunkel. Die Grundfarbe variiert von Ockergelb bis Rotbraun, die Zeichnung durch am Saum der Hinterflügel und am Aufsenrand des Mittelfeldes auftretende breite dunkelbraune Färbung, breitere gelbe Begrenzung des hintern Quersteifes und gelbe, stark gezackte Wellenlinie auf allen oder nur den Vorderflügeln, endlich durch veilgraue Einmischung im Saumfeld. 18—22,13 mm. Mehrere Exemplare in beiden Geschlechtern, €uba H.S. Gdl. Brasilien Guen. Thermesia Hb. 306. Gemmatalis Hb. Ztg. 153. 154. (Änticarsia) Hb. V. 3269. Guen 1828. Wik. 1560. H.S. 151. Gdl. 372. (175. 176.) Viele Stücke in den verschiedensten Varietäten. Cuba H.S. Gdl. Guyana, Martinique, Guadeloupe, Brasilien, Nordamerika, Mexico, Columbien Guen Honduras, Venezuela, Santarem, Tapayos, St. Domingo, Jamaica, Nevis Wik. Surinam, Columbien, St. Kitts, Jamaica, Chiriqui. 307. Elegantula H.S. 152. Gdl. 373. (175) Wenn die mir vorliegenden weiblichen Exemplare, welche als Elegantula bezettelt sind, wirklich zu dieser Art gehören, so bin ich über die Artrechte derselben durchaus nicht im Klaren. Allerdings ist die Grundfarbe aller ein eigentümliches Rotgrau oder Rotbraun, (rötelrot wie sie Herrich-Schäffer nennt, zeigt sie nur ein Stück im Wurzel- und Mittelfeld) aber die übrigen, von diesem Autor für seine Art aufgestellten Merkmale sind, wie es mir scheint, durchaus nicht constant. Was zuerst die feinere und veiioschenere Zeichnung von Elegantula anbelangt, so zeigt das eine der mir vorliegenden Stücke sowohl den vorderen Querstreif als den Mittelschatten ebenso stark ausgeprägt wie scharf gezeichnete Stücke von Gemmatalis. Die Schräglinie ändert in der Form von einem geraden Streif bis zu einem schwachen Bogen ab, sie ist bei meinen Stücken allerdings übereinstimmend scharf rotbraun und meist nur innen fein weifs oder gelb begrenzt. Es würde dies ein Trennungsmerkmal sein, da alle meine zahlreichen Stücke von. Gemmatalis die Schräglinie aufsen hell begrenzt zeigen, wenn nicht gerade das einfarbigste Stück von Elegantula auch aufsen feine gelbe Begrenzung dieser Linie hätte. Was die Nierenmakel anbelangt, so ist dieselbe nur bei einem Stück in ihrer unteren Hälfte weifs, in ihrer obern weifsgrau ausgefüllt. Ein zweites zeigt 213 diese Makel schwarz, sparsam vveifs bestäubt, bei dem dritten ist sie kaum heller als der Grund und bei dem vierten der Grundfarbe gleich. Dafs die beiden vorderen Querlinien, unter welchen wohl der vordere Querstreif und der Mittelschatten zu verstehen sind, entfernter von einander standen wie bei Gemmatalis kann ich nicht finden und die weifsen Punkte der Hinterflügelunterseite führt gerade das Exemplar, dessen Nierenmakel weifs ausgefüllt ist, so stark wie Gemmatalis. 4 9. Cuba H.S. Gdl. 308. Icterodes Feld. & Rghf. Nov. t. 118. f. 7. Ein einzelner S im Mus. Berol. zeichnet sich von meinem Stück von Chiriqui durch das Fehlen der Makeln auf der Oberseite der A^orderflügel und der die Wellenlinie begrenzen- den dunkeln Flecken, sowie nur einfachen hintern Querstreif der Hinterflügel aus, zeigt da- gegen auf der Unterseite die Makeln deutlich. Mein Exemplar ist ein 9, vielleicht weichen beide Geschlechter in der Zeichnung von einander ab. Felder giebt kein Vaterland seines Stückes an. Ob die vielen von Walker aufgeführteu westindischen Arten von Thermesia wirklich in dieselbe gehören, vielleicht nur Varietäten der so stark abändernden Gemmatalis sind, wage ich nicht zu entscheiden. Euphyrodes Gueu. 309. Cacata Guen. 1844. Wik. 1587. (200.) Wie schon Guenee bemerkt, ändert diese Art in der Grundfarbe sehr ab. Ich besitze licht gelbgrau bis rotbraun gefärbte Exemplare. Auch der hintere lichte Querstreif ist ver- änderlich, zuweilen ist derselbe sehr scharf, zuweilen ist er nur durch eine Reihe gelblicher, innen dunkler begrenzter Punkte angedeutet. Meine Exemplare dieser Art waren als Ghoerodes Exiliata H.S. bestimmt. Von Chiriqui besitze ich eine sehr ähnliche Art, deren Vorderflügel aber auf Rippe 4 den Saum scharf geeckt führen und bei der sich die weifse Wellenlinie vor dem Vorderrand der Vorderflügel als ein gezacktes Mondfleckchen, unter welchem sich braune fleckenartige Bestäubung findet, zeigt. Der hintere Querstreif variiert ähnlich wie bei Cacata. Alle meine zahlreichen Stücke dieser Art zeigen mehr oder weniger rotgelbe Grund- farbe. Ich nenne diese wohl noch unbeschriebene Art Chiriquensis. Azeta Gueu. 310. Repugnalis Hb. Ztg. f. 575. 576. H.S. 156. Gdl. 375. Vampoa Guen 1834. Wik. 1581. Mirzali Guen. 1836. Wik. 1. c. 1579. (54. 272 j ' Mehrere Stücke sowohl in roter als grauer Färbung. Abhandl. d. yenckenb. uaturf. Ges. Bd. -XV. 28 214 Cuba H S. Gdl. Haiti, Cayenne Guen. Brasilien Hb. St. Thomas, Columbien, Surinam Hübner’s Bild ist zwar roh, aber kenntlich, ist indessen von Guenee nicht erkannt worden, denn er sagt über dasselbe: „Je n’en trouve pas dans les anciens auteurs, mais Hübner figure dans son Zutraege, 575, 576, sous le nom de Eepugnalis, une espece qui parait voisine de ma Mirzah." Ich besitze ein deutliches Übergangsexemplar von der roten ('Va7)ipoaJ zu der grauen (Mirzah) Form. Erstere kann als var. bezeichnet werden, vielleicht tritt diese Art auch in zwei verschieden gefärbten Generationen auf. Selenis Guen. 311. Suero Cr. 97. F. Guen. 1837. Wik. 1582. 7 Stierotdes Guen. 1838. Wik. 1583. H.S. 158. Gdl. 376. (110.) Mehrere als Sueroides Guen. bezettelte Exemplare , welche vollkommen mit meinen Stücken von Swero Cr. von Surinam und Jamaica übereinstimmen. — Cayenne, Surinam Guen. St. Domingo Wik. Surinam Cr. Jamaica, Surinam. Sueroides Guen. Brasilien Martinique, Para Guen. Cuba H.S. Gdl. 312. Portorice^isis n. sp. (HO.) Guenee’s Beschreibung von Sueroides ist sehr ungenügend und die von ihm hervor- gehobenen Trennungsmerkmale von Suero kann ich kaum für genügend ansehen. Dagegen liegt mir ein ebenfalls als Sueroides Guen. bezetteltes Stück vor, welches sicher einer von Suero verschiedenen Art angehört und allerdings bedeutende Unterschiede von jener Art zeigt. Der Halskragen ist im Gegensatz zu Suei'o sehr fein weifsgerandet, der Thorax nicht wie bei Sue^-o fleischfarben, sondern gelbbraun, mit einem feinen schwarzen Querstrich hinter der Mitte. Der breite Vorderrandsstreif der Vorderflügel ist ebenfalls statt fleischfarben gelbbraun, und bildet nach innen hinter seiner Basis unterhalb der Ringmakel einen Bogen. Der übrige Teil der Vorderflügel ist nicht dunkel veilgrau, sondern matt schwarz, vor dem Saum veil- grau gemischt. Die Querstreifen sind viel schärfer wie bei Suero, schwarzbraun. Die Wellen- linie aller Flügel ist hellrostgelb und ebenfalls scharf hervortretend. Die Nierenmakel, welche bei Suero kaum angedeutet, oder gar nichts sichtbar ist, erscheint als kleiner weifser Winkel- fleck. Die scharf schwarzen Saumpunkte sind rostgelb aufgeblickt. Der Saum der Hinter- flügel ist gerundeter und stärker gewellt. Die Unterseite ist lichter, am Vorderrande der Vorderflügel stehen drei weifsliche Fleckchen vor den weifsen Punkten. 14,9 mm. 1 (J. 215 Capiiodes Guen. 313. Anliypa Guen. 1859. Wik. 1602. (661.) 1 c?. Brasilien Guen. 314. Turtur Feld. & Rghf. Nov. Lep. t. 119. f. 8. var. Insularis m. (243.) Mehrere Stücke in beiden Geschlechtern, welche sich von meinen Exemplaren von Turtur von Chiriqui durch etwas geringere Gröfse und lichtere braungelbe Grundfarbe, sowie weniger deutliche Zeichnung aller Flügel auszeichnen; besonders ist der bei Turtur scharfe dunkle hintere Querstreif kaum angedeutet. Ein eigner Name scheint für diese Eorm gerechtfertigt zu sein. 315. Sterope Cr. 309. E. Guen. 1867. Wik. 1604. Mschl. Surin. 3. 453. Gostaeluna H.S. 159. Gdl. 375. (265. 695.) Wie ich bereits a. a. 0. erörtert habe, hat Gramer zwei verschiedene Arten als Sterope ahgebildet, von denen die hier citierte Abbildung als die ältere Sterope zu bezeichnen, während die spätere t. 3l2. C. von m\x Steropioides genannt worden ist. Herrich-Schäffer sagt leider nicht, welches von Gramer ’s beiden Bildern von ihm mit Gostaeluna verglichen wurde, sodafs man nicht weifs, auf welches von denselben die von ihm hervorgehobenen Unterschiede Bezug haben. Wie ich vermute, versteht Herrich-Schäffer die zweite Gram er’ sehe Art, meine Steropioides, unter Sterope, denn von meinen sichern Stücken der ächten Sterope Cr. kann ich meine Exemplare von Portorico nicht trennen. Diese variieren unter sich in Bezug auf die hellere oder dunklere Grundfarbe und auf den mehr oder weniger gelb bestäubten weifsen Vorderrandsfleck. Ein Stück von Portorico zeichnet sich dadurch vor den übrigen aus, dafs die beiden Querstreifen zusammenhängend, gezackt, weifs erscheinen, während dieselben gewöhnlich nur durch feine weifse Punkte bezeichnet sind. Der Vorder- randsfleck ist bei diesem Exemplar ganz weifs und nur ganz schwach gelblich bestäubt. 4 9. Cuba H.S. Gdl. Surinam Cr. Guen. Surinam. 316. Astyla n. sp. Körper bräunlichgelb, Spitzen der Palpen gelb, Tarsen weifs gefleckt. Elügel bräunlich- gelb, die beiden Querstreifen der Vorderflügel, wenn nicht ganz verloschen, heller gelb, auf den einander zugekehrten Seiten braungrau angelegt, beide, oder wenigstens der hintere, mit sehr feinen weifsen Pünktchen bezeichnet. Mittelschatten braungrau, oft fehlend, Wellenlinie selten ganz verloschen, heller, durch matte schwärzliche Fleckchen bezeichnet. Die Makeln sind entweder gar nicht sichtbar oder nur die Nierenmakel erscheint verloschen, dunkel umzogen, mit drei gelben Punkten am Vorderrand. Querstreifen und Wellenlinie der Hinter- 28* 1 — 216 — flügel denen der Vorderflügel gleich. Saumlinie gewellt, fein dunkel, Franzen gelbgrau, mit undeutlicher, breiter, dunkler Teilungslinie. Unterseite etwas lichter, hinter der Mitte aller Flügel ein dunkler, saumwärts hellgelb angelegter Bogenstreif. Saum dunkler bestäubt, AVellenlinie, wenigstens auf den Vorderflügeln, durch einige dunkle Fleckchen bezeichnet. Hinterflügel mit dunkeim Mittelpunkt. Saum- linie und Franzen wie oben. 15,9 mm. J. Jamaica, Surinam. Diese Art steht meiner Contenta, Surin 3. 455. t. 8. f. 16. 16 a, deren Abbildung aber wenigstens in meinen Tafeln viel zu dunkel coloriert ist, nahe, unterscheidet sich aber durch den fehlenden dunkeln Mittelpunkt aller Flügel und des die Wellenlinie begrenzenden zweiten dunkeln Streifes der Unterseite, auch ist der hintere Querstreif unten weniger dunkel angelegt. 317. Prisca n. sp. (265. 547.) Die beiden mir vorliegenden männlichen Exemplare halte ich für zusammengehörend, obgleich sie bezüglich der Zeichnung der Vorderflügel Abweichungen von einander zeigen. Diese Art gehört in die Verwandtschaft meiner Bistriga, Jamaic. No. 125. Fühler graugelb, Palpen rötelrot mit gelber Spitze. Kopf, Halskragen und Thorax rötelrot, Hinterleib oben rotgrau, unten wie die Brust und Beine gelblich. Tarsen dunkel hell gefleckt. Oberseite der Flügel veilrot mit dicht eingemengten gelben Schüppchen. Vorderflügel mit zwei feinen gelben, an den entgegengesetzten Seiten fein dunkel angelegten Querstreifen, der vordere fast gerade, der hintere vor dem Vorderrand nach innen gebogen. Bei dem einen Stück entspringen diese Streifen aus einem reinweifsen Fleck am Vorderrand. Die Wellenlinie ist durch eine Reihe undeutlicher, dunkler, nach aufsen verloschen gelblich auf- geblickter Fleckchen bezeichnet. Ringmakel matt dunkel umzogen. Hinterflügel mit schwach gebogenem, gelbem hinterem Querstreif und undeutlichem dunkeim Mittelfleck. Saumlinie, gewellt, dunkel, Franzen der Grundfarbe gleich. Unterseite schmutzig graugelb, gegen die Ränder bräunlich bestäubt, mit dunklem Mittelfleck aller Flügel. Saumlinie in dunkle Fleckchen aufgelöst , Franzen wie oben. 10,7 mm. 2 S. 318. Priscilla n. sp. (545. 616.) Der vorigen Art nahestehend, aber durch geringere Gröfse, schmälere Flügel, stark ge- schwungenen Querstreif der Hinterflügel und scharf gewellten Saum derselben verschieden. Die Färbung der Querstreifen wie bei Prisca und meist entspringen dieselben auch aus 217 weifsen Yorderrandslleckclien, doch ist dies nicht immer der Fall, denn ich erhielt unter einer Anzahl Exemplare dieser Art von Surinam zwei, denen diese Fleckchen fehlen und bei einem dritten sind sie kaum sichtbar. Die Nierenmakel fein dunkel umzogen, die Wellenlinie wie bei Prisca, Saumlinie in dunkle Fleckchen aufgelöst, Franzen der Grundfarbe gleich. Unterseite rötlichgrau, Innenrand der Yorderfiügel weifslich, Hinterflügel bis zum Saum- feld weifsrötlich. Alle Flügel mit deutlichem rötlichbraunem hinterem Querstreif und solchem Mittelpunkt, und das, übrigens auch zuweilen fehlende, hintere Yorderrandsfleckchen der Yorderfiügel schwach angedeutet. Saumlinie fein, dunkel. I'ranzen lichter. 9,5 mm. 2 S. Surinam. Ein S im Mus. Stdg. ist etwas dunkler gefärbt, die weifsen Yorderrandsfleckchen fehlen und an Stelle des vorderen steht ein rostgelber Fleck. Deltoidae. Herr ich -Sch äff er giebt in seinen Schmetterlingen der Insel Cuba eine analytische Tabelle der Gattungen dieser Familie, soweit sich dieselben im Rippenverlauf von den übrigen Noctuiden unterscheiden, und verspricht eine, leider nie erschienene Fortsetzung dieser Tabelle. So kommt es, dafs er sowie Gundlach nur 14 Arten dieser Familie von Cuba aufgeführt hat, welche sich auf die Gattungen Mastigophora Poey, Physula Guen. und Tortricodes Guen. verteilen. Nach den von Portorico mir vorliegenden Arten zu urteilen, wird in jenen Werken die gröfsere Zahl der auf Cuba fliegenden Arten fehlen, denn von den von mir auf- geführten Arten gehören von den auf Portorico gefundenen 24 Arten 16 in von Flerrich- Schäffer und Gundlach nicht erwähnte Gattungen und es ist kaum anzunehmen, dafs das Yerhältnis in Cuba ein wesentlich anderes sein wird. Bei jenen 16 Arten, von denen jedenfalls eine Anzahl auch auf Cuba fliegen wird, kann ich daher über ihre Yerbreitung keine Angaben machen, falls mir nicht einzelne von anderen Lokalitäten bekannt sind. Eine Anzahl der erhaltenen Arten konnte ich nicht in Guen ee ’s oder Herrich-Schäffer’s Gattungen unterbringen und da die von mir an das British Museum gesandten colorierten Ab- bildungen mit Ausnahme einer Art von Hypena unbestimmt zurückkamen, so vermute ich, dafs dieselben auch nicht von Walker erwähnt sind und habe mir die voraussichtlich doch vergebliche Mühe dieselben nach dessen unbrauchbaren Beschreibungen aufzusuchen, unter- lassen. So war ich denn allerdings genötigt, einige neue Gattungen aufzustellen, von denen vielleicht die eine oder die andere mit einer W a 1 k e r ’ sehen zusammenfallen wird. Ich stelle diejenigen Gattungen, welche eine Anhangzelle führen und sich auch sonst nicht im Rippen- 218 verlauf von den Noctuiden unterscheiden voran und lasse dann die Gattungen ohne An- hangzelle folgen. Vorderflügel mit Anhangzelle, aus ihrer Spitze Rippe 7 und 8, 9 aus 8, 10 gesondert. Rippe 5 der Hinterflügel näher an 4 als an 6. Ocellen. Anagoa Mschl. Jamaica p. 62 f. 31. (Palpe.) Der Gattungsbeschreibung ist noch hinzuzufügen, dafs bei der hier beschriebenen Art die Behaarung des Endgliedes der Palpen auf dem Rücken dichter und länger als bei Ophiusoides ist und das Glied nach vorn breiter abgestutzt erscheint. Die Vorderschienen führen einen in eine Rinne einlegbaren Haarpinsel. 319. Limatalis n. sp. Fühler und Palpen gelblich, das Endglied der letzteren graugelb mit eingemengten schwarzen Schüppchen. Beine innen gelblich, aufsen dunkelbraun; die Färbung des übrigen Körpers und der Flügel ist ein licht veilrötlich angehauchtes Lehmgelb und erinnert an manche Stücke der europäischen Talpochares Ärcuinna Hb. Über die ganze Flügelfläche sind schwarze Schüppchen sparsam eiogestreut. Vorder- flügel im Wurzelfeld mit zwei schwarzen Vorderrandsfleckchen, deren hinteres den Anfang eines ganz verloschenen Querstreifes bildet. In der Mitte ein abgebrochener, von der Sub- dorsalen bis zum Innenrand ziehender, aus gehäufter dunkler Beschuppung gebildeter Mittel- schatten. Der hintere Querstreif stark gebogen, verloschen graubraun. Wellenlinie licht, beiderseits dunkel begrenzt. Saumflecken dick, schwarzbraun, Saumlinie fein gelb. Franzen gelb, braun gemischt. Nierenmakel rostgelb, mit schwarzem Fleck in ihrer unteren Hälfte. Hinterflügel licht strohgelb, mit bräunlich grauem Bogenstreif durch die Mitte, welcher sich am Innenrand nach innen fleckartig erweitert. Saum breit, graubraun bestäubt. Saumpunkte und Saumlinie wie auf den Vorderflügeln. Franzen an der Wurzel graubraun mit undeutlich dunkler Teilungslinie, übrigens lehmgelb. Unterseite weifsgelb, die Vorderflügel mit Ausnahme des Innenrandes graulich bestäubt. Hinterflügel mit solcher bindenartigen Bestäubung des Saumes. Der hintere Querstreif aller Flügel schärfer wie oben, gezackt, die Wellenlinie undeutlich. Vorderflügel mit feinem, Hinter- flügel mit starkem schwarzem Mittelpunkt. Saumflecken wie oben, Franzen lehmgelb. 13,7 mm. 320. Nigromaculalis n. sp. Diese und die folgende Art sind viel kleiner als die vorige, etwa von der Gröfse der europäischen Thalpoch. Ostrina Hb. Hell lehmgelb mit bräunlich bestäubtem Saumfeld der Vorderflügel, die Querstreifen ganz verloschen, der Mittelschatten fehlt. Ringmakel als feiner 219 schwarzer Punkt, Nierenmakel schwarz ausgefüllt, die Wellenlinie sehr undeutlich, ebenso der Querstreif der Hinterflügel. Unten die Vorderflügel gelbgrau, zeichnungslos, Hinterflügel weifslich, am Yorderrand und Saum ockergelb und graubraun bestäubt mit schwärzlichem Mittelfleck und verloschenem dunkeim Querstreif. Saumlinie braun, Franzen lehmgelb, auf den Vorderflügeln mit dunkler Teilungslinie. 10,5 mm. 1 9. Mus. Berol. 321. Placidalis n. sp. (58.) Lehmgelb. Palpen mit einzelnen braunen Schüppchen, Tarsen braungefleckt. Vorderflügel bis zur Mitte lehmgelb mit eingemengten braunen Schuppen, dann bis zum Saum graubraun gemischt und die lichte Grundfarbe nur am Innenrand gegen die Mitte schwach vortretend. Der vordere Querstreif braun, drei starke Bogen bildend, der hintere nur an den Flügelrändern deutlich, stark geschwungen, gezackt, braun. Mittelschatten dunkel- braun, drei schwache Bogen bildend, am Vorderrand verschmälert, Ringmakel undeutlich, bräunlich, licht gekernt. Nierenmakel sehr undeutlich, aufsen den Mittelschatten berührend, mit schwarzem Punkt in ihrer unteren Ecke. Wellenlinie zwei schwache Bogen bildend, heller gelb, beiderseits fein braun begrenzt. Saumpunkte schwarz, Saumlinie bräunlich, Franzen lehmgelb mit zwei bräunlichen Teilungslinien. Hinterflügel lichter, Saum breit, bräunlichgrau bestäubt, mit einem undeutlich gezackten braunen Bogenstreif, welcher auf Rippe 2 ein dunkleres Fleckchen bildet. Saumlinie braun, Franzen gelb mit brauner Teilungslinie. Vorderflügel unten gelbgrap, der hintere Querstreif am Vorderrand dunkler angedeutet. Hinterflügel licht lehmgelb, am Vorderrand ockergelblich, der Saum bräunlichgrau bestäubt mit eingemengten braunen Schuppen. Mittelpunkt und zwei verloschene Querstreifen hinter der Mitte bräunlich. Saumlinie aller Flügel braun, aufsen gelb, Franzen lehmgelb mit dunkler Teilungslinie. 9,5 mm. 1 9, Metallata n. g. Fühler kurzbewimpert, jedes Glied mit längerem Borstenhaar. Palpen fast so lang wie der Thorax, vorgestreckt, schwach aufsteigend, schneidig, anliegend beschuppt. Das Endglied aufgerichtet, kaum halb so lang wie das Mittelglied, vorn breit abgestutzt mit vorstehender, stumpfer, anliegend behaarter Spitze. Zunge spiral. Die anliegende Bekleidung des Kopfes bildet eine wagerecht über die Stirn vorstehende Spitze. Halskragen, Thorax und Hinterleib glatt beschuppt, letzterer die Hinterflügel überragend. Vorderflügel breit mit scharfer, schwach verzogener Spitze und kaum gewelltem, auf Rippe 4 schwach winklig gebogenem Saum. Innenwinkel gerundet. Hinterflügel mit geradem Vorderrand, stumpfer Spitze, auf Rippe 4 schwach gebogenem Saum und stumpfem Afterwinkel. 0 220 322. Variahilis n. sp, (541. 631.) Fühler bräunlich, Palpen braun mit feiner gelber Spitze. Kopf und Thorax dunkelbraun, Tarsen hellgelb, braungeüeckt. Der übrige Körper den Flügeln gleich gefärbt. Die Grundfarbe variiert vom lichten Rotgrau durch Ziegelrot bis ins dunkle Rotbraun, bleibt aber bei meinen 3 S innerhalb der ersten Färbung. Die Zeichnung der Vordertiügel besteht aus zwei Querstreifen, deren vorderer gewellt, zuweilen in Fleckchen aufgelöst und braun gefärbt ist, zuweilen fehlt derselbe auch ganz. Der hintere ist fein, gelb, auf Rippe 7 spitzwinklig gebrochen, nach innen, seltener auch nach aufsen, ist er braun begrenzt. Bis- weilen ist er mit Ausnahme des kurzen saumwärts gerichteten Teils am Vorderrand ganz schwarzbraun, viel stärker und verlängert sich bis in die Flügelspitze, so dafs er dann am Vorderrand ein Dreieck der Grundfarbe einschliefst. Bei einem 9 bildet dieser Streif ein breites braunes Band. Die Ringmakel erscheint als feiner brauner Punkt, die Nierenmakel ist grofs, braun umzogen und wenigstens teilweis dunkler ausgefüllt. Bisweilen ist sie weifs, fein dunkel bestäubt und weifs umzogen, selten fehlt sie gänzlich. Manche S führen im Mittelfeld einen dunkeln, stark gebogenen, die Nierenmakel berührenden Schattenstreif, der bisweilen nur am Vorder- und Innenrand als Fleck angedeutet ist oder ganz fehlt. Die Hinterflügel zeigen nur den hinteren Querstreif, welcher die Ränder des Flügels nicht erreicht, er zieht schräg durch den Flügel und variiert ebenso wie auf den Vorderllügeln. Der feine Mittelpunkt ist schwarzbraun. Im Saumfeld, welches bei zwei mir vorliegenden 9 dunkel veilbraune Inneuhälfte zeigt, steht auf allen Flügeln eine bisweilen verloschene Bogenreihe schwärzlicher, nach aufsen zuweilen fein weifs aufgeblickter Fleckchen. Manchen Exemplaren fehlen dieselben. Über die ganze Flügelfläche sind feine schwarze Querstrichchen verteilt. Saumlinie dunkelbraun, aufsen zuweilen gelb, Franzen braungrau. Unterseite lichter, die dunkeln Querstriche treten besonders auf den Hinterflügeln viel stärker hervor. Der Vorderrand der Vorderflügel ist meist braungelb, die Nierenmakel er- scheint als schmaler schwarzer Mondfleck und ist bisweilen beiderseits, stets aber saumwärts scharf weifs begrenzt. Der vordere Querstreif fehlt, der hintere, wenn oben sichtbar, ist dunkler und scharf gezackt. Der Mittelfleck der Hinterflügel ist gröfser und weifs begrenzt, der hintere Querstreif weifs gezackt. Die dunkeln Fleckchen im Saumfeld variieren wie auf der Oberseite. Saumlinie wie oben. 12 — 1J,7 — 9 mm. Von Portocico liegen mir nur 2 9 vor, welche kleiner als meine übrigen Stücke von Chiriqui und Puerto Cabello sind. Die Grundfarbe des einen ist rötelrot, die des anderen bräunlichgelb. Der vordere Querstreif fehlt, die Nierenmakel des ersteren Stückes ist weifs 221 und dasselbe imterscbeidet sieb von den 10 übrigen Exemplaren noch dadurch, dals auf der Unterseite der hintere Querstreif auf den Vorderflügeln nicht, auf den Hinterflügeln kaum gezähnt ist. — Chiriqui, Columbien. Möglicherweise hat Walker diese Art irgendwo unter den Eulen beschrieben. Die Bildung der Palpen stellt dieselbe aber unzweifelhaft zu den Deltoiden. Die Abbildung ist nach einem $ von Chiriqui gegeben, da die beiden Stücke von Puertorico nicht ganz rein sind. Hormoschista n. g. Fühler dicht und kurz bewimpert, die einzelnen Glieder mit längerem Borstenhaar. Palpen aufsteigend, die Stirn überragend, Endglied anliegend beschuppt, an der Schneide kurz behaart, vorn breit abgestutzt, mit kurz vorstehender anliegend beschuppter Spitze. Zunge spiral. Halskragen breit, in der Mitte deutlich längsgeteilt, wie der übrige Körper glatt beschuppt. Hinterleib verhältnismäfsig stark, die Hinterflügel wenig überragend, beim S mit ganz kurzem Xfterbüschel, beim 9 am Ende spitz. Vorderflügel kurz und breit, mäfsig erweitert, Spitze stumpf, Saum gerade, flach gewellt, von Rippe 3 bis zu dem stumpfen Innen- winkel abgeschrägt. Hinterflügel mit geradem Vorderrand, abgerundeter Spitze, schwach gebogenem gewelltem Saum und schrägem Afterwinkel. 323. Pagenstecheri n. sp. fig. 3. (835. 837.) Fühler braun, Palpen veilgrau, braun gemischt, ebenso der Kopf. Halskragen und Thorax dunkel veilgrau, Hinterleib braungrau, Beine ebenso mit gelb gefleckten Tarsen. Vorderflügel veilgrau, beim 9 im Wurzelfeld bräunlich bestäubt. Die beiden Quer- streifen gelbbraun, beim S der vordere innen fein, aufsen stark, der hintere in umgekehrter Weise schwarz gerandet, beim 9 ohne dunkle Einfassung. Im Wurzelfeld ein verloschener, feiner gerader brauner Streif. Der hintere Querstreif auf Rippe 6 stumpf geeckt. Nieren- makel den hinteren Querstreif berührend, beim 8 schwarz, bei meinem einzelnen 9 fehlend. Wellenlinie unregelmäfsig gezackt, weifsgrau innen, am Vorderrand breit, dann schmal braun angelegt. Saumlinie schwarz. Franzen veilgrau mit zwei dunkeln Teilungslinien. Hinter- flügel graubraun, Saumlinie bräunlich, Franzen wie die der Vorderflügel. Die Vorderflügel unten graubraun, zeichnungslos. Hinterflügel gelblich, dicht braun be- stäubt, mit braunem Mittelfleck und Querstreif. Saumlinie braun, Franzen wie oben. 9,5 'A mm. 2 c? 1 9. Zu Ehren meines Freundes, des um die Lapidopterologie verdienten Herrn Sanitätsrats Dr. Arnold Pagen Stecher in Wiesbaden benannt. Abhandl. d. Senckenb. uaturf Ges. Bd. XV. 222 Sisputa n. g. Fühler wie bei der vorigen Gattung, Palpen lang vorstehend, stumpfwinkhg aufwärts gebogen, schneidig, anliegend beschuppt. Mittelglied am Rücken dicht und lang abstehend behaart. Endglied kurz, rechtwinklig aufgebogen, gegen das Ende breiter beschuppt, schräg abgestutzt mit kurz vorstehender Spitze. Zunge spiral. Körper schlank, anliegend beschuppt, Hinterleib die Hinterflügel überragend, mit kleinem Rückenschopf auf dem ersten Segment. Beine anliegend beschuppt, die Mittelschienen unten breit, abgeplattet. Flügel zart, die vorderen ziemlich erweitert, mit schwach vorgezogener Spitze, glattem, stark gebogenem Saum und stumpfem Innenwinkel. Hinterflügel mit geradem Vorderrand, stumpfer Spitze und gerundetem Saum und Afterwinkel. 324. Gracüis n. sp. fig. 10. (289.) Fühler beingelb, der übrige Körper und die Flügel zart gelblich grün, der Halskragen sowie bei manchen Stücken der Hinterrand des Thorax zuweilen veilrot, ebenso das Rücken- schöpfchen. Hie beiden über alle Flügel ziehenden Querstreifen veilrot, der vordere drei Bogen bildend und die Ringmakel durcbscbneidend, wurzelwärts bisweilen fein silberweifs begrenzt. Der hintere stark unregelmäfsig saumwärts geschwungen und stumpf gezähnt, nach innen von einer breiten, veilroten Binde, nach aufsen fein silberweifs begrenzt. Wellenlinie stark und unregelmäfsig geschwungen, silberweifs. Ringmakel fast viereckig, veil- oder weifslicbrot umzogen. Nierenmakel weifs, dunkel gerandet, oder veilrot mit dunkeim Fleck in der hintern Ecke. Saumpunkte sehr fein, rotbraun, bisweilen weifs aufgeblickt. Saumlinie fein dunkel, Franzen den Flügeln gleich gefärbt. Unterseite weifs, der hintere Querstreif bräunlich durchscheinend, ebenso die Makeln. Hinterflügel mit feinem schwarzen Mittelfleck, übrigens wie oben. 9 — 10,5 — 6 mm. Mehrere Stücke in beiden Geschlechtern. Bogota Mus. Stdg. Hypena Schk. 325. Exoletalis Guen. 21. Wik. 16. 42. (538.) Zwei Exemplare. Cuba Mus. Berol. Brasilien Guen. ? St. Domingo Wik., Curacao Snell. 326. Gonditalis n. sp. (543.) Von der Gröfse der vorigen Art, aber mit breiteren Vorderflügeln. Fühler braungrau, Palpen gelbgrau, weifslich und dunkelbraun gemischt. Kopf, Halskragen und Thorax grau- 223 braun, dunkler gemischt. Hinterleib oben graubraun, die Rückenscböpfe dunkelbraun, unten wie die Brust weifslich, Beine oben braun, unten weifslicb. Vorderflügel rötlicbbraun bis gelbgrau, mit eingemengten weilslichen und dunkelbraunen Schüppchen. Am Vorderrand vom hintern Querstreif bis zur Flügelspitze ein länglich ovaler, hell rötlichgrauer Fleck, welcher mehr oder weniger durch graue Bestäubung verdunkelt ist. Der vordere gezackte, schräge Querstreif ist rostgelb. Der hintere gleich gefärbte Querstreif ist sehr verloschen und gewöhnlich nur am Innenrand sichtbar. Die Ringmakel erscheint als scharfer schwarzer Punkt, die Nierenmakel als undeutliches dunkles Fleckchen. Unter- halb der Subdorsalen steht schräg unter der Ringmakel ein schwarzer Punkt am hintern Querstreif und im Mittelfeld zeigt sich fleckenartige Bestäubung. Ebensolche bindenartige Bestäubung zeigt sich zuweilen hinter dem hintern Querstreif. Im Saumfeld führen manche Exemplare eine Reihe feiner schwarzer Punkte, welche saumwärts weifsgrau aufgeblickt sind. Saumlinie braun, in Mondfleckchen aufgelöst. Franzen dunkelbraun, weifsgrau gemischt. Hinterflügel graubraun, Saumlinie wie auf den Vorderflügeln, aufsen fein gelb, dann wieder fein braun. Franzen graubraun, weifs gemischt, mit dunkler Teilungslinie. Vorderflügel unten schmutzig graubraun, Hinterflügel weifs, graubraun bestäubt. Saumlinie und Franzen wie oben. Mehrere Stücke in beiden Geschlechtern. 327. Ohtectalis Mschl. Jamaic. 133. (548.) Zwei 9, welche das Wurzelfeld der Vorderflügel viel gelblicher zeigen wie meine Stücke von Jamaica. 328. Gervinalis n. sp. (533.) Etwas gröfser wie Exoletalis Guen. Fühler rotbraun, Palpen hellbraungrau mit dunkel- braunen Schuppen bestreut und vorn dunkler umrandet. Spitze hellgelbgrau. Kopf, Hals- kragen und Thorax graubraun, die Ränder der einzelnen Schuppen fein weifs. Hinterleib graubraun, mit eingemengten weifsen Schüppchen, die einzelnen Segmente fein gelblich gerandet, unten wie die Brust graugelb. Beine aufsen braun, innen weifslich, Tarsen gelb- lich gefleckt. Vorderflügel licht rotbraun mit eingemengten weifsen Schüppchen, längs des Vorder- randes bis hinter die Flügelmitte etwas dunkler bestäubt. Querstreifen dunkelbraun, der vordere verloschen, nur am Vorder- und Innenrand sichtbar. Der hintere, aufsen weifslich gesäumt, zieht einen schwachen Bogen bildend, ziemlich gerade durch den Flügel. Er ist innen durch ein breites, gegen den Innenrand stark verschmälertes, unterhalb der Subdorsalen dreieckig weit wurzelwärts tretendes schwarzbraunes Band begrenzt. Die Ringmakel erscheint 29* 224 als schwarzer, saumwärts weifs aufgeblickter Punkt, die Nierenmakel ist durch ein weifses, unbestimmt dunkel gerundetes Fleckchen bezeichnet. Hinter dem Querstreif zieht eine schwache bräunliche Zackenlinie durch den Flügel, vor dem Saum ist braune Bestäubung, vor derselben stehen einige braune Fleckchen gegen den Vorderrand. Franzen braun. Hinter- flügel dunkelgraubraun. Saumlinie dunkler, Franzen weifslich, dunkler gemischt. Unterseite graubraun, mit eingestreuten weifslichen Schüppchen. Vorderflügel in der Mitte dunkler, Hinterflügel mit breitem, undeutlichem braunem Bogenstreif. Saumlinie dunkel- braun, Franzen wie oben. 14,8 mm. Mehrere Stücke. Jamaica. 329. Lividalis Hb. Für. Pyral. f. 193. 194. Tr. 7. 29. Guen. 39. Wik. 26. (702.) Einige Stücke von Portorico, ein solches von Cuba im Mus. Berol. und ein Stück von Columbien in meiner Sammlung unterscheiden sich übereinstimmend von den europäischen Exemplaren durch geringere Gröfse, mehr gelbbraune Grundfarbe des Wurzelfeldes der Vorderflügel und stärker weifs bestäubte Saumhälfte derselben. — Südeuropa, Kleinasien, Syrien, Algerien, Canaren Stdg. Cat. Cuba Dup. Columbien. 330. Vinculalis n. sp. (841.) Etwas gröfser als Lividalis mit schwächer gebogenem Saum der Vorderflügel, deren Zeichnung eine gewisse Ähnlichkeit mit der von Lividalis zeigt. Fühler bräunlich grau, Palpen braungrau mit eingemengten gelblichen Schuppen. Kopf, Halskragen und Thorax graubraun, die Ränder der Schuppen des letzteren lichtgrau. Hinter- leib, Brust und Beine gelblich grau, Tarsen gelblich gefleckt. Grundfarbe der Vorderflügel braun, von der Wurzel bis gegen die Mitte und hinter dem hintern Querstreif bindenartig, am Vorderrand bis zur Flügelspitze am Innenrand bis gegen den Innenwinkel weifslich veilgrau bestäubt. Letztere Färbung bildet gegen den Winkel am Innenrand zwei teilweis verloschene Wellenstreifen. Die braune Grundfarbe begrenzt bindenartig den hintern Querstreif nach innen und füllt das Saumfeld zum gröfsten Teil aus. Der vordere Querstreif ist spitzwinklig gebrochen, rostbraun, der hintere ist am Vorderrand schwach winklig gebogen bis zur Mitte des Innenrandes ziehend, innen rostbraun, aufsen fein gelb gefärbt. Saumflecken matt braun, innen undeutlich weifsgrau aufgeblickt, Saumlinie rostgelb. Franzen graubraun, mit weifsgrauer Teilungslinie und solchen Spitzen. Hinterflügel schmutzig gelbgrau, Saumlinie dunkelbraun, Franzen gelblichweifs mit bräunlicher Teilungslinie, Unterseite der Vorderflügel licht graugelb mit dunkel bestäubtem Vorderrand und dunkeln Rippen; Hinterflügel lichter, Vorderrand und Spitze graubraun bestäubt. Saumlinie aus an- 225 einanderstofsenden braunen Fleckchen gebildet; Franzen der Vorderflügel gelblich mit dunkler Teilungslinie und solchen Spitzen, die der Hinterflügel wie oben. 9V2,5 mm. 1 S- 331. Incertalis n. sp. (703.) Gröfse von Lividalis. Fühler braungelb, Palpen hellbraun mit eingemengten weifsen Schüppchen, ebenso Kopf, Halskragen und Thorax. Hinterleib oben graugelb, unten wie die Brust und Beine lehmgelb. Vorderfiügel bräunlich gelb, aus der Flügelspitze zieht ein breiter, rostbrauner Schräg- streif zur Mitte des Innenrandes. Derselbe ist von der Subcostalen bis zum Innenrand von einem feinen schwarzen Streif und hinter demselben lichtgrau begrenzt. Der Saum ist breit rostbraun angelegt. Die Bingmakel erscheint als scharfer schwarzer Punkt, die Nierenmakel fehlt meinen Stücken. Im Saumfeld steht in Zelle Ib ein dunkelbraunes Fleckchen. Vor dem Saum ist eine Reihe undeutlicher feiner brauner Punkte, welche nach innen licht aufgeblickt sind. Saumlinie schwarzbraun, Franzen graubraun mit dunkler Teilungslinie. Hinterflügel licht graubraun, Saumlinie dunkelbraun, Franzen dunkler graubraun. Unten sind die Vorderflügel graugelb, die Hinterflügel schmutzig weifsgelb, an dem Saum dunkler bestäubt. Saumlinie aller Flügel braun, Saumpunkte und Franzen der Vorder- flügel wie oben, Franzen der Hinterflügel schmutzig weifsgelb mit dunkler Teilungslinie. 9,5 mm. 2 9. Zanclogiiatha Led. 332. Oculatalis n. sp. (542.) Etwas kleiner wie die europäische Emortualis Schiff. Graulich lehmgelb, Vorderflügel mit zwei braunen Querstreifen, deren vorderer wurzelwärts in der Mittelzelle einen schwachen Bogen bildet. Der hintere fein, stumpf gezähnt, schwach geschwungen, in Zelle Ib am weitesten saumwärts tretend. Der dunkle, zwei Bogen bildende Mittelschatten ist schmal. Die Wellenlinie ist durch einen dunklen Zackenstreif angedeutet. Die Nierenmakel ist durch zwei weifse übereinanderstehende Punkte bezeichnet, deren oberer fein graubraun umzogen ist. Am Saum steht dicht unter der Flügelspitze ein dunkelbrauner wurzelwärts weifsgerandeter Punkt. Saumpunkte braun, teilweis nach innen äufserst fein weifs aufgeblickt, der in Zelle Ib langgezogen wurzelwärts mit weifsem Endpunkt. Hinterflügel mit einem braunen, aufsen fein licht begrenztem Wellenstreif, welcher von der Flügelmitte bis zum Innenrand zieht. Saum- punkte bräunlich, der letzte weifs aufgeblickt. Franzen der Grundfarbe gleich. Unten die Vorderflügel am Innenrand, die Hinterflügel ganz weifsgelb, rötlichgraugelb bestäubt. Nierenmakel, Mittelpunkt der Hinter- und hinterer Querstreif aller Flügel bräunlich. 226 Wellenlinie der Vorderflügel durcli dunkle Fleckchen bezeichnet. Saumpunkte braun, der Fleck in der Flügelspitze schwarzbraun, innen fein weifs gesäumt. Saumlinie fein braun, aufsen gelblich. Franz en graugelb. 11,6 mm. 2 9. Bleptina Guen. 333. Suhjecta n. sp. Von gleichem Habitus aber etwas geringerer Gröfse wie die nordamerikanische Bleptina Caradrinalis Guen. Weifslichlehmgelb, die Palpen aulsen mit eingemengten braunen Schüppchen. Vorderflügel im Wurzel- und im Saumfeld mit je zwei braunen Vorderrandsfleckchen, vorderer Querstreif undeutlich, auf der Subdorsalen stark abgesetzt. Mittelschatten braun, dicht vor der Nierenmakel ziehend, diese unten und oben offen, wurzelwärts durch einen dunklen, saumwärts von einem lichteren braunen Streif eingefafst, lichtgelb ausgefüllt, Ring- makel fehlt. Der hintere Querstreif ist durch braune Punkte angedeutet, schwach geschwungen, nahe dem Vorderrand eine kleine Ecke bildend. Die Wellenlinie ist hellgelb, beiderseits bräunlich gesäumt, sie zieht vom Vorderrand gerade bis auf Rippe 3, dann bildet sie bis zum Innenrand wurzelwärts einen flachen Bogen. Auf den Hinterflügeln ist der hintere Querstreif ganz verloschen, der vordere fehlt. Wellenlinie ebenfalls undeutlich. Saumpunkte aller Flügel scharf schwarz, Saumlinie braun, Franzen wie die Grundfarbe mit in Fleckchen aufgelöster brauner Teilungslinie. Unten die Vorderflügel höher gefärbt wie oben, am Saum, dem Vorderrand und der Wurzel braungrau bestäubt. Der hintere Querstreif verloschen braun. Hinterflügel mit verloschenem braunem Mittelpunkt, solchem hinteren Querstreif und Begrenzung der nicht sichtbaren Wellenlinie. Saumlinie bräunlich, ebenso die Saumflecken, Franzen einfarbig weifsgelb. ll,5b'2 mm. 1 S Mus. Stdg. Keine der bei Guenee und Walker gegebenen Beschreibungen von Arten dieser Gattung läfst sich auf die vorliegende deuten. Aglaonice n. g.*) Fühler mit stark eckig abgesetzten Gliedern, dünn und mäfsig lang bewimpert. Palpen aufwärts gebogen, das Wurzelglied sehr kurz, Mittelglied lang, schneidig, Endglied Vs kürzer, *) Möschler, dem es nicht bekannt war, dafs bereits Staudinger für Botys Monialis Erschoff die Gattung Snellenia aufgestellt hatte, wendete im Manuscfipt die gleichnamige an. Um Verwirrung zu vermeiden mufste dieselbe anders benannt werden. Der Herausgeber glaubt im Sinne des verstorbenen Autors zu handeln, wenn bei der Unmöglichkeit die Gattung zu belassen, dann wenigstens die derselben zugehörige Art statt Oppositalis n. sp. dieselbe nach „seinem verehrten Freunde, dem um die Lepidopterologie hochverdienten Herrn P. C. T. Snellen in Eotterdam“ Snelleni Mschl. benannt wird. S. 227 in eine scharfe Spitze auslaufend, beide Glieder, das letztere mit Ausnahme der Spitze, beider- seits mit lang abstehenden , borstenähnlichen Schuppen besetzt. Zunge spiral. Thorax schwach gewölbt, wie der übrige Körper schwach beschuppt. Hinterleib die Hinterflügel überragend, auf dem ersten Segment mit kleinem Rückenschopf. S mit Afterbüschel. Yorder- schienen des S verdickt, unten breit, flach, anliegend beschuppt, an der Innenseite kurz und dicht anliegend behaart, die Mittelschienen oben ebenso behaart. Vorderflügel gegen den Saum erweitert, mit schwach vorgezogener Spitze, Saum glatt, unter der Spitze schwach eingezogen, in der Mitte mäfsig gebogen, Hinterflügel mit stumpfer Spitze, gebogenem Saum und abgerundetem Afterwinkel. 334. Snelleni n. sp. Fühler gelbgrau, Palpen braun, Kopf, Thorax und Halskragen gelblichgrau, braun ge- mischt. Vorderschienen oben braun, übrigens die Beine graugelb, Tarsen dunkler, gelb gefleckt. Hinterleib gelbgrau, der Rückenschopf bräunlich, der Afterbusch gelb. Vorderflügel licht veilgrau, braun bestäubt, die Querstreifen veilbraun, der vordere winklig gebrochen, dann schwach gewellt, schräg zum Innenrand ziehend, aufsen weifslich angelegt. Hinter demselben ein breites braunes Band, welches bis in die Flügelspitze zieht und aufsen bräunlichgelb begrenzt ist. In demselben, nahe seinem Aufsenrande zieht ein undeutlicher brauner Streif. Vor dem Saum ist die lichte Grundfarbe von Rippe 5 bis zum Innenwinkel bräunlich bestäubt. Saumlinie gewellt, schwarzbraun mit weifslichen Fleckchen auf den Rippen. Franzen gegen die Flügelspitze hell. Nierenmakel als kurzer brauner Quer- strich angedeutet, hinter derselben ein brauner Punkt. Hinterflügel graubraun, Saumlinie braun. Franzen veilgrau mit weifslicher Wurzel. Unten die Vorderflügel einfarbig schmutzig- grau, die Hinterflügel heller. Saumlinie und Franzen wie oben. 13,7 mm. 1 d Mus. Berol. Ich besitze auch 2 J dieser Art von Surinam, dieselben sind schärfer gezeichnet und die dunkelbraune Färbung der Vorderflügel verdichtet sich vor der Wellenlinie in Zelle Ib zu einem ovalen Fleck. Lophophora n. g. Fühler mit eckig abgesetzten Gliedern, dünn und kurz bewimpert, jedes Glied mit längerem Borstenhaar. Palpen des B so lang wie Kopf und Thorax zusammen, am Kopf aufsteigend und dann niedergebogen und auf Kopf und Thorax aufliegend, seitlich zusammen- gedrückt. Mittelglied sichelförmig ab-, Endglied aufwärts gebogen, ersteres gegen das Ende, letzteres bis zur Mitte am Rücken abstehend behaart, aber nicht wie bei der folgenden Gattung in einem langen Haarbusch endigend. Palpen des 9 ähnlich wie bei Clanyma, aber 228 das Endglied viel kürzer behaart und dadurch schmäler erscheinend. Zunge spiral. Körper anliegend beschuppt, Hinterleib die Hinterflügel überragend. Die Form der Flügel ist von Clanyma sehr verschieden. Die Vorderflügel sind weniger gestreckt, breiter, die Spitze ist, besonders beim S, gerundet, der Saum tritt nicht eckig vor, der Innenwinkel ist gerundeter. Die Hinterflügel sind viel breiter und Spitze und Saum ge- rundeter wie bei Clanyma. 335. Clanymoides n. sp. flg. 4. (369. 537. 546.) Fühler bräunlichgelb, Hinterleib und Beine graubraun, der übrige Körper rötlich- bis braungrau, die Flügel sind ebenso gefärbt. Beide Querstreifen fein, gezackt, schwärzlich, der vordere auf der Subdorsalen stumpfwinklig abgesetzt, der hintere stark geschwungen. Der selten fehlende Mittelschatten geschwungen, braun. Wellenlinie durch eine, zuweilen ver- loschene oder ganz fehlende Bogenreihe weifser Punkte bezeichnet. Beide Makeln deutlich, ockergelb, dunkel gerandet und gekernt, die Merenmakel zuweilen mit dunklem Fleck in ihrer unteren Ecke. Die Ringmakel bei manchen Stücken ganz dunkel. Saumpunkte schwarz. Hinterflügel bisweilen mit verloschenem dunklem Querstreif hinter der Mitte. Saumlinie aller Flügel braun, auf den Hinterflügeln aufsen fein gelb. Franzen graubraun, Unterseite lichter graubraun, die Vorderflügel am A^orderrand gegen die Flügelspitze, die Hinterflügel über ihre ganze Fläche weifsüch bestäubt. Auf den Vorderflügeln ist der hintere Querstreif nur am Vorderrand angedeutet, auf den Hinterflügeln deutlich gezackt, braun. Mittelfleck braun, Saum dunkler bestäubt, Saumlinie fein gelblich, Franzen etwas lichter wie oben. 11 — 12,6 mm. — Mehrere Exemplare in beiden Geschlechtern. Cuba Mus. Stdg. Vorderflügel ohne Anhangzelle, Ocellen. Aus Rippe 7 der Vorderflügel entspringen 8 mit 9 und 10. Phlyctaina n. g. Fühler des S kurz bewimpert mit längerem Borstenhaar auf jedem Gliede, vor der Mitte knotig verdickt mit längerem vorgestrichenem Haarpinsel, hinter demselben noch einige kürzere Haarpinsel an den Seiten der Fühler. Palpen lang, stark sichelförmig aufwärts ge- krümmt, schneidig, anliegend beschuppt, . an der Schneide kurz abstehend behaart. Endglied durch abstehende Behaarung an der Spitze schräg abgeschnitten erscheinend. Zunge spiral. Körper anliegend beschuppt. Vorderschienen verdickt, anliegend beschuppt, an der Innenseite mit langem zusammengestrichenem Haarbusch. 229 VorderÜtigel stark erweitert, der Vorderrand bis zur Mitte schwach concav, dann convex, Spitze scharf, etwas vorgezogen, der Saum bauchig, unter der Spitze schwach eingezogen, Innenwinkel stumpf. Hinterllügel schmäler, Vorderrand gerade, Spitze stumpf, Saum schwach gebogen, gegen den Afterwinkel abgeschrägt. Alle Flügel schwach und stumpf gezähnt. Die Vorderdügel führen auf der Oberseite dicht hinter der Mitte am Vorderrand einen grofsen rundlichen, aus niedergebogenen Haaren und aufgeworfenen Schuppen gebildeten Fleck, auf der Unterseite erscheint diese Stelle eingedrück. Rippe 5 der Hinterflügel viel näher an 4 als an 6. Die Bildung der Fühler des S ist fast wie bei Aristaria Guen., welcher Gattung aber der Haarwulst der Vorderflügel fehlt. Die mir ganz fremde Gattung Biplaga H.S. soll letzteren haben, ihre Fühler werden aber ohne Knoten und Haarhusch beschrieben und Vorder- und Hinterflügel sollen gleich gefärbt und gezeichnet sein, so dafs also die mir vorliegende Art in keine dieser beiden Gattungen gehören kann. 336. Irrigualis n. sp. Fühler gelb, dunkelbraun geringelt, der Haarbusch dunkelbraun mit hellgelber Spitze. Palpen dunkelbraun, Kopf, Halskragen und Thorax dunkelbraun, mit eingemengten gelben Schüppchen. Hinterleib etwas lichter. Beine dunkelbraun, die hinteren Tarsen gelblich, der Haarbusch der Vorderschienen hellgelb, die Tarsen der Vorder- und Mittelbeine dunkelbraun, gelb geringt. Die Grundfarbe der Vorderflügel ist ein durch braune Bestäubung fast ganz verdunkeltes Ocker- und Graugelb, welches nur im Wurzel- und im Mittelfeld gegen den Innenrand stärker hervortritt. Die beiden Querstreifen sind dunkelbraun, der hintere ist fein gezackt, aufsen gelb gesäumt und zieht bis an den viel dunkler ‘ braunen Schuppenwulst, welcher am Vorderrand ein gelbes Fleckchen zeigt. Mittelschatten, gegen den Vorderrand viel breiter, dunkelbraun, Wellenlinie gelblich. Die Saumlinie bildet hohe dunkelbraune Mond- fleckchen. Franzen dunkelbraun, an der Wurzel auf den Rippen weifslich gefleckt. Hinterflügel schmutzig weifs, dicht gleichmäfsig graubraun bestäubt, mit verloschenem graubraunem Quer- streif durch die Mitte, welcher gegen den Innenrand aufsen weifslich begrenzt ist. Saumlinie und Franzen wie auf den Vorderflügeln. Unterseite schmutzig weifsgelb, besonders auf den Hinterflügeln braun bestäubt. An Stelle der Nierenmakel ein braunes Fleckchen. Hinterer Querstreif der Vorderflügel, Mittelfleck und Querstreif der Hinterflügel graubraun, Saumflecken braun, Saumlinie gelb, Franzen braun. 11,6V2 mm. — 1 J Mus. Berol. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XV. 30 230 Scelescepon n. g. Fühler des S dünn und lang bewimpert, jedes Glied mit längeren und stärkeren Borstenhaaren, vor der Mitte mit einem Haarschopf, hinter demselben schwach winklig ge- bogen; das ? kurz bewimpert. Palpen sichelförmig aufwärts gebogen, anliegend beschuppt, schneidig, das Endglied auf dem Kücken gegen das Ende mit längeren Haaren, wodurch es schräg abgestutzt erscheint, seine Spitze kurz pfriemenförmig. Zunge spiral. Körper schlank, glatt beschuppt, Hinterleib beim 9 die Hinterflügel nur wenig überragend. Vorderschienen des 3 mit breitem, dicht zusammengestrichenem, bis an die Mitte der Tarsen reichendem Haarbusch. Vorderüügel mäfsig erweitert mit schwach gebogenem Saum, stumpfer Spitze und Innenwinkel, Hinterflügel mit geradem, gegen die Spitze abgeschrägtem Vorderrand, Saum kaum eingezogen, gegen den Afterwinkel schräg. Rippe 5 derselben näher an 4 als an 6. 337. Mutatalis n. sp. (382 389.) Fühler gelb bis braungrau. Palpen lehmgelb, braun gemischt, bis graubraun, ebenso Kopf, Halskragen und Thorax, der Hinterleib etwas lichter. Beine gelblich, Tarsen braungrau, hell gefleckt, Behaarung der Vorderbeine beim $ braungrau. Vorderflügel schmutzig lehmgelb bis graubraun, die Querstreifen fein, verloschen braun. Mittelschatten breit graubraun bis schwärzlichgrau. Wellenlinie geschwungen, weifsgelb, in, bis zum Saum dunkeim Grund stehend. Ringmakel punktförmig, fein dunkel umzogen, Nierenmakel schwarz, wurzelwärts weifsgelb umzogen. Hinterflügel bis hinter die Mitte schmutzig lehmgelb, zuweilen mit gelbem Schattenstreif, dann bis zum Saum braungrau mit weifsgelber Wellenlinie. Saumpunkte schwarz, Saumlinie fein gelblich. Franzen dem Grunde gleich, weifslich gemischt. Unten die Vorderflügel etwas lichter, die Aufsenhälfte des Vorderrandes braun bestäubt. Hinterflügel bis zum Saumfeld schmutzig weifs, längs des Vorderrandes dunkel bestäubt, das Saumfeld braungrau. Nierenmakel als brauner Fleck angedeutet, Mittelpunkt der Hinterflügel schwarz, dieselben mit einem gezähnten, braunen Querstreif. Wellenlinie aller Flügel weifs- gelb. Saumflecken schwarz, Franzen weifsgelb mit einer oder zwei dunkeln Teilungslinien. 9,5 mm. — Mehrere Stücke in beiden Geschlechtern, Auf den Vorderflügeln aus Rippe 8, 9 und 10 entspringend. Lophoditta n. g, Fühler des $ wie bei den vorigen Gattungen bewimpert, hinter der Mitte mit kurzem dichtem Haarpinsel, die einzelnen Glieder deutlich abgesetzt. Palpen des 8 sichelförmig auf- wärts gebogen, bis zum Ende des Halskragens aufliegend, schneidig, abstehend beschuppt. 231 Endglied lang, schwach gebogen, durch die abstehende Beschuppung gezähnt erscheinend, allmälig zugespitzt. Zunge spiral. Körper anliegend beschuppt. Hinterleib die Hintertlügel wenig überragend. Vorderschienen des J dicht behaart, mit langer gedrehter Haardocke, die Vordertarsen bis über die Mitte behaart. Mittel- und Hinterschienen anliegend beschuppt, die ersteren innen mit wolhgem Haarbusch. Vorderdügel breit mit scharf vorgezogener Spitze, geschwungenem Saum und abge- rundetem Innenwinkel. Unten vor der Mitte in der Mittelzelle mit einer starken nieder- liegenden Haardocke, unter derselben, gegen den Innenrand noch eine solche etwas schwächere Flocke. Hinterdügel breit mit in der Mitte ausgenagtem Vorderrand, Spitze stumpf, Saum stark gerundet, ebenso der Afterwinkel. Hippe 8 vor ihrer Mitte mit einer niedergebogenen Haardocke, 7 und 6, erstere an ihrer Wurzel, letztere in der Mitte kurz niedergebogen be- haart. Rippe 5 näher an 4 als an 6. 338. Perspicillaris n. sp. Fühler gelb, oben braun geringelt, der Haarbusch braun. Palpen rostgelb, das Mittel- glied ockergelb gemischt. Kopf, Halskragen und Thorax rostgelb, Hinterleib graubraun. Behaarung der Vorderbeine ockergelb und braun, die übrigen Beine graubraun, Tarsen braun, gelb gedeckt. Vorderdügel braun, beim 8 im Mittelfeld vom Vorderrand bis Rippe 2 hellgelb, an ersterem tritt diese Färbung strahlenförmig in das Saumfeld. Der vordere gezackte dunkel- braune Querstreif verloschen, innen lichter angelegt. Hinter ihm ist der Grund dunkler braun. Die Nierenmakel erscheint als langgezogener weifsgelber Fleck, in welchem über- einander zwei schwarze Punkte stehen. Am Innenrand sind Andeutungen eines schmalen dunkeln Mittelschattens und des hinteren Querstreifs. Die weifsgelbe Wellenlinie scharf ge- zackt. Saumpunkte schwarzbraun, Wellenlinie unterbrochen weifsgelb, Franzen ockergelb mit dunkeln Teilungslinien. Hinterdügel bräunlichgrau, am Vorderrand weifslich, mit einem un- deutlichen dunkeln Bogenstreif in der Mitte. Wellenlinie verloschen weifs. Saumpunkte braun, aufsen weifslich aufgeblickt, Franzen wie auf den Vorderdügeln. Unterseite der Vorderdügel bleichgelb, die Haarbüschel dunkelbraun, die Verlängerung des unteren gelb. Vorderrand, Flügelspitze und Saum rostbraun, weifsgrau bestäubt. Wellen- linie nur am Vorderrand sichtbar, weifs. Hinterdügel braun, dicht weifsgrau bestäubt, Mittel- deck und ein scharf gezackter Bogenstreif braun, die Behaarung der Rippen gelb. Saum- decken braun, Franzen ockergelb mit 2 braunen Teilungslinien, die der Vorderdügel wie oben. 12,7 mm. — 2 8- 30* 232 Zwei 9, welche ich hierher ziehen möchte, haben aufgehogene Palpen, welche nicht auf dem Kopf aufliegen, der Haarbüschel der Beine und Flügel sowie die Behaarung der Eippen fehlt. Die Vorderflügel sind einfarbiger braun, die Nierenmakel kaum angedeutet. Hinter- flügel von gewöhnlicher Form, Vorderflügel mit schwächer vorgezogener Spitze und schwächer geschwungenem Saum. Physula Tuberculata H.S. 169 dürfte mit dieser Art nahe verwandt sein, doch erwähnt Herrich-Schäffer des eigentümlich gestalteten Vorderrandes der Hinterflügel, sowie deren Rippenbehaarung nicht. Zu Physula Guen. dürfte wohl weder die vorliegende Art noch Tuber- culata gehören, die Haarbüschel der Vorder- und die eigentümliche Behaarung der Hinter- flügelrippen scheinen mir eine Trennung dieser beiden Arten von Physula zu rechtfertigen- Physula Guen. Die folgende Art, von welcher ich nur das 9 kenne, stelle ich einstweilen in diese Gattung, die richtige systematische Stellung wird erst die Kenntnis des $ lehren. 339. Peckii n. sp. Fühler dunkelbraun, ockergelb geringelt, Palpen ebenso gemischt. Schneide des Wurzel-, Ende des Mittel- und Endgliedes ockergelb. Kopf dunkelbraun, ockergelb gemischt, Hals- kragen, Thorax, Brust und Hinterleib lehmgelb, braun gemischt. Beine braun, Tarsen gelb gefleckt. Flügel ockergelb, im Saumfeld ins Rötliche ziehend, mit feinen braunen Strichelchen welche sich in der Mitte der Vorderflügel zu einem, am Innenrande am deutlichsten sicht- baren Querband verdichten, in welchem die durch zwei übereinander stehende schwarze Punkte bezeichnete Nierenmakel steht. Dicht an der Flügelwurzel ist die Grundfarbe braun- gelb und vor dem Saum zieht ein nach innen undeutlich begrenztes Band, welches gegen Vorder- und Innenrand abgebrochen ist. In demselben ist die sehr verloschene gelbliche Wellenlinie. Eigentliche Querstreifen sind nicht sichtbar. Die Hinterflügel sind wenig heller, das Saumfeld ist braun, die Wellenlinie gelblich, die Mittelbinde wird durch zwei braune Querstreifen bezeichnet, deren innerer nur zwei Fleckchen, der äufsere einen unregelmäfsig gezackten Strich bildet, welcher in Zelle Ic am weitesten saumwärts tritt und gegen den Vorderrand verloschen ist. Saumflecken mondförmig dunkelbraun, Franzen hellockergelb. Unten die Vorderflügel braungraUj die Nierenmakel durch einen dunkeln Strich be- zeichnet, der hintere Querstreif und die Wellenlinie verloschen sichtbar. Hinterflügel lehm- gelb, dicht braun bestäubt, Wurzelfeld, Mittelfleck und Querstreif bräunlich, Wellenlinie gelblich. Saummonde matt. Franzen wie oben. 11,6 mm. — 19 Mus. Berol. 233 Ich benenne diese Art nach meinem langjährigen Freund Herrn Dr. R. Reck in Görlitz, welcher mit unermüdlichem Fleifs den reichen naturwissenschaftlichen Sammlungen und der umfangreichen Bibliothek der Naturforschenden Gesellschaft in Görlitz als Director vorsteht. Mastigophora Poey. Clanyma p. Guen. Palthis Hb. Nach Herrich- Schaffer hätte Guenee diese Gattung nur im Register nicht im Text selbst, denn H.S. sagt: „Guenee hat diesen Namen im Index, ich finde ihn aber nicht im Contexte. Er kennt die von Poey beschriebene Art nicht, beschreibt aber unverkennbar zu derselben Art gehörige Tiere unter der Gattung Clanyma, welche demnach für die von ihm mit Unrecht damit verbundenen Arten bleiben kann“. Was Herrich-Schäffer gesehen oder vielmehr nicht gesehen hat, als er Mastigophora bei Guenee vergeblich suchte, weifs ich nicht, die Gattung ist aber von Guenee p. 93 unmittelbar vor Clanyma aufgeführt und die Poey’sche Art Parra, oder wie sie Guenee nennt Parralis nach Poey ’s Abbildung auf derselben Seite mit Clanyma kurz beschrieben. Nach Herrich-Schäffer ’s und Guenee ’s Vorgang halte ich die Gattungen Mastigophora und Clanyma auseinander. Erstere hat keine Anhangzelle und aus Rippe 8 entspringen 9 und 10. Clanyma hat eine Anhangzelle, die Rippen 8—10 entspringen wie bei Mastigophora. Zu dieser Gattung gehören die beiden nordamerikanischen Arten Ängulalis Hb. und Asopialis Guen. Die hier beschriebene dürfte neu sein, mit Parra Poey von Cuba kann sie nach Guenöe’s Beschreibung nicht vereinigt werden. 340. Demissalis n. sp. (535.) Fühler, Palpen, Kopf, Halskragen und Thorax gelbbraun, Hinterleib graugelb, Vorder- flügel des c? grau-, beim 9 gelbbraun, die beiden Querstreifen braun, beim 8 der hintere beiderseits, beim 9 beide auf den entgegengesetzten Seiten gelblich angelegt. Der vordere ist schwach geschwungen, der hintere bildet gegen den Vorder- und Innenrand einen kleinen, in der Mitte einen weiten niedrigen Bogen, im Mittelfeld ist ein stumpf gezackter, ziemlich breiter brauner Mittelschatten. Die Ringmakel als kleiner gelblicher, dunkel gerundeter Punkt. Die Nierenmakel beim B dunkelbraun, wurzelwärts weifslich gerandet, bei einem 9 ganz verloschen, bei dem andern durch zwei braune Fleckchen bezeichnet. Wellenlinie un- deutlich lichter, beiderseits wurzelwärts breiter braun begrenzt, welche Färbung beim 8 nach innen dunkler, in der Mitte unterbrochen, gegen die Ränder fleckartig erscheint. Saumlinie gelb, Saumpunkte braun, Franzen graubraun. Hinterflügel graugelb bis graubraun, am Saum dunkler, mit ganz verloschen dunkeim Querstreif hinter der Mitte. Unterseite schmutzig ockergelb bis graubraun, Vorderflügel mit verloschen braunem hinterem Querstreif. Hinter- 234 flügel mit braunem Mittelfleck, Querstrich und solcher bindenartiger Bestäubung im Saum- feld. Saumlinie, Saumflecken und Franzen wie oben. 11,6 mm. — 1 J 2 9. — Columbien Mus. Snell. Portorico Mus. Stdg. Surinam. Auf den Vorderflügeln entspringt Rippe 8 mit 9 aus 7. Rivula Guen. 341. Pusüla n. sp. (435.) Fühler weifs-, Palpen und Beine lehmgelb, der übrige Körper rötlichgelb, Hinterleib weifslichgelb. Vorderflügel rötlichgelb, Vorderrand bis gegen die Flügelspitze weifs mit bräunlichen Fleckchen. Der vordere Querstreif am Innenrand fein bräunlich angedeutet. Nierenmakel durch zwei übereinanderstehende schwarze Punkte bezeichnet. An Stelle der Wellenünie stehen einige sehr feine bräunliche Punkte. Saumpunkte braun, innen fein weifshch aufge- blickt. Franzen gelblich mit dunkler Teilungslinie. Hinterflügel weifs, am Saum rötlichgelb, Rippen gelblich. Saumlinie dunkelbraun, Franzen weifsgelb, an der Wurzel gelbhch, mit dunkler Teilungslinie Unten die Vorderflügel licht ockergelb, am Innenrand weifslich. Hinterflügel weifs, am Saum und Vorderrand rötlichgelb bestäubt. Saumlinie und Franzen wie oben. 6,3 mm. 2 c? und einige Stücke im Mus. Stdg. Ballonicha Mschl. 342. Recurvata Mschl. Jamaic. 128. f. 6, 6 a. (764.) In meiner Gattungsbeschreibung a. a. 0. habe ich irrtümlicherweise gesagt, dafs die Ocellen fehlten, wie ich mich aber jetzt überzeugt habe, sind dieselben vorhanden. Ich be- sitze nun auch den J dieser Art, welcher durch seine höchst merkwürdig gebildeten Vorder- flügel sehr vom 9 abweicht. Der Vorderrand der Vorderflügel steigt von der Wurzel steil bis gegen die Mitte auf, bildet in derselben eine hervortretende Rundung und hinter derselben eine Aushöhlung ähnlich wie bei Tortricodes Guen. und bei der Wicklergattung Rhacodia Hb. Die Flügelspitze biegt sich hakenförmig und der Saum tritt in seiner Mitte so stark gerundet vor, dafs er die Flügelspitze noch überragt. Die merkwürdigste Bildung zeigt aber der Vorderrand, er ist nämlich bei Vs seiner Länge tief und spitz eingeschnitten und die Flügel- fläche an dieser Stelle tief grubenförmig- eingedrückt. Diese Grube wird aber wurzelwärts von einer Decke überragt, so dafs eine vollkommene, ziemlich geräumige, oben verdeckte Höhlung oder Tasche entsteht, welche nur nach vorn hin offen ist. Auf der Unterseite tritt diese Höhlung entsprechend herausgedrückt vor. 235 Die Palpen des J sind stärker wie die des $ beschuppt und das Endglied ist nicht wie bei jenem spitz und geneigt, sondern schwach aufsteigend und breit abgestumpft. Ob der Hinterleib des 6 Auszeichnungen besitzt, weifs ich nicht, da derselbe meinem einzigen S leider fehlt. Die Fühler sind wie beim 9 äufserst kurz bewimpert, was nur durch eine scharfe Lupe zu erkennen ist. Die Beine zeigen keine besondere Auszeichnung. Die mir vorliegenden Stücke von Portorico sind teilweis besser erhalten wie die von Jamaica in meiner Sammlung, ihre Grundfarbe ist lebhafter, die Vorderflügel ins Kirschrot ziehend ; hinter ihrer Mitte steht ein feines weifses Strichelchen am Vorderrand, aus welchem ein ganz verloschener doppelter dunkler Querstreif zieht, ein ähnlicher Streif geht durch die Flügelmitte und in derselben steht zuweilen ein undeutliches zinnoherrotes Fleckchen. 1 S und einige 9- Jamaica. Trotz der grofsen Verschiedenheit beider Geschlechter waren die Exemplare mit der gleichen Nummer versehen und ganz richtig aufserdem mit d und 9 bezeichnet. Geometrae. Zonosoma Led. Ephyra Guen. Anisodes Guen. 343. Occipitraria H.S. 2. Gdl. 381. (736.) Diese Art scheint ziemlich zu variieren, H.S. sagt, er wisse sie kaum von den ganz zeichnungslosen Stücken der europäischen Pupillaria Tr. zu trennen; das mir vorliegende Paar hat aber deutliche schwärzliche Zeichnung. Dieselbe besteht aus dem gezackten vorderen und geschwungenen hintern Querstreif, einer solchen Wellenlinie, hinter welcher vom Vorder- rand bis zu Rippe 4 noch ein aus schwärzlichen Fleckchen bestehender Streif zieht und einem runden, schwärzlich gekernten Mittelpunkt aller Flügel; auf den Hinterflügeln ist der hintere Querstreif des 9 in einzelne Punkte aufgelöst. Saumpunkte fein schwarz, Franzen einfarbig. Unterseite einfarbig, die Zeichnung teilweis ganz verloschen durchscheinend. Gröfse und Färbung wie bei Pupillaria, aber der Scheitel und die Fühlerwurzel weifs, während Pupillaria diese Körperteile ebenfalls rötlichgelb zeigt. S 9. Cuba H.S. Gdl. 344. Poraria L. S. N. I. 2. 866. 233., H.S. 3. Gdl. 381. Tr. 6. I. 356., Guen. 410. Wik. 626. Ein sehr schlecht erhaltenes Stück ohne Kopf und Hinterleib gleicht vollkommen der europäischen Art. Europa, Cuba H.S. Gdl. 236 345. Phorcaria Guen. (Acidalia) 791. Wik. 726. Anisodes Flavicostaria Mschl. Jamaic. 155. (516.) Diese Art gehört sicher hierher. Das S zeigt keine besondere Auszeichnung an den Beinen und führt, wie das 9, 2 Paar Spornen der Hinterschienen. Der Rippenverlauf der Vorder- flügel weicht von Acidalia ab. Aus der Spitze der Anhangzelle entspringen Rippe 7 und 8, aus letzterer 9 und 10, 11 aus ihrem Vorderrand. Rippe 6 und 7 der Hinterflügel entspringen ungestielt aus der Vorderecke der Mittelzelle. Ich bin überzeugt, dafs meine Flavicostaria die gleiche Art ist, obgleich das beschriebene Stück keinen vorderen gelben Querstreif der Hinterflügel zeigt. Haiti Guen. St. Domingo, Jamaica Wik. Jamaica. 346. Delectabiliaria n. sp. (635) Der vorigen Art nahestehend, etwas kleiner und schmalflügliger. Fühler gelb, fein braun geringelt, der übrige Körper ockergelb, Kopf und die Endhälfte der Schulterdecken rosenrot, gleiche Färbung ist auf der Oberseite des Hinterleibes eingemengt. Flügel rosen- rot, Vorderrand der vorderen breit hellgelb, drei geschwungene Wellenstreifen, so wie ein vierter, nur bis auf Rippe 4 reichender und dann in Zelle Ib wieder als Fleck sichtbarer Querstreif vor dem Saum, sowie ein ziemlich grofser Mittelfleck hell goldgelb. Auf den Hinterflügeln reicht der vordere Querstreif nicht bis zum Innenraud und der Mittelfleck fehlt. Auf dem Saum stehen goldgelbe Flecken. Franzen goldgelb, im Wurzelteil rosenrot gemischt. Unterseite hellgelb, zeichnungslos, die Vorderflügel an den Rändern schwach rötlich be- stäubt, Franzen gelb. 8,5 mm. — 2 9. Asthenia Hb. 347. Snellenaria Mschl. Surin. IV. 408. t. 17. f. 19. Ein 9 im Mus. Stdg., Surinam, Jamaica. Acidalia Tr. 348. CMonaeata H.S. 6. Gdl. 382. (111.) Einer der kleinsten Spanner, schneeweifs mit scharf schwarzem Mittelpunkt aller Flügel und schwarzen Pünktchen, welche wenigstens den hinteren Querstreif der Hinterflügel an- deuten. Schwarze Saumpunkte führen die mir vorliegenden Stücke nicht. Unten sind die Vorderflügel wenigstens am Vorderrand schwärzlichgrau bestäubt. 6,4 mm. — d 9. Cuba H.S. Gdl. 349. Eburneata Guen. 801. Wik. 734. 2 8 im Mus. Stdg., Brasilien Guen. 237 350. Toriiiosaria il. sp. In Färbung und Zeichnung Trigeminataliay^ . {Reversata Tr.) nahestehend, aber die Hinter- flügel auf Rippe 4 deutlich geeckt. Beinfarben mit besonders auf den Hinterflügeln dichter eingestreuten feinen schwarzen Punkten. Der vordere Querstreif ist auf den Vorderflügeln undeutlich, bis gegen die Subdorsale reichend und sehr schräg verlaufend, auf den Hinter- flügeln ist er deutlich dunkelbraun. Der hintere Querstreif der Vorderflügel ist fein, gewellt, auf ihm steht am Vorderrand ein kleiner, von Rippe 4 bis 6 ein gröfserer, rundlicher dunkel- brauner Fleck, an welchen sich gegen den Vorderrand noch ein bis nahe an den Saum reichender solcher Längsfleck anschliefst; in Zelle Ib steht wieder ein gröfserer brauner Mondfleck, zwischen demselben und dem Innenrand ist braune Bestäubung. Zwischen den beiden gröfseren Flecken stehen gehäufte schwarze Pünktchen und hinter dem Streif die gelbhche fein dunkel bestäubte Wellenlinie. Die Hinterflügel führen drei unregelmäfsig ge- zackte gelbliche Querstreifen, in denen gehäufte schwarze Pünktchen stehen. Mittel- und Saumpunkte aller Flügel schwarz. Franzen einfarbig beingelb. Unterseite bleicher, von den dunkeln Flecken der Vorderflügel ist nur der gröfste deutlich. Hinterflügel mit dem stark unregelmäfsig gezackten, feinen braunen hinteren Quer- streif, der vordere scheint von oben nur ganz verloschen durch. Palpen aufsen schwarzbraun gemischt, der übrige Körper beingelb. 9,5 mm. 1 Stück im Mus. Stdg. 351. Flavomarginata n. sp. Die kleinste mir bekannte Acidalia. Lichtveilrot, mit breitgoldgelbem Saume aller Flügel. Thorax in der Mitte goldgelb. Beine gelblich. Alle Flügel mit ovalem goldgelbem Mittelfleck, die vorderen mit zwei ganz verloschenen dunkeln Querstreifen, Unterseite lichter, ohne gelben Mittelfleck. 5,3 mm. — 1 d im Mus. Stdg. 352. Opulentaria n. sp. (567.) Aus der Verwandtschaft von Ä. Muricata Hfn. und Russearia Wo. Zig. f. 155. 156, aber noch nicht halb so grofs als erstere Art. Fühler gelb, rot bestäubt. Palpen gelb, rot ge- mischt. Kopf, Halskragen und Thorax karminrot, letzterer in der Mitte gelb; Wurzel der Vorderflügel und eine breite, nach innen eingebuchtete Binde hinter der Flügelmitte, welche nach aufsen zwischen Rippe 2 bis 4 in einem Fleck bis an den Saum tritt, karminrot. Wurzel der Hinterflügel nur ganz schmal rot, die winklig gebrochene Binde ist schmäler, ebenfalls fleckartig in den Saum tretend, in der Mitte von einem gelben Streif durchzogen. Saumlinie fein dunkel, Franzen gelb. Unterseite heller, die Wurzel kaum rot. 5,3 mm. — 2 9. 31 Abliandl. cl. Senckenb. naturf Ges. Bd. XV. 238 353. Offendata n. sp. (657.) Gehört zu den von Stephens als Plychopoda abgetrennten Arten mit zusamraengedriickten, mit langem Haarpinsel bekleideten Hinterschienen des J. Aus der Verwandtschaft von Extarsaria H.S. Weifsgelb, braun bestäubt, vorderer Querstreif braun, auf der Subcostalen stumpf gebrochen. Mittelschatten und hinterer Querstreif durch unzusammenhängende braune Bestäubung gebildet und stark geschwungen. Mittelpunkt dunkelbraun, Wellenlinie stark ge- schwungen, beiderseits durch braune, wurzelwärts in Zelle 4 unterbrochene braune Bestäubung begrenzt. Auf den Hinterflügeln ist die Zeichnung noch undeutlicher, im Querstreifen stehen einige braune Punkte. Mittelpunkt schwarz. Saumflecken braun, Franzen weifslich. Unten die Vorderflügel graubraun angeflogen, der hintere Querstreif scheint schwach durch und ist auf den Hinterflügeln in Punkte aufgelöst. Mittelpunkte dunkler, Saumflecken schwächer, Franzen wie oben. 6,3 mm. — Einige Männer. Pleuroprucha n. g.*) Fühler des S mit langen Kammzähnen, des 5 fadenförmig, dünn bewimpert. Palpen vorgestreckt, Endglied ziemlich gleich breit, abgestumpft, etwas kürzer als das Mittelglied, dicht anliegend beschuppt. Körper schlank, Hinterleib die Hinterflügel wenig überragend. Flügel mäfsig breit, die vorderen mit stumpfer Spitze, schwach gebogenem Saum und stumpfem Innenwinkel. Saum der Hinterflügel lang, schwach gebogen, wellig. Vorderflügel mit Anhangzelle, Rippe 6 und 7 aus gleichem Punkt, aus 7 entspringen 8 mit 9, 10 und 11. Auf den Hinterflügeln Rippe 3 und 4, 6 und 7 aus gleichem Punkt, 5 in der Mitte zwischen 4 und 6, 8 frei aus der Wurzel entspringend. 354. Molitaria n. sp. (375. 482. 744.) Körper und Flügel rötlich, alle mit zwei Bogenreihen schwarzer Punkte auf den Rippen, die vordere nahe der Wurzel, die zweite hinter der Mitte nahe dem Saum, aufserdem noch ein ganz verloschener dunkler Mittelschatten. Saumlinie braun, Saumpunkte schwarz. Franzen rötlichgelb. Unten die Vorderflügel rötlich, die Hinterflügel weifslich, ohne Zeichnung. 6‘/2^8V2, 4V2 — 5V2 mm. — 1 (J 3 9. Leptostales n. g. Fühler des $ stark gekämmt, des 9 schwach bewimpert. Palpen klein und schwach, die Stirn nicht erreichend, anliegend beschuppt. Endglied pfriemenförmig. Körper anliegend *) Für Pleiiranprucha ist Pleuroprucha gesetzt, wie früher p. 227 auch für Lophonphora: Lophophora. 239 beschuppt, Hinterleib die Hinterflügel kaum überragend. Beine kräftig, Hinterschienen des J mit 2, des $ mit 4 Spornen. Vorderflügel mäfsig breit, Spitze gerundet, Saum wenig gebogen, glatt, Innenwinkel stumpf. Hinterflügel mit gerundeter Spitze und Saum und stumpfem Afterwinkel. Yorderflügel mit getheilter Anhangzelle, Kippe 7 und 8 aus deren Spitze, 9 und 10 aus 8, 11 weit hinter der Teilung aus ihrem Yorderrand. Auf den Hinterflügeln entspringen Rippe 3 und 4, 6 und 7 entweder aus gleichem Punkt oder sind kürzer oder länger gestielt, 5 in der Mitte zwischen 4 und 6, 8 frei aus der Wurzel. 355. Ohlinataria n. sp. (39. 640.) Weifsgelb, dicht grünlichgraugelb bestäubt, die Flügel mit eigentümlich seidenartigem Glanz, ganz zeichnungslos. Franzen lichter, Unterseite glänzend weifsgelb. 8,5 mm. — 2 9. 356. Devolutaria n. sp. (570.) Weifsgelb, Flügel ziemlich dicht rötlichbraun bestäubt. Vorderrand der Vorderflügel fein veilrot, ebenso die Saumlinie aller Flügel. Vorderflügel mit fünf sehr undeutlichen, ziemlich breiten, licht schwefelgelben Querstreifen, von denen der letzte nur bis auf Rippe 4 zieht. Hinterflügel mit zwei gelben Querstreifen hinter der Mitte und solchem Mittelfleck. Franzen goldgelb, in den Zellen veilrot gefleckt. Unterseite einfarbig weifsgelb, Vorderflügel am Vorderrand bis zur Mitte breit rosenrot angeflogen. Saumlinie fein rotbraun, Franzen licht ockergelb. 7,5 mm. — 1 9. 357. Praepeditaria n. sp. (575.) Beine gelb, Vorderflügel mit einer etwas schräg nach innen gestellten rostbraunen Binde, von welcher eine zweite, mit der ersten am Vorderrand zusammengeflossene, gegen den Saum gerichtet bis auf Rippe 2 zieht. Nach innen ist dieselbe undeutlich begrenzt, nach aufsen bildet sie auf Rippe 7 eine scharfe Spitze. Hinterflügel im Mittelfeld bindenartig verloschen, rostbraun bestäubt. Am Vorderrand steht bei Vs ein, am Innenrand bei V4 und je ein dunkelbraunes Fleckchen. Saumlinie aus braunen Mondflecken gebildet, Franzen beingelb. Unterseite einfarbig, glänzend beingelb, am Saum aller und dem Vorderrand der Vorder- flügel rötlichgelber Anflug. Saumlinie rostbraun, Franzen beingelb. 7,4 mm. — 1 d. 358. Mutuataria n. sp. Fühler und Palpen bräunlich, Kopf rotbraun, Halskragen und Thorax beingelb, letzterer in den Seiten mit undeutlichen rötlichen Fleckchen. Beine aufsen grau-, innen beingelb. Flügel beingelb mit drei karminroten Querstreifen, deren zwei ersten ziemlich breit und unregelmäfsig gezackt sind, sie berühren den Vorderrand der Vorderflügel nicht. Der 31* 240 dritte, auf den Vorderflügeln ebenfalls breite Streif zieht nahe am Saum und berührt den- selben fast am Innenwinkel. Auf den Hinterflügeln ist dieser Streif viel schmäler und läuft nahe desselben parallel mit ihm. Saumlinie karminrot. Franzen beingelb. Unten fehlen die Querstreifen, die Vorderflügel sind am Vorderrand bis gegen die Spitze breit rötlich gefärbt. 8,5 mm. — 1 J Mus. Stdg. 359. Tumidaria n. sp. (38.) Praepoditaria nahestehend; beinfarben, Wurzel der Vorderflügel schwach veilrötlich be- stäubt, eine solche Mittelbinde nach innen schwach unregelmäfsig geschwungen, aufsen ziem- lich gerade, ist etwas schräg wurzelwärts gestellt und gegen den Vorderrand innen weniger rötlich bestäubt. Hinter derselben steht ein veilrötlicher, schwachgeschwungener, in Zelle 1 eingebogener Querstreif. Hinterflügel ohne Zeichnung, am Innenrand grob rötlich bestäubt. Saum unbezeichnet, Franzen beingelb. Unterseite bleicher, einfarbig. 8 '/2,5 mm. — 19. 360. Insutaria n. sp. (641.) Beingelb, sparsam mit groben braunen Schüppchen bestreut, welche sich häufend, einen undeutlichen vordem Querstrich, einen Mittelfleck, einen drei Bogen bildenden hintern Quer- streif und einen kürzern, in Zelle 4 abgebrochenen Streif bilden. Hinterflügel mit schwacher Andeutung eines Bogenstreifs hinter der Mitte und eines solchen im Saumfelde. Saumlinie dick braun, Franzen wie die Grundfarbe. Unterseite einfarbig glänzend beingelb. Saumlinie sehr fein braun. 7,4 mm. — 1 9. Hierher gehört vielleicht auch Acidalia Ossulata Guen. , wenigstens zeigt der von Packard in seinen Geometrid Moths t. 4 f . 3. c. abgebildete Rippenverlauf der Vorderflügel dieser Art eine geteilte Anhangzelle und gleichen Rippenverlauf mit den Arten von Leptostales. Cnemodes Guen. Diese und die vorige Gattung bilden gewissermafsen die Verbindung zwischen Acidalia und Pellonia. Wie bei ersterer haben die 9 zwei Paar Spornen der Hinterschienen, während die Anhangzelle wie bei letzterer geteilt ist und Rippe 7 mit 8, 9 und 10 aus deren Spitze ent- springen. Rippe 5 der Hinterflügel, welche bei Leptostales in der Mitte zwischen 4 und 6 entspringt, ist bei Cnemodes wie bei Pellonia näher an 6 als an 4, 6 und 7 sind ebenfalls nicht gestielt. 361. Perletaria n. sp. (341.) Kopf bräunlich, der übrige Körper und die Flügel sind rötlichgelb. Alle Flügel führen zwei verloschene bräunliche Querstreifen hinter der Mitte, deren äufserer gezackt ist. Der 241 schwarze Mittelpunkt ist auf den Hinterflilgeln weifs gekernt. Saumlinie fein bräunlich, Franzen weifsgelb. Unterseite einfarbig lehmgelb. 18,11mm. — 2 $ und einige Exemplare Mus. Stdg. 362. Malefidaria n. sp. (316.) Etwas kleiner als die vorige Art, schmutzig weifs, Flügel dicht bräunlich bestäubt. Palpen aufsen, mit Ausnahme der Schneide und Spitze des Mittelgliedes dunkelbraun. Stirn bräunlich. Alle Flügel mit zwei ganz verloschenen dunkeln Querstreifen, deren vorderer dicht hinter der Mitte steht und auf den Vorderflügeln auf Rippe 2, auf den Hinterflügeln auf Rippe 3 bis 4 schwach abgesetzt ist. Der hintere Streif ist auf den Hinterflügeln kaum sichtbar, auf den Vorderflügeln ist er in Fleckchen aufgelöst. Saumlinie fein rostgelb, Franzen der Vorderflügel der Grundfarbe gleich, der Hinterflügel weifs mit feinen bräunlichen Punkten in den Zellen. Unterseite einfarbig weifsgelb 15,10 mm. — 19. Syllexis Guen. Die Arten dieser Gattung haben eine geteilte Anhangzelle, aus deren Spitze Rippe 7 und 8 mit 9, 10 und 11 entspringen. Letztere bildet die Fortsetzung der die Zelle teilenden Rippe, 5 entspringt aus der Mitte der Querrippe. Auf den Hinterflügeln entspringt Rippe 8 frei aus der Wurzel, 3 und 4 weit von einander entfernt, 5 fast in der Mitte zwischen 4 und 6, 6 und 7 sind kurz gestielt. 363. Intamiataria n. sp. (325.) Fühlerschaft weifs, Kammzähne des $ bräunlich. Körper und Flügel schneeweifs, letztere fein grau gesprenkelt. Vorderflügel mit 3, Hinterflügel mit 2 gelbgrauen, gewellten Querstreifen. Auf den Vorderflügeln steht der erste Streif vor der Mitte, die beiden andern, einander genähert, hinter derselben. Sie sind schräg, ungezähnt, der äufserste ist gegen den Vorderrand schwach nach innen gebogen. Die Streifen der Hinterflügel sind schwach gebogen, der innere breitere zieht durch die Mitte, der äufsere hinter derselben. Saumlinie fein, verloschen dunkel, Franzen weifs. Unterseite rein weifs, der $ mit fein rostrotem Vorderrande der Vorder- und feinen schwarzen Saumpunkten aller Flügel. 10,5V2 mm. — 2 Paare. Apallacta n. g. Von Acidalia - ähnlichem Habitus. Hinterschienen des 9 mit Mittel- und Endspornen. Palpen den Kopf kaum überragend, dünn mit spitzem Endglied. Vorderflügel mit schwacher 242 Spitze, schrägem, nicht gerundetem Saum und stumpfem Innenwinkel, Hinterflügel mit schwach gewelltem, auf Eippe 4 schwach gebogenem Saum. Vorderflügel ohne Anhangzelle mit 11 Kippen, 3 und 4, 6 und 7 aus gleichem Punkte aus 7 entspringen 8 bis 10, 11 fehlt, 5 etwas näher an 6 als an 4. Auf den Hinterflügeln entspringt Rippe 8 aus der Wurzel und zieht entfernt von der Subcostalen in die Flügelspitze, 3 und 4, 6 und 7 aus gleichem Punkt, 5 nicht schwächer, in der Mitte zwischen 4 und 6. Von den europäischen und nordamerikanischen Spanner-Gattungen stimmt keine mit der vorliegenden überein, auch in Herrich-Schäffer’s Synopsis (Eur. Schm. Bd. 6) kann ich keine hierher passende Gattung finden. 364. Pyrrhularia n. sp. Fühler weifsgelb, Scheitel weifs, Palpen, Brust und Unterseite des Hinterleibes, sowie die Beine mit Ausnahme der rötlichen Schenkel und Schienen, gelblich. Der übrige Körper sowie die zart beschuppten Flügel rötlich. Letztere mit zwei matt dunkeln Querstreifen, deren vorderer fast gerade, auf den Hinterflügeln der Wurzel sehr genähert ist. Der hintere steht nahe dem Saum, ist auf den Vorderflügeln vor dem Innenrand eingebogen, auf den Hinterflügeln auf Rippe 4 etwas vortretend, winklig gebrochen und fein gezackt. Mittelstreif aller Flügel dunkel. Vorderflügel mit roten Saumpunkten, Hinterflügel mit solcher Saumlinie. Franzen rötlichweifs. Unten die Vorderflügel lichter rötlich, der Innenrand und die Hinterflügel lichtstrohgelb. Mittelpunkt und hinterer Querstreif matt durchscheinend. 9,5 mm. — 1 $ Mus. Stdg. Racheospila Guen. 365. Goyfundaria n. sp. (659.) Fühler b ein gelb, weifs bestäubt. Palpen fleischrot. Stirn bei meinen beiden Stücken, vielleicht abgerieben, gelbbraun, Scheitel weifs. Halskragen und Thorax hellgrün, Hinterleib weifslich, auf dem 2 bis 6 Segment mit rotem Fleck. Vorder- und Mittelbeine rötlich, Hinterbeine grünlich. Flügel hellgrün, zart bestäubt, Saumlinie kirschrot, von den lichten Rippen durch- schnitten. Bei einem meiner beiden Exemplare ist im Innenwinkel die Saumlinie zu einem weifslich bestäubten Fleckchen erweitert. Franzen weifs, auf den Rippen rötlich ge- scheckt. Vorderrand der Vorderflügel fein ockergelb, das eine Stück führt auf denselben einen feinen dunkeln Mittelpunkt. Von Querstreifen ist keine Spur zu sehen. Unterseite weifsgrün, Saumlinie und Franzen wie oben. 18,10 mm. — 2 ?. Mit Ausnahme des ganz verschieden gefärbten Hinterleibes scheint diese Art der mir unbekannten Aygravaria Guen. sehr nahe zu stehen. 243 366. Anomalaria n. sp. (513.) Von allen mir bekannten grünen Spannern durch die eigentümliche Zeichnung der Vorderflügel sehr abweichend. Körper und Flügel apfelgrün. Der Leib meines einzigen Stückes ist leider verdorben und seine Farbe nicht mehr zu erkennen. Alle Flügel mit rötlichem Mittelpunkt. Auf den vorderen steht im Saumfeld zwischen Zelle 4 und dem Innenwinkel ein grofser rundlicher weifser, rostbraun umzogener und innen teilweis rötlich be- stäubter Fleck, in welchem die ihn durchschneidenden Rippen gleichfalls rötlich erscheinen. Die Hinterflügel führen in der Mitte des Innenrandes einen ebensolchen, aber nur halb so grofsen Fleck. Franzen gelblich, an den Spitzen weifs, in den Zellen rötlich gefleckt. Unterseite heller, zeichnungslos, die hellen Flecken kaum durchscheinend, Franzen wie oben. 10,7 mm. — 19. Eucrostis Hb. 367. Älbicosiaria H.S. 11. Gdl. 384. (289. -660.) Die mir vorliegenden Exemplare sind nicht wie Herrich-Schäffer angiebt von der Gröfse einer mittleren Indigenaria, sondern mit Ausnahme eines sehr kleinen d etwas gröfser als die Stücke dieser Art. Fühler beinfarben, oben weifs. Palpen beinfarben, weifs bestäubt. Stirn (abgerieben?) hellbraun, Scheitel weifs. Halskragen und Thorax apfelgrün, Hinterleib weifs, Beine weifslich. Flügel apfelgrün. Vorderrand der Vorderflügel, die beiden Querstreifen, deren vorderer drei Bogen saumwärts bildet und deren hinterer scharf gewellt ist, ein Mittelstrich aller Flügel und die ziemlich grofsen Saumflecken weifs. Franzen grün, an den Spitzen weifs. Unterseite weifsgrün, die Zeichnung kaum durchscheinend. 9,6 mm. — 3 Stücke. Cuba H.S. Gdl, Geoinetra L. 368. Attendaria n. sp. (457. 669.) Von der Gröfse der vorigen Art. Fühler gelblich, oben weifs. Palpen gelblich, rötlich angehaucht. Stirn gelbgrün, Scheitel weifs. Thorax apfelgrün, Hinterleib auf dem ersten Segment grün, übrigens weifslich, über den Rücken mit einer Reihe schneeweifser, rot ein- gefaßter Flecken, die roten Ränder derselben aufsen schmal grünlich oder gelb gesäumt. Brust und Beine weifs, Vorderschenkel und Schienen rötlich. Flügel apfelgriin, Vorderrand der vorderen fein weifs, Mittelpunkt fein, rotbraun. An Stelle des hinteren Querstreifes stehen feine weifse Punkte auf den Rippen, der vordere Quer- 244 streif fehlt. Saumlinie schwach gewellt, rot, auf den Rippen unterbrochen. Franzen weifs mit roter Teilungslinie. Unterseite weifsgrün, der Mittelpunkt matt. 9,6 mm. — 2 9. Von Croceofimbriafa H S, unterscheidet sich diese Art durch die weifsen Punkte der Vorderflügel, die gewellte Saumlinie und die Zeichnung des Hinterleibes, welche He r rieh - Schaffer nicht erwähnt. 369. Ocellata Stoll. t. 34. f. 9. Wik. 570. Stollaria Guen. 590. H.S. 13. Gdl. 384. (404.) Einige Exemplare. — Cuba H.S. Gdl. Surinam. Mecoceras Guen. 370. Nitocris Cr. 275. A. Hb. Exot. Wik. 22. 606. Nitocritaria Guen. 624. (146.) 1 9 — Cayenne, Brasilien, Para, Amazon Guen., Venezuela, Bogota, Ega, Honduras^ Santarem Wik. Columbien, Surinam. Nedusia Hb. 371. Excavata n. sp. (143.) Mit Mutilaria Hb. Ztg. f; 181. 182. verwandt. Sie unterscheidet sich von dieser Art durch stark ausgenagten Saum der Vorderflügel, kaum hellere Endhälfte des Saumfeldes der Hinterflügel, nicht rotgelben Streif derselben, verschieden geformten Bogenstreif der Vorder- flügel und geringere Gröfse. Fühler braungelb, Palpen bräunlich, Mittelglied an der Schneide fein weifs. Körper und Flügel aschgrau, Vorderflügel mit einem sehr feinen, den Innenrand nicht erreichenden ge- raden Querstreif und einem vom Vorderrand bis auf Rippe 4 schräg saumwärts ziehenden, etwas geschwungenen, einen Bogen wurzelwärts bildenden, gegen den Innenrand schwach saumwärts gerichteten braunen Querstreif. Hinterflügel mit einem braunen, aufsen fein weifs angelegten, auf Rippe 4 einen spitzen Winkel bildenden, in das letzte Drittel de& Innenrandes ziehenden Querstreif. Die Flügel aufserdem mit feinen, teilweis gewellten braunen Querlinien. Saum der Hinterflügel schmal heller oder dunkler braun. Saumlinie grau, Franzen dunkelbraun, auf den Vorderflügeln mit grauen Spitzen. Unterseite einfarbig heller grau, mit sparsam eingestreuten bräunlichen Querstrichen. 11—13,7—8 mm. — 2 Exemplare. — Surinam. Chrysocestis Hb. 372. Fimbriaria Cr. 348. C. ?Wlk. 620. Palyas Imperata Guen. 637. Guenee kannte diese Art nicht in Natur und beschreibt sie nur nach Cramer’s Abbildung. Walker beschreibt, wie mir scheint, eine andere Art als Fimbriaria, denn er i 245 erwähnt weder des gelb und golden gefärbten Vorderrandes der Vorderflügel noch stimmt seine Beschreibung des Flügelsaumes mit den mir vorliegenden Stücken. Da noch keine genaue Beschreibung dieser Art existiert, gebe ich eine solche. Fühlerschaft ockergelb, oben die einzelnen Glieder fein braun gestrichelt, Kammzähne des c? weifslich gelb. Palpen licht ockergelb, Spitze des Endgliedes schneeweifs. Kopf leb- haft ockergelb, die Stirn vorn und an den Seiten bis fast zur Mitte fein weifs gesäumt, in der Mitte durch einen weifsen Querstrich geteilt. Der übrige Körper schneeweifs, nur die Spitze des Hinterleibes gelblich. Beine innen gelblich, aufsen weifs. Flügel dünn beschuppt, weifs, stark irisierend. Vorderrand der Vorderflügel ockergelb, braun gefleckt, nach innen breit golden begrenzt. Saum aller Flügel schmal ockergelb, mit einem goldenen, auf den Rippen unterbrochenen, beiderseits dunkelbraun gerandeten Streif. Franzen goldgelb, mit weifsen Spitzen und einer auf den Vorderflügeln undeutlich dunkeln Teilungslinie. 10,7 mm. — Viele Exemplare von Portorico Mus. Stdg. Surinam Cr. Guen. Columbien (Puerto Cabello.j Sericoptera H.S. 373. Area Cr. 56. D., Gdl. 389. Wik. 10. (ürapteryx) Äreata Guen. 13. MaJiometaria H.S. Exot. f. 69. 70. Guen. 14. Wik. 13. (140.) Wie ich bereits in meinen Beiträgen zur Lepidopterenfauna von Surinam erwähnt habe, kommt diese Art sowohl rein weifs (Area Cr.) als auch mit mehr oder weniger vollkommen brauner Binde vor dem Saum der Vorderflügel (Mahometaria) vor. — Die beiden mir von Portorico vorliegenden Exemplare sind rein weifs. — Cuba H.S. Gdl. Surinam. Eiilepidotus H.S. Byssodes Guen. 374. Paradoxata Guen. 645. Wik. 618., Phryyionis Cultraria Hb. Ztg. 751. 752. "^Byssodes Cidtraria Guen 646., ?Wlk. 617. 1 Eulepidotus Cultraria H.S. 40. Gdl. 390. (483.) Die Art von Portorico, welche mir in vier als Cultraria bezettelten Exemplaren vorliegt, stimmt genau mit einem Stück in meiner Sammlung, dessen Vaterland mir unbekannt ist. Dafs Hübner’s Bild von Cultraria schlecht ist, sieht man auch ohne ein natürliches Exemplar mit demselben zu vergleichen. Herrich-Schäffer glaubt in dieser Abbildung eine schlechte Copie eines besseren in seinem Besitz befindlichen Bildes von Hübner zu erkennen, citiert aber trotzdem Hübner’s Abbildung in den Zuträgen nur mit einem Fragezeichen. Die Beschreibung Guenee’s von Paradoxata pafst sehr gut auf meine Art; zweifelhaft aber ist mir ob die Art, welche Herrich-Schäffer und Gun dl ach als Cultraria beschreiben, wirklich dieselbe ist, da ersterer sagt: „auf den Hinterflügeln stehen zimmtrote Dreiecke Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XV. 32 246 auf den silberblauen Qnerlinien der Zellen 1 b bis 4, oft auch orange Stellen in den folgenden Zellen." Diese Beschreibung stimmt mit meinen 5 Stücken von Paradoxata durchaus nicht. Auf der, nicht „den" wie H.S. schreibt, silbernen Querlinie stehen überhaupt keine Flecken, sondern auf dem Saum. In Zelle Ib und 2 zeigt keins meiner Exemplare einen Fleck, sondern der erste, ein kleiner Silberpunkt, welcher dunkel gerandet ist, steht in Zelle 2, dann folgt ein etwas gröfserer, ovaler, zimmtroter Fleck, welcher nach aufsen von einem Silbertropfen ausgefüllt ist. In Zelle 4 steht zuweilen ein rotes Fleckchen dicht am Saum und in Zelle 6 und 7 stehen zwei langgezogene rote Flecken. ? Cuba H.S. Gdl. Mein Sammlungsexemplar ist, wie bereits erwähnt, unbekannten Herkommens und Guen. führt bei seiner Paradoxata. Brasilien mit ? als Vaterland an. H.S. irrt, wenn er Politata Stoll und Cr. und Argentata Dr. für identisch mit Paradoxata Guen. hält. Politata Stoll ist allerdings synonym mit Argentata Dr. aber Politata Cr. ist eine sicher verschiedene Art und beide sind auch von Paradoxata Guen. verschieden. Da ich alle drei Arten besitze, gebe ich hier die Unterschiede an: I. Vorderfiügel im Saumfeld mit gelben und silbernen Längsstreifen gegen den Vorder- rand. Die innere gelbe Binde der Hinterflügel innen nur in Zelle 1 bis 3 durch Silhertropfen begrenzt; das Saumfeld derselben ockergelb, in demselben vom Vorderrand bis an Rippe 5 vor dem Saum ein Silberstreif, in Zelle 4 ein Silbertropfen. 375. Politata Cr. 276. F. Wik. 618. Mschl. Surin. 4. 405. 46. Politulata Guen. 647. Surinam. II. Vorderflügel im Saumfeld ohne gelbe oder silberne Längsstreifen. 1. Die gelbe Binde der Vorderflügel nach aufsen ganz gerade in den Vorderrand ziehend, auf den Hinterflügeln ganz gleichmäfsig hellgelb gefärbt, mit einer nur als feine schwarze Stäubchen erscheinenden Teilungslinie. 376. Argentata Dr. II. 25. PI. 14. f. 2. Guen. 648. Wik. 617. Mschl. Jamaic. 150. Politata Stoll PI. 31 f. 4. Jamaica Guen. Rio Janeiro, Portorico, Jamaica Wik. Jamaica. 2. Die gelbe Binde der Vorderflügel gegen den Vorrand stumpfwinklig gebogen, die der Hinterflügel in ihrer Aufsenhälfte dicht fein schwärzlich gestrichelt, durch in den Zellen stehende schwarze Querstrichelchen in ihrer ganzen Länge geteilt. Paradoxata Guen. Semiothisa Hb. 377. Enotata, Packd. 288. PI. 10. f. 15. Macaria Enotata Guen. 1006. Wik. 899. Aemulataria Wik. 884. Zell. Verb. Zool. Bot. Ges. Wien. 22. 487. (1872.) Sectomaculata Morr. Proc. Bost. Soc. Nat. Hist. 16. 198. (1874.) Gentrosignata H.S. 25. Gdl. 391. Phal. Notata Cr. 371. G. (113.) 247 Obgleich die nordamerikanische Form von der westindischen und südamerikanischen durch bleicheres Colorit und manche andere kleine Unterschiede recht verschieden erscheint, wird sie nach Packard’s Ansicht, welcher jedenfalls ein bedeutendes Material zur Ver- gleichung hatte, nicht von derselben zu trennen sein. Packard hat auch die Typen von Aemulataria Zell, und Sectomaculata Morr, in Händen gehabt und sagt, dafs dieselben eben- falls zu Enoiata gehören. Centrosignata H.S. scheint mir, nach der dürftigen Beschreibung, welche H.S. von seiner Art giebt, ebenfalls hierher zu gehören. Surinam Cr. Surinam, Cayenne, Brasilien, Amazone Guen. Santarem, New-York, Florida Wik. Texas Zell. Texas bis British Amerika Packd. Cuba H.S. Gdl. Surinam. 378. Cellulata H.S. 26. Gdl. 391. (679.) Obgleich nicht in jeder Beziehung genau mit der Beschreibung pafsend, scheint mir das einzige vorliegende 9 doch zu dieser Art zu gehören. Etwas kleiner als Enotata, Fühler und Palpen hellockergelb, letztere etwas rostfarben gemischt. Kopf ockergelb, Halskragen, Thorax und Hinterleib lehmgelb mit sparsam ein- gestreuten braunen Punkten. Beine ockergelb. Schienen und Tarsen der Vorderbeine bräun- lich, letztere gelb geringelt. Grundfarbe der Flügel lehmgelb, die Vorderflügel im Saumfeld längs des Saumes und von Rippe 4 bis zum Innenwinkel ganz rostgelb bis bräunlich, über die ganze Fläche sind braune Pünktchen verstreut. Die Einbuchtung des Saumes nicht dunkler. Der vordere Quer- streif und der Mittelstreif fein bräunlich, fast gerade, am Vorderrand stumpfwinklig nach innen gebogen. Der hintere Querstreif geschlängelt, am Vorderrand ebenfalls gebogen, fein braun, aufsen lichter begrenzt. Der dunkle Schattenstreif im Saumfeld etwas mehr nach aufsen gestellt und dadurch am Innenrand viel weiter vom Querstreif als vom Vorderrand entfernt. Auf den Hinterflügeln fehlt der vordere Querstreif und der Schattenstreif ist braun angedeutet und viel schmäler wie auf den Vorderflügeln. Das Saumfeld schwach rostgelb an- geflogen. Saumlinie rostbraun, Franzen heller wie die Grundfarbe der Flügel. Unten lebhafter gefärbt, die braunen Sprenkel schärfer und dichter. Die Streifen wie oben, der rostbraune Schattenstreif scharf, dick, auf den Vorderflügeln breiter, gerade, vor dem Vorderrand, welchen er nicht ganz erreicht, schwach gebogen, nach aufsen durch den Saum berührende Bestäubung begrenzt. Der Ausschnitt ist von einem rostbraunen Fleck begrenzt. Auf den Hinterflügeln ist der Schattenstreif schmäler und etwas geschlängelt, das Saumfeld höher gefärbt und dichter gesprenkelt. Vorderflügel mit kurzem rostbraunem Mittel- strich, Hinterflügel mit schwarzem Punkt. Saumlinie und Franzen wie oben. — Cuba, H.S. Gdl. 32* 248 379. Bisignata n. sp. Etwas gröfser und breitflügliger wie Infimata. Fühler bräunlich, Palpen bräunlichgrau an der Schneide gelblich. Kopf rostbraun, Halskragen hellgelb rostfarben gemischt. Thora.x; und Hinterleib weifslichgrau, letzterer dicht mit braunen Pünktchen bestreut und mit 2 Längs- reihen brauner Fleckchen. Unterseite desselben und Brust lichter. Vorderflügelspitze nur schwach vorgezogen, Saum der Hinterflügel auf Rippe 4 in eine deutliche Spitze vorgezogen, Grundfarbe der Flügel ein gelblich angehauchtes Weifs, die ganze Flügelfläche ist, im Wurzelfeld sehr dicht und die Grundfarbe fast verdrängend, licht bräunlichgrau quergestrichelt, ebenso sind die Querstreifen gefärbt. Der vordere ist sehr undeutlich und fehlt auf den Hinterflügeln. Dann zieht ein demselben näher als dem hinteren Querstreif stehender, breiterer Mittelstreif, welcher durch alle Flügel zieht und am Vorderrand der vordem einen stumpfen Winkel bildet. Der hintere Querstreif ist fein, auf den Hinter- flügeln etwas breiter und führt auf den Rippen feine dunkelbraune Punkte. Dicht hinter demselben zieht ein breiterer Streif parallel mit ihm, w'elcher aber nur auf den Hinterflügeln und bis zu Rippe 3 der Vorderflügel deutlich ist. Im Saumfeld zieht ein ebenfalls nur auf den Hinterflügeln und am Innenrand der Vorderflügel deutlicher noch breiterer Streif, wo derselbe am Vorderrand der Vorderflügel entspringt, stehen 2 braune Flecken übereinander. Der Mittelpunkt ist nur auf den Hinterflügeln sehr fein braun angedeutet. Vorderrand der Vorderflügel dunkelbraun, gelb gefleckt, Saumlinie fein braun, ebenso die Saumpunkte. Franzen weifsgelb. Unterseite, besonders der Vorderflügel gelblich, die braunen Querstrichchen schärfer wie oben, die Querstreifen deutlicher, am Vorderrand fliefsen die beiden Flecken der Oberseite zu einem gröfseren dreieckigen, am Vorderrand gelblich gemischten Fleck zusammen. Saum- linie wie oben, Saumpunkte fehlen. 12,7 mm. — 1 c? Mus. Stdg. 380. Infimata Guen. 1041. Wik. 907. (356. 374.) Etwas kleiner als die vorige Art, Saum der Vorderflügel nicht ausgenagt, sondern nur unterhalb der scharf vortretenden Spitze etwas eingezogen. Fühler braun, Palpen weifsgelb, rostgelblich gemischt, Kopf und Halskragen goldgelb. Thorax und Hinterleib graulichgelb mit braunen Punkten bestreut. Beine ockergelb. . Grundfarbe der Flügel bleicher gelb wie bei den vorigen Arten, fast weifsgelb. Der vordere Querstreif nur durch drei, auf den Hauptrippen stehende braune Punkte angedeutet. Der Mittelstreif fehlt, dafür ein verloschen bräunliches Strichelchen auf dem Schlufs der Mittelzelle. Der hintere Querstreif oben auch nur durch auf den Rippen stehende dunkelbraune 249 Punkte bezeichnet, dicht hinter denselben eine gerade mittelbreite, in Zelle 5 unterbrochene bräunlich graue Binde, in welcher fleckartige dunkelbraune Beschuppung ist. Diese Punkt- reihe und Binde ist auch auf den Hinterflügeln deutlich ; aufserdem haben dieselben noch einen braunen Mittelpunkt. Saumpunkte aller Flügel dunkelbraun, Saumlinie gelblich, Franzen weifsgelb, an der Wurzel gelblich, auf den Vorderflügeln dunkler. Unten der Vorderrand der Vorderflügel fein ockergelb, die Punkte des hinteren Querstreifs zuweilen zusammengeflossen, die Binde vollständig rostgelb bis braun. Auf den Vorderflügeln zwischen derselben und dem Saum in Zelle 5 rostgelbe Bestäubung. Alle Flügel mit braunem Alittelstrich und Punkt. Saumpunkte schärfer wie oben, Saumlinie und Franzen wie oben. Ein übrigens nicht abweichendes kleines 9 führt einen ziemlich breiten, geraden, bräun- lichen vorderen Querstreif auf beiden Seiten der Vorderflügel. 10 — 12,6 — 7 mm. — S 9. Cayenne Guen. Brasilien Wik. Pero H.S. 381. Rectisectaria H.S. Exot. f. 325. (1855.) Azelina Rectisectaria Guen. 244. (1857.) Wik. 190. ? Zalissaria Wik. 187. (31. 208. 209. 409. 410. 563. 688.) Obgleich die mir vorliegenden Exemplare P. Gurvistrigaria bezettelt sind, so ist doch kein Zweifel, dafs sie sämmtlich zu Rectisectaria gehören, welche Art die cubanische Gurvi- strigaria auf Portorico zu vertreten scheint. Zwei mir vorliegende 9 stammen auf das Genaueste mit der Abbildung von Rectifasciaria überein und aufserdem pafst die Beschreibung von Gurvistrigaria gar nicht zu meinen Exemplaren. Diese Art variiert aufserordentlich und unter den 13 mir vorliegenden Stücken, von denen 11 9 sind, finden sich mindestens 8 Varietäten, welche man, wenn man sie einzeln vor sich hat, leicht für eben so viele verschiedene Arten halten könnte. Das Variieren beschränkt sich auch nicht auf Färbung oder Zeichnung, sondern findet auch in Bezug auf die Gestalt des Vorderflügelsaums statt. Derselbe ist mehr oder weniger bauchig, bei dem $ mehr als bei dem 9, die Flügelspitze und der Zahn auf Rippe 6 ändert in der Schärfe und Länge nicht unbedeutend ab und demzufolge erscheint auch die Ausnagung zwischen beiden und auf Rippe 5 bald tief, bald ganz seicht. Die Grundfarbe der Vorderflügel zieht von einem lebhaften Ockergelb, durch Bräunlichgrau (cJ) bis ins Rot- braune, der hintere Querstreif ist zuweilen kaum gebogen, zuweilen mit 2 Ausbuchtungen nach aufsen, oder auch mit einem gerundeten Zahn in Zelle Ib. Der vordere Querstreif fehlt entweder ganz, oder ist am Vorderrand nur durch einen kurzen Schrägstreif angedeutet, oder aber er ist vollkommen und bildet drei Bogen saumwärts. Von Hübneraria Pack, unter- scheidet sich Rectisectaria aufser durch den verschieden gestalteten Saum der Vorderflügel 250 auch dadurch, dafs der hintere Querstreif nie eine so tiefe Einbuchtung zeigt und nicht so steil zum Vorderrande zieht, aufserdem ist der verloschene Querstreif der Hinterflügel ganz verschieden gestellt und der S von Rectisectaria hat stark gekämmte Fühler. Die typische Zeichnung ist ein schräg gestellter kurzer Vorderrandsstreif, aus welchem der vordere Querstreif entspringt, ein meist nur schwach gebogener hinterer Querstreif, welcher von Va des Vorderrandes zu Vs des Inuenrandes zieht. Zwei schwarze Saumpunkte unter der Flügelspitze. Auf den Hinterflügeln zieht ein schwach gebogener, meist nur am Innen- rand deutlicher, brauner, saumwärts weifs angelegter Querstreif von Vs des Vorder- zu ^/s des Innenrandes. Saumpunkte selten vollständig. Unten auf allen Flügeln der hintere Querstreif verloschen angegeben, Hinterflügel mit einem schwärzlich grauen, weifs gekernten Mittelfleck. Folgende Varietäten Anden sich unter meinen Exemplaren : a. Vorderflügel ockergelb, der vordere Querstreif nur am Vorderrand sichtbar, wie der hintere braun, aufsen sehr fein weifslich begrenzt. 9. b. Trübockergelb, die Querstreifen braun, der vordere deutliche Bogen bildend, der hintere innen bindenartig braun begrenzt. 9. c. Mittelfeld gelb, rotgelb bestäubt, Wurzel und Saumfeld hellveilgelb, rotgelb gemischt, die Querstreifen braun, der vordere sehr starke Bogen bildend, der hintere ziemlich stark geschwungen. d. Hellbraun, der hintere Querstreif dunkelbraun, nach innen schmäler braun, nach aufsen fein rosenrot begrenzt. 9. e. Graubraun, der Querstreif braun, nach innen mittelbreit braun, nach aufsen durch eine weifse, hin und wieder braun gesprenkelte, am Innenrand viel breitere Binde begrenzt. 9. f. Veilbraun, Querstreif dunkelbraun, nach innen breit saftbraun, aufsen fein grau begrenzt. Typische Form mit H.S.’s Bilder übereinstimmend. 1 9- g. Ebenso, aber der Querstreif erst schwärzlich, dann von Rippe 3 bis zum Innenrand weifs, schwarzbraun gemischt begrenzt. 9. h. Graubraun, die Querstreifen braun, aufsen fein weifs, innen kaum dunkler begrenzt, c?. i. Gelbbraun, der vordere Querstreif deutlich hellgrau, der hintere geschwungen, braun, nach aufsen fein weifs gerandet ‘Und von einem weifsgrauen, am Innenwinkel am breitesten, fast das ganze Saumfeld ausfüllenden Bande begrenzt. 9. Unten sind die Vorderflügel licht veilgrau bis braungrau, der Saum mit Ausnahme der Flügelspitze rostgelb, vor dieser Färbung ziuveilen ein weifsliches Band. Hinterflügel rötlich- 251 braun oder graugelb. Kopf, Thorax und Hinterleib sind stets den Vorderflügeln gleicbgefärbt. 14 — 17,8— 10 mm. — Brasilien Guen.; H.S. giebt zu seinem Bilde kein Vaterland an. Die stark gekämmten Fühler des S scheinen diese Art in die Nähe der mir fremden Campinarta H.S., PoapMlaria Guen., Rapinaria Guen. und Gonopteraria Guen. zu stellen, welche, w^enn man die Fühlerbildung des c? als Trennungsgrund will gelten lassen, vielleicht eine eigne Gattung bilden. Hulst, Entomologica Americana 3. (1887) 113 vermutet, dafs Zalissaria Wik. zu Rectisectaria gehört, in welchem Fall diese Art auch in Florida vorkäme. Microgonia H.S. 382. Dositheata Guen. 33. Wik. 33. (Sabiilodes) H.S. 31. Gdl. 394. Sabulodes Ärenulata Snell. Tijds. 17. 1874. 5. PL 1 f. 1. (149.) Meine von Sn eilen selbst bestimmten Exemplare von Ärenulata von Jamaica stimmen vollständig mit 4 als Dositheata bezettelten Stücken der Krug’schen Sammlung überein, auch Abbildung und Beschreibung bei Sn eilen widersprechen dem nicht. Wenn Guenee nur von zwei Querstreifen spricht, während Snellen deren drei erwähnt, so ist dies von keinem Belang, denn ein d meiner Sammlung zeigt deren allerdings nur zwei, indem der vordere Querstreif demselben fehlt. Ein 2 führt auf der Mitte des Innenrandes der Vorder- flügel wo die beiden letzten Querstreifen zusammentreifen, einen schwarzen Fleck. Cuba H.S. Gdl. Brasilien Guen. Bogota Snell. Jamaica. — Da H.S. seine Gattung Micro- gonia bereits in seiner Synopsis der Geometrinengattungen Schm. Eur. 6. 108. no. 59. 121. Anmerk. 58. (1843—1856.) aufstellt, so hat dieser Name entschieden die Priorität vor dem erst 1857 von Guenee publicierten Namen Sabulodes, wenn nicht, was mir unbekannt, der betreffende Band von Herrich-Schäffer’s W^erk in seiner Publikation eine Verspätung erlitten haben sollte.*) Urapteryx Leach. 383. Politia Cr. 140. E. Wik. 7. Politata F. Spec. Ins. 2. 253. 64. Politiata Guen. 2. H.S. 60. Gdl. 394. (687.) Ein Paar, welches mit der folgenden Art vermengt war. — Cayenne, Brasilien Guen. Cuba H.S. Gdl. Surinam Cr. St. Domingo, Jamaica, Westküste von Amerika, Quito, Mexico Wik. Surinam, Jamaica. 384. Complicata Guen. 3. PI. 6. f. 9. Wik. 7. (104.) Diese Art unterscheidet sich selbst in schwach gezeichneten Stücken, (Guenee’s Bild *) Bd. 6. ist 1856 also vor Guenee Ur. & Phal. I. (1857.) erschienen. Die Gattung Microgonia steht bereits Exot. Schm, im Hefte (Serie I. Livr. 13 — 17.), welches 1855 herausgegeben wurde bei den Fig. 348, 368 u. 369. S. 252 ist viel zu grell coloriert) leicht von der vorigen durch das Fehlen des braunen Innenrands- fleckes und durch einen kleinen runden braunen Fleck an der Basis des Schwänzchens. Guenee scheint sehr kleine Exemplare vor sich gehabt zu haben, er könnte sonst nicht sagen: „Plus petite, 40 mm.“ Die Gröfse von Politiata giebt er zu 45mm. an. Allerdings ändert diese Art viel bedeutender in der Gröfse als die vorige ab, mein kleinstes Stück hält 41 mm. mein gröfstes 51 mm. Flügelspannung, ist also noch etwas gröfser als die gewöhnlichen Exemplare von Politia. In der Stärke der Zeichnung ändern die mir vorliegenden 10 Stücke nicht unwesentlich ab, bei manchen derselben ist dieselbe ganz ver- loschen, meist sind dies c?. Haiti Guen. H.S. und Gdl. erwähnen diese Art nicht. Jamaica 1 Möschleria n. g. *) (Saalmüller.) Die Stellung dieser Gattung ist mir etwas zweifelhaft, da ich das einzige mir vorliegende männliche Exemplar aus St au ding er ’s Sammlung nicht so abschuppen kann, wie es zum Erkennen der Vorderflügelrippen erforderlich wäre. Die Gestalt der Fühler verweist diese Gattung in die Nähe von Ematurga Led. Der Flügelschnitt dagegen hat die meiste Ähnlich- keit mit Drepanodes Guen. und die ziemlich langgestielten Rippen 3 und 4 erinnern an Eucrostis Hb. $ Fühler mit langen rutenartigen Kämmen, welche die Fühlerspitze nicht erreichen und weitläuflger wie bei Ematurga Hb. Athroolopha Led. und Eurranthis Hb. stehen. Die Palpen sind bei dem vorliegenden Stück schwer zu erkennen, sie scheinen klein und zottig behaart zu sein. Zunge fehlt. Kopf wollig behaart, Körper schlank, der Hinterleib kürzer als die Hinterflügel wie der Thorax dicht und weich behaart. Beine kurz, dünn und kurz behaart. Hinterschienen nur mit kurzen Endspornen, Vorderschienen unbewehrt. Vorderflügel mit stark gebogenem Vorderrand und stumpf vorgezogener Spitze, Saum unter derselben etwas eingezogen, so dafs er mäfsig geschwungen erscheint, Innenwinkel ab- gestumpft. Hinterflügel breit mit geradem Vorderrand, abgerundeter Spitze und gleichmäfsig bauchigem Saum, Afterwinkel gerundet. Der Rippen verlauf, soweit sich derselbe ohne Abschuppung erkennen läfst, ist folgender : Vorderflügel ohne Anhangzelle, Rippe 2 vor der Subdorsalen entspringend, 3 und 4 aus gleichem Punkt, 5 näher an 4 als an 6, 6 und 7 aus gleichem Punkt, aus 7: 8 und 9, ob *) Diese Gattung fand siet am Schlüsse des Manuskriptes ohne Namen vor. Ob sie ihren richtigen Platz erhalten hat, konnte wegen Mangel des Spanners nicht festgestellt werden. Zur Erinnerung an den verstorbenen Autor soll sie dessen Namen führen. S. 253 10 fehlt, ist nicht zu erkennen. Auf den Hinterflügeln entspringt die Vorderrandsrippe aus ' der Wurzel, Rippe 3 und 4, 6 und 7 deutlich gestielt, 5 nicht schwächer aus der Mitte der Mittelzelle. 385. Huhtii n. sp. Fühlerschaft bräunlichgelb, von Vs seiner Länge an weifsgeib gefleckt. Kammzähne schwarzbraun, Kopf, Halskragen, Thorax und Oberseite des Hinterleibes rostbraun. Unter- seite weifsgelb. Beine rostfarben, das Ende der Schienen, sowie die ganze Unterseite weifs- gelb, Tarsen gelblich gelingt. Vorderflügel licht rostbraun, Hinterflügel lebhaft ockergelb, ohne alle Zeichnung, unten die Vorderflügel am Vorderrand und in der Spitze rostfarben, übrigens den Hinterflügeln gleich gefärbt. 9,6 mm. 1 S Mus. Stdg. Nach Herrn Geo. Hu Ist in Brooklyn, dem kenntnifsreichen Bearbeiter der nordameri- kanischen Spanner, benannt. Drepariodes Guen. 386. Ephyrata Guen. 83. Wik. 76. H.S. 34. Gdl. 396. Äbsconditata Wik. 1488. (112. 128. 144. 694.) Ich würde kaum über diese Art ins Klare gekommen sein, wenn Guenee nicht aus- drücklich sagte: „Ses antennes pectinees empechent d’ailleurs de la confondre avec aucune autre“ auch der, allerdings nicht immer gleichgefärbte Mittelpunkt der Vorderflügel und die Angabe der Gröfse helfen zur Erkennung dieser sehr variierenden Art, von welcher Guenee nur ein einzelnes, noch dazu einer Varietät angehörendes männliches Exemplar vor sich hatte. Ob H.S. diese Art als Ephyrata auflührt, weifs ich nicht ganz gewifs, glaube es aber, Gdl. kann sie aber wohl kaum als Ephyrata beschrieben haben, denn er giebt die Gröfse seiner Art auf 33 — 40 mm. an, während sie nur etwa 25 — 27 mm. ist, auch pafst seine Beschreibung nicht zu meinen 16 Stücken, nach welchen ich hier eine möglichst detaillirte Beschreibung gebe. Fühler des S gekämmt, Palpen, Kopf, Halskragen und Oberseite des Hinterleibes ocker- gelb, Unterseite, Brust und Beine bleicher. Vorderflügel mit weniger sichelförmiger, bei einem d fast gerundeter Spitze, Grund- farbe aller Flügel ockergelb mit sparsam eingestreuten braunen Pünktchen, das Saumfeld zuweilen rötlich angehaucht. Der vordere Querstreif der Vorderflügel fehlt oft, wenn der- selbe deutlich ist, bildet er einen gröfseren und einen kleineren Bogen gegen den Saum und ist gelb- oder rötlichbraun gefärbt. Der hintere Querstreif bildet gegen den Vorderrand einen spitzen Winkel und läuft ungezähnt schräg hinter der Mitte in den Innenrand, er ist braun, Abhancll. d. Scuckenb. uaturf Ges lld. 3«^. V * 33 254 nach aufsen mehr oder weniger fein weifs oder rötlich begrenzt. Er setzt sich auf den Hinter- flügeln als gerader, den Vorderrand nicht berührender Streif fort. Mittelpunkt der Vorder- flügel fein schwarz, meist weifs gekernt, zuweilen ganz dunkel oder auch ganz fehlend. Hinterflügel zuweilen mit schwarzem Mittelpunkt. Saumlinie rost- bis dunkelbraun, gegen die Spitze der Vorderflügel etwas dunkler. Franzen rostbraun mit weifsen Spitzen. Unterseite im Saumfeld, besonders der Vorderflügel rostfarben, der vordere Querstrich fehlend, der hintere meist deutlich, Mittelpunkt, wenn vorhanden, schwarz. Franzen wie oben. vor. a. Der gewöhnlichen Form gleich, aber im Saumfeld der Vorderflügel steht nahe dem Innenwinkel ein schwarzer Fleck. var. h. Lebhafter ockergelb, der hintere Querstreif sehr matt, deutlich weifs gesäumt, der vordere verloschen. Mittelpunkt weifs, nicht dunkel gerundet; die dunkeln Pünktchen fehlen gänzlich. Unten der Saum nur schwach rostfarben angeflogen, die Querstreifen kaum angedeutet. var. c. Bleicher ockergelb, etwas ins Rötlichgraue ziehend, der vordere Querstreif deut- lich graubraun, zuweilen nach aufsen gegen den Innenwinkel breit dunkel veilgrau angelegt. Das Saumfeld veilgrau bestäubt, der hintere Querstreif graubraun. Mittelpunkt sehr un- deutlich. Saumfeld unten veilgrau, der hintere Querstreif zuweilen fehlend. var. d. Lebhaft ockergelb, fast goldgelb. Der vordere Querstreif breit veilbraun, der hintere ebenso, gegen den Innenwinkel der Vorderflügel fleckartig veilbraun begrenzt. Mittel- punkt fein schwarz. Unten das Saumfeld rostfarben, der hintere Querstreif verloschen. var. e. Rostgelb bis hellrostbraun, der vordere Querstreif sehr breit veilbraun, der hintere dunkelrotbraun, veilgrau begrenzt, Saumfeld veilbraun, Mittelpunkt fein schwarz, zu- weilen fehlend. Unterseite rostgelb, scharf schwarz gesprenkelt, der hintere Querstreif zu- weilen fehlend. Saumfeld rotbraun. var. f. Gelbbraun, Saumfeld licht veilbraun, vorderer Querstreif fehlend, hinterer fein rotbraun, aufsen weifslich begrenzt. Mittelpunkt weifs, fein schwarz umzogen. Unten lichter, zuweilen scharf dunkel gesprenkelt, Saumfeld veilrot, hinterer Querstreif, wenn sichtbar, weifslich. aber. Wurzel und Mittelfeld licht ockergelb, Querstreifen und Mittelpunkt fehlend. Unten licht ockergelb, Saumfeld licht rostgelb. Da Walker bei seiner Absconditata die gekämmten Fühler des den gelben Kopf, den weifsen Mittelpunkt der Vorderflügel und die Aehnlichkeit mit Arten der Gattung Ephyra hervorhebt, ist wohl kein Zweifel, dafs diese Art hierher gehört. Cuba H.S. Gdl. Guadeloupe Guen. St. Domingo Wik. 255 387. Infensata Guen. 82. Wik. 20. 76. (692.) Es liegen mir 7 Exemplare, teilweis von Columbien, vor, nach welchen ich eine genaue Beschreibung gebe, da Guenee diese Art nach einem einzelnen Mann ungenügend beschrieb. Die Arten dieser Gattung sind alle mehr oder weniger zum Variieren geneigt und da Guenee von seinen 16 neu aufgestellten Arten 13 nur in einzelnen Exemplaren vor sich hatte, so ist zu besorgen, dafs wohl einige derselben mit anderen zusammenfallen dürften. Infeiusata ist bedeutend gröfser wie die beiden andern hier aufgführten Arten und ihre Vordertlügel haben eine scharf hakenförmig gebogene Spitze; der Saum dagegen ist weniger bauchig als bei jenen beiden Arten. Fühler braungelb, beim i schwach gewimpert, die Geifsel wenigstens bis zur Mitte weifs- lich bestäubt. Palpen rostgelb, der Vorderrand des Scheitels zwischen den Fühlern sehr fein weifslich. Kopf und Thorax ockergelb bis rötlichgrau. Hinterleib oben grau- bis rotgelb, unten weifslich, ebenso die Brust. Beine gelblich bis licht rötlichgrau, zuweilen bräunlich bestäubt. Die Grundfarbe der Flügel ist ockergelb bis rostgelb, zuweilen teilweis veilgrau ge- mischt, mit feinen schwarzen Querstrichelchen. Der vordere Querstreif fehlt zuweilen ganz oder ist nur verloschen angedeutet, wenn deutlich, so ist er sehr fein braun, nach aufsen rostgelb gesäumt und bildet drei Bogen. Der hintere Querstreif ist sehr schwach gebogen und bildet gegen den Vorderrand einen spitzen Winkel, er setzt sich durch die Hinterüügel fort. Seine Farbe ist rotbraun bis dunkelbraun, in letzterem Falle wurzelwärts meist rot- gelb, saumwärts fein weifslich oder veilgrau gesäumt. Der Mittelpunkt aller Flügel ist fein schwarz. Im Mittelfeld zieht hinter dem Punkt eine mehr oder weniger deutliche, vertrieben braungraue Schattenbinde vom Vorderrand bis gegen die Flügelmitte und zuweilen steht im Saumfeld gegen den Innenwinkel solche Üeckartige Bestäubung. Manche Stücke zeigen am vordem Querstreif wurzel- und am hintern saumwärts feine weifse Punkte auf den Rippen und einige weifse Stäubchen in der Flügelspitze. Saumlinie rostbraun, Franzen weifs, in der Vordertlügelspitze grau oder schwarz. Unten sind die dunkeln Querstriche schärfer, das Saumfeld färbt sich lebhafter rostgelb, der vordere Querstreif fehlt, der hintere ist auf den Vorderllügeln entweder grau, aufsen weifs, oder nur weifs und auf den Rippen kurze Strichchen bildend ; auf den Hintertlügeln fehlt er entweder ganz oder ist nur verloschen weifslich. Der Saum der Hinterliügel ist bisweilen veilgrau bestäubt. Mittelpunkt aller Flügel schwarz. Bei einem $ ist der vordere Querstreif wurzelwärts von einer breiten braungrauen Binde 33* 256 begrenzt, die Mittelbinde ist sehr breit und dunkel, im Saumfeld aller Flügel steht nahe dem Innenwinkel ein grofser, vertriehener, graubrauner Fleck. 14 — 18,8 — 10 mm. 1 d 6 9 — Brasilien Guen. Columbien. Syngria Guen. Die Arten dieser Gattung haben keine Anhangzelle, Rippe 5 entspringt auf den Vorder- flügeln dicht an 6, aus welcher 7 kommt, 8 und 10 weit von einander entfernt aus den Subcostalen, 9 aus kurz vor deren Ende und in den Yorderrand ziehend. Auf den Hinterflügeln entspringt 8 frei aus der Wurzel, 5 aus der Mitte der Querrippe, 3 und 4, 5 und 6 aus gleichem Punkt. 388. Reticularia 11. sp. (340.) Körper graubraun. Yorderflügel rindenbraun, mit hauptsächlich am Yorderrand und Saum hervortreteuden weifslichen Querstrichchen. Rippen und Querstreifen weifsgelb. Der vordere bildet einen auf der Subdorsalen weit vortretenden spitz zulaufenden Bogen. Der hintere ist ziemlich stark geschwungen. Auf den entgegengesetzten Seiten sind diese Streifen fein dunkelbraun gesäumt. lu der Flügelmitte steht ein grofser rundlicher, vertriebener, dunkel- brauner Schattenfleck. Flügelspitze dunkelbraun, unter derselben am Saum rostbraune Em- mischung. Saumlinie gelb, Franzen rostbraun. Hinterflügel graugelb mit schwach geschwun- genem, lehmgelbem, innen dunkelbraun gesäumtem Querstreif in der Mitte, aufsen ist derselbe, gegen den Innenrand schärfer, dunkelbraun bis schwärzlich begrenzt. Die Subdorsale und die aus ihr entspringenden Rippen weifsgelb. Saumfeld weifslich quergestrichelt. Saumlinie und Franzen wie auf den Vorderflügeln. Unterseite licht gelbgrau, Vorderrand und Saum ockergelb, braun quergestrichelt, Saumlinie und Franzen wie oben. 14,7 mm. — 1 3 9. 389. Ramosaria 11. sp. (843.) Fühler, Palpen, Kopf, Halskragen, Thorax, Hinterleib, Brust und Beine bleich strohgelb. Spitze der Palpen äufserst fein schwärzlich. Spitze der Yorderflügel des 9 etwas stärker hakenförmig gebogen als bei der vorigen Art. Flügel bleich strohgelb, zuweilen im Saumfeld fleischrötlich angehaucht, mit braunen, sparsam eingestreuten Querstrichchen, welche sich im Saumfeld gegen den Afterwinkel ver- dichten. Beide Querstreifen der Yorderflügel breit, der erste bräunlich grau, drei Bogen bildend, der zweite aufsen braungrau, innen licht rostgelb, gegen den Vorderrand spitzwinklig gebogen, gezackt, auf den Hinterflügeln nur als sehr verloschener Bogenstreif sichtbar. 257 Mittelschatten aller Flügel ganz undeutlich, rostgelb. Mittelpunkt sehr fein schwarz. Franzen etwas lebhafter wie die Grundfarbe. Unten das Saumfeld aller und ein Teil des Mittelfeldes der Vorderflügel lebhaft rost- gelb, dunkel quergestrichelt, der hintere Querstreif auf den Vorderflügeln von Rippe 7 gerade bis zur Innenrandsrippe ziehend, auf den Hinterflügeln gebogen und verloschen. Franzen und Mittelpunkt wie oben. 14,8 mm. — 2 9 — Cuba H.S. Gdl. Ich glaubte erst in dieser Art TesseUaria Wik. 20. 71. von St. Domingo zu erkennen, sie kann aber nicht diese Art sein, da eine an Kirby gesandte colorierte Abbildung von Ramosaria von ihm nicht bestimmt werden konnte, TesseUaria sich nach Walker aber im British Museum befindet. Oxydia Guen. 390. Vesulia Cr. 240. B. C. VesuUata Guen. 70. Wik. 53. 1481. Agliata Guen. 74. Wik. 54., -i-agliata H.S. 37. Quadriagliata Gdl. 397. (117.) Entgegen H.S. und anderen Autoren ist mir die Verschiedenheit von Vesulia Cr. und Agliata Guen. mehr als zweifelhaft. Dafs die mir vorliegenden zahlreichen Exemplare die gleiche Art sind, welche H.S. als Agliata Guen. von Cuba aufiührt, unterliegt keinem Zweifel aber so sehr deren Exemplare auch untereinander abweichen, so haben sie doch alle den weifsen Scheitel und die weifse Wurzel der Fühler gemein, welche Guenee ausdrücklich bei Vesulia anführt und die auch meine Stücke dieser Art von Jamaica und Surinam zeigen. In allem Übrigen variiert die Art in einer merkwürdigen Weise, so dafs fast nicht ein Stück dem andern gleicht. Weder Gröfse noch Schnitt der Vorderflügel sind constant, während manche Stücke eine weit vorgezogene Flügelspitze zeigen, tritt dieselbe bei anderen kaum vor. Die Grundfarbe variiert von Strohgelb bis Rostbraun, bald fehlt der dunkle Fleck vor dem Vorderrand der Hinterflügel, bald ist er scharf angegeben. Ich gebe hier eine kurze Charakteristik der mir vorliegenden Varietäten, welche sich unter 15 Exemplaren finden. a. Bleichstrohgelb, bis zur Flügelmitte dicht braun gesprenkelt, in Zelle 2 der Vorder- flügel ein brauner Fleck, Saumfeld durch rostgelbe gezackte Zeichnung begrenzt, in demselben auf manchen Rippen schwarze Punkte. b. Strohgelb, durchaus rostbraun gemischt, vorderer Querstreif fehlend, hinterer braun, Hinterflügel mit grofsem schwarzem Fleck am Vorderrand. c. Strohgelb, Vorderflügel bis hinter die Mitte gröfstenteils dunkelbraun, hinterer Querstreif verloschen weifs, aufsen braun gesäumt. Hinterflügel hinter der Mitte mit 258 graubraunen Querstreifen und einem solchen Zackenstreif vor dem Saum, VorderrandsÜeck deutlich. d. Weifsgelb, lein schwarz punktiert, hinterer Querstreif braun, Vorderllügel mit zwei graubräunlichen Wellenbinden, alle Flügel im Saumfeld veilgrau gewölbt, Yorderrandslleck der Hinterflügel deutlich. e. Ockergelb, Wurzelfeld der Vorder- Saumfeld aller Flügel veilgrau, letzteres gelb ge- mischt. Der hintere Querstreif weifs, innen braun gerandet. Vorderrandsfleck der Hinter- flügel mehr oder weniger deutlich. f. Licht ockergelb, bräunlichgelb gemischt, hinterer Querstreif weifslich, innen braun gerandet. Kein schwarzer Fleck am Vorderrand der Hinterflügel. g. Wie f, aber der Querstreif auf den Vorderflügeln ganz verloschen, der Vorderrands- fleck stark. h. Wie e, aber das Mittelfeld der Vorderflügel bräunlichgelb, ebenso das Wurzelfeld der Hinterflügel am Vorderrand, der Fleck deutlich. i. Bräunlichgelb, stark schwarzbraun gesprenkelt. Querstreif stark dunkelbraun, wenig oder gar nicht weifslich gerandet. Vorderrandsfleck der Hinterflügel mehr oder weniger deutlich. k. Eostbraun, Vorderflügel in der Mitte dunkler braun gewölbt, Querstreif deutlich, Vorderrandsfleck stark. Die Gröfse ändert von 27 — 39,15 — 17 mm. — Raupe auf Cassia und anderen Rubiaceen. Cuba H.S. Gdl. Surinam, Cayenne, Brasilien Guen. St. Domingo, Jamaica, Venezuela Wik. Surinam, Jamaica. Durch einen Zufall ist bei H.S. vor das Wort Agliata die Zahl 4 gekommen und Gdh hat, da er Gu ende ’s Werk nicht vergleichen konnte, sondern dessen Citate H.S. nachschrieb, bona fide ,,Quadriagliata“ gemacht. Acroleuca H.S. Syrrhodia Hb. 391. Decrepitaria Hb. Ztg. f. 371. 372. H.S. 38. Gdl. 398. Aspilates Decrepitaria Guen. 1218. Wik. 1069. Hyperythra Vesaliata Guen. 155. Wik. 125. (103.) Der $ dieser Art kommt in zwei verschiedenen Formen vor und daher kommt es wohl, dafs Guenee, welcher nur einen 8 vergleichen konnte, die Hübner’ sehe Art für verschieden von seiner Versatüaria hielt. Der 8 ist oben entweder trüb gelblichgrün (Decrepitaria Hb.) oder wie das $ goldgelb (Versatiliaria Guen.). Das Saumfeld der Vorderflügel rotbraun, der vordere, den Hinterflügeln fehlende Querstreif, der Mittelstreif und der hintere, schwach gebogene Querstreif sind, die 259 ersten rot- der letzte dunkelbraun. Letzterer ist saunawärts durch eine kirschrote, mittel- breite Binde begrenzt. Auf den HinterÜügeln sind der Mittel- und der hintere Querstreif wie auf den Vorderiiügeln geformt und gefärbt. Zuweilen fehlen bei der gelben Form die dunkeln Streifen mit Ausnahme des hinteren ganz oder der mittlere ist abgebrochen und nur am Vorderrande sichtbar. Die grüne Form zeigt die beiden ersten Querstreifen breiter angelegt als die gelbe Form. Die Unterseite ist bei beiden goldgelb, das Saumfeld der VorderÜügel mit Ausnahme eines gelben Spitzenfleckes, rotbraun, der vordere Querstreif fehlt, der Mittelstreif ist mehr oder weniger vollständig. Auf den Hinterflügeln fehlt zuweilen auch der mittlere Quer- streif; der hintere ist nach aufsen mehr oder weniger breit und vollständig bindenartig rot- braun begrenzt. Das bedeutend gröfsere 9 ist goldgelb, sparsam rotbraun quergestrichelt. Der vordere Querstreif fehlt, der Mittelstreif ist auf den Vorderflügeln etwas gezähnt und lichter rot- bräunlich gefärbt. Der hintere erscheint als ein, auf den Vorderiiügeln am Vorder- und Innenrande dunklerer Fleckenstreif. Unterseite höher goldgelb, hintere Fleckenbinde lebhaft rotbraun, auf den Vorderflügeln ist das Saumfeld mit Ausnahme der Flügelspitze rotbraun gemischt. Cuba H.S. Gdl. Brasilien Hb. Haiti, Cayenne Guen. St. Domingo, Honduras Wik. Surinam, Columbien, Chiriqui. Apicia Guen. 392. Distycharia Guen. 118. Wik. 104. Ein 8 Mus. Stdg. — Cayenne Guen., Surinam. Nuniia Guen. 393. Terebintliiaria Guen 650. Wik. 623. Apicia Heterochloaria H.S. 40. Gdl. 400. (513.) 394. Buxaria Guen. 651. PI. 18. f. 8. Wik. 623. (513.) Von beiden Arten liegen mir 8 und 9 in mehreren Stücken vor, dieselben waren als Apicia Heterochloaria H.S. bestimmt. Da Herrich-Schäffer diese Art mit der von Guenee PI. 18 f. 6 (nicht f. 8 wie Herrich-Schäffer fälschlich schreibt) abgebildeten indischen Drapetodes Mitaria Guen. vergleicht, so wäre allerdings kein Gedanke daran, dafs er unter seiner Art Terebinthiaria verstehen könne, ich glaube aber, da seine Beschreibung auf diese Art pafst, und Gundlach, dessen Beschreibung auch nicht abweicht, sagt, dafs Terebinthiaria auch auf Portorico fliege, dafs Herrich-Schäffer, da er auch fig. 8, welche Buxaria darstellt, citiert, falsch gelesen und einen unrichtigen Namen citiert hat. Fast glaube 260 ich, dal’s TerebintMaria Und Buxaria nur Varietäten ein und derselben Art sind. Von Buxaria kennt Guenee das Vaterland nicht, von Terebinthiaria giebt er Haiti als solches an. — Cuba H.S. Gdl. Eine Abänderung des S im Mus. Stdg. bat auf den Vorderdügeln gegen den Saum in Zelle 2 und 3 zwei zusammenhängende rundliche weifse, wurzelwärts veilrot gerandete Flecken und in Zelle 4 noch ein solches kleines Fleckchen, aufserdem den veilroten Fleck am Saum in Zelle 6. Thysanopyga H.S. 395. Aincitruncaria H.S. Exot. f. 536. Cuba Schmett. 41. Gdl. 400. Cimicodes lUectata Mschl. Surin. 4. 394. t. 17. f. 1. (731.) Mit Sicherheit ziehe ich trotz kleiner Abweichungen in Zeichnung und Färbung meine Illectata zu dieser Art. Die Abbildung, welche Herrich-Schäffer giebt, ist zu violett gehalten. Fühler braun, Palpen braungelb, der übrige Körper mit Ausnahme des hellgelben Scheitels, des schwarzbraunen Afterbüschels des 3 und der grau- oder ockergelben Brust und Beine ist braungelb bis rotbraun gefärbt. Letztere Farbe herrscht auch im Mittelfeld der Vorderllügel vor. Die ganze Fläche der Flügel ist fein schwarz quer gestrichelt. Die Zeichnung der Vorderflügel besteht aus einem gewellten, doch auch zuweilen geraden dunkelbraunen vorderen Querstreif, hinter welchem vor der Flügelmitte ein bisweilen fehlender Querstreif steht. Mittel- punkt fein schwarz, weifs umzogen. Der hintere, ungezähnte braune Querstreif biegt sich gegen den Vorderrand saumwärts und zieht bei in den Innenrand. Hinter ihm meist ein undeutlich begrenzter, stark unregelmäfsig gezackter schwarzbrauner Querstreif. In der Flügel- spitze ein dieselbe einfafsender weifser, wurzelwärts braun gerundeter Streif. Auf den Hinter- flügeln ist der Illectata fehlende, braune vordere Querstreif ungewellt, schwach gebogen. Zuweilen hinter ihm wie auf den Vorderflügeln ein zweiter solcher Streif. Der hintere Quer- streif fehlt, ebenso bei Illectata der dunkle Zackenstreif im Saumfeld. Saumlinie fein braun, aufsen gelb, Franzen der Grundfarbe gleich. Mittelpunkt der Hinterflügel weifs. Unterseite bleich, ocker- oder rötlichgelb, zeichnungslos. Saumfeld meist rotbraun, die Flügel wie oben schwarz quer gestrichelt. Mittelpunkt aller Flügel sehr fein schwarz. Saumlinie und Franzen wie oben. IG — 18,11 — 13 mm. — Einige- Stücke. — Cuba H.S. Gdl. Peru Mus. Stdg. Surinam. Cerasympiasta n. g. Fühler des 3 kammzähnig, die Spitze derselben nackt, kaum gesägt, die des 2 seitlich flach zusammengedrückt, dadurch aulfallend breit erscheinend, schwach sägezähnig und sehr 261 fein bewimpert, die Spitze viel dünner. Palpen in Kopflänge horizontal vorgestreckt mit pfriemenförmigem Endglied. Zunge spiral. Körper anliegend beschuppt, Hinterleib die Hinter- flügel kaum überragend. Hinterschienen nicht länger als die Schenkel mit Mittel- und Endspornen. Vorderflügel schmal mit schwach vorgezogener Spitze und schwach geschwungenem Saum, Innenwinkel gerundet, ohne nackte Grube an der Wurzel auf der Unterseite. Hinter- flügel mit gerundeter Spitze und Saum, Afterwinkel stumpf. Vorderflügel ohne Anhangzelle, Kippe 3 und 4 aus gleichem Punkt, 5 viel näher an 6 als an 4, 6 und 7 von einander getrennt entspringend, aus 7 : 8 mit 9, 10 fehlt. Auf den Hinterflügeln entspringen Rippe 3 und 4, 6 und 7 aus gleichem Punkte, 5 schwächer, näher an 6 als an 4, 8 frei aus der Wurzel. 396. Marsitata n. sp. (396. 397.) Diese Art variiert ziemlich stark, von den mir vorliegenden 8 Stücken gleicht nicht ein Stück dem andern. Fühler des S dunkler, des $ heller rotbraun mit lehmgelber Spitze. Palpen rotbraun. Kopf, Halskragen, Thorax und Oberseite des Hinterleibes beim S rotbraun, weifsgrau ge- mischt, Unterseite desselben kirschrot, ockergelb gemischt, Brust und Beine ockergelb, letztere rotbraun bestäubt. Beim 9 ist der Körper rötlichockergelb gefärbt. Die Vorderflügel des J sind rothgrau bis kirschrot, ein Stück zeigt hinter der Mitte und längs des A’orderrandes breit bindenartige rostrote Färbung. Die Zeichnung der Vorder- flügel dieses Exemplares ist ein kurzer schwärzlicher Querstreif am Vorderrand des Wurzel- feldes und ein am Vorderrand fleckartig erweiterter schwärzlicher Querstreif vor der Mitte. Ein zweites S zeigt nur den Mittelstreif undeutlich, die beiden übrigen haben ganz unbe- zeichnete Vorderflügel. Das 9 hat rötlichockergelb bis fleischrötlich gefärbte Vorderflügel, am Saum sind dieselben breit bräunhchgelb. Das eine Stück hat hinter der Mitte derselben eine breite bräunlichgelbe Querbinde, ein zweites einen gebogenen graubraunen Mittelstreif, ein drittes nur undeutlichen Anfang desselben am Vorderrand. Saumlinie unbezeichnet, Eranzen veilgrau bis rotbraun. Hinterflügel bei beiden Geschlechtern lebhaft ockergelb bis gelbbraun, beim S mit brauner, teilweis veilgrau bestäubter Saumbinde und solchem, zuweilen fehlendem, Bogenstreif in der Mitte. Beim 9 sind dieselben lichter gefärbt, gegen den Saum wenig dunkler gelb und meist unbezeichnet. Eranzen beim 6 veilgrau bis bräunlich, beim 9 ockergelb. Abbandl. d. Senckenb. iiatuvf, (Jes. Bd. JX.V. 34 262 Unterseite ockergelb, Vorderflügel des 6 am Vorderrand und Saum breit rotbraun ge- strichelt, die Hinterflügel über die ganze Fläche braun gestrichelt mit breiter veilroter, braungestrichelter Saumbinde. 2 unten einfarbig ockergelb. 7 — 8, 4 — 5 mm. — 4 Paare. 397. Sanata il. sp. (142.) Lehmgelb, die Flügel ockergelb und braun quergestrichelt. Das Saumfeld der Vorder- flügel lebhaft, das der Hinterflügel lichter ockergelb. Der hintere Querstreif verloschen bräunlich, geschwungen, auf den Vorderflügeln hinter ihm von Rippe 4 bis zum Innenrand noch ein bräunlicher Schattenstreif. Auf den Hinterflügeln zeigen sich in der Mitte des Innenrandes Spuren eines braunen Querstreifes. Saumpunkte der Vorderflügel fein schwärzlich. Franzen lichter wie die Grundfarbe. Unterseite lichter ohne Querstreifen. 8,5 mm. — 1 2. Eine dritte mit Sanata verwandte Art besitze ich von Surinam. Erosia Guen. Eversmannia Stdg. 398. Ineptaria n. sp. (553.) Eine der kleinsten Arten dieser Gattung. Eühler rötlichgelb, weifs bestäubt. Palpen beingelb. Kopf dunkler, Scheitel zwischen den Fühlern weifs. Thorax und Hinterleib dunkel- braun, Beine graubraun. Vorderflügel des d mit geschweiftem Saum und scharf vorgezogener Spitze, das 2 viel breiter mit gerundeter kaum vorgezogener Spitze und gerundetem Saum. Vorderflügel dunkel- braun, Innenrand rostbraun, mit einem gelblichen Querfleckchen an der Stelle des hinteren Querstreifs. Bei einem 2 ist ein ganz verloschener weifslicher hinterer Querstreif sichtbar. Hinterflügel rostbraun, die Wurzelhälfte dunkler bestäubt, zuweilen auch ganz dunkelbraun mit schwach gebogenem rostbraunem Querstreif, welcher aufsen fein gelblich gesäumt ist. Franzen den Flügeln gleich gefärbt. Unten die Vorderflügel dunkelgraubraun, die Hinterflügel aschgrau, unbezeichnet. 7V^, 4—5 mm. — 1 c? 3 2. 399. Excludaria n. sp. (353.) Von gleichem Habitus wie die vorige Art, aber die Hinterflügei mit in der Mitte tief eingebuchtetem Saum. Fühler, Palpen und Scheitel wie hei Ineptaria gefärbt, die Grundfarbe des übrigen Körpers rötlichgrau mit eingestreuten braunen Schüppchen. Vorderflügel licht ockergelb, rostbraun bestäubt. Auf den Hinterüügehi ist diese Be- stäubung dichter und lebhafter. Zwei dunkler braune Bogenstreifen, deren vorderer gezackt und zuweilen sehr verloschen ist, ziehen durch die Hinterflügel, an ihren entgegengesetzten 263 Seiten sind sie sehr fein gelblich gesäumt. Hinterflügel mit sehr feinen schwarzen, innen weifslich aufgeblickten Saumpimkten. Unten sind die Hinterflügel lichter rötlichgelb, nur am Saum braun, ohne Querstreifen und Saumpunkte. Vhj, 4 — 5 mm. — 1 J 2 9. 400. Ohvallataria n. sp. (571.) Flügel bei beiden Geschlechtern gleich gebildet, Vorderflügel breit mit stumpfer Spitze, ziemlich geradem Saum und schwach geschweiftem Innenrand. Saum der Hinterflügel schwach eingezogen. Rötlich lehmgelb mit eingestreuten braunen Pünktchen. Vorderflügel mit zwei grofsen stumpf dreieckigen schwarzen sich gegenüberstehenden Flecken in der Mitte des Vorder- und Innenrandes, welche an ihrer Basis innen rötlichgelb gefärbt und rostgelb ge- rundet sind. Am Saum zuweilen ein schmaler bräunlichgelber Querstreif von Rippe 3 bis 7. Hinterflügel mit schwach geschwungenem, rostfarbenem, fein weifslich gerandetem Querstreif, welcher den Innenrand nicht erreicht. Saum unbezeichnet, Franzen rötlichgrau. Unten sind die Hinterflügel licht ockergelb, unbezeichnet, die Vorderflügel mit ein- gestreuten schwarzen Punkten. Franzen wie oben. 9,6 mm. — c? 9. Brothis Hb. 401. Vulneraria Hb. Ztg. 319. 320. H.S. 42. Gdl. 401. Brotis Vulneraria Wik. 214. Sphacelodes Vulneraria Guen. 1109. PI. 22 f. 9. (145. 156.) Mehrere Exemplare in beiden Geschlechtern. In der Gröfse ändert diese Art aufser- ordentlich ab und der fleischrote Fleck am Vorderrand der Vorderflügel ist bald scharf aus- gedrückt, bald ganz fehlend. Cuba H.S. Gdl. Brasilien Guen. St. Domingo Wik. Stegania Dup. Terpnomicta Led. H.S. 402. Subjmsaria H.S. 43. Gdl. 401. (508.) Habitus von Pusaria doch bedeutend kleiner. Geifsel der männlichen Fühler schwarz, an den Seiten fein weifs, Kammzähne in der Mitte weifslich. Palpen ledergelb, Stirn bräunlich, Halskragen und Thorax sowie der Hinterleib ledergelb, seine Unterseite, Brust und Beine etwas heller. Flügel ledergelb, schwärzlich bestäubt; bei deutlich gezeichneten Stücken ziehen drei schwach gewellte, ockergelbe, bei dem einen 9 braune Querstreifen durch den VordeiMügel, welcher sich zwischen dem letzten Streif und der Wellenlinie ockergelblich färbt. Die Wellenlinie aufsen bis zum Saum dunkel bestäubt. Alle Flügel, oder doch die vorderen mit 34* 264 schwarzem Mittelpunkt. Saumpunkte schwarz, zuweilen den HinterHügeln fehlend. Franzen den Flügeln gleich gefärbt. Unterseite viel heller, weifslichgelb, bräunlich gesprenkelt, Saum breit braungrau bestäubt, Saumlinie und Saumpunkte braun. Franzen einfarbig, heller wie die Grundfarbe. 12,8 mm. — 5 d, 1 9 — Cuba H.S. Gdl. Ein 9, welches ich für eine Varietät dieser Art halte, läfst kaum Spuren der Querstreifen erkennen, der Mittelpunkt ist fein weifs gekernt, in der Flügelspitze steht fleckartige schwarze Bestäubung, unter welcher zwei aneinanderstofsende ockergelbe, beiderseits schwarz begrenzte Fleckchen stehen. Unten sind die Fleckchen dunkel angedeutet. Boarmia Tr. 403. Scolopacea Dl’. II. 22. 1. H.S. 44. Gdl. 402. Bronchelia Scolopacea Wik. 453. 2 Broncli. Conjuparia Guen. 459. PI. 3. f. 11. (138.) Ein 9, dessen Hinterfiügei unten ockergelb mit einer, am Vorderrand sehr breiten, dann plötzlich verschmälerten, bis gegen den Afterwinkel ziehenden, braunen, nicht scharf begrenzten Querbinde. Der Saum meines Exemplares ist bei weitem nicht so tief ausgezackt wie in Guenee’s Abbildung. Cuba H.S. Gdl. Jamaica Wik. Rio Grande Guen. 404. Pudicarin Gueil. 458. ( Bronc]ielia)y^\\i. 456. Boarmia Pudicaria H.S. 45. Gdl. 403. (138.) Guenee’s Beschreibung ist so kurz und ungenügend, dazu nach einem einzelnen 9 gemacht, dafs es absolut unmöglich ist zu bestimmen, ob der mir vorliegende d zu dieser Art gehört. Dafs derselbe nicht zu Scolopacea, als welche Art er bezettelt war, gehören kann, geht aus der viel geringeren Gröfse, dem viel seichter gezacktem Saum und der abweichenden Zeichnung hervor. Nach Herrich-Schäffer’s und Gundlach’s Beschreibungen von Pudicaria glaube ich mein Exemplar für diese Art halten zu dürfen. Grundfarbe weifs, Vorderrand der Vorderflügel dicht braungrau bestäubt, über die ganze Fläche derselben, besonders im Mittelfeld sind braune Pünktchen verstreut. Der vordere Querstreif fehlt, der Mittelschatten ist auf den HinterHügeln als schmaler Streif sichtbar, der hintere Querstreif ist durch braune Punkte auf den Rippen angedeutet. Wellenlinie auf den Vorderfiügeln durch, in Zelle 3 fehlende, bräunliche Fleckchen bezeichnet. Saumlinie gewellt, dunkelbraun, unterbrochen. Mittelpunkt aller Flügel schwach. Unterseite weifs, vor dem Saum eine graubraune, vom Vorderrand bis in Zelle 4 reichende Binde und ein solcher Fleck in Zelle 2 der Vorderflügel. 27,15 mm. — 1 cJ — Cuba H.S. Gdl. Brasilien Guen. 265 405. Delicata Butl. Proc. Zool. Soc. 1878. 490. Mscbl. Jamaic. 144. (186.) Da die Proceedings wohl wenigen deutschen Lepidopterologen zügänglich sind, gebe ich hier eine genaue Beschreibung nach 5 mir vorliegenden Stücken. Mit einer der europäischen Arten weifs ich diese Art nicht zu vergleichen, von den mir bekannten aufsereuropäischen hat sie die meiste Ähnlichkeit mit Larvaria Guen. und Humaria Guen. aus den Vereinigten Staaten. Fühler gelbbraun, Palpen grau, braun gemischt. Kopf vorn graubraun, Scheitel weifs, ebenso der Halskragen und Thorax, ersterer mit bräunlichem Hinterrand, letzterer mit ein- gemengten bräunlichen Schuppen. Hinterleib schmutzig weifs, die einzelnen Segmente bräunlich gerandet, einzelne schwarzbraune Schü])pchen sind eingestreut. Beine graubraun, Tarsen weifs gedeckt. Flügel schmutzig weifs, Wurzelfeld der vorderen schmal, bräunlich bestäubt und durch einen braunen auf der Subcostalen und Dorsalen schwach geeckten Streif begrenzt. Die Merenmakel grofs, licht, braun umzogen. Der hintere Querstreif ist stark geschwungen und tritt auf Piippe 2 und in Zelle 5 in einem starken Bogen saumwärts. Er wird wurzelwärts von Rippe 5 bis zum Innenrand und saumwärts in seiner ganzen Länge von einem mehr oder weniger deutlichen braunen undeutlich begrenzten Band eingefafst, welches sich am Vorderrand deckartig gegen die Flügelspitze erweitert. Das Saumfeld zeigt ausgedehnte braune Bestäubung und von Rippe 7 bis 5 zieht vom Saum ein undeutlich begrenzter keilförmiger Streif gegen den hintern Querstreif. Die weifse Wellenlinie ist sehr undeutlich und nur teil- weis sichtbar. Die Hinterdügel führen eine mehr oder weniger gegen den Innenrand braun bestäubte Mittelbinde, in welcher ein oft dunkel ausgefüllter, stets braun umzogener ziemlich grofser ovaler Fleck in der Mitte des Flügels steht. Nach innen ist diese Binde von einem fast geraden, schwach gewellten, nach aufsen von einem geschwungenen in Zelle 5 breit und stumpf vortretenden auf Rippe 6 nach aufsen eine Spitze bildenden braunen Querstreif begrenzt. Saumfeld mehr oder weniger rostgelb bis braun bestäubt. Saumpunkte aller Flügel schwarz, Saumlinie dunkelbraun, Franzen weifs, bräunlich gemischt. Unterseite weifs, bräunlich bestäubt, Vorderrand der Vorderdügel braun quergestrichelt. Der Mitteldeck aller Flügel ist braun, vor dem Saum zieht eine, am Vorderrand der Vorder- dügel sehr breite, zuweilen abgekürzte oder unterbrochene braune Querbinde, welche die Spitze der Vorderdügel als weifsen Fleck freiläfst. Auf den Hinterdügeln ist der die Mittel- binde wurzelwärts begrenzende braune Streif meist sichtbar. Saumpunkte matt oder fehlend, Saumlinie gelblich, Franzen weifs. 16 — 21,11 — 12 mm. — 9 — Jamaica. 266 406. Hilararia n. sp. Die kammzähnigen Fühler und der Haarpinsel der Hinterschienen beim ^ verweisen diese Art in die Nähe von Ahietaria, Re^tandaria etc. mit welchen beiden Arten sie auch ziemlich in der Gröfse übereinstimmt. Fühlerschaft rostgelb, dunkelbraun gedeckt, Kammzähne rost- farben. Palpen ockergelb, braun gemischt, ebenso der übrige Körper, Beine licht gelb. Die Grundfarbe der Flügel ist ockergelb, welches besonders im Wurzelfeld durch rost- braune Einmischung und solche eingestreute Querstriche und Punkte verdunkelt wird. Die Querstreifen sind rostbraun. Der vordere bildet auf den Vorderßügeln 2 Bogen, deren ersterer am Vorderrand auf der Subcostalen eingeschnitten ist, auf den Hinterdügeln fehlt dieser Streif. Der hintere Querstreif ist kaum geschwungen, ziemlich gleichmäl'sig, auf den Vorder- dügeln schärfer, gezackt und führt auf den Ripi)en feine dunkelbraune Punkte. Der lichter rostfarbene Mittelschatten erscheint auf den Vorderdügeln nur als in Zelle Ib schwach ein- gebogener, sonst fast gerader Querstreif, auf den Hinterdügeln bildet er ein breites Querband. Die Mittelpunkte der Flügel sind fein und schwarz. Im Saumfeld zieht ein uudeutlich be- grenzter in Zelle 3 der Vorderdügel dunkel unterbrochener Fleckenstreif, welcher sich von Zelle 4 schräg in die Spitze der Vorderdügel zieht. Die Wellenlinie ist, soweit sichtbar, fein gelb, gezähnt und wird auf den Vorderdügeln wurzelwärts von in Zelle 4 am deutlichsten erscheinenden dunkelbraunen spitzen Fleckchen begrenzt, in dieser Zelle stehen auch zwei solche Fleckchen saumwärts an der Wellenlinie. Saumpunkte dunkelbraun, Franzen ocker- gelb mit rostfarbener Teilungslinie. Unten sind die Flügel bleich ockergelb, mit rostbraunem Querband vor dem Saum und bräunlichen Querstrichchen und Punkten, welche sich gegen den Vorderrand verdichten. Mittel- und Saumpunkte schwarzbraun, Franzen wie oben, 20,13 mm. — 1 c? Mus. Stdg. 407. Momaria Guen. 374. Wik. 345. Nomaria H.S. 47. Gdl. 404. (509.) Eine eigentümlich gezeichnete, etwas kleinere Art als Larvaria Guen. Fühlergeifsel weifs, Kammzähne des $ braun. Palpen weifs, braun gemischt. Kopf weifs mit 2 feinen braunen Querstreifen. Flügel weifs, die vorderen im Wurzelfeld und hinter dem hintern Querstreif bräunlich bestäubt. Die beiden nahe bei einander parallel verlaufenden schwarzen Querstreifen erreichen beide den Vorderrand nicht, sondern sind, der vordere auf der Subcostalen, der hintere auf Piippe 6 abgebrochen, sie sind ziemlich schräg gestellt und gewellt. Ein in Zelle 6 aus dem Saum entspringender, in Zelle 4 und 5 deckartig erweiterter schwarzer Schrägstreif trifft in Zelle 4 auf den hintern Querstreif und läuft, mit demselben verbunden an ihn hin. Die 267 Hinterüügel führen nur den hintern Qiierstreif. Er ist ebenfalls tief schwarz und sehr ver- schieden von dem von Larvaria. Er entspringt bald hinter der Mitte des Innenrandes, zieht in einem äufserst Hachen Bogen bis auf Rippe 5, bildet hier eine schwache Ecke und biegt sich dann etwas nach dem Vorderrand, diesen bei Vs seiner Länge fein berührend. Er ist nach aufsen, vom Innenrand bis Rippe 5 breit, dann ganz schmal bräunlich begrenzt und in der Mitte des Wurzelfeldes steht ein schräggestellter, den Saum fast berührender schwarzer Wisch. v Unten ist die Zeichnung ganz verloschen, nur der schwarze Streif aus dem Saum der Vorderdügel ist Üeckartig erweitert, angedeutet. Herrich-Schäffer’s Angabe, dafs der hintere Querstreif selbst in den Saum ziehe, ist eine irrtümliche; mein Stück zeigt denselben sich von seinem Ende etwas wurzelwärts biegend ; er unterscheidet sich auch durch tieferes Schwarz von dem etwas braun gemischten Saumstreif. Jedenfalls variieren die Exemplare dieser Art in Bezug auf den Verlauf der Querstreifen und die dunkle Bestäubung etwas untereinander. 14,8 mm. — 1 J — Cuba H.S. Gdl. ? Nordamerika, Florida Wik. — Grote führt diese Art nicht auf. Guenee’s Exemplar war unbekannter Herkunft. 408. Abjectaria H.S. 48. Gdl. 404. (323.) Ebenfalls mit Larvaria Guen. verwandt. Weifs mit schwacher gelblicher Bestäubung, welche in Wurzel- und Mittelfeld als feiner, matter Querstreif auftritt, im Saumfeld dagegen vertrieben ist. Die Querstreifen fein schwarz, der vordere auf den Rippen schwach gezackt, am Vorderrand s))itzwinklig gebrochen, meist sehr verloschen, zuweilen ganz fehlend. Der hintere bildet vom Vorderrand bis in Zelle 5 einen Bogen, dann einen mäfsig vortretenden, abgestutzten Vorsprung und zieht sich in drei flachen Bogen nach der Mitte des Innenrandes zurück. Die Wellenlinie ist weifs, durch undeutliche dunkle fleckartige Bestäubung begrenzt. Aus dem Saume zieht von Zelle 6 ein kurzer schwarzer Querstreif gegen dieselbe. Auf den Hinterllügeln ist zuweilen ein feiner, brauner, den Vorderrand nicht erreichender Mittelstreif sichtbar, der hintere Querstreif entspringt am Vorderrand bei seiner Länge, er zieht ziemlich gerade bis auf Rippe 5 und bildet von da, stärker werdend, einen flachen Bogen bis an den Innenrand. Der Mitteldeck ist länglich, braungrau, weifs gekernt. Die weifse Wellenlinie ist durch dunkle Bestäubung begrenzt. Saumpunkte und die gewellte Saumlinie scharf schwarz. Franzen weifs. Unten ist der Vorderrand der Vorderdügel braun gestrichelt, der der Hinterdügel braun gesprenkelt. Mittel- und Wurzelfeld sind schwach schmutzig beingelb angedogen. Alle Flügel 268 mit dunkeim Mittelfleck. Vor dem Saum der Vorderflügel zieht eine graubraune Querbinde verschmälert bis gegen den Innenwinkel, der Kaum zwischen ihr und dem Vorderrand ist ebenfalls dunkel bestäubt, nur einen viereckigen weifsen Fleck in der Flügelspitze freilassend. Auf den Hinterflügeln ist zuweilen in der Mitte des Vorderrandes der Anfang eines dunkeln Querstreifes, vor dem Saum ein schmaler, meist verloschener, abgebrochener dunkler Streif. Saumpunkte scharf dunkelbraun, Saumlinie schwach. 13 — 15,8 mm. — 3 9 — Cuba H.S. Gdl. 409. Squamigera Feld. & Rghf. Nov. t. 126. f. 11. (lOS.) Ein Paar. — Die Abbildung im Novarawerk ist zu breitflüglig. Thyrinteina n. g. Fühler kürzer als ein Drittel der Vorderflügel, beim S stark gekämmt. Palpen sehr kurz, aufsteigend, anliegend, die Stirn kaum überragend, dicht und kurz behaart; Endglied sehr kurz. Augen grofs, kuglig, vorstehend. Kopf anliegend behaart. Thorax robust, ge- wölbt, dicht anliegend behaart. Hinterleib plump, besonders beim 9 den Afterwinkel der Hinterflügel nicht überragend, anliegend beschuppt. Beine beschuppt, die Hinterschienen nur mit Endspornen. Hinterflügel kürzer, beim 9 der Saum aller Flügel, besonders der hinteren gewellt und diese zwischen Rippe 3 und dem Afterwinkel ziemlich stark eingezogen. Rippenverlauf von dem der Arten der vorigen Gattung verschieden. Mittelzelle über die Flügelmitte hinausreichend. Vorderflügel nur mit 10 Rippen, aus 7 entspringen 8 und 9; 10 zieht nicht in den Vorderrand, sondern stöfst auf die gegabelte Costale. Auf den Hinter- flügeln entspringen Rippe 3 und 4, 5 und 6 nicht aus gleichem Punkte, sondern entfernt von einander. 410. Quadricostaria H.S. 49. Gdl. 404. fig. 12. (675.) Weifs, S mit 3 rostgelben Vorderrandsflecken und einem solchen länglichen Fleck in Zelle 7. Über die Flügelfläche sind sehr feine rostfarbene Querstrichelchen verstreut. Der vordere Querstreif fehlt allen Flügeln, der hintere ist auf den Vorderflügeln sehr stark und unregelmäfsig geschwungen, er bildet auf der Dorsalen, Rippe 3, 4 und 6 scharfe Zacken saumwärts und tritt auf Rippe 3 und 4 am weitesten vor. Auf den Hinterflügeln bildet er einen sehr fein gezackten, auf Rippe 3 und 4 zweispitzig vortretenden Bogen. Vor ihm steht ein, auf den Vorderflügeln gegen den Vorderrand verloschener, gebogener rostbrauner Quer- streif. Wellenlinie fehlt. Saumlinie unterbrochen schwarz, Franzen weifs. Unten im Wurzelfeld einige braune Flecken am Vorderrand, drei gröfsere fast schwarze im Mittelfeld, aus dem zweiten ein ganz verloschener bräunlicher Mittelstreif, aus dem dritten 269 der ebenfalls verloschene hintere Querstreif. Hinterflügel mit gegen den Innenrand ver- loschenem, schwarzem hinterem Querstreif. Saumlinie bräunlich, Franzen weifs. 9 doppelt so grofs, schneeweifs, mit sparsam eingestreuten schwarzbraunen, äufserst feinen Pünktchen. Die bräunlichen Vorderrandsflecken sehr undeutlich, der Fleck in Zelle 7 schärfer. Ein stark gebogener in Zelle Ib eingezogener brauner vorderer Querstreif teilweis verloschen, der hintere auf allen Flügeln scharf, der vordere Querstreif fehlt den Hinterflügeln. Saumlinie gewellt, fein braun, Franzen weifs. Unten nur der hintere Querstreif verloschen sichtbar, die dunkle Saumlinie fehlt, Franzen weifs. c? 16,10; 9 33,15 mm. — 2 1 9. Cuba H.S. Gdl. Chiriqui Mus. Stdgr. 1 (J viele 9 — Die von Chiriqui, wo die Art am Vulkan fliegt, sind bedeutend gröfser wie die von Portorico, der dunkle Streif vor dem hintern Querstreif, welcher den Weibern der westindischen Exemplare fehlt, ist bei den von mir verglichenen von Chiriqui deutlich vorhanden, die Vorderrandsflecken sind viel gröfser wie bei jenen. Bombycodes Guen, 411. SimpUcaria Guen. 1282. Wik. 1134. H.S. 50. Gdl. 405. (350.) Weifs, durchscheinend, auf den Rippen, am Vorderrand und Saum weifs bestäubt, alle Flügel mit grofsem, mattschwarzem Mittelpunkt. 19,11 mm. — 1 cJ — Columbien Guen. Cuba H.S. Gdl. Spargania Guen. 412. Praecurraria n. sp. (156.) Fühler graugelb, Palpen rostbraun, gelb gemischt. Kopf olivengelb, weifsgelb und braun gemischt, ebenso der Thorax, Hinferleib gelbgrau. Vorderflügel olivengrün ins Gelbliche oder Bräunliche ziehend, mit einer Menge dunkel- und olivenbrauner gezackter Querstreifen. In der Flügelmitte zuweilen eine dunklere, stark gewellte Binde. Im Saumfeld dunkle fleckartige Färbung. Wellenlinie weifs, teilweis ver- loschen. In der Flügelmitte ein undeutlicher dunkler Fleck. Der hintere Querstreif ist stark geschwungen, von Rippe 2 bis 4 saumwärts einen Doppelbogen bildend. In der Flügelspitze steht ein kurzer, gezackter, schwarzer Schrägstreif. Saumlinie stumpf gezackt, schwarz, Franzen wie die Grundfarbe, bei einem Stück dunkelbraun, nur an der Flügelspitze, Innen- winkel und in Zelle 3 licht gefleckt. Hinterflügel rotgelb, mit breiter dunkelbrauner Saum- binde, welche von Rippe 3 bis zum Afterwinkel quer lehmgelb gewellt ist, ebenso färbt sich der Innenrand. Saumlinie wie auf den Vorderflügeln, der Saum schmal rotgelb. Franzen ockergelb, braun gemischt. Abhandl. d. Senckenb. iiaturf. Ges. Bd JS.V. 35 270 Unterseite lebhaft ockergelb, auf den Vorderflügeln von der Mittelzelle bis zum Innen- rand bräunlich angeflogen. Saumbinde breit, dunkelbraun mit weifsem Spitzenfleck und solchem Fleck in Zelle 3 aller Flügel. Mittelpunkt aller Flügel grofs, schwarz, hinter demselben drei braune Querstreifen, deren letzter auf den Vorderflügeln gegen den Vorderrand stark eingebogen ist. Auf den Hinterflügeln am Innenrande noch ein vierter kurzer solcher Streif. Saumlinie und Franzen der Vorderflügel wie oben, Franzen der Hinterflügel weifs. 19,12 mm. — 4 9. var. a. Vorderflügel in der Mitte mit einer, in der Mitte stark erweiterten gewellten weifsen Querbinde, welche aufsen dunkelbraun gesäumt ist und in welcher in der Mittelzelle ein eckiger, grünlicher, innen braun bestäubter Fleck steht. Rhopalodes Guen. 413. Gastniata Guen. 1485. PI. 20. f. 2. Wik. 1251. Obgleich Guenee’s Bild nicht ganz mit dem mir vorliegenden Exemplar übereinstimmt, zweifle ich doch nicht an der Zusammengehörigkeit beider. Mein Stück zeigt den grofsen schwarzen Mondfleck am Ende der Mittelzelle nicht, sondern statt dessen drei kleine schwarze Fleckchen, sodann führt es vor dem Saum nicht wie Guenee’s Bild nur einen, sondern di’ei gröfsere schwarze Flecken, in Zelle Ib, 4 und 5, auch ist die Saumlinie schwarz, in den Zellen weifs unterbrochen, auf ihr sitzen die schwarzen Längsfleckchen der Franzen auf, letztere sind viel breiter als in jenem Bild. Über die Unterseite der Flügel sowie den übrigen Körper sagt Guen6e nichts, erstere zeigt den Vorderrand der Vorderflügel breit beingelb, die übrige Färbung, nur viel bleicher, wie oben, der schwarze dicke Mittelpunkt der Flügel ist scharf. Die Fühler sind graubraun, die Palpen braun, der Kopf und Halskragen weifs, der Thorax ist nicht wie in Guen^e’s Bild einfarbig, sondern in seiner Vorderhälfte lehmgelb, mit drei schwarzen Punkten am Vorderrand. Der Hinterleib ist gelbgrau, gegen die Spitze und unten weifs, über die Mitte des Rückens mit einem matt bräunlichen Längsstreif, Schienen und Tarsen schwarz, letztere weifs geringelt. — 19 Mus. Stdg. — Brasilien Guen. Scordylia Guen. 414. Quadruplicaria Hb. Ztg. f. 603. 604. Guen. 1513. Wik. 1275. Einige Stücke im Mus. Stdg. — Brasilien Guen. Cidaria Tr. 415. Aristata (Larentia) H.S. 56. Gdl. 408. (33. 105.) Mit G. Berherata L. verwandt. Fühler beingelb, oben scharf braun geringelt. Palpen 271 rötlichgrau, braun gemischt, Kopf, Halskragen und Thorax rötelrot, die Schulterdecken in der Mitte schwarz gemischt. Hinterleib grau, das erste Segment ganz, die übrigen an den Seiten rötelrot gemischt, die ersten drei, wenigstens am Hinterrand, schwarz beschuppt, unten wie die Brust lichter grau. Beine rötlichgrau. Schienen und Tarsen aufsen dunkelbraun, hell gefleckt. Vorderflügel licht rötlichgrau, im Mittelfelde mit weifsem Querbande. Im Wurzelfelde ziehen zwei, zuweilen auch drei, von dunkelbraunen Streifen begrenzte, mehr oder weniger dunkel ausgefüllte Querbinden, deren mittelste zuweilen fehlt, oder verloschen ist. Das weifse Querband in der Flügelmitte ist beiderseits gewellt und verschmälert sich gegen den Innen- rand, in ihm steht ein feiner schwarzer Mittelpunkt. Zwischen ihm und dem hintern Quer- streif ziehen zwei verloschene dunkle Wellenlinien. Der hintere, zuweilen fast verloschene Querstreif ist dunkelbraun, geschweift, in Zelle 3 und 4 in zwei stumpfen Ecken saumwärts vortretend von einer feinen weifsen Linie aufsen gesäumt, hinter ihm ziehen noch 2 ver- loschene braune, gewellte Querstreifen. Aus der Flügelspitze zieht ein schwarzbrauner Schräg- streif, welcher zuweilen nur angedeutet ist und welcher in einem undeutlich begrenzten braunen Fleck endigt. Die Wellenlinie weifs, in dem dunkeln Fleck unterbrochen. Saumlinie dunkelbraun, Franzen wie die Flügel, zuweilen undeutlich weifslich gescheckt. Hinterflügel gelblichgrau, am Saum gegen die Spitze breit braungrau. Hinter der Mitte einige verloschene dunkle Wellenlinien, Mittelpunkt bräunlich. Saumlinie und Franzen wie auf den Vorderflügeln. Unten sind die Flügel beingelb, Vorderflügel mit einem braunen Fleckchen bei Vs des Vorderrandes, einem solchen hinter der Mitte desselben, einem schwarzbraunen ovalen Mittel- fleck, dem dunkelbraunen Mittelstreif und einer breiten bis in Zelle Ib reichenden braunen Saumbinde, welche in der Flügelspitze und in Zelle 3 am Saum einen Fleck der hellen Saum- binde frei läfst. Hinterflügel mit schwarzem Mittelfleck, einem ganz verloschenen, bräunlichen Bogenstreif hinter der Mitte und einer dunkelbraunen Querbinde vor dem Saum, welche denselben nur in Zelle 4 und 5 berührt, oder in welcher, wenn sie mit Ausnahme der Flügel- spitze, bis an den Saum reicht, gelbe Fleckchen stehen. Saumlinie aller Flügel braun, Franzen beingelb. var. Das Mittelfeld der Vorderflügel ist schwarz ausgefüllt und bildet eine breite Binde, der Schrägstreif aus der Flügelspitze kürzer und dunkler, zuweilen unterbrochen. 17,9 mm. — 2 c?, 5 5 - Cuba H.S. Gdl. Wären nicht meine Exemplare als Aristata bezettelt gewesen und sagte nicht H.S. in den zwei Zeilen, in welchen er diese Art charakerisiert, dafs der vordere Querstreif gerade 35* 272 und das Mittelfeld bald weifs, bald schwarz gefärbt sei, so würde ich dieselbe nicht erkannt haben, denn mit Sordidata F. (Elutata Hb.), mit welcher sie H.S. vergleicht, hat sie viel weniger Ähnlichkeit als wie mit Berherata. Die Varietät mit schwarzem Mittelfeld der Vorderflügel vergleicht sich, abgesehen von ihrer viel bedeutenderen Gröfse, am besten mit Galiata. Zwei Männer, welche ich zu dieser Art ziehen möchte, haben bleichlehmgelbe Grundfarbe, der vordere Querstreif ist schwärzlich, die übrige Zeichnung verloschen, der hintere Querstreif tritt weniger gegen den Saum vor, die Unterseite stimmt vollkommen mit Aristata überein. Beide Exemplare sind kleiner als die ?. 416. Baliata H.S. 58. Gdl. 409. (737.) Aus der Verwandtschaft der Sordidata F. (Elutata Hh.) doch die Vorderflügel breiter und dreieckiger. Fühler braun mit weifsem Wurzelglied. Palpen olivenbraun, Kopf und Thorax ebenso. Hinterleib oben gelbbraun, die Segmente weifs gerandet, unten wie die Brust graugelb. Schienen und Tarsen oben dunkelbraun, gelb gefleckt. Vorderflügel grau- und rindenbraun gemischt, zuweilen am Saum bis gegen die Mitte, am Innenrand bis gegen den Innenwinkel rufsschwarz bestäubt. Hinter der Flügelmitte von weifsgelben Wellenlinien durchzogen. Schlufs der Mittelzelle mit einem schmutziggelben ovalen, undeutlichen Fleck. Die dunkleren Wellenlinien vor der Flügelmitte undeutlich, das Mittelfeld am Innenrand viel dunkler braun. Wellenlinie weifslich, durchziehend, Saumlinie dunkelbraun in Fleckchen und Punkte aufgelöst. Franzen gelblichgrau. Hinterflügel schmutzig- grau, unbezeichnet, Saumlinie bräunlich, Franzen weifslich. Unten sind die Vorderflügel, gegen die Flügelspitze dunkler, schmutzig braungrau, bei Va des Vorderrandes zieht eine abgebrochene weifse Querbinde, in der Flügelspitze, in Zelle 3 und am Innenwinkel steht ein weifser Fleck. Hinterflügel bis zur Mitte weifslich, graubraun bestäubt, hinter der Mitte eine weifse, wurzelwärts dunkelbraun gesäumte Querbinde. Saum breit graubraun. Saumlinie braun, Franzen weifs. 13,9 mm. — 1 J — ein zweites c? im Mus. Stdg. Cuba H.S. Gdl. 417. Balteolata H S. 59. Gdl. 409. (107.) Nahe mit Scripturata verwandt, doch die Grundfarbe ein durch braune Bestäubung ver- dunkeltes Ockergelb, die Streifen dunkelbraun, das Querband der Vorderflügel in Zelle 3 und 4 schärfer saumwärts vortretend, die Wellenlinie weniger regelmäfsig, mehr in Punkte oder Flecken aufgelöst. Rippen hinter der Mitte teilweis schwarz gestrichelt, Saumlinie schwarz. 273 auf den Rippen mit schwarzen Pünktchen. Franzen rostgelb, in den Zellen weifslich, auf den Rippen schwarz gescheckt. Unterseite weifsgelb, die Querstreifen dunkelbraun. Die Binde vor dem Saum auf den Vorderflügeln vom Vorderrand bis in Zelle 3 breit, den Saum erreichend, dann verschmälert; auf den Hinterflügeln schmäler. Mittelpunkt aller Flügel schwarzbraun. In der Saumbinde der Vorderflügel stehen statt der Wellenlinie weifsgelbe Punkte. Saumlinie braun, Franzen weifslich, auf den Rippen braun gefleckt. 16,10 mm. — 4 9, 418. Vinaceata n. sp. (342.) Von der Gröfse der Aptata Hb. Fühler gelb, braun geringelt, Palpen ockergelb, Thorax und Kopf bleicbolivengelb, Hinterleib ebenso, desgleichen Brust und Beine. Vorderflügel bleicbolivengelb, im Mittelfeld mit einer nicht verdunkelten, nur durch stellenweis dunkelbraune, wenig dunkler olivenfarbene gewellte Querstreifen begrenzt und von zwei solchen durchschnitten. Wellenlinie beiderseits von dunkleren Linien begrenzt. Die Mittelbinde tritt saumwärts in Zelle 4 am weitesten vor. Saumpunkte, je zwei neben den Rippen stehend, schwarz. Franzen der Grundfarbe gleich. Hinterflügel hellgrau, Saumlinie braun, Franzen gelb. Unterseite hellgelb, alle Flügel mit schwärzlicher, auf den Vorderflügeln den Innenrand nicht erreichender breiteren Saumbinde, welche die Flügelspitze frei läfst. Saumlinie schwärzlich, Franzen gelb. 12,8 mm. — 2 8. 419. Ghloronotata n. sp. Fühler weifsgrau, der Schaft schwärzlich gefleckt. Palpen schwärzlich, Kopf, Halskragen und Thorax olivengelb, bräunlich gefleckt. Beine gelblich. Vorderschienen und Tarsen dunkelbraun, letztere hell gefleckt. (Hinterleib fehlt.) Die Grundfarbe der Vorderflügel ist olivengrün, im Mittelfeld in der Zelle und gegen den Vorderrand weifslichgrau, im Saumfeld rostrot gemischt. Die braunen Querstreifen ver- dichten sich am Vorderrand zu Flecken. Der vordere ist breiter bindenartig nicht gewellt, die übrigen, einer nahe hinter demselben und 5 bis 6 hinter der Flügelmitte sind weniger dunkel und gewellt. Die Wellenlinie ist weifslich und teilweis verloschen, sie wird wurzelwärts in Zelle Ib, 4 und 5 von schwarzen Fleckchen begrenzt. Mittelpunkt fein, schwarz. Saum- linie fein, schwarz, gröfstenteils in Punkte aufgelöst. Franzen dunkelbraun, an der Wurzel grünlich. Hinterflügel graubraun, am Vorderrand weifslich, Saumlinie wie auf den Vorder- flügeln, Franzen graugelb. Unterseite schmutzig weifs- oder gelbgrau, die Vorderflügel hinter der Mitte mit einer am Vorderrand dunkleren, dann verloscheneren breiten, auf Rippe rechtwinklig vortretenden 274 schwarzbraunen Querbinde, welche saumwärts von einem weifsen Bande begrenzt ist. Flügel- spitze breit schwarz, am Vorderrand mit weifslichem Fleck. Saum schmäler schwärzlich, mit weifsen Flecken in Zelle 1 bis 3. Rippen am Ende gelblich. Hinterflügel mit ganz verloschener gelblichgrauer, abgebrochener Querbinde und mit gegen den Afterwinkel verschmälerter schwärzlicher Saumbinde. Mittelpunkt aller Flügel fein, schwärzlich. Saumlinie schwarz, Franzen der Vorderflügel an der Wurzel weifslich, übrigens schwärzlich, die der Hinterflügel weifslich. 10,6 mm. — 1 (? Mus. Stdg. Bei den ganz ungenügenden Beschreibungen einiger der von Herrich-Schäffer aufgeführten cubanischen Arten dieser Gattung ist es absolut unmöglich zu entscheiden, ob Cliloronotata mit einer derselben zusammenfällt, doch bezweifle ich es, da diese Art kleiner als die übrigen mir bekannten von Cuba und Portorico ist. Tereiiodes Guen. 420. Äureocapitaria n. sp. Fühler braungrau, Palpen (?); Kopf goldgelb, Thorax graugelb, die Schulterdecken au der Wurzel licht goldgelb gemischt, mit schwarzem Fleck. Zwei solche Flecken stehen hintereinander in der Mitte des Thorax. Hinterleib und Beine dunkelgrau. Vorderflügel lichtgrau mit einem Stich ins Gelbliche, längs des Vorderrandes lichter, weifsgrau. Die beiden Querstreifen, deren hinterer stumpf gezähnt und doppelt ist, sowie ein stark geschwungener Mittelstreif sind ganz verloschen bräunlichgrau. Alle Rippen führen in ihrer ganzen Länge schwarze Längsfleckchen und hinter dem hintern Querstreif eine Reihe schwarzer Punkte, längs des Vorderrandes und in der Mittelzelle steht ebenfalls eine Längs- reihe schwarzer Fleckchen. Die Wellenlinie ist weifslich, fast gerade, nach innen von einem braungrauen, gegen den Innenrand breiteren und gezähnten Streif begrenzt, welchem runde, ziemlich grofse braungraue Saumflecken folgen. Saumlinie fein braun, Franzen weifsgrau, breit braungrau gescheckt. Hinterflügel dünn beschuppt, lichtgrau mit braunen Rippen,, ebenso die zeichnungslose Unterseite, Franzen unten einfarbig lichtgrau. 17,11 mm. — 1 S Mus. Stdg. Guenöe beschreibt von No. 1744 bis 1746 drei Arten dieser Gattung, nämlich Pisciata Guen. von Brasilien, Puncticulata Guen. von Columbien und Fulvicostaria H.Sch. Exot. f. 352. von Venezuela. Die mir vorliegende Art kann zu keiner von denselben gehören, denn von Pisciata nennt er die Grundfarbe der Flügel „gris noirätre demi- transparent“ von Puncticulata „blanches, les supörieures un peu jaunätres, les införieures d’un blanc pur“ Fulvicostaria 275 endlich hat, violettgraue Vorderflügel, auch die Flügelspannung der beiden ersten Arten ist bedeutend gröfser, während meine Art nur 35 mm. hat, sollen Pisciata 43 mm. und Puncti- culata 46 mm. messen. Pyralidina. Pyralididae. Asopia Tr. 421. Wik. 19. 896. Led. Wien. ent. Mtschft. 7. 343. (1863.) (615. ) 1 9 — Diese Art ist auf Java heimisch, scheint aber wie einige andere ostindische Schmetterlinge auch im südlichen Amerika vorzukommen. Callasopia n. g. Palpen vorgestreckt, anliegend beschuppt, Endglied kurz, abwärts geneigt. Nebenpalpen ebenfalls vorgestreckt. Ocellen. Zunge scheint zu fehlen. Fühler mit abgesetzten Gliedern, äufserst kurz bewimpert. Flügel lang, die vorderen schmal. Vorderrand gegen die Spitze schwach abwärts ge- bogen, Saum fast gerade. Hinterflügel mit geradem Vorderrand, abgerundeter Spitze und langem, schwach gebogenem Saum, Afterwinkel abgerundet. Auf den Vorderflügeln sind Rippe 4 und 5 lang gestielt, auf den Hinterflügeln sind dieselben ebenfalls gestielt, 7 und 8 sind miteinander verbunden. Mit der vorigen Gattung hat Callasopia die gleichgestalteten Palpen und die gestielten Rippen 4 und 5 gemeinsam, trennt sich aber durch die verbundenen Rippen 7 und 8 scharf von derselben. 422. Rosealis n. sp. (708.) Fühler beingelb, Hinterleib rötlichgrau, der übrige Körper und die Vorderflügel rosen- rot. Letztere mit zwei fast geraden weifslichen Querstreifen, deren vorderer ganz verloschen ist. Saumlinie fein dunkel, aufsen weifslich. Franzen rosenrot mit weifsen Spitzen. Hinter- flügel weifs, am Vorderrand und Saum rosenrot angehaucht. Saumlinie wie auf den Vorder- flügeln, Franzen weifs an der Wurzel rosenrot. Unterseite bleicher, Vorderflügel unbezeichnet. Hinterflügel gegen den Saum mit einem abgebrochenen lichten Querstreif. Saumlinie und Franzen wie oben. 9,4 mm. — 2 9. Parasopia n. g. *) Von der vorigen Gattung durch die aufsteigenden Palpen, deren Endglied sehr klein. *) An Stelle des schon von Grote 1873 verwendeten Genus des Manuskriptes; Pseudasopia Mschl. 276 stumpf und schwach geneigt ist, verschieden, von Äsopia aufserdem noch durch die miteinander verbundenen Rippen 7 und 8 der Hinterflügel getrennt. 423. DissimilaKs n. sp. (10. 141. 717.) Körper und Vorderflügel schmutzig lehmgelb, letztere mit einem dunkeln Fleckchen auf dem Schlufs der Mittelzelle und zwei solchen Querstreifen, deren hinterer fast gerade, der vordere schwach winklig gebrochen ist. Saumlinie fein bräunlich, aufsen gelblich. Franzen am Grunde dunkelgrau, dann hell lehmgelb mit dunkler Teilungslinie. Hinterflügel weifsgelb, bräunlich bestäubt. Im Wurzelfeld ein undeutlicher, im Saumfeld ein geschwungener dunkler Querstreif, welcher aufsen licht angelegt ist. Franzen wie die der Vorderflügel. Unterseite lichter, mit sehr verloschener Zeichnung. 10,5 mm. — 3 Exemplare. Syllepsis Poey. Botys Guen. Asopia Led. 424. Marialis Poey. Cent Lep. t. 19. Guen. Pyral. 401. Wik. 18. 571. Led. 343, Mschl. Jamaic. 165. (465.) Die Exemplare in Herrn Krug ’s Sammlung waren als Phacellura Marianalis H.S. be- zeichnet, diese Art, welche ich in einem 3 von Chanchomayo (Peru) im Mus. Stdg. vergleichen konnte, ist aber eine wahre Phacellura, welche allerdings eine gewisse Ähnlichkeit mit Marialis hat, sich aber sofort durch die Fühler unterscheidet, welche bei Marialis J stark gekämmt sind. — Cuba H S. Poey. Jamaica. Coeloma n. g.*) Im Habitus ganz Wickler-artig, aber durch den Rippenverlauf der Hinterflügel sicher hierher gehörend. Durch die eigentümliche Bildung der Vorderflügel auch an den S von Ballonicha Recurvata erinnernd. Fühler mit deutlich abgesetzten Gliedern, äufserst fein bewimpert. Palpen vorgestreckt, etwas geneigt, rauh beschuppt, mit sehr kurzem knopfförmigem Endglied, Nebenpalpen scheinen zu fehlen. Zunge lang, spiral. Nebenaugen. Kopf und Thorax anliegend beschuppt, ebenso der schlanke Hinterleib, Afterbüschel des S deutlich. Vorderbeine glatt mit deutlichem Schienenstachel, Mittelschienen und erstes Fufsglied grobschuppig und abstehend behaart, am Ende der Schiene einen rundlichen Busch bildend, mit an der Wurzelhälfte stark beschuppten End- spornen. Hinterfüfse nur am Ende der Schienen schwach behaart mit Mittel- und Endspornen. Vorderflügel Wickler-artig mit stark geschwungenem Vorderrand, stumpfer Spitze, schwach gebogenem Saum. Innenrand schwach concav. Hinterflügel mäfsig breit, Spitze und After- winkel gerundet. Die Vorderflügel des S führen ähnlich wie der d von Ballonicha Recurvata ) An Stelle von Coilia (Rieh. Pisc. 1845.) des Manuscriptes. S. 277 einen stark gewölbten Umschlag, welcher eine nach dem Saume offene Höhlung bildet, die eine Höhe von circa einem Millimeter hat und bis zur Falte reicht. Dieser Umschlag ist mit langen Schuppen bekleidet; auf der Unterseite ist die Höhlungsstelle herausgedrückt. Hinter derselben in der Mitte des Flügels steht ein grofser länglicher, aus kurzen rauhen Schuppen gebildeter Fleck. Der Rippenverlauf der Vorderflügel ist, soweit sich ohne Abschuppung erkennen läfst, normal. Auf den Hinterflügeln verbindet sich Rippe 6 mit 8 vor der Mitte, Rippe 3 und 4 entspringen sehr nahe bei einander, 5 in der Mitte zwischen 4 und 6. 425. Tortricalis n. sp. Fühler beingelb, Palpen dunkelbraun, Kopf, Halskragen und Thorax veilbraun, rotbraun gemischt. Hinterleib rotgrau mit rötlichbraunem Afterbusch. Beine rötlichgelb, die Beschuppung und Behaarung derselben rostbraun, am Ende der Mittelschienen schwarzbraun. Vorderflügel veilgrau und rotbraun gemischt, vor der Mitte eine dunkelrostbraune breite Querbinde, welche säumwärts einen Bogen bildet und von einem feinen weifsen Streif be- grenzt ist. Hinter diesem der Grund veilgrau, dann folgt ein undeutlich begrenztes braunes, am Innenrand goldgelb gemischtes Querband, die Flügelspitze goldgelb bestäubt, die Nieren- makel durch ein dunkelbraunes Fleckchen bezeichnet. Saumlinie weifsgelb, Franzen veilbraun. Hinterflügel graubraun, Franzen und Saumlinie wie auf den Vorderflügeln. Unten die Vorderflügel glänzend rotbraun, der Schuppenfleck in ihrer Mitte schwarz. Hinterflügel graugelb, an der äufseren Hälfte des Vorderrandes, der Spitze und dem Saume kirschrot bestäubt, hinter der Mitte mit einem stark gebogenen, graubraunen, aufsen weifslich begrenzten Querstreif. Saumlinie und Franzen aller Flügel wie oben. 5,3 mm. — 1 Mus. Stdg. Tamyra Feld. & Rghf. Fühler (9) sehr kurz bewimpert, Palpen lang schnautzenföiinig vorstehend, anliegend beschuppt, das spitze Endglied geneigt. Ocellen. Nebenpalpen fehlend, Zunge spiral. Körper anliegend beschuppt, Hinterleib die Hinterflögel etwas überragend. Beine kurz und kräftig, anliegend beschuppt. Vorderflügel breit, mit stark stumpfwinklig gebrochenem glattem Saum, Hinterflügel mit geradem Vorderrand, stark herabgezogener Spitze, unter derselben schwach eingezogenem und in Zelle 2 stumpfwinklig gebrochenem Saum. Vorderflügel mit 12 Rippen, 3 von 4 entfernt, 4 und 5 dicht nebeneinander, 6 und 7 ebenso, aus 7 entspringen 8, 9 und 10 nahe hintereinander. Mittelzelle durch einen tief spitzwinkligen Querast geschlossen, die hintere Ecke weit vortretend. Auf den Hinterflügeln 36 Abbaodl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XV. 278 Rippe 3 von 4 entfernt, diese und 5 dicht nebeneinander, 7 und 8 ziemlich lang gestielt, durch kurzen Schrägast mit der Mittelzelle verbunden. 426. Albomaculalis n. sp. (747.) Palpen, Kopf, Halskragen, Thorax und Beine bleich rotgelb. Hinterleib fehlt meinem Stück. Vorderflügel rotgelb, das Mittelfeld heller, Wurzel- und Saumfeld teilweis bi-äunlich be- stäubt. Von den beiden veilbraunen Querstreifen ist der vordere ziemlich gerade, der hintere bildet auf Rippe 4 einen starken, auf Rippe 1 einen schwachen Winkel. Beide Streifen ent- springen aus schneeweifsen Vorderrandsfleckchen. Saumlinie fein rostbraun, Franzen rotbraun mit weifsen Spitzen und weifsen Fleckchen auf den Rippen. Hinterflügel weifsgelb, vom Vorderrand schräg zum Afterwinkel rötlich. Saumlinie mattbraun, aufsen weifs. Franzen rötlich mit weifsen Spitzen. Unten die Vorderflügel am Vorderrand und Saum licht kirschrot. Diskus rotgelb, Innenrand weifs. Die weifsen Vorderrandsflecken sichtbar. Hinterflügel weifs, im Wurzelfeld am Vorderrand rotgelb, dann derselbe und der Saum rosenrot bestäubt. Hinter der Flügel- mitte gegen den Vorderrand ist der Anfang eines rotgelben Querstreifs sichtbar. Franzen und Saumlinie wie oben. 11,6 mm. — 1 ?. 427. Minusculalts n. sp. (351.) Mit Pusilla Feld. & Rghf. verwandt. Fühler gelblich, Palpen, Kopf, Halskragen und Thorax rotgrau, Hinterleib graugelb, Beine rotgrau, weifs gemischt. Vorderflügel rotgelb, teilweis bräunlich bestäubt. In der Mitte des Vorderrandes ein feines weifses Strichchen, aus welchem ein sehr verloschener, fein weifser, gewellter Querstreif zum Innenrande zieht. Ein zweites weifses Vorderrandsfleckchen steht nahe dem Saum. Saumlinie fein weifsgelb, Franzen veilgrau. Hinterflügel gelblich, am Saum bindenartig braun bestäubt. Saumlinie braun, Franzen weifsgelb mit breiter brauner Teilungslinie. Unten die Vorderflügel rötlichgelb, Innenrand breit weifs, die weifsen Vorderrandsflecken deutlich. Hinterflügel weifs, am Vorderrand und Saum, gegen den Afterwinkel verschmälert, rotbraun bestäubt. Saumlinie dunkel; Franzen wie oben. 5,2 V2 mm. — 3 9. Ethnistis Led. 428. Munitalis Led. 345. t. 6 f. 13. Mschl. Surin. 4. 28. Zwei mit meinen surinamischen Exemplaren übereinstimmende Stücke. 279 Hellula Guen. 429. Vndalis Hb. 93. H.S. 4. 10. f. 54. 83. Guen. 538. Led. 351. (616. 718.) Einige Exemplare. Südeuropa, Kaffernland Guen. Asien Led. Cuba H.S. Gdl. Deuterollyta Led. Herricb-Schäffer dürfte wohl Recht haben, wenn er Lederer ’s Gattungs- beschreibung nicht ganz korrekt nennt. Die hier beschriebene Art zeigt den Haarkamm hinter den Fühlern des $ nur bis zur Mitte des Thorax reichend und auch die Behaarung der Schulterdecken reicht nicht bis zum dritten Hinterleibssegment. Auf den Hinterflügeln verläuft Rippe 3 weit von 4 und 5 getrennt. 430. Infectalis n. sp. (544. 549.) Ob die mir vorliegende Art mit Majuscula H.S. von Cuba identisch ist, läfst sich nach der ganz ungenügenden Beschreibung jener nicht bestimmen. 3 Ockergelb, Halskragen am Hinterrand und der Thorax fleckartig mit braunen Schuppen gemischt. Vorderflügel rostbraun gemischt. Die lichte Grundfarbe tritt im Mittelfeld am Vorder- rand fleckartig, dann nach innen bindenartig verschmälert und als ein schmaler heller Streif im Saumfeld sowie in einem schmalen Band dicht am Saum hervor. Am Ende des Wurzelfeldes steht in Zelle Ib ein schwarzbraunes Fleckchen, ein zweites im Mittelfeld am Vorderrand und ein drittes deutet die Nierenmakel an. Rippen vor und hinter der Wellenlinie braun. Saumpunkte scharf schwarzbraun, Franzen mit gelber Wurzel dann rötlichgelb mit rostbrauner Teilungslinie, welche in den Zellen breit unterbrochen dunkle Fleckchen bildet. Hinterflügel licht graugelb ohne Querstreif, Rippen etwas dunkler, Saumlinie bräunlich, Franzen weifsgelb mit dunkler Teilungslinie. Unten die Vorderflügel rötlichgelb mit weifsem Innenrand und verloschenem hinterem Querstreif. Hinterflügel am Saum rötlich bestäubt mit bräunlichem Mittelfleck. Saumlinie und Franzen wie oben. 9 Vorderflügel dunkelbraun zuweilen olivengelb gemischt, oder der Vorderrand und das Saumfeld wenigstens lichter gefärbt. Durch die Mitte des Flügels zieht ein ganz verloschener nur am Innenrande deutlicher weifslicher gezackter Querstreif. Wellenlinie meist deutlich weifslich nur von dunkeln Fleckchen begrenzt, der schwarze Punkt in Zelle Ib und in der Mittelzelle meist deutlich. Saumpunkte deutlich, Franzen rötlich, die schwarzen Fleckchen der Teilungslinie zuweilen fehlend. Hinterflügel graubraun, Franzen wie beim c?. 36* 280 Unterseite der Vorderflügel graubraun am Vorderrand und Saum kirschrot. Der hintere Querstreif dunkel aus einem weifsgelben Vorderrandsfleckchen entspringend, aufsen weifslich begrenzt. Hinterflügel gelblichgrau, am Vorderrand und Saum kirschrot, der hintere Quer- streif verloschen. Mittelpunkt dunkel. Saumpunkt scharf schwarz, Franzen wie oben. S 972,5, $ 11,572 mm. — 1 c? 3 9. 431. Ragonoti n. sp. (709.) So abweichend auch Flügelschnitt, Färbung und Zeichnung von der vorigen Art und Gonspicualis Led. ist, so lassen doch Fühler, Palpen, der Haarbusch des J hinter den Fühlern und der Rippenverlauf keinen Zweifel über ihre richtige Stellung in dieser Gattung. Fühler rötlich, Palpen, Kopf, Halskragen und Thorax rötlichgrau, Hinterleib rötlichweifs, oben mit groben braunen Schuppen bestreut. Beine rötlichgrau. Vorderflügel veilbraun in der Aufsenhälfte des Saumfeldes licht veilgrau oder rötlich mit einer breiten rötlichweifsen Querbinde hinter der Mitte, welche sich saumwärts gegen den Vorderrand sehr erweitert und bis nahe vor den Saum tritt, wurzelwärts ist dieselbe schräg, saumwärts bildet sie einen starken Bogen und ist tief schwarz gerandet ; ihre Aufsen- hälfte ist dunkel bestäubt. Hinterflügel weifs, vor dem Saum breit bräunlichgelb bestäubt, die Rippen braun. Saumpunkte der Vorderflügel schwarz, Saumlinie der Vorderflügel braun auf allen Flügeln aufsen weifs, Franzen weifsgelb mit 2 dunkeln Teilungslinien. Unterseite fleischrötlich, Wurzel und Saumfeld der Vorderflügel bräunlich, die weifse Mittelbinde matt. Hinterflügel am Saum wenig verdunkelt. Saumzeichnung und Franzen wie oben. 8,4 mm. — S 9- Ich benenne diese hübsche Art zu Ehren von Herrn E. Ragonot in Paris, dem besten Kenner der Phycideen, welcher die Güte hatte, das Material aus dieser Familie, welches mir von Portorico vorlag, durchzuarbeiten, eine Freundlichkeit, die für meine Arbeit von nicht zu unterschätzendem Vorteil war. Botys Tr. 432. Cardinalis Guen. 120. Wik. 17. 336. (Synchromia) H.S. 14. Gdl, 422. Led. 366. (276.) 433. Episcopalis H.S. 15. Gdl. 422. (275.) Wie die vorige Art scharlachrot, aber die Vorderflügel mit grofsem schwarzem Spitzen- fleck, welcher nach innen gerundet und in seinem iunern Teil stahlblau glänzt. 6,4 mm. — 4 Exemplare. Cuba H.S. Gdl. 434. Diffisa Grt. & Rbs. Transact. Am. Ent. Soc. 1. 2. 10. H.S. 8. Gdl. 415. 422. Fühler braungelb, Palpen olivengelb, Kopf rotgelb, Halskragen und Thorax purpurrot. 281 rotgelb gemischt. Hinterleib oben purpurrot, unten rotgelb gemischt. Brust rotgelb, Beine braungelb, Tarsen ungefleckt. Flügel purpurrot, die beiden breiten Querstreifen gelb, der erste schräg, den Vorderrand nicht erreichend, der zweite geschwungen. Nierenmakel gelb. Hinterflügel mit kurzem gelbem Querstrich gegen den Afterwinkel. Franzen metallisch glänzend. Unterseite zuweilen ganz zeichnungslos, gewöhnlich der hintere Querstreif der Vorder- flügel am Vorderrand und der der Hinterflügel sichtbar. Saum der Vorderflügel dunkler. Franzen wie oben. 7,3 mm. — 1 9. 435. Insignitalis Guen. 95. (Rhodaria) Wik. 318. H.S. 10. Gdl. 415. 1 Stück Mus. Stdg., Cayenne Guen. Cuba H.S. Gdl. Surinam. 436. Phaenicealis Hb. Ztg. 115. 116. H.S. 12. Led. 367. Phoenicealis Guen. 96. Gdl. 415. Wik. 315. 922. (468.) Mehrere Exemplare in beiden Geschlechtern. — Brasilien Guen. Columbien Wik. Nord- amerika Wik. Guen. Grt. Jamaica. 437. Gracilalis H.S. 17. Gdl. 415. (393.) Etwas gröfser als die drei ersten Arten mit etwas gestreckteren Flügeln, die Vorder- flügel mit mehr oder weniger vorgezogener Spitze. Fühler beingelb, Palpen bräunlichgelb mit weifser Schneide. Kopf olivengelb, an den Seiten fein weifs gerandet. Thorax und Ober- seite des Hinterleibes goldgelb, Unterseite desselben und Brust weifs, Beine weifs, die Schenkel und Mittelschienen gelb. Vorderschienen und Tarsen braun gefleckt. Flügel lebhaft gold- bis orangegelb, Querstreifen fein braun, zuweilen sehr verloschen, der hintere wie bei der vorigen Art geschwungen und auf den Vorderflügeln fortgesetzt bei ^/3 des Saumes auslaufend. Nierenmakel meist als brauner Strich sichtbar, vor dem Saum aller Flügel zuweilen ein feiner verloschener, bräunlicher Querstreif. Saumlinie braun, Franzen mit goldgelber Wurzel, übrigens weifslich und mit undeutlicher dunker Teilungslinie. Unten die Zeichnung deutlich. 7,4 mm. — 2 S — Cuba H.S. Gdl. Herrich-Schäffer scheint sehr matt gezeichnete Stücke vor sich gehabt zu haben, denn „nur kaum sichtbar“ sind die Makeln und Querstreifen bei meinen Exemplaren durch- aus nicht. 438. Glirialis H.S. 16. Gdl. 415. (630.) Fühler graubraun, Palpen braungelb an der Schneide des Wurzel- und Mittelgliedes weifs. Kopf graugelb, seitlich fein weifs gerandet. Thorax graugelb, veilrötlich schimmernd. 282 Hinterleib graugelb, unten wie Brust und Beine weifs. Vorderschienen und Tarsen am Ende breit braun gefleckt. Vorderflügel mit etwas vorgezogener Spitze, gelbgrau, stark veilrötlich schillernd. Der fast gerade vordere und der stark geschwungene, fein gezackte, am Innenrande dem ersteren sehr genäherte hintere Querstreif, sowie die Makeln deutlich dunkler. Saumlinie dunkelbraun, Franzen weifs mit veilrötlicher Wurzel. Hinterflügel weifsgrau, am Saum veilrötlich. Saum- linie braun, aufsen gelblich, Franzen wie auf den Vorderflügeln. Unten die Vorderflügel rötlichgrau mit ganz verloschenem hinterm Querstreif, am Saum kaum dunkler bestäubt. Saumlinie braun. Hinterflügel lichter. Franzen der Vorderflügel grau, der Hinterflügel weifsgrau. 7,372 mm. — d $ — Cuba H.S. Gdl. 439. Gambogialis Guen. 365. Led. 372. Snell. 12. (698.) Ein kleines 9. Brasilien Guen. Columbien Snell. 440. Gitrinalis n. sp. (315.) Von der Gröfse unserer Gespitalis S. V. in die Verwandtschaft von Flavalis S. V. gehörend, Vorderflügel aber breiter und stumpfer. Fühler gelb, Palpen bräunlichgelb mit weifser Schneide. Kopf gelb, an den Seiten fein weifs gerandet. Thorax und Halskragen citronengelb, Hinterleib graugelb, unten wie die Brust weifs. Beine weifs. Vorderflügel glänzend citronengelb. Hinterflügel gegen die Wurzel weifslich. Querstreifen und Makeln verloschen bräunlich. Der vordere Querstreif bildet schwache Bogen, der hintere ist stark geschwungen, nicht gezähnt und anf den Hinterflügeln schwach geschwungen fort- gesetzt. Saumlinie nicht dunkler, Franzen weifs. Unterseite etwas lichter, nur der hintere Querstreif am Vorderrand der Vorderflügel ganz verloschen angedeutet. Saumlinie bräunlich. 9,5 mm. — 1 d. 441. Oculatalis n. sp. (746.) Eine durch die silberweifs gekernte Nierenmakel sehr ausgezeichnete Art aus der Ver- wandtschaft von Flavalis S. V. aber gröfser. Färbung des Körpers wie bei Gitrinalis, After- busch des c? braun. Flügel lebhaft citronengelb, Vorderrand der vorderen sehr fein weifs, nahe der Wurzel ein bräunlicher Querstrich. Der vordere Querstreif wie auch der hintere bräunlich, ersterer schräg, schwache Bogen bildend, letzterer bis auf Rippe 6 gerade, dann einen starken Bogen bildend, auf Rippe 2 weit zurückgebogen schräg in den Innenrand und auf den Hinterflügeln, 283 von Rippe 5 bis 2 stark ausgebogen fortgesetzt. Makeln dunkler braun, Ringmakel punkt- förmig, Nierenmakel silberweifs gekernt, Mittelfleck der Hinterflügel dunkel. Saum schmal goldgelb. Saumlinie wenig dunkler, Franzen weifslicb mit goldgelber Wurzelhälfte. Unterseite wenig heller, die Zeichnung verloschen durchscheinend, Nierenmakel nicht hell gekernt. Unten der Vorderrand der Vorderflügel in der Spitzenhälfte rostrot, ebenso die Saumlinie und der Saum zuweilen ebenso bestäubt. 14,7 mm. — 1 cJ 3 9. 442. Oedipodalis Guen. 377. Wik. 569. Led. 371. Snell. 11. (646.) Guenöe’s nach einem einzelnen 8 entworfene Beschreibung ist nicht ganz genau, wefshalb ich die Art nach mir vorliegenden 5 Exemplaren nochmals beschreibe. Dafs mir die echte Oedipodalis Guen. auch wirklich vorliegt, daran lassen die wunderlich gebildeten Mittelschienen des $ nicht zweifeln. Fühler gelb, Palpen zimmtbraun, Wurzelglied und Schneide des Mittelgliedes schneeweifs. Kopf und Thorax goldgelb, ersterer zimmtbraun gerandet. Hinterleib weifs, ein Rückenstreif und die Spitze heller oder dunkler rostgelb. Brust weifs, die Stellen wo die Vorderhüften anliegen rostbraun. Beine weifs, Vorderschenkel und Schienen rostbraun. Mittelschenkel gegen das Ende ebenso gefärbt. Mittelschienen, wenigstens beim $ mit rostgelbem Längs- streif auf der Oberseite. Diese Schienen sind beim S erweitert und bilden eine Tasche (Etui), dessen Ränder sich an der Innenseite öffnen lassen und in welchem sich vortretende bräunlichgraue Haare, die wahrscheinlich einen Pinsel bilden, befinden. Flügel goldgelb, die hinteren am Vorderrand weifs, stark irisierend. Vorderrand der Vorderflügel rostbraun, ebenso die Saumlinie. Makeln matt rostfarben, die beiden Quer- streifen sehr matt, bräunlich, der vordere auf Rippe 1 saumwärts eine Ecke bildend, der hintere stark geschwungen, ebenso auf den Hinterflügeln fortgesetzt, zuweilen ganz verloschen. Franzen mit dunkler Wurzel und strohgelben Spitzen. Unterseite weifsgelb, stark irisierend, zeichnungslos. Saumlinie sehr fein, wenig dunkler als die Grundfarbe. Franzen weifsgelb. 16 — 18,8 mm. — 1 c? 6 9. Haiti Guen., Jamaica, St. Domingo, Venezuela, Honduras Wik., Columbien Snell. 443. Polygonalis Hb. Led. 369. Guen. 530. Wik. 19. 804. (Mecyna). Limbalis S. V. 122. var. Hilaralis H.S. 77. Gdl. 416. (180.) Unterscheidet sich von der südeuropäischen var. Meridionalis Stdg., welche ich auch aus dem Kaffernland erhielt, nur dadurch, dafs die braune Saumbinde der gelben Hinterflügel bis auf einen Flecken an der Flügelspitze verschwunden ist. 4 Exemplare. 284 Wahrscheinlich ist diese Art früher von Spanien auf den Antillen eingeschleppt und hat sich unter dem Einflufs des tropischen Klimas zu einer starken Varietät ausgebildet. — Cuba H.S. Gdl. 244. Pertentalis n. sp. fig. 7. (90. 292. 295.) Mit der europäischen Aurantiacalis F.R. verwandt, aber viel schmalflügliger. Fühler beingelb, Palpen goldgelb, das Wurzelglied und die Schneide des Mittelgliedes an der Wurzel weifs. Kopf und Oberseite des Thorax goldgelb, Afterbusch des S rötlichgrau, Unterseite des Leibes, Brust, Mittel- und Hinterbeine weifs. Vorderbeine braun mit weifsgefleckten Schienen und Tarsen. Flügel glänzend rötlichgoldgelb, Vorderrand der hinteren weifs, irisierend. Querstreifen und Nierenmakel matt braun. Der vordere Querstrich bildet schwache Bogen, der hintere ist gezackt, vom Vorderrand bis an Zelle 5 eingebuchtet, dann bis an Zelle 2 einen starken Bogen bildend und tritt dann bis unter die Nierenmakel, diese fast berührend, zurück; auf den Hinterflügeln ist er in gleicher Weise fortgesetzt. Nierenmakel goldgelb gekernt. Hinterflügel lichter, hell durchscheinend, Mittelfleck bräunlich. Saumlinie, wenn deutlich, in braune Fleckchen aufgelöst, aufsen gelb. Franzen glänzend rötlichgrau, an der Wurzel braun- grau, gegen den Afterwinkel der Hinterflügel weifs. Unten lichter, stark irisierend, die Zeichnung matter, die Franzen gelbgrau. 12,6 '/2 mm. 3 2 9. Das $ führt die Querstreifen bedeutend feiner wie der S. 445. Älbifrontalis n. sp. (386. 377. 378.) Mit keiner mir bekannten Art nahe verwandt, von Inconcinnalis Led. und Aequalis Led.., welche in Zeichnung und Färbung ähneln, durch die langen, schmalen Vorderflügel leicht zu unterscheiden. Fühler gelb, Palpen gelbbraun, mit weifser Schneide, Kopf gelbbraun, Stirn vorn breit weifs. Thorax ockergelb, Hinterleib oben etwas heller, unten wie die Brust, Mittel- und Hinterbeine weifs. Vorderschienen und Tarsen braun, weifsgefleckt. Vorderflügel ockergelb mit feinen, verloschen bräunlichen Querstreifen, deren vorderer schräg steht und keine Bogen bildet, während der hintere vom Vorderrand bis in Zelle 2 einen starken Bogen bildend, sich dann rückwärts biegend, von Rippe 3 bis in Zelle Ib ein- gebuchtet ist und bei Vs des Innenrandes ausläuft. Die Nierenmakel etwas deutlicher, am Innenrand bräunlich. Hinterflügel dünn bestäubt, weifsgelb, stark irisierend, am Saum gelber,. 285 mit einem kaum gebogenen, in Zelle 2 ziehenden dunkeln Querstreif hinter der Mitte. Saum- linie aller Flügel sehr fein, kaum dunkler als der Grund, aufsen weifs, Franzen weifsgelb. Unterseite weifs, Vorderrand und Saum aller Flügel gelblich bestäubt, die Nierenmakel als brauner Fleck sichtbar. Hinterflügel mit braungelbem Mittelfleck. Saumlinie und Franzen wie oben. 16,7 mm. — 1 c?. 446. Togalis Led. 371. t. 8. f. 18. H.S. 82. Gdl. 424. Nach Gundlach auf Portorico fliegend. — Cuba H.S. Gdl. 447. Villicalis Mschl. Jamaic. 170. (297.) Ich habe a. a. 0. den Unterschied zwischen dieser Art und Togalis Led. erörtert, der braune Halskragen trennt Villicalis genügend von Togalis. 3 Stücke und 1 c? im Mus. Stdg. — Jamaica. 448. Argyralis Hb. Ztg. 113. 114. Led. p. 375. H.S. 86. Gdl. 426. Von Gundlach auf Portorico gefangen. — Cuba H.S. Gdl. 449. Incalis Snell. 17. 202. PI. 11 f. 13. (1874.) (302. 388.) var. Rosealis. Das Saumfeld ist ganz oder gröfstenteils purpurrot gefärbt. Incalis wurde von N o 1 c k e n im Januar bei Conejo am Magdalenenstrom gefangen. — 4 Exemplare. 450. Principaloides n. sp. (297.) Sehr nahe mit Principalis Led. 471. t. 10 f. 17 verwandt, aber die Farbe der Flügel ist hell goldgelb, der vordere braune Querstreif der Vorderflügel ist in drei Flecken aufgelöst, statt des hinteren sind nur drei stärkere Punkte am Vorderrand, drei kaum sichtbare Pünktchen auf Rippe 3 bis 5 und ein gröfseres braunes, wurzelwärts gestelltes Fleckchen auf Rippe 2 sichtbar. Unten ist die Zeichnung ganz verloschen. 10,5 mm. — 1 J. 451. Placendalis n. sp. (378.) Kleiner, die Grundfarbe weniger rein goldgelb, die Beine nicht wie bei jener und Principalis mit weifsen, braun gefleckten Vordertarsen, sondern einfarbig gelb. Die Makeln der Vorder- und der Mittelfleck der Hinterflügel braun, die ganz verloschenen Querstreifen rostbräunlich; unten die Zeichnung kaum angedeutet. Saumlinie oben braun. 8,372 mm. — 1 $. 452. Viscendalis n. sp. (634.) Fühler graugelb, Palpen braungelb, Kopf und Thorax graugelb. Vorderflügel licht ockergelb, dicht rötlich braun bestäubt. Die Querstreifen braun, der vordere tritt am Vorderrand in einem kleinen, dann in einem stärkeren Bogen bis auf die Subdorsale und läuft dann schräg in den Innenrand. Der hintere gezackte Querstreif bildet Abhandl. d. Seuckenb. naturf Ges. Bd. XV. y ' 37 286 vom Vorderrand bis auf die Flügelfalte und dann noch einen schwächeren zum Innenrand, er ist saumwärts hellgelb gerandet. Ringmakel als brauner Punkt sichtbar, Nierenmakel klein, braun undeutlich gelb gekernt. Saum schmal ockergelb. Hinterflügel weifsgelb, am Saum bindenartig rötlichbraun bestäubt mit einem ziemlich breiten braungrauen Querstreif hinter der Mitte, Rippen rötlich. Saumlinie braun, Wurzel der Franzen bräunlich, Spitzen lichter, auf den Hinterflügeln weifsgelb. Unterseite glänzend strohgelb, der hintere Querstreif scharf braun, Ring- und Nieren- makel ebenfalls sichtbar. Saumpunkte braun , Saumlinie weifsgelb , Franzen wie oben. 9V2,5 mm. — 1 9. 453. Intricatalis n. sp. Aus der Verwandtschaft der Detritalis Guen. durch folgende Kennzeichen von dieser Art verschieden: Alle Flügel gleich dunkel, ihre Färbung ist ein stark glänzendes Graugelb. Die Querstreifen sind viel weniger scharf und besonders auf den Hinterflügeln kaum zu er- kennen. Der hintere Querstreif der Vorderflügel bildet in Zelle 3 keinen so scharfen eckigen Bogen wie bei Detritalis, sondern ist viel schwächer und gleichmäfsiger geschwungen, die schwarzen Mittelpunkte derselben sind weniger scharf und der feine Punkt der Hinterflügel ist kaum sichtbar. 10,4 mm. — Mehrere Stücke im Mus. Stdg. 454. Detritalis Guen. 405. PI. 4 f. 10. Wik. 18. 572. Led. 373. H.S. 73. Gdl. 416. Mschl. Surin. 4. 421. Jamaic. 173. Snell. 13. (472. 374.) Mehrere Exemplare in beiden Geschlechtern. Brasilien, Guyana, Columbien Guen. St. Domingo, Villa Nova, Honduras Wik. Cuba H.S. Gdl. Jamaica, Neu Granada Snell. Surinam, Jamaica. 455. Pruinalis Led. 373, 469. t. 9. f. 6. Mschl. Jamaic. 175. (564.) 19 — Brasilien Led. Jamaica. 456. Terricolalis Mschl. Surin. 4. 424. Jamaic. 174. (812.) Ein 9. 457. Flexalis Mschl. Surin. 4. 424. Janiralis Mschl. Jamaic. 180. (476.) Nachdem ich mehr Exemplare vergleichen konnte, halte ich beide Arten für zusammen- gehörend. — Drei Stücke. 458. Eilaralis Mschl. Jamaic. 177. — fig. 9. (415. 811.) Drei Exemplare. 459. Elevata F. E. S. 3. 2. 216. 325. Led. 375. Elevalis H.S. 79. Gdl. 416. Mschl. Surin. 421. Astura Elevalis Guen. 345. Wik. 18. 548. 287 Einige Stücke. — Antillen F. Cayenne Guen. Para, Ega Wik. Cuba H.S. Gdl. Surinam. Ich lasse nun zwei Arten folgen, von denen ich nur einzelne Weiber erhielt und deren Stellung bei Botys mir nicht ganz gesichert erscheint. 460. Evincalis n. sp. (847.) Fühler weil's, Palpen graugelb, Schneide weifs. Kopf, Halskragen und Thorax graugelb, Schulterdecken aufsen fein, innen besonders gegen die Basis, breit weifs gerandet, ebenso die Seiten des Kopfes. Halskragen und Thorax mit einzelnen schwarzen Punkten. Hinter- leib gelb, oben mit 2 weifsen Längsstreifen, welche an der Aufsenseite auf den einzelnen Segmenten, mit Ausnahme des letzten, schwarze Schuppenlleckchen haben; Ränder der Seg- mente fein weifs. Unten sind die ersten drei Segmente weifs, die übrigen gelbgrau. Brust und Beine weifs. Schienen aufsen bräunlich. Vorderflügel heller und dunkler braungelb gemischt. Zwei weifse Schrägbinden teilen den Flügel in drei Felder; auf ihren entgegengesetzten Seiten sind die Binden fein braun gerandet; die äufsere ist schwach geschwungen. Innerhalb derselben, an sie anschliefsend, zieht ein weifses Band vom Vorderrand bis auf die Subdorsale und bildet hier, dieselbe be- deckend, einen feinen weifsen Längsstreifen wurzelwärts. Wie die Subdorsale ist auch die Innenrandsrippe in ihrer ganzen Länge weifs bestäubt und über jener steht nahe der Wurzel ein feines braunes Längsstrichelchen. Die Nierenmakel wird wurzelwärts durch einen längeren dunkelbraunen Strich bezeichnet, gegen den Vorderrand ist sie offen. Im Saumfeld steht in der Flügelspitze ein weifses Hakenfleckchen, von welchem sich ein brauner Streif bis gegen den Innenwinkel zieht, wo derselbe weifs und scharf gezackt erscheint. Hinterflügel hellgelb, stark glänzend, die Spitze und ein schmaler Streif vor dem Saum bräunlich. Saumlinie dunkel- braun, aufsen gelb, Wurzel der Franzen dunkelbraun, Spitzen weifslich. Unten sind die Vorderflügel graugelb, längs des Vorderrandes braun, welche Färbung saumwärts durch das weifse, innen braun gerundete Hakenfleckchen begrenzt wird. Die Nierenmakel und der dunkle Streif im Saumfeld braun, Saum breit braungrau. Hinterflügel gelblich mit bräunlicher Binde vor dem Saum. Franzen und Saumlinie wie oben. 9,5 mm. — 1 J. Diese Art gehört in die Verwandtschaft von B. FractilineaUs. 461. Concinnalis n. sp. (349.) Fühler gelb, Palpen gelb, aufsen gegen die Spitze des Mittelgliedes bräunlichgrau. Kopf, Thorax und Hinterleib oben gelb, letzterer hat die Ränder der Segmente fein weifs gerandet, Unterseite desselben und Brust weifs, Beine weifs, gelblich bestäubt. Vorderschienen mit 37* 288 schwarzbraunem Kniefleck und Band am Ende, Mittel- und Hinterschienen ebenfalls mit dunkelbraunem Kniefleck und gelbbräunlich gefärbter Vorderbälfte. Grundfarbe der Flügel gold- bis rötlich- oder bräunlicbgelb, mehr oder weniger braun bestäubt, zuweilen bedeckt die so dunkle Bestäubung fast den Flügel. Im Wurzelfeld der Vorderflügel zwei braune Querstreifen, welche zuweilen zusammenfliefsen. Der vordere Quer- streif schwach winklig gebogen, der hintere stark geschwungen, sein Bogen bildet zwei stumpfe Ecken, und dann zieht er eine starke Ecke bildend in den Innenrand. Beide Querstreifen braun, auf den entgegengesetzten Seiten hellgelb angelegt. Beide Makeln deutlich, braun umzogen, licht gekernt. Auf den Hinterflügeln ist der braune Querstreif sehr stark geschwungen, und biegt sich unterhalb des braunen Mittelpunktes rechtwinklig in den Innenrand. Saum- linie dick, braun, aufsen fein gelb, Franzen an der Wurzel graubraun, die Spitzen gelb. Unten lichter die Zeichnung mehr oder weniger deutlich durchscheinend, Saumlinie und Franzen wie oben. 772,4 mm. — 2 ? und S 9 Mus. Stdg. 462. Fortificalis n. sp. Trüb rostgelb, Vorderflügel mit schwach gebogenem schwärzlichem vorderem Querstreif, der hintere zieht fein gezackt vom Vorderrand bis in Zelle 2, biegt sich hier spitzwinklig in einem wenig schrägen feineren Streif bis unter die als schwarzer Hakenstrich angedeutete Merenmakel und zieht dann schwach gebogen in den Innenrand. Hinterflügel mit in Zelle 2 rechtwinklig nach innen und dann ebenso zum Innenrand gebogenem schwärzlichem Querstreif und schwarzem Mittelpunkt. Alle Streifen sind stark. Saumflecken schwärzlich, Franzen rostgelb, die Spitzen schwärzlich. Unterseite lichter, die Zeichnung verloschener, der vordere Querstreif der Vorderflügel fehlt. Saumlinie und Franzen wie oben. 9,472 mm. — 1 9 Mus. Berol. 463. Secernalis n. sp. (813.) Fühler lehmgelb, sehr kurz bewimpert. Palpen aufsteigend, mit kurzem pfriemenförmigem Endglied, bräunlichgelb. ? Nebenpalpen. Zunge spiral, stark, Ocellen. Körper schlank, anliegend beschuppt, Hinterleib die Hinterflügel nur wenigstens Vs überragend, Beine kräftig, die Vorderschienen kurz, oben dicht anliegend beschuppt. Kopf, Thorax und Oberseite des Hinterleibes graugelb, mit eingemengten braunen Schuppen, Unterseite des Leibes, Brust und Beine lehmgelb. Flügel gestreckt, mit schrägem, auf den Hinterflügeln schwach gebogenem Saum, schwach vorgezogener Spitze derselben und stumpfem Innenwinkel. 289 Vorderflügel strohgelb, bräunlich bestäubt, im Saumfeld ist diese Bestäubung am dichtesten. Im Wurzelfeld ein verloschener bräunlicher Querstreif. Die beiden gewöhnlichen Querstreifen ebenfalls mattbraun, der hintere aufsen von einem hellgelben Streif bis an Rippe 2 begrenzt. Der vordere Querstreif zieht etwas schräg nach aufsen und ist nicht gewellt. Der hintere zieht gerade bis auf Rippe 2 bildet hier einen etwas spitzen Winkel wurzelwärts bis unter die Nierenmakel und zieht dann schräg saumwärts in den Innenrand. Ringmakel grofs, oval, Nierenmakel grofs 8-förmig, beide braun umzogen. Hinterflügel halb durchsichtig, glänzend hellstrohgelb, am Saum breit ockergelblich bestäubt mit bräunlichem Mittelmond und feinem gewelltem Querstreif hinter der Mitte, welcher bis in Zelle 2 zieht. Saumpunkte grofs, braun, auf den Hinterflügeln fast zu einem Streif verbunden. Saumlinie fein braun, Franzen mit lehmgelber Wurzel- und weifsgelber Spitzenhälfte und mit brauner Teilungslinie. Unterseite stark irisierend, lebhaft strohgelb, die Zeichnung matter wie oben. Saum- punkte fehlend, Franzen wie oben. 10,5 mm. — 1 ? 1 8“ Mus. Stdg. 464. Flammeolalis n. sp. (463.) Ein eigentümliches Tier. Fühler dicht und ziemlich lang bewimpert, dunkelbraun. Palpen aufsteigend, anliegend behaart, das kurze ebenfalls behaarte Spitzenglied kaum sichtbar. Nebenpalpen fadenförmig, beide rotgelb. Zunge stark, spiral, Ocellen. Kopf, Halskragen und Thorax anliegend beschuppt, ersterer rotgelb, letzterer und der Halskragen feuriger zinnober- rot. Hinterleib schlank und sehr lang, die Hinterflügel um V2 überragend, oben rotgelb, die drei letzten Glieder dunkelbraun, unten dunkelbraun, an der Spitze mit weifsgelben kurzen Haaren. Beine kräftig, dunkelbraun, Flügel kurz, breit, Saum schwach gebogen, glatt, Spitze und Innenwinkel stumpf. Die Grundfarbe der Flügel rötlichgelb, aber durch dichte braune Querstrichchen und dunkelbraune Beschuppung am Innenrand der Vorder- und am Saum aller Flügel, sowie durch die braunen Rippen verdunkelt. Der Vorderrand der Vorderflügel ist bis zur Mitte, an der Wurzel höher zinnoberrot, die Flügelwurzel mit solchen und gegen den Innenrand gelben Haaren bedeckt, die Querrippe der Vorderflügel dunkler braun, hinter der Mitte dieser Flügel ein länglicher ganz undeutlicher stahlgrauer Querfleck. Saumlinie fein gelb, Wurzelhälfte der Franzen braun, Spitzenhälfte rotgrau. Unterseite etwas lichter, die zinnoberrote Färbung reicht am Vorderrand der Vorder- flügel weniger weit und die gelbe Behaarung der Flügelwurzel ist schwächer. Saumlinie und Franzen wie oben. 6,3 mm. — 1 ?. 290 Eurycreon Led. 465. Nudalis Hb. 90. Led. 376. Interpunctalis Hb. 128. Tr. 7. 128. Guen. 39. Wik. 801, Zwei Exemplare. — Südeuropa, Algier Guen. Wohl aus Spanien eingeschleppt. 466. Gollucidalis n. sp. (412.) Fühler rotgelb, Palpen rotgelb mit weifser Wurzel und Endhälfte des Mittelgliedes. Kopf, Halskragen und Thorax rotgelb, Hinterleib weifsgelb, unten wie die Brust weifs, Beine grau. Vorderflügel einfarbig rotgelb, Hinterflügel weifs, gegen den Saum rostgelblich. Franzen der Grundfarbe gleich. Unterseite weifsgelb, Vorderflügel mit verloschenen dunkeln Makeln und hinterem Quer- streif vom Vorderrand bis Rippe 5. 10,5 mm. — Id. 467. Evanadalis Bg. Dtsch. ent. Ztschrft. 19. 1875. 1. 134. (285.) Argentinien Bg. Curacao Snell. — Mehrere Exemplare in beiden Geschlechtern. Samea Guen. 468. Gastellalis Guen. 133. Led. 380. H.S. 22. Gdl. 417. GastelUalis Wik. 350. Berg 1. c. 137. Ecclesialis Guen. 132. t. 6 f. 7. Wik. 350. Led. 380. (298. 300. 301.) Ecclesialis Guen. ist nicht von Gastellalis zu trennen, wie Berg a. a. 0. erörtert. Mehrere Exemplare. — Nordamerika, Westindien und ein grofser Teil Südamerika’s. 469. Gonjuncialis n. sp. Aus der Gruppe von Finitalis Guen. & Togalis Led. aber kleiner als diese Arten. Palpen horizontal vorstehend. Fühler gelb, Palpen aufsen braun, innen gelb, mit weifser Schneide. Kopf, Halskragen und Thorax licht goldgeld, Hinterleib wohl gleich gefärbt, aber an dem mir vorliegenden sonst reinen Stück, etwas berieben, der Hintergrund der einzelnen Ringe scheint weifslich zu sein, unten wie Brust und Beine weifsgelb. Grundfarbe der Flügel licht goldgelb, der Vorderrand der Vorderflügel und der Saum derselben breit licht rötlichbraun gefärbt. Die Querstreifen rostbraun, undeutlich, der vordere einige Bogen bildend, der hintere wie gewöhnlich um die Makel stark knieförmig gebrochen. Beide Streifen erscheinen nicht zusammenhängend, sondern in Fleckchen aufgelöst. Die Vorderflügel führen 8 weifse halb durchsichtige, teils beiderseits, teils nur wurzelwärts, teil- weis durch die Querstreifen, braun begrenzte Fleckchen. Das erste steht am Ende des Wurzelfeldes und wird von der Subcostalen durchschnitten, es ist das gröfste und rundlich. In der Flügelmitte steht in der Mittelzelle ein zweites viereckiges, unter diesem an der Wurzel von Zelle 2 ein kleineres längliches und unter diesem in Zelle Ib zwei viereckige. 291 teils Wurzel- teils saumwärts gestellt, deren letzteres ziemlich undeutlich ist. In Zelle 6 und 7 stehen noch vier kleinere solche Fleckchen dicht beisammen. Der hintere Querstreif ist in Fleckchen aufgelöst und tritt bis nahe an die dunkle Saumbinde. Vorderrand von der Mitte gegen die Flügelspitze aufsen fein gelb mit 5 braunen Fleckchen. Hintertlügel mit einem vorderen braunen Wellenstreif, welcher vor dem weifslichen Vorderrand in einem gleich- gefärbten Ring endigt, der hintere Querstreif feiner und lichter gegen den Vorderrand gegabelt, die dunkle Saumbinde verloschen und sich gegen den Innenwinkel verlaufend. Saumlinie fein braun, Franzen an der Wurzel gelblich, an den Spitzen weifsgelb, mit dunkler Teilungslinie. Unterseite lichter, fast weifsgelb, die Hinterflügel ohne dunkle Saumbinde und die Quer- streifen, besonders der hintere, verloschen, die weifsen Fleckchen der Vorderflügel weniger scharf begrenzt wie oben. Saumlinie und Franzen wie oben, die Teilungslinie in Fleckchen aufgelöst. 8,4 mm. — 1 $ Mus. Stdg. Salbia Guen. 470. Praeformatalis n. sp. (814.) Fühler weifsgelb, Palpen graubraun mit weifser Schneide. Kopf und Thorax veilbraun. Hinterleib oben gelb, graubraun beschuppt, die Segmente weifs gerandet, unten wie Brust und Beine weifs. Vorderflügel veilgrau, Vorderrand schmal lehmgelb, der vordere Querstreif weifsgelb, der hintere stark geschwungen, in der Mitte zwischen Nierenmakel und Saum vom Vorder- rand nach aufsen gebogen, in Zelle 6 eine Spitze bildend, dann geschwungen bis an Rippe 2 ziehend, von da fein bis unter die Makel tretend und dann schräg in den Innenrand ziehend, aufsen durch weifse Fleckchen begrenzt, am Ende auch innen fein weifsgelb gerandet. Die Nierenmakel erscheint als dunkelbrauner Fleck, vor ihr ein weifsgelber, fast bis an den vorderen Querstreif reichender Fleck. Saumlinie dunkelbraun, aufsen fein weifs. Franzen dunkelbraun, gegen die Flügelspitze und den Innenwinkel schärfer weifs gescheckt. Hinter- flügel bis zur Mitte halb durchscheinend weifs, dann lichter graubraun. Durch die lichte Flügelhälfte zieht eine graubraune schmale Querbinde und hinter derselben ein feiner, ebenso gefärbter Querstreif von Rippe 3 bis zum Innenrand. In der dunkeln Saumhälfte zieht eine schmale weifse, innen durch einen dunkelbraunen Streif begrenzte Querbinde vom Vorderrand bis in Zelle 2 und am Saum ein schmaler weifser Streif von Rippe Ib bis zum Afterwinkel. Saumlinie wie auf den Vorderflügeln, Wurzel der Franzen dunkelbraun, Spitzen weifs gegen die Flügelspitze braungrau. Unten die Vorderflügel glänzend hellbraun, Innenrand weifs, Querstreifen und Makel 292 angedeutet. Hinterflügel weifslich mit bräunlicher Spitze, Querstreifen verloschen, Mittelpunkt braun. Saumlinie wie oben, Franzen lichter. 9,4 mm. — 1 $ — Columbien Mus. Snellen. 471. Cognatalis Snell. Tijdschr. 17. 215. PI. 12. f. 9. 10. (1874.) Einige Stücke im Mus. Stdg., welche genau mit meinen, durch Snellen selbst bestimmten Exemplaren von Jamaica übereinstimmen. 472. Haemorrhoidalis Guen. 149. Wik. 360. Led. 381. Mschl. Jamaic. 182. 1 $ Mus. Stdg. — Brasilien Guen. Jamaica. Orobena Guen. 473. ImpUcitalis n. sp. (576.) Fühler gelblich, Palpen graugelb, Wurzel- und Mittelghed am Ende fein weifs gesäumt. Kopf und Thorax graugelb, ersterer an den Seiten fein weifs gerandet. Hinterleib oben graugelb, unten wie Brust und Beine weifs. Vorderschenkel und Schienen gelb. Die Grundfarbe der Vorderflügel ist bei dunkeln Stücken ein glänzend schmutziges Grau- grün, welches sich gegen den Saum in lichter Rotbraun verwandelt. Lichte Exemplare sind isabellfarbig mit grünlichem Schimmer, der Vorderrand ist fein weifs. Dmxh die Flügelmitte zieht ein ganz verloschener grauer Wellenstreif, vor dem Saum ein mäfsig geschwungener gleichfarbiger Streif, welcher saumwärts am Vorderrand von einem gezackten, breiter be- ginnenden, dann fein und verloschen fortgesetzten weifsen Streif begrenzt wird. In der Spitze steht ein brauner Punkt, der nach innen von einem feinen weifsen spitzigen Fleckchen begrenzt wird. In Zelle 6 steht ein silberweifser, braun eingefafster Punkt und von Rippe 5 bis fast zum Innenwinkel zieht ein solcher, fein braun begrenzter Streif. Saumlinie fein braun, aufsen hellgelb, Franzen graubraun, am Innenwinkel weifsgelb. Hinterflügel dünn beschuppt, glänzend, trübgelblich mit brauner Saumbinde und Rippen. Saumlinie gewellt, braun, aufsen hellgelb. Franzen hellgelb, an der Wurzel bis auf Rippe 2 braun. Unterseite der Vorderflügel glänzend bräunlichgelb mit breit weifsem Innenrand, Saum lichter gelb, die Nierenmakel durch einen kleinen braunen Strich bezeichnet. Hinterflügel hellgelb, in Zelle Ib bis 2 mit einem dreieckigen Fleck am Saum. Saumlinie der Vorderflügel fein dunkel, aufsen hell, die der Hinterflügel metallisch gelb. Franzen hellgelb, mit dunkler Teilungslinie. 9,5 mm. — 1 J 2 9. Hileithia Snell. TijdscTir. 17. 217. (1874.) 474. Ductalis n. sp. (459.) Ein Exemplar dieser Art lag Snellen zur Bestimmung vor und wurde von ihm für eine neue Art dieser Gattung erklärt. 293 Kleiner wie Appialis Snell. 219. PL 12 f. 13. 14. Weifs, Halskragen mit fünf schwarzen Fleckchen, von denen die äufseren je zwei und zwei ziisammengeflossen sind. Das zweite Hinterleibssegment mit schmalem schwarzbrannem, an den Enden erweitertem Gürtel. Yorderllügel am Vorderrand bis zur Mitte schwarz gefleckt. Im Wurzelfeld sind diese Flecken doppelt und zwei schwarzbraune Pünktchen stehen am Innenrand. Beide Makeln sind scharf, die Ringmakel grofs, beide sind schwarzbraun umzogen und weifs gekernt, von der Ringmakel zieht ein sehr feiner bräunlicher Wellenstreif zum Innenrand. Hinterer Quer- streif vom Vorderrand bis auf Rippe 2, am Vorderrand stärker und dunkler, auf Rippe 2 abgesetzt und unterbrochen und dann unterhalb der Merenmakel gewellt in den Innenrand ziehend. Wellenstreif braun bis in Zelle 2 reichend. Saum vom Vorderrand bis auf Rippe 3 breit braun, in demselben weifse Fleckchen der Grundfarbe und dicht am Saum weifse Punkte. Hinterflügel mit schwärzlichem weifs gekerntem Mittelfleck. Vorderer Querstreif sehr fein und verloschen, hinterer schräg, unregelmäfsig geschwungen. Wellenstreif bis in Zelle 2 und ebensoweit zieht ein bräunlicher Streif vor dem Saum. Saumlinie fein braun, auf den Hinter- flügeln in der Spitze stärker und dunkler. Franzen weifs, mit auf den Vorderflügeln in Fleckchen aufgelöster dunkler Teilungslinie. Unten die Zeichnung matter, die Ringmakel kaum angedeutet, die Querstreifen der Hinterflügel gänzlich fehlend, deren Saumlinie sehr fein bräunlich. 7,3 mm. — 2 3. Ein sehr defektes Exemi)lar von Cuba befindet sich im Berliner Museum. Cnaphalocrocis Led. 475. Perpersalis n. sp. (648.) Fühler und Palpen bräunüch, ebenso Kopf, Halskragen und Vorderhälfte des Thorax, Hinterhälfte desselben weifslich. Leib graugelb. Flügel weifslich, Vorderflügel am Vorderrand und Saum, Hinterflügel am Saum bräunlichgrau, alle Flügel mit 2 breiten Querstreifen, der vordere auf den Vorderflügeln ziemlich gleichmäfsig gebogen, der hintere am Vorderrand fleckartig beginnend, bis auf Rippe 2 einen Bogen bildend, abgesetzt und unterbrochen weit wurzelwärts in den Saum ziehend. Wellenstreif und Nierenmakel braun. Auf den Hinterflügeln ist der vordere Querstreif schwach geschwungen und erreicht den Vorderrand nicht, der hintere verläuft in gleicher Weise und endigt dicht hinter dem Afterwinkel. Der Wellen- streif berührt die Ränder des Flügels nicht. Saumlinie braun , Franzen weifs mit scharfer brauner Teilungslinie. Unterseite lichter, die Zeichnung matt durchscheinend. 7,3 mm. — 1 ?. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XV. 38 294 Stenopliyes Led. 476. Serinalis Wik. 468. Led. 389. t. 12 f. 13. (721.) Ein Paar. — Nordamerika, Venezuela Wik. Led. Acrospila Led. Eulepte Hb. Botys Guen. Zu den Gattungsmerkmalen von Acrospila gehört auch die eigentümliche Bekleidung der Schulterdecken des S. Diese besteht aus langen Haaren, welche die Schulterdecken bei zwei Arten strähnartig bis fast zur Mitte des Hinterleibes verlängert erscheinen lassen, bei der dritten Art, Campalis Guen. sind dieselben nicht ganz so lang, reichen aber dennoch bis auf das zweite Glied des Hinterleibes. Lederer hat dieses Merkmal in seiner Gattungs- diagnose nicht erwähnt und auch seine Abbildung des d von Qastralis zeigt es nicht. Camiialts, im Bau der Fühler genau mit den übrigen Arten dieser Gattung übereinstimmend, zeigt dagegen die Palpen unten nicht so auffallend rechtwinklig gebogen wie jene, mit denen diese Art auch in Färbung und Zeichnung gut übereinstimmt. 477. Concordalis Hb. Exot. Socialis Sepp Surin. Vlind. Guen. 399. Wik. 608. Gdl. 412. 423. H.S. 78. Fliegt nach G und lach auf Portorico. — Raupe nach Sepp in Surinam auf Cres- centia Cayeta. Haiti Guen. Venezuela, Ega, Villa Nova Wik. Brasilien Led. Cuba H.S. Gdl. Surinam. Der älteste Name dieser Art ist eigentlich SocmZfs Sepp. Da aber Sepp’s Surinamsche Vlinders, obgleich schon Ende des vorigen Jahrhunderts bearbeitet, doch erst 1848 bis 1852 herausgegeben wurden, mufs Hübner ’s viel eher publicierter Name die Priorität haben. 478. Gastralis Guen. 400. Wik. 570., ?Led. 393. t. 13 f. 5. (479. 480.) 3 3 4 2 — Haiti, Guadeloupe Guen. St. Domingo Wik. Brasilien Led. Ich war früher mit Sn eilen und Rogenhofer der Ansicht, dafs Concordalis Hb. und Gastralis Guen. synonym seien, bin aber jetzt anderer Ansicht geworden und halte Gastralis für eine zwar ähnliche, aber sicher verschiedene Art. Die mir vorliegenden Stücke von Portorico unterscheiden sich durch folgende Merkmale von Concordalis: Kleiner, 13,6 — 15,7. Der Saum der Hinterilügel des 3 kaum geschwungen und am Afterwinkel nicht soweit aus- gezogen wie bei jener Art, die Grundfarbe ist etwas lichter, ebenso ist die braune Zeichnung an dem Vorderrand und der Spitze der Vorderfiügel; der Fleck an deren Innenwinkel und der an der Spitze der Hintertlügel etwas matter braun und der Spitzenfleck der Vorderdiigel reicht nicht bis an die Saumlinie, sondern ist an seinem äufsern Ende gelblich angeflogen. Die braunen Querstreifen sind mit Ausnahme des hinteren, welcher vom \'orderrand bis zu 295 Zelle 2 oder 3 auf den Vorderflügeln sichtbar ist, beim 6 verloschen oder gar nicht sichtbar, bei einem der mir vorliegenden Weiber dagegen sehr deutlich. Der Hinterleib ist im männ- lichen Geschlecht nicht wie bei dem c? von Concordalis gegen sein Ende bräunlich angeflogen, sondern einfarbig gelb und führt am Vorderrand des zweiten Segmentes auf jeder Seite des Rückens einen schwarzen Punkt, welchen Guenee ausdrücklich erwähnt aber fälschlicherweise auf das erste Segment versetzt. Ebenso scheint dieser Autor die Gröfsenangabe beider Arten verwechselt zu haben, denn in Wirklichkeit ist Concordalis die gröfsere, Gastralis die kleinere Art, da erstere 16 — 17,7 — 8 mm. mifst. Ob Lederer’s Bild von Gastralis zu dieser oder zu der vorigen Art gehört, ist schwer zu entscheiden, die schwarzen Punkte des Hinterleibes sind nicht angedeutet und die bis an den Saum reichenden dunkeln Flecken der Flügel, sowie die ziemlich scharfen Querstreifen stellen es eher zu Concordalis als zu Gastralis. — 4 8, 2 9. Haiti, Guadeloupe Guen. Brasilien Led. 479. Campalis Guen. 397. Wik. 570. Led. 371. H.S. 85. Gdl. 416. (392. 697.) Von den beiden vorhergehenden Arten durch etwas geringere Gröfse, weniger glänzende Färbung der Flügel, viel kleinere braune Spitzenflecke der Flügel, fehlenden Innenrandsfleck der Vorderflügel und gröfsere Makeln, welche beide braun ausgefüllt sind und von denen die Ringmakel ein Fleckchen bildet, die Nierenmakel länglich viereckig ist, verschieden. Schon Her rieh -Sch äff er erwähnt die eigentümliche Bildung der Fühler, welche diese Art von Botys weg versetze. — Haiti Guen. Jamaica, St. Domingo Wik. St. Croix. Eine vierte in diese Gattung gehörende, mir unbekannte Art besitze ich von Chiriqui. Condyllorrhiza Led. Botys Guen. Wik. 480. Illutalis Guen. 370. Wik. 591. Led. 393. t. 13 f. 7. (82.) Lederer’s Abbildung ist zu rötlichgelb, die Nierenmakel meiner Stücke ist glänzend weifs ausgefüllt. 8 9 — Brasilien Guen. Westküste von Amerika, Villa Nova, Para Wik. Hoterodes Guen. 481. Ausonia Cr. t. 140. C. Led. 394. Äusonialis Guen. 338. Wik. 535. (81.) 19 — Über einen grofsen Teil Südamerika’s, Westindien und Mittelamerika’s verbreitet. Dichogaina Led. 482. Redtenbacheri Led. 396. t. 13 f. 10. 11. H.S. 25. Gdl. 417. (182. 335. 381. 504. 829.) Das 9 hat zuweilen ganz verdunkelte Vorderflügel. — Mehrere Exemplare in beiden Geschlechtern. — St. Thomas Led. Cuba H.S. Gdl. St. Thomas, St. Croix. 38* 296 483. Krugii n. sp. fig. 2. (785.) Die beiden Geschlechter dieser schönen Art stimmen überein. Schmaltlügliger als die vorige Art, Fühler beingelb, Kopf, Halskragen und Hinterleib schneeweifs, Afterbüschel des $ gelblich, Vorderbeine gelbgrau, Mittel- und Hinterbeine weifs. Vorderflügel glänzend weifs, am Saum zieht ein hochgelber Streif bis auf Rippe 3, in welchem einige schwarze Punkte stehen. Zwei sehr schräg gestellte divergierende schwarz- braune Querstreifen ziehen, der innere von der Subcostalen, der äufsere vom Vorderrand gegen den Innenrand. Ein stark geschwungener brauner Bogenstreif, welcher bis an den gelben Saumstreif reicht, entspringt am Vorderrand und zieht nahe des zweiten Querstreifs in den Innenrand. Ein kurzer, zuweilen sehr matter brauner Querstrich bezeichnet die Nierenmakel, um ihn zeigt sich bräunliche Bestäubung und am Saum, nahe dem Innenwinkel steht zuweilen ein kleines bräunlichgraues Strichfleckchen parallel zum Saum. Die Rippen sind bei manchen Stücken hinter der Nierenmakel schwärzlich gefärbt. Franzen glänzend silbergrau mit undeutlicher dunkler Teilungslinie. Unterseite weifs, Vorderflügel hinter der Mitte mit einem, gegen den Saum abwärts gebogenen braungelben Längsstreif und brauner Nierenmakel, sowie solchem Längsstrichchen in Zelle 1. Hinterflügel gegen die Spitze mit schwarzen Saumpunkten. Eine Abänderung des $ zeigt die Vorderflügel rosenrot bestäubt, ohne alle Querstreifen. 14,7 mm. — Fünf Exemplare in beiden Geschlechtern. 484. Ämabilis n. sp. (157.) Gröfser; Fühler beingelb, der übrige Körper mit Ausnahme des gelblichen Afterbusches des S schmutzig weifs. Die Vorderflügel ebenfalls gestreckt mit schrägerem Saum, weifs mit einem Stich ins Gelbgraue, grünlich schimmernd, beim S mit undeutlich dunkler nach aufsen geschwungen begrenzter, bindenartiger Bestäubung des Mittelfeldes. In der Flügelspitze steht ein rundes karminrotes Fleckchen, alle weitere Zeichnung fehlt. Hinterflügel weifs, stark irisierend. Saumlinie fein dunkel, Franzen der Vorderflügel deren Grundfarbe gleich, mit undeutlicher dunkler Teilungslinie, die Hinterflügel rein weifs. Unterseite einfarbig weifs. 16,8' mm. — S 9. Diese schöne Art, obgleich weder von Herrich-Schäffer noch Gundlach erwähnt, scheint doch auch auf Cuba vorzukommen, wenigstens steckt ein Exemplar unter den von Letzterem herrährenden Vorräten des Berliner Museums. 297 Von den beiden folgenden Arten kenne ich nur das 9, die Entdeckung des S mufs lehren ob dieser wie bei Redtenbacheri vom 9 wesentlich verschieden ist. 485. Fernaldi n. sp. (495.) Bedeutend kleiner wie Redtenbacheri miA. breitttügliger wie die beiden vorhergehenden Arten. Fühler beingelb, Palpen ockergelb, Stirn goldglänzend, Scheitel ockergelb, Halskragen und Thorax hellveilgrau, etwas ockergelb gemischt und mit einzelnen schwarzen Punkten be- streut. Hinterleib gelbgrau mit gelblicher Spitze, Unterseite desselben, Brust und Beine weil'sgelb. Vorderflügel einfarbig rötlichgrau mit am Saume stärkerem Goldglanz. Hintertlügel weifsgelb, am Saum licht goldglänzend; Saumlinie fein bräunlich, aufsen weifslich, Franzen glänzend weifsgelb. Unterseite hellstrohgelb, stark glänzend, Vorderüügel hinter der Mitte dunkler. Saum- linie und Franzen wie oben. 9,4 72 mm. — 1 9 Mus. Berol. Ich benenne diese hübsche Art nach Herrn Prof. C. H. Ferna Id, Amharst Mass. einem der ersten nordamerikanischen Kenner der Pyraliden. 486. Bergii ii. sp. (691.) Von der Gröfse und dem Habitus der vorigen Art. Fühler beingelb, Paljjen lichtgrau, Mittel- und Spitzenglied gelblich gemischt. Kopf und Thorax lichtgrau, dunkler gemischt. Hinterleib gelbgrau, unten wie Brust und Beine weifslich. Vordertlügel glänzend lichtgrau, matt dunkel gemischt, mit drei ganz verloschenen dunkleren Querstreifen und kaum angedeuteter dunkler Nierenmakel. Hintertlügel dünn be- schuppt, weifs. Rippen, Vorderrand und Saum glänzend gelblich. Franzen der Vordertlügel silbergrau, der Hintertlügel glänzend weifs. Unterseite glänzend gelblichweifs, irisierend. Saumlinie bräunlich, aufsen licht. Franzen wie oben. 10,5 mm. — 19. Nach Herrn Professor Dr. C. Berg in Buenos- Ayres benannt. Es scheint, dafs diese interessante durch Herrn Krug ’s Entdeckungen von einer auf fünf Arten gebrachte Gattung, welche einen eulenähnlichen Habitus zeigt, nur auf die west- indischen Inseln beschränkt ist. Cliniodes Guen. 487. Semilunalis n. sp. Her vorigen Art ähnlich aber etwas gröfser und plumper. Fühler braun, gelblich ge- ringelt. Pali)en kirschrot, das Endglied auf dem Rücken gelblich gemischt, Kopf vorn dunkel- grau. hinten kirschrot, an den Seiten fein weifs gesäumt. Halskragen und Thorax licht veilgrau, 298 letzterer rötlichbraun gemischt. Hinterleib oben dunkel gelbgrau, unteu weifs. Schenkel und Schienen rotgrau, Tarsen weifs, ungefleckt. Vorderflügel weifs aber so dicht rotbraun bestäubt, dafs die helle Grundfarbe nur in einem gröfseren Fleck, welcher bei Vs des Vorderrandes beginnt und bis in die Flügelspitze zieht, sichtbar erscheint. In diesem Fleck steht dicht vor der Spitze ein grofser halbmond- förmiger dunkel rotbrauner Fleck. Der vordere Querstreif rotbraun, geschwungen, der hintere gleich gefärbt, undeutüch, schräg gegen den dunkeln Vorderrandsfleck ziehend. Nierenmakel schmal, weifs. Saumlinie dunkelrotbraun, auf den Rippen teilweis weifs unterbrochen, aufsen fein gelblich, Franzen rotbraun. Hinterflügel halb durchsichtig, weifs, stark irisierend mit mittelbreiter dunkelbrauner Saumbinde. Franzen weifs, nahe der Wurzel mit breiter grau- brauner Teilungslinie. Unten die Vorderflügel glänzend rötlichgraubraun, die Makel als dunkler, aufsen fein weifsgelb gerundeter Fleck sichtbar. Hinterflügel wie oben, die Saumbinde etwas matter und auch der Vorderrand derselben gleich gefärbt. Franzen wie oben. 18,8 mm. — Einige 9 Mus. Stdg. 488. Euphrosinalis Mschl. Jamaic. 185. (127.) Ein sehr grofses gut erhaltenes 9, nach welchem ich die Beschreibung dieser Art ver- vollständige. Der Halskragen ist in der Mitte kirschrot gemischt und sein Hinterrand ebenso gefärbt, auch der Thorax ist in seiner hintern Hälfte kirschrot gemischt. Gleiche Färbung zeigen die Beine aufsen, die Tarsen sind weifs gefleckt. Die kirschrote Bestäubung am Saum der Vorderflügel ist bei diesem Stück in Punkte aufgelöst und solche Punkte zeigen sich auch im Mittelfelde und am Innenrande, wo sie drei Flecken bilden. Der hintere Querstreif ist weniger zusammenhängend, die Saumbinde der Hinterflügel dunkelbraun, die Franzen der Vorderflügel sind rein weifs. Pachyarches Led. Margarodes Guen. Wik. 489. Äurocostalis Guen. 324. Wik. 522. Led. 398. H.S. 27. Gdl. 417. (690.) Guenee beschreibt diese Art nach einem einzelnen 9; das S hat einen bräunlich oder schwärzlich gemischten Afterbusch und manche Stücke zeigen einen sehr feinen dunkeln Mittelpunkt der Vorderflügel. — 10 Exemplare in beiden Geschlechtern. — Guadeloupe Guen. St. Thomas Led. Cuba H.S. Gdl. 3Iargarodes Guen. 490. Quadristigmalis Guen. 319. Wik. 519. H.S. 28. Gdl. 417. (467.) 4 Stücke. — Nordamerika Guen. Grt. St. Domingo Wik. Cuba H.S. Gdl. Bei Lederer fehlt diese Art. 299 491. Isoscelalis Guen. 318. Wik. 521. Led. 394. (170.) Einige Stücke. — Brasilien Guen. Westküste von Amerika, Villa Nova Wik. St. Thomas Led. Phacellura Guen. 492. Hyalinata L. S. N. 3. 873. 279. Led. 400. Hyalinatalis Guen. 302. Wik. 510. Lucernalis Hb. 108. Marginalis Cr. t. 371. D. (283.) Raupe auf Cucurbita pepo, melopepo, citrullus, Ipomoea batatas. Einige Stücke. — Durch einen grofsen Teil Südamerika’s, Westindien bis in die Süd- staaten Nordamerika’s verbreitet. Grote führt eigentümlicherweise die Gattung Phacellura in seiner New Check List nicht auf. var. Immaculalis Guen. 303. Wik. 510. Led. 400. H.S. 32. Gdl. 418. Wohl sicher nur Varietät der vorigen Art. Der Afterbusch mancher Stücke hat ein- gemengte schwarze Haare und auch die letzten Hinterleibsringe färben sich zuweilen etwas dunkel. — Einige Exemplare. — Guadeloupe Gueii. Cuba H.S. Gdl. Vereinigte Staaten Wik. 493. Fuscicaudalis Mschl. Surin. 4. 39. Jamaic. 187, 1 S Mus. Stdg. — Surinam Jamaica. 494. Lucidalin Hb. Ztg. f. 331. 332. Guen. 298. Led. 400. H.S. 33. Gdl. 429. Brasilien Guen. Cuba H.S. Gdl. Fliegt nach Gundlach auch auf Portorico. 495. Elegans n. sp. (293. j Fühler und Palpen braun, diese mit weifser Schneide. Kopf und Thorax braun, letzterer am Hinterrand und den Spitzen der Schulterdecken mit weifser Binde. Hinterleib braun, das erste Segment weifs. Afterbusch ockergelb, stellenweis metallisch glänzend, mit braunen Spitzen der Haare, unten weifsgelb. Brust schneeweifs. Vorderschienen und Schenkel bräunlich, ebenso die Mittelschienen, Knie derselben mit schwarzem Punkt, das übrige weifs. VorderÜügel in der Mitte glashell, Wurzel, Vorderrand und Saum breiter, aber lichter braun wie bei Hyalinata gefärbt. Die braune Saumbinde ist nach innen nicht gerade abge- schnitten, sondern geschweift. Innenrand breit gelb. Hinterflügel mit braunem Saumband, welches innen gebogen ist. Saumlinie fein hell, Franzen an der Wurzel bräunlich, übrigens weifs. Unten die Ränder der Flügel heller braun. 11 — 12,5 — 6 mm. — Einige Exemplare. — Chiriqui. Von Lucidalin Hb. unterscheidet sich diese Art durch ungescheckte Franzen, stumpfere VorderÜügel uud abweichende weifse Binde des Hinterleibes. 496. Nitidalis Cr. 371. F. Stoll t. 22. f. 10. Guen. 311. Wik. 511. Led. 401. H.S. 31. Gdl. 418. (462.) 300 Einige Stücke. — Durch einen Teil Südamerikas’s, Westindien und die Südstaaten Nord- amerika’s verbreitet. 497. Infernalis n. sp. Am nächsten bei Nitidalis stehend. Kleiner, wie jene gefärbt, aber die glashelle Binde auf den Vorderflügeln nur als schmaler, weder Vorder- noch Innenraud berührender Streif, in welchem die Nierenmakel steht, die der Hinterflügel sehr schmal, den Innenrand nicht er- reichend. Franzen weifs mit dunkler Teilungslinie. Unten etwas matter gefärbt. Der Hinter- leib fehlt dem mir vorliegenden einzelnen 9 des Berliner Museums. 8V2,4 mm. Glyphodes Guen. 498. Sibülalis Wik. 506. Led. 402. H.S. 34. Gdl. 418. (281.) Mehrere Stücke. — St. Domingo, Venezuela, Ega Wik. Venezuela Led. CubaH.S. Gdl. Jamaica. Walker’s Beschreibung ist ungenügend. Die beiden glashellen Flecken der Vorder- und die Wurzelhälfte der Hinterflügel stark grüngelb glänzend. Der Hinterleib oben mit zwei Reihen weifser Fleckchen, der Afterbusch ist nicht immer schwärzlich. Coenostola Led. 499. Martyralis Led. 409. 479. t. 14 f. 15. H.S. 37. Gdl., 418. (305.) Das 9 ist lebhaft ockergelb gefärbt. — Einige Stücke in beiden Geschlechtern. — Brasilien Led., Cuba H.S. Gdl. 500. Eruptalis Led. 409. 479. t. 15 f. 1. (471.) 2 Stücke. — Brasilien Led. Surinam. 501. Quadrifenestralis H.S. 38. Gdl. 418. (397.) 1 9 — Cuba H.S. Gdl. Diese Art steht meiner Trithyris Ignefactalis von Jamaica sehr nahe, hat aber viel spitzere Flügel. Die Spitze derselben ist scharf vorgezogen und fast sichelförmig gebogen. Die Zeichnung der Vorderflügel beider Arten ist fast gleich, nur bildet die weifse Flecken- binde vor dem Saum bei Quadrifenestralis nach aufsen einen gleichmäfsigen Bogen. Das Gleiche ist auf den Hinterflügeln der Fall, auf welchen Ignefactalis drei teilweis getrennte Fleckchen hat, aufserhalb deren noch drei kleinere weifse, teilweis rostgelb bestäubte Fleckchen stehen. Die Grundfarbe zieht mehr ins Rote, wie bei Quadrifenestralis, die Franzen sind viel höher gelb wie bei dieser. Uebrigens glaube ich jetzt, dafs Ignefactalis nach den Palpen zu urteilen, auch zu Coenostola gehört und das Gleiche dürfte mit der mir in Natur unbekannten Fenestrinalis Guen. der Fall sein. 301 Hedylepta Led. 502. Vulgalis Guen. 150. PL 6 f. 8. Wik. 17. 364, (Asopta.) Led. 409. H.S. 63. Gdl. 418. Snell. 52. (288.) Mehrere Exemplare. — Eine weit verbreitete Art, welche in einem Teil Südamerika’s, Westindien, Westafrika, dem Cap, Ceylon gefunden wurde. Raupe nach Gundlach auf ver- schiedenen Papilionaceen. Omiodes Guen. 503. Humeralis Guen. 426. Wik. 740. Led. 409. Snell. 53. (190.) 1 c? — Haiti Guen. Columbien Snell. 504. Insolutalia n. sp. Körper graugelb, Beine gelblich. Vorderschienen aufsen mit Ausnahme der Wurzel dunkelbraun. Flügel gelhlichbraun mit dunkelbraunem Saumfeld. Die beiden Querstreifen dunkel- braun, der vordere breit, schwach gebogen, der hintere weit saumwärts gestellt, zieht unge- zackt vom Vorderrand gerade bis in Zelle Ib tritt hier rechtwinklig weit wurzelwärts und zieht dann schräg in den Innenrand. Nierenmakel als brauner Strich angegeben. Auf den Hinterflügeln fehlt der vordere Querstreif, der hintere ist stark geschwungen. Unterseite lichter, die Zeichnung wie oben. 15,7 V2 mm. — 1 Somatania n. g. Fühler äufserst fein bewimpert. Palpen seitlich zusammengedrückt, abstehend beschuppt, mit kurzem, etwas geneigtem stumpfem Endglied, vorgestreckt, die Zunge fehlt meinen vier Stücken. Nebenpalpen fehlen. Ocellen. Körper anliegend beschuppt, Hinterleib schlank, zu- gespitzt, die Hinterflügel l'Amal überragend. Beine kräftig, anliegend beschuppt, ohne Auszeichnung. Vorderflügel lang und schmal, mäfsig erweitert, mit scharfer Spitze, schwach geschwun- genem Saume und abgerundetem Innenwinkel. Hinterflügel lang und schmal, Vorderrand gerade, Spitze mässig zugespitzt, Saum lang, schwach gebogen, Innenrand kurz, Afterwinkel stumpf. Rippenverlauf normal. 505. Pellucidalis n. sp. fig. 22. (372.) Körper und Vorderflügel schmutzig licht bräunlichgelb. Hinterleib etwas lichter. Die Querstreifen der Vorderflügel braun, der vordere nur fleckenartig in der Mittelzelle und Zelle Ib sichtbar, der hintere geschwungen, von halb durchsichtig weifsen Fleckchen begrenzt, deren gröfstes zwischen Nierenmakel und Innenrand steht. Makeln ebenfalls helldurchsichtig. Abhandl. d. Senckenb. iiaturf Ges. Bd. -XV. 39 302 an den Seiten braun gerandet. Hinterflügel bis über die Mitte halbdurchsichtig weifs, das Saumfeld mit den Vorderflügeln gleich gefärbt. Durch seine Mitte zieht ein geschwungener brauner, in der Mitte unterbrochener Querstreif, gegen die Wurzel zwei braune Punkte über- einander und hinter dem oberen noch ein paar braune Fleckchen. Der stark unregelmäfsig geschwungene braune Querstreif zieht nahe vor dem dunkeln Saumfeld durch den Flügel. Saumlinie aller Flügel dunkelbraun, Franzen gelblich mit in Flecken aufgelöster bräunlicher Teilungslinie und teilweis braunen Spitzen. Unterseite heller, die Zeichnung scharf, hinter der Nierenmakel zuweilen ein brauner Längsfleck. Vorderrand der Hinterflügel gelblich bestäubt. Saumlinie und Franzen wie oben. 9 — 10,4 mm. — 4 Exemplare. Nach Lederer’s analytischer Tabelle würde diese Gattung in die Nähe von Trithyris zu stellen sein. Sathria Led. 506. Stercoralis Led. 411. t. 15 f. 4. H.S. 40 Gdl. 418. (124.) 1 c? 2 5 — Cuba Led. H.S. Gdl. Lederer’s Bild ist sehr mangelhaft, die Vorderflügel sind mit zu stark geschwungenem Saum und zu vorgezogener Spitze gezeichnet, auch die Grundfarbe ist zu hell. Euclasta Led. Ilurgia Wik. 507. Torquillalis n. sp. Kaum halb so grofs wie E. Splendidalis H.S. Fühler gelblich, oben braun geringelt, Wurzelglied der Palpen weifslich, Mittel- und Endglied dunkelbraun, Kopf, Thorax und Ober- seite des Hinterleibes gelblich braun, das erste Segment des letzteren weifsgelb gemischt, das zweite in den Seiten mit schwärzlichem Fleck, die übrigen in der Mitte mit weifsen Fleckchen, Afterbüschel weifsgelb, Unterseite gelblich, Brust und Beine weifslich. Vorderflügel schmutzig graugelb, der Innenrand bis an die Subdorsale und bis hinter die Flügelmitte weifslich, von der Flügelwurzel bis zur Mitte von der dunkeln Grundfarbe durch einen an der Basis breiteren braunen Längsstreif getrennt, Nierenmakel grofs, braun, nach aufsen undeutlich weifs begrenzt. Vorderrand hinter der Mitte mit 4 braunen Punkten. Aus der Flügelspitze zieht ein, gegen sein Ende winklig gebogener brauner Schrägstreif bis auf Rippe 4. Saumpunkte fein schwarz. Franzen weifs mit breiter dunkler Teilungslinie. Hinterflügel weifsgelb, gegen den Saum bräunlich gelb. Saumpunkte scharf, schwarz, Franzen wie auf den Vorderflügeln. 303 Unten lichter, die Zeichnung der Vorderflügel matter, die Hinterflügel am Vorderrand fein braun bestäubt. Mittelpunkt schwarz. 9,3V2 mm. — 1 9 im Mus. Stdg. Von den vier von Lederer aufgeführten Arten gehört eine Kleinasien, zwei Ostindien und eine Neuholland an. Asciodes Guen. 508. Gordialis Guen. 468. Wik. 761. Led. 411. H.S. 41. Gdl. 419. (282.) 3 Stücke. — Cayenne Guen. Cuba H.S. Gdl. 509. Scopulalis Guen. 469. Wik. 18. 762. (282.) Zwei als Scopulalis bezettelte Stücke sind nicht genügend von der vorigen Art zu unter- scheiden. Guenee beschreibt Scopulalis nach einem einzelnen, stark geflogenen 8 und ist vielleicht diese Art mit der vorigen gleich. 510. Titubalis n. sp. fig. 6. (307.) Erst das mir fremde 8 wird Gewifsheit über die richtige Stellung dieser Art, in der Gattung Asciodes geben. Gröfse der vorigen beiden Arten. Körper lehmgelb. Wurzel- und Saumfeld der Vorder- flügel braun, Mittelfeld lehmgelb, nach innen schwach gezackt, nach aufsen dem hintern Querstreif gleich geschwungen. Querstreifen fehlen, Nierenmakel durch bräunliche Bestäubung bezeichnet, Ringmakel undeutlich, braun umzogen. Hinterflügel durchscheinend weifsgelb mit breiter brauner, innen gezackter Saumbinde, welche vor dem Afterwinkel unterbrochen ist. Rippen teilweis dunkel. Saumlinie kaum dunkler, aufsen gelb. Wurzel der Franzen bräunlich, Spitzen gelb. Unterseite bleicher, das Wurzelfeld der Vorderflügel nur schwach dunkel durchscheinend, Innenrand weifslich. Nierenmakel und Mittelpunkt der Hinterflügel dunkel. 11,5 mm. — 9. Sparagmia Guen. 511. Gigantalis Guen. 178. PI. 6 f. 10. Wik. 385. Led. 414. (750. 821.) Einige Stücke. — Brasilien Guen. St. Domingo, Villa Nova Wik. Jamaica, Chiriqui. Stenurges Led. 512. Designalis Guen. 166. (Agathodes) Wik. 378. Led. 417. H.S. 43. Gdl. 419. Bg. 139. (769.) 1 9 — Raupe nach Berg auf Erythrina cristagalli, nach Guenöe an Asclepias incarnata, nach Le Conte an Salix. — Brasilien Guen. Mexico Wik. Cuba H.S. Gdl. Argen- tinien Bg. Surinam, Columbien. 39* 304 Lineodes Guen. 513. Gradlalis H.S. 44. Gdl. 419. (461.) Fühler und Palpen strohgelb, letztere braun gemischt. Kopf, Halskragen und Thorax strohgelb, ersterer an den Seiten der Stirn weifslich, in der Mitte derselben, sowie an den Seiten des Scheitels rostgelb. Schulterdecken rostgelb bandirt. Hinterleib strohgelb, fein rostfarben gemischt, das 2. Segment am Hinterrand breit rostbraun gerandet. Brust und Beine strohgelb. Vorderflügel strohgelb, rostfarben gemischt, bis zur Mitte zeichnungslos, in derselben ein feiner, schwarzer Querstrich, welcher vom Vorderrand, denselben aber nicht berührend, schräg wurzelwärts in den Innenrand zieht. Er biegt sich vor dem Vorderrand stumpfwinklig weit saumwärts, bildet einen kleinen Haken und zieht dann plötzlich, etwas wurzelwärts ge- richtet, wieder zum Vorderrand zurück. Nach aufsen ist dieser Streif von der Subdorsalen bis zum Innenrand von einer weifsen Querbinde, in welcher ein feiner brauner Strich steht, begrenzt, übrigens fein weifs gesäumt. Hinter ihm zieht ein zweiter feiner brauner Streif. Derselbe entspringt am Vorderrande, zieht nahe demselben, parallel mit ihm in die Flügel- spitze und dann, in derselben einen spitzen Winkel bildend, in den Flügel zurück, biegt sich in stumpfem Winkel wieder gegen den Saum, bildet auf Rippe 5 wieder einen Winkel, zieht dann mit dem Saum parallel bis auf Rippe 2, biegt sich hier plötzlich und zieht parallel mit seinem ersten Verlauf, vor seinem Ende noch einen Bogen bildend, den ersten Querstreif fast berührend, bis an die Subdorsale; er ist beiderseits weifs gesäumt. Am Vorderrand stehen im letzten Dritteil 4 braune Fleckchen und ein brauner Schrägstreif zieht aus der Flügelmitte bis an den äufseren Streif. Vor dem Saum ein weifser, dann ein brauner Streif, hinter diesem ein gelblicher und dann ein feiner brauner Saumstreif, welcher auf Rippe 3 fein weifs unterbrochen ist. Franzen rein weifs, an der Flügelspitze, in der Mitte und am Innenwinkel fein braun gescheckt. Hinterflügel weifs, längs des Vorderrandes dicht, übrigens sehr fein und sparsam gelblich bestäubt. Vor dem Saum eine schmale, undeutlich begrenzte, bräunlichgelbe Binde, auf Rippe Ib einige bräunliche Fleckchen. Saumlinie bräunlich, Franzen weifs, in der Wurzelhälfte gelblich gemischt, mit dunkler Teilungslinie. Unten sind die Vorderflügel bis zur Mitte bräunlich, dann bräunlich und gelb gemischt, der innere Querstreif undeutlich, aufsen von lichterem Grund begrenzt. Der braune Spitzen- streif kürzer und stärker, beiderseits fein weifslich begrenzt. Hinterflügel, Saumlinie und Franzen wie oben, doch matter gefärbt. 1 c? — Cuba H.S. Gdl. Obgleich H.S. diese Art sehr ungenügend charakterisiert, glaube ich doch dieselbe vor 305 mir zu haben, da dieselbe allerdings einige Ähnlichkeit mit Hieroglyphalis Guen. PI. 3 f. 6., mit welcher sie H.S. vergleicht, zeigt. 514. Triangulalis n. sp. (370. 650.) Etwas gröfser, in der Zeichnung des Mittelfeldes der Vorderflügel eine gewisse Ähnlich- keit mit unsrer Oracilaria Stigmatella F. zeigend. Fühler beingelb, Palpen gelb, braun gemischt. Kopf, Thorax und Hinterleib gelb, grau und braun gemischt, Beine gelblich, braun bestäubt. Die Grundfarbe der Vorderflügel ist ein Gemisch von Rostgelb und Dunkelbraun, im Wurzelfeld steht am Innenrand eine abge- brochene, undeutliche weifsliche Querbinde. In der Flügelmitte zieht eine weifse, fein bräunlich bestäubte unregelmäfsig verlaufende Binde, welche ein Dreieck mit abgeschnittener Spitze bildet und am Vorderrand einen Fleck der Grundfarbe einschliefst. Dieselbe ist am Vorder- rand am breitesten und erweitert sich gegen den Saum zu einem Fleck. Von der Subdorsalen an verschmälert sie sich und ist durch die weifse Innenrandsrippe geschlossen, sie hängt mit dem Innenrand durch ein braunes, beiderseits weifs gesäumtes Fleckchen zusammen. Vor dem Saum zieht ein geschwungener, dunkelbrauner Querstreif bis gegen die Innenrandsrippe, welcher gegen den Vorderrand spitzwinklig gebogen ist. Er ist beiderseits bis auf Rippe 5 weifs begrenzt, dann fehlt die innere weifse Begrenzung und die äufsere ist rostgelb. Parallel mit dem Saum läuft ein feiner schwarzer Streif, welcher nach innen unterbrochen weifs be- grenzt ist. Der schmale Raum zwischen ihm und dem Saum ist gelblichbraun. Saumlinie dunkelbraun, Franzen weifs und braun gescheckt; unterhalb der Flügelspitze ist der gelbe Saumstreif fein weifs durchschnitten. Hinterflügel graubräunlich, am Saum und Innenrand braun bestäubt, Saumlinie braun, aufsen weifs, Franzen an der Wurzel braun, Spitzen weifs. Unten lichter, die weifse Zeichnung der Vorderflügel verloschen. Hinterflügel an der Spitze und dem angrenzenden Teil des Saumes breit braun bestäubt. 9,3 mm. — 3 Exemplare. 515. Metagrammalis n. sp. (392.) ^'’on der Gröfse der vorigen Art, aber mit stumpferer, gerundeter Vorderflügelspitze. Fühler beingelb, Palpen ockergelb, dunkelbraun gemischt. Kopf, Halskragen, Thorax und Hinterleib gelbgrau und braun gemischt. Beine gelblich, Schenkel und Schienen braun bestäubt, undeutlich braun gebändert. Tarsen kaum dunkler geringt. Die Grundfarbe der Vorderflügel ist ein Gemisch von Weifsgelb, Ockergelb und lichtem Rötlichgrau, der Vorderrand färbt sich licht ockergelb; im Wurzel- und Mittel- weniger im Saumfeld sind dunkelbraune Schüppchen eingestreut, im Wurzelfeld steht am Vorder- und Innenrand zuweilen ein graubrauner Fleck. Der vordere dunkelbraune Querstreif ist stark 306 S-förmig geschwungen. Im Mittelfeld ist in Zelle Ib ein undeutlicher brauner, aufsen weifslich begrenzter Winkelstrich sichtbar, in der Mittelzelle ein braunes Fleckchen. Hinter der Mitte steht schräg nach aufsen gestellt, ein lichtes, beiderseits braungrau gesäumtes schmales, an beiden Enden etwas erweitertes Querband. Hinter demselben zieht ein, auf Rippe 5 spitz- winklig gebrochener, bräunlicher, aufsen verloschen weifslich gesäumter Querstreif. Saum- flecken bräunlich, innen undeutlich weifs aufgeblickt. Franzen an der Wurzel braun, die Spitzen weifslich. Hinterflügel weifslich, bis auf Rippe 2 von der Mitte bis zum Saum mehr oder weniger braun bestäubt. Die Bestäubung auf Rippe 2 bildet zuweilen einen dunkel- braunen Streif. Am Innenrand vor der Mitte, vor und am Afterwinkel dunkelbraune Fleckchen. Saumlinie fein braun. Franzen weifs, mit braunen Spitzen gegen die Flügelmitte. Vorderflügel unten schmutzig graubraun, Vorderrand schmal gelb, die Querbinde und der Streif vor dem Saum matter wie oben. Hinterflügel mit schmal bräunlich bestäubtem Vorderrand, hinter der Mitte desselben ein bräunlicher Querstreif, Spitze bräunlich bestäubt, die Innenrandsfleckchen verloschen. Franzen und Saumlinie wie oben. 9,3 mm. — c? 9. Diasemia Guen. 516. Ramburialis Dup. 8. 2. 343. PI. 233 f. 6. ( Hydrocampa) F. R. 281. Zell. Calfr. 30. Guen. 205. Wik. 408. Led. 419. (394. 722.) var. Minimalis. Trotz der aufserordentlichen Kleinheit meiner beiden Exemplare, welche besonders bei dem d auffallend ist, kann ich in demselben doch nur eine Varietät von Bamhuvialis, welche ich auch aus den Vereinigten Staaten besitze, erblicken. Der J gleicht genau einem dunkeln 9 meiner Sammlung, welches aus Frankreich stammt; auch das 9 zeigt diese dunkle Färbung, es unterscheidet sich aber von allen meinen Stücken dieser Art dadurch, dafs ihm der weifse Mittelfleck der Vorderflügel, sowie der unter demselben stehende weifse Schrägfleck fehlt. (J 5,2, 9 6,3 mm. 517. Inabsconsalis n. sp. (311.) Halb so grofs wie Ramburialis mit mehr Weifs. Fühler weifs, braun geringelt. Palpen braun und mit weifser Basis des Wurzelgliedes, zwei weifsen Querbinden und Spitze. Kopf und Thorax braun, weifs gemischt, Hinterleib braun, die Segmente weifs gerandet. Beine braun. Schienen weifslich gefleckt. Tarsen weifs geringt. Vorderflügel dunkelbraun weifs gemischt. Vorderer Querstreif geschwungen, dunkelbraun, in einer unregelmäfsig gezackten weifsen Binde stehend. Hinter derselben ein weifses Fleckchen am Vorderrand. Mittelbinde weifs, vom Vorderrand bis zur Subcostalen gerade und ziemlich 307 gleichbreit, dann wurzelwärts schwach eingezogen, saumwärts bedeutend gerundet erweitert, nach innen mehr oder weniger gerundet und gegen den Innenrand nach innen sehr ver- schmälert. Beiderseits ist diese Binde dunkelbraun gerandet und in ihr steht ein 0-förmiger, dunkelbrauner Streif, Der hintere Querstreif geschwungen fein gezackt, bis auf Rippe 3 steht er in einem breiten weifsen Bande, welches sich nach innen am Vorderrand fein hin- zieht, am Innenrand ist er fein weifs gerandet. Vor dem Saum ein feiner, stark geschwun- gener, in Zelle 4 breit unterbrochener weifser Streif, hinter dessen Bogen der Grund fleck- artig dunkler braun. Die Makeln undeutlich, dunkelbraun umzogen, weifslich gekernt. Hinter- flügel mit weifsem Wurzelfeld, an dessen Basis einige braune Bestäubung. Mittelbinde breit weifs, wurzelwärts auf der Subdorsalen stumpfwinklig gebrochen, gegen den Innenrand schräg abgeschnitten, nach aufsen in Zelle 5 eine starke Einbuchtung bildend. Durch dieselbe zieht der hintere Querstreif ziemlich gerade und biegt sich am Rande des Bandes Z-förmig um. Der weifse Streif vor dem Saum stark gewellt und gezackt, kaum unterbrochen. Franzen weifs, unregelmäfsig braun gescheckt. Unterseite etwas lichter. 6,3 mm. — 9. Crochiphora G.-Hb. Siriocauta Led. 518. Testulalis Hb. Ztg. f. 629. 630. Led. 424. (Siriocauta.) H.S. 47. Gdl. 419. Snell. 62. Guen. 230. Wik. 420. (Stenia.) f284.) Drei Exemplare. — Cayenne Guen. Buenos Ayres Wik. Südamerika, Amboina, Cap Led. Columbien, Afrika, Ostindien Snell. Cuba H S. Gdl. Surinam. Herpetogramma Led. 519. Servalis Led. 430. t. 16 f. 16. (312.) 3 9 stimmen vollständig mit Lederer’s Abbildung, nur ist das die Nierenmakel be- grenzende braune Strichchen saumwärts fein weifsgerandet. — Brasilien Led. Ceratoclasis Led. 520. Metatalis n. sp. (563.) Botys Scatalis Led. in Färbung und Zeichnung ähnlich, etwas kleiner und ohne hellen Vorderrandsfleck an der Spitze der Vorderflügel. Fühler braungelb. Palpen aufsen graugelb, Kopf, Halskragen, Thorax und Oberseite des Hinterleibes graugelb, Thorax schwach veilrot schillernd. Unterseite des Hinterleibes, Brust und Beine weifs. Schienen der Vorderbeine und Tarsen braun gefleckt. Flügel gelbbraun, schwach veilrot schimmernd, Vorderflügel mit einem, auf der Sub- dorsalen saumwärts eine kleine Spitze bildenden braunen Querstreif an der Wurzel; beide 308 Querstreifen dunkelbraun, der vordere einen stärkeren Bogen auf der Subdorsalen und einen schwächeren in Zelle la bildend. Der hintere Querstreif bildet einen grofsen, schräg vom Vorderrand saumwärts bis auf Rippe 3 ziehenden, gezähnten Bogen, biegt sich dann schräg bis dicht unter die Nierenmakel zurück und zieht von derselben entweder stark gezähnt oder auf Rippe 1 einen stumpfen Winkel bildend, in den Innenrand. Beide Makeln deutlich, dunkel umzogen. Saumfeld aller Flügel graubraun. Hinterllügel mit gewelltem, stark geschwungenem braunem Querstreif und Mittelfleck. Saumlinie gewellt, dunkelbraun, aufsen hellgelb. Franzen braun mit weifsli eben Spitzen. Unterseite glänzend licht graugelb, die Makeln und der hintere Querstreif braun. Saum- linie nur teilweis innen braun, übrigens weifsgelb. Franzen lichter wie oben. 12,5 mm. — 2 c? — Ein 9 im Mus. Stdg. zeigt die Makeln und Querstreifen stellenweis ganz verloschen, die Grundfarbe rötlichbraun. Crossophora n. g. Männliche Fühler dicht, gleichmäfsig bewimpert ohne stärkere Borsten wie bei Cerato- clasis. Nahe hinter der Wurzel führen dieselben oben einen kleinen Schuppenwulst, hinter welchem der Fühler grubenartig eingedrückt, aber nicht wie bei der vorigen Gattung knie- förmig eingebogen ist. Palpen aufsteigend, den Kopf nicht überragend, schneidig beschuppt, mit kurzem stumpfem Endglied. Nebenpalpen sehr kurz, fadenförmig, aufgerichtet. Ocellen. Körper anliegend beschuppt. Hinterleib die Hinterflügel fast um V2 überragend. Vorderschienen sehr kurz, durch kurze anliegende Besebuppung etwas breiter erscheinend. Mittelschienen sehr breit unten gegen ihr Ende mit einer tiefen Grube, beiderseits lang flofsenartig behaart, neben dem einen Endsporn ein langes gestieltes, gewundenes haariges, quastenförmiges Anhängsel, welches den zweiten Sporn zu vertreten scheint. Die Hinterschienen sind an ihrer Basis ebenfalls verdickt und haben an dieser Stelle eine Grube, sind aber weniger lang und dicht behaart, der längere Endsporn ist bis gegen seine Spitze dicht anliegend behaart. Vorderflügel lang gestreckt, mit schrägem Saum, Spitze scharf. Hinterflügel breit, Spitze schwach herabgezogen, Saum schwach geschwungen. Rippe 9 der Vorderflügel aus 8 entspringend. 521. Miscellalis n. sp. fig 11. (359. j Schmutzig lehmgelb, die Flügel stark irisierend, die hinteren am Vorderrand bis gegen die Spitze weifs, mit verloschen bräunlichem stark gebogenem vorderem Querstreif, dicht an demselben steht in Zelle Ib ein viereckiger weifser halbdurchsichtiger, bräunlich gerundeter Fleck. Der hintere Querstreif ist ganz verloschen und nur vom Vorderrand bis in Zelle 3 angedeutet, in Zelle 3 und 4 macht er einen kleinen Doppelbogen saumwärts, in welchem 309 / wurzelwärts zwei weifsliche Fleckchen stehen. Nierenmakel weifslich, halb durchsichtig, bis auf die Subcostale reichend, vor ihr ein bräunlicher Punkt. Hinterflügel gegen die Wurzel dünner bestäubt, mit einem dunkeln, sehr stark unregelmäfsig geschwungenen, in Zelle 2 unterbrochenen bräunlichen Querstreif und Mitteldeck. SaumÜecken bräunlich, Saumlinie weifs. Franzen weifsgelb mit undeutlicher dunkler Teilungslinie. Unterseite bleicher, die Zeichnung verloschen. 14,672 mm. — 3 J. Cyclocena n. g. Diese Gattung gehört unter 41 der analytischen Tabelle von Lederer und dürfte in die Nähe vom Microthyris zu stehen kommen. Männliche Fühler stark und dicht, aber kurz bewimpert. Palpen aufsteigend, sichel- förmig, die Stirn etwas überragend, anliegend beschuppt mit kurzem, stumpfem Endglied. Nebenpalpen scheinen zu fehlen. Zunge stark, spiral, Ocellen. Körper anliegend beschuppt. Hinterleib schlank, zugespitzt, die Hinterdügel reichlich Vs überragend. Vorderschienen sehr kurz dicht anliegend behaart, Mittel- und Hinterbeine ohne Auszeichnung. Vorderüügel von der Form einer gewöhnlichen Botys, Hinterdügel breit, mit stumpfer Spitze, gebogenem Saum und nicht vortretendem Afterwinkel. Die Vorderdügel haben in der Aufsenhälfte der Mittelzelle ein auf der Oberseite etwas eingedrücktes rundes, unbeschupptes glashelles Fleckchen. Auf ihnen entspringen Rippe 2 bis 5 ziemlich gleichweit von einander, 6 und 7 aus gleichem Punkte dicht neben 8, 9 aus 8, 10 gesondert, so dicht neben 8 laufend, dafs ihr Getrenntsein sich nur durch Abschuppen constatieren läfst. Hinterdügel mit sehr kurzer Mittelzelle 7 und 8 gestielt. 522. Gestatalis n. sp. dg. 20. Glänzend graugelb, Makeln braun, ebenso die Querstreifen, deren hinterer sehr stark geschwungen und abgesetzt, gegen den Vorderrand verloschen ist, ebenso ist er auf den Hinter- dügeln, diese mit braunem Mitteldeck. Saumlinie braun, aufsen gelb, Franzen an der Wurzel braungrau, übrigens weifslich. Unterseite lichter, der Innenrand aller Flügel weifslich, Zeich- nung verloschen. 8,4 mm. 1 S Mus. Berol., 1 S Mus. Stdg. Microthyris Led. 523. Prolongalis Guen. 420. Wik. 620. (Botys) H.S. 49. Gdl. 420. Botys SectaUs Guen. 421. Wik. 620. Microthyris SectaUs Led. t. 16 f. 17. Scotalis Led. 433. (false.) (550.) Guenee beschreibt Prolongalis und SectaUs nur nach einzelnen i -y^,v ,i>.*^.»a ■ '^M ' \ -.‘'f IsIbT tsb _ ,. ... !'.s* ■ ’■*■ ■/ ' ' .m ßiöoiwk ßÄDv«cy''o^'O S ■*, ,.. :.> .{gjA^ßwTl MHtö^os\aiCt ,.U AS nSa'MVja'WMHoH. .8 ‘.Ifl »y^li'vVVKwVÖ «TOÄCiOÄviOiS .i^'A 9 •£fl s'sSmAsw^ n^oiaasföl ,f; JE %slßd«SsT a^Avw‘y*)v .8 '■ ;- • EI sUvjiswS'Sft‘1 Ä«iOi.\ .V ü l ■'' ,'A .-gsiE »AbbsyAtvoÄ ns\vv«w\i%‘l’ »l- v ' ,i ^— , ' 7 - •IriDsK &v5ft'mVi\i ?.mSo11 .0 t '■'-v^/'-‘ rn »VVt<^vv>!r’S -Or -*■' ’ ' ‘ JE 'äVVwöAt:^ wiM«sai?i .01 •e; ,Av\aShoAilfi. ß-tosAj^moVO .LI .8.H öVvßlÄogViAß»^ .£l ( j. ./E ^ftysKstoßSisO .81 ..ia',5ifvö.iV.^’k ß«Eü«fö)i>Jvk .LI ; )^ßH;v^VsVyeö\L ßVs'ßjÄ'-l, .ö"l \ * '’ ■ - L > / ■ /. . .ffi ße’ÄQ\5yimT maAcioms^^vl .c)l ; i#if V3S- ;: ; ■ . >.f . - - A • ' .EI u^öViL üE3s«oS\oO .TX . , :'. -A. -A EI mv ' 1 j-sa svi^m V!» jy IM'.) Aa 81. . V t. .:• , i ■ 'y ' . <.*'!'’■ fV-ift. "'i- I-' ’/•-••,''><* ,. ^ •' k* '••■• .'ö -' MM ■EI .»^»yjAiLI .IIX .m harSBii.,»?) V)S^obs|d *.pli .'AP/J »*ostoS&o'sö Jil ■ ■ A. .. ' ■" s '■•: ■- 1.1H' BÜnfoiiyßib*! . »ÄitßLös««?* .SS ' ;_,i^ ,w^ . ' ■ /L EI jyfcMAÄ .8& ; ..IiIesM -^sSßv.oVoyt*! ß-vs-A»S\^.V8 ■S )a^fobKVv)sT m*(HvEb'm'V.A .g£ . ~ ' '■■ . -/j.s.’ . y ' ,V .'■ A.l!:..- ■ .-..-rTTw — . . V ' ' ifip. • 1 --■' ' 'v ..ly'fc .^,S; '■ ', , ; J«. J.V'.v''-’ ■ > • ' '' i't ^ . /-■■ A'- 'M- ■• y.7 -X 1 ■ ■ ik . ., : ■/,' ' • A • V ’J ;-'V i-- ' ■■ 'LLjfyyx,. K -V ‘«V ■ ' " V - f* y/u P y'-C 'P Erklärung der Tafel. 1. Toxonj/ruclia Amoena m. 2. Dichogama Krugii in. 3. Homorschista Pagenstecheri m. 4. Lopliophora Clcmymoides in. 5. Penestola Praeficalis m. 6. Ascioäes Titubalis m. 7. Botgs Pertentalis m. 8. Tetraloplia Scabridella Rag. 9. Botys Hüaralis Mschl. 10. Sisputa Gracüis m. 11. Crossophora MisceUalis m. 12. Thyrinteina Quadricostaria H.S. 13. Catacteniza Eiivexalis m. 14. Anateinoma AffabiUs m. 15. Phycita Mösclüeri Rag. 16. Leianopliera Transfossa m. 17. Collomena Elota m. 18 Pleurasympdeza Smitliii m 19. Psecadia Ingricella m. 20. Cyclocena Gestälis m. 21. Crocidomera Fissuralis Wik. 22. Somatania Pellucidalis ni. 23. Encalypta Schildei m. 24. Sisyracera Preciosalis Mschl. 25. Crocidomera Turbidella Z. JbhmidL d.SeucJccnb.nahird GcseUsc/i. Möschler. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Arbeiten verantwortlich. Inhalt. Dr. Heinrich Simroth, Die von Herrn E. von Oertzen in Griechenland gesammelten Nacktschnecken. Dr. O. Böttger, Verzeichnis der von Herrn E. von Oertzen aus Griechenland und aus Kleinasien mitgebrachten Vertreter der Landschneckengattung Clausilia Drp. H. B. Möschler, Die Lepidopteren-Fauna von Portorico. Dfuck von Aug. ‘Weisbrod, f’rankfurt a. Li. 2-5 .{< ABHANDLUNGEN HEEAUSGEGEBEN VON DER SENCKENBERGISCHE iV NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT. SECHSZEHNTER BAND. ZWEITES HEFT. MIT ACHT TAFELN. FRANKFURT A. M. IN COMMISSION BEI MORITZ DIESTERWEG 1890. n 'S\i4: 'V-^ . IV ; ' ABHANDLUNGEN HEEAUSGEGEBEN VON DER 8ENÖKENBERGISCHEN NATUREORSCHENDEN GESELLSCHAFT. SECHSZEHNTER BAND. ZWEITES HEFT. MIT ACHT TAFELN. FRANKFURT a. M. IN COMMISSION BEI MORITZ DIESTERWEG 1890. Das System der Spongien von R. V. Leiidenfeld. Mit einer Tafel. Die ausgedehnten Beobachtungen über den Bau und die Verwandtschaftsverhältnisse der Spongien, welche in den neueren grossen Monographien über die meisten Abtheilungen dieser Thiergruppe enthalten sind, setzen uns in den Stand, ein System der Spongien zu entwerfen und die phyletische Verwandtschaft der verschiedenen Gruppen mit einem gewissen Grade von Wahrscheinlichkeit zu bestimmen. Ich will im Folgenden das System, mit den Diagnosen, sämmtlicher hinlänglich bekannter und determinirter Gattungen zusammenstellen und einen Stammbaum der Spongien entwerfen, zuvor jedoch die Stellung der Spongien im System der Thiere kurz besprechen. Diese Arbeit ist, was das Detail des Systems anbelangt, grösstentheils eine Compilation. Für jene, welche einen Einblick in die Systematik der Spongien gewinnen wollen, ohne die unhandlichen Monographien der einzelnen Abtheilungen und die zerstreuten einschlägigen Publicationen in Zeitschriften zu Rathe zu ziehen, dürfte sie nicht ohne Werth sein. Die fossilen Schwämme sind hier nicht aufgenommen worden. Auf die Angaben älterer Autoren, denen nur historischer Werth zukommt, gehe ich, um Raum zu sparen, nicht ein. Diese älteren Angaben sind in der citirten neueren Literatur zu finden. Am Schlüsse der Arbeit findet sich ein alphabetisches Register der Namen der Nadel- formen mit kurzen Erläuterungen; sowie ein nummerirtes, alphabetisch geordnetes Verzeich- niss der Literatur, auf welches sich die Nummern im Text beziehen. Allen Namen von systematischen Begriffen sind die Autornamen, von denen sie herrühren, mit Literaturnachweis beigegeben. In der Regel sind das jene Autoren, welche den Namen aufgestellt haben. Nur ausnahmsweise habe ich in solchen Fällen, wo die Bedeutung der systematischen Namen ganz abgeändert worden ist, an Stelle des ersten Autors jenen citirt, Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVI. 46 362 der den betreffenden Namen zuerst in einem dem meinen ähnlichen Sinne gebraucht hat. Wo die Bedeutung höherer systematischer Begriffe, bis zu Unterordnung und Tribus herab, eine kleinere Aenderung erfahren hat, ist dies durch „emend“ angedeutet. Den Autorennamen hinter den Gattungsnamen habe ich, ob der mit dem Namen verbundene Begriff abgeändert worden ist oder nicht, keine Bemerkung hinzugefügt. In den meisten Fällen wird man die wichtigsten bekannten Thatsachen über die Genera nicht an jenen citirten Stellen finden, wo sie aufgestellt worden sind, und ich habe daher hinter den Diagnosen der Familien [in eckigen Klammern] die Nachweise über die wichtigste, die Genera derselben betreffende Literatur angeführt. Stellung der Spongien. Die neueren Arbeiten haben im Allgemeinen jene Anschauungen über diesen Gegenstand bekräftigt, welche ich (57) p. 550 — 552, vor zwei Jahren in den zoologischen Jahrbüchern zum Ausdruck gebracht habe; dass nämlich die Spongien zu den Metazoa coelentera gehören und in dieser Abtheilung einen Typus für sich bilden. Von den übrigen Coelentera unterscheiden sich die Spongien in erster Linie dadurch, dass bei ihnen die wichtigsten Organe aus Zellen des Mesoderms hervorgehen, weshalb ich für sie den Namen Mesodermalia, im Gegensatz zu Epithelaria (Hydromedusen, Anthozoen und Ctenophoren) aufstellte (56). Dementgegen hält Sollas die entgegengesetze, von ihm schon früher vertretene Anschauung aufrecht (105) p. XCV., wonach die Spongien nicht Metazoen, sondern Parazoen seien, eine Thiergruppe, welche sich unabhängig von den Metazoen aus Codosiga-ähnlichen Protozoen entwickelt habe und deshalb dem ganzen Metazoen-Stamm äquivalent sei. Fern sei es von mir, die polyphyletische Abstammung der Spongien und übrigen Thiere zu bestreiten, aber ich behaupte: 1) dass niemand etwas Sicheres herüber wissen kann; 2) dass in aller Wahrscheinlichkeit der Metazoen-Stamm überhaupt, auch abgesehen von den Spongien, mehrere Wurzeln im Gebiete der Protozoen gehabt habe; 3) dass aus diesen Gründen rein phyletische Erwägungen hier keine Anwendung finden; und 4) dass vom rein morphologischen Standpunkte absolut kein Zweifel darüber bestehen kann, dass die Spongien Metazoa und zwar Metazoa coelentera sind. Darüber, dass den Spongien mindestens ein eigener Typus eingeräumt werden müsse, sind die neueren Autoren einig [Vosmaer (115) p. 481, Schulze (101) p, 32]. Ich betrachte also die Spongien als einen Typus: Mesodermalia, dessen Stellung im System folgende ist: 363 Animalia. I. Protozoa. Einzellige, oder wenn mehrzellige, isocellulare Thiere. II. Metazoa. Mehrzellige, heterocellulare Thiere. 1. Coelentera. Metazoa mit einfacher Leibeshöhle. 1. Typus. Mesodermalia. Coelentera mit durchgehendem Kanalsystera, meso- dermalen Organen und entodermalen Kragenzellen ; ohne Nessel- zellen und bewegliche Anhänge. 2. Typus. EpitJielaria. Coelentera mit coecalem Kanalsystem, epithelialen Organen, mit Nesselzellen oder ihre Homologa und beweglichen Anhängen ; ohne Kragenzellen. 2. Coelomata. Metazoa mit getrenntem Coelom und Gastralraum. Eintheilung der Spongien. Typus Mesodermalia Lendenfeld (56) p. 568. Coelentera mit durchgehendem Kanalsystem, mesodermalen Organen und entodermalen Kragenzellen ; ohne Nesselzellen und bewegliche Anhänge. Die Ansichten der Autoren über die Eintheilung der Spongien (Mesodermalia) sind bekanntlich ausserordentlich verschieden. Vosmaer (115) hat die Spongien in die zwei Classen Calearea, mit Kalkskelet; und Eon-Qalcarea, ohne Kalkskelet, eingetheilt. Er folgte hiebei der Eintheilung Gray’s (34). Ich theilte ebenfalls die Spongien in diese zwei Gruppen, behielt für dieselben aber Gray’s (34) Namen: Calearea und Süicea bei. Sollas (105) hat neuerlich ebenfalls diese Eintheilung gemacht. Er gibt an (105) p. XCYIII, dass die Kragenzellen der Kalkschwämme viel grösser seien als jene der übrigen Spongien und schlägt daher für diese beiden Gruppen die Namen Megamastictora f= Calearea) und Mieromastietora (=8ilieea) vor. Die Prämisse, auf welche sich diese Namen stützen, ist unrichtig. Die Kragenzellen vieler Kalkschwämme, besonders der Leueonidae, sind nicht grösser als jene vieler Süieea, besonders der Hexaeeratina. Schulze (101) p. 32. theilt ebenfalls den Typus der Spongien in zwei Classen: Calearea, und Non-Calcarea oder Silicea. Anderwärts (102) p. 499. giebt er ein Schema, aus welchem hervorgeht, dass er die Spongien nicht in zwei, sondern in drei äquivalente Gruppen — Classen theilen möchte: Calearea, Triaxonia vcüü Tetraxonia. Nach meiner Anschauung und auch nach den Angaben Schulze’s selbst (101) p. 33, sind die Triaxonia und Tetrax'onia unvergleichlich näher mit einander als mit den Calearea verwandt, und ich behalte deshalb hier die Eintheilung der Spongien in zwei äquivalente Classen, Calearea und Süieea, wie ich sie seinerzeit benützte (56), hei. 46* 364 I. Classis Calcarea Gray (34) p. 502. Mesodermalia mit Kalkskelet. Diese Gruppe wurde von Gray (34) aufgestellt und sie ist von Vosmaer (115), Schulze (101) und mir (56) unter diesem, und von Sollas (105) unter dem Kamen Megamastictora, bei- helialten worden. Was die Eintheilung derselben betrifft, so hat zunächst Ha e ekel (40) drei Gruppen — Familien unterschieden: Ascones^ Sycones und Leucones. Diesen fügte später Carter (12) die Familie Teichonidae hinzu. Polejaeff (73) unterschied zwei Ordnungen innerhalb der Calcarea: Homocoela mit einfachem Gastralraum und Heterocoela mit Geisselkamraern. Vosmaer (115) adoptirte Polejaeff’s Arrangement. Ich selber (53) habe ebenfalls die beiden Ordnungen Pole- jaeff’s beibehalten, jedoch ihre Diagnose etwas abgeändert: Homocoela mit einem ausschliesslich aus Kragenzellen bestehendem Entoderm und Heterocoela mit einem Entoderm, welches aus Kragen- zellen und Plattenzellen zusammengesetzt ist. Ich fügte (51, 52, 53) den vier erwähnten Familien noch drei neue: Homodermidae, Leucog)sidae und Sylleibidae hinzu. 1. (1.) Ordo Homocoela Polejaeff (73) p. 35 einend. Calcarea deren Entoderm ausscliliesslich aus Kragenzellen bestellt. Diese Ordnung wurde von Polejaeff (73) mit andrer Diagnose aufgestellt, sie ist von Yos- maer unverändert (115) und von mir etwas abgeändert (52, 53) beibehalten worden. Sie enthielt ursprünglich blos die Familie Asconidae Haeckel (40). Zu diesen fügte ich neuerlich zwei neue, Homodermidae (5l) und Leucopsidae (52). 1. (1.) Familia Asconidae Haeckel (40) p. 11 emend. Homocoela mit einfachem Gastralraum, ohne Geisselkammern. [40, 73.] Bo wer bank (3) p, 164 betrachtete alle Asconen als Vertreter einer einzigen Gattung Leu- cosolenia. Später unterschied Haeckel (40) innerhalb der Familie Asconidae die bekannten sieben Gattungen Ascetta, Ascilla, Ascyssa, Ascaltis, Ascortis, Asculmis und Ascandra nach der Form der Nadeln, welche am Aufbau ihrer Skelete theilnehmen. Neuere Autoren, namentlich Polejaeff (73) p. 23 und Vosmaer (115) p. 369, waren mit dieser Eintheilung nicht einverstanden und vereinigten alle diese Gattungen Haeckel’s wieder zu einer: Leucosolenia Bowerbank. Ich selber (52, 53) war jedoch geneigt, die Asconen Haeckel’s, nach Anschluss jener Formen, welche zu den Homodermidae und Leucopsidae gehören, in Haeckel’s sieben Gattungen einzutheilen. Carter (20) p. 502 ff. hat neuerlich eine Anzahl von Asconen als Vertreter der Gray’schen Gattung Clathrina beschrieben. Diese sind theils Ascetta, theils Vertreter andrer Ascongattungen. 365 Obwohl ich die nahe Verwandtschaft der Ascongattungen Haeckel’s mit einander gerne an- erkenne, so glaube ich doch, dass es bequem ist dieselben, vorläufig wenigstens noch beizubehalten, wie ich dies auch früher (51, 52, 56) gethan habe. Ich theile demnach die Familie Asconidae in sieben Gattungen: 1. (1.) Ascetta Ha e ekel (40) p. 14. Asconidae mit ausschliesslich triactinen Nadeln. 2. (2.) Ascilla Ha e ekel (40) p. 44. Asconidae mit ausschliesslich tetractinen Nadeln. 3. (3.) Ascyssa Ha e ekel (40) p. 48. Asconidae mit ausschliesslich diactinen Nadeln. 4. (4.) Ascaltis Ha e ekel (40) p. 51. Asconidae mit triactinen und tetractinen Nadeln. 5. (5.) Ascortis Ha e ekel (40) p. 68. Asconidae mit diactinen und triactinen Nadeln. 6. (6.) Asculmis Ha e ekel (40) p. 77. Asconidae mit diactinen und tetractinen Nadeln. 7. (7.) Ascandra Haeckel (40) p. 80. Asconidae mit diactinen, triactinen und tetractinen Nadeln. 2. (2.) Familia Homodermklae Lendenfeld (51) p. 338. Homocoela von radial symmetrischer Gestalt mit centralem, röhrenförmigen Gastral- raum und radial gestellten, sackförmigen Kammern. [52.] Ich stellte diese Familie im Jahre 1884 (5l) für einen kleinen, von mir an der Ostküste Australiens entdeckten Schwamm auf; es gehören in dieselbe auch einige von Haeckel’s Asconen, w'ie Ascaltis canariensis (40) p. 52 und Ascaltis lamackii (40) p. 60. Ueberdies bin ich nicht ab- geneigt, auch die neue Gattung Heteropia Carter ’s (21) p. 47 hieher zu stellen. Ich vereinige die bekannten Arten der Homodermidae in eine Gattung. 1. (8.) liomoderma Len den fe Id (51) p. 338. Homodermidae mit diactinen, triactinen und tetractinen Nadeln. 3. (3.) Familia Leucopsidae Lendenfeld (52) p. 1089. Homocoela, welche als Asconcolonien erscheinen, deren ziemlich mächtig entivickeltes Mesoderm die Gastralräume der einzelnen Asconpersonen zu einem Ganzen vereint. Von 366 Aussen führen kleine Poren in diese Räume hinein; nach Innen münden sie mit grösseren Oefifhungen in einen gemeinsamen Hohlraum. [52.] Ich stellte diese Familie für einen Schwamm auf, den ich an der Ostküste Australiens gefunden habe (52) p. 1089. 1. (9.) Leucofsis Lendenfeld (52) p. 1089. Leucopsidae mit ausschliesslich triactinen Nadeln. 2. (2.) Ordo fleterocoela Polejaeff (73) p. 39 emend. Calcarea deren Entoderm im centralen Magenraum aus Plattenzellen und in den Diver- tikeln desselben — den Geisselkammern — aus Kragenzellen besteht. Die Ordnung Heterocbela wurde von Poldjaeff (73) für jene Kalkschwämme aufgestellt, deren Gastralraum durch Divertikelbildung in einen centralen Raum (Oscularrohr) und in Geissel- kammern differencirt ist. Ich habe die Diagnose abgeändert (52, 53) und die Homodermidae und Leucopsidae, die nach Polejaeff hieher gehören würden, von den Heterocoeliein ausgeschieden. Abgesehen hievon hat die Ordnung Heterocoelia in meinem Sinne dieselbe Ausdehnung wie im Sinne Polejaeff’s. Auch Vosmaer (115) acceptirt diese Ordnung im Sinne Polejaeff’s. In die Ordnung Heterocoela gehören die Familien Syconidae und Leuconidae im Sinne Haeckel’s (40) und die Teichonidae C ar ter ' s (12). Sowohl P ol ej aeff (73) p. 22 als Vosmaer (115) p. 370 ff. unterscheiden diese drei Familien. Auch ich habe dieselben, freilich zum Theil in etwas modificirtem Sinne, beibehalten und ihnen noch die Familie Sylleibidae, für gewisse Formen mit cylindrischen Kammern und complicirtem abführenden Canalsystem, hinzugefügt (52, 52). Ich unterscheide also vier Familien von Heterocoeliern. 1. (4.) Eamilia Syconidae Haeckel (40) p. 232 emend. Heterocoela mit radial gestellten, cylindrischen Geisselkammern, welche direct in den centralen Gastralraum münden. [40, 52, 73, 92.] Diese Familie wurde von Haeckel (40) aufgestellt und ist von den späteren Autoren ziemlich unverändert beibehalten worden. Haeckel (40) unterschied innerhalb der Familia Syconidae sieben Gattungen je nach den vorkommenden Nadelformen. Polejaeff (73) und Vosmaer (115) sind mit diesem Arrangement nicht einverstanden. Der erstere stellte die Syconen-Gattungen älterer Autoren, Sycon Risso; Ute Schmidt; Grantia Fleming und Amphoriscus Haeckel wieder her und fügte die neuen, Anamixilla und Heteropegma hinzu. Alle diese hat Vosmaer (115) acceptirt. Ich selber theilte die Syconidae in drei Subfamilien (52, 53) und stellte eine neue Gattung, Grantessa, au£ 367 Auch Carter hat neuerlich eine neue S.yconen-Gattung, Hypograntia, (21) p. 39 beschrieben, welche mit Grantessa theilweise zusammenfällt. Ich habe früher, bei der Unterscheidung der Subfamilien, zu grosses Gewicht auf die Regel- mässigkeit oder Unregelmässigkeit der Geisselkammern gelegt und ziehe daher meine Subfamilie Qrantinae wieder ein. Es bleiben somit zwei Subfamilien. I. Subfamilia Syconinae Lendenfeld (53) p. 1090. Syconidae mit Geisselkammern deren distale Enden meist nicht verwachsen sind, ohne besondere Rinde. Diese Gruppe umfasst jene Untergattungen von Haeckel’s Syconen, welche dieser Autor mit der Endsilbe „aga“ versah (40). Nach Polejaeff (73) und Vosmaer (115) wären alle hieher gehörenden Arten in eine Gattung, Sycon Risso (83) zu vereinigen. Ich glaube aber, dass es bequemer ist, sieben Gattungen, im Sinne Haeckel’s nach den Nadelformen innerhalb der Syconinae zu unterscheiden. 1. (10.) Sycetta Haeckel (40) p. 235. Syconinae mit ausschliesslich triactinen Nadeln.j 2. (11.) Sycilla Haeckel (40) p. 248. Syconinae mit ausschliesslich tetractinen Nadeln. 3. (12.) Sycyssa Haeckel (40) p. 259. Syconinae mit ausschliesslich diactinen Nadeln. 4. (13.) Sycaltis Haeckel (40) p. 263. Syconinae mit triactinen und tetractinen Nadehi. 5. (14.) Sycortis Haeckel (40) p. 277. Syconinae mit diactinen und triactinen Nadeln. 6. (15.) Syculmis Haeckel (40) p. 287. Syconinae mit diactinen und tetractinen Nadeln. 7. (16.) Sycandra Haeckel (40) p. 291. Syconinae mit diactinen, triactinen und tetractinen Nadeln. II. Subfamilia Uteinae Lendenfeld (52) p. 1098 emend. Syconidae mit distal verwachsenen Geisselkammern und meist deutlicher Rinde. In diese Abtheilung, welche gleichwerthig ist mit den Uteinae -f~ Grantinae Lendenfeld (52, 53) gehören die Subgenera der Syconidae mit der Endung „usa“ von Haeckel (40), sowie 368 die Genera Grantia Fleming; Ute Schmidt; Amphoriscus Haeckel; Anamixilla und Hetero- pegma Polejaeff; Grantessa Lendenfeld und Hypograntia Carter. Ich behalte hier alle diese Gattungen mit Ausnahme von Hypograntia, welche theilweise mit Grantessa zusammenfällt, bei. Sycortusa Lendenfeld (52) p. 1102, dürfte mit Amphoriscus synonym sein. 1. (17.) Grantessa Lende nfeld (52) p. 1098. Uteinae mit einfachen Kammern, diactinen, triactinen und tetractinen Nadeln und starken Büscheln von radialen Diactinen, welche über die Oberfläche vorragen. Diese Büschel sind 3 — 5 mm. von einander entfernt. 2. (18.) Ute Schmidt (87) p. 23. Uteinae mit einfachen Kammern und einem festen Hautpanzer, der aus mehreren Schichten grosser tangential gelagerter Diactine besteht. 3. (19.) Amphoriscus Haeckel (39) p. 238. Uteinae mit einfachen Kammern und zarter, aus triactinen und tetractinen Nadeln bestehender Rinde. 4. (20.) Grantia Fleming (28) p. 524. Uteinae mit unregelmässig lappigen oder verzweigten Kammern und grösstentheils triactinen Nadeln. 5. (21.) Heteropegma Pol6jaeff (73) p. 45. Uteinae mit meist stark verzweigten Kammern und wohl differenzirter, aus Triactinen und Tetractinen bestehender Rinde. 6. (22.) Anamixilla Polöjaeff (73) p. 50. Uteinae mit unregelmässig verzweigten Kammern und unregelmässig angeordneten triactinen und tetractinen Nadeln. 2. (5.) Familia Sylleibidae Lendenfeld (52) p. 1110. Heterocoela mit cylindrischen Geisselkammern, welche nicht direkt in das Oscularrohr münden, sondern mit demselben durch ein wohlentwickeltes abführendes Canalsystem in Ver- bindung stehen. [52, 73.] Ich stellte (52) p. 1110 diese Familie im Jahre 1884 zur Aufnahme einiger der von Polejaeff (73) als Leucetta und Leucilla beschriebenen Spongien auf, welche ich in den neuen Gattungen Polejna und Vosmaeria (52) unterbrachte. Die cylindrischen Kammern dieser Schwämme lassen eine Vereinigung derselben mit den Leuconiden (als solche beschrieb sie Polejaeff) nicht zu, während das abführende Canalsystem sie ebenso von den Syconiden trennt. 369 Ich theilte ursprünglich (52) diese Familie in die zwei Subfamilien Vosmaerinae und Polejnae, je nach der Gestaltung des abführenden Canalsystems, und behalte hier diese Eintheilung bei. I. Subfamilia Vosmaerinae Lendenfeld (52) p. 1111. Sylleibidae, deren Kammern durch ein Netzwerk von abführenden Canälen mit dem Oscularrohr in Verbindung stehen. Ich stellte diese Gruppe (52) für Leucetta vera Polejaeff (73) p. 68, Leucetta imperfecta Polejaeff (73) p. 67 und Vosmaeria gracilis Lendenfeld (52) p. 1111 auf. Polejaeff’s Darstellung (1. c.) des Canalsystems von Leucetta vera ist unrichtig. Der Schwamm hat gar keine hügligen Geisselkammern; was Polejaeff dafür hielt, sind Querschnitte durch die cylindrischen Kammern. 1. (23.) Vosmaeria Lendenfeld (52) p. 1111. Vosmaerinae mit diactinen, triactinen und tetractinen Nadeln. II. Subfamilia Polejnae Lendenfeld (52) p. 1115. Sylleibidae deren Kammern eine hochgefaltete Schicht bilden und in weite, häufig ver- zweigte aber nicht anastomosirende, radiäre abführende Canäle münden. Ich (52) stellte diese Gruppe für Polejaeff’s Gattung Leucilla (73) p. 51 auf. Warum Polejaeff diese Schwämme in Haeckel’s Genus Leucilla gestellt hat, ist nicht klar, denn sie gehören offenbar weder zu den Leuconiden noch — nach ihren Nadeln — zu irgend einer Haeckel’schen Gattung mit der Endung ,,illa“. Ich stellte für diese Schwämme die Gattung Polejna auf (52). 1. (24.) Polejna Lendenfeld (52) p. 1115. Polejnae mit grösstentheils triactinen oder tetractinen Nadeln. 3. (6.) Familia Lenconidae Ha e ekel (40) p. 113. Heterocoela mit hügligen Kammern und verzweigten Canälen. [40, 52, 73.] Haeckel (40) unterschied in dieser Familie, wie in seinen beiden anderen Kalkschwammfamilien nach den Nadeln sieben Gattungen; Leucetta, Leucilla, Leucyssa, Leucaltis, Leucortis, Leuculmis und Leucandra. Polejaeff (73) und Vosmaer (115) waren mit dieser Eintheilung nicht ein- verstanden. Der erstere unterschied innerhalb der Leuconen die Gattungen Leucetta, Leucilla, Leuconia und Pericharax. Diese wurden von Vosmaer (115) p. 374 acceptirt. Ich habe oben (siehe Familie Sylleibidae) darauf hingewiesen, dass Polejaeff’s Genus Leucilla und ebenso ein Theil seiner Gattung Leucetta nicht zu den Leuconen gehören. Polejaeff’s Leucetta haeckelina (73) p. 69 gehört zu Leucaltis Haeckel. Die Gattung Pericharax Polejaeff (73) p. 66 Abbandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVI. 47 370 halte ich für unbegründet und stelle die einzige Art derselben ebenfalls zu Leucaltis Haeckel. Ich behalte hier die oben angeführten sieben Gattungen Haeckel’ s bei. Die Arten von Leuconia Polejaeff (73) p. 54 werden je nach den Nadeln der einen oder anderen der Haeckel’schen Gattungen zugetheilt. 1. (25.) Leucetta Haeckel (40) p. 116. Leuconidae mit ausschliesslich triactinen Nadeln. 2. (26.) Leucilla Haeckel (40) p. 129. Leuconidae mit ausschliesslich tetractinen Nadeln, 3. (27.) Leucyssa Haeckel (40) p. 136. Leuconidae mit ausschliesslich diactinen Nadeln. 4. (28.) Leucaltis Haeckel (40) p. 142. Leuconidae mit triactinen und tetractinen Nadeln. 5. (29.) Leucortis Haeckel (40) p. 162. Leuconidae mit diactinen und triactinen Nadeln. 6. (30.) Leuculmis Haeckel (40) p. 167. Leuconidae mit diactinen und tetractinen Nadeln. 7. (31.) Leucondra Haeckel (40) p, 170. Leuconidae mit diactinen, triactinen und tetractinen Nadeln. 4. (7.) Familia Teichonidae Carter (12) p. 35. Heterocoela ohne Gastralraum. Die einführenden Poren liegen auf der einen, und die ausführenden, auf der anderen Seite des plattenförmigen Schwammes. [73.] Diese Familie wurde von Carter (12) mit der lakonischen Diagnose „vallate“ unter dem Namen Theichonellidae aufgestellt. Marshall erklärte in dem Jahresberichte die Teichoniden für „Leuconiden vom reinsten Wasser“; auch ich neige mich dieser Ansicht zu. Da aber sowohl Poldjaeff (73) als Vosmaer (115) p. 374 diese Familie Carter’s beibehalten haben, so wage ich nicht, dieselbe umzustossen. Zu der von Carter ursprünglich beschriebenen Gattung TeichoneUa (12) fügte Polejaeff (73) noch eine neue, Eilhardia. 1. (32.) TeichoneUa Carter (12) p. 35. Teichonidae ohne Rinde. 2. (33.) Eilhardia Polöjaeff (73) p. 70. Teichonidae mit einer Rinde, welche auf der Poren-führenden Fläche aus kleinen Diac- tinen und Triactinen; auf der Oscula-führenden Seite aus grossen Diactinen besteht. 371 II. Classis Silicea Gray (34) p. 502. Meso der malia mit einem Skelet, welches aus Kieselnadeln oder Hornfasern besteht; ausnahmsweise skeletlos, stets ohne Kalkskelet. Diese Classe ist von Gray (34) p. 502 aufgestellt, von Claus (22) p. 217 unter dem Namen Fibrospongiae, von Vosmaer (115) p. 252 unter dem Namen Non-Galcarea, von Sollas (105) p. XCVIII. unter dem Namen Micromastictora und von mir (56) p. 574 mit der ursprünglichen Bezeichnung Gray’s: Silicea heibehalten worden. Schulze benützt einmal (lOl) p. 32 den Namen Non-Calcarea und gleich darauf (101) p. 33 den Namen Silicea. Diese Classe umfasst sämmtliche Spongien mit Ausnahme der Kalkschwämme. Was die Eintheilung der Silicea betrifft herrschen sehr verschiedene Anschauungen. Vosmaer (115) stellt innerhalb derselben drei Ordnungen : Hyalospongiae, Spiculispongiae und Gornacuspongiae auf. Auch ich (56) p. 675 habe die Silicea in drei Ordnungen: Hexactinellida, Ghondrospongiae und Gornacuspongiae getheilt, welche sich mit den drei Ordnungen Vosmaer’s völlig decken. Schulze (lOl) p. 33 theilte die Silicea in die drei Gruppen: Triaxonia, Tetraxonia und Monaxonia. Sollas (105) p. XCVIII. unterscheidet innerhalb der Micromastictora (Silicea) drei Ordnungen: Myxospongiae, Hexactinellida und Demospongiae. Wenn wir die Arbeiten der erwälinten Autoren vergleichen, so werden wir finden, dass alle darin übereinstiramen, für die Spongien mit triaxonen Kieselnadeln eine eigene Ordnung aufzustellen — die Hexactinellida (Hyalospongiae Vosmaer). Was die Eintheilung der übrigen anbelangt, so gehen die Meinungen sehr auseinander. Im allgemeinen können wir sagen, dass Schulze, Vosmaer und ich darin übereinstimmen, die skelet- losen Spongien unter die übrigen Ordnungen zu vertheilen und für dieselben nicht eine eigene Ordnung aufzustellen. Sollas allein wünscht für die skeletlosen Schwämme eine eigene Ordnung. Hier muss die Majorität der Autoritäten entscheiden: die alte Ordnung Myxospongiae, welche Zittel (118) seiner Zeit aufgestellt hat, und die nun Sollas rehabilitiren will, muss fallen. Es liegt kein Grund vor, die beiden Vo s maer’schen Ordnungen Spiculispongiae (Ghondro- spongiae) und Gornacuspongiae aufzugeben, und so behalte ich dieselben mit einigen Modificationen bei. Die von Schulze (101) p. 33 proponirte und auch von Sollas theilweise adoptirte (105) alte Zittel’sche Eintheilung dieser Schwämme in Monaxonia und Tetraxonia scheint mir kaum naturgemäss. Ich theile zunächst, im Einverständniss mit Schulze (102), die Classe Silicea in die beiden Subclassen Triaxonia mit ursprünglich triaxonen, und Tetraxonia mit ursprünglich tetraxonen Nadeln. In der ersteren unterscheide ich die allgemein anerkannte Ordnung Hexactinellida und die neue 47* 372 Ordnung Hexaceratina, welche ich für Darwinelia, Aplysilla, Halisarca und Verwandte, die ich für Ab- kömmlinge der Hexactinelliden halte, errichtet habe (60). Die Tetraxonia umfassen die übrigen SUicea, welche ich in den beiden Ordnungen Chondrospongiae und Cornacuspongiae unterhringe. Diese beiden Ordnungen verstehe ich jedoch in etwas anderem Sinne wie früher (56), indem ich jetzt eine Anzahl von Formen aus dem Verband der Cornacuspongiae entferne. Ausser den erwähnten Aplysillidae und Halisarcidae, für welche die Ordnung Hexaceratina errichtet wurde, scheide ich auch alle jene Spongien von den Cornacuspongiae aus, deren Microsclere stellar sind. Diese — die Axinellidae und Spongillidae — stelle ich zur Ordnung Chondrospongiae. I. Subclassis Triaxonia Schulze (102) p. 499 emend. Silicea mit grossen, sackförmigen oder unregelmässigen Kammern mit weiter Mündung und mit wenig entwickelter Zwischenschicht. Skelet ist in der Regel vorhanden ; es besteht aus triaxonen Kieselnadeln oder markhaltigen, fremdkörperfreien Hornfasern zu denen sich aus- nahmsweise triaxone Hornnadeln gesellen. Die Gruppe Triaxonia wurde von Schulze (102) für die Hexactinellida allein aufgestellt. Ich betrachte auch (59) die Hexaceratina als Triaxonia. Die Suhclasse zerfällt naturgemäss in die beiden Ordnungen Hexactinellida mit Kieselskelet und Hexaceratina mit Hornskelet, oder ohne Skelet. 1. (3.) Ordo Hexactinellida Schmidt (89) p. 13. Triaxonia mit Kieselskelet. Betreffs der älteren Hexactinellidensysteme verweise ich auf Schulze’s Monographie (102.) Zittel theilte die Hexactinellida in zwei Unterordnungen Dictyonina und Lyssacina (117), welches Arrangement von Vosmaer (115) und auch von Schulze (102) beibehalten worden ist. I. Subordo Lyssacina Zittel (117) p. 22 emend. Hexactinellida deren Nadeln entweder sämmtlich isolirt bleiben, oder nur zum Theil später in unregelmässiger Weise durch Kieselmasse verlöthet werden. Ich fasse diese Gruppe im Sinne Schulze’s (101, 102) auf. Die recenten Lyssacinen lassen sich nach der Bildung ihrer Nadeln in zwei Unterahtheilungen, Trihus, bringen, welche Schulze (101) p. 34 Hexaster ophora und Amphidiscophora nennt. Die ersteren besitzen Hexaster, die letzteren dagegen keine Hexaster, sondern Amphidisce. I. Tribus Hexasteropbora Schulze (102) p. 51. Lyssacina mit scharf von einander abgesetzten fingerhutförmigen Kammern und mit Hexastern im Parenchym. 373 Schulze (101, 102) theilt diesen Tribus in drei Familien, welche sich durch die Verschieden- heit ihrer Dermalnadeln von einander unterscheiden. 1. (8.) Familia Euplectellidae Gray (34) p. 528. Dünnwandige, röhren- oder sackförmige Hexasterophora in deren Hautskelet hexactine Hypodermalia mit längerem radialem Proximalstrahl Vorkommen. [102.] Ich fasse diese Familie im Sinne Schulze’s (102) p. 51 auf, und theile dieselbe mit ihm in die drei Subfamilien EuplectelUnae, Holascinae und Taegerinae, unter welche Schulze (102) die bekannten 6 Gattungen vertheilt hat. Diese sind unten ahfgeführt. Ausser diesen erkennt Schulze noch sieben andere Gattungen mit je einer Art an, deren Stellung in diesen Subfamilien eine zweifelhafte ist, die aber nach Schulze (102) p. 99 Euplectelliden sein dürften. Es sind folgende: Habrodictyum Wyville Thomson (109) p. 126; Eudictyum Marshall (62) p. 211; Dictyocalyx Schulze (102) p. 105; Khabdodictyum Schmidt (91) p. 46; Rhabdopectella Schmidt (91) p. 62; Hertwigia Schmidt (91) p. 62; und Hyalostjlus Schulze (102) p. 110. I. Subfamilia Euplectellinae Schulze (102) p. 52. Röhrenförmige Euplectellidae mit terminaler Siebplatte; mit mehr oder weniger regel- mässig angeordneten Löchern in der Wand. An dem distalen Strahle der degenförmigen hexactinen Hypodermalia sitzt je ein Floricom. Schulze unterscheidet zwei Gattungen dieser Subfamilie, die unten aufgeführt sind. 1. (34.) Euplectella Owen (72) p. 3. Euplectellinae mit basalem Wurzelschopf und Oxyhexastern im Parenchym. 2. (35.) Regadrella Schmidt (91) p. 61. Festgewachsene Euplectellinae mit knorrigem Basaltheil, und Discohexastern im Parenchym. II. Subfamilia Holascinae Schulze (102) p. 85. Röhrenförmige Euplectellidae ohne Wandlücken und ohne oberflächlich vorliegende Floricome. Enthält die beiden Schulze’schen Gattungen, die unten aufgeführt sind. 1. (36.) Holascus Schulze (102) p. 85. Holascinae mit Wurzelschopf und scharf abgesetzter, terminaler Siebplatte. An der Innenfläche Anden sich zahlreiche, in Längs- und Querreihen regelmässig angeordnete und durch ein quadratisches Gitterleistennetz getrennte, grubenförmige Vertiefungen. 374 2. (37.) Malacosaccus Schulze (102) p. 91. Sack- oder röhren-förmige Holascinae mit schlaffer, aussen glatter, innen wabiger Wand. Die Principalia sind Oxyhexactiue mit langen, dünnen, sehr biegsamen Tangentialstrahlen, welche in longitudinaler und transversaler Richtung orientirt, sich zu einem cubischen Gerüst Zusammenlegen. An den frei vorstehenden Strahlen der hexactinen, degenförmigen Dermalia je ein Floricom. III. Subfamilia Taegerinae Schulze (102) p. 94. Euplectellidae von Sack- oder Röhrenform deren Wand von unregelmässigen Löchern durchbrochen wird. Die Gitternetzbalken des Wandskelets bilden ein, grösstentheils unregel- mässiges Geflecht von theilweise verlötheten Principalnadeln. An dem aussen vorstehenden Distalstrahle der degenförmigen hypodermalen Hexactine sitzt je ein Floricom. Schulze (102) unterscheidet zwei Gattungen in dieser Subfamüie, die unten aufgeführt sind. 1. (38.) Taegeria Schulze (102) p. 94. Taegerinae deren Principalia grösstentheils Oxytetractine sind ; mit Graphiohexastern. 2. (39.) Waheria Schulze (102) p. 96. Taegerinae mit abgerundetem und verdicktem Distalstrahl der degenförmigen Dermalia und mit kugligen Discohexastern mit vielen Strahlen. 2. (9.) Familia Asconematidae Schulze (102) p. 113. Hexasterophora mit pentactinen und hexactinen Pinulen im Dermal- und Gastralskelet ; mit Discohexastern im Parenchym und pentactinen Hypodermalia und Hypogastralia. [102.] Diese Familie wurde von Schulze (102) für Asconema Kent (44); Sympagella Schmidt (89) und einer Reihe von neuen, durch Schulze (102) bekannt gemachten Gattungen aufgestellt. Sie wird von Schulze (102) in die drei Subfamilien Asconematinae^ SympagelUnae und Caulo- phacinae eingetheilt. I. Subfamilia Asconematinae Schulze (102) p. 113. Kelch-, trichter- oder röhrenförmige, ungestielte Asconematidae mit dünner schlaffer Wand. 1. (40.) Asconema Kent (44) p. 245. Asconematinae mit rudimentärem Proximalstrahl der dermalen Pinulen, oder ohne solchen; mit kleinen Oxyhexactinen, Oxyhexastern und Discohexastern im Parenchym. j 2. (41.) Aulascus Schulze (102) p. 118. Asconematinae mit mehr oder weniger entwickeltem Proximalstrahl der dermalen Pinulen; mit einzelnen Discohexastern und Plumicomen im Parenchym. 375 II. Subfamilia Sympagellinae Schulze (102) p. 119. Dickwandige, ovale, meist gestielte Asconematidae ; mit kleinen Discohexastern zwischen den principalen Hexactinen und Diactinen. 1. (42.) Sympagella Schmidt (89) p. 15. Sympagellinae mit pentactinen dermalen, und hexactinen gastralen Pinulen mit schlankem Distalstrahl. Discohexaster mit vier Endstrahlen. 2. (43.) PolyrJiabdus Schulze (102) p. 121. Sympagellinae deren dermale Pinule Hexactine mit dickem Distalstrahl sind. Disco- hexaster mit zahlreichen Endstrahlen. 3. (44.) Balanites Schulze (102) p. 122. Sympagellinae mit hexactinen Pinulen. Discohexaster mit langen Hauptstrahlen, welche je ein Büschel kurzer Endstrahlen tragen. III. Subfamilia Caulophacinae Schulze (102) p. 124. Pilzförmige Asconematidae mit langem drehrunden, hohlen Stiel. 1. (45.) Caulophacus Schulze (102) p. 124. Caulophacinae mit dickem und kurzen Distalstrahl der dermalen, und schlankem und langen Distalstrahl der gastralen Pinule. 2. (46.) Trachycaulus Schulze (102) p. 128. Caulophacinae mit Hexastern im Suhdermalraum von deren kurzen Hauptstrahlen je vier sichelförmige Endstrahlen abgehen. 3. (10.) Familia Rossellidae Schulze (102) p. 129. Hexasterophora deren Dermalia des distalen Radialstrahls entbehren. [102.] Diese Familie wurde von Schulze (102) für Carter’s bekannte Rossella antarctica (8) auf- gestellt. Ausser den neuen, von Schulze (102) errichteten Rosselliden-Gattungen werden von diesem Autor auch (102) Lanuginella Schmidt (89) und Crateromorpha Gray (38), mit entsprechend präcisirter Diagnose, dieser Familie zugetheilt. Die von Schulze früher (lOl) p. 80 zu den Dictyoninen gestellte Gattung Euryplegma wird von ihm jetzt (102) p. 176 in dieser Familie untergebracht. 1. (47.) Lanuginella Schmidt (98) p. 13. Rossellidae von Coconform mit gracilen Discohexastern, Plumicomen und kleinen Disco- hexastern mit zahlreichen Endstrahlen, die von breiten Terminalscheiben abgehen, welche 376 den Hauptstrahlen aufsitzen. Im Dermalskelet mittelgrosse Oxypentactine und kleine rauhe Tetractine mit rechtwinklig gekreuzten Strahlen. 2. (48.) Polylophus Schulze (102) p. 132. Kelchförmige Rossellidae mit Oxyhexastern mit langen rauhen Hauptstrahlen und je drei, stark divergirenden, kurzen Endstrahlen, und mit Plumicopaen. Im Dermalskelet kleine, etwas nach innen gebogene, kreuzförmige Tetractine. 3. (49.) Rossella Carter (9) p. 361. Dickwandige, becherförmige Rossellidae mit einem, durch die Tangentialstrahlen der frei vorragenden Pleuralia gebildeten Schleier; mit Oxyhexastern mit sehr kurzen Hauptstrahlen, und Discohexastern. Im Dermalskelet fast ausschliesslich rauhe Pentactine. 4. (50.) Äcanthascus Schulze (102) p. 145. Becherförmige, festsitzende Rossellidae mit frei über die Oberfläche vorragenden oxy- diactinen Pleuralien; mit Oxyhexastern mit kurzen Hauptstrahlen; und verschiedenen Disco- hexastern. Im Dermalskelet kleine, rauhe Tetractine und Pentactine. 5. (51.) Bathydorus Schulze (102) p. 150. Sack- oder schlauchförmige Rossellidae mit dünner, schlaffer Wand; mit Oxyhexastern. Im Dermalskelet rauhe Oxytetractine. Im Gastralskelet bloss rauhe Oxyhexaster. 6. (52.) Rhahdocalyptus Schulze (102) p. 155. Dickwandige, kelch- oder sackförmige Rossellidae, deren grössere Parenchymnadeln grösstentheils diactin sind. Mit Disco- und Oxyhexastern und achtstrahligen Rosetten mit mehreren scheibentragenden Endstrahlen am Ende eines jeden der mittellangen Hauptstrahlen. Im Dermalskelet rauhe Diactine allein, oder zusammen mit rauhen Pentactinen, Tetractinen und Monactinen. Im Gastralskelet rauhe Oxyhexactine. 7. (53.) Grateromorpha Gray (38) p. 136. Dickwandige, becherförmige, gestielte Rossellidae mit Discohexastern und Oxyhexastern. Im Dermalskelet kleine rauhe Tetractine, Pentactine und zuweilen auch Amphitorne. Im Gastralskelet rauhe Pentactine. 8. (54.) Aulochone Schulze (102) p, 168. Kelchförmige Rossellidae mit langem hohlen Stiel und umgeschlagenen Rand ; mit grossen Diactinen und zahlreichen Discohexastern mit verschieden langen Endstrahlen. Im Dermal- und Gastralskelet vorwiegend oder ausschliesslich kleine, rauhe Pentactine. 377 9. (55.) Caulocalyx Schulze (102) p. 172, Kelchförmige Rossellidae mit einem soliden Stiel ; mit zahlreichen Discohexastern zwischen den langen Diactinen. Die Aststrahlen der Discohexaster nehmen gegen die zackenrandige Endscheibe hin, an Dicke zu. Im Dermalskelet mir Oxypentactine mit Stacheln an den vier Tangentialstrahlen. Im Gastralskelet rauhe Oxyhexactine. 10. (56.) Äulocalyx Schulze (102) p. 174. Unregelmässig gefaltete, kelchförmige Rossellidae, welche von einer harten Basalmasse emporwachsen; mit verlötheten Hexactinen bedeutenderer Grösse und Discohexastern theils mit kurzen, theils mit langen Hauptstrahlen und S-förmig gebogenen Blumenkelchartig ange- ordneten Endstrahlen. Ueherdies kommt ein grosser Hexaster vor, von dessen kurzen Haupt- strahlen je sechs distal keulenförmig verdickte mit Widerhacken versehene Endstrahlen abgehen. Im Dermal- und Gastralskelet mittelgrosse, feinstachlige Oxypentactine. 11. (57.) Euryplegma Schulze (102) p. 176. Kelch- oder ohrförmige Rossellidae mit Oxyhexactinen und Discohexastern von denen einige, S-förmig gebogene, Blumenkelchartig angeordnete Endstrahlen mit Terminalscheibchen besitzen. Im Dermal- und Gastralskelet ausschliesslich Oxypentactine. II. Tribus Ampbidiscophora Schulze (t02) p. 178. Lyssacina mit Amphidiscen und ohne Hexaster im Parenchym. Die Kammern sind nicht scharf von einander abgesetzt sondern erscheinen als ziemlich unregelmässige Aussackungen der Gastralwand. Diese Gruppe wurde von Schulze (102) für die Hyalonematiden errichtet und enthält nur eine Familie, 1. (11.) Familia Hyalonematidae Schulze (102) p. 178. Amphidiscophora mit zahlreichen pentactinen Pinulen sowohl in der Gastral-, wie in der Dermalmembran. [102.] Schulze giebt an (102), dass Gray diese Familie aufgestellt habe. Ich kann darin aber nicht mit ihm übereinstimraen, da die von Gray aufgestellte Familie Hyalonemidae (31) p. 278 wohl möglicherweise zur Unterbringung der Palythoa, die auf dem Hyalonemastiele vegetirt, benützt werden könnte, nicht aber zur Unterbringung des Schwammes, den Gray selbst später als Carteria, eine Angehörige seiner Familie Esperiadae (34), beschrieben hat. Es muss also heissen „Hyalone- matidae Schulze“ und nicht „Hyalonematidae Gray“. Äbhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVI. 48 378 Schulze (102) unterscheidet zwei Subfamilien innerhalb der Hyalonematidae : die Hyalone- matinae und die Semperellinae. I. Subfamilia Hyalonematinae Schulze (102) p. 178- Hyalonematidae mit wohl ausgesprochenem Oscularbezirk am oberen Ende. 1. (58.) Hyalonema Gray (30) p. 79. [? Schulze 1102).] Hyalonematinae mit einem schlanken Wurzelschopf, dessen Nadeln in vierzähnige Anker auslaufen. Keine Uncinate. Die Marginalia sind schlanke Oxydiactine mit zackigem Distalstrahl. 2. (59.) Pheronema Leidy (48) p. 9. Hyalonematinae mit breitem Wurzelschopf, dessen Nadeln in zweizähnige Anker aus- laufen. Mit Uncinaten. Distalstrahl der Marginalia kolbig verdickt. Mit seitlich abstehenden Nadelbüscheln. 3. (60.) PoKopogon Wyville Thomson (110) p. 174. Hyalonematinae deren Wurzelnadeln in zweizähnige Anker auslaufen. Mit Uncinaten und kleinen Oxyhexactinen und Oxydiactinen. Distalstrahl der Marginalia kolbig verdickt. Ohne seitlich abstehende Nadelbüschel. II. Subfamila Semperellinae Schulze (102) p. 259. Hyalonematidae ohne Oscularbezirk und ohne deutliche, grössere Oscula. 1. (61.) Semperelia Gray (36) p, 373. Semperellinae mit langstachligen Oxyhexactinen und Reductionsbildungen derselben bis zu Oxydiactinen; Uncinate mit langen gebogenen Stacheln. Amphidisce mit achtstrahligen Terminalscheiben. II. Subordo Dictyonina Zittel (117) p. 22. Hexactinellida, deren grössere, parenchymale Hexactine sich von vorne herein in mehr oder minder regelmässiger Weise zu einem zusammenhängenden, festen Gerüste verbinden. Nach Schulze (101) p. 35 lassen sich die lebenden Dictyonina in zwei Tribus zerlegen, die TJncinataria und Inermia^ welche sich durch das Vorhandensein oder Fehlen der Uncinaten Nadeln unterscheiden. I. Tribus Uncihataria Schulze (102) p. 266. Dictyonina mit Uncinaten. Je nach dem Vorhandensein von Clavulen oder Scopulen theilt Schulze (102) diesen Tribus in zwei Subtribus. 379 I. Subtribus Clavularia Schulze (l02) p. 266. Uncinataria, welche neben den pentactinen Hypodermalia und Hypogastralia, Gruppen radial gestellter Clavule besitzen. I. (12.) Fainilia Farreidae Schulze (102) p. 266. Clavularia, deren Dictyonalgerüst in den jüngsten Körperpartien ein einschichtiges Netz mit quadratischen Maschen bildet, von dessen Knoten nach beiden Seiten conische Zapfen abgehen. [102.] Schulze (102) stellte diese Familie für den im Jahre 1862 von Bowerhank (2) als Farrea occa beschriebenen Schwamm auf und eine Anzahl von Arten, die seither entdeckt worden sind. Die Familie enthält nur eine Gattung. 1. (62.) Farrea Bowerhank (5) p. 76. Farreidae, welche dichotomisch verzweigte, hie und da anastomosirende Röhren bilden. Neben jedem der mittelgrossen pentactinen Hypodermale und Hypogastrale befindet sich eine Gruppe radiär gestellter Clavule. II. Subtribus Scopularia Schulze (102) p. 289. Uncinataria mit radiär gestellten Scopulen neben den pentactinen Hypodermalien. und Hypogastralien. 1. (13.) Familia Euretidae Schulze (102) p. 289. Scopularia, welche aus anastomosirenden Röhren bestehen, die ein unregelmässiges Gerüst oder einen Kelch bilden. Das Dictyonalgerüst wird gleich anfangs mehrschichtig angelegt, so dass selbst an den Röhrenenden das Netz nie einschichtig ist. [102.] In diese Familie gehören drei, seit einiger Zeit bekannte, Gattungen, welche Schulze mit entsprechend modificirten Diagnosen beibehält (102.) 1. (63.) Eurete Semper (103) p. XXIX. Euretidae, welche aus einem Gerüste annähernd gleichweiter Röhren bestehen, mit zahlreichen, auf den Enden der vorstehenden Röhrenstumpfe gelegenen Osculis. 2. (64.) Periphragella Marshall (62) p. 177. Gestielte, kelchförmige Euretidae ohne longitudinale Rippen auf der Innenseite. 3. (65.) Lefroyella Wyville Thomson (110) p. 401. Kelchförmige Euretidae mit Längsrippen auf der Innenseite. 48* 380 2. (14.) Familia Melittionidae Zittel (117) p. 36. Scopularia von der Form einer verästelten Köhre oder eines Kelches. Das Dictyonal- skelet bildet bienenwabenartige Zellen, welche die Wand durchsetzen und durch je eine kegelförmig eingezogene, mit Kragenzellen besetzte Membran, abgeschlossen sind. [102.] Diese Familie ist von Zittel (117) für Aphrocallistes Gray (32) und einige andre Gattungen aufgestellt worden, Schulze (102) erkennt nur eine recente Gattung in derselben an. 1. (66.) Aphrocallistes Gray (32) p. 114. Melittionidae mit bexactinen Dermalien deren Distalstrahl stachlig, tannenbaumähnlich ist. Mit Scopulen, deren Zinken meist geknöpft sind. 3. (15.) Familia Coscinoporidae Zittel (117) p. 36. Kelchförmige Scopularia, deren Wände von Trichtercanälen durchsetzt werden, die abwechselnd innen und aussen ausmündeu. [102.] Diese Familie wurde von Zittel (117) für eine Anzahl von fossilen Gattungen aufgestellt. Schulze (102) fand unter dem Challengermaterial einen lebenden Vertreter derselben und stellte dafür die Gattung Chonelasma auf. Es ist dies die einzige recente Coscinoporiden-Gattung. 1. (67.) Chonelasma Schulze (102) p. 320. Coscinoporidae von Tafel- oder Kelchform. Die Kelche haben seitlich vorspringende handschuhfingerförmige Ausstülpungen. 4. (16.) Familia Tretodictyidae Schulze (102) p. 327. Scopularia mit unregelmässig ungeordneten Canälen, welche das Dictyonalgerüst schräg, in gewundenem Verlaufe durchsetzen [102.] Diese Familie wurde von Schulze (102) für K ent ’s Fieldingia (45) und eine Anzahl ver- wandter Gattungen aufgestellt, die später von Mars hall, Carter und Schulze selbst beschrieben worden sind. 1. (68.) Hexaetinella Carter (19) p. 387. Kelch- oder röhrenförmige Tretodictyidae. Am Dictyonalgerüst bleiben oft längsgerichtete radiale Platten zwischen den Canallücken ; ohne Kapsel. 2. (69.) Cyrtaulon Schulze (102) p. 332*). Kelch- oder röhrenförmige Tretodictyidae, deren Dictyonalgerüst aus einem unregel- mässigen Geflecht von Platten und Strängen besteht; ohne Kapsel. *) Ist synonym mit Volvulina Schmidt (91) p. 58. 381 3. (70.) Fieldingia Ke nt (45) p. 219. Kelch- oder röhrenförmige Tretodictyidae deren rundlicher Körper von einer blatt- förmigen Kapsel umschlossen wird. 4, (71.) Sclerothamnus Marshall (62) p. 171. Tretodictjddae deren Körper aus einem Busch solider Zweige besteht. II, Tribus Inermia Schulze (102) p. 341. Dictyouina ohne üncinate und Scopule. Diese, von Schulze (201) mit dem obigen negativen Charakter, aufgestellte Gruppe umfasst nur eine Familie, die Maeandrospongidae. 1. (17.) Eamilia Maeaiidrospongidae Zittel (117) p. 38. Inermia, deren Körper aus maeandrisch angeordneten, anastomosirenden Röhren besteht, zwischen denen vestibuläre Lakünen liegen. [102 ] Diese Familie wurde von Zittel (117) für Dactylocalyx Stuchhury (107) und verwandte Gattungen aufgestellt und sie ist von Schulze (102) ziemlich unverändert heibehalten worden. 1. (72.) Dactylocalyx Stuchbury (107) p. 86. Plumpe, kelchförmige Maeandrospongidae mit hohen Wülsten auf beiden Seiten. Die Kreuzungspunkte des Dictyonalgerüstes sind solid und nicht mit Warzen besetzt. 2. (73.) Scleroplegma Schmidt (91) p. 56. Cylindrische oder abgestutzt conische, becherförmige Maeandrospongidae. Die Balken des Dictyonalgerüstes sind mit spitzen Höckern besetzt, welche in Wirteln angeordnet sind. Die Kreuzungspunkte derselben sind solid, kugelig verdickt und mit spitzhöckerigen Warzen besetzt. 3. (74.) Margaritella Schmidt (91) p. 54. Flach, kelchförmige Maeandrospongidae. Die Balken des Dictyonalgerüstes sind mit Höckern reich besetzt. Die Kreuzungspunkte derselben sind solid, schwach verdickt und tragen — besonders jene an der Oberfläche des Netzes — höckerige Warzen. 4. (75.) Myliusia Gray (33) p. 497. Dickwandig, kelchförmige Maeandrospongidae. Die Balken des Dictyonalgerüstes tragen Wirtel von Höckern. Die Kreuzungspunkte derselben sind solid und tragen breithöcker- förmige Warzen. 5. (76.) Aulocystis Schulze (102) p. 356. Maeandrospongidae, deren Dictyonalgerüstbalken an ihren Kreuzungspunkten in Gestalt von Octaederkanten verbunden erscheinen, so dass die Kreuzungsstellen hohl sind. 382 2. (4.) Ordo Hexaceratina Lenden fe Id (60) p. 672. Triaxonia mit Hornskelet, oder ohne Skelet. Ich habe diese Ordnung für die Darwinellidae, Äplysillidae und Halisarcidae aufgestellt (60). Ich hin der Ansicht, dass diese, von allen früheren Autoren und auch seinerzeit von mir (56) zu den „Hornschwämmen“ (Keratoso, Cornacuspongiae ceratina V o sm a e r (1 15) p. 362) gestellten Formen nicht mit den andren Hornschwämmen verwandt sind. Sie weichen im Bau ihres Canalsystems und in ihrer histologischen Structur zu sehr von ihnen ab. Wenn nun auch der grosse Unterschied zwischen den Hexaceratina und den andren Hornschwämmen zugestanden wird, so wird doch jeder Bedenken tragen, die Hexaceratina von den Hexactinelliden eher als von kieselnadelführenden Cornacuspongiae ahzuleiten wie die andren Hornschwämme. Ich stelle die Idee, dass die Hexaceratina von den Hexactinellida abstammen als bescheidene Hypothese hin, in der Hoffnung, dass bei der, sicher zu erwartenden Bekämpfung derselben, meine Collegen die wahren Verwandtschaftsverhältnisse dieser Spongien vielleicht entdecken werden. Ich gründe diese Idee auf folgende Punkte: 1) Aehnlichkeit der Kammern der Hexaceratina unter einander und mit den Kammern der Hexactinellida-, 2) Aehnlichkeit in der Zartheit und ver- hältnissmässig niedrigen Entwicklung der Zwischenschicht der Hexaceratina und Hexactinellida-, 3) Aehnlichkeit der Hornnadeln von Darwinella und der Kieselnadeln der Hexactinellida-, 4) Aehn- lichkeit im Baue der Subdermalräume mit den sie durchziehenden Trabekeln, von Bajulus und Dendrilla rosea einer - und den Hexactinellida andrerseits; und 5) den wesentlichen Unterschied in allen diesen Punkten zwischen den Hexaceratina und den übrigen Hornschwämmen. Ich unterscheide innerhalb dieser Ordnung drei Familien. 1. (18.) Familia Darwinellidae Lendenfeld (60) p. 672. Hexaceratina mit einem Skelet, welches aus Hornfasern und Hornnadeln besteht. [60, 66.] Merejkowsky etablirte eine Familie dieses Namens (65), diese war jedoch ein viel weiterer Begriff und umfasste auch die hornnadellosen Äplysillidae. Vosmaer (115) acceptirte die Familie Darwinellidae im Sinne Merej kowsky’s und benützte diesen Namen in demselben Sinne wie ich (50, 56), den Namen Äplysillidae. In dem hier gebrauchten Sinne umfasst die Familie Darwinellidae die einzige Gattung Darwinella F. Müller (66.) 1. (77.) Darwinella F. Müller (66) p. 351. Kleine, incrustireride, oder lamellöse Darwinellidae mit triaxonen Hornnadeln und einem Stützskelet, welches aus isolirten, dendritisch verzweigten, markhaltigen Fasern besteht. Mit grossen ovalen Kammern und einfachen, gekrümmten Canälen. 383 2. (19.) Familia Aplysillidae Lenden fe Id (49) p. 309. Hexaceratina mit einem Skelet, welches aus Hornfasern besteht; ohne Hornnadeln. [49, 60, 95.] Diese Gruppe wurde von mir zuerst unter dem Namen Aplysillinae für Aplysilla Schulze (95) und Dendrilla Lendenfeld (49) p. 309 aufgestellt Die Familie Aplysillidae ist gleich den Darwinellidae Vosmaer (115) minus Darwinella und den Aplysillidae Lendenfeld (56) minus Darwinella. Sie umfasst die zwei obenerwähnten Gattungen, und Janthella Gray (37.) 1. (78.) Janthella Gray (37) p. 49. Grosse aufrechte Aplysillidae mit netzförmigem Skelet und Zellen in der Sponginrinde der Fasern. 2. (79.) Aplysilla Schulze (95) p. 404. Incrustirende oder selten lamellöse Aplysillidae deren Skelet aus vielen getrennten baumförmig verzweigten Hornfasern besteht. Ohne Zellen in der Sponginrinde der Fasern. 3. (80.) Dendrilla Lendenfeld (49) p. 270. Massige, aufrechte Aplysillidae, deren Skelet entweder aus einem Sponginbaum mit einem oder wenigen dicken Stämmen besteht, oder netzförmig ist. Ohne Zellen in der Sponginrinde der Fasern. 3. (20.) Familia Halisarcidae Vosmaer (115) p. 325 emend. Skeletlose Hexaceratina. [54, 60, 93.] Diese Familie wurde von Vosmaer (115) für die beiden Gattungen Halisarca Dujardin (25) und Oscarella Vosmaer (115) aufgestellt, und den Spiculispongiae oligosilicina zugetheilt. Ich bin damit einverstanden, die Gattung Oscarella, die ich mit Plakina für verwandt halte, bei den Spiculi- spongiae (Ghondrospongiae) zu belassen, aber ich glaube, dass Halisarca weder in jene Ordnung gehört, noch mit Oscarella verwandt ist. Ausser Halisarca gehört auch Bajulus Lendenfeld (54) in diese Familie. 1. (81.) Bajulus Lendenfeld (54) p. 5. Halisarcidae mit grossen, regelmässig gestalteten, sackförmigen und unverzweigten Kammern und einem Netz von zarten Trabekeln in den weiten Subdermalräumen. 2. (82.) Halisarca Dujardin (25) p. 6. Halisarcidae mit röhrenförmigen und verzweigten Kammern und kleinen, einfachen Subdermalräumen. 384 II. Subclassis Tetraxonia Schulze (102) p. 499 eraend. Silicea mit einem complicirten Canalsystem, kleinen rundlichen oder ovalen Kammern, hoch entwickelter Zwischenschicht ; und mit einem Skelet , welches aus tetraxonen oder monaxonen Kieselnadeln, oder einem Netzwerk von Hornfasern besteht, in welchen meist selbstgebildete (monaxone) Kieselnadeln oder Frundkörper enthalten sind. Selten besteht das Skelet blos aus zerstreuten Frundkörpern, oder fehlt ganz. Schulze (102) p. 499 drückte in seinem Schema den Gedanken aus, dass alle Silicea mit Ausnahme der Hexactinellida von tetraxonen Formen abstammteii und eine solidarische (monophy- letische) Gruppe ausmachten. Die Subclassis Tetraxonia in meinem Sinne, weicht insoferne von jener Schulze’s ab, als ich die Hexaceratina aus ihrem Verbände trenne, und den Triaxonia einverleibe. Die Subclasse enthält sämmtliche tetraxone und monaxone Spongien, alle Hornschwämme mit Ausnahme der Hexaceratina und die skeletlosen Gattungen Chondrosia und Oscarella. Vosmaer (115) und ich (56) theilten in übereinstimmender Weise alle diese Spongien, mit Einschluss der Hexaceratina, in zwei Ordnungen: die Spiculispongiae und Cornacuspong iae Vos- maer, und die Chondrospongiae und Cornacuspongiae Lendenfeld. Die neueren Untersuchungen, besonders jene von mir (60) und Sollas(105), scheinen darauf hinzuweisen, dass diese Gruppen zwar wohl aufrecht erhalten bleiben können, dass aber einige Aenderungeu in ihrer Fassung und gegenseitigen Abgrenzung nöthig sind. Diese Aenderungen laufen darauf hinaus, eine Anzahl von Familien der Ordnung Cornacuspongiae zu entnehmen und dieselben unter die Hexaceratina und Chondrospongiae zu vertheilen. Zu der ersteren Ordnung kommen die, früher (56) von mir zu den Cornacuspongiae gestellten Darwinellidae, Aplysillidae und Halisarcidae ", zu den letzteren die Axinellidae und Spongillidae. Die Sollas’sche (105) Eintheilung aller dieser nicht triaxonen Silicea in Demospongiae und Myxospongiae halte ich für ganz verfehlt. Die Ordnung Myxospongiae muss, wie Schulze (102) p. 497 betont hat, aufgelöst, und ihre, was das Skelet anhelangt, rudimentären Formen solchen Gruppen zugetheilt werden, mit deren skeletführenden Formen sie im Baue des Weichkörpers ühereinstimmen. 1. (5.) Ordo Chondrospongiae Lendenfeld (56) p. 580. Tetraxonia, welche nur ausnahmsweise skeletlos sind, in der Regel aber ein Skelet be- sitzen, das aus tetraxonen oder monaxonen, meist monactinen Megascleren besteht. Microsclere häufig vorhanden, stellar oder tetraxon ; niemals meniscoid. 385 Diese Ordnung wurde von Vosmaer (115) unter dem Namen SpicuUspongiae aufgestellt. Später (56) führte ich für diese Spongien den, nach meiner Anschauung passenderen Namen Chondro- spongiae ein. Obwohl nun neuere Untersuchungen gezeigt haben, dass beide Namen nicht glücklich gewählt sind, so behalte ich doch, um weitere Complicationen der Namenclatur zu vermeiden, meinen früheren Namen hei. Characterisirt sind die Chondrospongien durch den Mangel an Hornfasern und durch die stellare Gestalt ihrer Microsclere, sie könnten daher wohl Stellaria oder Acornua genannt werden. Wie oben erwähnt, fasse ich jetzt den Begriff der Chondrospongiae weiter als früher und stelle zu denselben auch die SpongilUdae und AxinelUdae, welche beide stellare Microsclere besitzen. Vosmaer (115) theilte seine SpicuUspongiae in 5 Unterordnungen: I. LitJiistina, II. Tetractina, in. Oligosilicina, IV. Pseudotetraxonia und V. Glavulina. Ich (56) acceptirte dieses Arrangement, vereinigte aber die Pseudotetraxonia und Clavulina in eine Gruppe: Glavulina. Neuerlich hat Sol las (105) ein ganz anderes System proponirt. Er theilt seine Demospongien, zu denen alle Gornacuspongiae und die skeletführenden Ghondrospongiae und Hexaceratina gehören, in zwei Gruppen: Tetractinellida und Monaxonida (105) p. XCIX. Wie aus seiner Monographie (105) hervorgeht, stellt er zu den Tetractinellida alle Spongien mit vierstrahligen und einige mit ausschliesslich monaxonen Megascleren. Der Rest gehört zu den Monaxonida. Die Sollas’sche Eintheilung der Tetractinelliden acceptire ich hier grösstentheils unverändert, da seine Monographie (105) die einzige über diesen Gegenstand ist; aber mit der Eintheilung der Spongien im Allgemeinen und der Monaxoniden im besonderen (105) p, 415 ff, welche Sollas vorschlägt, kann ich mich nicht einverstanden erklären. Hier will ich die Ordnung Ghondrospongiae ebenso wie in meiner früheren Arbeit (56) in vier Unterordnungen theilen: l) Liihistida mit Desmen; 2) Ghoristida mit regelmässigen Tetraxonen und meist auch mit Monaxonen, selten mit Monaxonen allein, oder ganz ohne Skelet; 3) Glavulina mit ausschliesslich monaxonen Megascleren; und 4) Oligosilicina ohne Megasclere. Die Axinelliden und Spongilliden werden den Glavulina zugetheilt. I. Subordo Lithistida Schmidt (89) p. 21. Ghondrospongiae mit Desmen. Diese Gruppe wurde von Schmidt (89) als eigene Ordnung aufgestellt und sie ist von allen späteren Autoren, u. a. Zittel (119), Vosmaer (115) und mir (56) als Ordnung oder Unterordnung beibehalten worden. Sollas (105) betrachtet sie als eigene Ordnung innerhalb der Gruppe Tetrac- tinellida, deren Rang er nicht bestimmt (105) p. 284. In der Eintheilung der Lithistiden folge ich Sollas (105.) Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVI. 49 386 I. Tribus Hoplophora Sollas (105) p. 284. Lithistida mit besonderen Derraalnadeln. Umfasst alle Lithistiden mit Ausnahme der Azoricidae und Anomocladinidae und wird von Sollas (105) in zwei Subtribus getheilt. I. Subtribus Triaenosa Sollas (105) p. 284. Hoplophora mit dermalen Triaenen und mit Microscleren. 1. (21.) Familia Tetracladidae Zittel (119) p. 36 emend. Triaenosa mit tetracrepiden Desmen. [105.] Diese Familie wurde von Zittel unter dem Namen Tetracladina (109) aufgestellt, Sollas (105) p. 284 acceptirt sie mit veränderter Diagnose. 1. (83.) Theonella Gray (35) p. 565. Tetracladidae mit Porensieben. Dermale Megasclere, wenn vorhanden Phyllotriaene oder Discotriaene. Microsclere: kleine Amphistrongyle. 2. (84.) Discodermia Barboza du Bocage (1) p. 160. Tetracladidae mit zerstreuten Poren. Dermale Megasclere Discotriaene. Microsclere: kleine Amphioxe und Amphistrongyle. 3. (85.) Racodiscula Zittel (119) p. 151. Tetracladidae mit einfachen Poren und Osculis, mit Discotriaenen. Microsclere: Micro- rhabde und Spiraster. 4. (86.) Kaliapsis Bo w erb an k (6) p. 337. Dünne, incrustirende Tetracladidae mit modificirten Desmen, an der Basis und mit tuberkel-tragenden Discotriaenen an der freien Oberfläche. Microsclere : kleine Amphistrongyle. 5. (87.) Neosiphonia Sollas (105) p. 299. Langgestielte Tetracladidae, deren Dermalnadeln Discotriaene oder Trichotriaene sind. Microsclere : Spiraster. 6. (88.) Rimella Schmidt (90) p. 21. Lappige Tetracladidae mit Longitudinalfurchen im Skelet. Microsclere: Amphioxe mit Anschwellung in der Mitte. 7. (89.) Collinella Schmidt (90) p. 21*). Kurz gestielte Tetracladidae, deren Einströmungsporen auf den Gipfeln von Erhebungen liegen, die über die Oberfläche zerstreut sind. *) Die Diagnose dieser Gattung ist ungenügend. Ich führe sie nur auf die Autorität von Sollas hin 105) p. 336 hier an. 387 8. (90.) Sulcastrella Schmidt (90) p. 27. Incrustirende Tetracladidae mit strongylen Megascleren. 2. (22.) Familia Corallistidae Sollas (105) p. 301. Triaenosa mit monocrepiden, tuberkel-trageoden Desmen. [105.] 1. (91.) CoralUstes Schmidt (89) p. 22. Corallistidae mit einfachen Poren und mit dermalen Dichotriaenen. 2. (92.) Macandrewia Gray (33) p. 438. Corallistidae mit dermalen Phyllotriaenen. Microsclere: Microrhabde. 3. (93.) Callipelta Sollas (105) p. 309. Corallistidae mit dermalen Discotriaenen. Microsclere: Amphiaster. 4. (94.) Daedalopelia Sollas (105) p. 342. Corallistidae mit Phyllotriaenen. Microsclere: Spiraster, 5. (95.) HeteropJiymia Pomel (75) p. 143. Corallistidae mit scharf geschiedenen Poren- und Oscularzonen. In der Oberfläche der ersteren kommen Dichotriaene, in der Oberfläche der letzteren unregelmässig verzweigte Desme vor. 3. (23.) Familia Pleromidae Sollas (105) p, 312. Triaenosa mit glatten, monocrepiden Desmen. [105.] 1. (96.) Pieroma Sollas (105) p. 312. Pleromidae deren Microsclere Microxe und Spiraster sind. 2. (97.) Lyidium Schmidt (89) p. 35. Pleromidae deren Desme scheibenartige Erweiterungen an den Astenden tragen; mit Amphistrongylen. II. Subtribus Rhabdosa Sollas (105) p. 315. Hoplophora deren Dermalnadeln kleine Amphistrongyle oder Scheiben sind. Die Desmen sind monocrepid. 1. (24.) Familia Scleritodermidae Sollas (105) p. 315. Rhabdosa mit kleinen dermalen Amphistrongylen; und Sigmaspiren im Innern. [105.] 1. (98.) Scleritoderma Schmidt (90) p. 28. Lamellöse Scleritodermidae mit einfachen Poren auf der einen, und einfachen Osculis auf der anderen Seite. 49* 388 2. (99.) Aciculites Schmidt (90) p. 29. Scleritodermidae, deren Dermalnadeln Rhabde sind. Ohne Microsclere. 2. (25.) Familia Neopeltidae Sollas (135) p. 344, Rhabdosa deren Dermalnadeln monocrepide Scheiben sind. [105.] 1. (100.) Neopelta Schmidt (90) p. 38. Neopeltidae deren Microsclere Microrhabde und Spiraster sind. 3. (26.) Familia Cladopeltidae Sollas (105) p. 317. Rhabdosa ohne Microsclere, deren Dermalnadeln stark verzweigte, tangential ausge- breitete Desmen sind. [105.] 1. (101.) Siphonidmm Schmidt (90) p. 28. Cladopeltidae deren Oscula auf den Gipfeln schlanker, röhrenförmiger Fortsätze des Schwammkörpers liegen. II, Tribus Anoplia Sollas (105) p. 319. Lithistida ohne besondere Dermalnadeln und ohne Microsclere. 1. (27.) Familia Azorizidae Sollas (105) p. 319. Anoplia mit monocrepiden Desmen. [105.] 1. (102.) Azorica Carter (9) p. 438. Azorizidae deren Oscula und Poren einfach sind und auf gegenüberliegenden Seiten des plattenförmigen Schwammes Vorkommen. 2. (103.) Tretolophus Sollas (105) p. 325. Azorizidae deren Oscula auf den Kämmen vorragender Rippen liegen. 3. (104.) Gastrophanella Schmidt (90) p. 29. Azorizidae mit einem einzigen grossen Osculum am Ende einer wohl ausgesprochenen freivorragenden Oscularröhre. 4. (105.) Setidium Schmidt (90) p. 30. Becherförmige Azorizidae mit Erhebungen am Rande von denen je ein Bündel amphioxer Nadeln emporragt. 5. (106.) Poritella Schmidt (90) p. 27. Fächer- oder kelchförmige Azorizidae mit zahlreichen kleinen Osculis auf der einen, beziehungsweise der Innenseite. 389 6. (107.) Ämphibleptula Schmidt (90) p. 28. Azoricidae mit einem grossen Osculum und mit Porengruppen, welche auf den Terminal- flächen stumpfer, zerstreuter Erhebungen Vorkommen. 7. (108.) Tremaulidium Schmidt (90) p. 31. Incrustirende Azorizide mit flachgedrückten Erhebungen in denen zahlreiche Longitu- dinal-Canäle verlaufen. 8. (109.) Leiodermatium Schmidt (89) p. 22. Becherförmige Azorizidae mit ziemlich grossen Osculis auf der Aussen- und Poren auf der Innenseite. 9. (110.) Sympyla Sollas (105) p. 353. Lamellöse Azorizidae deren Poren auf gewisse Zonen, die nur auf der einen Seite ver- kommen, beschränkt sind. Die Oscula sind ziemlich gross und auf die gegenüberliegende Seite beschränkt. 2. (28.) Eamilia Anomocladidae Zittel (120) p. 80. Anoplia mit acrepiden Desmen deren cylindrische Aeste, von einer centralen Anschwellung ausstrahlen. [105.] 1. (111.) VetuUna Schmidt (90) p. 19. Anomocladidae deren Desme zwei bis acht einfache, selten gahelig verzweigte Aeste besitzen. Mit Amphistrongylen. II. Subordo Choristida Sollas (105) p. 1 emend. Chondrospongiae, selten skeletlos, meist mit einem Skelet, welches aus regelmässigen, mit einander nicht gelenkig verbundenen, tetraxonen und monaxonen, oder selten blos monaxonen Megascleren, und häufig stellaren oder tetraxonen Microscleren besteht. Wenn alle Megasclere monaxon sind; dann finden sich stets sterrastere Microsclere. Diese Unterordnung deckt sich so ziemlich mit der Sollas 'sehen Ordnung gleichen Namens (105) und mit der Unterordnung Tetractina Vosmaer (115). Zu den, von diesen Autoren hieher gestellten Gattungen, füge ich, wie ich dies schon früher gethan (56) auch die Gattung Oscarella Vosmaer. Abgesehen hievon adoptire ich das Sollas’ sehe System (105) ohne wesentliche Ab- änderung. Ich füge demselben noch die Gruppe der Megascleropliora hinzu. I. Tribus Sigmatopbora Sollas (105) p. 1. Choristida mit Sigmaspiren. 390 1. (29.) Familia Tetillidae Sollas (105) p. 1. Sigmatophora mit schlanken Protriaenen. [105.] 1. (112.) Tetilla Schmidt (88) p. 40. Tetillidae ohne Rinde. 2. (113.) Chrotella Sollas (105) p. 17. Tetillidae mit einer Rinde, welche tangentiale Nadeln enthält und von Subdermalräumen durchzogen wird. 3. (114.) Cinachyra Sollas (105) p. 23. Tetillidae mit einer Rinde, welche radial gestellte Nadeln enthält. Sowohl ein- als ausführende Canäle münden in regelmässige ovale Höhlen, welche die Rinde quer durchsetzen. 4. (115.) Graniella Schmidt (89) p. 66. Tetillidae mit einer Rinde, welche aus zwei Schichten besteht: einer äusseren collen- chymatösen die von Subdermalräumen durchzogen wird, und einer inneren fibrösen die radial gestellte Nadeln enthält. 2. (30.) Familia Samidae Sollas (105) p. 57. Sigmatophora mit Amphitriaenen. [105.] 1. (116.) Samus Gray (34) p. 526. Bohrende Samidae. II. Tribus Astropbora Sollas (105) p. 59. Choristida mit Astern. I. Subtribus Streptastrosa Sollas (105) p. 59. Astrophora mit Spirastern. 1. (31.) Familia Thenidae Sollas (105) p. 59. Streptastrosa ohne Rinde. [105.] 1. (117.) Thenea Gray (34) p. 541. Symmetrische Thenidae mit deutlichen Osculis und diiferenzirten Porenfeldern, ausser den zerstreuten Poren. Das Skelet besteht aus radialen Nadelbündeln, welche neben andren Megascleren auch Dichotriaene enthalten. 2. (118.) Poecillastra Sollas (105) p. 79. In der Regel lamellöse Theneidae ohne besondere Porenfelder ; mit Poren auf der einen,- und zerstreuten, kleinen Osculis auf der andren Seite. Die Megasclere sind nicht radial angeordnet. Mit Chelothropen im Innern. Microsclere: Microxe und Spiraster. 391 3. (119.) SpMnctrella Schmidt (89) p. 65. Theneidae mit einfachen, zerstreuten Poren und wenigen grossen Osculis, welche in «eichte Gruben hinabführen, die mit einer Siebmembran ausgekleidet sind. Die Megasclere sind nicht radial angeordnet. Mit Chelothropen im Innern. Microsclere : Microxe und Spiraster. 4. (120.) Characella Sollas (105) p. 91. Theneidae mit nicht radial angeordneten Megascleren. Ohne Chelothrope im Innern. Microsclere: Microxe und Spiraster. 5. (121.) Triptolemus Sollas (105) p. 93. Theneidae mit Mesotriaenen und sehr stachligen Rhaphiden. 6. (122.) Staeba Sollas (105) p. 102. Theneidae deren Stützskelet aus Dichotriaenen besteht. Microsclere: stachlige Rhaphiden. 7. (123.) Nethea Sollas (105) p. 103. Theneidae mit nicht radial angeordneten Megascleren. Mit Chelothropen im Innern. Mit Dichotriaenen fast ohne Rhabdom. Microsclere: Microxe und Spiraster. 8. (124.) Plakinastrella Schulze (99) p. 434. Theneidae deren Megasclere Chelothrope, Triode und Amphioxe sind. Microsclere: kleine und grössere zwei- bis vierstrahlige Aster. 2. (32.) Familia Pachastrellidae Sollas (99) p. 104. Streptastrosa mit Rinde. Mit Chelothropen aber ohne Triaene. Microsclere: Spiraster, Sphaeraster und Microrhabde. [105.] 1. (125.) Dercitus Gray (34) p. 524. Pachastrellidae deren Microsclere stachlige Microrhabde und Toxe sind. 2. (126.) Pachastrella Schmidt (89) p. 64. Pachastrellidae mit Chelothropen und amphioxen Megascleren. Microsclere: Spiraster und kleine Amphistrongyle. 3. (127.) Calthropella Sollas (105) p. 107. Pachastrellidae deren^ Microsclere ausschliesslich Euaster sind. II. Subtribus Euastrosa Sollas (105) p. 112. Astrophora ohne Spiraster und Sterraster; mit Triaenen aber ohne Chelothrope. 392 1. (33.) Familia Stellettidae Sollas (105) p. 112. Euastrosa mit amphioxen Megascleren und mit Orthotriaenen, oder Plagiotriaenen, oder Dichotriaenen, zuweilen auch Anatriaenen. [105.] I. Subfamilia Euasterina. Stellettidae mit Astern deren Strahlen stets von einem Punkt ausgehen*). 1. (128.) 8telletta Schmidt (86) p. 46. Euasterina mit einer Lage von Tylastern an der Oberfläche und mit Oxyastern im Innern. II. Subfamilia Sanidasterina Sollas (105) p. 153. Stellettidae mit Sanidastern. 1, (129.) TrihracJiium Weltner (116) p. 50. Sanidasterina mit einem frei vorragenden Oscularrohr, mit Orthodiaenen. Microsclere: Sanidaster, 2. (130.) Disyringa Sollas (105) p. 161. Sanidasterina von derem kugeligen Körper nach oben und unten je ein gerader cylindrischer Fortsatz abgeht. In beiden verlaufen vierstrahlig symmetrisch angeordnete Longitudinal- canäle. Jene des oberen Fortsatzes sind Abzugscanäle, jene des unteren, einführende Canäle. Die Megasclere des oscularen Fortsatzes sind Monoaene und Diaenae, und zahlreiche Ueber- gangsformen zwischen diesen. 3. (131.) Ancorina Schmidt (86) p. 51. Massige Sanidasterina mit einer Rinde, welche kleine tuberkelähnliche Vorragungen bildet. 4. (132.) Tethyopsis Stewart (106) p. 281. Sanidasterina mit kugligem Körper und einem cylindrischen Anhang, in welchem die vierstrahlig symmetrisch angeordneten ausführenden Longitudinalcanäle verlaufen. Die Megas- clere dieses Anhangs sind modificirte Orthotriaene. 5. (133.) Stryphnus Sollas (105) p. 171. Die Megasclere des Körpers dieser Sanidasterina sind grösstentheils grosse, nicht radial gelagerte, sondern unregelmässig zerstreute Amphioxe. III. Subfamilia Ebabdasterina Sollas (105) p. 174. Stellettidae mit Microrhabden. *) Die zahlreichen von Sollas (105) unterschiedenen Homasterina- und Euasterina-Gattungen sind von E. E. Schulze und mir zu einer Gattung; Stelletta 0. Schmidt zusammengezogen worden. 393 1. (134.) Ecionema Bowerbank (3) p. 173. Rhabdasterina ohne Rinde, deren zweistrahlige Microsclere modificirte Chiaster oder Anthaster sind. 2. (135.) Algol Sollas (105) p. 200. Rhabdasterina deren zweistrahlige Microsclere modificirte Chiaster oder Anthaster sind, mit unregelmässig gelagerten Megascleren. 3. (136.) Papgrula Schmidt (88) p. 18. Rhabdasterina mit Microrhabden und Astern, welche im Innern des Schwammkörpers zerstreut sind und eine dünne aber sehr dichte Lage an der Oberfläche bilden. 4. (137.) Psammastra Sollas (105) p. 174. Rhabdasterina mit einer dicken Rinde, in welche Fremdkörper, vorzüglich Sand, ein- gebettet sind. III. Subtribus Sterrastrosa Sollas (105) p. 209. Astrophora mit Sterrastern. 1. (34.) Familia Geodidae Vosmaer (115) p. 315. Sterrastrosa mit tetraxonen Megascleren. [105, 112.] Diese Familie wurde von Vosmaer für Geodia Lamarck und verwandte Formen aufgestellt. Ich behalte sie im Sinne von Sollas (105) bei, und theile sie mit ihm in zwei Subfamilien. I. Subfamilia Erylinae Sollas (105) p. 209. Geodidae mit stabförmigen und orthotriaenen Megascleren und mit Microrhabden und Spheren in der Pulpa. Ohne Ana- und Protriaene. 1. (138.) Erylus Gray (34) p. 549. Eryline mit einer Pore über jeden Chon. Meist mit langgestreckten oder scheiben- förmigen Sterrastern in der Rinde. Stets mit central verdickten Microrhabden in der Pulpa. 2. (139.) Caminus Schmidt (86) p. 48. Erylinae mit zahlreichen Poren über jeden Chon und mit kugligen Sterrastern. Die Microsclere der Pulpa sind Spheren. 3. (140.) Pachgmatisma Bowerbank (3) p. 171. Erylinae mit zahlreichen Poren über jedem Chon. Die Microsclere der Pulpa sind kleine Amphistrongyle. II. Subfannilia Geodinae Sollas (105) p. 218. Geodidae mit kugligen oder ovalen Sterrastern, mit Ana- und Protriaenen neben anders geformten Megascleren; mit stellaren Microscleren in der Pulpa. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges, Bd. XVI. 50 394 1. (141.) Geodia Lamarck (46) p. 333. Geodinae mit mehreren Poren über jedem Chon. Die Mündungen der ausführenden Canäle in das Oscularrohr sind mit Sphincteren ausgestattet. Das Oscularrohr selbst breitet sich zuweilen zu einer flachen Mulde aus. 2. (142.) Cydonium Fleming (28) p. 516. Geodinae mit mehreren Poren über jedem Chon. Statt gewöhnlicher Oscula finden sich chonartige Bildungen an den Mündungen der ausführenden Canäle, welche den Chonen an den Eingängen in das einführende System ähnlich sid. 3. (143.) Synops Vosmaer (112) p. 50. Geodinae, deren Oberfläche in einen mit ein-, und einen mit ausführenden Poren aus- gestatteten District getheilt ist. Mit zahlreichen Poren über jeden einführenden Chon. Die ausführenden Canäle münden mit Chonen mit je einer oberflächlichen Oeffnung. 4. (144.) hops Sollas (104) p. 396. Geodinae, deren einführende und ausführende Canäle mit gleichartigen Chonen an der Oberfläche ausmünden. Ueber jedem Chon liegt eine Oeffnung. 2. (35.) Familia Placospongidae Sollas (105) p. 271. Sterrastrosa ohne tetraxone Nadeln, mit monaxonen Megascleren. [105.] Da die hieher gehörenden Spongien keine tetraxonen Megasclere oder Microsclere enthalten, sollten sie eigentlich der Subordo Glavulina zugetheilt werden. Die Sterraster weisen aber auf eine Verwandtschaft derselben mit den Geodidae hin und ich belasse sie daher in der Unterordnung Choristida, wohin sie Sollas (105) gestellt hat. 1. (145.) Placospongia Gray (34) p. 127. Placospongidae mit tylostylen Megascleren. Die Rinde besteht aus Platten, die durch tiefe Furchen von einander getrennt sind. 2. (146.) Antares Sollas (105) p. 274. Placospongidae mit amphioxen und amphytylen Megascleren und scheibenförmigen Sterrastern. III. Tribus Megasclerophora Lendenfeld nov. Choristida ohne Microsclere. Die Megasclere sind grösstentheils monaxon; es kommen nur sehr wenige unregelmässige Tetraxone (Triaene) vor. 1. (36.) Familia Tethyopsillidae Lendenfeld (61) p. 44. Megasclerophora deren Nadeln in radialen Bündeln angeordnet sind. [23, 61.] 395 Ausser meiner Tethyopsilla stelle ich auch die Gattung Proteleia Dendy & Ridley (23), welche ebenfalls durch ihre rudimentären Triaene characterisirt ist, hieher. 1. (147.) Tethyopsilla Lendenfeld (61) p. 45. Tethyopsillidae von regelmässig kugliger Gestalt. 2. (148.) Proteleia Dendy & Ridley (23) p. 152. Tethyopsillidae mit spitzenförmigen Vorragungen auf der Oberfläche. IV. Tribus Microsclerophora Sollas (105) p. 274 emend. Choristida ohne Megasclere. Microsclere, wenn vorhanden, zwei- bis vierstrahlige Aster, Candelaber oder Microtriaene. Selten skeletlos. Ohne Rinde. Diese Gruppe hat einen weiteren Umfang, wie Sollas (105) ihr ursprünglich gab, indem ich die Familien Astropeplidae und Oscarellidae, die letztere auf die Angaben Schulze’s hin, in der- selben unterbringe. 1. (37.) Familia Plakinidae Schulze (99) p. 407. Microsclerophora mit weicher, hyaliner Grundsubstanz und einem Skelet, welches aus zwei- bis vierstrahligen Astern besteht. [99.] Die Gattung Plakinastrella Schulze (99) ist von Sollas von dieser Familie ausgeschieden worden (105.) 1. (149.) Plakina Schulze (99) p. 448. Plakinidae mit Candelabern. 2. (150.) PlaJcortis Schulze (99) p. 449. Plakinidae ohne Candelaber. 2. (38.) Familia Corticidae Vosmaer (115) p. 325. Microsclerophora, deren mesodermale Grundsubstanz in gewissen Körpertheilen weich und hyalin, in andren knorpelhart ist. Mit vierstrahligen Astern und Candelabern. [100, 105.] 1. (151.) Corticium Schmidt (86) p. 42. Corticidae, in denen ausser den vierstrahligen Astern und ungleicharmigen Candelabern keine Nadeln Vorkommen. 2. (152.) Calcabrina Sollas (105) p. 280. Corticidae mit dornigen Microrhabden. 3. (153.) Corticella Sollas (105) p. 281. Corticidae mit vielstrahligen Astern. 50* 396 4. (154.) Rhachella Sollas (105) p. 281. Corticidae mit modificirten Chelothropen. 3. (39.) Familia Thrombidae Sollas (105) p. 274. Microsclerophora mit körniger, zellenreicher Grundsubstanz und einem Skelet, welches aus Trichotriaenen und zuweilen auch Amphiastern besteht. [105.] Diese Familie ist von Sollas (105) für die einzige Gattung Thrombus aufgestellt worden. Es scheint mir einigermaassen zweifelhaft, ob sie hieher gehört. 1. (155.) Thrombus Sollas (105) p. 275. Incrustirende, Muscheln und andre Fremdkörper umwachsende Thrombidae. 4. (40.) Familia Oscarellidae Lendenfeld (56) p. 582. Microsclerophora ohne Skelet. [93.] Dass Oscarella von der ebenfalls weichen und skeletlosen Halisarea, mit der sie früher zu- sammengeworfen wurde, getrennt werden muss, hat schon Vosmaer (115) hervorgehoben. Die Aehnlichkeit — abgesehen von dem Mangel des Skelets — zwischen Oscarella und den Plakinidae, auf die mich Schulze aufmerksam machte, ist so gross, dass wir mit Recht Oscarella als eine entartete Plakinide ansehen können. 1. (156.) Oscarella Vosmaer (115) p. 326. Incrustirende Oscarellidae. III. Subordo Clavulina Vosmaer (115) p. 328 emend. Chondrospongiae mit einem Skelet, welches aus monaxonen, niemals tetraxonen Megas- cleren besteht. Stellare Microsclere häufig vorhanden. Diese Gruppe ist von Vosmaer (115) aufgestellt, und schon früher (56) von mir anerkannt worden. Damals habe ich dieselbe etwas weiter ausgedehnt und die Subordo Pseudotetraxonia Vosmaer’s (115) mit der Unterordnung Clavulina vereint. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Spongillidae und AxinelUdae in der Gestalt ihrer Microsclere so wesentlich von den eigent- lichen Cornacuspongiae, in welcher Ordnung sie früher von Vosmaer (115) und mir (56) unter- gebracht worden sind, abweichen, dass sie kaum in derselben verbleiben können. Andrerseits sind ihre Microsclere jenen andrer Chondrospongiae ähnlich, so dass ich jetzt diese Familien der Ordnung Chondrospongiae einverleibe. Innerhalb der Chondrospongiae können sie aber keiner andren Gruppe zugetheilt werden als den Clavulina, und so erscheinen sie denn in dieser Unterordnung. Ausserdem betrachte ich die neuen Sollas’schen Familien (105) Dorypleridae wodi P/pipolasidae &\s Clavulina. 397 1. (41.) Familia Tethydae Gray (34) p. 541 emend. Clavulina, deren Skelet aus radialen Bündeln von Stylen oder Tylostylen besteht. Ohne Chone. Microsclere, wenn vorhanden, Aster oder Microrhabde. [61, 105.] Ich fasse diese Familie im Sinne Vosmaer’s (115) auf. 1. (157.) Tethija Laraarck (46) p. 69. Tethydae mit stylen Megascleren. Microsclere ausschliesslich Aster. 2. (158.) Tethyorrhaphis Lendenfeld (61) p. 52. Tethydae mit stylen Megascleren. Microsclere Aster und Microrhabde. 3. (159.) Tuberella Keller (41) p. 277. Tethydae mit stylen Megascleren. Microsclere ausschliesslich Microrhabde. 4. (160.) Columnites Schmidt (89) p. 25. Tethydae mit tylostylen Megascleren. Microsclere Chiaster und Sphaeraster. 2. (42.) Familia Spllasellidae Lendenfeld (61) p. 56. Clavulina mit einem Skelet, welches aus unregelmässig gelagerten Amphioxen oder Stylen besteht. Ohne Microsclere. Mit Chone. [61, 105.] In dieser, von mir aufgestellten Familie bringe ich die Sollas’sche (105) Gattung Magog unter, die vielleicht mit Sollasella Lendenfeld (61) synonym ist. 1. (161.) Magog Sollas (105) p. 442. Sollasellidae, deren Skelet ausschliesslich aus Amphioxen besteht. 2. (162.) Sollasella Lendenfeld (61) p. 56. Sollasellidae, deren Skelet vorzüglich aus grossen Stylen besteht. Neben diesen kommen Amphioxe vor. 3. (43.) Familia Dorypleridae Sollas (105) p. 425. Clavulina ohne Chone, mit einem Skelet, welches aus amphioxen Megascleren und grossen Oxyastern besteht. [105.] Diese, etwas zweifelhafte Sollas’sche Familie, dürfte am besten hier unterzubringen sein. 1. (163.) Donjpleres Sollas (105) p. 426. Röhrenförmige Dorypleridae. 4. (44.) Familia Spirastrellidae Ridley & Dendy (82) p. 229. Clavulina ohne Chone mit meist tylostylen Megascleren. Microsclere stets vorhanden: Spiraster oder Discorhabde, welche besonders an der Oberfläche in grösseren Mengen auf- treten. [55, 61, 82.] 398 Diese Familie ist sehr wohl begrenzt und gut characterisirt, nur die Gattung Latrunculia Barboza du Bocage (l) ist einigermassen abweichend gebaut und ihrer Stellung zweifelhaft; doch stelle ich sie, auf die Autorität yon Kidley & Dendy (82) hin, hieher. 1. (164.) Spirastrella Schmidt (88) p. 17. Massige, nicht cavernöse Spirastrellidae, mit Astern und kurzen, dicken Spirastern. 2. (165.) Papillina Schmidt (86) p. 69. Cavernöse Spirastrellidae mit Papillen auf der Oberfläche und mit dicken Spirastern. 3. (166.) Raphyrus Bowerbank (4) p. 354. Regelmässig bienenwabenartige, reticulöse Spirastrellidae, deren „Zellen“ mit weichem nadelarmen Gewebe ausgefüllt sind. Microsclere grösstentheils dicke Spiraster. Neben diesen kommen auch schlanke doppelspitzige, mit schlanken Dornen bekleidete Microsclere vor. 4. (167.) PapiUissa Lendenfeld (61) p. 64. Sehr cavernöse Spirastrellidae mit Papillen auf der Oberfläche. Microsclere: grössten- theils schlanke doppelspitzige Spiraster. Neben diesen kommen auch dicke Spiraster vor. 5. (168.) Latrunculia Barboza du Bocage (1) p. 161. Spirastrellidae mit frei vorragenden vertikal gestellten Discorhabden au der Oberfläche. 5. (45.) Familia Epipolasidae Sollas (105) p. 177. Clavulina ohne Chone; mit amphioxen Megascleren, welche theilweise in Bündeln an geordnet und theilweise regellos zerstreut sind. Microsclere : langgestreckte oder regelmässige Aster. [105.] Sollas stellte diese, von ihm errichtete Familie zu den Stellettidae (105), sie gehört aber offenbar gar nicht dahin, da die Megasclere monaxon sind. Sie muss den Clavulina zugetheilt werden und kann entweder hier oder zwischen den Tetliydae und Sollasellidae untergebracht werden. Dio langgestreckten Aster von Amphins führen zu den Spirastrelliden hin. 1. (169.) Amphius Sollas (105) p. 177. Epipolasidae mit Amphiastern. 2. (170.) Asteropus Sollas (105) p. 205. Epipolasidae mit Oxyastern. 3. (171.) Coppatias Sollas (105) p. 206. Epipolasidae mit Euastern. 6. (46.) Familia Scolopidae Sollas (105) p. 432. Clavulina ohne Chone mit einer Rinde, welche aus radialen, dichtstehenden Amphioxen be- steht. DasStützskeletbestehtausamphioxenMegascleren. Microsclerevorhanden: Amphiaster. [105.] 399 1. (172.) Scolopes Sol las (105) p. 432. Unregelmässig massige Scolopidae. 7. (47.) Familia Suberitidae Vosmaer (115) p. 330. Clavulina ohne Chone und ohne Microsclere. [82.] Ich behalte diese, durch den Mangel der Microsclere characterisirte ClavuUna-F snailie im Sinne Tosmaer’s (115) und Ridley & Dendy’s (82) bei. 1. (173.) Suberites Nardo (68) p. 523. Massige Suberitidae mit geraden, stylen oder tylostylen Nadeln. 2. (174.) Polijmasüa Bo w erb an k (3) p. 177. Suberitidae mit zitzenförmigen Vorragungen auf der Oberfläche, mit geraden, stylen oder tylostylen Nadeln. 3. (175.) Poterion Schlegel (85). Grosse, becherförmige Suberitidae mit sehr kleinen Osculis auf der Innenseite, mit geraden, stylen oder tylostylen Nadeln. 4. (176.) Plectodendron Lendenfeld (61) p. 68. Gestielte Suberitidae, welche die Gestalt eines fächerförmig in einer Ebene ausgebreiteten Netzes haben, mit geraden, stylen oder tylostylen Nadeln. 5. (177.) Tentorium Vosmaer (115) p. 329. Cylindrische oder verkehrt kegelförmige Suberitidae, welche von einer Scheide umgeben sind, die aus longitudinalen Nadeln besteht. Die Poren und das Osculum liegen auf der Terminalfläche. Mit geraden, stylen oder tylostylen Nadeln. 6. (178.) Trichostemma Sars (84) p. 62. Scheibenförmige Suberitidae, von deren Rand grosse, nach abwärts gerichtete Nadeln* ausstrahlen. Von radial symmetrischer Gestalt, mit geraden, stylen oder tylostylen Nadeln. 7. (179.) Quasülina Norman (71) p. 329. Gestielte Suberitidae mit grossen und kleinen, geraden Stylen. 8. (180.) Stylocordyla Wyville Thomson (109) p. 113. Gestielte Suberitidae mit geraden amphioxen Nadeln. 9. (181.) Bhizaxinella Keller (42) p. 271. Gestielte Suberitidae mit geschlängelten stylen und tylostylen Nadeln. 400 10 (182.) Cliona Grant (29) p. 78*). Bohrende Suberitidae. 8. (48.) Familia Axinellidae Ridley & Dendy (82) p. 166. Clavnlina ohne Chone mit grossen Subdermalräumen, deren Skelet aus Bündeln von Amphioxen oder Stylen besteht, die in der Regel in der Mitte der Scbwammäste eine starke axiale Skelet- säule bilden, von welcher Zweigfasern garbenförmig gegen die Oberfläche ausstrahlen. Sponginkitt zuweilen vorhanden. Microsclere, wenn vorhanden Aster, Spirale oder Trichodragme. [82, 105.] Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass diese Familie vollkommen berechtigt ist. Anders jedoch verhält es sich mit der Frage, wo sie untergebracht werden soll. Vosmaer (115) stellte die Gattungen derselben zu den Cornacuspongien. Ridley & Dendy (82), welche diese Familie errichteten, stellten sie ebenfalls zu den Cornacuspongien. Ich (56) folgte dem Beispiele dieser Autoren und betrachtete die Axinellidae als eine aberrante Cornacuspongien-Familie (61). Sollas (105) hat neuerlich die Axinellidae ebenfalls als Familie für sich, in dem Sinne von Ridley & Dendy, anerkannt und stellt sie in die Nähe andrer Clavulina-Familien. Das Spongin, welches die Nadeln von Raspailia und andren Formen zusammenhält, weist zwar darauf hin, dass die Axinelliden logischer Weise als Cornacuspongiae betrachtet werden sollten, die Gestalt der Nadeln, vorzüglich der Microsclere aber zeigt deutlich, dass die Verwandtschaft der Axinellidae mit den Clavulina-Familien grösser ist als mit den eigentlichen Cornacuspongien. Ich theile die Familie je nach der Gestalt und dem Fehlen der Microsclere in vier Suhfamilien. I. Subfamilia Hemiasterellinae Lendenfeld nov. Axinellidae mit Microscleren, welche Aster sind. 1. (183.) Hemiasterella Carter (13) p. 146. Becherförmige Hemiasterellinae mit stylen Megascleren. 2. (184.) Epallax Sollas (105) p. 423. Hemiasterellinae mit amphioxen Megascleren. II. Subfamilia Spiropborellinae Lendenfeld nov. Axinellidae mit Microscleren, welche Spirule oder stachlige Microrhabde sind. 1. (185.) Bendropsis Ridley & Dendy (82) p. 191. Spiropborellinae mit stylen Megascleren, welche häufig am stumpfen Ende zwei Spitzen tragen. Microsclere: stachlige Microrhabde. *) Ich kann die zahlreichen Clionen-Gattungen Gray ’s (34) nicht anerkennen. Einige davon sind nicht Suberitiden. 401 2. (186.) Sinrophorella Lendenfeld. (61) p. 236. Spirophorellinae mit massenhaften spirulen Microscleren. III. Subfamilia Thrinacophorinae Lendenfeld nov. Axinellidae mit trichodragmen Microscleren. 1. (187.) Thrinacophora Kidley (81) p. 572. Verzweigte Thrinacophorinae. IV. Subfamilia Axinellinae Lendenfeld nov. Axinellidae ohne Microsclere. 1. (188.) Raspaüia Nardo (68) p. 522. Axinellinae mit sehr schlanken, ruthenförmigen Zweigen. Spongincement in grösserer Quantität. Neben den gewöhnlichen Nadeln häufig auch stachlige Style. 2. (189.) Acanthella Schmidt (86) p. 60. Verzweigte Axinellinae mit unregelmässigen Kämmen und vorragenden Spitzen auf der Oberfläche. 3. (190.) Axinella Schmidt (86) p. 60. Verzweigte Axinellinae mit glatter Oberfläche. 4. (191.) Hymeniacidon Bowerbank (3) p. 191. Massige Axinellinae mit mehr reticulösem Skelet. 5. (192.) PhakelUa Bowerbank (3) p 186. Fächer- oder becherförmige Axinellinae. 6. (193.) Ciocalypfa Bowerbank (3) p. 179. Axinellinae mit besonders grossen Subdermalräumen und einem eigenen dermalen Nadel- bündelnetz. 9. (49.) Familia Spongillidae Gray (34) p. 550. Clavulina des süssen Wassers mit einem Skelet, welches aus kurzen, häufig gedornten Amphioxen, Stylen oder Amphistrongylen besteht. Sie pflanzen sich auch mittels Gemmulae fort, die eine eigene, aus Amphidiscen oder stachligen Amphioxen bestehende Hülle be- sitzen. [77.] Die Familie Spongillidae wurde von V o smaer (115) und früher auch von mir (56) zu den Cornacu- spongien gestellt. Ich glaube aber jetzt, dass sie besser bei den Clavulina untergebracht werden könnte, weil die Amphidiscen und stachligen Amphioxe, welche die Gemmulae umgeben, auf eine nähere Verwandtschaft der Spongillidae mit den marinen Chondrospongien hinweisen. Abhandl. d. Senckenb. naturf Ges. Bd. XVI. 51 402 .1. (194.) Spongilla Lamarck (46.) Spongillidae mit schlanken Skeletnadeln, welche alle von der gleichen Grösse sind. Die Gemmulaschale besteht aus dornigen Amphioxen. 2. (195.) Epliydatia Lamouroux (47) p. 323. Spongillidae mit schlanken Skeletnadeln, welche alle von der gleichen Grösse sind. Die Gemmulaschale besteht aus Amphidiscen mit gleichgrossen Endscheiben. 3. (196.) Tuhella Carter (14) p. 96. Spongillidae mit schlanken Skeletnadeln, welche alle von der gleichen Grösse sind. Die Gemmulaschale besteht aus Amphidiscen mit ungleichgrossen Endscheiben. 4. (197.) Parmula Carter (14) p. 98. Spongillidae mit schlanken Skeletnadeln, welche alle von der gleichen Grösse sind. Die Gemmulaschale besteht aus dornigen Amphioxen mit kleinen Schildchen. 5. (198.) Heteromeyenia Potts (76) p. 13. Spongillidae mit schlanken Nadeln, welche alle von der gleichen Grösse sind. Die Gemmulaschale besteht aus Amphidiscen und Nadeln, die aus einem kurzen Schaft bestehen, an dessen beiden Enden je ein Wirtel starker Widerhacken liegt. 6. (199.) Lubomirskia Dybowsky (26) p. 11. Spongillidae mit zwei verschiedenen Formen von Skeletnadeln: grösseren und kleineren. 7. (200.) üruguaya Carter (14) p. 100. Spongillidae mit dicken wurstförmigen, dornigen oder glatten leicht gekrümmten ]amphi- strongylen Skeletnadeln. 8. (201.) Potamolepis Marshall (64) p. 568. Spongillidae mit zwei Skeletnadelformen: glatten, leicht gekrümmten Amphistrongylen ; und schlanken Amphioxen. IV. Subordo Oligosilicina Vosmaer (115) p. 325 emend. Chondrospongiae ohne Stützskelet. Microsclere, wenn vorhanden Spheraster oder Oxyaster, zuweilen auch Microxe. Mit wohlentwickelter Rinde, körniger Grundsubstanz, kleinen Kammern und engen Canälen: Die Gattungen Halisarca und Oscarelia, welche Vosmaer (115) in dieser Unterordnung unter- brachte, scheide ich aus derselben aus und behalte nur Chondrosia und Chondrilla in derselben. Dagegen füge ich die neue Sollas’sche Familie Ästropeplidae (105) derselben hinzu. 403 1. (50.) Familia Astropeplidae Sol las (105) p. 422. Oligosilicina mit Oxyastern und Microxen. [105.] 1. (202.) Astropeplus Sollas (105) p. 422. Niedrige, incrustirende Astropeplidae. 2. (51.) Familia Chondrillidae Lendenfeld (56) p. 584. Oligosilicina mit Spherastern. [54, 94.] 1. (203.) Chondrilla Schmidt (86) p. 38. Chondrillidae mit glatter, glänzender Oberfläche. 3. (52.) Familia Chondrosidae Lendenfeld (56) p. 584. Oligosilicina ohne Nadeln. [54, 94.] 1. (204.) Chondrosia Nardo (67) p. 519. Chondrosidae mit glatter, glänzender Oberfläche. 2. (6.) Ordo Cornacuspongiae Vosmaer (115) p. 335 emend. Tetraxonia mit einem Skelet, welches entweder aus monaxonen, in der Regel amphioxen, durch Spongin zusammengekitteten Megascleren besteht; oder aus Sponginfasern ohne ein- gelagerte, selbstgebildete Nadeln. In der Regel finden sich Fremdkörper in den Fasern der Formen, welche der Megasclere entbehren. Zuweilen besteht das ganze Skelet aus zerstreuten Fremdkörpern, fast ohne Spongin. Microsclere, wenn vorhanden, meniscoid, niemals stellar. Diese Ordnung ist von Vosmaer (115) aufgestellt und von mir seiner Zeit (56) in ähnlicher Fassung beibehalten worden. Jetzt sehe ich mich jedoch genöthigt, die Ausdehnung derselben be- deutend zu reduciren. Ich scheide einerseits die Aplysillidae und Halisarcidae und andrerseits die Axinellidae und Spongillidae aus derselben, so dass nur sechs Familien, drei mit Megascleren und drei ohne Megasclere (Hornschwämme), darin zurück bleiben. Ich halte die letzteren drei für, von einander getrennte Abkömmlinge der drei megasclerenführenden Cornacuspongienfamilien und ordne sie dementsprechend zwischen den letzteren an (60). 1. Familia Desmacidonidae Ridley & Dendy (82) p. 62. Cornacuspongiae, meist mit chelen Microscleren und häufig abstehenden Nadeln an den Skeletfasern. Fehlen die Chele, so sind abstehende Nadeln vorhanden. [61, 82, 111.] Die Familie Desmacidonidae ist schon früher, besonders von Vosmaer (lll) anerkannt worden, da aber Ridley & Dendy die ersten waren, die derselben natürliche Grenzen setzten und da ich diese Familie im Sinne der letztgenannten Autoren auffasse, so führe ich ihre Namen oben an. 51* 404 Die Familie ist durch die chelen Microscleren wohl characterisirt. In keiner andren Spongiengruppe werden Chele angetroffen. Freilich betrachten ßidley & Dendy (82) und auch ich eine Anzahl von Gattungen als Desmacidonidae, die keine Chele besitzen, diese sind aber durch die abstehenden Nadeln an den Skeletfasern erkenntlich. In der Mehrzahl der Fälle sind die abstehenden Nadeln mit Chelen associirt. Ich theile diese Familie, mit ßidley & Dendy (82) in zwei Subfamilien: Esperel- linae ohne; und Ectyoninae mit abstehenden Nadeln. Beide Subfamilien sind reich an Gattungen. I. Subfamilia Esperellinae Eidley & Dendy (82) p. 348. Desmacidonidae mit Chelen, ohne abstehende Nadeln an den Skeletfasern. 1. (205.) Esperella Vosmaer (115) p. 353. Esperellinae ohne Rinde, mit grösstentheils stylen Megascleren und mit Heterochelen. 2. (206.) Esperiopsis Carter (16) j). 296. Esperellinae ohne Rinde, mit grösstentheils stylen Megascleren und mit Isochelen. 3. (207.) Cladorhiza Sars (84) p. 65. Esperellinae ohne Rinde, mit grösstentheils stylen Megascleren und mit dreizähnigen Heterochelen. 4. (208.) Chondrodadia Wyville Thomson (109) p. 188. Esperellinae ohne Rinde, mit grösstentheils stylen Megascleren und mit Isochelen, mit drei oder mehr Zähnen und einem gebogenen gegen die Enden hin geflügelten Schaft. 5. (209.) Hamigera Gray (34) p. 239. Esperellinae ohne Rinde, mit scharf umschriebenen Porenfeldern auf der Oberfläche; mit grösstentheils stylen Megascleren und mit Isochelen. 6. (210.) Desmacidon Bowerbank (3) p. 200. Esperellinae ohne Rinde, mit amphistrongylen oder amphioxen Megascleren und mit Isochelen. 7. (211.) Artemisina Vosmaer (114) p. 25. Esperellinae ohne Rinde, mit stylen Megascleren und mit Isochelen und gedornten Toxen. 8. (212.) Phelloderma Ridley & Dendy (82) p. 113. Esperellinae mit einer Rinde, mit stylen Megascleren und mit Isochelen. 9. (213.) Sideroderma Ridley & Dendy (82) p. 114. Esperellinae mit einer Rinde, welche aus Amphitylen besteht ; mit amphitylen Megascleren, Isochelen und Trichodragmen. 405 10. (214.) Jophon Gray (34) p. 534. Esperellinae mit einer aus glatten oder gedornten Amphitylen bestehenden Rinde; mit stylen Megascleren, Isocbelen und Diaspiden. 11. (215) Jotrocha Ridley (80) p. 433. Esperellinae ohne Rinde und fast ohne Spongin, mit amphitylen Megascleren und Amphichelen. 12. (216.) Axinoderma Ridley & Dendy (82) p. 96. Esperellinae ohne Rinde, mit grösstentheils stylen Megascleren, dreizähnigen Heterochelen und fünfzähnigen Isochelen. 13. (217.) Melüderma Ridley & Dendy (82) p. 102. Esperellinae, welche einem Stiel aufsitzen, mit stylen oder tylostylen Megascleren, Iso- chelen und in der Rinde des Stiels, Styletten. 14. (218.) Melonancliora Carter (10) p. 212. Esperellinae ohne Rinde, mit Chelonen.*) 15. (219.) Forcepina Vosmaer (114). Esperellinae ohne Rinde, mit Chelen, Sigmen und Labiden. II. Subfamilia Ectyoninae Ridley & Dendy (82) p, 128. Esperellinae deren Skeletfasern stets abstehende Nadeln tragen. Chele vorhanden oder fehlend. 1. (220.) Clafliriodendron Lendenfeld (61) p. 215. Baumförmig verzweigte Ectyoninae mit einem Skelet, welches aus ziemlich nadelarmen Hornfasern und grossen, in der Grundsubstanz zerstreuten Tylostylen besteht. Abstehende Nadeln dornige Style. 2. (221.) Myxilla Schmidt (86) p. 71. Ectyoninae, deren Skelet aus gedornten Stylen besteht, die durch eine sehr geringe Menge von Spongin zusammengehalten werden. Abstehende Nadeln dornige Style. Microsclere dreizähnige Chele. 3. (222.) Clathria Schmidt (86) p. 57. Aufrechte oder incrustirende Ectyoninae mit Amphioxen und Stylen in den Hornfasern. Abstehende Nadeln starke gedornte Style Microsclere kleine Isochele. *) Die „Chelonen“ sind vielleicht gar keine Nadeln, sondern Diatomeen. Würde sich diese Vermuthung bewahrheiten, so müsste die Gattung mit einer der vorhergehenden, vielleicht Esperella, vereinigt werden. 406 4, (223.) Clathrissa Lendenfeld (61) p. 221. Meist buschförmig verzweigte Ectyoninae, deren Skeletfasern aus dichten Bündeln von schlanken Amphioxen bestehen. Abstehende Nadeln gedornte Style. 5. (224.) Echinonema Carter (15) p. 378. Häufig becherförmige Ectyoninae, deren Skeletfasern aus Amphioxen bestehen. Die abstehenden Nadeln sind dornige Style. Sie stehen so dicht, dass die Fasern, denen sie auf- sitzen, von ihnen völlig versteckt werden. Microsclere: Isochele. 6. (225.) Bhaphidojphlus Ehlers (27) p. 19, 31. Ectyoninae, deren Skeletfasern glatte Style enthalten. Abstehende Nadeln, dornige Style.. In der Grundsubstanz kommen ausser isochelen Microscleren auch gebogene, schlanke Amphistrongyle vor. Auf der Oberfläche findet sich eine Lage verticaler, mit der Spitze nach aussen gerichteter Style. 7. (226.) PlumohccUchondria Carter (11) p. 236. Ectyoninae mit undeutlichen, garbenförmig von der Basis aufsteigenden Skeletfasern, welche glatte Amphioxe enthalten. Abstehende Nadeln, dornige Style. Microsclere: Isochele. 8. (227.) Plocamia Schmidt (89) p. 62. Ectyoninae mit amphitylen und wurstförmigen, amphistrongylen Megascleren. Abstehende Nadeln, dornige Style. Microsclere: Isochele und Toxe. 9. (228.) Acarnus Gray (34) p. 544. Ectyoninae deren abstehende Nadeln Cladotyle sind. Microsclere : Isochele und Toxe. 10. (229.) Echinodictyum Ridley (78) p. 493. Ectyoninae in deren Skeletfasern glatte Amphioxe liegen. Abstehende Nadeln, dornige Style. Ohne Microsclere. 11. (230.) Agelas Duchassaing & Michelotti (24) p. 76. Ectyoninae mit einem Skelet, welches aus einem Netz von Hornfasern, ohne eingelagerte Nadeln besteht. Abstehende Nadeln, dornige Style. Ohne Microsclere. 12. (231.) Kalykenteron Lendenfeld (61) p. 216. Becherförmige Ectyoninae, deren dicke Skeletfasern aus Bündeln von dicken glatten Stylen bestehen und nur wenig Spongin enthalten. Abstehende Nadeln, dornige Amphistrongyle. Ohne Microsclere. 13. (232.) Plectispa Lendenfeld (61) p. 225. Bienenwabenartige Ectyoninae, deren Skeletfasern Style enthalten. Abstehende Nadeln, glatte Style. Ohne Microsclere. 407 14. (233.) Echinoclathria Carter (18) p. 204. Bienenwabenartige Ectyoninae mit einem Skelet, welches aus nadelfreien Hornfaseru besteht. Abstehende Nadeln, glatte Style. Microsclere, wenn vorhanden Isochele. 15. (234.) Thallassodendron Lendenfeld (61) p. 222. Grosse aufrechte, fächerförmige, oder verzweigte Ectyoninae mit einem Skelet, welches aus nadelfreien Hornfasern besteht. Abstehende Nadeln sehr kleine, ziemlich glatte Style. Ohne Microsclere. _16. (235.) Clathriopsamma Lendenfeld (61) p. 227. Ectyoninae mit einem Sandpanzer auf der Oberfläche und reichlichen Sandkörnern in den nadelfreien Skeletfasern. Abstehende Nadeln, glatte Style. Ohne Microsclere. 2. (54.) Familia Aulenidae Lendenfeld (60) p. 89. Reticulöse Cornacuspongiae mit kleinen kugligen Kammern ; mit ausgedehnten und oft complicirten Vestibularräumen und einem harten Skelet, welches aus einem dichten Netz starker, oft sandführender Fasern besteht. An den oberflächlichen Fasern finden sich zuweilen abstehende Nadeln. Ohne Microsclere. [60.] Ich betrachte die beiden Auleniden-Genera als Abkömmlinge der Desrnacidonidae, durch den Verlust der Nadeln aus diesen entstanden. Eine scharfe Grenze zwischen den Desrnacidonidae und den Aidenidae giebt es nicht. Die einander zunächst stehenden Genera dieser Familien, Clathriop- samma (Desrnacidonidae) und Aulena (Aulenidae), sind so ähnlich, dass sie ganz gut in ein Genus vereint werden könnten, gleichwohl bin ich noch geneigt, die Unterscheidung aufrecht zu erhalten. 1. (236.) Aulena Lendenfeld (60) p. 60. Aulenidae von bienenwabenartiger Structur, und einem Skelet, welches aus sandreichen Fasern besteht. Die dicht unter der Oberfläche liegenden Fasern tragen glatte abstehende Style 2. (237.) HyatteUa, Lendenfeld (60) p. 102. Aulenidae ohne Nadeln, welche aus dicken unregelmässigen Platten und Trabekeln be- stehen. Die dickeren Verbindungsfasern halten mehr als 0.03 mm. im Durchmesser. Die Fasern sind arm an Fremdkörpern. Die Maschen des Skeletnetzes sind über 0.2 mm. breit. 3. (55.) Familia Heterorrhaphidae Ridley & Dendy (82) p. 31. Cornacuspongiae mit einem Skelet, welches aus schlanken, häufig stylen Megascleren besteht, die entweder frei oder in Hornfasern liegen. Sigme Microsclere, sind meist vor- handen; niemals Chele. [61, 82.] 408 Diese Familie wurde von Ridley & Dendy (82) aufgestellt, ich behalte sie hier unverändert bei. Zu den fünf Suhfamilien, in welche diese Autoren die Heterorrhaphiden theilen, füge ich noch eine sechste, die Stylotellinae. Die Heterorrhaphiden sind, wie der Name sagt, durch die Verschieden- heit ihrer Nadeln characterisirt; besonders häufig kommen sigme Microsclere neben den stahförmigen Megascleren vor. Ridley & Dendy (82) betrachten auch eine Anzahl von Cornacuspongien mit nur einer Nadelform als Mitglieder dieser Familie, und hierin folge ich ihrem Beispiel. Diese Formen sind jenen mit Sigmen so ähnlich, dass man dieselben kaum trennen kann und unterscheiden sich überdies von den Homorrhaphidae — wohin sie sonst gestellt werden müssten — durch die Schlankheit ihrer Nadeln und die geringe Menge ihres Spongins. I. Subfamilia Stylotellinae Lende nfeld (61) p. 185. Weiche Heterorrhaphidae ohne Rinde oder Fistulae, mit einem Skelet, welches aus freien Stylen besteht. Ohne erkennbares Spongincement und ohne Microsclere. Die Angehörigen dieser Subfamilie könnten wegen des Mangels der Microsclere zu den Homor- rhaphidae gestellt werden. 1. (238.) Stylotella Lendenfeld (61) p. 185. Massige oder unregelmässig lappige Stylotellinae. II. Subfamilia Phloeodictyinae Eidley & Dendy (82) p. 31. Heterorrhaphidae mit fistulösen Anhängen und einer starken panzerartigen Rinde. Das Skelet besteht aus amphioxen und amphistrongylen Megascleren und enthält nur sehr wenig Spongin. Microsclere, wenn vorhanden, Sigme. In mancher Beziehung ähneln die Phloeodictyinae den Suberitiden, ich glaube aber, dass sie unzweifelhaft zu den Heterorrhaphiden gehören. 1. (239.) Rhizochalina Schmidt (89) p. 35. Phloeodictyinae ohne Sigme. 2. (240.) Oceanapia Norman (71) p. 334. Phloeodictyinae mit Sigmen. III. Subfamilia Gellinae Eidley & Dendy (92) p. 37. Heterorrhaphidae ohne Rinde öder Fistulae. Megasclere : Amphioxe und Amphistrongyle. Mit sigmen Microscleren. 1. (241.) Gellius Gray (34) p. 538. Massige Gellinae mit sehr wenig Spongin und mehr oder weniger freien Megascleren. 409 2. (242.) Gelliodes Ridley (80) p. 426. Aufrechte, verzweigte oder becherförmige Gellinae mit einem Skelet, das aus Hornfasern besteht, in welche die Megasclere eingebettet sind. IV. Subfamilia 'J’edaniinae Ridley & Deiidy (82) p. 50. Heterorrhaphidae mit stylen Nadeln im Stützskelet und Amphistrongylen oder Amphi- tlyen in der Haut. Mit Rhapiden und Sigmen. 1. (243.) Tedania Gray (34) p. 520. Tedaniinae mit glatten Stylen im Innern. 2. (244.) Tracliytedania Ridley (79) p. 122. Tedaniinae mit gedornten Stylen im Innern. V. Subfamilia Desmacellinae Ridley & Deudy (82) p. 53. Heterorrhapidae mit stylen oder tylostylen Megascleren und mit sigmen oder toxen Microscleren. 1. (245.) Desmacella Schmidt. (89) p. 53. Desmacellinae mit zarten Toxen. VI. Subfamilia Hamacanthiriae Ridley & Dendy (82) p. 59. Heterorrhaphidae mit Diancistern. 1. (246.) Vomenda Schmidt. (91) p. 82. Hamacanthinae mit stylen Megascleren. 4. (56.) Faniilia Spongelidae Vosmaer (113) p. 446. Cornacuspongiae mit grossen ovalen, oder sackförmigen Geisselkammern mit weiter Mündung; mit hyaliner Grundsubstanz und einem Skelet, welches aus nadelfreien, fremdkörper- reichen Hornfasern, oder aus zerstreuten Fremdkörpern besteht. Microsclere, wenn vor- handen, Sigme; gerade oder gekrümmte Amphistrongyle oder Style, oder ovale Kieselkörper. [60, 63, 96, 121.] Ich behalte diese Familie in jenem Sinne bei, welchen Vosmaer (115) und ich (56, 60) ihr beigelegt haben. Es kann nicht zweifelhaft sein, dass die Spongelidae mit den Heterorrhaphiden näher als mit irgend einer anderen Gruppe verwandt sind. Die Genera Phoriospongia und Sigmatella sind offenbar Uebergangsformen zwischen diesen Familien. I. Subfamilia Phoriosponginae Lendenfeld (60) p. 592. Spongelidae mit Sigmen oder Stäben in der Grundsubstanz. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd, XVI. 52 410 1. (247. j Phoriospongia Marsch all. (63) p. 122. Phoriospougiuae mit einem Skelet, welches aus grossen, zerstreuten Sandkörnern besteht, die durch feine Sponginfäden theilweise mit einander Zusammenhängen, Microsclere: Amphi- strongyle oder Style, und grosse Sigme.| 2. (248.) Sigmatella Lendenfeld (60j p. 605. Phoriosponginae mit einem Skelet, welches aus fremdkörperführendeu Hornfasern besteht. Mit amphistrongylen oder stylen und häufig auch kleinen sigmen Microscleren. II. Subfamilia Spongelinae LendeDfeld (60) p. 626 Spongelidae ohne Sigme oder Stäbe in der Grundsubstanz. 1. (249.) Haastia Lende nfeld (60) p. 626. Spongelinae mit einem Skelet, welches aus einem Hornfasernetz besteht. Die Haupt- fasern sind von einer, aus ovalen Kieselkörpern zusammengesetzten Scheide umgeben. 2. (250.) Psammopemma Marschall (63) p. 113. Spongelinae mit einem Skelet, welches aus grossen, entweder isolirten, oder durch feine Sponginfäden zusammengehefteten Sandkörnern besteht. Ohne Kieselkörper. 3. (251.) Spongelia Nardo (69) p. 714. Spongelinae mit einem Skelet, welches aus einem Netz von fremdkörperführenden Horn- fasern besteht. Ohne Kieselkörper. 4. (252.) PLeteronema Keller (121) p. 339. Spongelinae mit brüchiger Rinde und zäher Pulpa. Die Hauptfasern sind Sandsäulen. Die Verbindungsfasern sind in der Rinde sanderfüllt; in der Pulpa von Fremdkörpern frei. 5. (57.) Familia Homorrhapliidae Ridley & Dendy (82j p. 1. Cornacuspongiae mit einem Skelet, welches aus amphioxen oder amphistrongylen, selten stylen Nadeln besteht, die durch Spongin verkittet werden, oder in Sponginfasern ein- gebettet sind. In der Grundsubstanz zerstreute Nadeln sind nicht selten vorhanden. Diese sind in der Regel den Nadeln in den Fasern ähnlich, ausnahmsweise Toxe. [58, 82, 121.] Diese Familie wurde von Ridley & Dendy (82) aufgestellt und ist von mir (56) in ähnlichem Sinne heibehalten worden. Ridley & Dendy betrachteten die mit toxen Microscleren versehenen Cornacuspongien als Heterorrhaphidae,' v/ährend ich mich vollkommen überzeugt habe, dass dieselben Chalineen sind und nicht einmal generisch von gewissen Chalininae ohne Toxe unterschieden werden können. Dass ich die Gattung Toxochalina Ridley (80) p. 402 nicht als P[eterorrlia2jhidae, sondern als Homorrhapliidae betrachte, ist der einzige Unterschied zwischen meiner und der Ridley- 411 Dendy’schen Auffassung der Grenzen dieser beiden Familien. Vo s m aer’ s Familie iJa/ic/ionfZm/ae (115) p. 335 fällt so ziemlich mit den Hoynorrliai^hidae in meinem Sinne zusammen. Ich glaube, dass diese Familie ziemlich gut abgegrenzt ist. Ich theile sie mit Eidley & Dendy (82) in zwei Subfamilien: Benierinae mit wenig, und Chalininae mit viel Hornsubstanz im Skelet. In der weiteren Eintheilung folge ich in der Subfamilie Benierinae Eidley & Dendy (82) und in der Subfamilie Chalininae meinem eignen System (58). Die Chalininae bilden den Uebergang zwischen den Benierinae und Spongidae, sie sind von diesen Gruppen nicht scharf abgegrenzt. I. Subfaniilia Renierinae Eidley & Dendy (82) p. 1. Homorrhaphidae mit brüchigem oder barten, stets unelastischem Skelet, welches nur sehr wenig Hornsubstanz enthält. 1. (253.) Halichondria Fleming (28) p. 520. Massige Renierinae mit einem Skelet, welches aus unregelmässigen Bündeln schlanker Nadeln besteht. 2. (254.) Petrosia Vosmaer (II5) p. 358. Sehr harte, massige Renierinae mit einem Skelet, welches aus unregelmässigen Bündeln von dicken Nadeln besteht. 3. (255.) Foliolina Schmidt (88) p. 24. Weiche Renierinae, welche aus einem aufrechten Stamme bestehen, von dem blattartige Zweige abgehen, welche mit ihren Basen den Stamm umgreifen. Im Stamme verlaufen lon- gitudinale Nadelbündel, die in die Blätter ausstrahlen. 4. (256) Beniera Nardo (70). Massige oder unregelmässige Renierinae mit einem Skelet, welches aus einem Netzwerk einzelner Nadeln besteht, das zuweilen durch longitudinale Nadelbündel gestützt wird. 5. (257.) Beniochalina Lendenfeld. (61) p. 82. Dünne, lamellare, blumenförmige Renierninae mit einem Skelet, welches aus Nadel- bündeln und einzelnen Nadeln besteht. Die Quantität des Spongincements ist eine grössere, als bei den andern Renierineen. II. Subfamilia Chalininae Eidley & Dendy (82) p. 18. Horaorrhaphidae mit einem elastischen oder harten, zähen Skelet, welches aus Horn- fasern besteht, in die Nadeln eingelagert sind. Ausserdem kommen in der Grundsubstanz zerstreute Nadeln vor, welche jenen in den Fasern ähnlich sind. Neben diesen ausnahms- weise auch Toxe. i 52* 412 I. Gruppe Cacochalininae Lenden fei d (58) p. 761. Chalininae mit reticulösem Skelet. Von unregelmässig, lappig, massiger Gestalt; mit feinen Fasern und schlanken Nadeln. Ohne Nadeln in der Grundsubstanz. 1. (258.) Cacochalina Schmidt (89) p. 33. Cacochalininae von massiger Form, mit grobem Skeletnetz und zahlreichen mittel- grossen Nadeln. 2. (259.) Clialinopora Lendenfeld (58) p. 764. Cacochalininae von verzweigt lappiger Gestalt mit auffallend grossen, wenig zahlreichen Osculis, Mit feinen Skeletfasern und zahlreichen Nadeln. 3. (260.) Cladochalina Lendenfeld (58) p. 768. Cacochalininae von lappig-ästiger Form mit einem engmaschigen Netz feiner Skelet- fasern und mit zahlreichen sehr kleinen Nadeln. II. Gruppe Pachychalininae Lende nfeld (58) p 771. Chalininae von krustenförmiger, lappiger oder fingerförmiger Gestalt und harter Con- sistenz; mit reticulösem Skelet, sehr dicken Skeletfasern, und kurzen, dicken Nadeln. Häufig mit ähnlichen Nadeln in der Grundsubstanz. 1. (261.) Lessepsia Keller (43). Krustenförmige oder lappige Pachychalininae mit farblosem Spongin, mehreren Nadel- reihen in den Haupt- und nur einer Nadelreihe in den Yerbindungsfasern. 2. (262.) Chalinissa Lenden fe Id (58) p. 771. Abgefiachte, lamellöse, baumförmige Pachychalininae mit welliger Oberfläche. Oscula aufiallend und zahlreich, aber nicht vorragend. Dermalskelet hoch entwickelt. Skeletnadeln gross und zahlreich. Ausserdem zahlreiche, ähnliche Nadeln in der Grundsubstanz, welche zum Theil zur Bildung eines Netzes mit dreieckigen Maschen zusammentreten. 3. (263.) Pachijchalina Schmidt (88) p. 8. Pachychalininae von fingerförmiger oder unregelmässig flach ausgebreiteter Form mit sehr auffallenden, vorragenden Osculis. Mit zahlreichen kurzen, sehr dicken Nadeln in den Fasern. Ohne Nadeln in der Grundsubstanz.. 4. (264.) Ceraoclialina Lendenfeld (58) p. 778. Harte, fingerförmige oder lappige Pachychalinae mit dicken Skeletfasern, welche nur wenige und kleine Nadeln enthalten. Die Verbindungsfasern sind häufig von Nadeln ganz frei. 413 III. Gruppe Placochalininae Lendeiifeld (58) p. 786. Chalininae mit reticulösem Skelet von dünnlamellöser Form, mit engmaschigem Skelet- netz. Sehr hart. Zuweilen mit Amphistrongylen in der Grundsubstanz. 1. (265.) Antherochalina Lendenfeld (58) p. 786. Placochalininae, welche sehr dünne Platten mit glatter Oberfläche bilden. Mit zerstreuten kleinen Osculis. Nadeln gross, meist Style, selten Amphioxe. Zuweilen mit Amphistrongylen in der Grundsubstanz. 2. (266.) Euplacella Lendenfeld (58) p. 789. Dünnplattige Placochalininäe mit glatter Oberfläche und zahlreichen, regelmassig an- geordneten Osculis, welche auf die eine Seite des Schwammes beschränkt sind. Skeletnetz eng, hexactinellid, mit kleinen, schlanken, wenig zahlreichen amphioxen Nadeln. Ohne Nadeln in der Grundsubstanz. 3. (267.) Placochalina Lendenfeld (58) p. 790. Grosse, derbe, gestielte, plattige Placochalininae mit hochwelliger Oberfläche, dicken Skeletfasern und undeutlichen oder mit einem Netz übersponnenen Osculis. Nadeln amphiox, nicht gross, meist auf die Fasern, die ausnahmsweise auch Fremdkörper enthalten können, beschränkt. 4. (268.) Platyclialina Ehlers (27) p. 21, 30. Blattartige Placochalininae mit einzelnen spitzconischen Erhebungen auf der Oberfläche und zerstreuten Osculis. IV. Gruppe Siphoiiinae Lendenfeld (58) p. 795. Röhrenförmige Chalininae mit reticulösem Skelet. Ausnahmsweise Toxe in der Grund- substanz. 1. (269.) Sderochalina Schmidt. (88) p. 8. Weite Röhren bildende Siphoninae mit höckeriger Oberfläche und sehr zahlreichen Nadeln in den Skeletfasern. Ohne Toxe. 2. (270) Philosiphonia Lenden fe Id (58) p. 796. Siphoninae mit glatter Oberfläche, häufig mit ringförmigen Einschnürungen. Toxe zu- weilen vorhanden. 3. (271.) Siphonoclialina Schmidt (89) p. 33. Siphoninae mit Conulis auf der Oberfläche und ziemlich zahlreichen Nadeln in den Skelet- fasern. Ohne Toxe. 414 4. (272.) Siphonella Lendenfeld (58) p. 808. Weite, zuweilen fast becherförmige Röhren bildende Siphoninae mit unregelmässig höckeriger Oberfläche und spärlichen, sehr kleinen Nadeln in den Skeletfasern. Ohne Toxe. Weiche, zarte Schwämme. V. Gruppe Euchalininae Lende nfeld (58) p. 810. Regelmässig flngerförmige Chalininae mit mässig grossen ziemlich zahlreichen Nadeln. 1. (273) Dactylochalina Lendenfeld (55) p. 570. Weiche und zarte Euchalininae mit dicken fingerförmigen Fortsätzen. Nadeln schlank, besonders in den Hauptfasern zahlreich. Skeletnetz weitmaschig. 2. (274.) Euclialinopsis Lendenfeld (58) p. 815. Euchalininae mit sehr schlanken Zweigen, grobmaschigem Skeletnetz, dicken Fasern und spärlichen Nadeln. 3. (275.) Euclialina Lendenfeld (58) p. 816. Euchalininae mit sehr schlanken Zweigen, und engmaschigem, nadelreichen und fein- faserigem Skeletnetz. 4. (276.) Ghalinodendron Lendenfeld (58) p. 819. Weiche Euchalininae mit fingerförmigen Zweigen; mit reticulöser Oberfläche. VI. Gruppe Arenochalinmae Lendenfeld (58) p. 820. Chalininae mit einem netzförmigen Skelet, mit Sand in den Hauptfasern und Nadeln in den Verbindungsfasern. 1. (277.) Arenochalina Lendenfeld (58) p. 821. Arenochalininae mit weitmaschigem Skeletnetz. VII. Gruppe Chalinorraphinae Lendenfeld (58) p. 821. Chalininae mit netzförmigem Skelet und fingerförmigen Zweigen, mit massenhaften, sehr grossen und unregelmässig gelagerten Nadeln. 1. (278.) Glialinorrliapliis Lendenfeld (58) p. 821. Chalinorrhaphinae mit deutlichen, erhabenen Osculis. VIII. Gruppe Hoploclialininae Lendenfeld (58) p. 822. Chalininae mit baumförmigem Skelet, langen, schief gelagerten Nadeln in den Skelet- fasern und Conulis auf der Oberfläche. 1. (279.) Hoplochalina Lendenfeld (58) p. 822. Hoplochalininae von unregelmässig lappiger Form oder mit fingerförmigen Fortsätzen. 415 6. (58.) Familia Spongidae Schulze (97) p. 593. Cornacuspongiae ohne Kieselnadeln, mit kleinen, kugligen oder bimförmigen Kammern und einem Skelet, welches aus einem Netzwerk von meist fremdkörperführenden Hornfasern besteht. [60, 95, 97, 98, 121.] Diese Familie wurde von Schulze (97) aufgestellt und ist von Vosmaer (115) und mir (56, 60) acceptirt worden. Vosmaer (1. c.) und neuerlich auch ich (60) geben dieser Familie eine weitere Ausdehnung als Schulze. Vosmaer stellte üfircmfa, eine Gattung, für die er (113) und ich (56) früher eine eigene Familie errichtet hatten, zu den Spongidae, und ich habe neuerlich nicht nur diese Vosmaer’ sehe Anschauung acceptirt, sondern auch noch Aplysina und Verwandte — die ganze Familie Aplysinidae Vossmaer (115) — zu den Spongiden gestellt. Alle diese sind mit einander recht nahe verwandt. Die Gattung Chalinopsilla Lendenfeld (60) verbindet die Spongidae mit den Chalininae so enge, dass sich eigentlich gar keine scharfe Grenze zwischen Spongidae und Homorrhaphidae ziehen lässt. Mit keiner anderen Gruppe sind die Spongidae so nahe verwandt wie mit den Homorrhaphidae, und ich bin der Ansicht, dass sie sich durch den Verlust der Nadeln aus Homorrhaphiden- Vorfahren entwickelt haben. Ich theile die Familie Spongidae in fünf Subfamilien. I. Subfamilia Eusponginae Lendeiifeld (60) p. 123. Spongidae mit soliden, glatten, nicht in Bündeln angeordneten Hornfasern, welche meist in Haupt- und Verbindungsfasern unterschieden sind und ein Netz mit kleinen, in der Regel dem freien Auge unsichtbaren Maschen bilden. 1. (280) Chalinopsilla Lenden feld (60) p. 124. Verzweigte, fächerförmige oder lappig-massige Eusponginae mit glatter Oberfläche und reticulösem Dermalskelet. Skeletnetz mit einfachen Verbindungsfasern und viereckigen Maschen. 2. (281.) Phyllospongia Ehlers (27) p. 22. Dünne lomellöse, becher- oder fächerförmige, verzweigte, niemals massige Eusponginae, ohne Conuli auf der Oberfläche; mit dünnen Skeletfasern. Die dickeren Formen mit Sandpanzer. 3. (282.) Leiosella Lendenfeld (60) p. 201. Dicke, lamellöse, becher- oder fächerförmige, oder verzweigte Eusponginae mit glatter Oberfläche; mit verzweigten Verbindungsfasern und sehr engmaschigem Skeletnetz. Ohne Sandpanzer. 4. (283.) Euspongia Bronn (7.) Massige Eusponginae ohne ausgedehnte Vestibularräume, mit Conulis auf der Oberfläche und einem engmaschigen Skeletnetz, welches aus distanten Hauptfasern und reich verzweigten Verbindungsfasern besteht. 416 5. (284.) Hippospongia Schulze (97) p. 614. Euspouginae mit grossen Vestibularräumen, welche an Weite die dazwischen liegenden Septen übertreffen. Mit Conulis oder eiaem glatten Sandpanzer auf der Oberfläche und weichen elastischen Skeleten. 6. (285.) Gosdnoderma Carter (17) p. 305. Massige, oft gestielte oder fächerförmige Eusponginae mit glatter Oberfläche und einem starken, netzförmigen Sandpanzer. Mit sehr feinem Skeletnetz, mit grossen Subdermalräumen. Ohne Vestibüle. II. Subfamilia Aplysininae Lendenfeld (60) p. 335. Spongidae mit einem weitmaschigen Skeletnetz, welches aus glatten, mehr oder weniger markhaltigen Fasern besteht. Die Subfamüie ist vollkommen identisch mit der von mir im Jahre 1882 aufgestellten Sub- familie Aplysininae (49) und mit der Familie Aplisinidae im Sinne Vosmaer’s (115). 1. (286.) Thoreda Lendenfeld (60) p. 336. Aplysininae mit einem weitmaschigen Skeletnetz, und einem starken glatten, netz- ) rmigen Sandpanzer. 2. (287.) Thoredandra Lendenfeld (60) p. 369. Aplysininae mit sehr grobem Skeletnetz und einem starken Sandpanzer mit vorragen- den Kämmen, welche in der Regel ein Netz bilden, auf der Oberfläche. 3. (288.) Aplysinopsis Lendenfeld (60) p. 374. Aplysininae mit fremdkörperführenden Haupt- und einfachen, markhaltigen V erbindungs- fasern. Mit Conulis auf der Oberfläche und ohne Sandpanzer. 4. (289.) Luffaria Polejaeff (74) p.. 69. Aplysininae mit Hauptfasern und primären und secundären Verbindungsfasern. Die primären Verbindungsfasern bilden ein grobes Netz in dessen Maschen, Netze der viel feineren secundären Verbindungsfasern ausgebreitet sind. Mit Conulis anf der Oberfläche ; ohne Sandpanzer. 5. (290.) Aplijsina Nardo (69) p. 714. Aplysininae mit einem Skelet, welches aus gleichartigen Fasern besteht; ohne Haupt- fasern. Mit Conulis auf der Oberfläche. Ohne Sandpanzer. III. Subfamilia Druinellmae Lendenfeld (60) p. 425. Spongidae mit einem Skelet, welches aus sehr dicken, kaum anastomosirenden Fasern mit hochknorriger Oberfläche besteht. Die Fasern sind von Fremdkörpern frei. Mit langen, aus- und einführenden Specialcanälen zu den Geisselkammern. 417 1. (291.) Druimlla Lendenfeld (60) p. 425. Druinellinae mit fingerförmigen Fortsätzen. IV, Subfamilia Halminae Lendenfeld (60) p. 428. Spongidae mit einem, grösstentheils aus Sand bestehendem Skelet. 1. (292.) Oligoceras Schulze (98) p. 34. Massige, blattförmige oder tubulöse Halminae mit einem Skelet, welches aus grossen, theilweise durch feine Hornfasern mit einander verbundenen Sandkörnern besteht. 2. (293.) Dysideopsis Lendenfeld (60) p. 433. Halminae mit einem Skelet, welches aus einem gleichförmigen Netz glatter Sandstränge besteht. Ohne Hauptfasern. 3. (294.) Halme Lendenfeld (60) p. 446. Eeticulöse, häufig bienenwabenartige Halminae mit einem Skelet, welches aus einem Netz sehr feiner Hornfasern besteht, in deren Knotenpunkten zum Theil grosse Sand- körner liegen. V. Subfamilia Stelospouginae Lendenfeld (60) p. 468. Spongidae mit einem weitmaschigen Skeletnetz, welches aus starken, soliden Haupt- und Verbindungsfasern besteht. Die ersteren sind in der Regel, die letzteren weniger oft bündelweise angeordnet. 1. (295.) Stelospongia Schmidt (89) p. 29. Stelosponginae mit meist einfachen Verbindungsfasern; ohne Filamente. 2. (296.) Hircinia Nardo (69). Stelosponginae mit meist bündelweise angeordneten Verbindungsfasern; mit Filamenten. Der Stammbaum der Spongien. Wenn ich es jetzt wage, an das Problem der Stammesverwandtschaft der Spongien- familien heranzutreten, so geschieht dies nicht, weil ich glaube, dass unsere Kenntniss der Spongien hinreicht, um die Aufstellung eines Stammbaumes zu rechtfertigen, nicht weil ich glaube, dass ich mehr als sonst jemand die zu so einem Unternehmen nöthigen Vorkennt- nisse besitze, und noch weniger in der Meinung, in diesem Stammbaum das Richtige ge- troffen zu haben; sondern nur deshalb, um den Gegenstand überhaupt in eine debattirbare Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVI. 53 418 Form zu bringen. leb hoffe nur, dass durch die Kritik meines Stammbaumes unsere Kenntniss der Spongien-Phylogenie gefördert werden möge. Ich habe schon oben, in der Einleitung, meine Ansichten über die Stellung der Spongien im System zum Ausdrucke gebracht. Dieselben sind in dem Stammbaume graphisch dar- gestellt. Ich denke mir, dass sich aus den Gastraeaden einerseits die Epithelaria und anderer- seits die Mesodermalia entwickelt haben. Die Coelomaten leite ich von den Epithelarien ab. Der Stamm der Mesodermalien umfasst bloss die Spongien. Der Spongienstamm theilte sich frühzeitig in zwei Aeste: Calcarea und Silicea. Der Calcarea-Ast verzweigte sich abermals dichotomisch, uad es entwickelten sich aus den ur- sprünglichen Asconidae einerseits die Leucopsidae und andrerseits die Homodermidae. Von den Leucopsiden sind die Teichonidae und die Leuconidae abzuleiten. 4^^ Homodermiden entwickelten sich zunächst die Syconidae und aus diesen dann die Sylleibidae. Der Silicea-Ast des Spongienstammes theilte sich ebenfalls dichotomisch, indem sich zugleich die Triaxonia und Tetraxonia aus jenen Urschwärmern hervorbildeten, welche die Gewohnheit angenommen hatten, Kieselsäure in ihrem Körper niederzuschlagen. Die ältesten Triaxonier waren die Hexactinellida, die ältesten Tetraxonier die Chondrospongiae. Von dem Triaxonier-Ast zweigten zunächst die Hyalonematidae ab; weiters theilte er sich dichotomisch. Der eine Ast repräsentirt die Dictyonina, giebt zunächst einen Zweig, die Farreidae ab, theilt sich dann gabelig und trägt auf einem Zweig die Euretidae und Melittionidae und auf dem anderen die Coscinoporidae und Tretodictyidae. Der andere Ast gab zunächst die Maeandrospongidae und weiters die Asconematidae ab, und verzweigte sich dann trichotom. Zwei der Zweige repräsentiren die EuplectelUdae und Rossellidae, und der dritte, welcher die kiesellosen Triaxonier enthält, stellt die Ordnung Hexaceratina dar. Dieser Zweig theilte sich gabelig, indem sich aus demselben einerseits die Halisarcidae und andererseits die Darwinellidae entwickelten. Die Aplysillidae sind aus den Darwinelliden hervorgegangen. Der Tetraxonier-Ast wird in seinem Ursprung vielleicht am besten durch die Familie Corticidae repräsentirt. Aus dieser entwickelten sich einerseits die Thrombidae und anderer- seits die Plakinidae. Von den Thrombiden ist zunächst ein kleiner Zweig abzuleiten, der die Tetillidae und Samidae trägt. Weiter theilte sich der Thrombiden-Ast gabelspaltig, indem sich aus dem- selben einerseits die PachastrelUdae und andererseits die Theneidae entwickelten. Aus den Pachastrelliden entwickelten sich die Geodidae, von denen die Placospongidae mit ihren Ahhandl.d.Setickenb natarA Gfsdlsch. Taf v.Lmduifeld Axin^Udae Oodopeliüiat SiiberiiidiU AuUnidae Gsanoporidai Tietodich/idae Lith.ÄrisL IC A. CiLtsch,. R v.Lendzafehi dei. 419 raonaxonen Megascleren abzuleiten sind. Weiter trägt der Geodiden-Ast die Lithistina. Der Lithistinen-Ast gab zunächst einen Zweig ab, der die Änomocladidae und Azoricidae trägt. Weiter th eilte sich dieser Ast dichotom. Der eine Gabelast trägt die Scleritodermidae, Clado- peltidae und Neopeltidae, und der andere die Corallistidae, Pleromidae und Tetracladidae. Aus den Theneiden entwickelten sich zunächst die Stellettidae, von denen zwei Aeste abgehen: die Epipolasidae einer- und die Tethijdae andererseits. Von dem Epipolasiden-Ast zweigten früh die SoUaselUdae ab. Weiter entwickelten sich aus den Epipolasiden die Spirastrellidae und aus diesen die SpongilUdae und Äxinellidae. Von dem Tethyden-Aste zweigten früh die Tethyopsillidae ab. Weiter entwickelten sich aus den Tethyden die Donjpleridae, die Scolof idae und die ChondrilUdae. Von den Scolopiden sind die Suberitidae abzuleiien. Von dem Chondrilliden - Aste zweigte früh die Familie Astropeplidae ab, und es entwickelten sich aus den Chondrilliden auch die Ghondrosidae. Von den Plakiniden sind zunächst die Oscarellidae abzuleiten, und weiter entwickelten sich aus den Plakiniden die Cornacuspongiae, die in drei Aeste zerfallen : Desmacidonidae, Heterorrhaphidae und Hommorrhaphidae. Aus den Desmacidoniden entwickelten sich die Aulenidae, aus den Heterorrhaphiden die Spongelidae und aus den Homorrhaphiden die Spongidae. Alphabetische Liste der Termini technici für die Nadeln mit Erklärungen derselben. Amphiaster. Ein in die Länge gezogener Stern, der aus einem kurzen, geraden Schaft besteht, von dessen Enden mehrere kurze Strahlen abgehen. (Eine Art Aster; Polyaxon.) Amphichel. Ein Doppelanker mit ringsum stehenden Zähnen, der aus einem geraden Schaft besteht, an dessen Enden je ein Wirtel von fünf oder mehr Widerhaken sitzt. (Eine Art Meniskoid; Monaxon.) Ampjhidisc. Amphiox. Ein gerader Schaft, dessen Enden je eine runde, glattrandige oder öfters gezähnte Scheibe terminal aufsitzt. (Eine Art Aster; Polyaxon.) Ein cylindrischer oder spindelförmiger Stab, welcher an beiden Enden allmälig zugespitzt ist. (Eine Art Diact; Monaxon.) Amphistrongyl. Ein cylindrischer, ausnahmsweise spindelförmiger Stab, welcher an beiden Enden abgerundet ist. (Eine Art Diact; Monaxon.) 53* 420 Ämphitorn. « Ein cylindrischer Stab, welcher an beiden Enden plötzlich zugespitzt ist. (Eine Art Diact; Monaxon.) Amphitriaen. Ein cylindrischer Schaft, welcher von jedem Ende drei congruente Strahlen ab- gibt. (Eine Art Triaen; Tetraxon.) Ampliityl. Ein cylindrischer Stab, dessen Enden knopfartig verdickt und abgerundet sind. (Eine Art Diact; Monaxon.) Anatriaen. Ein kegelförmiger Stab, von dessen dickerem Ende drei congruente, widerhacken- förmig zurückgebogene Strahlen abgehen. (Eine Art Triaen; Tetraxon.) Anthaster. Ein Stern mit wenigen, häufig sechs, cylindrischen Strahlen, welche am distalen Ende kolbig verdickt und stachelig sind. (Eine Art Aster ; Polyaxon.) Aster. Ein Stern. (Grundform der Stellare; Palyaxon.) Candelaher. Eine vierstrahlige Nadel, mit distal verzweigten Strahlen. Drei davon sind unter einander congruent und tragen kurze, stachelähnliche Endzweige. Der vierte steht senkrecht auf die Ebene, in welcher die Enden der anderen Strahlen liegen, und trägt viel längere, kronenleuchterarmähnliche Endzweige. (Eine Art Tetract ; Tetraxon.) Chel. Ein, meist gebogener Schaft, dessen Enden verbreitert, gezähnt und plötzlich hackenförmig umgehogen sind. (Eine Art Meniskoid; Monaxon.) Chelon. Ein stark gebogener cylindrischer Schaft mit drei gebogenen, hackenförmigen Strahlen an jedem Ende. Diese Strahlen sind etwa Va so lang als der Schaft und haben dieselbe Dicke und Krümmung wie dieser. Ohne flügelartige Anhänge. Der gekrümmte Schaft und die sechs Hacken liegen in zwei auf einander senk- rechten Ebenen, deren Schnittlinie durch die Endpunkte des Schaftes geht. (Eine Art Meniskoid; Monaxon.) Clielotrop. Eine Nadel, die aus vier, meist kegelförmigen Strahlen bestehen, die von dem Mittelpunkte ausstrahlen. Die Strahlen sind congruent und schliessen mit ein- ander gleiche Winkel ein. (Eine Ai’t Tetract; Tetraxon.) Chiaster. Ein kleiner Stern mit schlanken, cylindrischen, distal abgerundeten oder ver- dickten Strahlen. (Eine Art Aster; Polyaxon.) 421 Cladotyl. Clavul. Dermal. Desm. Diactin. Diaen. Diaspis. Diancister. Dichotriaen. Dictyonal. Discohexacter. Discorhabd. Ein kurzer Schaft mit einem Hackenkranze an dem einen, und einer Verdickung an dem andern Ende. (Eine Art Monact; Monaxon.) Eine kegelförmige, an einem Ende zugespitzte und am andern Ende mit einer knopfartigen Anschwellung oder einem gezähntrandigen Terminalscheibchen ver- sehene Nadel. (Eine Art Monact; Triaxon.) Nadel der Haut. Unregelmässig verzweigte Gebilde der Lithistiden, welche durch Ablagerung von Kieselschichten auf einen rundlichen Nucleus oder auf eine ein- oder vierstrahlige Nadel entsteht. (Tetraxon.) Ein cylindrischer oder spindelförmiger, an beiden Enden zugespitzter Stab, dessen geometrischer Mittelpunkt in der Nähe der Längemitte und nicht in einem Ende liegt. (Monaxon.) Ein langer, kegelförmiger Schaft, von dessen dickerem Ende zwei kürzere Strahlen abgehen. (Eine Art Triaen ; Tetraxon.) Ein gerader, cylindrischer Schaft mit einer eingezogenen oder flachen Querscheibe an jedem Ende. (Eine Art Monaxon.) Ein leicht gekrümmter Schaft mit einem Einschnitt in der Mitte der konkaven Seite. Die scharfspitzigen Enden sind hackenförmig gegen die konkave Seite des Schaftes zurückgebogen und durch je einen Einschnitt im Bug vom Schafte ab- geschnürt. (Eine Art Meniskoid, Monaxon.) Ein langer kegelförmiger Schaft von dessen verdicktem Ende drei distal einfach gabelig verzweigte Strahlen abgeben. (Eine Art Triaen, Tetraxon.) Die Nadeln des Parenchyms, welche verschmelzen und das Gittergerüst der dictyionen Hexactinelliden zusammensetzen (parenchymale Triaxone). Ein Stern, welcher aus sechs von einem Punkte unter Winkeln von 90® abgehen den Strahlen besteht, welche schlanke Endzweige tragen, an deren Enden radial symmetrische Terminalscheiben sitzen. (Eine Art Hexaster; Triaxon.) Ein kegelförmiger Stab, dessen dickeres Ende knopfartig angeschwollen und stachelig ist. In der mittleren Partie der Nadel liegen mehrere Querscheiben, die gegen das spitze Ende hin konstant an Grösse abuehmen. (Ein Art Aster; Polyaxen.) — 422 — Discotriaen. Ein längerer, kegelförmiger Schaft, auf dessen dickerem Ende eine terminale Scheibe sitzt. In der Nähe des Schaftursprungs sind in der Scheibe drei, unter Winkeln von 120° ahgehende, kurze Äxenfäden erkennbar, (Eine Art Triaen; Tetraxon.) Dragm. Ein Büschel feiner Kieselfäden, die in einer Zelle entstehen. (Monaxon?) Eltaster. Ein Stern, dessen Strahlen von einem gemeinsamen Mittelpunkte ahgehen. (Eine Art Aster; Polyaxon.) Floricom. Ein Stern, welcher aus sechs, unter Winkeln von 90° von einem Punkte ab- gehenden cylindrischen Strahlen besteht, auf deren Enden je sechs S förmig ge- bogene, distal verbreiterte und gezähnte , blumenkelchartig angeordnete Zweige sitzen. (Eine Art Hexaster; Triaxon.) Graphihexaster. Ein Stern, welcher aus sechs kurzen, unter Winkeln von 90° von einem Punkte abgehenden Strahlen besteht, auf deren Enden je ein pinselähnlicher Büschel sehr feiner und langer, ganz gerader Zweige sitzt. (Eine Art Hexaster; Triaxon.) Heterochel. Ein gebogener Schaft, dessen verbreiterte, häufig gezähnte Enden hackenförmig gegen die koncave Seite des Schaftes umgebogen sind. Die beiden Terminal- hacken sind ungleich. (Eine Art Meniskoid; Monaxon.) Hexactin. Eine Nadel mit sechs, unter Winkeln von 90 ° von einem Punkte abgehenden Strahlen. (Triaxon.) Hexaster. Ein Stern mit sechs, unter Winkeln von 90 ° von einem Punkte abgehenden Strahlen, in der Regel mit Endzweigen. (Triaxon.) Hypodermal. Eine Nadel, deren tangentiale Strahlen in der äusseren Haut und deren Proximal- strahl im Parenchym liegen. Hypogastral. Eine Nadel, deren tangentiale Strahlen in der Gastralmembran und deren Distal- strahl im Parenchym liegen. Isochel. Ein gebogener Schaft, dessen verbreiterte, häufig gezähnte Enden hackenförmig gegen die koncave Seite des Schaftes umgebogen sind. Die beiden Terminal- hacken einander gleich. (Eine Art Meniskoid; Menaxon.) 423 Lahis. Eine pincettförmige Nadel, welche aus zwei geraden oder schwach gekrümmten mit spitzem Winkel aufeinander treffenden cy lindrischen Stäben besteht. (Eine Art Meniskoid; Monaxon.) Marginal. Eine Nadel, welche frei vorragend an der Bildung eines Kragens um das Osculum theilnimmt. Megasclere. Die grossen Nadeln des Stützskelets. (Sie sind niemals Meniskoide oder Polyaxone.) Meniskoid. Kleine gebogene, einaxige Nadeln. (Monaxon.) Mesotriaen. Ein Schaft, von dessen Mitte drei Strahlen, unter Winkeln, gegen einander, von 120®, abgehen. (Eine Art Triaen, Tetraxon.) Microrhabd. Ein sehr kleiner und kurzer, an beiden Enden abgestumpfter, häufig dorniger Stab. (Eine Art Diact, oder häufiger wahrscheinlich eine Art Aster, Monaxon oder Polyaxon.) Microsdere. Kleine, der Grundsubstanz eingestreute, oder auch eine Rinde bildende Nadeln, welche nie an dem Aufbau eines zusammenhängenden Stützskelets theilnehmen. (Können Monaxon, Triaxon, Tetraxon oder Polyaxon sein.) Microtriaen. Eine kleine Nadel, die aus einem kegelförmigen Schaft besteht, von dessen dickerem Ende drei Strahlen abgehen. (Eine Art Triaen; Tetraxon.) Microx. Ein kleiner cylindrischer oder spindelförmiger Stab mit zugespitzten Enden, nimmt an dem Aufbau des Stützskelets keinen Antheil. (Eine Art Diact; Monaxon oder durch Reduction der Strahlenzahl aus einem Aster hervorgegangen; Polyaxon.) Monactin. Ein cylindrischer Stab mit einem zugespitzten und einem abgestumpften oder an- geschwollenen Ende. In dem letzteren liegt der geometrische Mittelpunkt der Nadel. (Monaxon.) Monaxon. Einaxige Nadel. Monoaen. Ein längerer, kegelförmiger Schaft, von dessen dickeren Ende ein kürzerer Strahl abgeht. (Eine Art Triaen ; Tetraxon.) Monocrepis. Ein unregelmässig, verzweigtes Gebilde der Lithistiden, das durch Ablagerung von Kieselschichten auf einen stabförmigen Kern gebildet wird. (Eine Art Desm; Tetraxon.) 424 Orthodiam. Ein längerer, kegelförmiger Schaft, von dessen dickerem Ende zwei kürzere Strahlen unter Winkeln von annähernd 90® ahgehen. (Eine Art Triaen ; Tetraxon.) Orthodragm. Ein Büschel feinster gerader, dicht zusammengedrängter Kieselfäden, die in einer Zelle entstehen. (Eine Art Dragm; Monaxon (?).) Orthotriaen. Ein längerer kegelförmiger Schaft, von dessen dickerem Ende drei kürzere Strahlen unter Winkeln von annähernd 90® ahgehen. (Eine Art Triaen; Tetraxon.) Oxyaster. Ein Stern mit zugespitzten kegelförmigen Strahlen. (Eine Art Aster; Polyaxon.) Oxydiaclin. Ein Stab mit zugespitzten Enden. (Eine Art Diact, durch Reduction der Strahlen- zahl aus einem Hexact entstanden; Triaxon.) Oxyhexactin. Sechs von einem Punkte unter Winkeln von 90® ausstrahlende zugespitzte Strahlen. (Eine Art Hexact; Triaxon.) Oxypentactin. Fünf von einem Punkte ausstrahlende zugespitzte Strahlen. (Eine Art Pentact, durch Reduction der Strahlenzahl aus einem Hexact entstanden; Triaxon.) Oxytetractin. Vier von einem Punkte ausstrahlende, zugespitzte Strahlen. (Eine Art Tetract; durch Reduction der Strahlenzahl aus einem Hexact entstanden; Triaxon.) Parenchymal. Die Nadeln, welche in der Pulpa (Parenchym) verkommen. Pentactin. Eine fünfstrahlige Nadel. (Triaxon.) Phyllotriaen. Ein längerer, kegelförmiger Schaft, von dessen dickerem Ende drei kürzere, seitlich flügelartig verbreiterte kürzere Strahlen ahgehen. (Eine Art Triaen; Tetraxon.) Pinul. Eine fünf- oder sechsstrahlige Nadel mit vier, in einer Ebene liegenden, kreuz- förmig angeordneten Strahlen, von deren Kreuzungspunkt ein viel stärkerer, Schuppen oder Stachel tragender Strahl ahgeht. Dieser steht senkrecht auf die Ebene der Kreuzstrahlen und ist in der Mitte oder an der Basis am dicksten und distal abgerundet. Die Stacheln oder Schuppen sind aufstrebend, mehr oder weniger anliegend. Wenn ein sechster Strahl entwickelt ist, erscheint er als Ver- längerung des föhrenzapfenähnlichen Strahls auf der anderen Seite der Kreuzebene. (Eine Art Pentact oder Hexact; Triaxon.) 425 Plagiotriaen. Ein längerer kegelförmiger Schaft, von dessen dickerem Ende drei kürzere, auf- strebende, gabelzinkenähnlich gestellte Strahlen abgehen, welche mit der Fort- setzung der Achsenlinie des längeren Schaftes einen Winkel von ungefähr 45® einschliessen. (Eine Art Triaen; Tetraxon.) Pleural. Nadeln der Haut, welche frei über die Oberfläche des Schwammes vorragen. Plumicom. Ein Stern mit sechs kurzen cylindrischen, unter Winkeln von 90® von einem Punkte abgehenden Strahlen, an deren Enden je ein Büschel feiner, fadenförmiger,^ Sförmig gebogener Endzweige sitzt. Die Enden dieser Zweige liegen in mehreren Etagen über einander. (Eine Art Hexaster; Triaxon.) Pohjaxon. Vielaxige Nadel. (Stets Microsclere.) Principal. Die grossen, theilweise durch Kieselcement verkitteten Nadeln, welche das Stütz- skelet der Hexactinelliden zusammensetzen. Protriaen. Ein längerer, kegelförmiger Schaft, von dessen dickerem Ende drei kürzere, auf- strebende gabelzinkenähnliche Strahlen abgehen, welche mit der Fortsetzung der Achsenlinie des längeren Schaftes einen Winkel einschliessen, der kleiner als 45® ist. (Eine Art Triaen; Tetraxon.) Pycnaster. Ein kleiner Stern mit sehr kurzen und dicken, kegelförmigen, abgestumpften Strahlen. (Eine Art Aster, Polyaxon.) Rhahdom. I Der längste Strahl solcher Nadeln, welche aus einem kegelförmigen Schaft be- stehen, von dessen dickerem Ende ein bis drei kürzere Strahlen abgehen, heisst Rhahdom. (Theil einer triaenen Nadel.) Rhaphid. Feinste Kieselfäden, selten gerade, meist leicht gebogen, (Eine Art Diact ; Monaxon.) Sanidaster. Fin Stab mit abgerundeten, cylindrischen Dornen von beträchtlicher Länge. Jene, welche von der Mitte des Stabes abgehen, stehen senkrecht auf demselben und sind häufig in Wirteln angeordnet. Jene, welche von den Enden abgehen, stehen schief nach auswärts. (Eine Art Aster; Polyaxon.) Scopul. Ein langer, gerader Schaft, von dessen einem Ende zwei oder mehr gabelzinken- artige Strahlen abgehen, (Triaxon.) Sigmaspir. Ein einfach spiralig gewundener oder bogenförmiger Stab. (Eine Art Aster ; Polyaxon . Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Ed. XYI 54 426 Sigm. Spher. Spheraster. Spiraster. Spirul. Stellar. Sterraster. Styl. Stylett. Tetracrepis. Tetractin. Tetraxon. Tox. Triactin. Triaen. Triaxon. Trichodragm. Ein einfach spiralig gekrümmter oder bogenförmiger Stab. (Eine Art Meniskoid; Monaxon.) Eine kleine strukturlose Kieselkugel. (Eine Art Aster; Polyaxon.) Ein Stern, welcher aus einer beträchtlichen Centralmasse besteht, von der dicke und kurze kegelförmige Strahlen abgehen. (Eine Art Aster; Polyaxon.) Ein kurzer und meist dicker, leicht spiralig gewundener Stab mit starken, meist dicken und kurzen, kegelförmigen Dornen. (Eine Art Aster; Polyaxon.) Eine schlanke und glatte, spiralig gewundene Nadel. Mit mehr wie einer Windung. (Eine Art Aster oder Meniskoid; Polyaxon oder Monaxon.) Kleine, vielstrahlige Nadeln. (Polyaxon.) Kugelförmige, ovale oder scheibenförmige Gebilde, welche durch die Verschmelzung der Strahlen von Kieselsternen entstehen. (Eine Art Aster; Polyaxon.) Ein cylindrischer Stab, der an einem Ende abgerundet, am andern zugespitzt ist. (Eine Art Monact; Monaxon.) Ein spindelförmiger, mit unregelmässigen, ringförmigen Einschnürungen versehener Stab, der an einem Ende zugespitzt, am andern zu einer kleinen Terminalscheibe verbreitert ist. (Eine Art Monact; Monaxon.) Ein unregelmässig verzweigtes Gebilde der Lithistiden, welches durch Ablagerung von Kieselschichten auf einer vierstrahligen Nadel entsteht. (Eine Art Desm; Tetraxon.) Eine vierstrahlige Nadel. (Tetraxon oder Triaxon.) Vieraxige Nadeln. Ein an beiden Enden ausgeschweifter Bogen. (Eine Art Meniskoid; Monaxon.) Eine dreistrahlige Nadel. (Tetraxon oder Triaxon.) Ein längerer, kegelförmiger, selten cylindrischer Schaft, von dessen einem Ende, oder ausnahmsweise * von beiden, ein bis drei Aststrahlen abgehen. (Tetraxon.) Nadel mit drei, einander unter rechten Winkeln schneidenden Axeu. Ein Büschel gebogener feinster Kieselfäden, die alle in derselben Zelle entstanden sind. (Eine Art Dragm; Monaxon [?]). 427 Trichotriaen. Triod. Tylostyl. Uncinat. Ein längerer kegelförmiger Schaft, von dessen dickerem Ende drei kürzere Strahlen ahgehen, welche je drei Endzweige tragen. (Eine Art Triaen; Tetraxon.) Eine dreistrahlige Nadel, deren Strahlen nicht in einer Ebene liegen, sondern die Lage der Kanten einer dreiseitigen Pyramide einnehmen. (Eine Art Triact; Tetraxon.) Ein cylindrischer Stab, der an einem Ende zugespitzt ist und am andern eine kuglige Anschwellung besitzt und abgerundet ist. (Eine Art Monact; Monaxon.) Ein gerader, meist cylindrischer, an beiden Enden zugespitzter Stab, welcher grosse und starke, nach einem Ende hin geneigte hackenförmige Dornen trägt. (Eine Art Diact; Monaxon.) Literat ur-V erzeichniss. 1. Barboza du Bogage, J. V., Eponges siliceuses nouvelles de Portugal et de iTle St. Jago: Podospongia lovenii, Reniera (?) grayi, Discodermia poldiscus, Latrunculia cratera. in: Jorn. Sec. Math. Lisboa. Bd. 2, 1870, p. 159—162. 2. Bowerbank, J. S,, On the anatomy and physiology of the Spongiadae. Part II. in: Phil. Trans. Bd. 152, 1862, p. 747—836. 3. — — A monograph of the British Spongiadae. Bd. 1. (Ray Society) London. 1864. 4. — — A monograph of the British Spongiadae. Bd. 2. (Ray Society) London. 1866. 5. — — A monograph of the Siliceo - Fibrous Sponges Part I. in : Zool. Soc. 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Cawne Warren. Ihid. Bd. 8, 1881, p. 101 — 112. 16. — — Some Sponges from the West Indies and Acapulco, in the Liverpool Free Museum, described with general and classificatory remarks. Ibid. Bd. 9, 1882, p. 266— 301, 346 — 368. 17. — — Contributions to our knowledge of the Spongida. Ihid. Bd. 12, 1883, p. 308 — 329. 18. — — Catalogue of the marine sponges collected by Mr. Jos. Willcox on the west coast of Florida, in: Philadelphia, Acad. Nat. Sei. Proc., 1884, p. 202 — 209. 19. — — Report on a collection of marine sponges from Japan, made by Dr. J. Andersen, F. R. S. in: Ann. Mag. Nat. Hist., Bd. 15, 1885, p. 387 — 406. 20. — — Descriptions of sponges from the neighbourhood of Port Philip Heads, South Australia. Ibid. Bd. 17, 2886, p. 40—53, 112—127, 431—441, 502—516. 429 21. Carter, H. J., Description of sponges from the neighbourhood of Port Phillip Heads, South Australia. Ann. Mag. Nat. Hist. Bd. 18, 1886, p. 34 — 55, 126 — 149. 22. Claus, C., Grundzüge der Zoologie. 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Die Gattung Hircinia, Nardo und Oligoceras, n. g. Ebenda, Bd. 33, 1879, p. 1 — 38. 99. — — Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Spongien. IX. Mittbeilung. Die Plakinidae. Ebenda, Bd. 34, 1880, p. 407 — 451. 100. — — Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Spongien. X. Mittheilung. Corticium candelabrum, 0. Schmidt. Ebenda, Bd. 35, 1881, p. 410 — 730. 101. — — Ueber den Bau und das System der Hexactinelliden, in; Berlin Acad. Abhandl. 1886 (Pbys). 102. Hexactinellida. Report on the Scientifie Results of tbe voyage of H. M. S. „Cbalenger“. Zoology. Bd. 21, London, 1887. 103. Semper, C., Einige neue Kieselscbwämme der Philippinen; Hyalonema Schultzei, n. sp., und Eurete n. g., in: Würzburg, Pbys. Med. Ges. Verbandl., Bd. 1, 1869, (Sitzber. 1868) p. XXIX— XXX. 104. Sollas, J. W., The spongefauna of Norway: a report on the Rev. A. M. Norman’s collection of sponges from tbe Norwegian coast, in: Ann. Mag. Nat. 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Zool., Bd. 48, 1889 p. 311 — 405. Index der systematischen Namen. Die grössergedruckten Zahlen beziehen sich auf jene Seite, wo die Diagnose vorkommt. Acanthascus . . . 376 Acanthella .... 401 Acarnus 406 Aciculites .... 388 Acornua 385 Agelas 406 Algol 393 Amphibleptula . . 389 Amphidiscophora 372, 377 Amphius .... 398 Amphoriscus 366, 368, 368 Anamixilla 366, 368, 368 Ancorina .... 392 Anomocladidae 386, 389, 419 Anoplia 388 Antares 394 Antherochalina . . 413 Aphrocallistes 380, 380 Aplysilla . . 372, 383 Aplysillidae 372, 382, 383, 384, 403, 418 Aplysillinae . . . 383 Aplysina .... 416 Aplysinidae . . . 415 Aplysininae . . . 416 Aplysinopsis . . . 416 Arenochalina . . . 414 Arenochalininae . . 414 Artemisina . . . 404 Ascaltis . 364, 365, 365 Ascandra . . 364, 365 Ascetta . . . 364, 365 Ascilla . . . 364, 365 Asconema . . 374, 374 Asconematidae 374, 418 Asconematinae 374, 374 Ascones . . . . . 364 Asconidae 364, 364, 365, 418 Ascortis . . . 364, 365 Asculmis . . 364, 365 Ascyssa . . . 364, 365 Asteropus . . . . 398 Astropeplidae 395, 402, 403, 419 Astropeplus . . 403 Astrophora . . . . 390 Aulascus . . . 374 Aulena . . . 407, 407 Aulenidae . . 407, 419 Aulocalyx . ‘ . 377 Aulochone . . . 376 Aulocystis . . . 381 Axinella . . . . 401 Axinellidae 372, 384, 385, 396, 400, 403, 419 Axinellinae . . . 401 Axinoderma . . . 405 Azorica 388 Azoricidae 386, 388, 419 Bajulus 383 Balanites .... 375 Bathydorus . . . 376 Cacochalina . . . 412 Cacochalininae . . 412 Calcabrina .... 395 Calcarea . 363, 364, 418 Callipelta .... 387 Calthropella . . . 391 Caminus .... 393 Carteria 377 Caulocalyx .... 377 Caulophacinae . 374, 375 Caulophacus . . . 375 Ceraochalina . . . 412 Chalininae 410, 411, 411, 415 Chalinissa .... 412 Chalinodendron . . 414 Chalinopora . . . 412 Chalinopsilla . 415, 415 Chalinorrhaphinae . 414 Chaliuorrhaphis . . 414 Characella .... 391 Chondrilla . . 402, 403 Chondrillidae . 403, 419 Chondrocladia . . 404 Chondrosia . . 402, 403 Chondrosidae . 403, 419 Chondrospongiae 371, 372, 383, 384, 384, 385, 396, 401, 418 Chonelasma . 380, 380 Choristida 385, 389, 494 Chrotella .... 390 Cinachyra .... 390 Ciocalypta .... 401 Cladochalina . . . 412 Cladopeltidae .. 388, 419 Cladorhiza .... 404 Clathria .... 405 Clathrina .... 364 Clathriodendron . . 405 Clathriopsamma 407, 407 Clathrissa .... 405 Clavularia .... 379 Clavulina 385, 394, 396, 398, 399, 401 Cliona . . . 400, 400 Coelentera .... 363 Coelomata .... 363 Collinella .... 386 Columnites .... 397 437 Coppatias .... 398 Corallistes .... 387 Corallistidae . 387, 419 Cornacuspongiae 361, 372, 384, 385, 396, 400, 401, 403, 410, 419 Corticella .... 395 Corticidae . . 395, 418 Corticiain .... 395 Coscinoderma . . . 416 Coscinoporidae 380, 418 Craniella .... 390 Crateromorpha 376, 375 Cydonium .... 394 Cyrtaulon .... 380 Daedalopelta . . . 387 Dactylocalyx . . 381, 381 Dactylochalina . . 414 Darwinelia. . 382, 372 Darwinellidae 382, 382, 383, 384, 418 Demospongiae . . 371, 385 Dendrilla .... 383 Dendropsis .... 400 Dercitus .... 391 Desmacella. . . . 409 Desmacellinae. . . 409 Desmacidon . . . 404 Desmacidonidae 403, 407, 419 Dictyocalyx . . . 373 Dictyonina 372, 378, 418 Discodermia . . . 386 Disyringa .... 392 Doryplerus . 396, 397, 419 Druinella .... 417 Druinellinae . . . 416 Dysideopis .... 417 Euasterina . . 392, 392 Euastrosa .... 391 Euchalina .... 414 Euchalininae . . . 414 Euchalinopsis . . . 414 Eudictyum .... 373 Euplectella . . 373, 413 Euplectellidae . 373, 418 Euplectellinae . 373, 373 Eurete . . . . . 379 Euretidae . . 379, 418 Euspongia . . . . 415 Eusponginae . . . 415 Echinoclathria . . 406 Echinodictyum . . 406 Ecionema . . . . 393 Ectyoninae . . 404, 405 Eilhardia . . 370, 370 Epallax . . . . . 400 Epbydatia . . . . 402 Epipolasidae 396, 398, 419 Epithelaria . 363, 418 Erylinae . . . . 393 Erylus . . . . . 393 Esperella . . . . 404 Esperellinae . 404, 404 Esperiadae . . . . 377 Esperiopsis . . . . 404 Euryplegma . 375, 377 Farrea . . . 379, 379 Parreidae . . 379, 418. Fibrospongiae . . . 371 Fieldingia . . .380, 381 Foliolina . . . . 411 Forcepina . . . . 405 Gastropbanella . . 388 Gellinae . . . . . 408 Gelliodes . . . . 409 Gellius . . . . . 408 Geodia . . . 393, 394 Geodidae . 393, 394, 418 Geodinae . . . . 393 Grantessa . 367, 368, 368 Grantia . . 366, 368, 368 Grantinae . . . . 367 Haastia . . . . . 410 Habrodictyum . . 373 Halichondria . . . 411 Halicbondridae . . 411 Halisarca 372, 383, 383, 402 Halisarcidae 372, 382, 383, 387, 403, 418 Halme 417 Halminae .... 417 Hamacanthinae . . 409 Hamigera .... 404 Hemiasterella . . 400 Hemiasterellinae . . 400 Hertwigia .... 373 Heterocoela . 364, 366 Heteromeyenia . . 402 Heteronema . . . 410 Heteropegma 366, 368, 368 Heterophymia . . . 387 Heteropia .... 365 HeterorrhapMdae 407, 408, 409, 410, 419 Hexaceratina 363, 372, 382, 384, 385, 418 Hexactinella . . . 380 Hexactinellida 371, 372, 372, 382, 384, 418 Hexasterophora 372, 372 Hippospongia Hircinia . . Holascinae . Holascus Homasterina Homocoela . Homoderma . . 416 415, 417 373, 373 . . 373 . . 392 364, 364 . . 365 Homodermidae 364, 365, 366, 418 Homorrhaphidae 408, 410, 415, 419 Hyattella , Hymeniacidon Hypograntia lanthella Inermia . . lophon . . lotrocha Isops . . . Kaliapsis . Kalykenteron Lanuginella Latrunculia Lefroyella . Leiodermatium Leiosella Lessepsia Leucaltis Leucandra Leucetta Leucilla . Leucones Leuconia . 407 . 401 367, 368 383, 383 378, 381 . . 405 . 405 . 394 . 386 . 406 375, 375 398, 398 . 379 . 389 , . 415 . 412 369, 370, 370 . 369, 370 368, 369, 370 368, 369, 370 ... 364 . . 369, 370 Leuconidae 363, 369, 418 Leucopsidae 364, 365, 366, 418 Leucopsis . Leucosolenia Leucortis . Leuculmis . Leucyssa . Lithistida . Lithistina . Lubomirskia Lnffaria . . Lyidium . . . . 366 . . 364 369, 370 369, 370 369, 370 385, 385 . 385, 419 . . 402 . . 416 . . 387 Hoplochalina . . . 414 Lyssacina . . 372, 372 Hoplochalininae . . 414 Macandrewia . . . 387 Hoplophora . . 386 Mseandrospongidae . 381, Hyalonema . . . . 378 381, 418 Hyalonematidae 377, 418 Magog . . . 397, 397 Hyalonematinae 377, 377 Malacosaccus . . . 374 Hyalonemidae . . . 377 Margaritella . . . 381 Hyalospongiae . . 371 Megamastictora 363, 364 Hyalostylus . . . 373 Megasclerophora 389 394 438 Meliiderma . . 406 Melittionidae . 380, 418 Melonanchora . . . 405 Mesodemalia 363, 363, 418 Metazoa . . . . . 363 Micromastictora 363, 371 Microsclerophora . 396 Monaxonia . . . . 371 Monaxonida . . . 385 Myliusia . . . . . 381 Myxilla . . . , . 405 Myxospongiae . . . 471 Noncalcarea . . 363, 371 Neopelta . , . . 388 Neopeltidae 388, 419 Neosiphonia . . 386 Nethea . . . . . 391 Oceanapia . . . . 408 Oligoceras . . . . 417 Oligosilicina . 385, 402 Oscarella . 383 389, 402 Oscarellidae 395, 396, 396, 419 Pachastrella . . . 391 Pachastrellidae . 391, 418 Pachychalina , . . 412 Pachychalininae . . 412 Pachymatisma . . 393 Palythoa . . . . 377 Papillina . . . . 398 Papilissa . . . . 398 Papyrula . . . . 393 Parmula . . . . 402 Pericharax . . . . 369 Periphragella . . . 379 Petrosia . . . . . 411 Phakellia . . . . 401 Phelloderma . . . 404 Pheronema . . . . 378 Philosiphonia . . . 413 Phloeodictyinae . . 408 Phoriospongia . 409, 470 Phoriosponginae . . 409 Phyllospongia . . 416 Placochalina . . 413 Placochalininae . 413 Placospongia . . 394 Placospongidae 394, 418 Plakina . . . . 395 Plakinastrella . . 391 Plakinidae 396 396, 418 Plakortis . . . 395 Platychalina . . 413 Plectispa . . . 406 Plectodendron . 399 Pleroma . . . , 387 Pleromidae . . 387, 419 Plocamia . . . 406 Plumohalichondria . 406 Poecillastra . . 390 Polejna . 368, 369, 369 Polejnae . . 369, 369 Poliopogon . . . . 378 Polylopkus . . . . 376 Polymastia . . . . 399 Polyrhabdus . . 375 Poritella . . . . 388 Potamolepis . . . 402 Poterion . . . . 399 Proteleia . . 395, 395 Protozoa . . . . 363 Psammastra . . . 393 Psammopemma . . 410 Pseudotetraxonia 385, 396 Quasillina . . . . 399 Eacodiscula . . 386 Eapbyrus . . . . 398 Easpailia . . 400, 401 Eegadrella . . . . 373 Eeniera . . . . . 411 Eenierinae . . .411, 411 Eeniocbalina . . . 411 Ehabdocalyptus . , . 376 Ebabdodictyum . . 373 Ebabdopectella . . 373 Ebabdasterina . . 392 Ebabdosa . . . . 387 Ebacbella . . . 396 Ebapbidopblus . 406 Ebizaxinella . , 399 EbizocbaUna . . 408 Eimella . . . , 386 Eossella . . . 375, 376 Eossellidae . . 376, 418 Scleritoderma . . . 387 Scleritodemidae 387, 419 Samidae . . . . 390, 418 Sanidasterina . . . 392 Samus . . . . . 390 Sclerocbalina . . . 413 Scleroplegma . . . 381 Sclerotbamnus . . 81 Scolopes . . . . . 399 Scolopidae . . 398, 419 Scopularia . . . . 379 Semperella . . . . 378 Semperellinae . 377, 377 Setidium . . . . 388 Sideroderma . . . 404 Sigmateila . . 409, 410 Sigmatopbora . . . 389 Silicea 363, 371, 371, 384, 418 Sipbonella . . . . 414 Sipbonidium , . . 388 Sipboninae . . . . 413 Sipbonocbalina . . 413 Sollasella . . 397, 397 Sollasellidae 397 , 398, 419 Spbinctrella . . . 391 Spiculispongiae 371, 383, 384, 385 Spirastrella . . 398 Spirastrellidae 397,398,419 Spiropborella . . . 401 Spiropborellinae . . 400 Spongelia . . , . 410 Spongelidae . . 409, 419 Spongelinae . . 410 Spongidae . 411 416, 419 Spongilla . . . . 402 Spongillidae 372, 384, 385, 396, 401, 403, 419 Stseba . . . . . 391 Stellaria . . . . 385 Stelletta . . 392, 392 Stellettidae 392, 398, 419 Stelospongia . . . 417 Stelosponginae . . 417 Sterrastrosa . . . 393 Streptastrosa . . . 390 Strypbnus . . . . 392 Stylocordyla . . . 399 Stylotella . . . . 408 Stylotellinae . 407, 408 Suberites . . . . 399 Suberitidae . . 399, 419 Sulcastrella . . 387 Sycaltis . . . . . 367 Sycandra . . . . 367 Sycetta . . . . . 367 Sycilla . . . . . 367 Sycon .... . 366, 368 Syconidae 366, 366, 367, 41 8 Syconinae . . . . 367 Sycones . . . . . 364 Sycortis . . . . . 367 Sycortusa . . . . 368 Syculmis . . . . 367 Sycyssa . . . . . 367 Sylleibidae 364, 366, 368, 418 Sympagella . . 374, 374 Sympagellinae . 374, 375 Sympyla . . . . 389 Synops . . . . . 394 Taegeria . . . . 274 Taegerinae . . 373, 374 Tedania . . . . . 409 Tedaniinae . . . . 409 Teicbonella . 370, 370 Teicbonellidae . . 370 Teicbonidae 464, 366, 370 418 Tentorium . . . . 399 439 Tethya . . . . . 397 Tetraxonia 363, 371, Tethydae 397, 398, 419 384, 418 Tethyopsilla . 395, 395 Thallassodendron Tethyopsillidae 394, 419 Thenea . . . Tethyopsis . . . . 392 Theneidae . . 390, TethyorrhapMs . . 397 Theonella . . Tetilla . . . . . 390 Thorecta . . Tetillidae . . 390, 418 Thorectandra . Tetracladidae . 386, 419 Thrinacophora Tetracladina . . ^ 386 Thrinacophorinae Tetractina . . 385, 389 Thrombidae . . 396, Tetractinellida . . 385 Thiombus . . 396, Toxochalina . . . 410 Tubella . . . . 402 Trachycaulus . . . 375 Tuberella . . . 397 Trachytedania . . 409 Uncinataria 378, 378 Tremaulidium . . 389 Uruguaya . . . 402 Tretodictyidae 380, 418 Ute . . . 366, 368, 368 Tretolophus . . . 388 Uteinae . . . . 367 Triaenosa . . . . 386 Vetulina . . 389 Triaxonia 363, 371, 372, Volvulina . . . 380 372, 384, 418 Vomerula . . 409 Tribracbium . . . 392 Vosmaeria 368, 369, 369 Trichostemma . . . 399 Vosmaerinae • 369, 369 Triptolemus . . . 391 Walteria . « . . 374 372, 407 390 478 386 416 416 401 401 ,418 396 . . , . . . ■. , . ,1^5. ^''8 ctfTOJun^ei?P . , . , , wa . . itUwdüT' ave . , . . wln^^^StlvinT j . T - tiß.Mß-. ( ß»K‘;?Wo>V<«^is' 4*i>^dJ(iT _'*• BVfi jäVe. . /ÜTJtJw^ju'J eoi‘ J ß/u.'X3^t'b«T VOi« ■ y;. 0D?.»bo8»i4.tif>iX. 'J KO^ j'. :; . V . «'(^,(f’'^{}iÜ' , CÖC '.•, flnfibUwÄiu»;^- om~ , - ... ifwp-i9»8 .m . •. . <»*ü :ki>-;oe«- i 'm ,oöe . . «Lbn-iiiT , cde . •. . ;1 > • . ,i ■ . i'T . ' ^ ^ , >i . , ' , . • ’jj 'Vaö . 0«fliyJU .f.^a' ■; . . ■ eutlqololsrtT I aes ,^-. ;. . «ibiw^ilT ; vee. , . AJilitMlTWxiÜsT 3 08^'':: v v': .cnlfffjwV ■' d'ee '. . . ^..w^hT ! üfii> T' . . ' oect P8B . .. . JsnUnvIoY ,StVö ,f?8 ^0£ jiiftaxJihT ' öli« . . . «ibnu-loöioÄT'; 84 ,0^^ . . ’ ? ^V '*- .■• ' ' ■ ' - / Bit I JtO* , -riüdqaoiSflhilTj PJit,.^i^ .Bij8 ..©OS ,B9ß Ah«wiii..’',iiY t|s©e . . . xuuiflnAirfiaT j iO=t . t‘/;nhüil(i(^9J!HhiiT , ' . . «feiHuiiiJojrM^ : ' V'. ' i‘ ■■,'■ ;(»■ V;\?S.'>v '■ ■ '"4^- ru(^. c>>. fr! =«■ ■ ,6;- .TA.. i-hÄ 'V-. fw ; •: $ .;v, ■},*' y-f ■ ■ ■ . - ‘ -'i; -ito'/i , V .f^y^ ' U, . flt.tr . t • t .> • r- Ai Y ■ & JÜS-) I • •-, , !tT^“ A *' ' '■ ■ ’Jv; . ' ■ '4 ... 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Zwar glaube ich im Stande zu sein, den Bau nach mehr als einer Richtung hin besser aufklären zu können, als es bisher geschehen, überhaupt Beobachtungsmaterial gewonnen zu haben, welches zum Herstellen einer festeren Grundlage für eine morphologische Betrachtung des betreffenden Körpertheiles wird dienen können. Allein ist es schon an und für sich keineswegs leicht, einen Einblick in die Einzelheiten des Baues sich zu verschaffen, so verdoppeln sich die Schwierigkeiten, wenn man die Stellung bezeichnen soll, welche das Gebilde innerhalb der Gesammtorganisation einnimmt. Denn damit gerathen wir auf ein Gebiet, allwo die Dinge selten in klarer Be- leuchtung gesehen werden, häufiger vielmehr nur schattenhaft sich ausnehmen, so dass der allgemeineren Auffassung ein weiter Spielraum gegeben ist und leicht ein Wechsel der Meinung eintritt. Abbandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd, XVI. 56 442 Möge immerhin das hier Gebotene als ein kleiner Beitrag zur Lösung einer wissen- schaftlichen Aufgabe angesehen werden. Eine völlig widerspruchslose Auffassung wird sich vielleicht erst dann ausbilden, wenn die Erfahrung auf zahlreichere Thierarten sich wird aus- gebreitet haben. Noch erübrigt mir an diesem Orte die angenehme Pflicht, die Namen derer mit ge- bührendem Dank hervorzuheben, welche mich in gegenwärtiger Arbeit unterstützt haben. Herr Professor Semper in Würzburg, Herr Professor Ludwig in Bonn, sowie Herr Professor Strahl in Marburg waren so gütig, mich mit conservirtem Material zu versehen. Das Gleiche that Herr Dr. König in Bonn. Lebende Thiere in grösserer Anzahl hatte Herr Studiosus Douglass, dazumal in Karlsruhe, die Freundlichkeit mir zu verschaffen. Ganz besonderen Dank schulde ich Herrn Dr. Schube rg, Assistenten am hiesigen zoologischen Institut, welcher durch Anfertigung wohlgelungener Schnittreihen sich mir in hohem Grade gefällig erwiesen hat. Würzburg, im Mai 1890. Geschichtliches. Der erste Anfang unserer Kenntnisse über das Organ, von dem hier die Rede ist, liegt in einer vor 50 Jahren veröffentlichten colorirten Abbildung eines fremdländischen Batrachiers allwo Zeichner und Stecher in sorgfältiger und charakteristischer Weise auf der Stirn des Thieres einen lichten Fleck anbringen, ohne dass in der Beschreibung etwas darüber gesagt wäre. Auf diese bis dahin unbeachtet gewesene Figur der Bana subsaltans in eiuem Werke vou Grave n- horst‘) habe ich zuerst wieder die Aufmerksamkeit vor Jahren hingelenkt. An unsern einheimischen Fröschen hat sodann Reissner denselben Stirnfleck von Neuem bemerkt und Stieda,^) durch den Genannten aufmerksam gemacht, entdeckte, dass hier unter der Stiruhaut ein eigenthümlicher Körper ruhe, und beschrieb denselben näher, weshalb seitdem das Gebilde als Stieda’sche Stirndrüse des Frosches bezeichnet wird. Einige Zeit nachher nahm ich dasselbe Organ vor und sprach auch eine Ansicht über seine Bedeutung aus. Es bestehe aus rundlichen, kleinen Zellen, umschlossen von einer 1) Gravenhorst, Eeptilia musei zoologici Vratislaviensis, 1829. 2) Leydig, Organe eines sechsten Sinnes, Nov. act. acad. Leop.-Carol. 1868. 3) S t i e d a , Über den Bau der Haut des Frosches, Arch. f. Anat. und Phys. 1865. 4) Leydig, a. a. 0. Taf. 1, Pig. 9; Taf. IV, Fig. 25, 26. 443 bindegewebigen Membran, erinnere also an eine Hautdrüse; doch fehle die Mündung nach aussen. Rechts und links trete deutlich eine dunkelrandige Nervenfaser mit dickem Neurilemm heran und ich glaubte die Nervenelemente bis in die Mitte des zelligen Körpers verfolgen zu können. Die Lederhaut am Stirnfleck sei verdünnt; das sonst reichlich vorhandene Pigment nur in geringer Menge zugegen; die Hautdrüsen stünden in einiger Entfernung, was Alles zusammen eine helle Zone rings um das Organ entstehen lasse. Abbildungen, sowohl in Vergrösserung mit der Lupe als auch unter dem Mikroskop, wurden beigefügt. Ausser an Eana wurde zum erstenmal auch bei Bombinator ein solches Organ von mir angezeigt, w,obei auffiel, dass hier die Gestalt etwas Abweichendes habe, indem das Säckchen durch eine Einschnürung in eine obere grössere und untere kleinere Hälfte zerfalle. Das Herantreten eines Nerven wurde auch hier bemerkt. Bezüglich der Deutung glaubte ich die „Stirndrüse“ in den Kreis der Hautsinnesorgane rücken zu können. Fast gleichzeitig mit mir hatte Ciaccio das Organ an Bana esculenfa der histologischen Prüfung unterworfen und ebenfalls Nerven gesehen, welche an dasselbe gelangen. Auch der italienische Schriftsteller hält, wenn ich seine Worte richtig auslege, das Organ für ein nervöses Gebilde. Ungefähr ein Jahrzehnt darnach erschien das wichtige Werk Götte’s über die Ent- wicklung eines Batrachiers, in welchem zum erstenmal angegeben wird, dass die Stirndrüse Beziehungen zur Zirbel des Gehirns habe und ein abgeschnürtes Stück dieses Hirntheiles vorstelle, dabei aus dem Schädel ausgeschlossen sei.^) Weder von diesen noch von meinen Beobachtungen wusste L es so na etwas, als er über das Stirnorgan der Amphibien handelte.®) Der Genannte weist auf das Wechselnde und Schwankende in der Ausbildung des Stirnfleckes hin, sowie bezüglich des zum Organ treten- 1) Ciaccio, Intorno alla minuta fabbrica della pelle della Eana esculenta, Palermo, 1867: „non dimeno dair esame dei pochi esemplari che mi b venuto in taglio di avere, io sono indotto a credere che la sia vero- similmente della medesima natura di quelle glandule che il Luschka ha denominato nervöse. — Conciosacchd a me e succeduto (contra all’ asserzione di Stieda) di vedere costantemente nell’interno di cosifatta glandula andarc a metter capo da due a tre fascetti di nervi, abbenche non abbia potuto insino a qui discernere netta- mente quali sieno le ultime attinenze delle fibre nervöse con le cellule che si osservano per entro alla cavitä glanduläre.“ Ich habe die Mittheilung vollständig angeführt, weil sie bei uns so gut wie unbekannt ge- blieben ist. 2) Götte, Entwicklungsgeschichte der Unke, 1875. 3) Lessona (Mario), Sulla Ghiandola frontale degli anlibi anuri. Atti della reale Accademia d. sc. di Torino, Vol. XV, 1880. 56* 444 den Fädchens. Die Stirndrüse selbst, in einer Aushöhlung der Lederhaut liegend, sei zu- sammengesetzt aus einer Bindegewebscapsel und einem zeitigen Inhalt. Die Nerven betreffend, ■wird bestimmt hervorgehoben, dass dieselben nicht ins Innere des Organs gelangen und es werde die Annahme Ciaccio’s über die Bedeutung des Organs hinfällig. Auch die Zellen, welche die Capsel erfüllen, werden näher nach ihrer Beschaffenheit beschrieben. Im Übrigen bleibe die Natur des Organs „dubbiosa“. Endlich wird auch gezeigt, dass der Körper eine ■weite Verbreitung in der Keihe der anuren Batrachier habe. Ausführlich in Wort und Bild, unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung, hat Graaf das Stirnorgan der Amphibien bearbeitet.^) Wegen der mir fremden Sprache, in welcher die Schrift abgefasst ist, vermag ich leider nur theilweise den Text zu benutzen. Unter den Figuren, welche den Bau veranschaulichen, ist mir Fig. 10 der Tafel I merkwürdig, •weil dort der zur Umhüllung des zelligen Körpers tretende Faden als durch und durch nervös gezeichnet erscheint, auch geradezu „Ramus supramaxillaris trigemini'^ genannt wird. Auf der Abbildung, wie ich gleich bemerken möchte, verliert sich der Faden aber derart in die bindegewebige Capsel, dass man zweifeln darf, ob alle die „Nervenfasern“ wirklich solche waren. Zuletzt haben zwei russische Beobachter dem Stirnorgan ihre Aufmerksamkeit zuge- wendet, Ostrumoff^) und Owsianniko w.^) Hatte man längere Zeit nur von dem Stirnorgan der Amphibien gewusst, so konnte ich aufzeigen, dass auch bei Reptilien eine Bildung vorkomme, welche jenem der Amphibien ent- spreche. Die Folge hat gelehrt, dass hierdurch den betreffenden Studien eine neue Anregung gegeben worden ist. Vor mehr als 20 Jahren nämlich hatte ich^) die einheimischen Saurier nicht blofs zoologisch zu sichten unternommen, sondern auch deren anatomische und histologischen Ver- hältnisse theilweise berücksichtigt, wobei ich denn sowohl bei Lacerta als auch bei Anguis 1) Graaf (Henri W. de), Bijdrage tot de Kennis van den Bou-w en de Ont'wikkeling der Epiphyse bij Amphibien en Eeptilien. 1886. 2) Ostrumoff, Zur Erage über das dritte Auge der Wirbelthiere. Beilage zu den Protocollen der Naturforscher-Gesellschaft an der Kaiserl. Universität zu Kasan, 1887. (Mir nur bekannt aus Hinweisungen Anderer.) 3) Owsiannikow, Über das dritte Auge bei Petromyzon fluviatilis nebst einigen Bemerkungen über dasselbe Organ bei anderen Tieren. Mdm. d. l’acad. imp. d. sc. de St. Petersbourg, 1888. 4) Leydig, Die in Deutschland lebenden Arten der Saurier. 1872. 445 ein eigenartiges Organ kennen lernte, das unterdessen auch für Andre Gegenstand der Unter- suchung und des Nachdenkens geworden ist. Meine damaligen Mittheilungen bezogen sich sowohl auf Embryone als auch auf das fertige Thier. Bei den ersteren hob sich das Gebilde über dem Zwischenhirn als schwärzlicher Punkt fürs freie Auge ab, unter dem Mikroskop erschien es als zelliger Körper, dessen einem Cylinderepithel ähnlichen Elemente so geordnet sich zeigten, dass sie zusammen eine flache Grube von rundlichem Umriss bildeten. Der Rand der Grube enthalte dunkles Pigment, wodurch ein schwarzer Gürtel entstehe, welcher vor Allem das Organ bemerklich mache. Reichliche, umspinnende Blutgefässe seien bei Lacerta zugegen, ja bei Anguis lasse sich ein umgebender grosser Blutsinus unterscheiden. Aus gewissen Sonderungen gehe hervor, dass das Organ einen näheren Bezug zum Gehirn haben möge. Doch das letztere im Einzelnen zu durchschauen hinderte mich meine unvollständige Kenntniss der Zirbel. Zwar bilde ich auf dem Durchschnitt des Gehirns, mit der Lupe vergrössert,^) die Zirbel in einer Weise ab, welche dem wirklichen Verhalten gut entspricht: als einen vom Zwischenhirn aufsteigenden und kolbig geendigten Faden. Aber auf dem mikroskopischen Bild erkannte ich nicht, dass der „schwarze Strich“ das Zirbelende ist, sondern nahm den Plexus allein für die Zirbel. Indem ich die Anwesenheit des Organs auch am fertigen Thier darthat, wies ich darauf hin, dass es in seiner Lage einen gewissen Bezug zum Loch im Scheitelbein habe. Rücksichtlich der Deutung beschränkte ich mich darauf, dieses Scheitelgebilde der Saurier mit dem Stirnorgan der Batrachier in eine Reihe zu bringen und da ich glaubte, das letztere zu den Hautsinnesorganen stellen zu können, so hatte auch das Parietalorgan der Reptilien für mich die gleiche Geltung. Noch brachte ich in Erinnerung, dafs bei gewissen alten Sauriern, den Labyrinthodonten, im Scheitelbein an gleicher Stelle wie bei Eidechse und Blindschleiche, ein Loch bestehe und erklärte es darnach für wahrscheinlich, dass auch hier mit diesem Foramen parietale ein solches Sinnesorgan verknüpft gewesen sein möge. Um zu erfahren, ob nicht irgend ein früherer Beobachter das so auffällige Gebilde am Embryo bereits wahrgenommen habe , durchging ich alle in entwicklungsgeschichtlichen Arbeiten mir bekannt gewordenen Abbildungen, fand jedoch nirgends eine Spur hiervon, selbst nicht auf den Zeichnungen bei Emmert und Hochstetter^), obschou gerade die 1) a. a. 0. Fig. 155. — 2) a. a. 0. Fig. 163. 3) Emmert und Hochstetter, Untersuchung über die Entwickelung der Eidechsen in ihren Eyern. Arch. f. Physiologie, 1811. 446 letzteren nach sonstiger Haltung und Ausführung das Organ hätten bringen sollen. Und das fertige Thier anbelangend, obgleich die Stelle, allwo der Körper liegt, schon dem freien Auge bemerkbar ist, vermochte ich nur einen einzigen Zoologen namhaft zu machen, Brandt den älteren,^) welcher von Lacerta agilis sagt, es fände sich „meist mitten auf dem Hinterhauptsschild eine runde, vertiefte Stelle“, und in einer Anmerkung wird hin- zugefügt; „eine eigene Drüsenstelle bezeichnend“. Ausserdem konnte ich noch melden, dass der Blick der Zeichner zu den herpetologischen Schriften von Milne Edwards^) und Bonaparte hin und wieder an dem markirten Punkte des Interparietalschildes haften blieb und denselben z. B. in Form eines Ringelchens festgehalten hat, während die Autoren selbst gänzlich davon schweigen. Rabl-Rückhard^) lässt gelegentlich seiner Studien über die Zirbel der Fische einen Gedanken laut werden, welcher mich von Anfang an im Stillen beschäftigt hatte und dahin geht, dass das fragliche Organ den Punktaugen der Articulaten vergleichbar sein möge. Jedoch setzt der Genannte vorsichtig bei, dass man mit einer solchen Annahme ins „Gebiet der Specu- lation“ aufsteige. Späterstellt derselbe Forscher die Ansicht auf, dass der Körper nicht sowohl die Bedeutung eines Sehwerkzeuges haben werde, als vielmehr die eines Organs des Wärmesinnes.^). Entwicklungsgeschichtliche Studien wurden ausgeführt von Hoffmann,®) Be r aneck, '^) Strahl und Martin.®) Die Genannten stimmen alle darin überein, dass das Parietalorgan der Saurier ursprünglich ein Endstück des Schlauches darstelle, mit welcher sich die Zirbel zum Schädeldach verlängert. Auch über den Bau im fertigen Zustande verbreiten sich mehr oder minder die letztbezeichneten Autoren. Besonders ausführlich wird die histologische Zusammensetzung des Organs fast gleich- zeitig von Graaf®) und Spencer^®) behandelt und während bisher nur vermuthungsweise 1) Brandt, Medizinische Zoologie, 1829. 2) Milne Edwards, Eecherches zoologiques pour servir ä l’histoire des Lezards. Ann. d. sc. nat. 1829 3) Bonaparte, Eauna italica, 1836. 4) Eabl-Bückhard, Zur Deutung und Entwickelung des Gehirns der Knochenfische. Arch. f. Anat. u. Phys. 1882, 5) Eabl-Eückhard, Zur Deutung der Zirbeldrüse, Zool. Anz. 1886. 6) Hoff mann (C. K.), Weitere Untersuchungen zur Entwicklungsgeschichte der Eeptilien. Morphol. .Jahrb. 11. Bd. 7) Beraneck, Über das Parietalauge der Eeptilien. Jenaische Ztschft. f. Naturwiss. 1887. 8) Strahl und Martin, Die Entwickelung des Parietalauges hei Anguis fragilis und Lacerta vivipara, ürch. f. Anat. u. Phys. 1888. 9) Graaf (Henri de), a. a. 0.; vorausgegangen war: Zur Anatomie und Entwickelung der Epiphyse hei Amphibien, Zool. Anz. 1886. 10) Spencer, On the Presence and Structure of the Pineal Eye in Lacertilia. Quart. Journal of micr. sc. 1888. 447 von mir und Rabl- Rückh ar d dessen Natur auf ein Sinnesorgan ausgelegt worden war, so wird jetzt in bestimmter Fassung das Gebilde für das dritte Auge der Wirbeltbiere erklärt. Graaf hat bloss Lacerta und Anguis untersucht. Bei der Eidechse sei das Organ eine plattgedrückte Blase und zeige eine zellige Structur; die dem Foramen parietale zugekehrte Wand sei linsenförmig verdickt, während die basale Wand innerlich pigmentirt ist. — An dem ebenfalls blasenförmigen Organ der Blindschleiche lasse sich eine höhere Differeuzirung nachweisen; die mehrschichtige basale Wand zerlege sich von innen nach aussen in eine Lage sehr langer, schmaler Cylinderzellen, nach hinten umhüllt von tiefschwarzem Pigment, nach vorne vollkommen hell und Theile tragend, welche an die Stäbchenschicht der Retina erinnern; dann folge eine Zellenlage mit runden, grossen Kernen, welche in eine feingranuläre Grundsubstanz eingebettet seien und zuletzt nach aussen eine, ebenfalls grosse Kerne führende, Zellschicht. Die ganze basale Wand verjünge sich, indem sie nach oben umbiegt, löse hier ihre Continuität mit der oberen Wand, indem sie sich zugleich linsenförmig verdicke. Die langen schmalen Cylinderzellen der Verdickung erinnerten an die embryonale Linse; dem- zufolge gleiche das Organ dem Auge eines höher entwickelten wirbellosen Thieres, etwa dem von Mollusken (Cephalopoden, Pteropoden, Heteropoden). Spencer hat seine Untersuchungen über eine grössere Anzahl von Arten ausgedehnt. Auch er zerlegt die „Retina“ in mehrere Schichten, indem er eine Stäbchenschicht unter- scheidet, deren Elemente in dunkelbraunes Pigment eingebettet sind; ferner noch besondere Lagen von Kernen und Zellen ; auch eine helle kernlose Schicht sei vorhanden. Vom Ende der Zirbel könne ein Nerv an das Organ treten und sich mit den Zellen der Retina ver- binden. Gegenüber der Eintrittsstelle des Nerven liege die Linse von faserig-zeiliger Structur. Umgeben sei dieses „dritte Auge“ von einer Biudegewebscapsel. Die Ansicht, dass das Scheitelorgan die Bedeutung eines dritten Auges habe, ist von fast allen Seiten beifällig aufgenommen worden, wovon die sich daran schliessenden grösseren und kleineren Arbeiten, ausser den schon genannten jene von Kölliker^j, Korschelt^), Kuppfer^), Wiedersheim^), Peytoureau^), Board®) und Owsiannikow'^) Zeugniss 1) v. Kölliker, Über das Zirbel- oder Scheitelauge. Sitzgsber. d. Würzburger Phys.-med. Ges. 1887. 2) Korschelt, Über die Entdeckung eines dritten Auges bei Wirbelthieren, Kosmos 1886. 3) V. Kuppfer, Allg. Ztg., Beilage 1886. 4) Wiede rsheim. Über das Parietalauge der Saurier, Anat. Anz. 1886. 5) Peytoureau, La glande pinöale, 1887. 6) Beard, The Parietal Eye of the Cyclostome Fishes. Quart. Jour, of microsc. Sc. 1888. 7) Owsiannikow, a. a. 0. 448 ablegen. Nur Hanitsch^) hält dafür, dass das Organ kein Auge sei, sondern „an organ for feeling temperature,“ Inzwischen hatte ich noch einmal, vor gegenwärtiger Untersuchung, die Gründe auf- geführt, welche mir für die Verwandtschaft des Gebildes mit den Hautsinnesorganen zu sprechen schienen,^) Auch diese Meinung musste ich auf Grund meiner jüngsten anatomischen Nachforschungen fallen lassen und erklärte mich dahin, dass das fragliche Organ überhaupt kein Sinneswerkzeug sein könne.®) Die letzte, mir bekannt gewordene Arbeit rührt von Carriere^) her, und enthält eine zusammenfassende Berichterstattung, zugleich aber auch die Befunde eigener Untersuchung. Dieselben stimmen theilweise mit dem, was ich nunmehr vorzulegen habe, überein. I. _A_mplii’bieii. Die folgenden Mittbeilungen erstrecken sich nur auf die einheimischen Arten von Rana und Bombinator; an Hyla arhorea konnte ich eine „Stirndrüse^^ nicht auffinden ; ebensowenig an Larven von Triton taeniatus, was mit Angaben Anderer übereintrifft. S t i r n f 1 e c k. Wechselnde Ausbildung. — Es ist zunächst von Interesse, bei Vergleichung verschie- dener Thiere zu finden, dass die Art und Weise, wie aufsen auf der Kopfhaut die Gegenwart des Stirnorgans sich ankündigt, nicht bloss nach der Species abändert, sondern auch nach der Örtlichkeit, in welcher das Thier lebt, ja selbst individuell ein Mehr oder Minder im Hervortreten des Fleckes sich zeigt. So hebt sich unter den deutschen Froscharten der Stirnfleck im Allgemeinen am klarsten bei Rana fusca ab, jedoch schon hier keineswegs immer in gleichem Grade. Dass sich Solches auch anderwärts wiederholt, ersieht man aus einer Bemerkung bei Owsiannikow®)’ wornach Stieda bei einem Besuch in Petersburg aufmerksam machte, um wie vieles deut- licher der „weisse Fleck'^ der Stirnhaut an den dortigen Fröschen entwickelt sei, als bei jenen der Umgebung von Königsberg. 1) Hanitsch, On the pineal Eye of the young and adult Anguis fragilis. Proc. Biol. Soc. L’pool. 1888. 2) Leydig, Das Parietalorgan der Wirbelthiere. Zool. Anz. 1887. 3) Leydig, Das Parietalorgan der Reptilien und Amphibien kein Sinneswerkzeug. Biol. Centralbl. 1889. 4) J. Carribre, Neue Untersuchungen über das Parietalorgan. Biol. Centralbl. 1889. 5) Owsiannikow, a. a. 0. p. 19. 449 Bei den beiden andern Arten: Rana arvalis und Rana agilis, die ich beide in frischem Zustande vor mir hatte, ist der Stirnfleck nur spurweise zugegen, ja an manchen Individuen zeichnet er sich gar nicht ab. Auch von innen her, an der abgezogenen Haut, ist die Stelle, wo das Organ liegt, so wenig hervorstechend, dass derjenige, welcher nicht schon mit der Sache vertraut ist, schwerlich den etwas lichteren, kleinen rundlichen Fleck sofort bemerken wird. Man könnte daher gar wohl dieses Verhalten unter die Merkmale der beiden genannten Species, gegenüber von Rana fusca, aufnehmen. Auch bei Rana esculenta ist, namentlich an grossen Thieren, ein Stirnfleck von aussen wenig oder gar nicht sichtbar; er kommt aber ziemlich gut zum Vorschein bei Betrachtung der abgezogenen Haut von innen. Am fertigen Thier von Bombinator igneus fällt der Stirnlleck ebenfalls wenig ins Auge. Integument. — Die Hautdecke des Stirnfleckes zeigt den gewöhnlichen histologischen Bau; die auszeichnende Helle entsteht bei allen Arten dadurch, dass sich die Haut verdünnt und zugleich die Drüsen und das Pigment Zurückbleiben. Einiges dunkle Pigment erhält sich immerhin in Klümpchen und netziger Anordnung innerhalb der Epidermis. S t i r n 0 r g a n. Lage. — Die Hautdecke, von innen genommen, besitzt eine die „Stirndrüse“ auf- nehmende Aushöhlung, welche die Fortsetzung oder eine Ausbuchtung jener Lymphhöhlung („Lymphsackes“) ist, welcher unter der Stirnhaut sich hinzieht. Von dem Lymphraum rührt bei Ansicht von der Fläche die das Organ umziehende lichte Zone her.^) Gestalt. — Anbelangend die Form, so stellt das Organ bei den vier genannten Arten von Rana einen einfachen, rundlichen Körper dar, der so ziemlich bei allen von gleicher Grösse ist. Dabei schien es mir, dass in dem Maasse, als der Stirnfleck wenig oder gar nicht nach aussen sich abhebt, auch das Organ in seinem Umfang zurückgegangen ist. An stattlichen Thieren von Rana esculenta fiel geradezu die Kleinheit des Gebildes auf ; auch bei Rana arvalis und agilis ist es recht winzig. 1) Zu den seiner Zeit nach eigener Erfahrung angeführten Beispielen (Histologie, p. .329) über Körper- theile von Insecten und Krebsen, welche bei Batrachiern und Fischen aus der aufgenommenen Nahrung, nach Durchbohrung der Darmwandung, ins Mesenterium und selbst in den Fettkörper gelangen, könnte ich jetzt einen weiteren Fall anreihen, der in gegenwärtiger Untersuchung verkam. Bei einer grossen Rana esculenta lag nämlich in dem geöffneten Lymphraum unter der Stirnhaut, fürs freie Auge bemerkbar, ein fremder Körper, der sich leicht herausholen liess und unter dem Mikroskop als ein abgekapselter Fischzahn sich aus- wies. Welchen Weg mochte der Zahn wohl genommen haben, um in den bezeichneten Lymphraum zu gelangen? Abhandl. d. Senckenb. naturf Ges. Bd. XVI. 57 450 In Bombinator allein, und dadurch sehr charakteristisch für die Gattung, zeigt sich das Stirnorgan nicht einfach rundlich, sondern geht, nach unten zu, in einen grösseren Höcker aus, wodurch es von der Seite gesehen, wie leicht eingeschnürt sich ausnimmt, ein Ver- halten, welches schon bei der früheren Untersuchung von mir bemerkt und erwähnt worden war. (Vergl. Fig. 1 auf Taf. I, das Organ von der Fläche dargestellt.) Bau. — Die histologische Zusammensetzung wurde namentlich an vorgeschrittenen, zwei- und vierbeinigen Larven von Neuem ins Auge gefasst, da mau hier durch scharfe wag- rechte Schnitte schon am frischen Thier das Gebilde leicht zur Ansicht erhält. Die Begrenzung wird von streifigem, Kerne enthaltenden Bindegewebe geliefert, dessen eigentliche Natur wohl jener ähnlich sein mag, wie sie unten bei den Reptilien beschrieben wird. Das Innere wird von einer Zellenmasse eingenommen, welche, was mir bei der früheren Untersuchung entgangen war, einen Hohlraum umschliesst, dessen Umriss wechselt. In bereits vierbeinigen Larven von Bana esculenta (Fig. 3 auf Taf. I) hatte er das Aussehen eines blossen Spaltraumes, im optischen Querschnitt von Hufeisenform, während er in den Larven von Bombinator erweitert bimförmig war; manchmal erschien der Hohlraum bis auf eine geringe Spur zurückgegangen. Liegt das Organ so, dass man den kugligen, knopfartigen Anhang von der Seite zur Ansicht hat, so erstreckt sich deutlich die Lichtung auch zwischen die Zellenauskleidnng des an seiner Wurzel leicht eingeschnürten Knopfes. (Taf. I, Fig. 2.) Schon Götte beschreibt und zeichnet die „Stirndrüse“ als Blase, deren zellige Wand nach unten verdickt ist. Dann hat Östron m off von Neuem bei Bana diese Höhlung im Stirnorgan anggzeigt. Die Eigenschaften der einzelnen Zellen deuten durch die Art ihres Abänderns auf Rück- bildung und Zerfall hin. Die Kerne, bald von blassem, hellem Wesen, haben ein andermal ein etwas glänzendes Aussehen. Die Zellsubstanz, für gewöhnlich blasskörnig, kann Fett- jmnktchen enthalten, hie und da auch grössere Fetttröpfchen. Es kommt auch vor, dass die Zellsubstanz durch sehr zahlreiche feine Fettpünktchen wie bestäubt sich ausnimmt. Ferner ist nicht selten auch etwas dunkles, körniges Pigment in die Zellen abgelagert und zwar wieder in sehr wechselndem Grade der Menge. — Das Ende des knopfförmigen Anhanges kann bei Bombinator aussen von verästigteu, dunklen Pigmentzelleu umsponnen sein. (Taf. I, Fig. 2.) Nerven; Blutgefässe. — In der von mir vor 20 Jahren gegebenen Zeichnung nimmt das Stirnorgan von rechts und links eine Nervenfaser auf, welches Bild sich mir jetzt abermals ohne Schwierigkeit zeigt. Aber die wiederholte Untersuchung von zahlreichen Thieren liess erkennen. 451 dass nicht nur mehr als zwei Nervenfasern, bis zu vier, zum Eande des Organs gelangen können, sondern es stellte sich die Überzeugung ein, dass keine dieser Nervenfasern ins Innere des Organs dringt, sondern aussen in der bindegewebigen Umgebung bleibt. Es empfiehlt sich, zur Untersuchung dieses Verhaltens der Nerven, an der frischen Larve etwa von Rana esculenta die Haut mit raschem Schnitt abzutragen und selbst ein Deck- glas zu vermeiden. Sind nur zwei Nervenfasern zugegen, so können sie sich unterhalb des Organs schlingenförmig verbinden, ganz so, wie es Lessona^) gezeichnet hat. Bei An- wesenheit von drei und mehr Nervenfasern kommt eine netzförmige Anordnung zu Stande und man wird nach und nach inne, dass es sich um einen Theil jenes Nervennetzes handelt, welches der Lederhaut zugehört und keinen näheren Bezug zum Stirnorgan hat. Die Nerven gehen nur scheinbar in dasselbe; in Wirklichkeit ziehen sie daran vorbei. Auch an fertigen jungen Thieren, wozu sich namentlich die zarte Hautdecke von Rana agüis eignet, sehen wir, dass die Nerven unterhalb des Organs verlaufen, ohne in letzteres einzutreten. (Taf. I, Fig. 1, 3.) Ähnlich dem Wechsel in Zahl und Vertheilung der Nervenfasern ist auch die Vertheilung der Blutgefässe. Das gewöhnlichste ist, dass ein einziges Blutgefäss, mit dem Capillarnetz der übrigen Haut in Verbindung stehend, die „Stirndrüse“ umkreist. Der knopfartige An- hang bei Bombinator hat noch seinen besonderen kleineren Gefässring, welcher mit dem grösseren durch Seitengefässe zusammenhängt. (Fig. 1.) Verbindungsstrang. — Bei Rana und Bombinator kann ein Fädchen zugegen sein, welches vom Schädeldach zum Stirnorgan geht. Auf den Figuren des Götte 'sehen Werkes erscheint das Fädchen in den Schädelraum hinabgeführt, bis zum Gehirn. Diesen Strang ver- mag ich mir nicht an jedem Thier deutlich vor die Augen zu bringen, obschon man bei sorgsamem Abheben der Stirnhaut doch meistens zu bemerken hat, dass unterhalb des Organs eine etwelche fadige Verbindung zum Schädeldach vorhanden ist. Gelingt es aber des Fäd- chens sich zu versichern, so wird erkannt, dass es von bindegewebiger Natur ist. Im Larven- zustand des Bombinator, wo die „Stirndrüse“ innerhalb des Gallertgewebes der Lederhaut liegt, sitzen aussen an dem fadigen Stiel, und zwar zahlreich, grosse rundliche Kerne, um- geben von Zellsubstanz, wie sie diesem gallertigen Bindegewebe zukommen. (Fig. 2.) Da der Strang, insoweit ich mit ihm vertraut geworden bin, ausserhalb des Schädels liegt, so kann in ihm eine Nervenfaser oder auch mehrere zugleich, verlaufen und ebenfalls 1) Lessona, a. a. 0. Fig. 6. 57* 452 4)is in die Nähe des Stirnorgans gelangen, ohne aber in dasselbe einzutreten, sondern sie betheiligen sich, gleich den andern Nervenfasern, an der Netzbildung der Hautnerven. Der bindegewebige Strang, indem er den Lymphraum der Stirn durchzieht, kann eben zum Träger nervöser Elemente dienen, genau so wie es andere bindegewebige Stränge thun, welche durch die subcutanen Lymphhöhlungen Nerven leiten. Schon oben, im „Geschichtlichen^^, wurde der Abbildung gedacht, welche Graaf liefert und wonach der Strang durch und durch nervös wäre. Ein solches Vorkommniss vermag ich bis jetzt nicht zu bestätigen. Zirbel; Plexus. — Über diese Theile habe ich nur einige Beobachtungen gemacht, die aber doch erwähnt sein mögen, weil sie in einem Hauptpunkte mit dem, was ich bei Reptilien sehe, Zusammentreffen, aber nicht in allen Stücken mit den Angaben Götte’s sich vereinigen Jassen wollen. Betrachtet man bei grossen, aber noch fusslosen Larven des Bomhinator die abgetragene Haut des Scheitels von innen, so erblickt man auf dem schwarzen Grunde der Dura ein graues Stück Hirngebilde, das, weil nicht angewachsen, leicht von der harten Hirnhaut abstreif bar ist. Es lässt sich weiterhin daran sehen, dass der Theil hohl ist und die Form eines gestielten platten Beutelchens hat. Es kann wohl kein Zweifel obwalten, dass man den im Schädelraum liegenden Theil der Zirbel vor sich habe. Nach aussen, in einiger Ent- fernung davon, zeigt sich in der Haut die „Stirndrüse". Neben der Zirbel bemerkt man den rundlichen, durch die Menge feiner Blutgefässe röthlichen „Plexus“ in Form eines knäuel- artig gefalteten Körpers. An einer jungen Hyla arborea ist zwar, wie schon erwähnt, an der Stirnhaut weder aussen noch innen eine „Stirndrüse“ sichtbar, aber in der die Fontanelle des Schädels schliessenden Haut macht sich ein Knötchen für die Lupe kenntlich und innen an der Fon- tanellenhaut hebt sich eine länglich lappige Masse ab, die mit ihrem vordem Ende gegen die Stelle geht, wo das Knötchen liegt. Da nun Götte bezüglich des Bomhinator angibt, dass noch während der Larvenperiode in der Wand der Zirbel sich Kalkconcremente absetzen, welche dem Organ eine schneeweisse, beinahe silberglänzende Farbe verleihen, so möchte wohl die bezeichnete längslappige Masse bei Hyla die in gleicher Weise umgewandelte Zirbel vorstellen. Das rothe geknäuelte Körperchen — Plexus — geht hier nicht die enge Verbindung mit der Zirbel ein, wie sie bei Reptilien vorkommt, sondern bleibt für sich. Es ist der Theil, welchen ich vor Jahren von Salamandra und Proteus als „Zirbel“ beschrieben 453 habe'), während ich die eigentliche Zirbel dazumal noch nicht kannte, was übrigens bei allen Beobachtern vorher und nachher der Fall gewesen ist. Es ist das Verdienst von Götte, hierin zuerst klar gesehen zu haben. Doch bleiben meine damaligen Angaben insofern bestehen, als ich das röthliche Körperchen aus gewundenen, mit Zellen ausgekleideten Schläuchen zusammengesetzt sein liess, zwischen denen ein dichtes Gefässuetz sich ausbreite. Der Bau dieses „Plexus“ ist sonach verschieden von dem wirklichen Gefässplexus im Innern des Vorderhirns und jenem über dem vierten Ventrikel des Nachhirns. Götte gibt „aus der Zeit der Metamorphose“ einen Mediandurchschnitt des Schädels, auf welchem der vom „Zirbelbläschen“ kommende Stiel die Schädeldecke durchbohrend mit seiner Wurzel in die Wand des „Adergeflechtknotens“ übergeht. Indem ich selber über diesen wichtigen Punkt keine eigene Erfahrung besitze, habe ich um so mehr darauf hinzuweisen, dass auch die Abbildungen bei Graaf aus Larven von Bufo ein ähnliches Verhalten darstellen. II. Reptilien. Die Zeit, in der ich die Untersuchung des Parietalorgans der Saurier von Neuem begann, fiel in den Spätherbst und so konnte ich vorläufig nur noch einige diesjährige Eidechschen (Lacerta argus) und mehrere vor Kurzem geborene Blindschleichen einsammeln, war sonach im anschliessenden Winter auf Weingeistmaterial verwiesen. Im darauffolgenden Frühjahr und Sommer verschaffte ich mir trächtige Thiere und abgelegte Eier. Für die nachstehenden Mittheilungen wird es besser sein, diesen Weg der Einzeluntersuchungen nicht einzuschlagen, sondern vom Embryo ausgehend zum fertigen Thier vorzuschreiten , auch sollen die Arten, da mancherlei Verschiedenheiten sich kund geben, getrennt von einander abgehandelt werden. Lacerta agilis, Wolf. 1. Embryo. Die Früchte unserer Eidechse habe ich sowohl im frischen, lebendigen Zustande, nach optischen Schnitten, als auch gehärtet, an wirklichen Schnitten untersucht. Beide Methoden haben ihre Vortheile, insbesondere vermag man am lebenden Material, bei geeigneter Behand- lung, manches besser zu sehen, als an dem mit Reagentien behandelten Object. 1) Leydig, Anatomisch-histologisclie Untersucimngen über Fische und Keptilien, 1853. 2) Graaf, a. a. 0. Taf. 3, Fig. 26, 27. 454 Erste Spuren. — An den jüngsten Embryonen, stammend aus Eiern, welche Anfangs Juni dem Leibe des Weibchens entnommen waren, liess sich weder von der Zirbel noch von einem Parietalorgan etwas erblicken. Nur an jener Stelle, wo später die eben genannten Bildungen liegen, also oben am Zwischenhirn, glaube ich eine leichte Vorwölbung mit Ver- dickung der Hirnwand zu erkennen, die man wohl für die erste Spur des Auftretens von Zirbel und Parietalorgan ansprechen darf. Übrigens soll ausdrücklich bemerkt werden, dass in diesem Embryonal-Stadium die Augen schon angelegt und die Geruchs- sowie Gehör- gruben zugegen sind, das Parietalorgan mithin nicht gleichzeitig mit diesen Sinnesorganen, sondern später, zum Vorschein kommt. Anlagen deutlich. — Leibesfrüchte von der Zeit Mitte Juni, und aus dem gelegten Ei genommen, zeigen im frischen Zustande und vorsichtig behandelt, beachtenswerthe Ver- hältnisse auf. Indem wir den Theil des Kopfes, welcher das Zwischenhirn birgt, von oben betrachten, befeuchtet mit Eiweiss und ohne Anwendung des Deckglases, so fallen hinten, nahe dem Mittelhirn, zwei anscheinend gleiche Parietalorgane auf, in Form heller, runder Gebilde mit Höhlung im Innern und etwas Körnigem darin, also zwei dickwandige Blasen. Die- selben liegen genau hinter einander in der Mittellinie, über dem Dach des Zwischenhirns unterhalb des Ectoderms. Gemeinsam ist auch beiden, dass eine bestimmt abgegrenzte Lichtung um die Organe zieht. (Taf. I, Fig. 4, 7.) Prüft man näher, so lässt sich weiter bemerken, dass die vordere Blase etwas grösser ist als die hintere; ferner auch, dass sie höher in der Haut liegt und dadurch der Rand der hinteren Blase etwas unter den der vorderen geschoben erscheint. Durchmustern wir die Gegend des Zwischenhirns mehr nach vorne zu, so kommt, nahe dem Anfang des Vorderhirns, noch eine Gruppe von Bildungen zur Ansicht, welche den ebenerwähnten zwei Organen sehr ähnlich sehen. (Taf. I, Fig. 4, 7.) Es sind ebenfalls dickwandige Blasen, in der Zahl 5; doch sind sie im Umriss weniger rein rund, sondern leicht ein- gekerbt. Auch diese Organgruppe erscheint unverkennbar von einer Lichtung umzogen. Bringen wir den Kopf des Embryo in die Profillage, so heben sich auch jetzt die zwei hintern Organ -Blasen zwischen Gehirn und Ectoderm gut ab; hingegen die Gruppe der vordem ist in der Seitenansicht des von allem Druck unbehelligten Embryo schwer zu erkennen. (Taf. I, Fig. 5.) Kehren wir zurück zur Besichtigung der zwei hinteren Organblasen und zwar von oben, so lehrt die verschiedene Einstellung, dass die Lichtung des einen Organs mit jener des 455 hindern in der Tiefe zu Einem Wurzelpunkte Zusammentritt. (Taf. I, Fig. 5.) Die Körnchen im Lumen geben schon einen Wegweiser ab, den gemeinsamen Ausgangspunkt der beiden Blasen zu finden. — Das Gleiche lässt sich an der Gruppe der vordem Blasen verfolgen, wo- bei man sich überzeugt, dass alle fünf mit ihren Lichtungen nach der Tiefe hin Zusammen- treffen, indem sie sich nach dieser Richtung hin etwas stielartig ausziehen. Bevor wir die Entwicklung weiter verfolgen, wollen wir bezüglich der Entstehung der zwei Blasen im Gedächtniss behalten, dass die vordere Blase keineswegs eine Ab- schnürung der hinteren vorstellt, vielmehr beide für sich, aber dicht hinter einander, wie aus einem Punkte, dann sich gabelnd, hervortreten. Legt man jetzt, bei Seitenansicht des Embryo, ein sehr dünnes Deckglas auf, dessen Druck durch untergeschobene Körper auf das geringste Maass herabgesetzt wird, so über- zeugen wir uns abermals, dass die hinteren zwei Blasen Hervorknospungen des Zwischenhirns sind, derart, dass dessen Decke zur Wand der Blasen wird und die Höhlung der letzteren aus einem abgeschnürten Theil der Lichtung des Zwischenhirns hervorgeht. Das Gleiche zeigt sich an der Gruppe der vorderen fünf Blasen : ihre Höhlungen setzen sich nach unten fort in den Binnenraum des Zwischenhirns. (Taf. I, Fig. 10.) Bei der Ansicht des Gehirns von oben kann es dem ersten Blick scheinen, als ob das Dach des Zwischenhirns durch einen weiten Spalt von länglich eirunder Form geöffnet sei, in dessen Bezirk hinten die zwei Organblasen stehen und am andern Ende die Gruppe der fünf Blasen. (Taf. I, Fig. 4, 7.) Begrenzt wird der vermeintliche Spalt rechts und links durch einen anscheinenden Wulst. Das Ergebniss achtsamen Zusehens ist jedoch, dass das Dach des Zwischenhirns nicht durchbrochen ist, und die auf einen begrenzenden Wulst gedeuteten Linien das optische Durchschnittsbild der allerdings wulstartig verdickten seitlichen Wand des Zwischenhirns, also Anlagen der Sehhügel sind. Weiterbildung. — Bei etwas älteren Embryonen aus der zweiten Hälfte des Juni, mit knopfartig angelegten Gliedmassen, begegnet man im Wesentlichen immer noch dem gleichen Stand der Dinge. Die zwei hinteren Blasen fallen sowohl in der Ansicht von oben als auch in der Profilstellung gut ins Auge und man könnte immer noch sagen, es seien zwei hinter einander folgende Parietalorgane zugegen; sie liegen über dem Gehirn in der Hautschicht. Die Gruppe der vorderen Blasen erhebt sich weniger in die Höhe und ist daher im Profil des Kopfes schwieriger zu sehen. Hat man Embryone vor sich, die blutleer geworden sind, so macht sich ein heller, senk- rechter Streifen bemerklich, welcher am Zwischenhirn seitlich herauf an die Stelle tritt. 456 woselbst die zwei hinteren Blasen liegen. Welche Bewandtniss es mit dem lichten Streifen hat, klärt sich am lebenden Embryo auf. Hier sieht man, dass man es mit der Lichtung einer grossen, senkrecht vom Kopf herabführenden Vene (Vena jugularis) zu thun hat. Das Blut strömt deutlich im Leben auf der Mittellinie des Zwischenhirns von vorn nach hinten bis zur Stelle, wo die zwei Organblasen liegen und ebenso bewegt sich in der Medianlinie des Mittelhirns die Blutmasse, entgegen kommend dem andern Strom, von hinten nach vorne an den gleichen Punkt, worauf sodann die vereinigte Blutmasse in die Vena jugularis (V. car- dinalis anterior) abwärts sich bewegt. (Taf. I, Fig. 6.) Es wird jetzt passend sein, hier gleich anzugeben, was aus den verschiedenen Organ- blasen sich herausgestaltet. Die vordere Blase des hinteren Paares wird das Parietalorgan. Die hintere wird Zirbelknopf; die Gruppe der fünf vorderen wandelt sich in den sogenannten Plexus um. Bei Embryonen vom Ende Juni — der Saccus endolymphaticus hat schon Kalkconcremente, die im übrigen Labyrinth noch fehlen — ist der Unterschied in der Grösse der vorderen Blase (Parietalorgan) und der hinteren (Zirbelknopf) noch stärker geworden, als schon früher der Fall war. Der Zirbelknopf bleibt nach unten mit dem Gehirn verbunden und stellt ein kurzgestieltes Beutelchen vor; das Parietalorgan hingegen liegt, wie das schon lange sich zeigt, . völlig abgelöst vom Zwischenhirn in der Haut, und zwar merklich höher als der Zirbelknopf. An den zum Plexus werdenden Blasen wird die Weise der Umwandlung immer klarer. Im optischen Querschnitt zwar geben sie noch dasselbe Bild, wie das Parietalorgan und der Zirbelknopf in gleicher Ansicht — sie nehmen sich wie eine Gruppe geschlossener Blasen aus — , aber von der Seite gesehen haben sie die Gestalt kurzer, aufwärts gerichteter Aus- buchtungen des Zwischenhirns und der leichte Druck eines Deckglases lässt erkennen, dass die Ausbuchtungen zu einem einzigen emporgerichteten, dickwandigen Blindsack vereint sind, mit einer Anzahl von Nebenausstülpungen. Ferner erscheinen die Theile des Plexus von Bluträumen umgeben, auch ist um sie her eine Lichtung zu erkennen, die sich wohl auf die beginnende Bildung des Schädelraumes bezieht. (Das Mesoderm ist über dem Zwischenhirn von besonderer Dicke und gallertig gequollen). Hauttasche. — An solchen Embryonen, aber auch schon früher, lässt sich eine grubige Eintiefung der Haut unmittelbar vor dem Parietalorgan unterscheiden, welche Bildung man jedoch leicht übersehen wird, wenn man nicht mit Achtsamkeit darnach sucht. Man hat den 457 vordem Umfang des unmittelbar unter dem Ectoderm liegenden Parietalorgans gut ins Auge zu fassen und es wird sich dort eine lichtere, fleckartige Stelle ahzeichnen. Bei stärkerer Vergrösserung erblicken wir hier einen von den zelligen Elementen des Ectoderms umrissenen Perus, in Form einer quergestellten Öffnung, welche — in der Seitenansicht — in ein kurzes, dem Parietalorgan sich anlegendes Säckchen führt. (Taf. I, Fig. 12, 13.) Auch bei auffallendem Licht und günstiger Beleuchtung vermag man dieses Hautgrübchen auf der Höhe des Zwischenhirns wahrzunehmen. (Taf. I, Fig. 11.) Sonderungen innen und aussen. — Im Embryo aus dem Monat Juli hat der Scheitel- körper an Grösse zugenommen (Taf. I, Fig. 8), bleibt aber immer, gegenüber den riesigen Augen, nur ein winziges Gebilde. Seine Wand erhält eine gewisse festere Beschaffenheit; die Zahl der Kerne ist ausnehmend gross, so dass nach Reagentieu die Substanz der Wand wie mit Kernen bespickt erscheint. Hervorgehoben zu werden verdient, dass im Boden des von den Zellen begrenzten Hohl- raumes eine rundliche Öffnung sich befindet und was ebenso für bedeutsam zu halten ist: von dieser Öffnung konnte ich einigemale eine canalartige Bildung eine Strecke weit ver- folgen. (Taf. I, Fig. 9.) Die Begrenzung derselben ist ein zarter Streifen, ohne etwaige zellige Auskleidung; das Lumen ist so hell wie die Öffnung, von welcher der Canal her- kommt und verliert sich spitz zulaufend. Bei Betrachtung des Kopfes mit der Lupe steht das Parietalorgan unzweifelhaft hügelig hervor. Bezüglich der Blutgefässe lehrt die Ansicht von der Fläche, dass das Organ von einem grossen, den Scheitel einnehmenden venösen Blutraum umgeben ist, ja scheinbar in dessen Innerem liegt. Der Blutraum ist die Erweiterung eines Sinus longitudinalis superior. In den medianen Sinus münden auch höher und tiefer liegende Venen. Die Membran, welche die Venen und Bluträume in sich schliesst, ist die Bindegewebsumhüllung, welche sich späterhin in Beinhaut und harte Hirnhaut sondert. Die Lage des Organs, genauer bezeichnet, ist so, dass es oberhalb der die Gefässe tragenden Bindegewebsplatte sich befindet, angeheftet an die dünne Integumentschicht. — Bei Ansicht von oben machen sich auch in dem rhomb- ischen, dabei eingebogenen Raume zwischen den Hälften des Grosshirns und denen des Mittelhirns die blinden Enden der Schläuche des Plexus hemerklich. (Vergl. Taf. I, Fig. 16.) Das Pigment im Innern des Organs tritt spät auf. Noch Mitte Juli vermisste ich die dunkeln Körnchen, obschon in den Augen sie nicht bloss längst vorhanden sind, sondern sogar in reichlichem Maasse zugegen sich zeigen. Meine frühere Angabe, dass das Pigment Abhandl. d. J^enckenb. naturf. Ges. Bd. XVI. 58 458 in dem Scheitelgebilde gleichzeitig mit jenem im paarigen Auge erscheine, war sonach nicht ganz zutreffend. Erst gegen Ende Juli, am Embryo mit schon langem, eingerolltem Schwanz, und wohl entwickelten Extremitäten mit Flossenhaut ist eine schwache Pigmentirung vor- handen, jedoch nur mit dem Mikroskop erkennbar, während für die Besichtigung mit der Lupe das Organ immer noch ein einfach graues Knötchen innerhalb dem Roth der dasselbe umziehenden Blutgefässe vorstellt. Mehr als einmal habe ich zu verschiedenen Zeiten lebende Embryone aus dem Ei genommen und mit aller Sorgfalt im Eiweiss untersucht, um zu erfahren, ob es nicht möglich sei, Flimmerung in dem Organ zu erblicken. Doch ist mir dies nicht gelungen, niemals habe ich mir ein Cilienspiel vor die Augen bringen können, obschon an der Begrenzung der Innenfläche eine körnige Lage sich zeigte, welche an veränderte feine Cilien erinnern könnte. (Taf. I, Fig. 8.) Vergleichsweise habe ich auch die Zirbel, den Plexus, die Wolff’schen Körper auf Flimmerung untersucht, aber auch dort war um diese Zeit nichts von Flimmer- bewegung zu entdecken. Einer besonderen Bildung im Innern des Scheitelgebildes ist noch zu gedenken. Bei genauem Durchmustern des optischen Flächenschnittes fällt dort nämlich eine Bogenlinie ins Auge, die ins Lumen vorragt und eine gewisse härtere, man naöchte sagen, cuticulare Be- schaffenheit an sich hat; ihr freier Rand ist fein gekerbt, was bei Ansicht von oben eine dicht stehende Reihe von Knöpfchen gibt. Es scheint Allem zufolge ein Blatt von homo- gener Natur in den Raum vorzuspringen. (Taf. I, Fig. 15.) Schon frühzeitig lässt sich endlich eine Art Cap sei zur ümschliessung des zelligen Körpers, gebildet aus Elementen des Mesoderms, unterscheiden. Nebenscheitelorgane. — Ein zweites und drittes Scheitelgebilde, wie es von den Embryonen der Anguis fragüis zu beschreiben sein wird, vermisse ich an den Früchten der Lacerta agilis. Literarisches. — Im Hinblick auf Entwicklung und Bau der besagten Theile sei erwähnt, dass Hoffmann zuerst die Hervorstülpung auch des Plexus aus dem Zwischenhirn dargethan hat. Den Abbildungen, welche die Arbeit des Genannten begleiten, lässt sich ferner ent- nehmen, dass das Parietalorgan nicht etwa eine Abschnürung des freien Zirbelendes ist, 1) Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir darauf hinzuweisen, dass ich lange vor Balfour (Handbuch der vergleichenden Embryologie, 2. Bd., 1881, Fig. 130) der „Flossenfüsse unreifer Embryone der Eidechse“ gedacht habe. (Die in Deutschland lebenden Arten der Saurier, 1872, p. 64, Taf. V, Fig. 64.) 459 sondern von Anfang an für sich besteht und nur abwärts eine kurze Zeit mit der Zirbel- ausstülpung zusammenbängt, ein Verhältniss, das ich besonderer Beachtung für wertb halte. Nach Beraneck wäre die ursprüngliche Anlage eine „Erweiterung^' nicht des Zwischen- hirns, sondern der „vorderen Gehirnblase“, was mit meinen Beobachtungen nicht stimmt. Vom Innern der „Augenblase“ heisst es: „die hyaline Substanz bildet an der ganzen Ober- fläche der Augenhöhle eine in diese vorspringende Zähnelung. Am hinteren Rande ist die hyaline Substanz am dicksten und ragt weiter in die Augenhöhle vor.“ — Unser Autor beschreibt und zeichnet an Änguis einen „rudimentären Opticus“, den er bei Lacerta um- sonst gesucht hat. Ich vermuthe, dass damit der von mir bei Lacerta gesehene lichte, zart- randige Canal gemeint ist, der von der Öflhung im Boden des Parietalorgans beginnt und meinerseits auf einen Lymphgang bezogen wurde. 2. Junges Thier. Junge Eidechsen verschiedener Stufen, neugeborene und Monate alte, wurden sowohl im frischen Zustande als auch nachdem sie abgetödet und gefärbt waren, vorgenommen, unter An- wendung von Messer, Scheere und Nadel, oder auch zerlegt in Schnitte. Die letztere Behandlung vervollständigt nicht selten das auf einfachere Art ermittelte und gewährt auch neue Einblicke. Es schien mir am Platze, in Eig. 20 auf Taf. II ein Übersichtsbild bei geringer Ver- grösserung und auf mehreren Schnitten beruhend, zu entwerfen, um die in Betracht kommen- den Hauptorgane: das Gehirn und seine Höhlen, dann insbesondere Lage und Zusammen- sammensetzung der Epiphysis und Hypophysis anzudeuten, sowie endlich auch das Parietal- organ in seinem Lageverhältniss zum Ganzen zu zeigen. Scheitelfleek. — Derselbe wird begrenzt von lederbraunem Pigment, während, wie geringe Vergrösserung lehrt, das Dunkelfleckige zurückbleibt; sein Umriss ist bald rundlich mit zackigem Rand, bald von eckig zusammengezogener Form. (Taf. II, Eig. 34, 35.) Da letztere Gestalt am frisch getödeten Thier uns begegnet, so wäre daran zu denken, ob nicht Contractionszustände der Elemente der Lederhaut hieran betheiligt gewesen sind. Auch schon von der Fläche sieht man bei stärkerer Vergrösserung, dass sich in der Epidermis, über den hellen Theil weg, einiges braunes Pigment erhält. Fassen wir die Mitte des Scheitelfleckes von aussen genau ins Auge, so erscheint dort eine rundliche Öffnung; von innen oder unten her betrachtet, zieht in einiger Entfernung von dem Porus eine grössere Kreislinie, bezüglich welcher man die Überzeugung gewinnt, 58* - 460 dass sie immer noch der Epidermis angehört. Und das genaue Bemessen der Linien lehrt, dass die Epidermis sich zu einem bliudgeschlossenen Säckchen einsenkt, welches oberhalb des Parietalorgans sich befindet, demnach die in früher Zeit schon angelegte Bildung sich erhalten hat. (Vergl. Taf. I, Fig. 19.) Parietalorgan. — Von der Fläche gesehen, sowohl von oben wie von unten, hat ge- nannter Theil eine plattrunde Gestalt; von oben her, in frischem Zustande, lässt er sich auch einem niedergedrückten Becher vergleichen, dessen Öffnung mit zelliger Masse erfüllt ist. Ein irisartiger dunkler Pigmentgürtel hebt sich ab. Nach Behandlung mit Weingeist macht sich an der Wölbung des Organs eine Art Querstreifuug bemerklich. Auch schon jetzt vermag man eine schärfere Begrenzung nach aussen oder die Capsel zu erkennen, und jenseits derselben eine lockere pigmentirte Schicht. (Taf. I, Fig. 51.) Nehmen wir das Flächenbild von unten her ins Auge, so wird uns klar, dass die letzterwähnte dunkle Hülle von der harten Hirnhaut stammt, die sich wie eine Falte zum Zirbelknopf erstreckt. (Taf. I, Fig. 18.) Die Blutgefässe der Dura gehen in lang gezogenen Maschen einfach unter dem Organ weg; jene Blutgefässe hingegen, welche in der über dem Organ gelegenen Lederhaut ver- laufen, treten zu einem unvollkommenen Gefässkranz um das Scheitelgebilde zusammen. (Taf. I, Fig. 19.) Weitere Aufklärungen über den Bau gewähren senkrechte Schnitte. (Vergl Taf. II, Fig. 21, 22, 25.) Man gewahrt, dass die zeitige oder epitheliale Wand des Körpers ringsherum nahezu von gleicher Dicke ist und einen deutlichen Binnenraum begrenzt. Unzweifelhaft zeigt sich auch, dass nach vorne zu der Binnenraum nach aussen sich öffnet, was dadurch geschieht, dass die zeitige Wand intercellular durchbrochen erscheint, entweder so, dass nur auf der einen Seite des Vorderrandes ein intercellularer Durchgang vorhanden ist, oder rechts und links ein solcher besteht. (Taf. II, Fig. 21, 22.) Darnach wäre zu schliessen, dass der Ringspalt bei der Flächenansicht auch nur die Form eines Halbringes haben könne. Einen Lymphraum vor dem Parietalorgan konnte ich hier nicht erblicken, wobei es dahin gestellt bleiben muss, ob er nur durch die Präparation bis zum Unsichtbarwerden zusammen- gedrückt war, oder, was übrigens unwahrscheinlich ist, wirklich fehlt. Durch die Anwesen- heit des Spaltraumes wird der Deckentheil der zeitigen Wand von dem Seitentheil abgeschnitten. Mehr oder minder scharf zerlegt sich die zeitige oder epitheliale Wand in eine hintere, dünnere Schicht, welche eine einzige Reihe von Kernen hat und in eine vordere. 461 dickere, aus welcher mehrere Kernreihen hervorsehen. Die Trennung in diese zwei Schichten kommt zu Stande durch eine herumbiegende Lichtung, die von ganz hellem Aussehen sein kann, oder erfüllt ist von feinkörniger Substanz, genau mit jener übereinstimmend, welche unter gleichen Umständen in den Höhlungen der Zirbel und des sog. Plexus sich vorfindet. Erwähnenswerth ist auch, dass zwischen den zelligen Elementen des Deckentheiles („Linse“ der Autoren) Intercellularlücken leicht uns begegnen. — Die Kerne der Zellen dieser Partie bilden eine einzige, einwärts liegende Zone. Am Hintersaum des Deckenabschnittes macht sich eine granuläre Schicht bemerklich, die sich ungefähr ausnimmt wie die zu einer körnigen Lage umgewandelten Cilien im Innern des Zirbelknopfes. Doch habe ich, was wieder ausdrücklich gesagt sein mag, auch hier im ganz frisch untersuchten Thier, ein Flimmerspiel niemals mit Sicherheit zu erblicken vermocht. Kecht auffällig ist rechts und links an der Seite des Binnenraumes ein Büschel grösserer, wirklicher Fäden, welche mit breiterer Basis beginnend, spitz endigen und abermals an Flimmerhaare erinnern. Der Gedanke, dass die betreffenden Gebilde auf Gerinnungserschei- nungen zurückgeführt werden könnten, ist ganz von der Hand zu weisen, da sie immer an gleichem Orte, in derselben Form und Länge auftreten. Nach ihrer Lage im Durchschnitts- bild müssen sie einen Kranz im Innern der Binnenhöhle bilden. (Vergl. Taf. II, Fig. 21, 22, 25.) Noch etwas Anderes gewahrt man bei genauerer Prüfung des letztgedachten Binnen- raumes. Es zeigt sich nämlich im Innern ein scharfer, quer durchschneidender Strich, welcher schon bei mässiger Vergrösserung sichtbar ist und man könnte dem ersten Anblick nach meinen, dass es sich nur um ein durch Gerinnung entstandenes Artefact handeln möge. Allein gegen diese Annahme spricht schon die Beständigkeit in der Erscheinungsweise und bei starker Vergrösserung erhält man die Überzeugung, dass die Linie die Begrenzung einer homogenen, den Boden des Säckchens bedeckenden Substanz ist. (Vergl. insbesondere Fig. 25.) Dass ich das Ganze mit der oben im Organ des Embryo erwähnten, ins Innere vorspringen- den Bogenlinie in Zusammenhang bringen möchte, liegt nahe, bedarf jedoch im Einzelnen erst weiterer Aufklärungen. Der freie Saum der zelligen Wand enthält dunkles Pigment. Die Structur der eigentlichen Cap sei stimmt mit jener der Pia mater des Gehirns überein, indem sie aus ebensolchen Zellen wie diese sich zusammensetzt, worauf schon die gleiche Form und Grösse der Kerne hindeutet. Zirbel und Plexus. — Die Zirbel besteht aus einem vorderen und hinteren Theil, beide sind oben dicht aneinander gelagert, nach unten aber getrennt, so dass die 'Wurzel 462 des vorderen Theiles vom Zwischenhirn unmittelbar hinter den Lobi hemisphaerici entspringt, während der hintere Theil vor dem Mittelhirn in das Zwischenhirn eintritt. Der hintere Theil ist die eigentliche Zirbel und stellt einen gestielten Hohlkörper dar, der nach oben in einen dicklichen, vorwärts sich etwas spitz ausziehenden Kolben endigt. Der vordere Theil ist ebenfalls ein Hohlkörper mit Ausbuchtungen und wird herkömmlich als Gefässplexus bezeichnet. Kennt man die vorhergegangenen Stadien der Entwicklung, so wird verständlich, wie es geschieht, dass beide ursprünglich weit auseinander stehenden Theile später nach oben hin zu einem Ganzen sich vereinigen. Der Plexus ist eine Wucherung oder Aussackung an der vorderen Gegend des Zwischenhirns, die Zirbel tritt vor dem hinteren Ende des Zwischen- hirns hervor, zu einer Zeit, in welcher Vorderhirn und Mittelhirn sich noch nicht über dem Zwischenhirn berühren. Erfolgt das letztere später durch allmähliges Wachsthum, so wird Zirbel und Plexus gegen einander gedrängt und ihre oberen freien Enden erscheinen dicht zusammengeschoben, wie zu einer einzigen Masse verschmolzen. Nach abwärts gehen die Wurzeln beider auseinander, in der Art, dass jene der Zirbel vor dem Mittelhirn, jene des Plexus hinter dem Vorderhirn, da wo ihr ursprünglicher Ausgangspunkt ist, in das Zwischen- hirn einsetzen. Das Ganglion des Sehhügels liegt zwischen den beiden Wurzeln. (Vergl. hierzu auf Taf. I, Fig. 10, und das Übersichtsbild Fig. 20 auf Taf. II.) Hinsichtlich des Baues unterscheidet man an der Zirbel auswärts eine bindegewebige Schicht von streifigem Aussehen mit zahlreichen Kernen. Näheres Prüfen lässt finden, dass dieses Bindegewebe aus Zellen mit einseitig cuticular verdickter Wand besteht. In dem Bindegewebe verlaufen zahlreiche Blutgefässe. Das Innere nimmt ein zum Theil dickzelliger Beleg ein, der einwärts aus cylindrischen Zellen zusammengesetzt ist, während nach aussen zu nur Protoplasma und zahlreiche Kerne einen nahezu indifferenten Zustand des Epithels darstellen. Im gehärteten und gefärbten Präparate trennt sich leicht die Schicht der Cylinder- zellen von jener der Kernzone, so dass ein heller Raum dazwischen hinzieht. Auch der Hohlkörper des Plexus besitzt als äussere Umgrenzung das streifige, kern- haltige Bindegewebe und die Blutgefässe in ihr sind besonders zahlreich. Das Epithel der Schläuche ist niedriger und aus rundlich-kubischen Zellen gebildet. Wie aus dem Vorangegangenen schon erhellt, muss die Lichtung sowohl der Zirbel, wie des Plexus in den Raum des dritten Ventrikels führen. Ü 1) Nach Mihalcovics (Entwicklungsgeschichte des Gehirns, 1877) treibt die embryonale Zirbel hei Säugethieren aus ihrer vorderen Wand blindgeendigte Hohlsprossen, welche Ehlers (Ztschrft. f. wiss. Zool. 1879) geneigt ist, den Längsrinnen in der Zirbel der Plagiostomen zu vergleichen. Sollte nicht vielleicht in diesen Bildungen die Anlage des Plexus zu vermuthen sein? 463 Noch möchte ich hinsichtlich der Form des Zirhelknopfes bemerken, dass sich derselbe manchmal einfach von Gestalt einer Hohlkeule darstellt, dann auch wieder in einen wagrecht abgehenden Fortsatz, welcher dem Parietalorgan zustrebt, sich auszieht. Es scheint beinahe, als ob individuelle Abänderungen auch hierin stattfinden könnten. (Taf. YII, Fig. 87, 88.) Anheftung der Zirbel oberwärts. — Es lässt sich feststellen, dass der bindegewebige Theil der Zirbelwand nach oben übergeht in einen gleich bindegewebigen Überzug der Innen- fläche des Schädels, welcher der harten Hirnhaut entspricht. Ferner kommt hierbei zum Vorschein, dass die Anheftung in grobnetziger Weise geschieht, was seinen Grund darin hat, weil zugleich ein Übertritt der Blutgefässe von der Zirbelwand zum Schädeldach stattflndet und dies innerhalb des Bindegewebes erfolgt. Die Bilder, welche sich dadurch ergeben, müssen sonach verschieden ausfallen: es kann scheinen, als ob nur ein einziger Verbindungs- strang zugegen wäre, während andere Schnitte eine Anzahl solcher Balken und ihre Ver- flechtungen aufzeigen. Nicht selten zieht sich die bindegewebige Umgrenzung der Zirbel in einen längeren, abgelösten Streifen (Durchschnitt einer blattförmigen Ausbreitung) nach vorne aus, in der Richtung gegen das Parietalorgan, ohne aber an dasselbe heranzutreten: der Streifen setzt sich vielmehr, unterhalb desselben, ebenfalls in die harte Hirnhaut fort. (Taf. II, Fig. 21, 22.) Immer wieder macht sich die Menge von Blutgefässen, insbesondere die Anwesen- heit grösserer venöser Bluträume an der Anheftungsstelle, unter und hinter dem Parietal- organ, bemerklich, und gerade die Begrenzung auch dieser grösseren Bluträume trägt zur Entstehung des Bildes eines grobmaschigen Netzes bei. Beim Embryo, wie oben ausgesagt wurde, liegt das Parietalorgan über einem grossen Blutraum; auch jetzt noch ist der Reich- thum von Blutgefässen an gleichem Orte ungewöhnlich stark. Da die Wandungen der letzteren gern dunkles Pigment aufgenommen haben, so trägt dies dazu bei, die Um- grenzung der Bluträume auch in ihrem leeren Zustande bestimmter verfolgen zu können. Dieses Pigment kann sich auch abwärts in Form dunkler Flecken eine Strecke weit auf die Zirbel und den Plexus verbreiten, wozu man sich vergegenwärtigen mag, dass beide Theile von einer Fortsetzung der harten Hirnhaut umgeben sind. Beilage. Es mag passend sein, hier Einiges über das Gehirn und seine Theile einzuschalten, sowohl in Rücksicht und zum besseren Verständniss mancher im Bisherigen abgehandelten 464 Vorkommnisse, als auch aus dem Grunde, weil vielleicht ein oder der andere Punkt auf spätere Auseinandersetzungen Einfluss haben kann. Das Übersichtsbild Fig. 20, in welchem die Ergebnisse mehrerer Schnitte zusammen- gefasst sind, enthält nur Weniges über den Hirnbau selber, doch ist z. B. angedeutet die Schichtung der Substanz des Mittelhirns um seine Höhlung; man kann dort, das Ependyma mitgerechnet, etwa 9 Schichten unterscheiden, die basalwärts sich wieder verlieren. Wohlgelungene Schnitte durch den ganzen Kopf des jungen Thieres belehren uns nach manchen Seiten hin über das Lymphgefässsystem. Man sieht sofort, dass das Gehirn den Schädelraum nicht ausfüllt, sondern eine ziemliche Höhlung übrig lässt, die nur die Bedeutung eines Lymphraumes haben kann. Ein ähnliches Verhalten in noch grösserem Mass- stabe zeigt sich bekanntlich bei Fischen (Knochenfische, Selachier z. B.); dass das Gleiche auch bei höheren Wirbelthieren vorkommt, lehren die Untersuchungen und prächtigen Dar- stellungen in dem Werke von Key und Retzius.^) Dort sieht man, dass namentlich um das verlängerte Mark herum der Lymphraum sehr weit ist. Hier bei Lacerfa ist gerade auch in der Gegend der Medulla oblongata der Lymphraum beträchtlich; doch auch um Hinterhirn und Mittelhirn bleibt er ansehnlich, weniger stark ist er in der Umgebung des Vorderhirns. Ferner gewahrt man unter der Pia des Gehirns, sowie in der Hirnsubstanz selber ein System von Lymphgängen, wodurch frühere von mir^) gemachte Angaben eine Ergänzung finden. Prüfen wir nämlich den Bau der Pia näher, so erweist sie sich zusammengesetzt aus Zellen, welche nach aussen abgeplattet sind und in diesem Theil den ebenfalls platt- geformten Kern bergen. Einwärts zu geht aber die Zelle in einen kegelförmigen Fortsatz aus, der mit breiter Basis beginnt und spitz ausläuft; zuletzt verlieren sich die sehr fein gewordenen Zuspitzungen in das Spongioplasma der Hirnsubstanz Man vermag nun weiter gut zu sehen, dass zwischen diesen Zellen der Pia und ihrem Fortsatz Hohlräume sich hin- ziehen, welche von ziemlichem Durchmesser sind, und das Bild gestaltet sich im Falle der Füllung des Hohlraumes so, als ob eine stäbchenähnliche Lage zwischen Pia und Gehirn- substanz sich ausbreite. Hat sich die Pia ganz abgehoben, so bleiben die kegelförmigen Ver- längerungen an ihren Zellen sitzen, lösen sich also mit ihrem spitzen Endtheil vom Spongio- plasma der Hirnsubstanz ab. (Vergl. Taf. II, Fig. 29, 30.) 1) Axel Key und Gustav Retzius, Studien in der Anatomie des Nervensystems und des Binde, gewebes. Erste Hälfte, Stockholm 1875. 2) Leydig, Zelle und Gewebe, 1885. 465 Wir begegnen dem gedachten Bau an verschiedenen Gegenden des Gross-, Mittel- und Hinterhirns, doch mit dem Unterschied, dass die Fortsätze der Zellen bald höher, bald niedriger sind. Endlich ist auch erkennbar, dass die Hirnrinde von senkrechten, richtiger radiär ange- ordneten Lichtungen oder Gängen durchsetzt wird und es lässt sich feststellen, dass die Hohl- gänge mit den Bäumen zwischen den kegeligen Fortsätzen der Pia zusammenfliessen, man könnte in gewissem Sinne auch sagen, dort beginnen, um z. B. am Grosshirn, die Richtung gegen die Seitenventrikel zu nehmen. Hierbei darf ich vielleicht an eine vor Jahren von mir gemachte Beobachtung erinnern, die sich auf das lebende Thier bezieht/) Bei der aus dem Uterus herausgenommenen Larve von Salamandra sah ich nämlich eine radiäre Anord- nung der Elemente der grauen Substanz in Längszüge, welche, „so sonderbar es klingen mag, eine gewisse Ähnlichkeit mit der Form der Magendrüsen oder ihren ausgetretenen Epithelzellen darbot“, ein Vergleich, der immerhin auch jetzt noch nicht völlig zu ver- werfen wäre. Es ist in hohem Grade wahrscheinlich, dass die grossen Lymphräume um das Gehirn sowie die Ventrikel des Gehirns mit diesem feineren System von Hohlgängen, welche die Hirnsubstanz durchsetzen, in Zusammenhang stehen. Um dem Vorwurf zu begegnen, als hätte ich Lücken, welche durch die Präparation entstanden seien, also Artefacte, für natürliche Bildungen angesprochen, mag ausdrücklich gesagt sein, dass man die beiden Vorkommnisse, obschon ein gewisser Bezug zwischen natür- lichem Lymphgang und künstlich an gleicher Stelle erzeugter Spalte obwalten kann, doch von einander zu unterscheiden vermag. Man mustere Hirndurchschnitte, welche ihr natür- liches Aussehen bewahrt haben und man wird bei genauem Zusehen ein System feiner, dabei verzweigter Gänge aufzufinden vermögen, welche z. B. mit den Perivascularräumen Zusammen- hängen. Vergleicht man nun hierzu solche Hirnschnitte, welche von zahlreichen, dabei etwas weiteren Spaltlinien durchzogen sind und das Aussehen künstlicher Gänge haben, so lehrt doch die nähere Prüfung, dass die natürlichen Gänge es wohl gewesen sein mögen, welche an dem gehärteten Object zur Entstehung der künstlichen Spalträume die nächste Veranlassung gegeben haben mögen. Den rothen Körper an der Zirbel habe ich oben dem Herkömmlichen folgend, als Plexus bezeichnet und es ist daher wohl passend, ausdrücklich auf den Unterschied hin- zuweisen, welcher zwischen diesem „Plexus“ und den wirklichen Gefässplexus, wie 1) Leydig, Anatomisch-histologische Untersuchungen über Fische und Eeptilien, 1853. Abbandl. d. Senckenb. naturf. Gee. Bd. XVI. 59 466 sie in den Seitenventrikeln des Grosshirns und über dem vierten Ventrikel des Nach- hirns zugegen sind, bestehen. Man fasse an Längsschnitten zunächst den Schlauch oder Sack ins Auge, welcher unter dem Schädeldach von hinten her bis gegen die Mitte des Mesencephalon heraufzieht: es ist der Ductus endolymphaticus des Ohrlabyrinths, den ich in anderer Darstellung seiner Zeit vom Embryo der Blindschleiche versinnlicht habe.^) In dieser Gegend zeigt sich der Gefäss- plexus des vierten Ventrikels der harten Hirnhaut angeheftet und indem wir uns Rechenschaft von seinem Bau geben, erkennen wir, dass die fingerförmig zertheilten, gebogenen und inein- ander geschobenen Stränge aus einem inneren bindegewebigen Zuge oder Achse bestehen, welcher mit der bindegewebigen harten Hirnhaut verbunden ist und die Blutgefässe führt, nach aussen aber von einem Epithel umhüllt wird. (Taf. II, Fig. 28.) Nicht anders ist die Zusammensetzung des Plexus in den Seitenventrikeln. Diese wirklichen Plexus sind somit keine Hohlgebilde, sondern bindegewebige, gewundene Stränge, dienend als Träger von Blutgefässen und bedeckt nach aussen mit Epithel. Im Gegensatz hierzu stellen die sogenannten Plexus der Zirbel eine in Schläuche zerlegte Aus- sackung des Gehirns vor, weshalb das Epithel Lichtungen begrenzt und die Blutgefässe in der Wand der Schläuche verlaufen. (Taf. II, Fig. 27.) Zum Bau der Hypophysis sei bemerkt, dass sie aus einem inneren und einem äusseren Theil besteht. (Taf. II, Fig. 20.) Der erstere oder innere ist ein länglicher, zipfel- förmiger Fortsatz des Hirntrichters und rückwärts gegen die Sattelgrube gekehrt ; die Höhle des Trichters setzt sich klar in diesen Abschnitt fort, dessen Wand aus Hirnsubstanz gebildet ist. Der äussere um den letzteren sich herumlagernde Theil, dessen Hauptmasse ebenfalls nach hinten zu liegt, ist von anderer Art: er besteht aus gewundenen, dichtzellig erfüllten Schläuchen, umsponnen von vielen Blutgefässen. 3. Erwachsenes Thier. Soheitelfleck. — Der Umriss des Scheitelfieckes (Taf. II, Fig. 36) ist nicht immer der gleiche, sondern ändert individuell ab, indem er bald rein rund, bald länglich ist, oder auch zwischen beiden Formen spielt. Er stellt für gewöhnlich eine Mulde dar, aus der sich eine leichte Wölbung erhebt, wodurch die Eintiefung zu einem die Wölbung umgebenden Ring- graben zurückgebildet erscheint. Auf der Wölbung kann sich auch wohl noch eine narben- ähnliche Stelle bemerklich machen. 1) Leydig, Die in Deutschland lebenden Arten der Saurier, 1872, Taf. XII, Fig. 148. 467 ludern wir Schnitte, welche durch den Schädel gelegt sind, mustern, lässt sich bezüg- lich der Pigmente der Haut, über Scheitelbein und bindegewebige Umgebung folgendes in Erfahrung bringen. In der Epidermis erhält sich durch den ganzen Scheitelfleck hin dunkles Pigment und zwar in Form zahlreicher, feiner Pigmentverästelungen oder Chromatophoren. In der Lederhaut bleibt das dunkle Pigment früher zurück, als das gelblich weisse oder guanin- haltige,^) welches noch eine Strecke weiter vordringt. (Vergl. II, Fig. 26.) — Der Papillar- körper geht in schmale Papillen aus. Das Scheitelbein stellt sich dar als eine verknöcherte Partie der Lederhaut. Am Bindegewebe unterhalb des Scheitelbeins unterscheidet man zunächst einen Zug, den man wohl einem Periost vergleichen darf; dann folgt die der harten Hirnhaut (Dura) entsprechende Schicht, welche selbst wieder in zwei Lagen getrennt werden kann, wovon die obere stark pigmentirt ist und die Hauptmasse der Blutgefässe trägt, während die untere, sich leicht ablösende Lage unpigmentirt ist und zahlreiche, den zelligen Elementen ungehörige Kerne einschliesst. Die Schicht, welche dem Periost gleichgesetzt wurde, bildet gewissermassen auch die Ausfüllung der unteren Partie des Foramen parietale, indessen die obere bindegewebige Schicht dem Corium zugerechnet werden darf, zwischen welcher und dem Parietalorgan ein ganz schmaler Spalt oder Lymphraum sich herziehen kann. — Die pigmentirte Schicht der Dura ist es, welche das Organ unmittelbar umhüllt. — Richtung, Form, Zahl und Gruppirung der Kerne des Bindegewebes zeigen nach den verschiedenen Faserzügen und ihrer Verflechtungen mancherlei Abänderungen. Parietalorgan. — Dass das Parietalorgan die Gestalt eines niedergedrückten oder platt- runden Säckchens hat, vermag man wieder sowohl bei der gewöhnlichen Untersuchungsmethode als auch an den Schnitten zu erkennen, nicht minder die Zusammensetzung der Wand aus lockerer Umhüllung, Capseihaut und zeilig-epithelialer Auskleidung. Die dunkle, lockere Umhüllung ist als ein Theil der pigmentirten Schicht der Dura zu betrachten. (Taf. II, Fig. 23, 26, 33.) Die Cap sei hat isolirt als Ganzes die Form eines vorn offenen Bechers. Die zeilig-epitheliale Auskleidung lässt sich zerlegen in den Deckenwulst („Linse“) und Bodentheil („Retina“). Ersterer, abgegrenzt von der Seitenwand durch einen Intercellular- gang, ist in seiner Substanz heller und zwischen den verlängerten Zellen sind feine Inter- 1) Über das guaninhaltige Hautpigment der Reptilien siehe meine letzten Mittheilungen in: Pigmente der Hautdecke und Iris, Verhandlungen d. phys. med. Ges. in Würzburg, 1888. 59* 468 cellularlücken bemerklich. Ausser den verlängerten, senkrecht stehenden Zellen, deren Kerne, einwärts zu, eine besondere Zone bilden, bemerkt man noch, oberhalb der Kernzone, Gruppen oder Nester rundlicher Zellen, je umgeben von einem Hohlraum. An den Zellen des Decken- wulstes, die auch sonst eine gewisse Härtung erfahren haben, wodurch auch schon ihre Grenzlinien bestimmter gezogen erscheinen, tritt eine feine Querstreifung ihres Plasma deut- lich hervor. (Fig. 24, 26, 33.) Innerhalb des Boden- und Seitenabschnittes der zeitigen Auskleidung („Retina“) ver- misse ich mitunter den erwähnten Lymphgang, welcher die zeitige Lage sonst in eine vordere, dickere und hintere dünnere Schicht scheidet, doch mag dies nur zufällig und Umstände der Präparation daran Schuld gewesen sein, denn ein andermal zeigt sich der Lymphgang voll- kommen deutlich und erscheint obendrein durch eine Linie so klar abgegrenzt, als ob ein zarter Cuticularsaum die Lichtung überziehe. Die feine Querstreifung der Zellsubstanz bleibt nachweisbar, wenn sie auch bei der Weichheit der Zellen um vieles zarter ist, als in den Elementen des Decken wulstes. Das Pigment ist von braunem Ton und vielleicht nicht in allen Stücken dem dunkeln Pigmente gleich, welches in den ästigen Zellen der von der harten Hirnhaut stammenden Umhüllung des Scheitelkörpers enthalten ist. An dem herausgenommenen Organ, namentlich, indem wir dessen hintere Fläche im unverletzten Zustande überblicken können, zeigt sich im zeitigen Boden eine helle, centrale Lücke von rundlicher Form: sie hebt sich besonders deutlich ab in dem Falle starker Pig- mentirung der epithelialen Schicht. Zerzupfen wir das Scheitelsäckchen mit der Nadel, so kommen aus dem Innern, neben den theilweise Pigment einschliessenden Zellen noch fadige Bildungen zur Ansicht, sowie Bruchstücke einer senkrecht gestrichelten, im Übrigen homogenen Membran. Durch Schnitte werden wir bezüglich dieser Theile dahin aufgeklärt, dass die hintere Fläche des Decken- wulstes („Linse“) von einer Schicht überzogen ist, die Ähnlichkeit hat mit dichtstehenden kurzen Härchen; zweitens dass an der Seitenwand, hart am Ende des Decken wulstes, lange, leicht gebogene Fäden stehen, dicklich an der Wurzel, fein zugespitzt am freien Ende, zu- sammen kranzförmig gestellt ; endlich drittens dass der Boden von einem senkrecht gestrichelten Saum überzogen wird. (Vergl. Fig. 26.) Verbindungsstrang. — Was ich in der früheren Mittheilung als Verbindungsstrang be- zeichnet habe, erscheint mir jetzt auch beim fertigen Thier wie ein faltenartiger Zug der harten Hirnhaut, dunkelpigmentirt gleich dieser und die Richtung gegen das Parietalorgan 469 nehmend. Wegen des vielen Pigments lässt sich an dem Gebilde in seiner natürlichen Lage das histologische Verhalten kaum ermitteln. Nach Herauspräpari rung mit der Nadel erhält man Blutgefässe, getragen von pigmentirtem Bindegewebe, bereits übergehend in entsprechende Theile der Umgebung des Parietalorgans. Meine damalige Angabe, dass die Lichtung der ausgezogenen Spitze des Zirbelknopfes spurweise in die Achse des Stranges eintrete, habe ich jetzt dahin zu verbessern, dass dieses Aussehen durch den Zug der zerrenden Nadel entsteht. Die Schnitte lehren deutlich, dass die Lichtung des Zirbelknopfes, auch in dessen etwas vorgezogenem Ende, völlig abgeschlossen ist und in keiner Weise die Zirbel sich in den Strang fortsetzt. Bindegewebe und Blutgefässe bleiben es allein, welche den Strang bilden. (Taf. III, Fig. 40, 41.) Zirbel und Plexus. — Am Schädeldach, von innen her angesehen, sticht das daselbst angeheftete Ende der Zirbel durch graue Farbe lebhaft von dem Schwarz der harten Hirn- haut ab und ich möchte daran erinnern, dass ich in der Schrift über die deutschen Saurier^) einen bisher kaum beachteten Längsschnitt des Gehirns gegeben habe, auf dem die Zirbel deutlich als langgestielter Hirntheil eingezeichnet erscheint. Die Autoren, welche mir kurz- weg eine „Verwechslung“ von Plexus und Zirbel vorwerfen, haben offenbar nur obenhin meine Angaben und Abbildungen angesehen. Es sind beide Theile von mir dargestellt worden, ohne dass ich aber eine klare Einsicht in den Zusammenhang der Organe erlangt hätte, was übrigens in jener Zeit auch keinem Andern gelungen ist. Auch am erwachsenen Thier trifft man auf individuelle Verschiedenheiten der Form des Zirbelknopfes in der Ausbildung des wagrecht stehenden Endfortsatzes, ja einmal kam sogar der Fall vor, dass der Zirbelknopf nach rückwärts sich aussackte. Die Natur der Zirbel als Hohlgebilde tritt deutlich zu Tage. Am Stiel lässt sich schon bei geringer Vergrösserung eine Längsstreifung wahrnehmen, bezüglich welcher die stärkere Vergrösserung ausweist, dass sie auf Verdickungszügen der zelligen Auskleidung beruht. (Taf. III, Fig. 44.) Im Endknopf sodann sind die Verdickungsstreifen nicht bloss höher als im Stiel, sondern auch von gewundenem Verlauf und ineinander geschoben. Die Zellen- masse, welche die Wülste erzeugt, besteht in der Tiefe nicht sowohl aus abgegrenzten Zellen, als vielmehr aus Plasma mit Kernen; nach der Lichtung hin sind die Zellen selbständiger, von gestreckter Form, einem Cylinderepithel ähnlich und enthalten in ihrem Kopfende zahl- reiche dunkle Pigmentkörnchen. 1) Taf. XII, Fig. 155. 470 An guten Schnitten erhält man den Eindruck, als oh die Wulstbildungen im Zirbelknopf und der Deckenwulst im Scheitelorgan auf gleiche Linie zu stellen sein möchten. Der bindegewebige Theil der Wand von streifigem und kernreichem Wesen setzt sich am Endknopf in die ebenso beschaffene innerste Lage der harten Hirnhaut fort und in gleicher Weise in deren pigmentirte Schicht. Dadurch entsteht eben der vorhin gedachte Verbindungs- strang. Sehr zahlreich sind um den Zirbelknopf die Blutgefässe und stellenweise wie knäuelig gewunden; auch venöse Räume von grösserem Umfang, zusammenhängend mit dem Sinus longitudinalis superior, sind über und hinter dem Zirbelknopf zugegen, immer getragen und begrenzt von jener Lage der harten Hirnhaut, welche dunkel pigmentirt ist. Begleitet wird die Zirbel noch von zwei grösseren Venen, welche frei zur Seite des Stieles liegen. Im Hinblick auf die Natur des sogenannten Plexus lässt sich, wie am jungen Thiere, durch die gewöhnliche Untersuchung und durch die Schnittmethode feststellen, dass derselbe ein in Schläuche ausgezogener Hohlkörper bleibt, welcher der Zirbel in seinem oberen Theil eng anliegt. Das die Schläuche auskleidende Epithel ist niedriger, als in der Zirbel ; hingegen ist der Reichthum von Blutgefässen im bindegewebigen Theil der Wand grösser. Das Knorpeliuselchen über der Zirbel weist sich aus als ein Stück des Hyalin- knorpels, welcher vom Occipitale herauf in eine Vertiefung des Parietale sich eindrückt. Historisches und Haehträgliehes. — In meiner ersten, vor Jahren gegebenen Mit- theilung über das „räthselhafte Organ“ wurde schon darauf hingewiesen, dass es über der Öffnung des Scheitelbeins ruhe; doch habe ich es in der Abbildung, welche den Schnitt durch die Schädeldecke versinnlicht^) zu hoch hinaufgerückt, indem ich es von der Lederhaut bis in die Epidermis reichen liess. Über den Bau wusste ich nichts weiter auszusagen,- als dass es von kugligem Umriss und zelliger Zusammensetzung sei. Der nächste Beobachter, welcher den Bau aufzuhellen sich bemühte, war H o f f m a n n^ : nach ihm bestände das Organ aus kurzen, von einem niedrigen Cylinderepithel gebildeten und gewundenen Schläuchen, die durch sehr stark pigmentirtes Bindegewebe von einander getrennt würden. Man wird dieser Beschreibung des Baues nicht nachrühmen können, dass sie auch nur annähernd richtig wäre. 1) A. a. 0. Taf. XII, Fig. 159. 2) Hoffmann (C. K.), a. a. 0. 471 Hingegen sind sehr zutreffend die Angaben, welche Graaf^) gemacht hat und deren schon oben in der Einleitung gedacht worden ist. Auch die Beschreibung, welche Beraneck vom Organ der erwachsenen Lacerta agilis liefert^), stimmt in den wesentlichen Punkten mit dem was ich sehe, übereiu, nur im histo- logischen Theil weichen wir da und dort etwas von einander ab. Über den Verbindungsstrang äussert sich unser Autor dahin, es sei der Verlauf dieses Stranges sehr schwer zu verfolgen, deshalb scheine er an der „Augenblase“ selbst zu endigen. Er sei sehr zart und enthalte Zellen, welche mit denen der embryonalen Zirbeldrüse übereinstimmen. Diese Angaben treffen mit dem zusammen, was hierüber meine vorläufige Mittheilung enthielt; die fortgesetzte Untersuchung hat mich aber erkennen lassen, dass die Zirbel für sich bestimmt abschliesst und sonach keine Verbindung mit dem Parietalorgan besteht. Owsiannikow, welcher nur Ein Stück von Lacerta agilis vorgenommen hat, meldet, dass er an dem Exemplar das Organ nicht habe entdecken können, es sei an der Stelle, wo es liegen sollte, eine pathologische Bildung, die er näher beschreibt, vorhanden gewesen. Hier- zu möchte ich die Vermuthung äussern, dass es sich um eine individuell rückschreitende Veränderung gehandelt haben möge. Ich selber bin nämlich beim Durchgehen einer Anzahl von Weingeistexemplaren unseres Thieres mehrmals auf Zustände des Organs gestossen, die mir ebenfalls auf mehr oder minder starke Verkümmerung hinzudeuten schienen. So war an einem weiblichen Stück schon der Scheiteläeck kleiner und undeutlicher als sonst; bei einem zweiten dergestalt winzig, dass er mit der Lupe kaum unterscheidbar war und erst unter dem Mikroskop kenntlicher wurde. Auch das Parietalorgan selber erschien von geringer Entwicklung und durch und durch, auch im Deckentheil (Linse), schwarz pigmentirt. Und was damit wohl Zusammenhängen mochte: über dem Foramen parietale, wo sonst das dunkle Pigment spärlich wird oder auch ganz fehlt, ging es in zahlreichen grösseren Ballen, die sich dicht folgten, über das Organ hin; die von der Dura stammende Umhüllung war wie immer tiefschwarz. Ich habe von dem letzteren Fall in Fig. 23 eine Abbildung beigelegt. 1) Graaf (H. de), a. a. 0. 2) B6r aneck, a. a. 0. p. 397. 472 Lacerta mridis^ Gessii. Das untersuchte Thier war ein junges und kam lebend in meine Hände. Es stammte vom Kaiserstuhl des Oberrheinthaies. Da Spencer in Wort und Bild auf die grüne Eidechse eingeht, so habe ich mit Sorgfalt auch diese Art vorgenommen. Seheitelorgan. — An der Haut des Scheitelfleckes bieten sich zunächst auf dem senk- rechten Schnitt zwei beachtenswerthe Structurverhältnisse dar. Das eine ist, dass auch hier das Corium unverkennbar sich in Papillen erhebt, welche übrigens nicht sehr dicht stehen und von stumpfkegeliger Form sind. Nur im Bereiche des Scheitelfleckes sind sie vorhanden und kommen darüber hinaus nicht mehr vor. Das andere ist, dass die Schicht der Lederhaut, von welcher die Papillen entspringen, über dem Organ entschieden verdickt ist und sehr deutlich sich auch durch hell bleibendes Wesen abgrenzt von dem eigentlichen, darauf folgenden Stock der Lederhaut, welcher aus derben wagrechten und dabei sich kreuzenden Lagen besteht, während die Papillarschicht eher an gallertiges Bindegewebe erinnert und von feinen senkrecht stehenden, verzweigten Fäden durchsetzt wird. In der Epidermis bleibt etwas dunkles Pigment zurück, welches in vereinzelten Ballen innerhalb der Schleimschicht liegt. Im Hinblick auf das gelbliche Pigment, welches in der Papillarschicht ruht, mag er- wähnt sein, dass es hier sehr klar das Aussehen von zusammengehäuften rundlichen Klumpen hatte, die dann, wie sonst, etwas weiter herein in den Scheitelfleck sich erstrecken, als es der Fall ist mit dem dunkeln Pigment der Lederhaut. Wie bei andern Arten kehrt wieder, dass das Scheitelbein hinter dem Scheitelloch an Dicke schnell zunimmt und dann grössere Markräume besitzt und ebenso schiebt sich von hinten herauf in eine Furche das Knorpelstück ein, dessen Vorkommen am Schädel ich schon vor Jahren angezeigt habe.^) In der Oe st alt weicht das Organ von jenem der Lacerta ocellata und Lacerta agilis dadurch ab, dass es mehr eckig als rundlich im senkrechten Schnitt ist ; am stärksten springt der obere oder hintere Winkel vor, etwas weniger erscheint das vordere Eck ausgebildet. 1) Bei Abfassung der Schrift über die einheimischen Saurier (1872) wusste ich noch nichts vom Vor- kommen der grünen Eidechse am Kaiserstuhl. Durch Herrn Norman Douglass bin ich erst mit diesem Fundort bekannt geworden. 2) Arten der Saurier, Taf. II, Fig. 32 (Lacerta vivipara); Taf. III, Fig. 33, (L. agilis). 473 Dass es sich nicht um Formveränderung durch den Schnitt handeln könne, geht aus der ganzen Umgebung hervor, deren Theile aufs beste sich in situ befinden. (Taf. VI, Fig. 79.) Anbelangend den Bau, so haben die Zellen des Deckenwulstes („Linse^^) längliche Kerne und die zum Theil recht hohen Cylinderzellen zeigen reine Linien. Die Structur des Boden- und Seitentheils („Retina“) in ihrer zelligen Zusammensetzung ist schwierig zu durchschauen wegen des vielen eingelagerten Pigmentes, welches eine un- unterbrochene innere und äussere Zone bildet. Dass nun ferner jenseits des Pigmentes, gegen den Binnenraum zu, noch besondere Bildungen zugegen sind, steht auch hier ausser Zweifel, aber deren eigentliche Form ist schwer festzustellen. Was ich gesehen zu haben glaube, ist in die Figur 79 eingezeichnet: an der nach hinten gewendeten Partie des Bodens erscheint eine Strecke weit eine helle, senkrecht gestrichelte Schicht ; an der vorderen Partie sind es lange fadige Gebilde, die aber hier fast den Eindruck von vorgequollenem Zellplasma machen können. Ein deutlicher Lymphraum zieht um das Parietalorgan herum, dessen Begrenzung nach vorne in das Corium übergeht; nach aussen ist er umrandet von der dunkel pigmen- tirten Hülle des Organs. Er erscheint an den Schnitten nach vorne zu am weitesten, wäh- rend er um den Boden des Säckchens herum nur wie eine schmale Spalte sich ausnimmt. Das Parietalorgan liegt bei dieser Art so unmittelbar au dem Ende des Zirbelfadens, dass ein „Verbindungsstrang“ sich nicht ausgebildet hat, man müsste denn jenem Theil des Bindegewebes, welcher oberhalb der pigmentirten Schicht der Dura unterschieden wird, als solchen ansprechen. Zirbel und Plexus. — Die Zirbel zum Schädeldach aufgestiegen, knickt sich verjüngend zu einem langen Hohlfaden um, der wagrecht nach vorn zieht und blind geschlossen un- mittelbar hinter dem Parietalorgan endigt. (Tafel VI, Fig. 78.) Es ist bemerkenswerth, dass hier dieses Endstück des Zirbelfadens so gut wie das Parietalorgan selber im Bereich des Scheitelloches liegt. (Eig. 78, 79.) Bezüglich der zelligen Auskleidung der Zirbel sei erwähnt, dass gegen das blinde Ende zu die Zellen etwas dunkelkörniges Pigment einschliessen, das aber nicht hinreicht, um von einem „schwarzen Strich“ zu sprechen. Der Plexus heftet sich mit seinem oberen Ende dort an die Zirbel an, wo die Um- knickung der letzteren statt hat und an dieser Stelle begegnet man wie sonst auch wohl dem Durchschnitt eines grösseren Blutgefässes. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVI. 60 474 Erwähnt sei auch wieder, dass die Zirbel umfasst wird von jenen zwei Schichten der Dura, welche zu wiederholten Malen als dunkel pigmentirte und helle Lage unterschieden wurde und Träger zahlreicher Blutgefässe, namentlich am Plexus, sind. Von der Pigment- schicht der Dura erhält der wagrecht ziehende Endfaden der Zirbel einen schwärzlichen Saum. (Fig. 78.) — Das Bindegewebe der unteren, hellen Schicht der harten Hiimhaut und ihrer Fortsetzung an die Zirbel zeigt auch hier dieselben zahlreichen Längskerue wie bei anderen Arten. Literarisches. — Der Lymphraum um das Parietalorgan, von dem oben die Rede war, ist auch deutlich auf der von Spencer gegebenen Abbildung sichtbar,, ohne dass im Texte darauf verwiesen wird, sonst aber war das viele dunkle Pigment nach Aussage des Autors Schuld, dass er die Verhältnisse der Zirbel nicht genauer an’s Licht zu setzen vermochte. Er ist z. B. unsicher geblieben, ob von der Zirbel weg ein Endfaden („pineal stalk^^) geht. Meine Abbildung kann zeigen, dass dort, wo er den Theil vermuthet, derselbe wirklich vor- handen ist. Den Plexus an der Zirbel hat Spencer nicht als solchen erkannt, sondern nur einen Theil davon gesehen und als vorderes Bogenstück der Zirbel gezeichnet. Lacerta ocellata^ Daud. , var. pater ^ La taste. Herr Dr. König in Bonn, welcher während seines, wissenschaftlichen Zwecken gewid- meten Aufenthaltes in Tunis nebenbei eine ganze Anzahl von Lacerta ocellata in allen Alters- stufen sammelte^), hatte die Güte, mich mit mehreren Stücken zu beschenken, die ich denn auch mit gehöriger Aufmerksamkeit untersuchte. Scheitelfleok. — Beim erwachsenen Thier erscheint der Scheitelfleck als tief ein- gesunkenes Grübchen, aus welchem eine Wölbung hervorragt, durchsetzt in der Mitte von einer queren Einschnürung. Die vordere Abtheilung des Wulstes lässt eine Öffnung in der Epidermis erkennen, die schräg nach unten führt, und alsdann, immer noch im Bereich der Epidermis, in eine Ringlinie, welche eine grössere Weitung umschliesst, überzugehen, wo- durch das Bild dem sich anähnelt, was man bei der jungen Lacerta agilis (und der jungen Anguis fragilis) sieht. Es ist eben eine sack- oder taschenartige Eintiefung der Epidermis innerhalb des Scheitelfleckes zugegen, die selbstverständlich etwas anderes ist als die schon mit der Lupe unterscheidbare Grube. 1) Vergl. Alex. König, Avifauna von Tunis und des angrenzenden Tripolitanien, mit Beifügung einer Liste tunesischer Kriechthiere, 1888, p. 299. 475 Nicht recht verständlich ist es mir, warum man an den Schnittpräparaten nichts von der Epidermistasche zu sehen bekommt; hingegen belehren wir uns an den Schnittreihen über Anderes in bequemer Weise. Zunächst wiederholen sich bekannte Verhältnisse: auf die wellig sculpturirte Cuticula folgen die platten und rundlichen Zellen der Hornschicht, dann die langspindeligen Elemente der Schleimschicht. An der letzteren stösst etwas auf, was bei anderen Arten zwar auch vorhanden ist, aber in geringerer Entwickelung sich zeigt. Die dickliche, senkrecht streifige Schicht nämlich über dem Corium besteht nicht bloss aus den fadig verlängerten Zellen der Schleimschicht der Epidermis, sondern aus sehr entwickelten Papillen, welche von der Leder- haut her eindringen. Im Falle sich das Rete mucosum etwas abgehoben hat, sieht man die Papillen frei vor sich : sie stehen genau über dem Organ, dicht gereiht, und sind von ziem- licher Höhe. (Taf, III, Fig. 46.) Jenseits des Bezirkes des Scheitelfleckes verlieren sie sich, indem sie niedriger werden und sich vereinzeln. Beachtung verdient wieder, dass soweit die Papillen die starke Entwickelung besitzen, jener Theil der Lederhaut, von dem sie kommen, und welchen ich als „weichere, obere Grenzschicht“ schon bei anderen Gelegenheiten am Corium der Amphibien und Reptilien unterschied, hier am Scheitelfleck dicker ist, als an der übrigen Hautfläche. Das Durch- schnittsbild erscheint auch dadurch sehr charakteristisch, dass auch hier diese Schicht, die Kerne abgerechnet, ungefärbt bleibt und sich hell abhebt, während die unter ihr folgenden derberen wagrechten Lagen oder der Stock der Lederhaut den Farbstoff aufgenommen haben. Diese helle Natur erhält sich in der Schicht, wenn wir sie weiter weg vom Scheitelfleck ver- folgen. Eigen ist ihr auch ein senkrecht streifiges Wesen durch aufsteigende, dabei verästigte elastische Fäserchen, welche Strichelung auch dort noch gesehen wird, wo die Lage jenseits des Scheitelfleckes zu einer dünnen Schicht herabgesunkeu ist. Das Pigment der Lederhaut verbreitet sich in letztgedachter Grenzschicht der Leder- haut und ist wieder deutlich ein doppeltes: ein schmutzig gelbliches und ein dunkel körniges. Das erstere oder guaninhaltige steht etwas höher und tritt mehr herein in die Umgebung des Parietalorgans; das andere oder dunkle bleibt schon um einiges früher in seiner Haupt- masse zurück. Das Scheitelbein schärft sich auf dem Durchschnitt gegen das Foramen rückwärts mehr zu, als solches am vordem Abschnitt geschieht, um dann nach unten eine Verdickung mit grösserem Markraum zu erzeugen, worauf es dachig vorspringend ausgeht. An dieser Stelle tritt eine Knorpelplatte — im senkrechten Schnitt Knorpelstab — auf, welcher zwischen 60* 476 Hinterhauptsbein und Scheitelbein sich einschaltet (Taf. III, Fig. 45), Verhältnisse, wie sie auch bei anderen Arten wiederkehren. Fassen wir den bindegewebigen Theil an der Unterseite des Schädeldaches ins Auge, so erscheint das Scheitelbein derart in das Corium eingeschlossen, dass über ihm der die beiden Pigmentsorten tragende, zartere Papillarkörper weggeht, während unter dem Knochen derbe, wagrechte Bindegewebslagen hinziehen. Im Scheitelloch schlägt sich von diesen Zügen rechts und links ein Theil über das dort befindliche Parietalorgan weg, das- selbe nach oben bedeckend, während der tiefere Theil der Bindegewebsstränge sich auflockert und geflechtartig unterhalb des Organs wegstreicht. In die Maschenräume hinein, wenn sie durch den Zug des Schnittes etwas grösser geworden sind, splittern die Balken in feine Fäserchen aus. (Siehe Fig. 46 auf Taf. III.) Nach unten, gegen den Schädelraum zu, tritt wieder die Sonderung ein, dass eine Schicht viel dunkles Pigment in ihre Zellen aufnimmt, wodurch sie im senkrechten Schnitt bei geringer Vergrösserung als schwarzer Saum sich abhebt. In dieser tief dunkeln Haut verläuft die Hauptmasse der zahlreichen Blutgefässe und dieses pigmentirte, gefässhaltige Bindegewebe erzeugt auch wie bei den anderen Arten eine dunkle Umhüllung des Scheitel- gebildes. Zu unterst grenzt sich von eben gedachter dunklen Lage noch eine hellstreifige Binde- gewebsschicht ab, versehen mit zahlreichen Kernen und die nähere Untersuchung kann auf- zeigen, dass zu je einem Kern ein Zellenleib gehört. Die dunkle und die helle Bindegewebs- schicht spreche ich wie anderwärts der harten Hirnhaut zu. Ein merkwürdiges Verhalten am Scheitelfleck führt Carriere an, das man einstweilen kaum anders als im Sinne starker Variabilität wird zu deuten haben. Es fand sich nämlich bei einem Exemplar von Lacerta ocellata über dem Foramen parietale ein dicker und massiver Hautknochen, wodurch „eine Lichtwirkung durch den dicken Knochen vollkommen aus- geschlossen ist“. Parietalorgan. — Der Umriss des Organs war nicht immer ganz gleich. An dem einen Thier stimmt die Gestalt so ziemlich zu der Zeichnung, welche Spencer gibt: die Vorder- fläche war eben, niedergedrückt. Bei dem andern Exemplar aber erschien sie sehr entschieden vorgewölbt, wodurch das ganze Organ eine rein kugelige Form erhielt. Es scheint also auch in dieser Beziehung ein Wechsel stattzufinden. 477 Hinsichtlich des Baues schliesst gegenwärtige Art im Wesentlichen an das bei Lacerta agilis Gefundene an, obschon, da es sich um länger in Weingeist auf bewahrte Thiere handelt, nicht Alles so deutlich war, als bei den einheimischen, frisch zu beschaffenden Thieren. Man unterscheidet die bindegewebige Cap sei und ihre länglichen Kerne; ihr Aussehen erinnert sofort an die innerste Schicht der harten Hirnhaut und damit zugleich auch an die Pia des Gehirns. An der epithelialen Wand des Säckchens war deren vorderer Abschnitt bei dem einen Individuum wenig zu einer „Linse“ abgesondert, auch die zusammensetzenden Zellen mehr rundlich als cylindrisch; bei dem andern aber von der gewöhnlichen scharfrandigen und, gegen die Mitte des Deckentheils zu, verlängerten Cylinderform. Der übrige Theil der epithelialen Wand („Retina'^) zeigte in einigen der Schnitte jenen die Zellenmasse im Halbbogen durchsetzenden Lymphraum. Die Hauptmasse des Pigmentes liegt einwärts in der zelligen Schicht, doch fehlen auch nicht nach aussen zu braune Körnchen, Ballen und Körnerhaufen. Über die Art der Vertheilung des Pigmentes sieht man am quer- durchschnittenen Organ, dessen Bodenfläche frei liegt, dass das die Zellen erfüllende Pigment helle Lücken auf der Oberfläche der zeilig-epithelialen Wand zurücklässt. Jenseits des Pigmentes sind Spuren der fadigen und cuticularen Bildungen aufzuflnden gewesen, wenigstens an dem einen Exemplar sehe ich den Büschel längerer Borsten, rechts und links am vorderen Theil der „Retina'S und ebenso im hinteren Bereich eine homogen- hautartige Lage, mit grobzackigem Rand, wobei hinsichtlich der Form freilich kaum mehr zu entscheiden war, wie viel auf Rechnung der Conservirungsmittel kommt. Der Binnenraum des Organsäckchens erscheint theilweise erfüllt mit demselben fein- körnigen Gerinnsel, welches sich in der Höhlung des Zirbelendes vorfindet. Bezüglich der Umgebung des Parietalorgans sei auch hier bemerkt, dass das dunkle Pigment der von der harten Hirnhaut stammenden lockeren Hülle schon durch die Form der verästigten Zellen an das dunkle Pigment gemahnt, welches in reichlicher Menge und von gleicher Art in den benachbarten Markräumen des Scheitelbeins zugegen ist. Es drängt sich desshalb immer wieder der Gedanke auf, dass Pigment und Blutgefässe eine bestimmte Beziehung zu einander haben. Jenseits der pigmentirten Hülle des Organs folgt dichtes, umschliessendes Bindegewebe und zwischen ihm und der Linie des Foramen parietale ist noch ein heller, doch nicht rings herum gehender Raum oder eine Lymphhöhlung sichtbar. 478 Sowohl an Flächen- als auch an senkrechten Schnitten ist die Menge der Blutgefässe auffallend, welche insbesondere hinter dem Organ, in dem Bindegewebe zwischen ihm und dem Scheitelbein, gesehen werden. In der Figur 46 sind die Blutgefässe fast sämratlich weg- gelassen worden, um die Zeichnung einfacher halten zu können, in Wirklichkeit ist aber dort, hinter dem Organ, ein förmliches Convolut von Blutgefässen anzutreffen: sechs und mehr dicht ineinander geschobene Capillaren. Alle Aufmerksamkeit habe ich der Frage gewidmet, ob sich ein Nerv an das Parietal- organ begibt, da Spencer einen solchen zeichnet und zwar in der Weise, dass derselbe zuletzt gegabelt eintritt und seine Fasern sich mit den fadigen Endausläufern einer Partie der Cylinderzellen verbindend) Trotz aller aufgewendeten Mühe kann ich ein derartiges Bild nicht vor die Augen bekommen. Was ich sehe, beschränkt sich auf einen Streifen, der von unten her sehr schräge gegen das Organ ziehend in leichtem Bogen an dasselbe sich verliert. Er stimmt in der Structur mit der Follikelhaut der Capsel des Organs überein, also auch nach Vorigem mit der inneren Schicht der Dura und Pia: er hat dieselben zahlreichen, länglichen Kerne und die schwach streifige Zeichnung. So viel ich ermitteln kann, verbindet er sich denn auch mit der Follikelhaut, während seine Abgangsstelle auf die bindegewebige Umhüllung der Zirbel znrückführt. Darnach möchte ich behaupten, dass auch hier ein Binde- gewebsstrang einen Nerven vorgetäuscht hat und was Spencer über dessen Eintreten und Verbindung mit der „Retina“ uns vorführt, halte ich nur für eine Veranschaulichung dessen, wie er sich die Sache denkt, nicht für Wiedergabe des natürlichen Verhaltens. Zirbel und Plexus. — Das obere angeschwollene Ende des Zirbelschlauches knickt an Schnitten, bei welchen Alles in guter Lage geblieben ist, am Schädeldach um und sendet in wagrechter Stellung den Endzipfel nach vorne bis hart in die Gegend des Parietalorgans. (Taf. III, Fig. 45.) Man sieht aber wieder mit aller Deutlichkeit, dass der Zipfel blind für sich endigt und nicht in das Scheitelgebilde übergeht. An die Zirbel schmiegt sich der Plexus an und dies kann in so enger Weise geschehen, dass in manchen Schnitten für die erste Besichtigung es scheinen will, als ob hier einzig und allein die Zirbel zugegen wäre, hingegen der Plexusabschnitt mangle. Allein schon das sorgsame Durchmustern dieser Schnitte lehrt mit Sicherheit, dass die Dinge sich verhalten wie etwa bei Lacerta agilis und L. viridis. Man erkennt nach und nach deutlich im spindel- förmig angeschwollenen Theil der Zirbel die Lichtung mit den Nebenbuchten und ebenso das davon verschiedene System der Hohlgänge im Plexus und die Trennung der Wände 1) Spencer, a. a. 0. Pig. 30. 479 zwischen Zirbel und Plexus — als Längsraum sich darstellend — wird mit Sicherheit erkannt. In weitaus den meisten andern Schnitten aber ist die Selbständigkeit von Zirbel und Plexus so klar zu übersehen, wie es in Fig. 45 dargestellt ist. Für ganz natürlich wird man es halten müssen, dass die Umrisse der Lichtungen nach den Schnittflächen sehr wechseln, da es sich bei der Zirbel um einspringende Wülste und am Plexus um gekrümmte Schläuche handelt. An letzterem sind die Einzelstücke der Lichtung bis weit hinab in den Stiel zu verfolgen. Ist auch nach oben hin die Vereinigung von Zirbel und Plexus eine sehr ausgesprochene, so gehen doch nach unten die beiderseitigen schlauchförmigen Stücke auseinander und setzt jener des Plexus in die vordere, derjenige der Zirbel in die hintere Gegend des Zwischen- hirns über. In der bindegewebigen Umgrenzung der Zirbel und des Plexus sind nicht bloss zahl- reiche Blutgefässe vorhanden, sondern es ist auch stellenweise das dunkle Pigment in ein- zelnen ästigen Flecken zugegen, was verständlich wird aus dem Übergang der harten Hirn- haut und ihrer beiden Schichten auf die Oberfläche der Zirbel. Denn — und dies bleibt wieder von Bedeutung für obschwebende Fragen — an jener Stelle, wo die Zirbel sich ans Schädeldach anlegt, lässt sich verfolgen, dass die beiden Lagen der harten Hirnhaut, abwärts biegend, den Zirbelkörper umfassen. Der strangartige Zug, von dem oben die Rede war, ist, wie erwähnt, als Theil der bindegewebigen Umhüllung der Zirbel anzusehen. Die z eilige Auskleidung der Zirbel bildet wieder eine Anzahl von Wülsten, welche schräg im Innern verlaufen, wesshalb man von dem Hauptraum nach beiden Seiten gegen ein halb Dutzend blindgeendigter, heller Nebenräume zählen kann; ein andermal ist auch der Hauptraum durch Wulstbildung in mehrere Fächer getrennt. Erwähnenswerth dürfte es auch sein, dass im Epithel der Zirbel, ausser dem gewöhnlich in kleinen Häufchen hier auftreteuden Pigment noch ein oder mehrere grosse runde Klumpen solchen Stoffes im Zirbelende zugegen sein können. (Taf. III, Fig. 46.) Man möchte darnach annehmen, dass hier im Zirbelknopf und im Parietalorgan, allwo das gleiche Pigment und in stärkerem Maasse auftritt, ein verwandtschaftlicher Zug der Umänderung abläuft. 480 Es wurde oben, bei Lacerta agilis, auf den grossen Unterschied hingewiesen, welcher im Bau zwischen dem sogenannten Plexus der Zirbel und dem wirklichen Plexus der Seiten- ventrikel und des vierten Ventrikels herrscht. Dazu soll jetzt noch an dieser Stelle bemerkt werden, dass an Schnitten durch den Schädel von Lacerta ocdlata ein deutlicher Einblick in das Verhalten des Plexus über dem vierten Ventrikel zur harten Hirnhaut sich gewinnen liess. Es war nämlich klar zu sehen, dass die Gefässe, welche in der Achse der Zotten liegen, Aussackungen sind des grossen Längenblutleiters der harten Hirnhaut. Der Plexus erscheint sonach als ein Anhangsgebilde des medianen Längssinus. Literarisches. — Meine Wahrnehmungen weichen, wie Obiges lehrt, in mehreren Punkten von denen Spencer ’s ab, so nicht bloss bezüglich des „Nerven“, welcher hier besonders klar zu sehen sein soll, sondern auch z. B. im Hinblick auf die Zirbel welche der Genannte unter der Gestalt eines kurzen, dicken Körpers zeichnet, von dem plötzlich ein langer „Nerv“ zum „Auge“ geht. Dies passt nicht entfernt zu dem, was ich finde und wie es in dem Übersichtsbild auf Taf. III, Fig. 45 ausgedrückt erscheint. Dass auf einer der Abbildungen des englischen Beobachters das „Parietalauge“ in einem hügelartigen Vorsprung ruht, ist wohl, wie ich mir denke, nur Folge der Präparation und weil das Scheitelbein in der Zeichnung weggelassen wurde. Lacerta muralis^ Laur. var. campestris^ Betta. An mehreren Stücken, welche ich vor Jahren am Lido bei Venedig gesammelt hatte, hebt sich der Scheitelfleck klar ab: er ist rund, graufarbig und zeigt eine entschiedene Wölbung. Er liegt inmitten einer grösseren dunkeln Pigmentinsel. (Taf. III, Fig. 38.) Von innen angesehen wiederholt sich das Letztere, indem das Pigment der Dura sich ebenfalls um das Parietalorgan anhäuft und — bei der Flächenansicht — zu einem ausgehreiteten, aber scharf begrenzten Fleck sich verdichtet. (Taf. III, Fig. 37.) Ich habe von diesem Ver- halten die Abbildungen gegeben, weil es von dem, was Lacerta agilis zeigt, stark abweicht. Man möchte sagen, dass bei gegenwärtiger Varietät von Lacerta muralis die Anwesenheit des Parietalorgans eine Ablagerung des Pigments in grösserer Menge hervorgerufen hat. Auf der einen Abbildung geht der Zirbelknopf in eine schnabelförmige Verlängerung aus, welche die Richtung gegen das Parietalorgan nimmt (Fig. 37), aber die nähere ünter- 1) Die in Deutschland lebenden Arten der Saurier, p. 228. 481 suchuDg liess doch auch hier sehen, dass die Verlängerung der Zirbel für sich endet, und kein Übergang zum Parietalgebilde besteht. Die Zirbel ist besonders stark pigmentirt. Da die Schädelknochen hier von zarterem Wesen sind, so ist dem Lauf der zahlreichen Blutgefässe in der harten Hirnhaut leicht nachzugehen und ebenso deutlich springen in die Augen die Umrisse der Mulde oder Bucht des Scheitelbeins, welche zur Aufnahme des Organs bestimmt ist. (Fig. 37, die zwei seitlichen Bogen.) Lacerta muralis^ Laur. var. coerulea^ Eimer. Von dieser Form standen mir zwei, lange in Weingeist aufbewahrte Stücke zur Ver- fügung. Das dunkle Pigment ist hier in der Hautdecke in besonderer Menge zugegen, worauf ja auch die „blaue“ Farbe des Thieres hauptsächlich beruht, und womit vielleicht auch das Nächstfolgende in Zusammenhang gebracht werden darf. Scheitelfleck. — Gleichsam entsprechend der gestreckteren Gestalt des ganzen Thieres, ist der Scheitelfleck hier mehr länglich als rund und die schwarzen Pigmentanhäufungen seiner Umgebung zogen sich an dem einen Exemplar (Taf. III, Fig. 43) von mehreren Seiten in die helle Partie des Scheitelfleckes herein, während an dem andern Stücke sich, wie sonst, die dunkeln Pigmentinseln ausserhalb der Begrenzung des Scheitelfleckes hielten. Parietalorgan. — Die epithelial-zeilige Substanz („Retina“) des Parietalorgans erscheint derart von Pigment durchsetzt, dass dasselbe, mochte man es von aussen oder von innen ansehen, als ein völlig schwarzer Körper sich ausnahm. Eben desshalb macht sich aber auch bei Ansicht von hinten, an der Wölbung, eine im Mittelpuncte befindliche, helle, runde Stelle sehr bemerklich. (Taf. III, Fig. 39.) Es ist die Öffnung, durch welche der Binnen- raum des Säckchens nach unten und aussen mündet. Zirbel. — Trotz des vielen Pigmentes konnte man doch wieder sich überzeugen, dass vom Knopf der Zirbel zum Parietalorgan nicht etwa ein „Nerv“ sich erstreckt, sondern dass der verknüpfende Zug einzig und allein aus pigmentirtem Bindegewebe und Blutgefässen besteht. — Ähnlich wie bei Lacerta muralis, var. campestris ist der Zirbelknopf etwas schnabel- artig vorgezogen, aber die Lichtung des Schnabels schliesst blind. Im Innern des Zirbelknopfes zeichnen sich die gewundenen, von der Epithelauskleidung gebildeten Wülste klar ab. Merkwürdig, dass bei der Neigung des Thieres grosse Mengen von dunklem Pigment in die Hautdecke abzusetzen, doch in den Zellen, welche den Haupt- theil der Wülste des Zirbelknopfes erzeugen, das Pigment mangelt; auch die harte Hirnhaut ist nicht stärker als sonst gefärbt. Ahhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVI. 61 482 Über dem Zirbelknopf finde ich vier rundliche freiliegende Kalkkörper, wovon zwei jochartig verbunden waren. (Taf. III, Fig. 42.) Sie zeigen Schichtungslinien und den Knochen- körperchen ähnliche Höhlungen, gleichen also den Kalkkugeln, wie ich sie von Selachiern beschrieben habe.*) Vielleicht entsprechen sie dem „Hirnsand“ in der Zirbel der Säugethiere. Lacerta mtipara, Jacq. Zwei Stücke, wovon das eine sehr lange in Weingeist auf bewahrt gewesen, das andere aber frisch war, dienten zur Untersuchung. Scheitelfleek. — An dem ersteren Exemplar, dessen Epidermis sich abgehoben hatte, erschien der Scheitelfleck sehr rein und scharf als rundliche Stelle, und schwärzlich von Farbe gegenüber dem weisslichen Pigmente des Coriums. Für weitere Studien war das Thier, wegen zu grosser Erweichung der Gewebe, nicht brauchbar. Am anderen Stück kamen an Schnitten die gewöhnlichen Verhältnisse zum Vorschein. Zu äusserst eine Lage der Epidermis, die im Sichabstossen begriffen, und desswegen durch einen Zwischenraum von der übrigen Oberhaut getrennt war. Die Hornschicht der letzteren zerlegt sich in die obere Lage, welche bei der nächsten Häutung abgeworfen wird, und' in die untere Schicht, welche beträchtlich dicker ist als die erstere; ihre flachen Zellen, obschon verhornt, zeigen noch die Umrisse. Mit bestimmter Grenze hebt sich die Schleimschicht ab und hat an den gehärteten und gefärbten Präparaten mehr ein körniges Aussehen mit Kernen und Spuren der Zellenumrisse, die zum Theil auf cylindrische Formen hinweisen. In der oberen oder Papillar-Schicht der darunter folgenden Lederhaut erstreckt sich wieder das gelblich weisse oder guaninhaltige Pigment, welches stets höher liegt, etwas weiter herein in den Scheitelfleck, als es das dunkle Pigment thut. Die Papillarschicht ist von schwachen, senkrecht aufsteigenden Zügen durchsetzt, und ist merklich dicker als am übrigen Integument, zeichnet sich auch dadurch aus, dass sie an gefärbten Präparaten als hell bleibende Partie sich abhebt. Wirkliche Papillen an ihrer Grenzfläche konnte ich übrigens nicht erkennen. Unter dem Papillarkörper ziehen noch die quergerichteten Lagen des Stockes der Lederhaut. Ein subcutaner Lymphraum zwischen den letzteren und dem Scheitelorgan ist nicht vorhanden, oder wenigstens nicht sichtbar. Im Parietale hinterwärts steckt ein Knorpelstreifen, der nach vorne verjüngt aus- läuft, dabei gebogen ist. Er liegt über der Zirbelgegend. 1) Histologie, S. 94, Fig. 51. 483 Parietalorgan. — Das Scheitelgebilde zeigt einige für die Art charakteristische Be- sonderheiten. Im Allgemeinen linsenförmig oder ein niedergedrücktes Säckchen vorstellend, springt sein unterer Rand stark vor, so dass er im senkrechten Schnitt nicht abgerundet, erscheint, sondern winkelig sich auszieht. Sodann wäre weiter zu bemerken, dass Boden und Seitentheil der zelligen Aus- kleidung des Säckchens überaus stark pigmentirt sind; hingegen ist der vordere Abschnitt unpigmentirt und ohne wulstartig sich zu verdicken: die „Linse" stellt daher eine gleicb- mässige Zellenlage vor, nur durch den Mangel des Pigmentes sich abhebend, auch nicht getrennt durch einen Intercellularraum von der übrigen pigmentirten Wand. Das letztere hängt vielleicht zusammen mit dem Fehlen einer subcutanen Lymphhöhlung. Eine Follikelhaut oder Capsel bin ich nicht im Stande zu sehen. Fadige Bildungen, welche von den Seitentheilen in den Binnenraum vorspringen, lassen sieb zwar erkennen, sind aber geringer entwickelt, als dies etwa bei Lacerta agilis der Fall ist; am Boden vermag ich nur Spuren von dem Cuticularsaum ins Auge zu bekommen. — Im Binnenraum, welcher wie immer hell ist, erscheinen einige Gerinnungswölkchen. Recht merkwürdig ist das Verhalten der dunkeln, von der harten Hirnhaut abstam- menden Umhüllung. Sie begrenzt nämlich nach aussen einen lichten Raum, der offenbar Lymphhöhlung ist, wobei die dunkle Umhüllung nach dem oberen Saum des Säckchens zu derart mit der ebenfalls ganz dunkeln zelligen Wand des Organs verschmilzt, dass man auch sagen könnte, der Lymphraum gehört der von der zelligen Wand und der Umhüllung gemein- sam gebildeten Wand des Säckchens an. Der Lymphraum ist hinterwärts, um den oben gedachten winkeligen Vorsprung, stärker erweitert als in der Umgebung des vorderen Winkels. Ist der Schnitt seitwärts durch das Organ gegangen, so zieht sich die Lymphhöhlung nicht im Halbbogen herum, sondern erscheint als rundlich abgeschlossener Raum in der hinteren Partie der dunklen Umhüllung. Verschieden von dem Lymphraum sind die Durchschnitte von grösseren Bluträumen, von denen sowohl vorne wie hinten sich ein solcher abzeichnet und schon durch die Anwesenheit der Blutkörperchen als das sich ausweiset, was er ist. Zirbel und Plexus. — Die Zirbel hat die Natur eines kurzstieligen Hohlkörpers von, je nach dem Schnitt verschieden, bald mehr kegeliger, bald mehr bimförmiger Gestalt. Mit der Zirbel innig verbunden ist wieder der nach vorne liegende „Plexus“, dessen Beschaffen- heit als Hohlgebilde mit Ausbuchtungen abermals sehr deutlich ist. Im histologischen Bau unterscheidet man an der Zirbel, wie am Plexus die bindegewebige Wand, das Epithel und die Lichtung. Die Zellen des Epithels der Zirbel enthalten kein Pigment. Hingegen ist 61* 484 solches reichlich enthalten in dem gemeinsamen Überzug von Zirbel und Plexus, welcher neben den Pigmentzellen aus Bindegewebe und zahlreichen Blutgefässen besteht. Dieser ganze gefässreiche und dunkel gefärbte Überzug steht in Verbindung mit der ebenso be- schaffenen dunklen Dura der Scbädelinnenfläcbe, ja ist nur ein Tbeil derselben; nach vorne zu gebt der dunkle Zug unmittelbar fort in die ebenso dunkle Umhüllung des Parietalorgans. Nerven in diesem Strang zu erblicken, gelingt nicht. Auf keinen Fall könnten sie von der Zirbel kommen: das Zirbelende ist nämlich in gleicher Weise blind abgeschlossen, wie es die oberen, gewundenen Tbeile des Plexus sind. Beim Durchgehen des Stranges bezüglich seiner Elemente trifft man nur auf die zahlreichen Kerne der Bindesubstanzzellen und die durch letztere hervorgerufenen Streifen, ferner auf Blutkügelchen in den Gefässbahnen und auf die dunklen Pigmentzellen. Literarisches. — Das Parietalorgan der Lacerta vivrpara ist, nachdem es von mir an- gezeigt worden war, mehrmalen von Andern untersucht und bildlich dargestellt worden. Spencer hat es am Embryo und am fertigen Thier vorgenommen, muss aber gestehen, dass er wegen des vielen dunkeln Pigmentes am fertigen Thier, nicht weit in den Bau vor- zudringen vermochte. Ausführlicher geht er auf das Organ beim Embryo ein. Dasselbe rage an der Haut etwas hervor, seine Höhlung sei eng, Linse und Retina seien zu unterscheiden, ebenso das Pigment; das Organ scheine mit der Epiphyse verbunden durch einen fibrösen Strang. Eine sehr eingehende, von schönen Abbildungen begleitete Darstellung geben Strahl- Martin vom „Parietalauge“ unseres Thieres Es erhebe sich im Dach des Zwischenhirns eine Ausstülpung, die sich durch eine Einsenkung von oben her in zwei annähernd gleich grosse Abschnitte — Parietalauge und Epiphyse — zerlege. Später sei ein deutlicher Nerv vorhanden, der aus dem Hirndach komme und am Auge angelangt sich in demselben verbreite. Die Schicht der „Nervenfasern“ in der „Retina“ ist meines Erachtens auf den Lymphraum, welcher die „Retina“ durchsetzt, zu beziehen. Und damit stimmt auch das- jenige, was a. a. 0. die Fig. 11 darbietet. Die zwei hellen Flecken nämlich, welche sich in den beiden Seitenecken abheben, sind doch offenbar zu vergleichen dem Durchschnitte des Lymphraumes, welcher in der von mir gegebenen Figur, die vom fertigen Thier genom- men ist, deutlicher erscheint und hier nicht eigentlich der „Retina“ angehört, sondern nach 1) Spencer, a. a. 0. S. 210. 2) Strahl-Martin, a. a. 0. S. 149 ff. 485 aussen von ihr herumzieht. Gegenüber der Aussage, dass auch in späteren Stadien ein Nerv zugegen sei, muss ich wiederholen, dass es mir unmöglich ist, diesen Nerven zu finden. Endlich hat Owsiannikow das Organ am Embryo und am fertigen Thier untersucht und im Durchschnittsbild veranschaulicht.^) In der Beschreibung der Verhältnisse beim Embryo werden „Schlingen von Ependymazellen“ erwähnt, die reichlich mit Blutgefässen versehen seien und das „Ansehen drüsiger Gebilde“ hätten; diese Theile lägen der Zirbel an. Es ist nach den Worten sowohl, als auch nach der Zeichnung kein Zweifel, dass damit der Autor ein Endstück des Plexus vor sich hatte. — Die nach hinten eckig ausgezogene Form des Parietalorgans im senkrechten Schnitt trifft theilweise mit meiner Abbildung zusammen, aber die Figur bei Owsiannikow zeigt noch etwas in sehr scharfer Linie, wovon im Text keine Erwähnung geschieht, vielleicht weil der Autor unsicher war, was er daraus machen solle. Es ist nämlich die tief schwarze „Retina“ so gehalten, als ob ein heller Raum, zackig begrenzt, die Schicht durchsetze. Vergleiche ich hierzu das von mir Gesehene, so mag die helle zackig gerandete Zone dasselbe ausdrücken, was ich als einen Lymphraum, der das Organ umzieht, eingezeichnet habe. Darnach wäre in der angezogenen Figur die innere schwarze Schicht der dunklen „Retina“, und die äussere schwarze Schicht der dunklen Um- hüllung des Organs gleichzustellen. Dass sich freilich die letztere in die ebenso gefärbte Dura fortsetzt, wird auf der Tafel des russischen Beobachters nicht angedeutet. Wenn man ferner sieht, dass die „Linse“ in unseren beiderseitigen Zeichnungen sich verschieden ver- hält, so darf man vielleicht vermuthen, dass die Variabilität des Organs hierbei mitspielt. Bei dem von unserem Autor untersuchten Thiere wölbt sich die „Linse“ stark einwärts, in meinem Falle liegt eine nicht verdickte zellige Schicht vor, für welche die Bezeichnung „Linse“ in Rücksicht auf die Form der Zellenlage im senkrechten Schnitt kaum passen würde. — Von einem Nerven, der zum Organ treten könnte, ist auch bei Owsiannikow keine Rede, vielmehr sagt der Genannte ausdrücklich, dass vom blinden Ende der Epiphyse „ein Gefäss und einige Fasern, die zum Bindegewebe gerechnet werden können, zu der Augencapsel gehen.“ Wie individuell verschieden sich das Pigment an und in der Zirbel ver- hält, ergibt sich wieder aus der Vergleichung des von Owsiannikow zergliederten Exemplars und des meinigen. Bei ersterem war in den Cylinderzellen der Spitze der Zirbel „Einlage- rung von Pigmentkörnchen“ zu beobachten; bei dem mir vorgelegenen Thier fehlte an ge- dachter Stelle das Pigment, aber solches war reichlich zugegen in der bindegewebigen, mit der harten Hirnhaut zusammenhängenden Umhüllung der Spitzen sowohl des Plexus wie der Zirbel. 1) Owsiannikow, a. a. 0. Fig. 1.3, 14. 486 Varanus nebulosus, Gray. Ein Exemplar von Varanus, das sich in einem Sammelglase vorfand und über dessen Speciesbestimmung ich unsicher geblieben war, wurde mir auf meine Bitte von Herrn Dr. Oskar Böttger als Varanus nehulosus, in Bengalen, Barm a und Siam häufig, determinirt. Das einzige zur Verfügung stehende Stück wurde nur in älterer Weise untersucht, wesshalb Manches dunkel blieb, was erst durch die Schnittmethode klar gelegt werden kann. Seheitelfleck. — Schon von aussen ist der Scheitelfleck durch ein Schildchen ausge- zeichnet, welches grösser ist als die andern der Umgebung. In der Mitte des Schildchens hebt sich eine lichtere Partie von rundlichem Umriss ab, indem das Pigment hier weniger dicht steht und in dem dadurch hervorgerufenen hellen Fleck unterscheidet man wieder einen rundlichen Bezirk, innerhalb dessen das Pigment völlig fehlt. (Taf. V, Fig. 71.) Diese ganz pigmentfreie Stelle liegt nicht rein central; sie entspricht wohl im Hinblick auf Lacerta und Ancjuis einem Perus, der früher an diesem Orte bestanden haben mag. Etwas seitwärts ziemlich in der Mitte des ganzen Schildchens, da wo die letzten Pigmentflecken hereinragen, macht sich ein kleiner Fleck von anderer Art bemerklich, welcher mir das Durchschnittsbild eines nach oben durchdringenden und in seitliche Bahnen übergehenden Blutgefässes zu sein scheint. An der abgezogenen Haut, indem man sie von innen ansieht, lässt sich unterhalb des Scheitelfleckes in bestimmter Weise eine Höhlung erkennen, die über dem Parietalorgan ruht, und an welcher noch zweierlei zu sehen war. Verfolgt man erstlich den leicht welligen Grenzsaum der Höhlung, so zeigt sich, dass ihre Begrenzungslinie an brückenartige Stellen anstösst, unter denen die Höhlung canalartig fortgeht, um sich sodann in einen und den andern Raum von geringerem Umfang aufzulösen. Das ganze Verhalten entspricht im Kleinen dem, was sich im Grossen an subcutanen Lymphräumen beobachten lässt. Das zweite, was die Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, ist eine Streifung des Coriums in der Umgebung der Höhle, welche nicht auf Bindegewebe ausgelegt werden kann, sondern eher den Charakter von Zügen glatter Muskeln hat. Man darf annehmen, dass die Gegenwart solchen Gewebes auf Füllung und Entleerung der Lymphe Einfluss haben wird. Gehen wir weiter in die Tiefe, so sehen wir am Loch des Scheitelbeins von innen her, dass dessen vorderer Rand eine zackige, der hintere Rand eine glatte Linie bildet, und am vorderen Umfang auch eine terassenförmige Abstufung zugegen ist. Hinter dem Foramen parietale verbreiten sich in der Substanz des Knochens zahlreiche, dichtstehende Markräume 487 von grösserem Umfang, während zu beiden Seiten, sowie nach vorn verästigte oder Havers’sche Canäle sich verfolgen lassen. Parietalorgan. — Das Aussehen des Parietalorgans ist von der Fläche nicht derartig, dass man sich geneigt fühlen könnte, dasselbe einem „Auge“ zu vergleichen. (Taf. V, Fig. 73, 75.) Ein irisartiger Pigmentgürtel der sonst in der Flächenlage des Organs so deutlich und auffällig bei Lacerta und Anguis sich darstellt, fehlt. Man sieht im Innern unseres Scheitel- gebildes klumpig-bogige Züge von braunrother Farbe und könnte zuerst meinen, dass es wirkliche knäuelartig gekrümmte Blutgefässe wären. Die weitere Untersuchung lehrt indessen, dass die röthlichen und braunen Klumpen Pigmentballen sind, und zwar von einer Beschaffen- heit, wie man sie sonst am ausgetretenen Blute trifft, das im Begriffe steht, sich in Pigment umzuändern. Über die eigentliche Lage dieser Pigmentballen erhalten wir Aufschluss, nachdem wir das Organ isolirt haben. Es stellt sich jetzt als Säckchen dar von rundlich-länglicher, etwas bimförmiger Gestalt, dessen Wand, ausser der bindegewebigen Begrenzung, aus kleinzelliger Masse besteht. Die Zellen sind alle rundlich, an keiner Stelle bemerkt man cylindrisch ver- längerte Formen. Die Zellenlage ist ungleich dick und umschliesst eine Höhlung, die nicht einfach ist, sondern sich in Ausbuchtungen zwischen die Zellenmasse verliert; an einem Punkte verdickt sich auch die Zellenlage derart, dass im optischen Schnitt ein zapfenartiger Vorsprung ins Innere entsteht. Die Pigmentballen liegen in der zelligen Wand zerstreut; durch den gekrümmten Verlauf der Ausbuchtungen vom Binnenraum her zerlegt sich auch die Zellenmasse in Partien, welche den Gängen folgen und eben dadurch wird das eigen- thümlich gekrümmte Aussehen der Pigmentanhäufungen verursacht. — Das Organ macht als Ganzes den Eindruck einer in rückschreitender Metamorphose begriffenen Bildung; von Cuticularsäumen und fadigen Elementen liess sich keine Spur auffinden. Zirbel. — Mit ihrem Kopftheil ist die Zirbel an die harte Hirnhaut angeheftet und zeigt eine seitlich zusammengedrückte Gestalt; sie entsendet nach vorn einen schnabelartigen Fortsatz (Taf. V, Fig. 72), der an den Rand des Parietalorgans mit aufgebogener Spitze herangeht. Kopf und Stiel der Zirbel sind bis zum Gehirn herab, scheidenartig, von der pigmentirten Hirnhaut umhüllt, nur das Schnäbelchen ist etwa bis zur Mitte hin unpigmentirt. An der vom Zirbelknopf zu dem Scheitelgebilde gehenden Partie macht sich schon bei geringer Vergrösserung eine Art Canellirung (Fig. 76) der Aussenfiäche bemerklich, wodurch an der Umbiegungsstelle gegen das Parietalorgan eine Kerblinie hervorgerufen wird. Die 488 Kanten der Canellirung springen scharf vor und bei stärkerer Vergrösserung hat das sie erzeugende Bindegewebe eine horngelbliche Färbung, so dass man daran ein Beispiel von chitinisirtem Bindegewebe erblicken darf, was, wie wir gleich sehen werden, in einer ge- wissen Übereinstimmung steht mit der Beschaffenheit der Zellen des Inhaltes. Zuvor sei noch bemerkt, dass von der bindegewebigen Wand des Stranges beim Über- gang zum Parietalorgan Züge sich ablösen, welche als bogig umbiegende Fasern über den Rand des Organs herübergreifen (Fig. 75) und lebhaft an das Bild erinnern, welches Spencer von Anolis gezeichnet hat. Die Fasern werden dort für Nerven erklärt, was sie in unserm Fall gewiss nicht sind. Aber zweifelhaft bin ich bei wiederholtem Betrachten geworden, ob sie Bindegewebe oder nicht vielmehr glatte Muskeln sein mögen. Dieselben erinnern nämlich an die Züge glatter Muskeln, deren ich aus der Umgebung des Lymphraumes zwischen Haut und Parietalorgan zu gedenken hatte. Der Inhalt des Stranges besteht aus kleinen Zellen, welche die Fortsetzung der zel- ligen Auskleidung des Zirbelknopfes sind, und eine Umänderung insofern erfahren haben, als sie von harten Linien sind und ein trübes Wesen haben; sie konnten an Epidermiszellen gemahnen, welche im Zustande der Rückbildung sich befinden. Die Farbe der Zellenmasse als Ganzes fällt dadurch ins Weissliche. So lange noch Alles in natürlicher Lage sich befindet, lässt sich auch sehen, dass Blutgefässe von der Innenfläche des Schädels in das Foramen parietale hereintreten und über dem Ende der Zirbelspitze eine Art Knäuel bilden, von dem sich ein Gefäss wieder nach oben ins Integument begibt. Auf das letztere bezieht sich die vorige Bemerkung über eine markirte Stelle im Scheitelfleck. Am Stiel der Zirbel erkennt man mehrere frei die Zirbel begleitende Blutgefässe; auch schien es mir, als ob der Zirbelknopf, ausser dem erwähnten, zum Parietalorgan tretenden Schnäbelchen, noch einen anderen kegeligen Vorsprung besitze, an den zwei der frei ver- laufenden Blutgefässe herantreten. Doch ist hierüber, bei Beschränkung auf ein einziges Präparat, eine rechte Klarheit nicht zu erlangen gewesen. Beim Herausnehmen des Zirbelknopfes erhält man endlich einige Kalkkugeln, eine grosse und mehrere kleine, welche um die erstere im Halbkreis liegen ; die eigentliche Lager- stätte derselben scheint die bindegewebige Umgebung des Zirbelknopfes zu sein. (Fig. 74.) Ihr Aussehen hat durch höckerige Oberflächenbildung und gekerbten Rand etwas Drüsiges. Auch hier bei Varanus möchte ich die Gebilde dem „Hirnsand“ der Säugethiere vergleichen. 489 Anguis fragilis^ Laur. 1. Embryo. Von der Blindschleiche konnte ich mir keine so frühen Stadien verschaifen, wie sie von Lacerta zur Untersuchung gedient hatten. Das zur Verfügung stehende Material bestand bloss aus drei trächtigen Weibchen, von denen zwei mir lebend in die Hände fielen, während das dritte Jahre lang in Weingeist gelegen war. Die jüngsten Embryone, am 10. Juli vorgenommen, hatten eine schon wohl entwickelte Gestalt : Augen dunkel, Körper sonst farblos, noch keine Sonderung der Haut in Schüppchen und Täfelchen; die zwei Kalkmassen im Ductus endolymphaticus schimmerten am Hinterkopf deutlich durch. Nebenscheitelorgane. — Nach den Nebenscheitelorganen forschte ich zuerst, nachdem ich dieselben früher schon an den Leibesfrüchten des Weingeist-Exemplars kennen gelernt und anderwärts angezeigt hatte. Es war an Letzteren entweder nur ein einziges solches Nebenorgan vorhanden gewesen, oder auch noch ein zweites, so dass alsdann, das Haupt- scheitelorgan mitgerechnet, von der Anwesenheit dreier solcher Bildungen gesprochen werden könnte. An dem lebenden Embryo fiel das Nebenorgan sofort ins Auge und es liess sich die Lage desselben deutlich bestimmen. Das Hauptparietalorgan, schon pigmentirt und daher durch den irisartigen dunkeln Gürtel für die Lupe sichtbar, hebt sich im Übrigen als graues Körperchen von dem umgebenden Roth des Blutsinus am Scheitel klar ab und liegt median. Das zweite oder Nebenscheitelorgan nun hält sich ebenfalls in der Median- linie, nach hinten von dem Hauptorgan, und steht tiefer als das letztere. (Taf. IV, Fig. 53.) Hervorzuheben ist wieder der individuelle Wechsel im Auftreten des betreffenden Ge- bildes: nicht an jedem der Embryone ist es auffindbar, scheint vielmehr fehlen zu können, während es doch an andern mit aller Schärfe sich abhebt. Und das Gleiche ist auch bezüg- lich eines dritten Nebenscheitelorgans auszusagen: an dem einen Embryo ist es nachzu- weisen, bei andern gelingt es nicht. Es herrscht unzweifelhaft im Vorkommen der Neben- scheitelorgan eine Unbeständigkeit und dies gilt auch bezüglich ihrer geweblichen Entwicke- lung. Es besitzt nämlich das zweite Scheitelorgan im Wesentlichen den Bau des Haupt- organs, wenn auch weniger ausgeprägt. Von der Fläche gesehen, stellt es einen rundlich- zeiligen Körper dar, eine Blase mit innerem dunklem Pigmentring; im senkrechten Schnitt Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVI. 62 490 ■erscheint der obere Theil der zelligen Wand unpigmentirt, die Zellen sind cylindrisch und von scharfem Contour, dabei zart quergestrichelt; einwärts den Binnenraum begrenzend, schliesst eine Cuticularlinie ab, auf welche noch etwas wie eine feine veränderte Cilieulage folgt. (Vergl. Fig. 54) Das dritte Scheitelorgan, wenn es vorhanden ist, hat eine sehr rudimentäre Beschaffen- heit: es erscheint als ein kleiner zelliger Körper mit Pigmentkörnern, die nicht mehr zu einer Ringbildung sich gruppiren. (Siehe Fig. 54.) Sonst sei noch berichtet, dass um das einzelne Nebenscheitelorgan ebenso eine Lich- tung geht, wie solches am Hauptorgan der Fall ist; ausserdem zieht ein zarter Streifen von ihm weg, der bis zur Wand der Zirbel verfolgt werden kann. Man darf denselben wohl gleichstellen dem hellen blassen Streifen, dessen oben bei Lacerta gedacht wurde, abgehend aus der Öffnung im Boden des Organs, dann aber nur eine Strecke weit erkennbar ist. Hauptparietalorgan. — Es liegt sehr oberflächlich, bleibt beim Abstreifen der noch ganz dünnen Haut fest an dieser haften und ist um diese Zeit grösser als die Zirbel. (Fig. 54.) In der Flächenansicht von aussen ist über dem Organ eine Öffnung zu sehen, be- grenzt von den zelligen Elementen der Hautdecke. (Taf. III, Fig. 48.) Bei den einen der Embryone stand die Öffnung genau central, bei andern mehr rückwärts, auch der Umriss ändert vom Rundlichen ins Querlängliche ab. Ob dieser Wechsel nur Folge der Präparation war, mag dahin gestellt sein. Die abgezogene Haut, von innen angesehen (Fig. 49), zeigt eine capseiartige Abgrenzung um das Organ, welche sich uhrglasähnlich nach aussen vorwölbt. Die dadurch entstandene Höhlung geht auch rückwärts in Form einer hellen Zone herum. Der Höhlung darf die Bedeutung eines Ly mph raumes beigelegt werden, was sich auch dadurch bekräftigen lässt, dass Ballen hüllenloser zelliger Elemente, ganz vom Aussehen der Lymphzellen, im Raum zugegen sein konnten. Indem wir auf den Perus von innen her einstellen, wird klar, dass er in eine rundliche Höhlung sich erweitert, die wohl gleich ist dem Blindsäckchen in der Haut beim neu- geborenen Thier, wovon nachher die Rede ist. Das Hauptscheitelgebilde selber, von oben besehen, erscheint als rundlich-linsenförmiger Hohlkörper, bestehend aus Zellen, welche gegen eine mittlere Lichtung geneigt sind, wo- durch dem Ganzen eine strahlige Zeichnung erwächst. Das einwärts gerichtete Ende der Zellen enthält etwas braunes Pigment, wodurch der dunkle Pigmentring erzeugt wird, inner- 491 halb dessen eine andere Zellenmasse, wie zur Ausfüllung dienend, in der Flächenansicht sich abhebt. Die Zellen der Wand sind einwärts von schmal fadiger Gestalt und in ihrem Plasma von fein querstreifigem Wesen; die nach aussen folgenden fliessen zusammen, so dass man von Zellsubstanz, in welche zahlreiche rundliche Kerne gebettet seien, zu sprechen hätte. Der vom Pigment hervorgerufene irisartige Gürtel zeigt bei der Flächenansicht einen oberen und unteren Saum, wovon der letztere der dichtere ist. Die Ablagerung des Pigmentes am Rande des Gürtels geschieht in Netzen und Klumpen; nach innen zu, in Übereinstimmung mit der Gestalt der Zellen, in fadiger Anordnung. Der Kopf der Zellen steht aus dem Pigment etwas hervor, ist hell und von schwachem Glanz. Zuinnerst ist ein cuticularer Saum zugegen, der sich für die genauere Besichtigung autiöst in eine Basallinie mit abwechselnden leichten, knotenartigen Verdickungen, wodurch die Linie perlschnurförmig wird, und zweitens in eine kammartig vorstehende Partie von unregelmässig welliger Begrenzung. Auch dieser Kamm hat noch dichtstehende, senkrechte Verdickungsstreifen, wesshalb man von cuticularen Stäbchen, verbunden durch eine homogene Haut, sprechen könnte. Bei der geringen Grösse und der Feinheit der betreffenden Dinge ist es einstweilen unmöglich gewesen, eine bessere Einsicht in die Strukturverhältnisse dieser Bodenschicht zu erlangen. (Vergl. Fig. 54, 54 b.) An nahezu reifen Embryonen kommen auch, frei in den Binnenraum vorragend, fad i ge Bildungen in Sicht. Dieselben stehen nur am vorderen Umfang der zelligen Wand („Retina^) und bilden daher bei Ansicht des Organs von der vordem Fläche einen Kranz innerhalb des Pigmentringes. Bei sehr starker Vergrösserung sondert sich im frischen Zustande des Embryo die einzelne Faser in helle Aussenschicht oder Rinde und fein granuläre Innenschicht oder Mark. (Taf. IV, Fig. 55.) Noch lässt sich bald mehr, bald minder deutlich an der hinteren Fläche des Decken- wulstes („Linse“) eine feingranuläre Lage erblicken, die zugleich durch schwachspurige Strichelung an veränderte feine Cilien gemahnen könnte. (Taf. V, Fig. 68.) Gehören alle diese Bildungen dem Binnenraum des Organsäckchens an, so ist noch einer zeitweilig verkommenden Schicht an der Aussenfläche des Deckenwulstes zu gedenken, die schärfere Linien an sich hat. Es ist die von Strahl- Martin zuerst gesehene, senk- recht gestrichelte Schicht, welche auf die Genannten den Eindruck machte, als „ob es sich um einen Wimpersaum handle“. Ich habe die Lage in Fig. 62 auf Taf. IV bei sehr starker Vergrösserung veranschaulicht. 62* 492 Den Zellen, welche den Deckentheil („Linse“) bilden, kommt wieder zu, dass sie bartliniger sind; auch die Querstreifung des Zellkörpers fällt mehr auf, als an den Zellen der seitlichen Wand und des Bodens, Bei Vermeidung von jeglichem Druck sieht man, ausser dem Binnenraum des Organs, einen Ringgang in der Substanz der zelligen Wand, wodurch diese, wie sonst, iu eine innere dickere und äussere dünnere Zone zerlegt wird. Auch ein verbindender seitwärts ziehender Hohlgang zwischen dem Ringgang und dem Binnenraum kann sich zeigen. Das Auflegen auch des dünnsten Deckglases genügt, dieses System von Hohlgängen ganz oder theilweise verschwinden zu machen. Auch die Anwesenheit einer Öffnung im Boden des Säckchens ist wieder nachweisbar, besonders deutlich im Falle das Organ uns die hintere Fläche zukehrt: die Öffnung erscheint von rundlichem, ein andermal viereckigem Umriss. Hat man sie von oben her, indem man in die Tiefe einstellt, zur Ansicht, so können die den Eingang begrenzenden Zellen einen kleineren, wie zweiten Pigmentring erzeugen. (Taf. IV, Fig. 48.) — Nicht minder ist die Spur einer Lichtung oder eines Canals, der von gedachter Öffnung weggeht, zu finden und bis in die Zirbelgegend zu verfolgen, ohne dass es aber gelungen wäre, die Weise der Endigung zu erkennen. Er verliert sich anscheinend in zugespitzter Form. Das Vorstehende wurde ermittelt durch die ältere Präparationsmethode, dann erst durch- ging ich Schnittreihen, die diesmal wenig Neues boten, wohl aber früheres bestätigten. Es zeigt sich z. B. jetzt, dass der subcutane Lymphraum mit dem Binnenraum des Organs zusammenhängt. (Taf. V, Fig. 68.) Im senkrechten Schnitt erscheint ein starker Intercellulargang, rechts und links am vorderen Rand der zelligen Wand. Und mit Sicher- heit lässt sich wahrnehmen, dass dieser Spalt es ist, welcher den Deckenwulst zu einer besonderen zelligen Partie („Linse“ der Autoren) von der übrigen zelligen Wand abschneidet. Am subcutanen Lymphraum lässt sich ferner beobachten, dass er seitlich in die kleineren subcutanen Lymphhöhlungen sich fortsetzt. Beobachtungen Anderer. — Vergleiche ich meine Befunde über das embryonale Parietal- organ der Blindschleiche mit dem, was Bdraneck, Strahl und Martin in ihren Abhand- lungen dargelegt haben, so ist vielfache Übereinstimmung ersichtlich. Doch möchte ich hier- auf weniger hinweisen, als vielmehr dasjenige berühren, worin wir von einander abweichen. 493 Nach der Abbildung bei Letztgenannten würde sieb das „Parietalauge“ von dem freien Ende der Zirbel absebnüren. leb habe nun zwar keinen Embryo von Anguis aus dem ent- sprechenden frühen Stadium zur Verfügung gehabt, möchte aber dafür halten, dass bei Anguis der Vorgang in gleicher Weise abläuft wie bei Lacerta. Dort sah ich, wie oben -gemeldet wurde, dass das Parietalorgan sich nicht von dem freien Ende der Zirbel abschnürt, sondern dass beide aus gemeinsamem Wurzelpunkte hervorgehen und dann sich rasch trennen, wesshalb sie sich in frühester Zeit etwa wie zwei Berge verhalten, deren Gipfel getrennt sind, jedoch am Fusse Zusammenhängen. Die Figuren des andern Autors^) reden ebenfalls dieser Annahme das Wort, Dass immerhin hierbei noch etwas Unverständliches nebenher geht, verräth eine der Abbildungen, auf welcher eigenthümliche Umbiegungen von der Wand der Zirbel gegen das Parietalorgan hin eingezeichnet erscheinen. Auch auf mir vorliegen- den, nach dem frischen Object gefertigten Skizzen von Lacerta bin ich nicht im Stande, alle Linien sicher zu deuten. Ein anderer schwerwiegender Differenzpunkt betrifft den „Nerven“. Nach Bdraneck geht vom Dach des Gehirns ein Nerv zum Parietalorgan, um sich in der Wand desselben zu verbreiten; später scheine er zu verschwinden. Strahl und Martin bestätigen nicht bloss das Vorhandensein des Nerven, sondern beschreiben auch dessen Ausbreitung im Innern der „Retina“; übrigens berichten auch diese Autoren, dass der „Nerv“ nur in mittleren Entwicklungsstadien gut zu sehen sei, in späterer Zeit falle er der Rückbildung anheim. In einer vorläufigen Mittheilung habe ich die Vermuthung geäussert, dass der „Nerv“ der genannten Beobachter ein Lymphgang sei und aus den von mir jetzt beigegebenen Ab- bildungen kann klar werden, warum ich die nervöse Natur der fraglichen Bildung immer noch nicht anzuerkennen vermag und bemerke hierzu noch Folgendes: Erstens lässt sich nur in sehr früher Zeit der lichte Gang mit einiger Sicherheit vor die Augen bringen. Zweitens ist die Ausgangsstelle die wiederholt beschriebene Öffnung im Boden des Organsäckchens und diese Öffnung führt in dessen Binnenraum, oder, bei Vorhandensein des die zellige Wand („Retina“) durchsetzenden Raumes, in den letzteren. Dieser Hohlgang ist es, welcher auf den Strahl -Mar tin’schen Darstellungen gelb colorirt erscheint und als „Ausbreitung der Nervenfasern“ gedeutet wird. 1) Strahl irnd Martin, a. a. 0. Fig. 1, 2. 2) B6r aneck, a. a. 0. Fig. 9. 494 Endlich drittens sehe ich in der Striictur des Gebildes nichts, was auf Nerveneleraente hinweist: eine einzige Linie mit Kernen bildet die Begrenzung; der Inhalt ist im Leben eine Flüssigkeit, wohl von gleicher Art, wie sie sich in dem Lymphgang innerhalb der zelligen Wand vorfindet. Nun Hesse sich vielleicht der Gesichtspunkt aufstellen, die röhrige Bildung sei zu betrachten als der Stiel, welcher sich zum Organ verhalte, wie der Stiel der Augenblase und sei deshalb wenigstens der Anlage nach „nervös^^. Zu einer solchen Auffassung will sich aber das Übrige nicht reimen: die röhrige Bildung führt durch die Öffnung im Boden des Säckchens in das System der inneren Hohlräume und diese hängen wieder unzweifelhaft mit dem subcutanen Lymphraum zusammen. Wäre die röhrige Bildung ein „Nerv“, so müsste er doch zum wenigsten mit den zelligen Elementen der Wand sich verbinden und nicht in den Binnenraum ausmünden. Auf einige histologische Einzelheiten, wie sie uns in den Berichten der vorgenannten Autoren begegnen, soll, nachdem zuvor auch das Organ am neugeborenen und ausgewachsenen Thier besprochen ist, noch Bezug genommen werden. 2. Neugeborenes Thier. Scheitelfleck. — An frischen, in der Gefangenschaft geborenen jungen Blindschleichen erscheint der Scheitelfieck von dunklem Pigment umsäumt und von da an, wo letzteres zurück- geblieben ist, erhält sich immer noch eine feine, braune Besprenkelung, welches in Körnchen- gruppen über die Fläche hinzieht. An einer Stelle mangelt sie aber völlig und das aufmerksame Zusehen bemerkt, dass hier die Epidermis eine Öffnung besitzt, mit welcher eine gegen das Parietalorgan in die Tiefe führende Einsackung ausmündet. Die Öffnung kann von rund- lichem Umriss sein oder auch die Form eines Querspaltes haben. Durch wechselndes genaues Einstellen überzeugen wir uns, dass die Einsackung nicht über den Bereich der Epidermis hinausgeht, sondern in ihr bleibt und endigt; jenseits des Bodens der Einsackung unter- scheidet man unschwer die bindegewebigen Elemente des Coriums. Die begleitenden Ab- bildungen (Taf. III, Fig. 51, 52) versinnlichen möglichst genau, wie sich das Geschilderte von der äusseren Fläche her ausnimm’t. Parietalorgan. — Blickt man von unten her auf das abgetragene Scheitelbein, so macht sich am Parietalorgan zunächst ihre stark pigmentirte Umhüllung bemerkbar und es zeigt sich wie sonst, dass diese von der harten Hirnhaut stammt. Die ästigen Pigmentzellen der 495 letzteren sind von langgestreckter Gestalt, sie werden am Organ kleiner und passen sich dessen Wölbung an. Der vom Zirbelende weggehende Streifen besteht ebenfalls aus ästig pigmentirtem Bindegewebe und Blutgefässen. Am Parietalgebilde selber unterscheiden wir den Zelle nkörper und seine strahlig gestellten Elemente, die eine feine Querstreifung ihrer Substanz besitzen. Der Pigment- ring gehört dem freien Saum der zelligen Wand an, doch auch rückwärts ist schon ziemlich viel Pigment in Klumpenform aufgetreten. Das Pigment sowie das ganze Organ ist von rein rundem Umriss, wenn es länglich erscheint, was vorkommt, so mag daran wohl eine leichte Verschiebung die Schuld tragen. Da der Pigmentring gleichsam nur den Rand einer Pigment- schale bildet, so erscheint bei Betrachtung von oben und, indem wir in die Tiefe gehen, innerhalb des Ringes ein Pigmentnetz. Die Maschen des Netzes umfassen die scharfrandigen, etwas glänzenden Kopfenden der Zellen, wodurch diese stärker hervortreten können. Weitere Einblicke werden wieder eröffnet durch senkrecht geführte Schnitte. Hier zeigen sich von oben herein die Schichten der Epidermis, dann die Lederhaut, deren Kerne in den höheren Lagen meist senkrecht, in den tieferen wagrecht stehen. Es folgt der subcutane Lymphraum und unter ihm das Pafietalorgan. An letzterem, in Form einer niedergedrückten Blase, zerlegt sich die zellige Wand in Decken- und Bodentheil, einen inneren Hohlraum umschliessend. Die Abgrenzung zwischen Decken- und Seiteu- theil, welche bei Be raneck, Strahl und Martin, und ebenso bei Beard nur als Strich gezeichneterscheint, ist, was sich mit Sicherheit behaupten lässt, ein Intercellulargang, durch den der Binnenraum der Blase mit dem subcutanen Lymphraum zusammenhängt. Ge- wöhnlich schneidet er jenseits der Pigmentzone durch, manchmal aber auch innerhalb der- selben, so dass zwischen dem Gang und dem Deckenwulst noch ein Stück Pigmentlage ein- geschoben sich zeigt. Auch Carriere, welcher zuletzt untersucht hat, scheint die Inter- cellularspalte nicht bemerkt zu haben, da er nur die „Pigmentirung^^ als die Ursache angibt, durch welche die Grenze zwischen „Linse“ und „Retina“ gebildet werde. Die zelligen Elemente des Deckentheiles haben die mehrfach erwähnten Eigenschaften: sie sind heller als jene des Bodentheiles und zugleich scharfrandiger, ihr querstreifiges Wesen ist ausgeprägter; Intercellulargänge sind vorhanden. Am Boden- und Seitentheil der epithelialen Wand unterscheiden wir wieder die innere, breitere Schicht mit pigmentirtem Kopfende der Zellen; das Plasma der cylindrischen Zellen 496 ist zart quergestreift. Nach hinteu von dieser Lage kommt eine kernlose helle Zone und diese Partie ist es, welche auf den Figuren durch gelbe Farbe hervorgehoben und als dritte, „dünne, kernlose Schicht von feinsten Nervenfasern“ gebildet, beschrieben wird. Auf den Zeichnungen von Beraneck wird gedachte Zone nirgends zum Ausdruck gebracht; auch auf der jüngst veröffentlichten Abbildung eines Durchschnittes, welche Beard*) gegeben hat, ist von dieser so auffälligen „Schicht“ nichts zu sehen, während sie auf der Tafel bei Graaf^) hervortritt und als „Gegranuleerde laag“ bezeichnet wird. Nach meiner wiederholt aus- gesprochenen Auffassung hat die „Schicht“ die Natur eines Lymphraumes, ihr granuläres Wesen halte ich für Gerinnung der ursprünglich hellen Inhaltsflüssigkeit. Jenseits des Lymphraumes folgt eine Lage von rundlichen Kernen mit Plasma und es sei an dieser Stelle erwähnt, dass es mir an Embryonalstadien mehrmals vorkam, als ob die Schicht aus Lymphzellen sich herausbilde, welche an der Innenseite der bindegewebigen Capsel, mit welcher das Organ nach aussen abschliesst, sich anlageru und zusammenschmelzen. Zirbel. — Auch bei der Blindschleiche zieht sich der Zirbelkopf nach vorn in einen stark verlängerten, zugespitzt und blind endigenden Fortsatz aus, dessen Zellen, schon vom Zirbelknopf her, ebenso pigmenthaltig sind, wie die Zellen im Boden und Seitentheil des Parietalorgans. Dadurch wird der „schwarze Strich“ erzeugt, dessen ich vor Jahren schon ansichtig wurde, ohne damals zu wissen, was er bedeutet. (Vergl. die von einem der Geburt nahen Embryo genommene Fig. 68 auf Taf. V.) Alle bisherigen Beobachter stimmen darin überein, dass von dem Zirbelende keine nervöse Verbindung mit dem Parietalorgan besteht, sondern dass letztere nur durch gefäss- haltiges, pigmentirtes Bindegewebe geschieht. Noch jüngst wurde dies auch von Carriere hervorgehoben. An den Zirbelknopf schmiegt sich vorne zu der aus Blindschläuchen gebildete „Plexus“ an. Seiner Zeit habe ich ein „inselartig abgegrenztes Knorpelstückchen“ angezeigt®) welches über dem „schwarzen Strich“ sich befinde. Auch an gegenwärtigen Längsschnitten ist das Gebilde zu sehen; es liegt in der Lederhaut, genau über dem Zirbelknopf, da wo er sich in den Endzipfel auszieht. Wahrscheinlich ist es das abgetrennte Endstück der Knorpel- spange, über welche nachher zu berichten sein wird. 1) Beard, a. a. 0. Fig. Id. 2) Graaf (H. de), a. a. 0. Fig. 34. 3) A. a. 0., Taf. 12, Fig. 163, c. 497 3. Erwachsenes Thier. Scheitelfleck. — Die Eigenschaften des Scheitelfleckes, sowie sie sich von aussen und für die Lupe darstellen, Hessen sich besonders gut erkennen an einer frischen Blindschleiche, welche in der Gefangenschaft überwintert hatte. (Siehe Fig. 52 auf Taf. III und Fig. 69 und 70 auf Taf. V.) Die bezeichnete Stelle ist grau, eirund und umgeben von dem Braun der allgemeinen Färbung der Schädeloberfläche; sie ist grubig vertieft, doch so, dass das Grübchen grösser ist als der graue Fleck, weshalb man eine obere und untere Eintiefung unterscheiden konnte. Beim vergleichenden Heranziehen weiterer Individuen findet man den Scheitelfleck bald von rein rundlicher, dann wieder länglicher, auch wohl von zackiger Form, immer jedoch mehr oder weniger muldenartig eingesunken, dabei mit vortretender Wölbung in der Mitte. Es kommt auch vor, dass von der Grube nach auswärts eine Rinne geht, welche in die das Interparietalschild umziehende Furche einmündet. Bei der ebenfalls von aussen her unternommenen mikroskopischen Untersuchung wird klar, dass da wo die Eintiefung beginnt, die Menge des dunklen Pigments abnimmt und an der zweiten Staffel der Eintiefung ganz aufhört. Dort ist eine helle Stelle, welche den Perus ankündigt und in eine nach unten gerichtete, blind geschlossene Einsackung führt. Dieses Hautsäckchen und seine mitunter etwas in die Quere gezogene Öffnung habe ich zu wiederholten Malen auch am erwachsenen Thier gesehen, zuweilen aber auch vergeblich darnach gesucht. Senkrecht geführte Längsschnitte lassen bezüglich des Pigmentes gut sehen, dass innerhalb der Epidermis, im Bereiche der grauen Schleimschicht, ziemlich viel dunkles Pigment sich erhält und sich zumeist unter der Form verästigter Chromatophoren darstellt, deren Ausläufer hauptsächlich senkrecht aufstreben. Ist das Thier ein an sich recht dunkel gefärbtes gewesen, so haben sich nicht blos in der Epidermis, sondern auch in der Lederhaut dunkle Flecken erhalten. Das Corium des Scheitelfleckes zeigt in der Tiefe quergerichtete Lagen, darüber steht eine hellbleibende Schicht, die von senkrechten Streifen durchzogen erscheint: sie stellt eine verdickte Partie des Papillarkörpers der Lederhaut vor und entwickelt auch gerade über dem Organ wirkliche Papillen. Dieselben sind ziemlich hoch und schmal und entziehen sich leicht dem Auge, lassen sich jedoch besonders nach Behandlung mit Reagentien bestimmt erkennen. Abhandl. d. Senckenb. naturf Ges. Bd. XVI. 63 498 Richten wir jetzt den Blick auf die Innenfläche des Schädeldaches, so bemerken wir, dass das Scheitelbein gegen die Stelle zu, allwo das Parietalorgan liegt, sich grubig ein- senkt, wie ich solches schon auf der früher gegebenen Abbildung veranschaulicht habe4) Die harte Hirnhaut folgt der Eintiefung und besitzt zahlreiche, sich gabelnde, aber in der Hauptrichtung längsverlaufende Blutgefässe, deren Wand dunkel pigmentirt ist. Da nun auch in den Zwischenräumen ebensolches Pigment in verästigten Zellen abgelagert ist, so hat die harte Hirnhaut eine ausgesprochen schwärzliche Färbung. Nach aussen oder oben schimmert das Parietalorgan als dunkler Ring durch, umgeben von grauer Zone. (Fig. 59 auf Taf. IV.) Ohne dass die Dura entfernt wird, vermag der Blick dem Rand des Foramen parietale nachzugehen, wobei sich zeigt, dass die Begrenzungslinie nicht durchaus glatt ist, sondern vielmehr rauh, namentlich bei jüngeren Thieren. (Taf. IV, Fig. 60.) Die Ursache hiervon sind vorspringende Kalkkugeln; dass es sich aber nicht um ein besonderes Verhalten des Foramen parietale hiermit handelt, ergibt sich daraus, dass wir die gleichen Kalkkugeln in der Berandung der Gefässcanäle des Scheitelbeines überhaupt antreffen. Durch Flächenschnitte am entkalkten Schädel lässt sich bezüglich des Verhaltens der Blutcapillaren zum Scheitelgebilde erkennen, dass letzteres im oberen Theile des Foramen parietale steckt und überdeckt ist von einer Fortsetzung der Lederhaut. Es gehen, was hervorgehoben zu werden verdient, die Blutgefässe des Coriums nicht über das Organ weg, sondern biegen entweder am Scheitelfleck schon ab, oder wenn sie weiter in den Bezirk des Parietalorgans Vordringen, so kehren sie doch in einiger Entfernung vom Mittelpunkt des Organs schlingenförmig um. (Taf. IV, Fig. 56.) — An wohl conservirten Thieren, deren Blutgefässe im Schädeldach noch gefüllt sind, bietet sich an ebensolchen Flächenschnitten eine andere beachtenswerthe Beziehung der Blutcapillaren zum Parietalorgan dar. Es kann uns nämlich hier eine gelbliche, anscheinend zellige Masse begegnen, die hinter dem Organ gelagert ist und wie stielartig zu letzterem herantritt. Bei genauerer Prüfung überzeugt man sich, dass die gelbe Masse ein förmliches Convolut von Blutgefässen vorstellt, welches oberhalb der Dura liegt. (Taf. IV, Fig. 57.) Nur an Flächenschnitten erscheint diese Gefäss- ansammlung so entwickelt und in die Breite gehend ; in senkrechten Schnitten werden immer nur einzelne der Blutgefässe getroffen. Schon durch die bisher in Anwendung gebrachte Präparations weise lässt sich weiter finden, dass das Parietalorgan innerhalb des Scheitelloches von einer Lymphhöhlung um- 1) A. a. 0. Taf. III, Fig. 34. 499 geben ist, welche mit dem über dem Organ befindlichen subcutanen Lymphraum in Ver- bindung steht. Endlich ist auf diesem Wege der Untersuchung auch nachzuweisen, dass wirkliche Ne rven elemente bis in die Nähe des Parietalorganes Vordringen. In den vom unteren unverkalkten Theil der Lederhaut entnommenen Präparaten erscheinen nämlich Nervenfasern, eine, zwei und drei, einfach oder gegabelt, dabei meist stark geschlängelt und innerhalb eines kernhaltigen Neurilemms verlaufend. Wohl kaum einem Zweifel kann es unterliegen, dass uns in diesen Nerven Theile eines Nervennetzes begegnen, welches der Lederhaut an- gehört und also jenem Nervennetz entsprechen wird, welches bei den Batrachiern in der Umgebung des Stirnorgans sichtbar ist. — Dass sich das Zirbelende nicht als Nerv zum Parietalorgan fortsetzt, mag nur noch einmal in Erinnerung gebracht werden. Parietalorgan. — Das Scheitelgebilde erscheint am erwachsenen Thier von weniger niedergedrückter Form, als solches in der embryonalen Zeit der Fall war, wie das auch aus den Abbildungen von B6 raneck und Graaf hervorgeht. Hanitsch gibt dem Organ eine Birnform und lässt es in die Zirbel unmittelbar übergehen. Letzteres muss ich nach Allem, was ich gesehen, für irrig erklären: niemals stiess ich auf ein Verhalten, das auch nur ent- fernt einen solchen Zusammenhang angedeutet hätte. Aber die Frage möchte ich aufwerfen, ob nicht die von Carriere erwähnte halbkugelige, nach der Zirbel gerichtete Vorwölbung („Divertikel“) in Bezug zu der Angabe von Hanitsch steht. Der Ansicht von Carriere, dass der „Divertikel“ mit dem von mir angezeigten Nebelscheitelorgan zusammenfällt, wider- sprechen meine Beohachtnngen durchaus, auch habe icb überhaupt bisher an zahlreichen Schnitten nichts von dem Diverticulum vor die Augen bekommen. Gehen wir zum Bau unseres Organs über, so wiederholt sich am Deckenwulst („Linse“) im Allgemeinen bezüglich der Form und der Gruppirung seiner Elemente das Bekannte. Einige Schnitte jedoch zeigen eine abweichende Sonderung auf, eine Zerlegung nämlich in der Art, dass man von Kern und Schale der „Linse“ sprechen könnte, beide getrennt durch einen hellen Raum, der vorn mit der subcutanen Lymphhöhlung zusammen- hängt, da eine abschliessende cuticulare Lage gegen diese Höhlung fehlt. (Taf. V, Fig. 66.) Man darf den grösseren Spaltraum wohl für eine Fortbildung der feineren Intercellularlücken ansehen. Ob die früher gedachte markirte Stelle aussen am Wulst der Decke mit der hier gemeinten Sonderung etwas zu thun hat, möge dahin gestellt bleiben. Die zeilig-epitheliale Wand („Retina“) wird auch jetzt noch durch eine, ihre Substanz durchziehende Lichtung in eine vordere dickere und hintere dünnere Schicht zer- i 63* 500 theilt. An den cylindrisch-verlängerten Zellen der vorderen Schicht ist die zarte Querstreifung im Plasma der Einzelzellen geblieben. Der Lymphraum, für gewöhnlich vom Aussehen einer intercellularen Höhlung, besitzt mitunter auch hier eine so scharfe Begrenzungslinie, dass man annehmen möchte, die begrenzenden Zellen hätten eine zarte Cuticula abgesondert. Das ,,moleculäre^ Wgsen des Inhaltes führe ich wieder auf Gerinnung einer ursprünglich flüssigen Substanz zurück. Auf der beigegebenen Fig. 66 ist auch zu erkennen, dass die gedachte Höhlung, zusammen mit dem Binnenraum des Organs und dem Spaltraum im Deckenwulst, in den subcutanen Lymphraum Übertritt. Das dunkle Pigment hat gegen früher sehr zugenommen und erstreckt sich durch die ganze zellige Wand, doch immer so, dass das meiste Pigment einwärts liegt und greift man zurück zu Präparaten, welche das Organ von der Fläche aufzeigen, so kann sich das Gesammtpigment wie ein dunkler, schwarzbrauner Innenkörper ausnehmen, von dem dunkle Streifen nach aussen strahlen. Auch bei genauerer Besichtigung der Aussenseite gehen aller- orts Kreise von Pigmentkörnern um die Nuclei der Zellen ; ferner kommen vereinzelte grössere Pigmentklumpen vor, von rundlich-zackiger oder auch ästiger Gestalt und gerade im Mittel- punkt des Organs tritt gern diese Erscheinung auf. (Taf. Fig. 58; vergl. auch Fig. 56, 57.) Längere Gefangenschaft, wobei die Thiere hei aller Pflege doch die rechten Lebens- bedingungen entbehren müssen, scheint Zunahme des Pigmentes hervorzurufen. Ich schliesse dies nach einem Thier, das 8 Monate lang im Zimmer gehalten worden war und dessen Parietalorgan nicht bloss verkleinert erschien, sondern so stark von Pigment durchsetzt, dass es wie ein durch und durch schwarzer Körper sich ausnahm, mit nur ganz wenigen durch- scheinenden pigmentfreien Stellen oder Lücken. Auf der Gr aaf’ sehen Zeichnung sieht man die pigmentirte Zone regelmässig durch helle Streifen unterbrochen. Worauf sich dies gründet, kann ich mir nicht klar machen, da ich bis jetzt eines solchen Verhaltens des Pigmentes nicht gewahr geworden bin. Besonders schwierig zu untersuchen und noch weiterer Aufklärung bedürftig sind die Gebilde, welche sich jenseits der Pigmentlage befinden, also zunächst den Binnenraum des Organsäckchens begrenzen. (Vergl. Taf. IV, Fig. 56 b; Taf. II, Fig. 31, 32.) Gr aaf stellt auf der wiederholt angezogenen Abbildung zwei eigenthümliche Lagen dar, welche über der Pigmentzone hinziehen: eine helle, aus kurzen Cylindern bestehende Schicht, und darüber noch eine höhere, feingestrichelte, von ihm „Stäbchenlage^^ genannte Zone. Spencer ist der Ansicht, dass eine solche Structur nicht vorhanden sei, sondern es 501 wäre die Flüssigkeit des Innern, welche durch Gerinnung eine Zusammensetzung aus „cylin- drischen Zellen“ und „Stäbchen“ vortäusche. Bdraneck hingegen findet sowohl beim Embryo als auch im erwachsenen Thier eine fächerförmig gestellte Schicht, welche aus mehr oder weniger deutlichen Stäbchen bestehe. Eine hyaline Substanz, das Product des Protoplasma der „Retina und Linsenzellen“ sei es, welche Graaf zu der irrigen Annahme einer Stäbchen- schicht und einer Schicht cylindrischer Zellen veranlasst hätte. Strahl entscheidet sich auf Grund seiner Präparate dahin, dass nach innen vom Pigment keine Stäbchenschicht vor- handen sei. Meine Erfahrungen schliessen mehr an das an, was Graaf beschreibt, obschon ich im Einzelnen und in der Deutung von ihm abzuweichen mich bestimmt sehe. Anbelangend nämlich die helle, kernlose Zellenlage, welche der Letztgenannte über der Pigmentzone zeichnet, so möchte ich dafür halten, dass damit die pigmentfreien Köpfe der cylindrisch verlängerten Zellen in ihrer Gesammtheit gemeint wurden. Denn es lässt sich nicht verkennen, dass auch im fertigen Thier die von Pigment umstellten, kuglig vorspringenden Zellenden ein gewisses schwach glänzendes Aussehen haben und also im senk- rechten Schnitt Etwas bilden können, was der Zeichnung entspricht. Eine andere Vermuthung, welche ich habe, geht dahin, dass die cuticulare Membran, welche ich über die Pigmentzone sich hinziehen sah, Anlass zu der Zeichnung des holländischen Beobachters gegeben haben mag: sie zeigt nämlich regelmässig sich folgende Verdickungsstellen, welche ein gewisser- massen perischnurartiges Aussehen entstehen lassen können. (Vergl. z. B. Fig. 31, 32.) Die zweite oder Stäbchenlage Graaf ’s erblicke ich in dem Saum, welcher sich auf der cuticularen Basalmembran erhebt und senkrecht gestrichelt erscheint. Wie schon in den obigen Fällen geschah, möchte ich das Bild auch hier so auffassen, dass eine homogene cuti- culare Lage senkrechte Verdickungsstreifen besitzt. Und wieder soll hier bemerkt werden, dass betreffende Schicht keineswegs das ganze Innere des Binnenraumes auskleidet, sondern nur dessen Boden und eine Strecke entlang die Seitenflächen. Ausser den soeben erwähnten Bildungen im Innern des Organsäckchens gewahrt man auch am erwachsenen Thier die fadigen Elemente. Abermals stehen sie nur am vordem Umfang der zelligen Wand und bilden daher auf dem senkrechten Schnitt jederseits eine Gruppe einspringender Fäden, die im Aussehen an starke Flimmerhaare erinnern können. Der einzelne Faden beginnt mit breiterer Basis und verjüngt sich in einer Spitze. Ich habe mir angelegen sein lassen, soweit es möglich war, die Natur der Fäden auch am erwachsenen Thier zu verfolgen und glaube zu sehen, dass auch jetzt noch die Sonderung 502 zugegen ist, welche ich oben vom reifen Embryo anzeigte. Bei Anwendung sehr starker Vergrösserung wird nämlich soviel erkennbar, dass der einzelne Faden in seiner Substanz nicht ganz gleichartig ist, sondern eine helle Aussenschicht oder Binde und granuläre Innen- schicht oder Mark besitzt. Auf keinen Fall können die Fäden als ausgetretener Zellen- inhalt betrachtet werden, sondern sie stellen eigenartig geformte Theile vor. Feinere cilienartige Fädchen begegnen uns auch an der Hinterfläche des Decken- wulstes („Linse“) und ich vermuthe wahrscheinlich nicht zu viel, wenn ich auf der Zeichnung bei Graaf die schattenähnlich gehaltene Schicht, welche an der Hinterfläche der „Linse“ auffällt, für das Gleiche halte. Hingegen habe ich beim fertigen Thier niemals auf der gegen den subcutanen Lymphraum gewendeten oder vorderen Fläche jenen gestrichelten Cuticular- saum gesehen, der bei manchen Embryonen vorkommt und dessen früher gedacht worden ist. Bei allen diesen Wahrnehmungen stand ich lange unter dem Eindruck, dass man es mit einem umgebildeten cuticularisirten Flimmerbesatz zu thun haben möge. Allein, wie schon oben ausgesagt werden musste, es ist nicht gelungen, ein Cilienspiel mir vor die Augen zu bringen. Es wurden lebende Embryone mit allen Vorsichtsmassregeln untersucht, aber mit Sicherheit war Flimmerbewegung nicht zu entdecken und doch , könnte sie, wenigstens an so verhältnissmässig stattlichen Theilen wie es der Kranz der Borsten ist, nicht übersehen werden. Die bindegewebige Cap sei um das Organ ist vorne offen, hat demnach die Gestalt eines niedergedrückten Bechers und besitzt eine gewisse derbe Beschaffenheit, was auch ver- ursacht, dass man am frischen Object dessen innere Theile schwer herausschälen kann und im besten Falle doch nur Trümmer erhält. Die Capselzellen haben etwas scharfrandiges ; der Saum jener, welche die innerste Lage bilden, kann in einen Fortsatz von kegeliger Form ausgehen, der einwärts vordringt, wodurch bälkchenartige, nicht leicht zu erkennende Striche zwischen die Elemente der äusseren Schicht der „Retina“ gezogen werden. (Taf. V, Fig. 67.) Die Kerne der Capselzellen können durch ihre Lagerung in Bogenlinien bei Betrachtung des Organs von der Fläche, indem sie übereinander stehen, eine Art von scharfer Querzeichnung hervorrufen. Da die Capsel im vorderen Abschnitt nicht geschlossen ist, so ragen „Linse“ und vorderster Theil der „Retina“ frei in den subcutanen Lymphraum hinein, Nebenparietalorgan. — Von diesen Bildungen, welche am Embryo so deutlich sind, ist mir beim fertigen Thier keine Spur mehr aufgestossen, so dass man annehmen muss, sie seien im Laufe weiterer Entwickelung völlig eingegangen. Zirbel. — Im Innern des Zirbelknopfes springen die gewundenen Wülste entschieden vor; auch lässt sich finden, dass sie zwar in ihrer Hauptsubstanz auf Verdickung der 503 epithelialen Zellenlage beruhen, aber hierbei die bindegewebige Wand doch auch nicht ganz unbetbeiligt ist. Es zeigt sich, dass die letztere ebenfalls einwärts leistenartig sieb erbebt und in den Leisten Blutgefässe verlaufen. Diesen Vorsprüngen nach innen entsprechen aus- wärts Furcbenlinien. Vom Zirbelknopf weg gebt wagrecht ein langer sich verjüngender Ausläufer in die Gegend des Parietalorgaus. Dies, wenn man will, fadige Ende des Zirbelknopfes behält seine Lichtung und hört blindgeschlossen auf, in einiger Entfernung vom Parietalorgan. (Taf. V, Fig. 66.) Die epithelialen Zellen des Ausläufers sind in ihrem Kopftbeil dunkel pigmentirt. Das Ganze ist, wie schon bezüglich der neugeborenen Blindschleiche erwähnt wurde, der ;,scbwarze Strich“ in meiner ersten Mittheilung. Zwischen das Ende des Zirbel- fadens und das Parietalorgan schieben sich Blutgefässe ein, welche sammt dem sie tragenden Bindegewebe auch als kurzer Strang aufgefasst werden können, der längsstreifig und kern- haltig ist. Plexus. — Klar ist auch am fertigen Thier zu sehen, dass der sogenannte Plexus ein aus Blindschläuchen gebildeter Hohlkörper ist, der Zirbel so enge verbunden, dass man den Plexus für einen vorderen Abschnitt der Zirbel ansprechen kann. Dieser Plexustheil der Zirbel ist ausgezeichnet durch die Menge umspinnender Blutgefässe, während das Epithel, gegenüber dem dicken Zellenbeleg in der eigentlichen Zirbel, niedriger ist. Von der bindegewebigen Wand können sich, wie Längsschnitte lehren und in Figur 66 veranschaulicht ist, Züge auch von der Spitze des Plexus, gleich denen der Zirbelumhüllung frei in die harte Hirnhaut verlieren. Knorpelstab. — Am jungen Thier sieht man oberhalb des Zirbelknopfes ein Knorpel- inselchen, das vielleicht doch nur ein abgetrennter Theil ist, denn an der erwachsenen Blind- schleiche vermag man an gleicher Stelle einen Knorpelstab, der eine ziemliche Länge hat, zu isoliren. Die zelligen Elemente desselben sind in Querreihen, die aber nicht sehr regel- mässig verlaufen, geordnet. Hypophysis. — Man hat seit Langem mit der Epiphysis oder Zirbel die am Boden des Gehirns befindliche Hypophysis unter einen und denselben Gesichtspunkt zu bringen gesucht und auch mir hat es einige Zeit scheinen wollen, als ob verwandtschaftliche Züge zwischen beiden Bildungen beständen, von welcher Ansicht ich jedoch im Laufe näherer Prüfung wieder zurückgekommen bin. 504 Die Hypophysis erscheint, wie senkrechte Schnitte gut darthun, in eine Art Sattelgrube der Schädelbasis aufgenommen und zeigt sich sofort aus zwei verschiedenen Partien zusammen- gesetzt: aus einem inneren und einem äusseren Abschnitt. (Taf. IV, Fig, 63.) Der innere Theil ist ein nach unten und hinten gerichteter Fortsatz des Hirntrichters, von ungefähr kegeliger Gestalt, mit Höhlung, welche eine Ausbuchtung des Trichterhohlraumes vorstellt. Die Wandung ist dickzeilig, vielkernig, zu innerst überzogen von einer epithel- ähnlichen Lage, welche mit dem Ependyma des Hirntrichters zusammenhängt. Diese innere Partie der Hypophysis hat dieselbe graue Farbe wie das Gehirn, von welchem sie ein un- mittelbarer Fortsatz ist. Anders geartet ist der äussere Abschnitt. Den inneren Theil oder Hirnfortsatz um- hüllend, stellt er eine Masse von röthlich-grauer Farbe dar, nach vorne gekehrt und dort am dicksten. Bei weiterer Untersuchung ist daran zu unterscheiden ein zunächst um den Hirnfortsatz herumziehender Schlauch oder Sack, von dem sich einige sehr verjüngte Lichtungen in die auf den ersten Blick wie eine gleichmässig drüsige Masse sich ausnehmende Umgebung verlieren. Das Bild dieses peripherischen Abschnittes der Hypophysis ist derartig, dass man annehmen muss, das Zusammensetzende seien gebogene, ineinander geschobene, dichtzellige Schläuche. Nur da und dort gewahrt man Spuren von Lumina, meist aber sind die Schläuche ganz zellig erfüllt. In dem Bindegewebe zwischen den Schläuchen heben sich zahlreiche Blutgefässe ab. Man hat also eine Drüse vor sich, deren Schläuche in einen gemeinsamen Sack über- gehen, welcher im Schnitte als Halbring den innern Theil oder Hirnfortsatz umzieht. Ich habe mich bemüht, darüber klar zu werden, ob es sich um einen, wie es den Anschein hat, völlig geschlossenen Ringschlauch handelt, oder ob nicht derselbe, mit der Höhlung des Hirn- fortsatzes, sonach auch mit dem Trichterraum in Verbindung steht. Aller aufgewendeten Mühe ungeachtet bin ich aber hierin zu keiner Sicherheit gekommen. Am Stiel des Hirn- fortsatzes findet auf den Schnitten eine Gabelung der vom Trichter kommenden Höhlung statt : der eine Ast bildet den blind endigenden Hohlraum des inneren Theiles der Hypophyse, während ich bezüglich des nach hinten gerichteten Astes der Lichtung die Vermuthung hatte, dass er in den Ringschlauch überführen möge. Es liess sich jedoch Solches nicht nach- weisen, zuletzt blieb immer der Eindruck, dass der Hohlgang blind geschlossen sei. Will man verwandtschaftliche Züge zwischen Epiphysis und Hypophysis erblicken, so könnte man den inneren Theil der Hypophysis - Fortsatz des Trichters — der Zirbel im engeren Sinn vergleichen ; ferner in dem drüsigen, umhüllenden Theil der Hypophysis das 505 Entsprechende für den ebenfalls aus Schläuchen gebildeten sogenannten Plexus zu finden glauben. Eine derartige Zusammenstellung wäre jedoch nach meinem Dafürhalten kaum richtig, so lange nicht, abgesehen von Anderem, nachgewiesen wäre, dass die Drüsenschläuche um die Hypophysis herum ebenso Ausstülpungen des Gehirns sind, wie das bezüglich der Schläuche des „Plexus“ ausser Zweifel steht. Sonach scheinen mir nur Verhältnisse äusserer Ähnlichkeit vorzuliegen. Seps tridactylus, Daud. Es standen mir zwei Stücke zu Gebote, ein halb und ein ganz ausgewachsenes Thier, beide in gutem Zustande der Erhaltung. Das eine Exemplar wurde in gewöhnlicher Weise untersucht, der Kopf des andern wurde in Längsschnitte zerlegt.^ Seheitelfleck. — An dem unversehrten Thier macht sich bei dieser Gattung der Scheitel- fleck wenig bemerklich : er hebt sich als grauliche, länglich runde Stelle innerhalb der braunen Farbe des Schildchens ab. Scharf hingegen zeichnet er sich ab, nachdem die Epidermis entfernt wurde; er zeigt sich ferner vorgewölbt und ist umgeben von dem weisslichen Pigment der Lederhaut. Am abgetragenen Schildchen des jungen Thieres kann ich zwar einen Porus nicht gewahr werden, wohl aber glaube ich eine Höhlung in der Epidermis, die nach abwärts bis zur Schleimschicht führt, zu erkennen, so dass man also doch wieder an die bei Änguis beschriebenen Verhältnisse erinnert wird. Am Loch des Scheitelbeins lässt sich mit Sicherheit bestimmen, dass seine innere Öffnung beträchtlich weiter ist, als die äussere, was nicht bloss bei Betrachtung von der Fläche durch wechselnde Einstellung ermittelt werden kann, sondern auch an Durchschnitten des Knochens deutlich wiederkehrt. Am letzteren sieht man auch, dass der Hinterrand des Foramen parietale tiefer in den hinterwärts dickeren Knochen ausbiegt, als der Vorderrand es thut. Zugleich legt sich im Längschnitt, wie zur Vervollständigung, ein Stückchen hyalinen Knorpels unter dem Hinterrand an. Was sonst hinsichtlich des Integumentes zur Ansicht kommt, umfasst Bekanntes: unter der sich abhebenden alten Hornschicht der Epidermis zeigte sich die junge Hornschicht, welche selbst wieder in die dünnere äussere und dickere innere Lage, letztere deutlicher flachzellig, zerfiel; zu unterst hebt sich die Schleimschicht ab, deren Zellenelemente weicher und cylindrisch sind. Es folgt das Corium, als dessen Verkalkung das Scheitelbein zu gelten Abhandl. d. Senokenb. naturf. Ges. Bd. XVI. 64 506 hat. In der bindegewebig bleibenden Partie, welche die Öffnung des Foramen parietale schliesst, lassen sich ausser den wagrecbten Zügen noch schwache senkrecht durchsetzende Lagen unterscheiden, sowie zunächst unter dem Stratum mucosum der Epidermis die dem Papillarkörper zu vergleichende Schicht. Auch die Sonderung des Bindegewebes, welche die untere Fläche des Scheitelbeins über- zieht und der harten Hirnhaut entspricht, ist im Wesentlichen die gleiche wie in den vorausgegangenen Fällen. Dieselbe zerlegt sich in eine obere stark dunkel pigmentirte Schicht und in eine untere Lage. An Schnittpräparaten erscheint die pigmentirte Schicht der Dura als dunkler Saum, der sich längs des ünterrandes des Scheitelbeines hinzieht und am Scheitel- loch das Parietalorgan sowohl, wie die Gefässe in der Umgebung desselben, umhüllt, wobei sich das dunkle Pigment besonders stark am vorderen und hinteren Rande anhäuft. Ein zierliches Bild gewährt die pigmentirte Schicht der Hirnhaut, wenn wir dieselbe in natürlicher Lage von der Fläche betrachten, zumal am jungen Thier. Die dunklen Pigment- zellen schliessen nämlich fast nach Art von Epithelzellen aneinander und die dunkelbraune Fläche zeigt sich durchbrochen von den hellen Bahnen der Blutgefässe und den Lücken zwischen den Pigmentzellen. Am erwachsenen Thier ist dieser epitheliale Charakter der Pigmentzellen weniger vorhanden, indem die Zellen in verschiedenem Grade zu Fortsätzen ausgezogen sind, die sich stellenweise netzförmig verbinden. Soheitelorgan. — Wie sich das Parietalorgan ausnimmt, indem wir das Scheitelbein von innen vor uns haben, zeigt Fig. 64. Es erscheint stark pigmentirt am Saum und ein- wärts ist ebenfalls viel Pigment in Gestalt von Netzbalken und grösseren Flecken zugegen. Seine Lage hat es in der unteren Weitung des Scheitelloches. Die Beschaffenheit im Längsdurchschnitt veranschaulicht die beigegebene Figur. In allen mir zur Verfügung stehenden Präparaten hat das Organ die Form eines stark niedergedrückten Säckchens, was aber offenbar damit zusammenhängt, weil der Binnenraum, durch Entleerung seines flüssigen Inhaltes, sehr schmal geworden ist, wesshalb auch nicht bloss der Boden des Säckchens von unten her sich eindrückt, sondern auch der das Foramen parietale unten abschliessende Theil der Dura, dem Zuge folgend, ebenfalls nach oben ausbiegt. Mit Rücksicht auf den Bau unterscheidet man die bereits erwähnte, von der harten Hirnhaut stammende dunkle Umhüllung und die epitheliale Lage mit ihrem Pigment. Der Deckenabschnitt hebt sich durch nicht pigmentirte, scharfrandige Zellen von Cylinderform bestimmt ab. Die Verdickungsstelle des Wulstes durch längere Zellen liegt nicht central, sondern nahe am Hinterrande; nach vorne zu sind die Zellen recht niedrig, die „Linse“ 507 daher dünn. Von borstenartigen Bildungen und Cuticularschichten, gegen den Binnenraum zu, ist nichts zu erkennen. Der Raum zwischen Organ und Scheitelloch, hinten grösser als vorn, ist ausgefüllt von Bindegewebe und Gefässen. Zirbel und Plexus. — Hinsichtlich dieser Theile verdient hervorgehoben zu werden, dass sie im Verhältniss zur Lage des Parietalorgans weit nach hinten stehen. Die Zirbel stellt einen kolbigen Schlauch dar, dessen verdicktes freies Ende sich in einen Zipfel verliert, welcher, was abermals aller Beachtung werth ist, wagrecht nicht nach vorn, sondern nach hinten sich wendet. Das Epithel des Innern erzeugt wulstige Verdickungen. Von der Zirbel, ihr angeheftet, hebt sich der Plexus ab, der geringer in der Grösse ist, als bei den andern untersuchten Arten, aber von gleichem Bau. Auch er besteht aus mehreren Schläuchen, deren Epithelzellen niedrig würfelförmig sind und sich dadurch auch hier von den hoch- cylindrischen Epithelzellen im Innern der Zirbel unterscheiden. In der bindegewebigen Wand von beiden Gebilden lassen sich Blutgefässe nach weisen und grössere venöse Räume finden sich über dem freien Zirbelende. Das dunkle Pigment der Dura greift in einzelnen Zügen zum Plexus herab. Dass hier von einem Nerven, der etwa von der Zirbel zum Parietalorgan gehen sollte, gar keine Rede sein kann, leuchtet wohl Jedem ein, welcher die Untersuchung vornimmt. Der schmale dünne bindegewebige Saum auf dem Längsschnitt, unterhalb des Scheitelbeins, ist vom Plexus und der Zirbel weg auf seine histologische Zusammensetzung unschwer zu verfolgen. Ausser dem ovalen Knorpelstückchen gleich nach dem Parietalorgan, am Rande des Foramen parietale, folgt weit hinterwärts über dem Zirbelknopf ein langer Knorpelfaden, der ins Os parietale eingedrungen, sich nach vorne wendet. Es ist also hier das „Knorpelinselchen“ und der „Knorpelstab“ zugleich vorhanden. Literarisches. — Es gehört Seps tridacUjlus zu den Reptilien, welche auch Spencer auf das „Parietalauge“ untersucht hat. Unsere Beobachtungen stimmen überein hinsichtlich der Lage des Organs und der Form des Scheitelloches, doch ist in der Zeichnung des eng- lischen Beobachters die Umrisslinie des Scheitelbeins an dieser Stelle nur schematisch gehalten. Dass das Organ selber bei Spencer einen weiten Binnenraum zeigt, an meinen Präparaten einen solchen, welcher schmal zusammengedrückt ist, beruht wohl, wie oben 1) Spencer, a. a. 0., Fig. 32 auf Taf. XVIII. 64* 508 schon angedeutet, auf etwas Zufälligem; ob das letztere auch der Fall ist hinsichtlich der Form der „Linse" muss ich dahin gestellt sein lassen. Dass hier von der Zirbel kein Strang zum „Parietalauge" geht, wird ebenfalls von Genanntem ausdrücklich bemerkt: „no pineal stalk being recognisable." Hatteria punctata^ Gray. Ein Exemplar dieser eigenthümlichen Eeptilienform hatte Herr Professor Semper die Güte mir zu überlassen. Nachdem der Schädel entkalkt war, wollte es nicht gelingen, das dicke Scheitelbein mit dem Mikrotom zu zerlegen, so dass nöthig wurde, das Organ aus dem Foramen parietale heraus zu präpariren, um es für sich zu schneiden. Vorher schon war leider die Verbindung der Zirbel mit dem Schädeldach durchgerissen. Immerhin konnte # man doch, bei genauer Durchmusterung aller Präparate, den Bau soweit verfolgen, um sich zu versichern, dass in den Grundzügen die Dinge bei Hatteria nicht anders sind, als bei den übrigen untersuchten Arten. Es soll jetzt zunächst im Einzelnen das, was zu ermitteln war, vorgelegt und alsdann die Ergebnisse mit denen, welche Spencer erhalten, verglichen werden, Parietalorgan. — Über die Art und Weise, wie sich der Scheitelfleck von aussen dar- stellt, kann nichts berichtet werden, da die Hautdecke hier bereits abgehoben war. Das Foramen parietale erscheint zunächst ausgefüllt von Bindegewebe, dessen obere Lagen aus dichten, straffen Zügen besteht, welche zum Theil bogig und strahlig Zusammenhalten und auf solche Weise eine Art Hohlraum begrenzen zur Aufnahme des Parietalorgans. Doch ist der Raum keine reine Höhlung, sondern durchsetzt von einem lockeren, feinnetzigen Bindegewebe, in dessen Maschen ziemlich zahlreiche Zellen verkommen, die nach Grösse, Gestalt und körniger Beschaffenheit durchaus an Lymphkügelchen erinnern, wodurch angedeutet wird, dass wir es mit einem von bindegewebigen Maschenwerk durchzogenen Lymphraum zu thun haben. Die Form des Parietalorgans anbelangend, so ist sie im Allgemeinen als bimförmig zu bezeichnen, nach vorne abgeflacht und im Längsschnitt etwas ungleichseitig. (Taf. VI, Fig. 83.) Der Durchschnitt des Organs lehrt, dass dasselbe auch hier die Natur eines Säckchens oder einer blasigen Bildung hat, in dessen Höhlung eine blasse feinkörnige wohl durch Ge- rinnung einer Flüssigkeit entstandene, aber den Raum nicht völlig erfüllende Masse liegt. (Angedeutet in Fig. 85.) 509 Die Wand des Säckchens setzt sich zusammen aus der Follikelhaut und der dicken zeitigen Auskleidung, welche im hinteren und seitlichen Abschnitt durch eingelagertes Pigment sich scharf ahgrenzt von dem hell Weihenden vorderen oder Deckentheil. Die Follikelhaut sieht dem ersten Blick nach homogen aus mit einzelnen Kernen, doch machen sich bald bei schärferem Zusehen Längsstreifen bemerklich und zuletzt wird man inne, dass die Haut einen blätterigen oder geschichteten Bau hat. Man kann bestimmt verfolgen, dass die Lamellen in das lockere Bindegewebe der Umgebung sich verlieren. Von den Fortsätzen der bindegewebigen Follikelhaut nach einwärts wird gleich nachher die Rede sein. (Fig. 85.) Im z eiligen Wesen des Boden- und Seitentheiles der Innenhaut des Säckchens fallen sofort die von ihrem Plasma umfassten Kerne auf. Sie sind sehr zahlreich, meist rund und ungleich ' gross. Der Follikelhaut zunächst zieht eine Reihe von Kernen hin, welche man wegen der regelmässigen Linie, welche sie einhalten, als besondere Lage auifassen könnte. Dann folgen in unregelmässiger Vertheilung zum mindesten zwei oder auch drei Züge von Kernen. Der Zellleib für den einzelnen Kern ist nicht immer abgegrenzt von den zunächst liegenden, die Kerne umhüllenden Plasmaballen; geschieht es aber, so hat der Zellleib eine rundliche und dabei in Ecken oder Spitzen ausgezogene Gestalt, und die Spitzen können sich auch zu verschieden langen Fädchen gestalten. Gegen den Binnenraum des Säckchens nehmen die Zellen den Charakter des Cylinderepithels an; ihr unteres Ende ist entweder stumpf oder es zieht sich in mehrere Fäden aus, die verzweigt sind, zwischen die andern Elemente ein- dringen und eine ziemliche Länge haben können. (Fig. 85.) Von Borstenbildungen am vorderen Umfang gedachter Zellenlage ist keine Spur vor- handen, wohl aber lässt sich bei gehöriger Aufmerksamkeit über den Cylind erzeilen des Boden- theiles ein schwacher Cuticularsaum wahrnehmen, an dem ich bei hoher Vergrösserung zu sehen glaube, dass er aus einer unteren Linie mit kaum angedeuteter Perlzeichnung (Ver- dickungsstellen) und darüber stehender senkrecht gestrichelter Schicht besteht, Alles aber so fein, dass nur das eigens darnach spähende Auge etwas davon entdeckt. (Fig. 86.) Noch ist ausdrücklich auf eine Art Fortsatzbildung der Follikelhaut hinzuweisen, welche zu einem Theil der epithelialen Auskleidung unseres Organs wird. Es sind kegelige Zellen, welche mit der Basis nach der Follikelhaut gekehrt sind und ihre Spitze einwärts zwischen die übrigen Zellen richten. Sie sind an meinen Präparaten nur mit Anstrengung zu erkennen und ich blieb einige Zeit unsicher, ob sie nicht gewissermassen Fusszellen der epithelialen Schicht darstellen oder wirklich von der Follikelhaut abstammen. Zuletzt aber 510 traf ich doch auf Stellen, wie sie in Fig. 85 festgehalten sind, allwo die Bindegewebslamellen, richtiger Bindegewebszellen, es sind, welche zu solchen kegeligen einspringenden Körpern werden. Des Hervorhebens werth sind auch die grossen Intercellularlücken innerhalb der epithelialen Schicht, die keineswegs alle auf künstliche Trennung durch Präparation ent- standen, zurückgeführt werden können, vielmehr wie ich meine, in ihrer Gesammtheit dem grossen Intercellularraum entsprechen, der z. B. bei Anguis so deutlich ins Auge fällt. Die Hauptmasse des Pigmentes, braun in seinem Farbenton, liegt in der aus Cylinder- zellen bestehenden Schicht, ohne dass jedoch alle Cylinderzellen pigmentirt sein müssen. Die Pigmentkörnchen können nicht bloss den Zellleib erfüllen, sondern auch in die verzweigten Fäden des hinteren Endes der Zellen sich fortsetzen, wodurch diese Ausläufer alsdann sich noch deutlicher als sonst abheben. Einzelne grössere Pigmentballen oder Klumpen liegen auch zerstreut im äusseren Bereich der epithelialen Lage. Das Plasma der Cylinderzellen lässt hin und wieder eine Querstreifung erkennen und durch diese Anordnung des Plasma ist es wohl auch bedingt, dass die eingelagerten braunen Pigmentkörnchen ebenfalls in Querreihen zu stehen kommen und so eine Art Quer- streifung der Zelle hervorrufen, welche sinnenfälliger ist, als jene zarte des Plasma. Der Deckenwulst („Linse“) besitzt, wenigstens an den mir vorliegenden Schnitten, nicht das derblinige schärfere Wesen, wie es bei anderen Gattungen und Arten sich kund gibt. Man hat vielmehr ein weiches, feinkörnig oder streifiges Plasma vor sich, in welchem zahlreiche runde Kerne gebettet sind; nur da und dort ist etwas von zelliger Abgrenzung wahrzunehmen. (Fig. 85 ) — Die Follikelhaut erzeugt auf allen Schnitten rechts und links eine zwischen „Retina“ und „Linse“ dringende Einfaltung, also von der Fläche genommen eine Ringfalte, von der ich mir nicht zu sagen getraue, ob sie natürliche Bildung oder durch Präparation entstanden ist. Eine ganz besondere Beachtung, mit Rücksicht auf die Frage nach dem „Nerven“ des Parietalgebildes, verdienen alle geweblichen Theile, welche in der nächsten Umgebung des Organs gesehen werden. Man trifft dort nicht bloss auf zahlreiche Blutcapillaren, sondern auch auf die Durchschnitte grösserer Bluträume innerhalb der Bindegewebszüge. Endlich noch Streifen und Balken, die für Nerven zu nehmen man sich versucht fühlen kann. (Fig. 83, 84.) Aber auch an glatte Muskeln erinnert ihr Aussehen durch die zahlreichen walzigen Kerne, die sich aber doch wieder sofort von Kernen glatter Muskeln dadurch unterscheiden, dass sie nach beiden Enden zugespitzt ausgehen. Das zwischen den Kernen befindliche 511 Plasma ist von schwachen Längslinien durchzogen. Dass nun aber ein solcher Balken weder ein glatter Muskel, noch ein Nerv, sondern bindegewebiger Natur ist, ergibt sich aus dem genaueren Vergleichen mit dem Bindegewebe, welches der Wand der Zirbel angehört. Auch dort hat das Bindegewebe dieselben Kerne und die gleichen Schichtungsstreifen. Es ist das Bindegewebe, welches bei anderen Arten als unmittelbare Fortsetzung der inneren Schicht der Dura sich erkennen lässt. In einem Schnitt begegne ich auch dem Bruchstück eines dunkelrandigen Nerven, der offenbar vom Nervennetz der Hautdecke stammt. Zirbel und Plexus. — Die Zirbel stellt einen bimförmigen Schlauch dar mit innerer stark vorspringender Wulstbildung, wodurch die Lichtung in manchfacher Weise eingeengt erscheint. Am Stiel bemerkt man ein Aussehen, als ob die Lichtung des Schlauches geschlossen sei und sich nicht in den Gehirnraum fortsetze. Es mangeln wenigstens in der Wurzel die hohen Cylinderzellen, welche sich an der Bildung der wulstigen Vorsprünge betheiligen. Das obere Ende der Zirbel zieht sich in einen Hohlfaden aus, der in querer Richtung abbiegt und nach vorne bis in die nächste Nähe des Parietalorgans geht. (Fig. 82.) Am Plexus fällt gegenüber den anderen Arten zweierlei auf. Erstens ist er länger als sonst, steigt in schwachem Bogen aufwärts und biegt dann mit seinem freien Ende rückwärts, um sich an den Zirbelschlauch, da wo er sich zum Endfaden verlängert, anzulegen. Dadurch nun, dass der Plexus in Bogenform vor der Zirbel aufsteigt, ist zweitens der Raum zwischen beiden Bildungen viel umfänglicher als etwa bei Lacerta und Änguis und der Plexus erscheint so in weniger inniger Beziehung zur Zirbel: nur sein oberes Endstück hat sich an letztere angelegt. Auf dem Schnitt zeigt sich der Plexus als ein Convolut von Schläuchen, deren Schlingen und Verknäuelungen ein zierliches Bild geben. Die auskleidenden Epithelzellen sind in einfacher Lage vorhanden und niedrig, während sie in der Zirbel mehrere Lagen,, wenigstens nach der Zahl der Kerne, bilden und die innerste Lage aus hohen Cylinderzellen besteht. Am hohlen Endfaden der Zirbel, zunächst seinem blinden Ende fällt auf, dass in den cylindrischen Epithelzellen dasselbe braunkörnige Pigment, wie es in der zelligen Aus- kleidung des Parietalorgans zugegen ist, bereits auftritt, allerdings nicht entfernt in der Menge, wie es dort abgelagert erscheint. Man trifft auch auf Stellen, allwo in den Kernen der Epithelzellen die Pigmentkörnchen liegen. In Grösse und Gruppirung der Zellen, Form ihrer Kerne zeigt sich an beiden Orten — Endfaden und Parietalorgan — grosse Ähnlichkeit. Der Raum zwischen Zirbel und Plexus erscheint von einem feinkörnigen Gerinnsel ein- genommen, wird also wohl im Leben von dem Cerebralfluidum durchzogen worden sein. 512 Literarisches. — Wenn je, so ist diesmal die Frage zu beantworten: Wie stellen sich meine Wahrnehmungen zu denen Spencer’s, da diesem Beobachter ein reiches, ja sogar frisches Material zu Gebote stand und man daher von vorne herein sich geneigt fühlen kann, seine Darlegungen gegenüber den meinigen, welche nur auf der Untersuchung eines einzigen Exemplars fussen, für richtiger zu halten. Zwei Hauptunterschiede sind es, welche in unseren beiderseitigen Wahrnehmungen liegen. Nach dem englischen Autor steht das „Parietalauge“ an seinem hinteren Ende in Verbindung mit einem durch walzige Kerne ausgezeichneten Faserzug, den er für einen „Nerven“ erklärt und der Zeichnung zufolge gehen die Streifen über in die fadigen Fortsätze, welche die Zellen der „Retina“ aussenden. Hierzu habe ich zu wiederholen, dass der „Nerv“ nach Form der Kerne, Beschaffenheit des Plasma und Übereinstimmung mit der äusseren Wandschicht der Zirbel nichts anderes sein kann als geschichtete Bindesubstanzzellen. Und was den von Spencer so klar gezeichneten Übergang des „Nerven“ in die Elemente der „Retina“ betrifft, so lassen hiervon die mir vorliegenden Schnitte nicht das mindeste entdecken Das Organ- säckchen, hart am blinden Ende des hohlen Zirbelfadens liegend, ist wie sonst geschlossen. Der anscheinende Nerv zieht daneben her und verliert sich in das Balkenwesen, welches das Organ umgibt. Noch auf einen andern Autor ist hier zu verweisen, welcher ebenfalls von einem bei Hatteria zum „Parietalauge“ gehenden Nerven spricht. Es ist H offmann ^), und es hebt derselbe hervor, dass der Nerv ein Stück der Epiphysis selber sei. In dieser Angabe ist nun offenbar der „Nerv“ etwas Anderes, als was bei Spencer den Nerven vorstellt, denn mit dem von Hoffmann erwähnten Gebilde kann nur der Endfaden der Zirbel gemeint sein, welchen ich ebenfalls bis ans hintere Ende des „Parietalauges“ herantreten sehe. Der End- faden der Zirbel ist aber gleich dem bei andern Gattungen hohl, hat eine zeilig-epitheliale Auskleidung und steht nicht in Gontinuität mit dem „Parietalange“, beide enden vielmehr gegeneinander blind. Darnach heisst der Letztgenannte dasjenige einen „Nerv“, was hier bei Hatteria wie bei Lacerta und Anguis unzweifelhaft hohler Endausläufer der Zirbel ist, recht im Gegensatz zu dem von Spencer gezeichneten Nerven, welcher die Natur eines solid faserigen Stranges hat, mit zahlreichen länglichen Kernen. Unter den von dem englischen Beobachter gegebenen Abbildungen veranschaulicht die eine, in geringer Ver- grösserung gehalten und in schematischer Fassung, den „Nerven“ als Fortsetzung der Zirbel. 1) C. K. Hoffmann, Über die Metamerie des NachHrns irnd Hinterhirns und ihre Beziehung zu den segmentalen Kopfnerven bei Beptilienembryonen. Zool. Anz. 1889. 513 In einer nach der Natur aufgenommenen Schnittfigur hört das Lumen der Zirbel vor dem Abgang des Endfadens auf: in meinen Präparaten setzt sich die Lichtung der Zirbel in den Endfaden fort, genau so wie bei Lacerta und Ängiiis. Um mir die Angaben Spencer ’s erklären zu können, muss ich dafür halten, dass derselbe zwei verschiedene Dinge vereinigt und in seiner Zeichnung verarbeitet hat, einmal nämlich den hohlen Endfaden der Zirbel und zweitens den mit der bindegewebigen Wand der Zirbel zusammenhängenden Strang, welcher sich an die Follikelhaut des Parietalorgans verliert. Noch sei bemerkt, dass auf der einen Eigur Zirbel und Plexus von einander getrennt erscheinen, dergestalt, dass die Zirbel vom Mittelhirn kommt, der Plexus vom Vorderhirn. Auf der schematischen Figur erscheinen beide, Zirbel und Plexus, zu Einem Körper vereinigt, der mit Epiphysis bezeichnet wird. Anbelangend den Bau der „Retina“, so kann ich abermals nicht umhin, meine abweichen- den Ansichten geltend zu machen, indem ich hervorhebe, dass in den wesentlichen Zügen Übereinstimmung mit den andern untersuchten Arten besteht. Hat der Schnitt das Organ rein seitlich getroffen, so stellt sich die „Retina“ dar als ein Ballen von rundlichen Kernen mit zugehörigem Plasma, das, wenn die Abgrenzung eine schärfere ist, Zellenkörper von rundlicher und eckiger Form bildet. Etwas braunkörniges Pigment kann schon zugegen sein. Hat der Schnitt das Organ nach der Länge halbirt, so lässt sich die „Retina“ zerlegen in eine innere und äussere Zone, die in ihren Einzelheiten sehr wohl sich vereinigen lassen mit dem, ^as man anderwärts sieht und ich meine, dass sich auch gar Manches auf den Spencer ’ sehen Eiguren (Eig. 3, 5, 6), die zum Theil unter riesiger Vergrösserung gezeichnet sind, trotz des auf den ersten Blick ganz fremdartigen Wesens, sich gut anschliessen lässt. So, um von innen her zu beginnen, ist wohl in dem bläulichen Saum über den dunkeln Cylinderzellen, welcher sich auf die geronnene Flüssigkeitsmasse des Binnenraumes bezieht, auch die Cuticularschicht mit enthalten, deren oben gedacht wurde. An den pigmenterfüllten Cylinderzellen hat auch Spencer die theilweise Lagerung der Pigmentkörnchen in Quer- reihen bemerkt und sie daher wie mit dunklen Bändern gezeichnet; er hat auch nicht über- sehen, dass in die feinen fadigen Fortsätze dieser Zellen die Pigmentkörnchen sich fortsetzen können, wodurch sie sich deutlicher abheben. Auch das Lückenwesen zwischen den Zellen ist, wenn auch vielleicht in etwas übertriebener Weise, hervorgehoben. Kaum aber, wenigstens nach meinen Präparaten zu urtheilen, kann unser Autor den unmittelbaren Übergang der fadigen Ausläufer der „Retinazellen“ in die faserigen Elemente des „Nerven“ gesehen haben, wie es doch so unzweideutig seine Figur 4 ausdrückt. AbLandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVI. 65 514 Und noclimals möchte ich au dieser Stelle wiederholen, dass in der Sonderung und An- ordnung der zelligen Elemente der „Retina" grosse Ähnlichkeit besteht mit der zelligen Auskleidung des Zirbelschlauches, insbesondere der die Wülste erzeugenden Partien. Auch das Pigment fehlt nicht in den Zellen des Eudfadens, erstreckt sich vielmehr, wenn auch in geringerer Menge, durch dessen ganze Länge. Geckonen und Schlangen. Nur anhangsweise mag kurz berichtet werden, dass ich von nicht einheimischen Sauriern auch ein Exemplar y on Hemidactylus verruculatus Cuv. und eines von Platydactylus mauritanicus L. mit Rücksicht auf etwaiges Vorhandensein eines Parietalorganes untersucht habe. Bei keinem der beiden Thiere habe ich ein Scheitelgebilde aufzufinden vermocht. In Hemidactylus zeigte sich, was gemeldet sein mag, der braunpigmentirte Zirbelknopf jederseits in mehrere Spitzen ausgezogen und es fällt dies möglicherweise mit den Aussackungen bei Varanus und Seps zusammen. Auch Spencer erklärt ausdrücklich, dass er beim Gecko das „Parietalauge“ ver- misst habe. Wie sich unsere Schlangen in fraglichem Punkte verhalten, bleibt weiterer Prüfung Vorbehalten. Ich habe bloss einen Embryo von Coronella austriaca Laur. vorgenommen, der schon seit Jahren in Weingeist auf bewahrt gewesen war und einem bereits sehr vorgerückten Stadium angehörte. An diesem glaubte ich zu sehen, dass am Gehirn ein „Parietalorgan" zugegen wäre, aber ein völlig unpigmentirtes, obschon der Embryo bereits gefärbt war. Nach der Unterscheidung, die ich nachher zwischen Parietalorgan und Zirbelknopf aufzu- stellen haben werde, ist es mir wahrscheinlich, dass die Bildung der genannten Schlange doch eigentlich nur dem Zirbelknopf entsprechen mag. Hanitsch hat den Embryo von Pelias berus auf gegenwärtige Frage untersucht und findet ein „pineal Eye", in dessen „Linse" Pigmentmassen abgelagert waren. 515 TXT. Zu-sammenfassmig’. Während im Vorausgegangenen Art für Art, wie sie zur Hand kamen, nach den Einzel- heiten erörtert wurden, sollen jetzt in übersichtlicher Weise die Theile und was sich haupt- sächlich daran ermitteln liess, vorgeführt werden. Seheitelfleck. — Die Gegenwart des Parietalorgans kündigt sich nach aussen durch das Auftreten des Stirn- oder Scheitelfleckes an. Er beruht bei den Batrachiern darauf, dass die Haut dort lichter wird durch Zurückbleiben der Drüsen und der Pigmentzellen im Corium; nur in der Epidermis erhält sich etwas braunes Pigment, feine Netze bildend, oder auch in Klümpchen form. In der Ausbildung des Stirnfleckes bei den einzelnen deutschen Froscharten gibt sich mancherlei Wechsel kund. Von zusammengesetzterem Wesen erscheint der Scheitelfleck bei Reptilien. Er liegt bei Lacerta, Anguis und Sefs im Interparietalschild, mehr in der Mitte bei der ersteren, stark nach hinten gerückt bei der zweiten Gattung. Bei dem Varemus zeichnet sich das den Scheitelfleck tragende Schildchen durch seine Grösse von den andern der Umgebung aus. Der Fleck ist im Allgemeinen von rundlichem Umriss und grubig vertieft; da aber aus der Mitte der Mulde nicht selten eine Wölbung sich erhebt, so kann der Rest des Grübchens zu einem die Wölbung umziehenden Ringgraben umgewandelt sein. Manche andere Ver- schiedenheiten nach Arten und selbst Individuen sind oben berührt worden. Die Hautdecke am Scheitelfleck stimmt zwar in den Grundzügen des Baues mit dem übrigen Integument überein, zeigt aber doch gewisse Besonderheiten. An der Epidermis folgen sich die Schichten in gewöhnlicher Weise : nach der wellig sculpturirten Cuticula und Hornlage, welche bei der nächsten Häutung abgestossen werden, kommt die jüngere Horn- schicht, hierauf die Schleimschicht. An der Lederhaut fällt als charakteristisch auf, dass ihre obere weiche Grenz- oder Papillarschicht verdickt ist, was klar hervortritt, wenn wir jhren Höhen durchmesser jenseits des Foramen parietale damit vergleichen. Die Papillar- schicht enthält zahlreiche, senkrecht gerichtete und dabei verästigte Streifen, an elastische Fasern erinnernd, mit dazwischen gelagerter heller Substanz und Kerngebilde. Ihre Ober- fläche zieht entweder nur in leichter Wellenlinie dahin, oder sie entwickelt in die Schleim- schicht der Epidermis aufstrebende wirkliche kegelige bis fadige Papillen, am stärksten unter den obigen Arten bei Lacerta ocellata. Unter der Papillarschicht schliessen die wagrechten, dabei sich kreuzenden Züge des Stockes der Lederhaut an, und als untere Grenzschicht kann sich noch eine dünnere Lage abheben. 65* 516 Ferner weicht die Hautstelle des Scheitelfleckes durch das Zurücktreten des Pigmentes von der Hautdecke der Umgebung ab. Fürs freie Auge schon sticht ihr Grau von dem Braun oder Schwarz der allgemeinen Färbung ab. Mikroskopisch lassen sich besonders zwei beachtenswerthe Punkte feststellen, wovon der eine zum Theil schon erwähnte der ist, dass in der Schleimschicht der Epidermis ziemlich viel dunkles Pigment sich erhält in Form von Ballen oder häufiger in Gestalt von feinen verästigten, meist senkrecht aufstrebenden Chromatophoren. Und zweitens ist es eine durchgreifende Erscheinung, dass von den beiden Pigmentarten, welche im Papillarkörper der Lederhaut zugegen sind, dem dunklen und dem weisslichen, guaninhaltigen, das letztere als zusammenhängende Schicht etwas weiter herein in den Scheitelfleck greift als das dunkle. Da auch das weissliche Pigment in den Binde- substanzzellen der Lederhaut liegt, so kann es sich in Form von rundlichen, zusammen- gehäuften Ballen darstellen. Das dunkle Pigment ist da und dort, wozu Beispiele geliefert wurden, in grösserer Menge im Bezirk des Scheitelfleckes angehäuft. Porus. — Alle Beachtung scheint zu verdienen, dass im Bereiche des Scheitelfleckes eine Öffnung zugegen ist, als Ausmündung einer rundlichen Eintiefung oder eines Haut- säckchens. Schon iu frühen Stadien der Entwicklung an Lacerta und Anguis erkennbar, ist besonders am neugeborenen Thier der Porus und der Umriss des Säckchens deutlich zu sehen, selbst mitunter noch an erwachsenen Exemplaren; häufiger jedoch sucht man an letzteren darnach vergeblich. Das Dasein des Porus ruft eine völlig pigmentfreie Stelle im Scheitel- fleck hervor: bei Betrachtung von der Eläche zieht sich von der dunkeln Umsäumung des Scheitelgrübchens das braune Pigment in kleineren oder grösseren Körnchenhäufchen in das Grau herein bis dorthin, wo der Porus sich aufthut. Im Hinblick auf das Verhalten bei Varaniis nebiilosus sei auf die Mittheilungen über das Einzelne zurückgewiesen. Am Embryo von Anguis fragilis öffnet sich das Hauttäschchen nach unten in den Raum, welcher den Zellenkörper des Organs umgibt, doch nur so lang, als die Haut noch sehr dünn ist und das Organ ganz oberflächlich liegt. Scheitelorgan. — Die Lage bei den untersuchten Gattungen von Amphibien (Bema, Bombinator) anbelangend, so treffen wir das Gebilde unter der Haut des Schädels, welche sich zu seiner Aufnahme an dieser Stelle von innen her ausgehöhlt hat und dieser Raum hängt mit dem subcutanen Lym’phsack zusammen. Das Organ befindet sich also ausser- halb des Schädels. Bei Reptilien im embryonalen Zustande (Lacerta, Anguis) liegt es, wegen Dünne der Hautlamelle, sehr oberflächlich und springt mit leichter Wölbung vor; später nach Ausbildung 517 und Dickerwerden des Integumentes ist es tiefer gerückt und mit dem Auftreten der Knochen- tafeln im Integument geräth das Organ in den Bereich des Scheitelbeins, welches zu dessen Aufnahme ein Loch (Foramen parietale) herstellt. Auch dieses Scheitelloch bietet in Grösse und Form nach den Arten bemerkenswerthe Verschiedenheiten dar. Bei Sei^s triclactylus z. B_ ist seine innere oder untere Öffnung beträchtlich weiter, als die äussere. Der Rand kann sich terassenförmig abstufen (Varanus nebulosus)\ ist bald glatt, bald rauhzackig durch vor- springende Kalkkugeln. (Anguis.) Hinsichtlich der Gestalt hat das Parietalorgan im Allgemeinen die Natur eines Säckchens oder einer Blase, deren Umriss jedoch innerhalb der Gattungen und selbst der Arten Verschiedenheiten zeigt. Unter den Batrachiern ist z. B. bei Rana das Säckchen rein rundlich, während es bei Bombinator einen knopfförmigen Nebentheil besitzt. Das Organ bei Lacerta hat im Allgemeinen eine niedergedrückte, daher platt rundliche Gestalt, aber ver- gleicht man Lacerta ocellata, L. viridis, L. agilis und L. vivipara miteinander, so ändert der Umriss bei allen unseren Species etwas ab, indem es vom Rundlichen ins Linsenförmige übergeht und im senkrechten Schnitt winkelig vorspringende Ecken haben kann, so ins- besondere bei L. vivipara. Auch bei Anguis ist das Organ platt rundlich und bei der nächst verwandten Gattung Seps in hohem Grade von oben nach unten zusammengedrückt. Überblicken wir den Bau, so ist das Gebilde, nachdem es aus dem Dache des Zwischen- hirns hervorgeknospet, eine zellige Blase, deren Wand von gleicher Natur ist, wie das Dach des Zwischenhirns, aus dem es sich entwickelt hat. Die Zellen der Wand vermehren sich und indem sich die einwärts gerichteten individualisiren, geben sie der Blasenwand auf dem Durchschnitt ein strahlig streifiges Wesen. An der Begrenzung der Lichtung zieht Etwas hin, welches auf das Vorhandensein von Cilien an dieser Stelle ausgelegt werden könnte : eine feinkörnige und dabei spurweise gestrichelte Schicht. Doch ist es nicht gelungen, auch im ganz frischen Zustande, ein wirkliches Flimmerspiel zu entdecken. Bevor noch Pigment abgelagert erscheint, sind schon mehrfache Sonderungen der zelligen Wand und ihrer Innenzone aufgetreten und am fertigen Thier machen sich folgende Differenzirungen bemerklich. Man unterscheidet an dem Säckchen: 1) Die Hüllen, deren zwei sind, eine äussere lockere, dunkel pigmentirte und eine innere, die eigentliche Capsel- oder Follikelhaut, welche unpigmentirt und von festerem Gefüge ist. Die äussere oder schwarze Hülle stammt (Lacerta, Anguis, Seps) von jener ebenfalls dunkeln Schicht der harten Hirnhaut her, welche ausser dem Pigment noch zahlreiche Blut- 518 gefässe trägt. Und wenn man sieht, dass auch die Blutgefässe in den Markräumen der Schädelknochen in gleicher Weise von dem dunkeln Pigment umsponnen sind, so möchte man annehmen, dass eine bestimmte Beziehung zwischen dem Pigment und den Blutgefässen obwaltet. Von Besonderheiten sei erwähnt, dass bei Lacerta muralis var. camijestris sich das dunkle Pigment um gedachte Hülle sehr anhäuft und sich zu einem ausgebreiteten, aber scharf begrenzten Fleck verdichtet. Die innere oder Follikelhaut ist nach ihrer Form im Ganzen als ein Becher zu bezeichnen, dessen vorderer freier Rand sich in die Begrenzung des subcutanen Lymphraumes verliert. Die zusammensetzenden Elemente sind Bindesubstanzzellen, genauer jene Form, welche eine cuticulare Verdickung nach der Fläche hin ausbildet. Bei Betrachtung des unverletzten Organs von oben ziehen die Capselzellen in ziemlich regelmässigen Bogenlinien (Anguis) und ihre Kerne rufen, indem das Auge der Wölbung des Organs folgt, eine Art von grober Querstrichelung hervor, namentlich nach Anwendung von Weingeist. Wie die äussere, stark dunkle Umhüllung als Fortsetzung oder Theil der Dura zu gelten hat, so stimmt der Bau der Capsel oder inneren Hülle mit der Pia überein und dies spricht sich insbesondere auch in einer eigenthümlichen Fortsatzbildung der Capselzellen aus. Jene Zellen nämlich, welche die Pia zusammensetzen, erheben sich einwärts nach dem Gehirn hin, in einen kegelförmigen Zipfel, dessen spitz auslaufendes Ende sich ins Spongioplasma der Hirnrinde verliert. Diesen Bildungen vergleiche ich die kegeligen Fortsätze, welche von der Capsel her in die zellige Wand des Organs treten. Indessen ist es schwierig, derselben ansichtig zu werden, wenigstens was Lacerta und Anguis betrilft, und vielmals sucht man ganz vergeblich darnach. Auch besteht, wie es scheint, in der Ausbildung der Capsel als Ganzes, mancherlei Wechsel: bei Lacerta vivipara z. B. liess sich ihr Vorhandensein über- haupt nicht nachweisen. 2) Die epitheliale Auskleidung des Organsäckchens, ursprünglich Fortsetzung der zelligen Wand des Daches vom Zwischenhirn, lässt sich zerlegen in den Bodentheil (ventraler Abschnitt) und in den Deckentheil (dorsaler Abschnitt). Im ersteren sind die Zellen in der Tiefe hüllenlos und unter einander verschmolzen, stellen also mehr ein körniges Plasma mit zahlreich eingebetteten Kernen dar.’ Einwärts, nach dem Binnenraume zu, werden sie bestimmter in ihrer Form, verlängern sich, gestalten sich zu cylindrischen und fadigen Ele- menten und geben dem Epithel die streifige Zeichnung. Ihr Plasma lässt bei genauem Zusehen eine zarte Querstreifung erkennen, schon in frischem Zustande, besser nach Härtung. 519 Der ventrale Abschnitt kann rings herum von ziemlich gleichem Dickendurchmesser bleiben oder er schwillt am Boden oder an den seitlichen Partien etwas an. Der Deckentheil (dorsaler Abschnitt) zeigt ebenfalls, schon was seinen Durchmesser im senkrechten Schnitt betrifft, mancherlei Abstufungen : er ist entweder gleich dick dem Boden- theil und hebt sich von letzterem nur durch hellere Beschaffenheit ab, oder er schwillt nach unten wulstig an, was wieder in verschiedenem Grade statt hat. Die zeitigen Elemente haben meist schon in früher Zeit eine lichtere Natur angenommen, sind fast durchweg, namentlich gegen die Mitte des Wulstes zu, verlängert, dabei schmal und scharflinig. Feine Querstreifung kann oft deutlich wahrgenommen werden. Dass aber gedachte Beschaffenheit doch nicht durchweg sich zeigt, geht aus dem hervor, was über Lacerta ocellata und Lacerta vivipara zu berichten war. Es kamen auch bemerkenswerthe Verschiedenheiten in der Anordnung der Zellen vor: bei Lacerta agilis Gruppirungen zu rundlichen Zellennestern inner- halb der verlängerten, senkrecht stehenden Elemente; bei Anguis eine förmliche Zerlegung des Deckenwulstes in kern- und schalenartigen Theil. — Die Kerne, wenn in ziemlich gleicher Höhe gelegen, können im Durchschnittsbild eine zusammenhängende Zone bilden. Einen weiteren charakteristischen Zug erhält die epitheliale Auskleidung durch Ablage- rung von dunklem, braunkörnigem Pigment. Ziemlich spät tritt es bei den Embryonen von Lacerta auf, erst in solchen, deren eingerollter Schwanztheil nebst Gliedmassen schon wohl entwickelt ist und nachdem bereits lange zuvor das Augenpaar reichlich pigmentirt sich zeigt. Eegel ist, dass das Pigment den Deckentheil der zelligen Wand frei lässt, wesshalb bei Betrachtung von der Fläche ein dunkler, irisartiger Gürtel erzeugt wird, von dem strahlig ebenso dunkle Streifen in die Zellenmasse nach aussen sich verlieren. An nahezu reifen Embryonen von Anguis lässt der irisartige Gürtel einen doppelten inneren Saum erkennen. Im fertigen Thier hat die Menge des, immer von braunem Farbenton bleibenden, Pigmentes zugenommen, doch in wechselndem Grade. Ausser dem dunkeln Ring und seinen radiärstreifigen Fortsetzungen treten z. B. bei Anguis noch mitten in der Zellenlage Pigment- massen auf, in Form von Ballen, Klumpen, Körnerhaufen, oder auch in Gestalt dicker, ästiger Züge, ein andermal in Form feiner netziger Ausbreitungen. Namentlich im Mittelpunkt des zelligen Bodens kann bei letztgenannter Gattung die stärkste Anhäufung des Pigmentes zu- gegen sein, ja selbst unmittelbar gegenüber in der Deckenschicht hat sich mitunter Pigment abgelagert. Nicht bloss nach den Gattungen und Arten, sondern auch individuell ist die Menge des vorhandenen Pigmentes so verschieden, dass bei Anguis fragilis z. B. kaum zwei Thiere ein- 520 ander hierin ganz gleich sehen. Bei manchen Exemplaren erhält das Organ durch das viele abgesetzte Pigment geradezu das Aussehen eines schwarzen runden Körpers, umgeben von grauer Zone, in welche sich die strahligen Pigmentstreifen verlieren. Ganz ausnehmend stark ist auch bei Lacerta vivipara die zellige Wand gefärbt und daher von tief dunklem Wesen; doch der Deckentheil hat sich frei von Pigment erhalten. Welch’ abweichende Verhältnisse eintreten können, lehrt Varanus nebulosus. Hier bildet das Pigment keinen irisartigen Gürtel, sondern aus dem zelligen Innern des Organs heben sich bloss mehrere unregelmässige klumpig-bogige Züge einer braun-röthlichen Substanz ab, die an ausgetretenes Blut, welches im Begriffe steht, sich in Pigment umzuwandeln, er- innern könnte. Beachtenswerth isi auch die Verschiedenheit des Bildes, welches die Innenzone der zelligen Wand im Hinblick auf das Pigment darstellt. An den Embryonen, etwa von Ancjuis, können ziemlich regelmässig helle, rundliche Fleckchen, dicht nebeneinander, doch jedes für sich, von Pigment umsäumt sein; später ändert die Vertheilung des Pigmentes dahin ab, dass entweder nur in grösseren Abständen die hellen, jetzt umfänglicheren Flecken aus dem Pigment sich abheben, oder sie haben sich geradezu in helle Züge vereinigt, welche zwischen der balkig-netzigen Pigmentausbreitung liegen. Von Wichtigkeit ist die Frage, ob einwärts von der Pigmentzone der epithelialen Wand noch andere Schichten und Bildungen folgen. Hier darf zunächst in Betracht kommen, dass wie vorhin schon angedeutet wurde, der Kopf der Zellen frei sein kann von Pigment und nur seitlich von ihm umfasst wird. Dadurch entsteht ein Aussehen, als ob eine Lage heller, rundlicher Körper aus der Pigmentzone her- ausrage; es ist der Embryo von Änguis, der namentlich zu solcher Auffassung führen kann; im fertigen Thier, auch bei Lacerta, will sich eine solche Zone bei seitlicher Ansicht kaum mehr bemerklich machen. Eine ständigere Bildung ist eine nicht zellige Schicht, welche jenseits des Pigmentes den Boden des Organs überdeckt. Schon im Embryo von Lacerta agilis späterer Stadien, nach- dem die blasige Anlage des Organs grösser und dickwandiger geworden, ist eine ins Lumen vor- springende homogene, helle Substanz aufgetreten, deren freier Rand sich hautartig abgrenzt und eine gewisse härtere Beschaffenheit angenommen hat, auch dabei leicht gekerbt erscheint. An stark vorgeschrittenen, doch noch unpigmentirten Embryonen von Änguis fragilis zeigen sich an gedachter Lage bestimmte Sonderungen: es lässt sich daran unterscheiden eine Basallinie mit abwechselnden, anscheinend knotigen Verdickungen, so dass die Linie 521 peiischnurartig sich ausnimrat; darüber steht ein Saum, der ebenfalls senkrechte Verdickungs- streifen aufzeigt, wodurch das Bild derart wird, dass man von Stäbchen, verbunden durch homogene Substanz, sprechen könnte. Auch im Organ des fertigen Thieres von Lacerta und Ayiguis ist die betreffende Lage vorhanden und die Sonderung erkennbar, wie sie eben beschrieben wurde. Nach ihrer histo- logischen Bedeutung kann die Schicht nur unter die Cuticularbildungen eingereiht werden. Endlich kommen noch und zwar wieder schon am reifen Embryo fadige Elemente vor, welche in den Binnenraum des Organs vorragen und doppelter Art sind. Die einen begegnen uns auf der Hinterfläche des Deckenwulstes und erinnern an feine cilienartige Fädchen, doch sind sie meist so verändert, dass man eher von einer körnigen Lage reden möchte. Die andern sind verhältnissmässig lange, frei in den Binnenraum vorragende Fäden, die nur am vordem Umfang der seitlichen Wand stehen und daher bei Ansicht des Organs von der Fläche einen Kranz innerhalb des Pigmentgürtels bilden. Auch diese längeren, eher borstenartigen Gebilde erhalten sich am erwachsenen Thier. Unter hoher Vergrösserung erscheinen sie nicht rein homogen, sondern lassen eine helle Rinden- und feinkörnige Achsen- oder Markschicht unterscheiden, wonach man vermuthen möchte, dass sie aus dem Fortsatz eines Zellplasma bestehen, welcher cuticular umscheidet ist. Während die im Bisherigen erwähnten membranartigen und fadigen Bildungen alle nach einwärts gegen den Binnenraum des Organsäckchens stehen, so begegnet uns an Embryonen von Änguis, doch keineswegs an allen, noch eine cuticulare Schicht am äussern Umfang des Deckenwulstes, welcher frei gegen den subcutanen Lymphraum gekehrt erscheint. Gedachte Lage hat ebenfalls ein dermassen senkrecht gestricheltes Aussehen, dass man sagen könnte, stäbchenartige Theile seien durch eine homogene Lage verbunden, oder in einer homogenen Haut hätten sich senkrechte Verdickungsstreifen herausgebildet. Aller Aufmerksamkeit werth ist auch ein System von Hohlräumen, welches uns so- wohl innerhalb des Organs, als auch in seiner nächsten Umgebung entgegentritt. Zu dem- selben gehören: 1) Der Binnenraum des Säckchens selber, der in erster Anlage eine Ausstülpung des Ventrikelraumes vom Gehirn her darstellt. 2) Ein innerhalb der epithelialen Lage des Säckchens hinziehender, heller Raum, welcher bewirkt, dass die zellige Auskleidung in zwei Schichten zerlegt wird : in eine vordere dickere und in eine hintere, dünnere Lage. Der Raum steht in Verbindung mit der grossen Binnen- höhlung. Abhandl. d. Senckenb. naturf Ges. Bd. XVI. 66 522 3) Am senkrechten Schnitt zeigt sich entweder nur auf einer, oder auf beiden Seiten zugleich, ein klarer Verbindungsweg oder Intercellularraum, der die epitheliale Wand vorne durchschneidet, wodurch die Abgrenzung der Deckenschicht („Linse“) vom Bodentheil („Retina“) geschieht. In Heranziehung dessen, was das unverletzte Organ im jüngeren Zustande zeigt, lässt sich auch sagen, dass sich die Binnenhöhlung nach vorne zu verengt und zu einem die zeitige Masse durchsetzenden Spaltraum wird. 4) Aber auch hinterwärts, vom Boden weg, tritt die Binnenhöhle in Verbindung mit einem stielartigen Gang, der eine Strecke weit in der Richtung nach dem Gehirn hin zu verfolgen ist. Die Verbindungspforte zwischen Höhlung und Stiel erscheint als centrale rundliche Öffnung im Grunde des Säckchens und nur beim Embryo ist Stiel und Öffnung zugleich sichtbar, im späteren Zustande höchstens noch die letztere, während der Stiel ein- gegangen ist. 5) Endlich kann ein subcutaner Raum oberhalb des Organs zugegen sein, in welchen der unter Nr. 3 erwähnte Spaltraum sich öffnet; ebenso kann eine Lichtung an dem hinteren Umfang des Organs sich herumziehen. Dass dieses System von Höhlungen keine andere Bedeutung haben kann, als die von Lymphräumen, steht wohl ausser Zweifel. Im frischen Zustande von klarer, flüssiger Substanz erfüllt, welcher nur im Binnenraum frühester Stadien etwas Körniges beigemischt ist, trifft man später als Gerinnungserscheinung Wölkchen oder grössere Mengen von Körnchen an, wozu ich einmal beim Embryo von Anguis noch Elemente gesellt sah, die von Lymph- zellen nicht zu unterscheiden waren. Auch die feinen Intercellularspalten im Deckentheil darf man im Gedächtniss behalten, welche als Anfänge des ganzen Höhlensystems können an- gesehen werden. Nach den einzelnen Gattungen und Arten, vielleicht selbst nach Individuen, sind Ver- schiedenheiten in der Anordnung und Ausbildung der gedachten Lymphräume wahrnehmbar. So kann beispielsweise der Raum, welcher die „Retina“ in zwei Schichten zerlegt, meistens gut bei Ängiiis fragilis und Lacerta agilis in die Augen fallen, in anderen Präparaten tritt er jedoch nur undeutlich hervor, und wieder in anderen gar nicht mehr. Letzteres ist z, B. bei Lacerta vivipara der Fall, allwo in der tief dunklen „Retina“ keine Spur davon zu sehen ist, während im Gegensatz hierzu gerade bei dieser Art die das Organ im ganzen hinteren Abschnitt umgebende Lymphhöhlung besonders klar sich abhebt und namentlich hinterwärts zu erweitert sich zeigt. 523 Es sei auch bemerkt, dass auf den Tafeln bei Spencer vielfach ein System von Lücken in der „Retina“ wabrzunehmen ist, so bei Hatteria und Varanus bengalensis, nicht minder erblickt man auf den Zeichnungen des Organs von Iguana tuberculata, auch bei Anolis und Calotes derartige Räume und zwar durchsetzt von konischen Zellen. Zu den charakteristischen Verhältnissen des Baues gehört auch ein grosser Reichthum von Blutgefässen, Capillaren sowohl, wie namentlich Venen und venöse Räume, welche sich in der Umgebung des Parietalorgans befinden. Schon am lebenden Embryo, im früheren Zustande desselben, gewahrt man, dass auf der Mittellinie des Zwischenhirns das Blut in der Richtung nach hinten strömt zur Stelle^ wo die Anlage der Zirbel und des Parietalorgans sich befindet; ebendorthin fliesst auch von hinten her, in der Medianlinie des Mittelhirns das Blut, worauf alsdann die von hinten und vorn sich vereinigende Blutmasse abwärts in die Jugularvene sich bewegt. Von der Fläche gesehen nimmt sich das Parietalorgan späteren Stadiums ans, als ob es inmitten eines grossen venösen Blutraumes läge, in Wirklichkeit befindet es sich oberhalb dieses centralen Venenraumes. Am fertigen Thier (Ängiiis) bilden die Capillaren der Lederhaut im Bezirk des Parietal- organs einen Kranz von Schlingen, welche über das Organ hin, doch nicht ganz über das- selbe wegziehen, wodurch eine gefässfreie mittlere Stelle sich erhält. Tiefer gelegene Capillaren können ein förmliches Convolut von Blutgefässen hinter dem Organ entwickeln, woran die weiten Venenräume der Dura sich anschliessen. Von besonderer Wichtigkeit für die Beurtheilung des Organs ist die Frage, ob Nerven in dasselbe eintreten. Darauf ist zu antworten, dass das Stirnorgan der Batrachier (Rana, Bombinator) keine Nerven besitzt: die in seiner Nähe deutlich dahinziehenden nervösen Elemente sind Theile des Nervennetzes, welches die Hautdecke versorgt. Auch bei Reptilien lässt sich das letztere Verhalten beobachten. Wirkliche Nerven- fasern, welche in der Umgebung des Organs bei Anguis angetroffen werden, sind ebenfalls Züge des Hautnervennetzes und haben keinen Bezug zu unserem Gebilde. Aber auch was sonst an Lacerta und Hatteria als Nerv des Parietalorgans beschrieben wurde, hält der näheren Untersuchung gegenüber nicht Stand, sondern sinkt zu einem Strang von bindegewebiger Natur herab, der von der Hülle der Zirbel ausgeht. Und was endlich die „Nerven“ betriflt, welche beim Embryo von Lacerta und Anguis angezeigt worden sind, so lassen meine Erfahrungen vermuthen, dass Blut- und Lymphgefässe, vielleicht auch der hohle eine Zeit lang bestehende Stiel in diesem Sinne gedeutet wurden. 66 524 Nebenscheitelorgane. Ausser dem zuerst durch mich bekannt gewordenen Parietalorgan kommen noch, zu- gleich mit diesem, Gebilde vor, welchen unbezweifelbar die Geltung von Nebenscheitelorganen beizumessen ist. Bisher waren sie nur aufzufinden bei den Embryonen von Angiiis; an denen von Lacerta zeigt sich davon keine Spur; auch am fertigen Thier der einen wie der andern Gattung fehlen sie. Es können zwei solcher Gebilde zugegen sein, so dass man, das Hauptscheitelorgan mitgerechnet, von einem zweiten und dritten Parietalorgan sprechen darf. Die Lage des zweiten lässt sich am lebenden frischen Embryo von Änguis gut bestimmen: dasselbe hält sich genau in der Mittellinie, wie das Hauptscheitelorgan, liegt nach hinten von diesem und steht tiefer als das erstere. Das dritte war einstweilen nur an der abgetragenen Kopffläche des Weingeistembryo sichtbar, wo es alsdann anscheinend noch mehr in der Tiefe, zwischen dem Hauptscheitelorgan und dem Zirbelende, lagerte. Es verdient ausdrücklich bemerkt zu werden, dass an den Einzelthieren einer und derselben Brut ein Wechsel im Auftreten fraglicher Bildungen Statt hat. Bei dem einen Fötus sind alle drei Nebenorgane deutlich zugegen, bei einem andern nur zwei, oder man vermisst das eine wie das andere. Blickt man auf den Bau, so stellt das zweite einen rundlichen Körper dar, dessen um eine Lichtung angeordneten und cylindrisch verlängerten Zellen nach einwärts dasselbe braune Pigment besitzen, wie das Hauptorgan, wodurch ebenfalls ein dunkler Ring bei der Flächen- ansicht entsteht. Stimmt so durch blasige Gestalt, zellige Wand und die Anwesenheit des Pigmentringes das Nebenorgan mit dem Hauptorgan überein, so dass es dessen Bau, wenn auch in weniger ausgeprägtem Zustande wiederholt, so vermisst man doch im Innern die borstenähnlichen Gebilde und die Cuticularlagen ; nur an der Hinterfläche der zelligen Decken- schicht ist eine körnig grümliche Zone wahrzunehmen, welche man auf veränderte feine Cilien auslegen möchte. Zugegen ist ausserdem noch ein zarter Streifen, der sich vom Organ weg gegen den Rand der. Zirbel hinzieht. Das dritte Nebenorgan, wenn vorhanden, erscheint von sehr rudimentärer Beschaffen- heit, indem es die Natur eines kleineü, rundlich zelligen Körpers mit Pigmentkörnern hat, ohne dass die letzteren sich zur Ringhildung gruppirt hätten. Über die Weise der Entwicklung der Nebenscheitelorgane liess sich bei Mangel früherer Leibesfrüchte von Änguis noch nichts in Erfahrung bringen. Erwägt man jedoch, dass der 525 zarten Streifen von dem Organ weg sich gegen die Wand der embryonalen Zirbel zieht, so darf angenommen werden, dass ein Nebenscheitelgebilde so gut wie das Hauptorgan durch Sprossung vom Gehirn zugleich mit der Zirbel entstanden sein wird. Dass der knopfförmige Anhang am Stirnorgan von Bombinator etwas Ähnliches bedeuten möge, wie die Nebenscheitelgebilde darf einstweilen nur als Vermuthung geäussert werden. Zirbel und Plexus. Beide Bildungen entstehen als Hohlknospen aus dem Gehirn : Es wuchern vom Zwischen- hirn, und zwar aus dessen hinterem Theil, nahe dem Mittelhirn, zwei dickwandige Blasen hervor, welche genau in der Mittellinie hinter einander liegen. Die vordere Blase über- triflt etwas an Grösse die hintere und liegt auch etwas höher als die letztere. Zu gleicher Zeit knospet in der vorderen Gegend des Zwischenhirns, nahe dem Anfang des Vorderhirns, eine andere Gruppe dickwandiger Blasen hervor, in der Zahl 5, welche den zwei hinteren jetzt noch ähnlich sehen, doch einen weniger reinrunden Umriss, sondern einen leicht ein- gekerbten Band haben. Indem wir die Weiterentwicklung verfolgen, zeigt es sich, dass die vordere Blase des hinteren Paares zum Parietalorgan wird und die hintere zur Zirbel sich gestaltet und ebenso überzeugen wir uns, dass die Gruppe der fünf vorderen Blasen zu den Scbläucben des sogenannten Plexus auswächst, den man besser für eine Art vorderer Epiphysis ansprechen möchte. Der Zirbelschlauch nach oben bis zum Schädeldach sich erhebend, lässt sich in Stiel und Endknopf zerlegen. Letzterer ist im Allgemeinen bimförmig oder rundlich, geht aber auch in einen wagrecht gerichteten Endzipfel aus, der sich verjüngend die Richtung nach vorn gegen das Parietalorgan nimmt oder auch entgegengesetzt nach rückwärts zieht. Bei manchen der untersuchten Arten scheint es, als ob noch Endzipfel kleinerer Bildung zugegen wären. Die Höhlung der Zirbel bleibt durch den Stiel in Verbindung mit dem Ventrikel des Zwischenhirns und zwar mit dessen hinterer Gegend. Histologisch unterscheidet man eine bindegewebige, Gefässe tragende Aussenschicht und einen zelligen inneren Beleg, an dem Flimmerhaare wahrzunehmen sind. Die zellige oder epitheliale Auskleidung verdickt sich zu einspringenden Wülsten, die im Stiel einfach nach der Länge verlaufen, dann innerhalb des Endknopfes manchfach sich krümmen. Die das Lumen begrenzenden Zellen sind cylindrisch verlängert und hinter ihnen befindet sich noch eine mehrfache Lage von Kernen, gebettet in zusammenhängende körnige Zellsubstanz. 526 Mit Bestimmtheit lässt sich erkennen, dass sich an der Wulstbildung nach innen auch der bindegewebige Theil der Wand betheiligt, indem er zu Leisten sich erhebt, innerhalb welcher zugleich die Blutgefässe Vordringen. Bemerkenswerth bleibt ferner, dass sich im Epithel des Zirbelknopfes und seines End- zipfels bald in geringerem, bald in stärkerem Grade dunkles Pigment abscheidet von gleicher Art, wie es in der zeitigen Auskleidung des Parietalorgans auftritt, so z. B. bei Lacerta ocellata, Änguis fragilis. Es können auch grössere Pigmentballen oder Klumpen im Epithel liegen, wodurch man abermals an Verhältnisse des Parietalorgans erinnert wird. Wohl zu beachten ist auch die Verschiedenheit, in welchem Verhältniss der Lage das Zirbelende zum Parietalorgan steht. Das von der Umknickungsstelle wagrecht nach vorn gehende Ende der hohlen Zirbel kann so unmittelbar am Parietalorgan liegen, dass es ebenso gut wie letzteres selber im Bezirke des Scheitelloches sich befindet, so z. B. bei Lacerta viridis. Im Gegensatz hierzu können Parietalorgan und Zirbelende weit auseinander gerückt sein, wie solches z. B. bei Seps in hohem Grade der Fall ist. Die vordere Epiphysis unterscheidet sich im Bau von der eigentlichen Zirbel dadurch, dass sie eine Vielheit von Schläuchen darstellt, stimmt aber darin mit der Zirbel überein, dass die Schläuche ebenfalls aus bindegewebiger, Gefässe tragender Aussenschicht und zelligem innerem Beleg bestehen. Die Elemente des letzteren sind kubische Zellen, welche eine einzige Schicht bilden. Anbelangend die Einmündungsstelle des „Plexus“ in das Gehirn, so liess ich früher die Lichtung des Zirbelstieles an der Wurzel zugleich mit dem Hohlraum des Plexus in den dritten Ventrikel münden. Diese Angabe ist, wie das Spätere gelehrt hat, dahin zu ver- verbessern, dass Zirbelstiel und Plexusstiel, jeder für sich, in die Höhlung des Zwischenhirns übergehen, der erstere in die hintere, der zweite in die vordere Gegend des gedachten Hirnabschnittes. Wie wenig der Ausdruck „Gefässplexus“ für die aus dem Gehirn sich aussackenden und von zahlreichen Blutgefässen übersponnenen Schläuche passt, ergibt sich aus einem Vergleich mit den wirklichen Gefässplexus der Seitenventrikel und des vierten Ventrikels. Letztere sind keine Hohlkörper, sondern solid bindegewebige Blätter und Balken, welche Gefässe in sich schliessen und aussen vom Epithel überzogen sind. Am Plexus des vierten Ventrikels sind die Gefässe Aussackungen des Längenblutleiters der harten Hirnhaut. Das Verhältniss, in welchem Zirbel und die vordere Epiphysis zu einander stehen, lässt sich an der Hand dessen, was der Embryo von Lacerta agilis und das fertige Thier uns zeigen, nicht undeutlich erkennen. Zuerst auseinander gerückt, indem der „Plexus“ aus der vorderen, 527 die Zirbel aus der hinteren Gegend des Zwischenhirns hervorwuchert, werden beide Gebilde später durch Wachsen des Vorderhirns gegen einander gedrängt: ihre oberen freien Enden können dicht zusammengeschoben sein, so dass sie eine anscheinend einzige Masse bilden, was auch wohl soweit geht, dass man bei mancher Art erst nach und nach den Plexus- abschnitt von der eigentlichen Zirbel zu unterscheiden vermag. Die Wurzeln vom Plexus und der Zirbel treten aber doch immer für sich in das Zwischenhirn ein. Fürs freie Auge und die Lupe hebt sich der Plexus oder die vordere Zirbel wegen des Gefässreichthums als röthliches Körperchen ab; die eigentliche, fadig-birnförmige Zirbel ist von grauer Farbe. Noch jüngst hat sich Carriere gegen die von mir behauptete engere Verbindung von Zirbel und Plexus ausgesprochen, weshalb ich doch darauf hinweisen will, dass auch auf den Figuren bei Spencer beide Theile, Zirbel und Plexus, als zusammengehöriges Ganzes genommen und „Epiphysis“ genannt werden. Man vergleiche die Abbildungen des Genannten über Anguis fragilis, Lacerta viridis, Chamaeleo vulgaris, Varanus bengalensis, Plica umbra: überall zeigt sich für das Auge dessen, welcher die Dinge aus eigener Untersuchung kennt, am vorderen Saum der durchschnittenen Zirbel das einfachere oder zusammengesetztere Höhlensystem des Plexus, und wird in der Tafelbezeichnung als integrirender Theil der Zirbel genommen und also gar nicht einmal von letzterer unterschieden. Bei Hatteria allerdings ist der Raum zwischen Zirbel und Plexus so gross, dass beide selbständiger dastehen, indem nur das zurückgebogene obere Ende des Plexus sich der Zirbel anschmiegt. Von einschneidender Bedeutung zur Lösung einer der Hauptfragen, wie sie im Hinblick auf Zirbel und Parietalorgan gestellt werden müssen, ist die Anheftung von Zirbel und Plexus am Schädeldach und welche Gewebe sich hieran betheiligen. An der unteren Fläche des Scheitelbeines zieht sich eine Bindegewebsschicht hin, die man noch zum Corium rechnen darf, welches an dieser Stelle vielleicht zugleich die Beinhaut in sich begreift. Dann folgen zwei andere Bindegewebslagen, die ich zusammen für die harte Hirnhaut (Dura) anspreche: die obere Schicht zeichnet sich aus durch vieles dunkle Pigment und schliesst zahlreiche Blutgefässe in sich; die untere Lage ist hell und unpigmentirt. Beide Lagen umfassen den herantretenden Zirbelkörper, weshalb man an ihm und dem Plexus aussen eine helle streifige, mit vielen Kernen versehene Bindegewebsschicht und mit ihr innig verbunden ein, mehr oder weniger zahlreiche dunkle Pigmentflecken und Pigment- streifen besitzendes Stratum vor die Augen bekommt, zugleich mit den vielen Blutgefässen. Da nun in erster Linie die Blutgefässe es sind, welche getragen durch Bindegewebe von der Wand der Zirbel und des Plexus zur Dura übertreten und sich mit den Blutgefässen 528 der letzteren vereinigen, so muss das Bild nach den einzelnen Schnitten ein wechselndes sein, je nach dem Grade und der Weise, in welcher die Blutgefässe und die Bindegewebszüge getroffen erscheinen. Immer aber bleibt als wesentliches Ergebniss aus der Untersuchung der Anheftungsstelle bestehen, dass bei den mir vorgelegenen Arten kein Nerv vorhanden ist, der vom Zirbelende entstanden zum Parietalorgan treten könnte, sondern dass die Zirbel für sich als abgeschlossener Theil aufhört. IV. A-llgemeineres. Die Darlegungen über die Einzelheiten, welche an einer Anzahl von Thieren von mir ermittelt werden konnten, sowie die übersichtliche Zusammenfassung der Hauptpunkte, wie sie voranstehend versucht wurde, mögen uns jetzt in den Stand setzen, einen Blick auf das Ganze im allgemeineren Sinne zu werfen. Zweierlei Parietalorgane. Durch alle Mittheilungen des oft genannten englischen Beobachters zieht sich der Gedanke, dass sämmtliche Formen des „Parietalauges“, welche er nach Vorkommen und Bau beschreibt, in Einer Linie aneinander gereiht werden dürfen : er glaubt annehmen zu können, dass allerorts das angeschwollene Ende der Zirbel sich in das „Parietalauge“ umzubilden vermöge. Schon aus meiner ersten Veröffentlichung geht hervor, dass ich ebenfalls der Vorstellung zugethan war, das „räthselhafte“ Organ entstehe bei Lacerta und Änguis durch Abschnürung vom „schwarzen Strich“, also Zirbelende, und ein Blick auf die von mir seiner Zeit gegebene Figur wird Solches begreiflich machen.^) Für diese Ansicht sprach auch, als ich später am erwachsenen Thier die Lichtung des Endzipfels der Zirbel eine Strecke weit sich in den „Verbindungsstrang“ hineinziehen und sich erst allmählich dort verlieren sah; ferner konnte auch die Richtung des Zipfels nach vorn, dem Organ zu, zu Gunsten dieser Auffassung an- gerufen werden. Allein die fortgesetzten und nach besserer Methode vorgenommenen Unter- suchungen lehrten bestimmt, dass der Endzipfel ganz für sich abschliesst, und dass die Richtung des Zipfels anstatt nach vorn, auch rückwärts, also vom Organ ab, gehen könne. 1) A. a. 0. Taf. XII, Fig. 163. 529 Dazu kamen die aus der Entwicklung geschöpften Erfahrungen, was alles in Berücksichtigung genommen, zuletzt die Sache in einem völlig veränderten Licht erscheinen’ lassen musste. Wir finden insbesondere beim Embryo, dass sich keineswegs das Endstück der Zirbel zum Parietalorgan abschnürt, sondern dass vielmehr beide, Zirbel und Parietalorgan, als zwei gesonderte Bildungen aus dem Dache des Zwischeuhirns hervorknospen. Der Wurzelpunkt des Hervorwachsens ist zwar der gleiche im allerersten Stadium, dann aber treten sofort durch Gabelung beide Gebilde völlig auseinander : die Zirbel zieht sich in Stiel und Endknopf aus und bieibt in Verbindung mit dem Gehirn; das Parietalorgan aber löst sich ganz vom Gehirn ab und nur eine Zeit lang geht etwas Röhriges aus der Mitte seines hinteren Um- fanges ab, gewissermassen den Weg noch bezeichnend, den das Organ vom Gehirn her genommen hat. Es gelingt in späterer Zeit nicht, einen Zusammenhang mit dem Gehirn oder mit der Höhlung der Zirbel aufzuweisen. Erwägt man diese Verhältnisse, von denen Spencer noch nichts wusste, so gewinnt man einen Standpunkt, von dem aus man die so verschiedene Beschaffenheit, welche das „Parietalauge“ auf den Tafeln des Genannten im Baue darbietet, sich verständlicher machen kann. Das Organ von Cyclodus und Chamaeleo erscheint dort als eine Blase, welche mit Cilien ausgekleidet ist und mit der Zirbel derart in Verbindung steht, dass sie als blasiges Endstück zu gelten hat. Sie ist auch im Scheitelbeinloch untergebracht, kann aber trotzdem dem Parietalorgan von Änguis und Lacerta doch nicht völlig gleichgesetzt werden, selbst ganz abgesehen von den Verschiedenheiten des histologischen Baues. Wenn wir die Einzelheiten im Gefüge und in der Entstehung des „Parietalauges“, wie sie bis jetzt vorliegen, überblicken, so werden wir vielmehr zu dem Ergebniss geführt, dass es zweierlei unter sich verschiedene Bildungen gibt, welche man bisher unter dieser Bezeich- nung zusammengenommen hat. Die erste Gruppe umfasst jene Blasen, deren gleichmässiges Epithel Flimmercilien trägt, hierin wie auch sonst von gleichem Bau sind, wie die Zirbel und nur eine gewisser- massen abgeschnürte Endpartie derselben vorstellen ; sie stehen auf einem nervösen Stiel mit der Zirbel in Verbindung, und haben nichts augenähnliches an sich. Hierher gehören bei den Reptilien die Organe von Cyclodus und Chamaeleo, nach den Zeichnungen bei Spencer zu schliessen.^) 1) Beziiglich des Chamäleons könnte man freilich wieder irre werden, wenn man die Abbildung bei Owsiannikow vergleicht, der das Organ ganz anders als Spencer hält : nicht als mit Flimmerzellen ausgekleidete Blase, sondern ohne Cilien, mit „Linse“ und zweischichtiger pigmentirter „Ketina“. Dabei aber, was sehr in die Wagschale fällt, ohne alle Spur des bei Spencer von der Zirbel kommenden Stieles! 67 Abhandl. d. fc*enckenb. naturf. Ges. Bd. XVI. 530 Die zweite Gruppe von Organen steht nicht in Verbindung mit der Zirbel und ist nervenlos; ihre epitheliale Auskleidung flimmert nicht, hat aber unbewegliche Borsten und Cuticularlagen. Durch Pigment und Sonderung der zelligen Wand in Boden- und Decken- theil können sie an Augen erinnern. Nach meinem Dafürhalten sind diese Unterschiede doch so bedeutend, um gedachte Organe einigermassen auseinander zu rücken, wenn sie auch durch Herkommen und Lage sich immerhin als verwandte Bildungen ausweisen. Und diese Ansicht glaube ich auch festhalten zu können bezüglich der Klasse der Fische auf Grund des bis jetzt von Anderen Gegebenen. Als ich nach der Untersuchung von Anguis und Lacerta die Schrift Ehlers’ über die Epiphyse am Gehirn der Plagiostomen^) zur Hand nahm, war die theilweise Zusammenstimmung mit dem, was ich an der Zirbel der Reptilien wahrgenommen hatte, ersichtlich genug. Bei Rochen und Haien ist die Epiphyse ein fadenförmiges Hohlgebilde, dessen Endstück in das Schädeldach tritt. Begleitet wird die Epiphyse von einer Anzahl von Venen. Im Innern des „proximalen“ Stückes sind längs- laufende Wülste vorhanden, welche diese Strecke wie cannelirt erscheinen lassen. Das „cranielle“ oder Endstück, im Bindegewebe der Präfrontallücke liegend, stellt aber eine plötzliche Erweiterung des hohlen Fadens vor, in Form einer abgeplatteten, allseitig geschlossenen Hohlkapsel, in welche sich die Wulstbildung des Innern fortsetzen kann. Ein kreisförmiger Fleck in der Mittellinie des Schädels zeigt die Lage des Säckchens an. Die Wand der Zirbel besteht aus einer Scheide, welche Fortsetzung der Hirnhaut ist und Gefässe trägt; die innere Schicht hat die histologische Beschaffenheit der Hirnrinde, eine eigentlich epitheliale Schicht grenzt sich von ihr nicht ab. Auf Grund dieser Angaben Ehlers’ würde ich das cranielle Endstück der Zirbel bei Selachiern der ersten Gruppe oder den nicht augenähnlichen Parietalorganen beirechnen. Auch die Mittheilungen, welche Owsiannikow über das „Parietalauge“ yonPetromgzon gibt, möchte ich mir nach obigem Schema zurechtlegen. Der Genannte sieht ausser dem „dritten Auge“ noch ein „viertes“, tiefer gelegenes. Er beschreibt einen „Nerven“, der zum „dritten Auge“ geht und ein Rohr sei, dessen Wände mit kleinen bipolaren Zellen ausgelegt erscheinen. Darnach wäre ich geneigt, diesen „Nerv“ für den fadig verlängerten Ausläufer der Zirbel zu nehmen und so das „dritte Auge“ dem angeschwollenen Endtheil der Zirbel zu vergleichen, nicht aber gleichzusetzen dem Parietalorgan von Anguis und Lacerta. Dem letzteren könnte nach meinem Bedünken das „vierte Auge“ entsprechen. Schwer wäre 1) Zeitschrift f. wiss. Zool. 1879. 531 allerdings mit meiner Deutung zu vereinigen, dass nach den Angaben des russischen Forschers das „dritte“ und „vierte“ Auge die gleiche Structur zeigen: die pigmentirten Stäbchen der „Eetina“ seien mit glänzenden Ansatzstücken versehen, welche haarförmig in das Lumen hineinragen ; auch an den inneren Enden der Linsenzellen fänden sich Härchen. Dieses Alles Hesse sich mit dem zusammenstellen, was von mir über das Parietalorgan von Lacerta und Anrjuis berichtet wurde, könnte aber weniger stimmen zum Bau des Endknopfes der Zirbel. Auch die gleichzeitig ans Licht getretene Schrift von Beard über das „Parietalauge der Cyklostomen“ enthält Angaben, welche zu den hier beregten Verhältnissen Bezug haben. Insbesondere möchte ich den Stiel, welchen man auf den von Petromijzon und Myxim ge- nommenen Abbildungen unterscheiden kann und zum „dritten Auge“ geht, für den Zirhel- faden halten. Haben nun auch meine Auseinandersetzungen dahin abgezielt, zu zeigen, dass von Anfang an ein Unterschied zwischen Zirbelknopf und Parietalorgan besteht, so muss doch auch immer wieder darauf zurückgewiesen werden, dass in den histologischen Verhältnissen die beiden Bildungen sich gleichwohl sehr nähern. Nicht nur die Wulstbildung der epithelialen Aus- kleidung im Zirbelknopf und Parietalorgan ist ein auffallender Zug gemeinsamen Wesens, sondern es bleibt auch ein weiterer bemerkenswerther Umstand, dass in der epithelialen Wand des Zirbelendes sich das dunkle Pigment in ähnlicher Weise und in grösserer Menge ebenso absetzen kann, wie Solches im Parietalorgan geschieht. Augenähnlichkeit. Es gibt Formen des Parietalorgans, welche den Sehwerkzeugen anzureihen kaum Jemand geneigt sein wird, wohin beispielsweise die Stirndrüse der Batrachier gerechnet werden könnte. In anderen Fällen hingegen scheinen die Eigenschaften des Baues der Auffassung günstig zu sein, dass man Sehwerkzeuge vor sich habe und es ist daher wohl am Platze, im Einzelnen zu durchgehen, wie weit sich die Augenähnlichkeit erstreckt. Da glaubt man denn allerdings gleich von Anfang an in dem Zurücktreten des Pigmentes in der Hautdecke, dort wo letztere über dem Organ hinzieht, einen Wink erblicken zu dürfen, dass ein Vorgang des Sehens an dieser Stelle im Spiel sein möge. Das Pigment weicht zurück, um den einfallenden Lichtstrahlen den Weg offen zu halten, — könnte man sagen. Und damit würde man der Ansicht Jener beipflichten, welche diese hellere Partie des Integumentes geradezu für eine „Hornhaut“ erklären. Dabei geht, was wiederholt werden soll, aus meinen Einzeluntersuchungen hervor, dass von den zwei Hautpigmenten das dunkle in 67* 532 seiner Masse eher zurückbleibt, als das gelblich weisse, aber doch eigentlich nicht ganz aus- fällt, nur die Stelle des Perus muss selbstverständlich als pigmentfreier Fleck sich darstellen. Wenn wir nun die Verringerung des Pigmentes im Scheitelfleck der Reptilien zu der Deutung verwerthen wollen, dass dahinter ein Sehwerkzeug liege, so wollen wir uns doch erinnern, dass auch die Batrachier den lichten Stirnfleck besitzen können, ja auch bei Petromyzon ein heller Fleck zwischen den Augen auf dem Scheitel längst bekannt ist, ohne dass die darunter liegenden Bildungen ohne Weiteres für lichtempfängliche Organe angesehen werden könnten. Und das Gleiche darf auch vom Scheitelfleck der Selachier gesagt werden. Noch mehr aber möchte ins Gedächtniss zurückzurufen sein, dass gerade bei Selachiern: Rochen, Haien und Chimären, das Hautpigment am Schädel sich auch dort verringert und helle Flecken entstehen lässt, allwo gewisse Öffnungen am Schädeldach befindlich sind. Wir sehen nämlich, dass die Umgebung der Stelle, wo die Ductus endolymphatici des Gehör- labyrinthes in der Hinterhauptsgegend ausmünden, als lichte Flecken sich abheben. *) Mir scheint aus diesem Zurückweichen des Pigmentes im Integument des Schädels an gedachten Punkten gefolgert werden zu können, dass auch am Scheitelfleck der Reptilien der Porus des Hautsäckchens über dem Parietalorgan es sei, welcher, ähnlich wie die Öffnungen des Ohrlabyrinthes, ein Schwächerwerden des Pigmentes in der Umgebung veranlassen könnte. Jedenfalls will es mich bedünken, dass aus dem Spärlichwerden des Pigmentes in der Haut- decke nicht mit Bestimmtheit die Ansicht sich ergeben müsse, das Parietalorgan könne nichts Anderes als ein Sehorgan sein. Ziehen wir jetzt ferner in Betracht die Gestalt des Organs im Ganzen und das Bild, welches der Durchschnitt bietet, so ist auch da nicht zu verkennen, dass viele Ähnlichkeit mit einem Auge besteht. Bald nahezu rein rund, dann wieder plattrund, ein andermal noch mehr linsenförmig, lassen sich alle diese Gestalten im Bereich echter Augen wieder finden. Und die Ähnlichkeit mit gewissen Formen der letzteren vermehrt sich, wenn wir senkrechte Schnitte vor uns haben, allwo dann, dem allgemeinen Anblick nach, die Sonderung eines Augapfels sich auszuprägen scheint. Man könnte gar wohl von aussen nach innen gehend, die vorn offene Capsel für die Sklera erklären, in der epithelialen Lage oder der zelligen Wand die Retina erblicken, den wulstigen hellen Deckenabschnitt der zelligen Wand einer Linse gleichsetzen und den mit Flüssigkeit gefüllten Binnenraum für den Glaskörper nehmen. 1) Leydig, Zur Anatomie der CMmaera monstrosa, Arch. f. Anat. u. Phys. 1851, p. 245: „Betrachtet man die Hinterhauptsgegend einer unverletzten CMmaera näher, so wird man zwei etwas lichte Haut- stellen gewahr.“ Es sind die Ausmündungen des Ductus endolymphaticus des Ohrlabyrinthes. 533 So verlockend es ist, derartige Vergleichungen anstellen zu wollen, so kann man sich doch bei näherem Eingehen und Prüfen der Sache verschiedener Bedenken nicht erwehren. Die Capsel zwar darf nach ihrem Gesammtverhalten ohne Zwang einer Sklera des Auges gleichgesetzt werden. Dieselbe ist bindegewebiger Natur und ihre Zellen zeigen im isolirten Zustande einen cuticular verdickten Saum, auch der Kern hat ein hartrandiges Aus- sehen. Der histologische Bau dieser Follikelhaut stimmt mit jenem der Pia mater des Gehirns überein, was sich auch darin zeigt, dass die Zellen der innersten Lage einen konischen Fort- satz einwärts zwischen die Elemente des epithelialen Theiles abgehen lassen, wie das auch die Zellen der Pia thun. Was hingegen die zeilig-epitheliale Wand des Organs betrifft, welche man der Retina vergleichen will, so begegnen uns sofort Schwierigkeiten, wenn wir genauer hinblicken. Die Autoren sprechen kurzweg von „Retinastäbchen", während ich schon in meiner früheren Mittheilung ausdrücklich bemerkte, dass man es mit gewöhnlichen cylindrisch verlängerten Zellen zu thun habe, welche dem Epithel, nach dem Binnenraum zu, eine streifige, hei Betrachtung des Organs von der Fläche, strahlige Zeichnung verleihen und in ihrer Substanz eine zarte Querstreifung besitzen. Wollte man diese Zellen den Retinastäbchen gieichstellen, so müsste man ganz ausser Acht lassen, dass sie nichts gemein haben mit den so charakte- ristisch gearteten Stäbchen etwa im Auge der Wirbelthiere und Arthropoden. Wahrscheinlich ist es hauptsächlich das begleitende Pigment gewesen, welches die Beobachter zu der Deutung hinlenkte. Nur einigermassen könnte in Erwägung kommen, ob nicht vielleicht die hellen aus dem Pigment herausstehenden Köpfe der Cylinderzellen den „Stäbchen“ zu vergleichen wären: es machen sich jedoch gerade diese Zellenabschnitte meist sehr wenig bemerklich oder werden auch ganz vermisst. Noch weniger sind die cilienartigen Fäden und Cuticularlagen, welche jenseits der Zellenschicht folgen, mit Retinastäbchen zu vergleichen; eher noch würden sie gewissen Sinnesborsten und homogenen Lagen in den Hautsinnesorganen anzuschliessen sein, worauf noch einmal zurückzukommen sein wird. Wie schon angedeutet, ist es das dunkle Pigment, welches wesentlich dazu beiträgt, dem Organ das Aussehen eines Auges zu verleihen. Es durchzieht den inneren Abschnitt der zelligen Auskleidung und ruft bei Betrachtung von der Fläche einen irisartigen Gürtel hervor, der am Embryo von Anguis in der Flächenansicht wie ein oberer und unterer dunkler Pigmentsaum sich darstellt, wovon der letztere der dichtere ist. Das Pigment lagert sich 534 nicht gleichzeitig mit jenem im eigentlichen Auge ab, sondern später: das Parietalorgan ist noch völlig frei von Pigment, während die Augen schon schwärzlich bestäubt sind. So ungezwungen es scheint, die dunkle Färbung für ein Choroidealpigment zu nehmen, so lassen sich doch auch nach dieser Richtung hin einige Zweifel nicht unterdrücken. Schon der ganz auffällige Wechsel in Menge, Gruppirung und Lagerung darf uns stören: bei Anguis z. B. steht hierin fast kein Thier dem andern gleich; das Pigment kann auch in reichlicher Menge dort angehäuft sein, wo es sich mit dem „Sehen“ nicht verträgt. Bei Varanus nebulosus nimmt das Pigment die Gestalt unregelmässiger Klumpen an und erinnert in seinem Verhalten an die durch Umwandlung von Blut entstandenen pathologischen Pig- mente. Bei Bana, Bomhinator findet sich nur wenig zerstreutes Pigment in den Zellen. — Nur nebenbei sei erwähnt, dass auf Zeichnungen Spencer’s die mit Pigment erfüllten Zellen auf der Mitte des Bodentheils sehr verlängert sich darstellen, wie wenn sie dem eintretenden Nerven entgegengehen wollten. Auf keinem der mir zur Verfügung stehenden Schnitte kommt etwas derartiges zur Ansicht. Auf den Tafeln bei Spencer^) fallen kegelig geformte Körper auf, welche als Theile der „Retina“ erscheinen und den Eindruck von Gebilden ganz besonderer Art erzeugen können. Ihre Basis ist nach aussen, gegen die Umgrenzung des Organs gewendet, während die Spitze sich einwärts kehrt. Auch diese Elemente sind nicht geeignet zur Stütze für die Auffassung zu dienen, es sei die zeilig-epitheliale Wand einer Retina zu vergleichen. Es liess sich nämlich darthun, dass wir ein Structurverhältniss vor uns haben, welches in weiter Ausdehnung auch am Gehirn zum Ausdruck kommt: die Zellen, welche die Pia zusammen- setzen, geben einwärts ähnliche konisch geformte Fortsätze ab und in gleicher Anordnung. Am Parietalorgan von Anguis und Lacerta sind, was nebenbei wiederholt sein mag, an Schnitten die besagten Bildungen schwierig ins Auge zu fassen, am ehesten gelangt man zu ihrer Ansicht nach Zerzupfung des frischen Objectes. Die Anwesenheit dieser Elemente zeigt also bloss, dass unser Organ ein Theil des Gehirns ist. Zu Gunsten der „Augenähnlichkeit“ kann ferner die Beschaffenheit der dorsalen Partie der zelligen Wand angerufen werden, welche daher auch von Andern als „Linse“ bezeichnet wird. Ganz unverkennbar erinnert in manchen Fällen dieser Deckenwulst durch histologische Sonderung und Selbstständigwerden an’ eine „Linse“. Der Theil ist von lichterem Wesen und seine zelligen Elemente sind härter und scharfliniger. Eintrag muss aber der Deutung thun, dass hin und wieder Pigment und sogar in grösserer Menge auch in dieser „Linse“ abgesetzt 1) Vergl. a. a. 0. z. B. Figg. 2, 3, 4, 17. („Cone-shaped bodies.“) 535 erscheint; auch ist keineswegs überall die dorsale Partie der „Retina“ wulstartig verdickt, indem es vorkommt, dass vom Boden des Säckchens die Verdickung sich erhebt und die dorsale Partie verhältnissmässig dünn bleibt. Was oben bezüglich der Zellenballen — mehrere kleinere bei Lacerta, ein einziger grösserer bei Anguis — zwischen den Cylinderzellen angezeigt wurde, kann weder für noch gegen die Deutung als „Linse“ in die Wagschale geworfen werden. Die Befunde über Lymphräume und Gänge innerhalb des Organs und in seiner Ümgebung können, was auf der Hand liegt, ebenfalls nicht als solche angesehen werden, welche gegen die Auffassung eines Sehwerkzeuges sprechen; denn bekanntermassen ist auch im Auge der Wirbelthiere ein System manchfaltiger Lymphhöhlungen zugegen; auch grössere Binnenräume, die Augenkammern z. B., fallen unter denselben Gesichtspunkt. Doch will es andererseits kaum angehen, den Binnenraum des Scheitelorgans schlechthin für einen „Glas- körper“ zu erklären. Aus solchen Abwägungen ergibt sich, dass Vieles im Bau mit der Annahme, es stelle das Parietalorgan ein Auge vor, stimmt; ebenso ersichtlich ist aber auch, dass gar Manches sich nicht mit dieser Deutung vertragen will. Und es könnte so inmitten unserer Zweifel auch die Frage aufgeworfen werden, ob nicht im histologischen Bau zwischen Parietalorgan und den Hautsinnesorganen, trotz ihrer verschiedenen Abstammung, doch eine gewisse Verwandtschaft sich heraus entwickelt hat, womit wir alsdann wieder einem Gedanken uns zuneigen würden, den ich früher geäussert. Die cilienartigen Fäden und Cuticularlagen sind es nämlich, welche man, wie schon berührt wurde, den Retinastäbchen nicht wohl gleichsetzen kann, eher aber den Borsten und Cuticularbildungen in den Hautsinnesorganen, wie ich sie zu verschiedenen Zeiten nach dem Verhalten im Einzelnen besprochen habe.^) Auch die homogene, den Boden des Säckchens bedeckende Innenschicht, welche mit einer hautartigen Lage einwärts abschliesst, liesse sich der von mir^) längst und zuerst aufgezeigten glashellen Gallertschicht anreihen, welche die Nervenknöpfe mützenartig bedeckt und später von Andern als „Cupula“ bezeichnet wurde. Der gestrichelte Cuticularsaum im Parietalorgan wäre dann vielleicht für eine Ab- änderung der homogenen Schicht zu nehmen. 1) Zuletzt in: Neue Beiträge zur anatomischen Kenntniss der Hautdecke und Hautsinnesorgane der Fische. 1879, p. 55 ff. 2) Über die Nervenknöpfe in den Schleimcanälen von Lepidoleprus, Umbrina und Corvina. Arch. f. Anat. u. Phys. 1851. 536 Und so wären eigentlich im Grossen und Ganzen die Ermittelungen, welche ich von meiner Seite über das Organ zu geben vermochte, darnach angethan, das Parietalorgan, wenn nicht mit Sicherheit für ein Auge zu erklären, doch wenigstens demselben die Bedeu- tung eines Sinneswerkzeuges überhaupt beizumessen. Trotzdem wird mir der Weg, diese Ansicht ohne Weiteres zu ergreifen, versperrt durch die Wahrnehmung, dass ein Nerv zu dem Stirn- und Scheitelgebilde nicht tritt. Wie zum öfteren bemerkt, kommen zwar in der Umgebung Nerven vor, aber es sind Theile des Nervennetzes, welches die Hautdecke versorgt: die Nervenfasern gehen nicht ins Innere des Organs. (Bombinator, Bana \md Änguis.) Auch Carriere theilt jüngst mit, dass er schon vor Längerem Präparate von Amphibien demonstrirt habe, welche deutlich zeigen, dass Nervenfasern nicht an das Organ heran , sondern als Hautnerven dicht an ihm Vorbeigehen. Warum ich die Bildung, welche Be raneck und Str ahl-Mar ti n als einen Nerven ansprechen, nicht für einen solchen halten kann, wurde oben bei Änguis näher erörtert. Und endlich dem bei Lacerta von Spencer beschriebenen Nerven gegenüber darf ich behaupten, dass bindegewebige Züge für Nerven genommen wurden. Das Gleiche folgt aus meinen Untersuchungen a.xi Hatteria. Bezüglich musste schon Graaf zugestehen, dass hier kein Nerv zu finden sei. Und auch Carriere hebt bestimmt hervor, dass der Strang, welcher bei Änguis von der Zirbel zum Parietalorgan geht, kein Nerv, sondern ein binde- gewebiger, gefässreicher Strang sei. Im Hinblick auf den ,, Nerven“ bei Varanus giganteus auf der Spencer’schen Zeichnung wolle man auch beachten, dass der sich theilende „Nerven- strang“ an den Seiten derart in die umlagernden Bindegewebszüge sich verliert, als ob er selber schon die Natur eines derberen, bindegewebigen Stranges habe. Wäre es mir gelungen, an meinen Präparaten von den verschiedenen Arten der Gattung Lacerta, sowie von Hatteria, auch nur spurweise Das zu sehen, was der englische Beobachter in so deutlicher Weise zeichnet — den dicken Nerven und seinen Übergang in die zellige Aus- kleidung des Scheitelgebildes — so hätten selbstverständlich alle meine Einreden zu unterbleiben gehabt. Aber so oft ich auch zu der Sache zurückgekehrt bin, immer sah ich die reine Bogenlinie am Boden des Säckchens und vermisste einen herantretensollenden Nerv; auch der Zirbel- schlauch und sein fadiges Ende schliesst für sich ab, und was zwischen ihm und dem Säckchen liegt, ist die helle und die pigmentirte Schicht der harten Hirnhaut, also Bindegewebe und Blutgefässe. Und wenn ein Strang wie zur Anheftung an die Wand des Parietalorgans sich verlor, so war er wieder von bindegewebiger Natur. Es mag noch die Frage aufgeworfen 537 werden, ob nicht der letztere in seiner Entstehung mit dem hohlen Stiel des embryonalen Organs zusammenhängt. Wenn man bedenkt, dass der vom Organ wegziehende Hohlgang die Eichtung zur Zirbel nimmt, aber nur kurze Zeit besteht, so möchte man sich vorstellen, dass seine Lichtung, die ursprünglich in den Binnenraum des Parietalorgans führt, später durch wucherndes Bindegewebe ausgefüllt wird und dadurch zu einem soliden Strang ge- worden ist. Schlussbetrachtung. Das Ergebniss, zu welchem die morphologische Untersuchung geführt hat, lässt sich dahin aussprechen, dass das augenähnliche Parietalorgan ein Gebilde sei, welches aus dem Gehirn hervorsprosst, dann sich völlig von diesem abschnürt und auch später einen Nerven nicht erhält. Es machen sich gewisse Beziehungen zum Blutgefässsystem bemerklich und es bestehen unmittelbare Verbindungen, insbesondere des Innenraumes, mit dem System der Lymphbahnen. In der früheren Mittheilung glaubte ich der Bedeutung des Organs von einer Seite beikommen zu können, welche gegen eine niedere Thierform sich zu neigen schien. Aus der Wahrnehmung nämlich, die ich am Embryo der Blindschleiche gemacht, wo- nach in früher Zeit das Hauttäschchen des Scheitelfleckes in den subcutanen Lymphraum und damit zugleich in den Binnenraum des Scheitelorgans sich öffnet, hatte ich die Ver- muthnng geschöpft, dass vielleicht die äussere Öffnung mit dem „Neuroporus“ des Ämphioxus in Beziehung gebracht werden könne. Auf solche Weise hätte man zu der Ansicht von Götte zurückzukehren vermocht, welcher in den entwicklungsgeschichtlichen Studien über die Unke den Gang der Entwicklung der „Stirndrüse“ so hinstellt, dass das Zirbelende (Epiphysenknopf) von Anfang an mit dem Ectoderm in Verbindung stehe. Diese, wäre sie richtig, höchst bedeutsame Beobachtung hat sich aber, gelegentlich der von mir am Embryo angestellten Untersuchungen, nicht bestätigen lassen, sondern der Gang der Entwicklung läuft in anderer Weise ab. Man überzeugt sich, dass das Parietalorgan von unten her gegen die Hautfläche knospet und erst nachträglich mit dem Ectoderm in Verbindung tritt, keineswegs also von Anfang an mit letzterem zusammenhängt. Den daran geknüpften Gedanken muss man demnach fallen lassen. Eine weitere Frage, deren Lösung mir seiner Zeit leichter zu sein schien, als sie mir jetzt vorkommt, ist die, ob man das Parietalorgan für ein Gebilde zu halten habe, was gewissermassen von Haus aus dazu bestimmt sei zu verkümmern. Es spricht für diese Ansicht, dass es im Embryo frühen Stadiums im Verhältniss zur Grösse des Gehirns und des Thieres Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVI. 68 538 überhaupt einen beträchtlicheren Umfang hat, als später der Fall ist. Daraus möchte man die Vorstellung ableiten, dass es eigentlich einer zurückliegenden Zeit zngehört, wie es denn auch wirklich bei vielen Gattungen ganz und gar fehlt, und hei den Arien, welche es in der Gegenwart noch besitzen, bis zu den Individuen herab, ein grosser Wechsel in seiner Aus- bildung sich kundgibt. Auch die Zustände der Nebenscheitelorgane, welche bis zu äusserster Rückbildung gehen können, dürften in diesem Sinne genommen werden. Die Erwägungen über den Bau, insoweit ich denselben zu verfolgen vermochte, ins- besondere die Wahrnehmung, dass dem Organ ein Nerv mangelt, liess mich den Ausspruch thun, das Scheitelgebilde könne ein Sinneswerkzeug nicht sein. Diese Meinung hege ich noch, so lange man bloss die Thiere der Jetztwelt in Betracht zieht: bei den Reptilien der Gegenwart scheint mir nach den Verhältnissen des Baues das Organ die Leistung eines Sehwerkzeuges unmöglich ausüben zu können. Damit stehen wir aber vor dem unbefriedigen- den Befund, dass wir im Grunde nicht wissen, was das Gebilde eigentlich bedeute. Seitdem ich nun über die Entwicklung eigene Erfahrungen gesammelt habe, kehrt doch die Frage zurück, ob nicht die Idee, welche in mir beim ersten Ansichtigwerden des Organs erweckt worden war, etwas Wahres im Hintergrund habe. Vor Jahren nämlich glaubte ich aus den Untersuchungen, welche ich dem Nervensystem der Arthropoden widmete, abnehmen zu dürfen, dass, wie Solches schon Andere ausgesprochen hatten, eine nähere Verwandtschaft zwischen Wirbelthieren und Arthropoden angenommen werden könne. Nicht hloss das Bauchmark sammt Nerven sprächen für diesen Gedanken, sondern namentlich auch das Gehirn, dessen Grundzüge der Gliederung mit dem Gehirn der Wirbelthiere mir übereinzukommen schien, wie ich dies Verhalten denn auch im Einzelnen aufzeigte.') Meine Auffassung von einem verwandtschaftlichen Zusammenhang zwischen Arthropoden und Wirbelthieren hat seiner Zeit, weil nicht in den Kreis der dazumal bevorzugten Vor- stellungen passend, wenig Anklang gefunden und ist meist zurückgewiesen worden. Wohl mit Unrecht, denn gar Manches, was seitdem über den Bau des Gehirns und Rückenmarkes bei Wirbelthieren bekannt geworden ist, spricht eher für als gegen die von mir behauptete Verwandtschaft. Und in neuester Zeit treten Arbeiten an’s Licht, welche in entschiedener Weise dieselbe Ansicht vertheidigen und tiefer begründen. Ich nenne z. B. die Schrift von Gaskell.^) 1) Leydig, Bau des thierischen Körpers, 1864. 2) W. H. Gaskell, Brain, on the Origin of the central nervous System of Vertebrates, 1889. 539 Als ich nun vor zwei Decennien das eigenthümliche Organ am Scheitel von Lacerta und Änguis entdeckte, war der erste Eindruck, dass ich hier bei Reptilien auf Etwas gestossen sei, was den Stirnaugen der Arthropoden, näher der Hexapoden, entsprechen möge. Und diese Ansicht durfte sich umsomehr einstellen, als ich ja gerade auch Stirn- und seitliche Augen der Jnsecten in ihrem Verhältniss zum Gehirn ausführlich behandelt hatte. Jedoch fühlte ich zu gut, dass recht Vieles der Annahme, das Scheitelorgan der Reptilien sei gleich den Stirnaugen der Arthropoden, widerstrebe und Hess es daher beim ^animo volvere'^ bewenden. Auch hielt ich es, ganz abgesehen von anderen Schwierig- keiten, für den richtigeren Weg, das Verwandte nicht sofort bei den jedenfalls ferner stehen- den Arthropoden, sondern zunächst im Kreise der Wirbelthiere zu suchen. Und da bot sich mir die sogenannte „Stirndrüse'' der Batrachier dar, von welcher aus aber in jener Zeit eine Verknüpfung mit Stirnaugen unmöglich schien. Immerhin hatte sich der Gedanke, es möchten das Parietalorgan der Vertebraten und die Stemmata der Insecten auf einander bezieh- bare Dinge seien, im Stillen so festgesetzt, dass ich in den Vorlesungen hin und wieder der Möglichkeit einer solchen Gleichstellung Ausdruck gab und durch Tafelzeichnungen ver- anschaulichte. Und jetzt, als ich im verflossenen Sommer die Untersuchungen an Embryonen wieder aufnahm, empfange ich lebhaft denselben Eindruck wie vor Jahren, Hat man den schon herangereiften Embryo der Eidechse oder noch mehr den der Blindschleiche und zwar in frischem lebendem Zustande vor sich, und unter mässiger Vergrösserung, so drängt sich der angedeutete Gedanke förmlich auf; doch allerdings erst von der Zeit an, wo das Pigment im Parietalorgan sich sehen lässt. Aber ist die Ablagerung des Pigmentes erfolgt, so hat das Scheitelorgan durch runde Gestalt und seinen schwarzen, eine graue Mitte umziehenden Ring eine entschiedene Augenähnlichkeit angenommen. Rufen wir in unserem Gedächtniss das Bild zurück, welches der Kopfabschnitt z. B. gewisser Hymenopteren und Hemipteren durch den gleichzeitigen Besitz von Seitenaugen und Stirnaugen bietet, so möchte man unwillkürlich das paarige Auge sammt Scheitelgebilde des Reptils für etwas Gleichstehendes nehmen. Und dieser Gang der Betrachtung würde nach meinem Dafürhalten keine Störung erfahren, eher vielmehr noch sicherer werden, durch die von mir bei Änguis aufgefundenen Nebenscheitelorgane. Ihre Zahl geht bis zwei, so dass mit Einrechnung des Haupt- scheitelorgans drei solcher Gebilde zugegen sein können, und bekanntlich ist dies die Zahl, welche die Stemmata auch bei den Insecten erreichen. Der Wechsel in der Ausbildung 1) Leydig, Tafeln zur vergleichenden Anatomie, 1864. 68* 540 würde ebenfalls stimmen mit dem, was bei Arthropoden gefunden wird: auch hier zeigt sich ja bezüglich der Stirnaugen ein Vor- und Rückwärtsschreiten der Entwicklung, in welcher Beziehung an die Verhältnisse erinnert werden darf, welche von mir hei Dytiscus und Fonnica wahrgenommen wurden.^) In einem Punkte wäre der Unterschied bemerkbar, dass die Stemmata der Insecten in ihrer Stellung am Scheitel ein Dreieck bilden, was so viel ich bis jetzt weiss, nicht der Fall ist mit dem Scheitelgehilde der Reptilien. Das zweite nämlich steht in gleicher Medianlinie, wie das erste und zwar hinter ihm; die Lage des dritten in seinem Verhältniss zu den beiden andern habe ich mir noch nicht klar machen können, da ich es nicht am unverletzten Kopfe des Embryo gesehen habe, sondern in herauspräparirtem Zustande. Indem wir den Zusammenhang zwischen Wirbelthieren und Arthropoden für wahr- scheinlich halten, so könnte uns schliesslich das Gesagte zu der Ansicht bestimmen, dass in der Anwesenheit von Stirnaugen bei Reptilien und Arthropoden in der That einer jener Grundzüge der Organisation zum Ausdruck komme, wie sie sich durch die Reihen der Wirbelthiere und der Arthropoden erstrecken. Dass die Stirnaugen der Arthropoden im Baue stark von den Scheitelorganen der Wirbelthiere abweichen, könnte kaum ins Gewicht fallen, denn das Gleiche würde sich einwerfen lassen, wenn wir die seitlichen Augen der beiden Thier- stämme aufeinander beziehen wollen, was wir thun trotz der Verschiedenheit im Typus des Baues. Ein grosses Hinderniss für die Betrachtungsweise, welcher ich soeben das Wort zu reden unternahm, begegnet uns aber in der Thatsache, dass das Organ weder einen Nerven besitzt, noch überhaupt in späterer Zeit mit dem Gehirn zusammenhängt. Halten wir an dem Satz fest, dass ein Sinneswerkzeug durch eigenartige Ausrüstung des peripherischen Endes eines Nerven entsteht und ein Sinnesorgan ohne Nerv nicht gedacht werden könne, so fehlt das verknüpfende Band zwischen Scheitelgebilde und Stirnauge, denn die Stemmata der Insecten haben ihre Nerven. Wollte man aber dennoch die Vergleichung festhalten, so hätte man sich zu der Annahme zu bequemen, dass der inneren Zellenschicht jenes Organs, insofern sie ursprünglich eine Aussackung des Gehirns ist, schon deshalb die Fähigkeit zu einer bestimmten Empfindung zukommt uod ihr bleibt, wenn sich auch die Verbindung des Organs mit dem Gehirn völlig gelöst hat, es also nervenlos geworden ist. Wer kann sich aber bei solchen Versuchen, das der Deutung Entgegenstehende wegzuräumen, des Zweifels erwehren, ob man nicht täuschenden Schein für Wirklichkeit genommen hat? 1) Tafeln zur vergleichenden Anatomie, Taf. VII, Fig. 2, c ; Taf. VIII, Fig. 4, b. 541 Ziehen wir nun ferner auch jene Form des Parietalorgans heran, welche im Gegensatz zu der augenähnlichen und nervenlosen, in Verbindung mit dem Gehirn, mittelst der Zirbel, bleibt und das wirkliche Eulstück derselben vorstellt, so ist abermals schwer zu sagen, ob in diesem Verhalten eine Stütze für unsere Ansicht gefunden werden kann, oder ihr dadurch vielmehr ein Abbruch geschieht. Ich wäre jedoch eher geneigt das Erstere anzunehmen. Will man nämlich nicht der Meinung sein, dass die Bedeutung der Zirbel überhaupt völlig unbekannt wäre, so lässt sich doch, was über diesen Hirntheil sonst nach Entwicklung und Structur bekannt geworden ist, am ehesten mit der von Ahlborn zuerst ausgesprochenen Ansicht vereinigen, dass sie als Ganzes eine nicht zu weiterer Entwicklung kommende Augenanlage sei. Auf dem Wege dieser Vorstellung würden wir uns aber von Neuem dem obigen Gedanken nähern, trotz der vielen Ablenkungen, die in den Einzelheiten liegen, über welche zu berichten gewesen ist. Und so will es mich endlich bedünken, dass die ganze Frage nach der Bedeutung des Parietalorgans ähnlich liege, wie manche andere Probleme der allgemeinen Morphologie. Wer gleichsam aus der Ferne z. B. auf die Schädelbildung oder die Gliedmassen derWirbel- thiere blickt, glaubt im Stande zu sein. Vieles mit einander verbinden zu können, weil das Einzelne im allgemeinen Eindruck untergeht. Dem näher Herangetretenen aber wollen sich die Theile nicht aneinander schliessen und er vermisst den einheitlichen Zug. Nicht anders, meine ich, sei es mit unserem Fall: die Verwandtschaft der Scheitelorgane mit den Stirn- augen, anscheinend deutlich, so lange wir nur aus der Vogelschau den Kopf eines Reptils mit jenem eines Arthropoden vergleichen, will sich nicht recht bewahrheiten gegenüber der näheren Prüfung, Und doch bleibt am Ende, wenn wir nicht auf ein bestimmteres Erfassen überhaupt ver- zichten wollen, kaum etwas Anderes übrig als den Gedanken, der beim ersten Anblick sich darbot, gelten zu lassen und anzunehmen, dass in dem Masse, als die Arthropoden und Wirbelthiere in der Tiefe Zusammenhängen mögen, so auch die Parietalorgane der Reptilien und die Stirn- augen der Hexapoden auf einander beziehbare Gebilde seien. In den Thiereu der Jetztwelt zwar ist das Parietalorgan unfähig die Leistung eines Sinneswerkzeuges auszuüben, aber in der Vorzeit mag es als solches gedient haben. Freilich sind wir, um dieser Ansicht huldigen zu Rönnen, gezwungen. Alles was sich der Anschauung nicht fügen will, oder ihr geradezu wider- spricht, als durch Umbildung und Rückbildung entstanden, zu erklären. Welche Schwierigkeiten in der Auslegung allerorts bestehen, kann, um noch dieses zu erwähnen, auch der sogenannte Plexus oder der Theil, welchen ich zuletzt als eine Art 542 vorderer Epiphysis bezeichnet habe, lehren. In seiner Anlage nimmt er sich aus wie eine Sorte von Scheitelgebilden, hervorsprossend in Form dickwandiger Blasen nahe dem hinteren Ende des Vorderhirns, also ganz ähnlich dem Blasenpaar, welches zum Parietalorgan und der eigentlichen Epiphysis wird. Das spätere Verhalten gemahnt mehr an eine drüsige Bildung, welche sich der eigentlichen oder hinteren Epiphysis angelegt hat. Doch das Ganze ist eben räthselhaft. So ist mir denn aus der längeren Beschäftigung mit der Organgruppe, welche den Vor- wurf dieser Blätter ausmacht, das Gefühl geblieben, dass der Gegenstand ein viel verwinkelterer ist, als es uns beim Herantreten an die Untersuchung zuerst verkommen will. Daher das Schwankende in meinen Ansichten da und dort. Ob dessenungeachtet es meinen Bemühungen gelungen ist, zur späteren völligen Aufklärung des Sachverhaltes Einiges beigetragen zu haben, mögen Diejenigen beurtheilen, welche durch bessere Aufschlüsse als die gegenwärtigen sind, mehr Licht über das noch bestehende Dunkel zu verbreiten wissen. Erklärung der Abbildungen. Figur 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. Fig. 9. Tafel I. Stirnorgan von JBombinator igneus, zweibeinige Larve, von unten her, Flächenansicht. Es zeigen sich am Organ dessen rundlicher knopfförmiger Anhang (Nebenstirnorgan?), die Nerven, Blutgefässe, Hautdrüsen, einige der dunkeln Pigmentzellen. Stirnorgan von Bomhinator igneus, zweibeinige Larve, von der Fläche und in theilweise optischem Durchschnitt. Höhlung im Innern ; Fortsetzung derselben in den knopfförmigen Anhang ; das Organ umgebender Lymphraum; Nervenfasern. Stirnorgan von Ba/na esculenta, vierbeinige Larve, Flächenbild. Schmale Lichtung im Innern; Nerven; Blutgefässe; Drüsen und Pigmentzellen. (Fig. 1 bis 3 bei mässiger Vergrösserung.) Gehirn Yon Lacerta agilis, Embryo aus Mitte Juni, von oben, Flächenansicht. Geringe Vergrösserung. Vorderhirn, Zwischenhirn, Hinterhirn. Auf dem Zwischenhirn hinten zwei rundliche Blasen oder die Anlage von Parietalorgan und Zirbel ; vorn eine Gruppe von fünf Blasen oder die Anlage des sog. Plexus. (Vordere Epiphysis.) Parietalorgan und Zirbel der vorhergehenden Figur, stärker vergrössert, im optischen Schnitt von oben. Man sieht, wie die Lichtungen von beiden dickwandigen Blasen nach unten in einander übergehen. Kopf eines Embryo von Lacerta agilis, gleichalterig mit dem in Fig. 4 dargestellten ; Seitenansicht ; geringere Vergrösserung. Am oberen Rande des Zwischenhirns die zwei Blasen (Anlage von Zirbel und Parietalorgan); weiter nach vorn Anlage des sog. Plexus; vordere Cardinalvene sowie zufliessende Venen; Auge; Nasengrube. Theil des Zwischenhirns eines Embryo von Lacerta agilis aus der zweiten Hälfte des Juni, massig vergrössert, von oben, Flächenansicht. Wulstig verdickte Wand des Zwischenhirns; höhere Lage des Parietalorgans (die vordere der Blasen), tiefere Lage der Zirbel (die hintere Blase) ; am vorderen Ende des Zwischenhirns die Gruppe des hervorknospenden Plexus oder der vorderen Epiphysis. Parietalorgan des vorigen Embryo bei stärkerer Vergrösserung, im optischen Schnitt. Von aussen nach innen unterscheidet man: die Capsel, dann herumgehende Lichtung, hierauf die radiär zellige Wand der Organblase, zu innerst den Binnenraum und an ihrer Begrenzung eine körnig krümliche Lage. Parietalorgan eines Embryo von Lacerta agilis aus der ersten Hälfte des Juli, von unten. Man sieht die Öffnung des Binnenraumes und davon weggehend einen lichten, stielartigen Theil. 544 Fig. 10. Fig. 11. Fig. 12. Fig. 13. Fig. 14. Fig. 15. Fig. 16. Fig. 17. Fig. 18. Fig. 19. Fig. 20. Scheitel eines Embryo von Lacerta agilis aus Mitte Juni, im Durchschnitt; massige Vergrösserung. Dach des Zwischenhirns ; von ihm erhebt sich vorn die buchtige Aussackung des Plexus (vordere Epiphysis), umgeben von Bluträumen; weiter hinten die beutelförmige Ausstülpung der eigent- lichen Zirbel; frei in der Hautdecke liegt die Blase des Parietalorgans. Kopf eines Embryo von Lacerta agilis, von oben, bei auffallendem Licht und gering vergrössert. Vorder-, Zwischen- und Mittelhirn; seitliche Augen. Am Zwischenhirn zu hinterst die kleinere Blase der Zirbel, dann die grössere des Parietalorgans, vor letzterem ein Fleck, welcher die Haut- einsackung an dieser Stelle bezeichnet. Von dem gleichen Embryo die Scheitelgegend im senkrechten optischen Schnitt bei stärkerer Vergrösserung. Zu unterst ein Theil des Daches vem Zwischenhirn; mit ihm verbunden und dicht anliegend die Zirbelblase; davor die frei im Mesoderm befindliche Blase des Parietalorgans; vor letzterem die Hauttasche. Vom gleichen Embryo das Parietalorgan und der Eingang zur Hauttasche oder der Perus von oben in der Flächenansicht. Vom Embryo der Lacerta agilis der Figur 16 das Parietalorgan bei stärkerer Vergrösserung; Flächenansicht. „Linse“ mit markirter Stelle; Lymphgänge in der Zellenmasse der Wandung; cuticularer Saum gegen die Binnenhöhle zu. Parietalorgan eines Embryo von Lacerta agilis aus Mitte Juli, im frischen Zustande, bei stärkerer Vergrösserung im optischen Flächendurchschnitt. Zellige Wand des Organs mit schwachen Spureu des aufgetretenen Pigmentes; einwärts eine homogene Schicht, einen Halbbogen bildend und mit scharfer, leicht zackiger Linie gegen den Binnenraum abschliessend. Die über das Organ weggehenden verästigten Zellen gehören der Haut an und führen dunkles Pigment. Scheitelgegend eines Embryo von Lacerta agilis, dessen Gliedmassen wohl entwickelt waren, von oben; mässige Vergrösserung. Am Parietalorgan ist in die Tiefe eingestellt und man sieht die Öffnung im Grunde; iris- artiger Pigmentgürtel; weiter Blutraum und Venen um das Organ herum; blasig sich darstellende Enden des Plexus oder der vorderen Epiphysis. Parietalorgan der ganz jungen, vor Kurzem dem Ei entschlüpften Lacerta agilis (L. argus); von oben; mässige Vergrösserung. Irisartiger Gürtel; an der Wölbung des Organs eine, nach Weingeistbehandlung scharf sich abhebende Querstreifung, bedingt durch die Kerne der Capselzellen; zu äusserst die von der pig- mentirten Dura stammende dunkle Umhüllung. Parietalorgan derselben jungen Lacerta agilis von unten; mässige Vergrösserung. Die von der harten Hirnhaut gelieferte pigmentirte Umhüllung; der Pigmentring des Organs schimmert schwach durch; die Blutgefässe der harten Hirnhaut sind weggelassen. Von der gleichen jungen Lacerta agilis die Innenfläche der Scheitelgegend; der Focus eingestellt gegen die sog. „Hornhaut“. Es zeigt sich der Perus und die Umgrenzung der Hauttasche; Stück der pigmentirten Dura und Blutgefässe. Tafel II. Längsdurchschnitt des Schädels von Lacerta agilis, junges Thier, geringe Vergrösserung; Zusammen- stellung aus mehreren Schnitten. 545 Fig. 21. Fig. 22. Fig. 23. Fig. 24. Fig. 25. Fig. 26. Fig. 27. Fig. 28. Fig. 29. Fig. 30. Fig. 31. Fig. 32. Am Schädeldach das Scheitelloch und in ihm das Scheitelorgan; hinten der Knorpelstreifen und unter ihm der Saccus endolymphaticus; dunkel pigmentirte Dura und von ihr begrenzte Blut- räume; Vorder-, Zwischen-, Mittel-, Hinter- und Nachhirn; vom Zwischenhirn erheben sich nach oben Zirbel und Plexus; Lichtung der beiden Organe steht in offener Verbindung mit dem dritten Ventrikel; an der Basis des Gehirns die Hypophysis; knöcherner Boden des Schädels mit Türken- sattel. Vom Schädeldach im Längsschnitt der Lacerta agilis; junges Thier; mässige Vergrösserung. Parietalorgan mit seiner Umgebung; von der Binnenhöhle herkommender Intercellularraum, die „Linse“ von der „Retina“ abschneidend; das innere Gefüge; Zirbel und Plexus; Blutgefässe und grösserer Blutraum. Längsschnitt durch Haut, Scheitelorgan, Zirbel und Plexus einer anderen jungen Lacerta agilis; mässig vergrössert. Parietalorgan und Umgebung im Durchschnitt von einer erwachsenen Lacerta agilis; mässig vergrössert. Organ klein, wie verkümmert ; Pigment auch im Deckentheil („Linse“); in der Epidermis nicht nur, sondern auch in der Lederhaut zieht ziemlich viel Pigment darüber weg. Stück des Deckenwulstes („Linse“) aus einer erwachsenen Lacerta agilis; Querstreifung der Zellen; Kernzone. Parietalorgan von Lacerta agilis, jung, im Längsschnitt und stark vergrössert. Zeitige Wand; im Boden des Säckchens homogene Schicht; seitlich Gruppen borstenähnlicher Gebilde; an der Hinterfläche des Deckentheiles („Linse“) der zeitigen Wand zartkrümelige Lage. Längschnitt durch Integument und Parietalorgan von Lacerta agilis, erwachsenes Thier; ziemlich starke Vergrösserung. In der Epidermis zahlreiche feinästige Chromatophoren ; in der Lederhaut das dunkle und das gelbweisse Pigment; im Boden des Organs cuticulare, senkrecht gestrichelte Schicht; seitwärts Gruppen von borstenartigen Gebilden; von der harten Hirnhaut stammende dunkle Umhüllung; Blutgefässe der Umgebung; Stück des Zirbelknopfes und des Plexus. Vergl. zu Lacerta agilis noch Taf. VII, Fig. 87, 88, 89. Stück des sog. Plexus an der Zirbel von Lacerta agilis, erwachsenes Thier ; mässige Vergrösserung. Zwei der Blindschläuche mit Seitenausstülpungen ; Epithel ; Blutgefässe im bindegewebigen Theil der Wand. Stück eines wirklichen Gefässplexus über dem vierten Hirnventrikel von Lacerta agilis, erwachsenes Thier. Mässige Vergrösserung. Ist kein Hohlkörper: bindegewebiger, Gefässe führender Achsentheil; Epithel aussen. Vom Rande des Mittelhirns der Lacerta agilis, junges Thier. Ziemlich starke Vergrösserung. Pia mater des Gehirns besteht aus Zellen, die einwärts kegelig zugespitzt sich ins Spongio- plasma der grauen Substanz verlieren; Lymphräume zwischen den Zellfortsätzen; feine Lymph- gänge in der grauen Substanz. Stück der vorigen Figur 29 zur Verdeutlichung in schematischer Darstellung. Vom Innenraum der zelligen Auskleidung des Parietalorgans („Retina“) der erwachsenen Anguis fragilis; starke Vergrösserung. Cuticulare Schicht, senkrecht gestrichelt und an der Basis mit Knotenpunkten; darunter die Pigmentzone, deren Zellenköpfe wie helle Körper hervorragen. Von gleicher Stelle der „Retina“. Hier nichts sichtbar von den hellen hervorstehenden Köpfen der Zellen. Vergrösserung wie vorher. Abhandl. d. Senckenb. naturf Ges. Bd. XVI 69 546 Fig. 33. Fig. 34. Fig. 35. Fig. 36. Fig. 37. Fig. 38. Fig. 39. Fig. 40. Fig. 41. Fig. 42. Fig. 43. Fig. 44. Fig. 45. Fig. 46. Fig. 47. Fig. 48. Fig. 49. Parietalorgan der erwachsenen Lacerta agilis, von der Seite; massige Vergrösserung. Die lockere pigmentirte Hülle und ihre Grenze nach vorn; der nicht von ihr umfasste Theil der Deckenschicht („Linse“); die Querstreifung der Cylinderzellen. Interparietalschild der neugeborenen Lacerta agilis, gering vergrössert. Scheitelfleck mit leicht zackigem Hand. Dasselbe von einem anderen Thier gleichen Alters. Scheitelfleck hier von unregelmässiger Gestalt. . Scheitelfleck der erwachsenen Lacerta agilis, gering vergrössert. Ist eine Mulde mit mittlerer Erhebung, in der wieder sich eine Vertiefung befindet. Tafel III. Innenfläche der Scheitelgegend von Lacerta muralis, var. campestris: geringe Vergrösserung. Links das Parietalorgan, rechts der Zirbelknopf; Gefässe und Pigment der harten Hirnhaut. Scheitelfleck von Lacerta muralis, var. campestris; Vergrösserung wie vorhergehend. Parietalorgan von Lacerta muralis, var. coerulea, mässig vergrössert; hintere Fläche. Es hebt sich die Öffnung im Grirnde des Organsäckchens als rundlicher heller Fleck ab. Stück des Zirbelknopfes von Lacerta agilis, erwachsenes Thier; Durchschnittsbild. In der epithelialen Zelleulage ziemlich viel dunkles Pigment ; bindegewebige Umgrenzung setzt sich fort als Verbindungsstrang; Lichtung der Zirbel schliesst blind ab. Verbindungsstrang der gleichen Eidechse, stärker vergrössert; Blutgefässe tragend; rechts ein End- stück des Plexus. (Vordere Epiphysis.) Kalkkugeln an der Zirbel von Lacerta muralis, var. coerulea, vielleicht vergleichbar dem Hirnsand. Interparietalschild von Lacerta muralis, var. coerulea. Geringe Vergrösserung. In den Scheitelfleck ragen die Pigmentinseln herein. Stück des Zirbelstieles von Lacerta muralis, var. campestris, gering vergrössert. Die zeitige Auskleidung verdichtet sich zu Längswülsten. Längsschnitt durch den Scheitel von Lacerta ocellata, var. pater; junges Thier; geringe Ver- grösserung. Parietalorgan im Scheitelloch liegend; Anheftung von Zirbel und Plexus an die pigmentirte harte Hirnhaut; die gestielte Blase rechts unter dem Os occipitale ist der Saccus endolymphaticus. Längschnitt durch das Parietalorgan und Umgebung von Lacerta ocellata, var. pater; mässig ver- grössert. Lederhaut über dem Organ mit Papillenbildung; Umriss des Scheitelorgans augenähnlich; im Zirbelende viel Pigment von der gleichen Art wie innerhalb der zelligeu Auskleidung des Organs; Anheftung von Zirbel und Plexus an die Schädelinnenfläche geschieht durch pigmentirtes, gefäss- tragendes Bindegewebe. Vergl. zu Lacerta ocellata noch Taf. VII, Fig. 90. Parietalorgan eines Embryo von Anguis fragilis; von unten; stärkere Vergrösserung. Von aussen nach innen: Capsel; Lichtung; Zellkörper; durchschimmernder Pigmentgürtel; in der Mitte die Öffnung im Boden des’ Organsäckchens. Parietalorgan eines Embryo von Anguis fragilis: von aussen; stärkere Vergrösserung. Man sieht den Porus; das Organ schimmert leicht durch. Hautstück über dem Parietalorgau des Embryo von Anguis fragilis; von innen angesehen; stärkere Vergrösserung. 547 Capsel des Organs, das ausgefallen ist; Öffnung und Umriss der taschenartigen Einstülpung der Haut. Eig. 50. Perus am Scheitelfleck der neugeborenen Ängnis fragilis, hier eine Querspalte bildend ; in der Tiefe durchschimmernde Elemente der Lederhaut. Eig. 51. Scheitelfleck der neugeborenen An guis fragilis. Verhalten des Pigmentes; Öffnung und Umriss der Einstülpung der Epidermis. Eig. 52. Interparietalschild mit Scheitelfleck der erwachsenen Anguis fragilis. Tafel IV. Eig. 53. Gehirn Yom frischen Embryo der Anguis fragilis aus der Zeit von Ende Juli; gering vergrössert. Zwischen Vorderhirn und Mittelhirn ein grosser Blutsinus; darüber in der Mitte das Parietal- organ, hinter ihm das viel kleinere Nebenparietalorgan, welches der Deutlichkeit wegen etwas grösser gehalten ist, als es nach den übrigen Massverhältnissen sein sollte; seitliches Auge. Eig. 54. Von der Scheitelfläche des wohl entwickelten, aber noch farblosen Embryo der Anguis fragilis; massige Vergrösserung. Zirbelknopf; Parietalorgan, erstes oder Hauptorgan; Neben- oder zweites Parietalorgan; drittes sehr verkümmertes Parietalorgan. Eingezeichnet ist der histologische Bau. Eig. 54^- Saum der zelligen Auskleidung des ersten Parietalorgans und die gestrichelte Cuticularschicht von demselben Embryo für sich. Eig. 55. Vom frischen Embryo der Anguis fragilis (Eig. 53) der irisartige Pigmentgürtel des Parietalorgans von der Eläche; der Kranz der borstenartigen Gebilde; die dem Boden des Säckchens angehörige Öffnung. Massige Vergrösserung. Eig. 55t’- Einige der borstenartigen Gebilde der vorigen Eigur bei starker Vergrösserung. Eig. 56. Parietalorgan der erwachsenen Anguis fragilis von der öberseite, massige Vergrösserung. Vertheilung des Pigmentes; Blutcapillaren der Umgebung kehren schlingenförmig um. Eig. 56t>- Von der Innenfläche der „Retina“, in senkrechtem Schnitt. Seitwärts eine Partie von oben. Eig. 56. Parietalorgan der erwachsenen Anguis fragilis, von der Eläche, stark pigmentirte Eorm. Blut- capillaren bilden einen dichten Knäuel hinter dem Organ; Kernreihen der Capselzellen. Eig. 58. Parietalorgan der erwachsenen Anguis fragilis, von der unteren oder hinteren Eläche, stärker ver- grössert. Capsel; Querstreifung des Zellkörpers; durchschimmernder irisartiger Gürtel; ästige Pigment- vertheilung im Boden des Organsäckchens. Eig. 59. Innenseite der Scheitelgegend von der erwachsenen Anguis fragilis, geringe Vergrösserung. Parietalorgan in natürlicher Lage; Mulde des Scheitelbeines, in welche es aufgenommen ist; Ende des fadigen Ausläufers der Zirbel („schwarzer Strich“); Blutgefässe der harten Hirnhaut. Eig. 60. Parietalorgan in natürlicher Lage von einem sehr dunkel gefärbten Thier der Anguis fragilis. Rand des Scheitelloches mit Kalkkugeln; Gefässe der harten Hirnhaut. Eig. 61. Längsschnitt durch Integument und Parietalorgan des Embryo von Anguis fragilis: mässig starke Vergrösserung. Von oben nach unten: Epidermis; Lederhaut; subcutaner Lymphraum; cuticulare gestrichelte Schicht an der vorderen Eläche des Deckenwulstes oder „Linse“ ; Binnenraum, auf beiden Seiten Verbindung mit dem subcutanen Lymphraum; Boden der zelligen Auskleidung („Retina“), am Saum pigmentirt, hinten durchsetzt von hellem Raum. 69* 548 Fig. 62. Stück des Deckenwulstes der vorigen Figur bei starker Vergrösserung. An der vorderen Fläche die cuticulare Schicht; an der hinteren cilienartige Fädchen. Fig. 63. Senkrechter Schnitt durch die Hypophysis der erwachsenen Anguis fragilis; massige Vergrösserung. Innentheil oder Fortsetzung des Hirntrichters; Aussentheil oder drüsiger Abschnitt; Lich- tungen; Blutgefässe; Umriss des Türkensattels; Schleimhaut des Eachens mit „Hypophysistasche“. Fig. 64. Parietalorgan in natürlicher Lage von unten des Seps tridactglus. Vertheilung des Pigmentes; Gefässe und Pigment der harten Hirnhaut; das Knorpelinselchen. Fig. 65. Scheitelbein mit dem Scheitelloch des Seps tridactglus von innen. Oberer Eing der Begrenzung um vieles kleiner als der untere oder innere. Tafel V. Fig. 66. Längsdurchschnitt der Scheitelgegend von der erwachsenen Anguis fragilis; ziemlich stark ver- grössert. Schichten der Epidermis: zahlreiche Chromatophoren in der Schleimschicht; unter der Leder- haut über dem Parietalorgan ein Lymphraum. Am Parietalorgan, das etwaä grösser gehalten ist als nach den umgebenden Partien es sein sollte, zeigt sich eine Sonderung der „Linse“ in Kern und Schale; „Eetina“ stark pigmentirt; hinterer Lymphraum; Capsel; Zirbelknopf mit Wulstbildung im Innern; von der pigmentirten Fortsetzung des Zirbelknopfes in der Eichtung zum Parietalorgan ist, Eaumersparniss halber, nur das Endstück dargestellt; oberster Theil des Plexus. Fig. 67. Stück der Capsel des Organs. Starke Vergrösserung. Zellen senden Fortsätze nach innen ab. Fig. 68. Längsschnitt durch die Scheitelgegend eines weitentwickelten Embryo von Anguis fragilis. Ver- grösserung etwa wie vorhin. Epidermis; Lederhaut; subcutan er Lymphraum ; Knorpelinsel; Parietalorgan; Zirbel mit fadigem , pigmentirten Ausläufer („schwarzer Strich“) ; Schläuche des Plexus oder der vorderen Epiphysis. Fig. 69. Scheitelfleck von aussen der erwachsenen Anguis fragilis, mässig vergrössert. Der helle, ganz pigmentfreie Fleck zeigt den Porus an. Fig. 70. Scheitelfleck desselben Thieres, von innen, nachdem Parietalorgan und harte Hirnhaut weg- genommen wurden. Man sieht den durchschimmerndeu Porus. Fig. 71. Varanus nebulosus, Schildchen mit Scheitelfleck von aussen. Fig. 72. Scheitelgegend des Varanus nebulosus von innen; geringe Vergrösserung. Zirbelknopf und dessen nach dem Scheitelfleck sich erstreckender Ausläufer. Fig. 73. Innenfläche des Scheitelbeines von Varanus nebulosus mit dem Parietalorgan. Eand des Foramen parietale; Lymphraum in dem ausfüllenden Bindegewebe. Fig. 74. Stück des Zirbelknopfes und Parietalorgan des Varanus nebulosus, stärker vergrössert. Kalkkugeln („Hirnsand“) der Zirbel; canellirte Beschaffenheit der Aussenfläche des Zirbel- fortsatzes für sich und mehr vergrössert. Fig. 75. Parietalorgan von Varanus nebulosus herausgenommen uud mässig vergrössert. Buchtiger Binnen- raum; Pigmenthaufen; umgebender Lymphraum; herantretende Faserzüge. Fig. 76. Stück des Zirbelfortsatzes von Varanus nebulosus, von aussen, mit vorquellendem Zellinhalt. Tafel VI. Fig. 77. Seps tridactglus: Längsdurchschnitt durch Scheitelbein, Parietalorgan, Plexus und Zirbel. Mässige Vergrösserung. 549 Fig. 78. Fig. 79. Fig. 80. Fig. 81. Fig. 82. Fig. 83. Fig. 84. Fig. 85. Fig. 86. Fig. 87. Scheitelgebilde und Zirbel liegen weit auseinander. Eaumersparniss halber ist ein gut Stück aus der Mitte des Scheitelbeines weggelassen; Zirbel sendet den Endzipfel nach rückwärts, Lacerta viridis, Längsdurchschnitt der Scheitelgegend. Geringe Vergrösserung. Der Endzipfei der Zirbel erstreckt sich bis in die nächste Nähe des Parietalorgans. Lacerta viridis, Schnitt durch das Scheitelgebilde, bei stärkerer Vergrösserung. Papillen der Lederhaut; verdickte und senkrecht streifige Partie der Papillarschicht; Form und Bau des Parietalorgans; umgebende Lymphhöhlung ; blindes Ende des Zirbelausläufers. LaceHa vivijpara, Schnitt durch die Scheitelgegend. Mässige Vergrösserung. Schichtung der Haut; „Linse“ hier ohne Wulstbildung; umgebender Lymphraum; Zirbel weit weg vom Parietalorgan gelegen und ohne den Endfaden; vor ihr der Zipfel des „Plexus“. (Der Eaumersparniss wegen ist ein langes Stück der Scheitelgegend weggelassen und nur durch Punkt- linien angedeutet.) Lacerta vivipara, Scheitelorgan mehr seitlich getroffen, so dass nichts von der „Linse“ sichtbar ist, wohl aber Theile der Lymphhöhlungen innerhalb der pigmentirten Umhüllung. Vergrösserung wie vorher. Von Hatteria punctata Zirbel, Plexus und Parietalorgan, gering vergrössert. Zwischen Zirbel und Plexus bleibt ein grösserer Eaum ; die Zirbel zieht sich wie sonst in einen hohlen, bis in die Nähe des „Scheitelauges“ reichenden Hohlfaden aus. Von Hatteria punctata Parietalorgan, Ende des Zirbelfadens und der vermeintliche „Nerv“. Etwas mehr vergrössert als die vorige Figur. Der angebliche „Nerv“ kommt von der bindegewebigen Wand des Zirbelfadens und verliert sich an die häutige Begrenzung des Organsäckchens. Theil des Endstückes vom Zirbelfaden und der „Nerv“ von Hatteria punctata bei stärkerer Ver- grösserung. Im Epithel etwas von dem Pigment wie es im Parietalorgan in grösserer Menge vorkommt; der „Nerv“ zeigt die Structur eines bindegewebigen Stranges. Stück von der seitlichen und oberen Wand des Parietalorgans von Hatteria jrunctata. Starke Ver- grösserung. Man unterscheidet ein Stück der „Eetina“ und der „Linse“; die verschiedenen Elemente der zeitigen Auskleidung; die bindegewebige Wand. Im Binnenraum liegt geronnene Masse des wohl ursprünglich flüssigen Inhaltes. Hatteria punctata, zwei der pigmenterfüllten Cylinderzellen der Wand des Parietalorgans. Starke Vergrösserung. Die Pigmentkörnchen lagern in Querreihen; über dem Kopf der Zelle eine cuticulare, senk- recht streifige Zone; jenseits derselben zu Körnchen geronnene Substanz des Binnenraumes. Tafel VII. Junges Thier von Lacerta agilis, Schnitt durch die Scheitelgegend. Mässige Vergrösserung. Scheitelbein mit dem Knorpelstück; Parietalorgan am Saume getroffen, daher nur wie eine zeitige Masse sich ausnehmend, umgeben von der lockeren pigmentirten Hülle; letztere in Ver- bindung mit der pigmentirten Schicht der harten Hirnhaut. Die untere unpigmentirte Schicht der Dura, übergehend in die bindegewebige Wand der Zirbel und des Plexus, hat sich eine Strecke weit abgelöst und erscheint deshalb im Schnitt wie ein Strang, der von der Zirbel kommt. Der Blindschlauch rechts unter dem Scheitelbein gehört dem Ductus endolymphaticus au. 550 Fig. 88. Junges Thier von Lacerta agilis, Schnitt durch die Scheitelgegend. Mässige Vergrösserung. Zirbel, Plexus und der abgehende, in die Dura sich verlierende Strang. Pig. 89. Erwachsenes Thier von Lacerta agilis, Schnitt durch die Scheitelgegend. Mässige Vergrösserung. Veranschaulicht insbesondere einen Theil des Gefässreichthums in der Umgebung des Zirhel- knopfes, des Plexus oder der vorderen Epiphysis und des Parietalorgans. Fig. 90. Von der erwachsenen Lacerta ocellata das Parietalorgan im Flächenschnitt. Mässige Vergrösserung. Man sieht in den Boden des Organsäckchens ; das Scheitelloch ausfiülendes Bindegewebe ; rechts ein Stück des vermeintlichen ,,Nerven“ (bindegewebiger Strang). Inhaltsübersicht. Seite. Vorbemerkung 44i Geschichtliches 442 I. Amphibien 448 Stirnfieck 448 Stirnorgan 449 II. Reptilien 453 Lacerta agilis 453 Lacerta viridis 472 Lacerta ocellata . ' 474 Lacerta muralis, var. campestris 480 Lacerta muralis, var. coerulea 481 Lacerta vivipara 482 Varanus nebulosus 486 Anguis fragilis 489 Seps tridactylus 505 1 Hatteria punctata 508 Gcckonen und Schlangen 514 III. Zusammenfassung 515 : Scheitelfleck 515 1 Porus 516 ^ Scheitelorgan 516 k?' jv Nebenscheitelorgane 524 ; Zirbel und Plexus 525 I IV. Allgemeineres 528 / Zweierlei Parietalorgane 528 5 Augenähnlichkeit 531 K Schlussbetrachtung 537 1 Erklärung der Abbildungen 543 9! ■ ' < 4-™ ■ ■ ■ -f’ ■ • ‘ . -\ *■■■. ; V ;■ ' .■■ : . ■■■:-;w’ ■■ . *' ' • . - e ' • 'a* -i v.r!;iv ' ' '"' ■ .'\ . miU.. - ■. >?>-/ ■Rä5<{i(«]pä[i% I Si ■> i.w;:-#'' '> W •... At i\ '■‘1 ■ - '• • ■ . .c "m-: St ■“b Wj?. .■ .- ;■ j.-V-jr;.! - . 1 . 'i .. , ri>* \r io <»!»>'"> ,ii' f ^ t '..('ti«' ; 1*1 r>;Cj4- - ,2t y Y.'i f’«v . V4 ■' I ■ ^ • M- •j- m»| ■•■ f- ’ ■ ' , 'tS' ■ öl' 4IÖ'. ; li'ö- ßi '.1 fdi.- ■'■ ' ■ ’ . ■ *'->?■> nw>‘*»w r- — T‘- . ‘■■^'V . ,**^5 • y>, '■ '^- l' . ■ iv>R!5»>iki;*<'^', .- V' ‘ t /;'."■ ■ \y, -y. 1 ;i. f'fl« . ■ ■ JiWBr . ^ •löü '* m ■ .'■•'* »fersjrOi'övii'Jai^äA -•.• • • "* ■V V^‘ 1 ■ • --b ^ i:- /,i ' '-y^*' • -'^: r -K-. T .' . ., -• *• ''S--- ■ . lyVA-/, , > <‘>'"'4 \^. •• . v^^iÄ .jfe b . -V "^''7':: .. ' - - ’ , 4 V Ah! 1(111(11. (/. Sciickcnh. luüurf' Gcsdkch. Taf. Ifl. ''iS. Pt^ss- ' '^*cir y^4r_ '» % ■ tt :■ t ,5/. 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IN COMMISSION BEI MORITZ DIESTERWEG. 1891. . •- j !•> }'‘'- •C, ■;;1 'Y'; j / •cV ABHANDLUNGEN HEEAUSGEGEBEN VON DER SENCKENBEßGISCHEN NATUßEORSCHENDEN GESELLSCHAFT. SECHSZEHNTER BAND. DRITTES HEFT. MIT SIEBEN TAFELN IN FARBENDRUCK. FRANKFURT a. M. IN COMMISSION BEI MORITZ DIESTERWEG. 1891. Die Canarisehen Siphonophoren. in monographischen Darstellungen von Carl Chun. I. Stephanophyes superba und die Familie der Stephanophyiden. In seinem „Report on the Siphonophorae collected by H. M. S. Challenger, 1888“ ent- wirft Hä ekel in grossen Zügen ein Bild von dem vielgestaltigen und reichen Organismus der Siphonophoren, das, weit über den im Titel angedeuteten engen Rahmen hinausgreifend, nicht nur eine Schilderung der wunderbaren Tiefseesiphonophoren enthält, sondern auch die von ihm lebend bei Ceylon und an den Canarisehen Inseln angetroffenen Formen in Betracht zieht. So hat sich der „Report“ zu einer Monographie der Siphonophoren erweitert, in welcher die an den Canarisehen Inseln entdeckten herrlichen Arten einen breiten Raum einnehmen und durch die virtuose Darstellung fesseln. Wenn ich es nun wage kurz nach dem Erscheinen eines für die Formenkenntniss der Siphonophoren grundlegenden Werkes gerade die Canarisehen Siphonophoren monographisch darzustellen, wie ich sie während des Winters 1887/88 an den Gestaden der „Isias afortunadas“ beobachtete, so bedarf ein solcher Versuch um so mehr der Rechtfertigung, als meine Mit- theilungen im Vergleiche mit dem stolzen Material, welches ein Altmeister unserer Wissen- schaft vorführt, recht bescheiden ausfallen müssen. Ich glaube denn zunächst darauf hinweisen zu dürfen, dass trotz der grossen Zahl von von HäckeP) an den Canaren beobachteter und in dem Report ausführlich dargestellter ’) In der kurzen TJebersicht „System der Siphonophoren auf phylogenetischer Grundlage“ von Hackel (Jen. Zeitschr. für Naturwissensch. Bd. XXII. 1888. — Sitzungsber. v. Juli und November 1887) sind keine Diagnosen der Arten angegeben. Ich war daher nicht im Stande zu beurtheilen, welche der von mir in meinem Berichte aufgeführten Canarisehen Siphonophoren identisch mit den von Hackel nur dem Namen ADhandl. der Senkenb. naturf. Ges. Bd. XVI. 70 554 Formen ich doch noch auf manche neue Sii)honophore aufmerksam zu machen vermag, welche durch die Eigenart ihres Baues allgemeineres Interesse beansprucht. Dazu kommt aber vor Allem der Umstand, dass ich nicht nur bezüglich der Auffassung der Siphonophorenkolonie, sondern auch bezüglich ihrer phyletischeu Ableitung und der darauf begründeten Classification in principiellem Gegensatz zu Hackel stehe. Ich kann den Versuch nicht billigen, einen diphyletischen Ursprung der Siphonophoren allzunehmen und ein „System der Siphonophoren auf phylogenetischer Grundlage^^ aufzubauen, bei dem nach meiner Ansicht äussere Aehnlichkeiten und Analogien den Ausschlag dafür gaben, dass die „Disconanthen“ (Velellen und Porpiten) als modificirte Trachomedusen den „Siphonanthen“ als modificirten Anthomedusen gegenübergestellt werden. Ist nach meiner Auffassung die Grundlage des Häckel’schen Systems anfechtbar, so habe ich auch mannig- fache Bedenken gegen die specielle Durchführung der Classification zu äussern. Im Allgemeinen tritt bei Hackel die Neigung hervor, die Categorien des Systems durch Schaffen neuer Familien, Gattungen und Arten zu vermehren. Insoweit die Aufstellung durch die Ent- deckung eigenartiger Formen berechtigt ist, werde ich sie gern und rückhaltlos anerkennen, aber ebenso energisch muss ich mich gegen eine unnöthige Complicatiou des Systemes aus- sprechen, wie sie durch den Versuch, die sich loslösenden Stam ingruppen als eigene Familien neben den Mutterkolonien aufzuführen, bedingt wird. Die Neigung, auf geringe Unterschiede hin, wie sie durch verschiedenes Alter und durch die oft weitgehende Variabilität herbei- geführt werden, neue Arten zu begründen, mag auch dazu Veranlassung gegeben haben, dass viele Formen als neue beschrieben werden, welche längst eine Darstellung gefunden haben. So werden nahezu sämmtliche Calycophoriden der Canarischen Inseln als neue Arten ein- geführt, die ich in meinem Berichte auf längst bekannte und namentlich durch Huxley zu- treffend charakterisirte Arten zurückführte. Es liegt in der Natur der Sache, dass Hä ekel bei der Bewältigung eines so über- reichen Materiales ein Eingehen auf feinere Strukturverhältnisse vermeidet. Ich hoffe in dieser Hinsicht Manches bieten zu können, was zum Verständniss des morphologischen Auf- baues förderlich sein dürfte. Auch soll die Entwickelung der Stammanhänge und die postem- bryonale Entwickelung der jungen Colonie ab und zu in den Bereich der Darstellungen gezogen werden. nach erwähnten Arten seien. (C. Chun, Bericht über eine im Winter 1887/88 nach den Canarischen Inseln ausgeführte Heise. I. Die Siphonophoren der Canarischen Inseln. Sitzungsber. Akad. d. Wissenschaft. Berlin 1888. XLIV. p. 1142—1173). 555 I. Stephanophyes superba, Chun. Die SchilderuDg der von mir an den Canarischen Inseln beobachteten Siphonophoren beginne ich mit einer Form, welche zu den glanzvollsten Erscheinungen unter den duftigen pelagischen Organismen zählt. Stephanophyes superba, wie ich die neue Art benannt habe, nimmt zudem unter den Calycophoriden eine eigenartige Stellung ein. In ihrem Habitus an eine Praya oder, genauer gesagt, an die von mir begründete Gattung Lilyopsis sich an- schliessend, zeigt sie nicht nur unter allen Calycophoriden den complicirtesten Bau, sondern auch gleichzeitig Anklänge an Struktureigenthümlichkeiten der Physophoriden. Fangfäden mit verschieden gestalteten Nesselknöpfen und mundlose Tasterpolypen : das sind Auszeich- nungen, welche man bisher als ausschliessliche Charaktere der Physophoriden in Anspruch nahm. Nun treten zweierlei Fangfäden auch bei Stephanophyes auf; die einen in gewohnter Weise an der Basis der Magenschläuche sich inserirend mit den für die Calycophoriden charakteristischen nierenförmigen Batterien, die anderen an mundlosen polypoiden Anhängen befestigt mit ganz aberrant gestalteten eichelförmigen Nesselknöpfen. Grund genug, einer so eigenartigen Gattung eine eingehendere Untersuchung zu widmen, zumal sie für die Kenntniss des feineren Baues der Nesselknöpfe und der Geschlechtsthiere ein geradezu klassisches Object abgibt. Allgemeiner TheiL 1. Vorkommen. Stephanophyes superba erschien im Winter 1888 vor Orotava von Januar bis März vereinzelt und selten. Zwei jugendliche Colonien zeigten sich am 13. Januar und am 10. März; ein grösseres Bruchstück, welches ich auf Taf. I, Fig. 2 und auf Taf. III, Fig. 1 dargestellt habe, fischte ich am 20. Februar. Am folgenden Tage gelang es mir die einzige intakte Colonie zu erbeuten ; ein wahres Prachtexemplar mit wohl erhaltenen Hauptschwimmglocken, das ich auf Taf. I, Fig. 1 in natürlicher Grösse abbilde. Es fällt demnach die Erscheinungszeit der Stephanophyes an den Canarischen Inseln zusammen mit dem reichlicheren Auftreten pelagischer Organismen an der Oberfläche. Während von September bis Anfang Januar die Ausbeute an auffälligen Formen, nicht minder auch das Quantum von Organismen recht geringfügig war, so begann erst nach Eintritt des neuen Jahres die Oberfläche sich zu beleben. Zu besonderer Genugthuung gereicht es mir indessen, den Nachweis führen zu können, dass auch dem Mittelmeer diese seltene Siphouophore nicht fehlt. Durch den unermüdlichen 70* 556 Conservator der Zoologischen Station in Neapel, Salvatore lo Bianco, erhielt ich Bruchstücke einer Calycophoride zugesendet, welche am 9. December 1884 und am 27. Januar 1887 im Golfe von Neapel gefischt waren. Eine genaue Prüfung der conservirten Stammstücke ergab eine bis in das Detail gehende Uebereinstimmung mit der an den Canaren lebend beobachteten Stephanophyes. 2. Gesammthabitus. Taf. I. Die Colonie wird in ihrer ganzen Länge von einem Stamme (tr) durchzogen, der auf der Ventralseite die mannigfachen Anhänge trägt. - Er kann nicht, wie der langgezogene Stamm der meisten übrigen Siphonophoren, bei der Contraction zu einer engen Spirale auf- gerollt werden, sondern verstreicht gestreckt von Gruppe zu Gruppe in sehr flachen Schwib- bogen. Die eigenthümliche dachziegelförmige Anordnung der Deckstücke setzt zudem der energischen Contraction des Stammes ein Hinderniss entgegen, ähnlich wie das für die von mir als Lilyopsis rosea beschriebene Calycophoride und für die Gattung Crystallodes unter den Physophoriden zutrifft. An dem vorderen (oberen oder proximalen) Ende des Stammes inseriren sich die Hauptschwimmglocken (n). Die einzige Exemplar, an dem ich die letzteren erhalten fand, besass vier kranzförmig in einer Ebene gelagerte Glocken (n^ — n^) von mützenförmiger Gestalt. Drei derselben waren von ungefähr gleicher Grösse, während die vierte (jüngste) Glocke (n^) kaum halb so gross war, wie die übrigen. Die Schwimraglocken ähneln jenen von Praya und Lilyopsis; sie sind abgerundet und entbehren im entwickelten Zustand scharfer Firsten auf der Exumbrella. Die subumbrellare Schwimmhöhle ist von ungewöhnlicher Tiefe; auf ihr verlaufen die beiden seitlichen Gefässe in arabeskenähnlichen Windungen. Mehrere Reserveschwimmglocken auf verschiedenen Entwickelungsstadien finden sich am Ende des Stammes zwischen den grossen definitiven Glocken. Eine hervorragende Auszeichnung der letzteren beruht auf der merkwürdigen Gestaltung des Oelbehälters (c. oL). Der obere Ast desselben löst sich nämlich durch regelmässige dichotome Gabelung in zahlreiche Seitenzweige auf, die meist knopfförmig anschwellen und hochroth gefärbt einen kleinen Oeltropfen bergen. Die übrigen Anhänge des Stammes sind in Gruppen vertheilt und zwar besteht jede Gruppe aus einem Magenpolyp mit ahsitzendem Fangfaden, aus einem Deckstück, aus mehreren, entweder männlichen oder weiblichen Gonophoren und aus einer Specialschwimm- glocke. Dazu gesellen sich noch in den Internodien zwischen jeder Gruppe tasterartige Polypen mit heteromorphen Nesselknöpfen. 557 Die Magenschläuche (p) lassen schöner als hei irgend einer der mir bekannten Siphonophoren die Theilung in vier Abschnitte, nämlich in einen auffällig langen Stiel (ped.), in einen engen Basal- oder Vormagen (b. g.), in den eigentlichen verdauenden Hauptmagen (st.) und in den Mundrüssel (pr.) erkennen (Taf. III, Fig. 1). Sie sind durchsichtig; der Vor- magen schillert an den jungen Polypen zart smaragdgrün, bei den älteren gelbgrün, während der Hauptmagen mit dem Rüssel einen leisen Stich in das Violette aufweist. An der Grenze zwischen Stiel und Vormagen inseriren sich die Haupttentakel (t.) mit ihren lang gestielten nierenförmigen, zart fleischroth gefärbten und mit einem Angel- faden versehenen Nesselknöpfen (n. u.). Die Deckstücke (br.) sind auffällig gross und gleichen ungefähr einer Seemanns- mütze (Südwester). Sie schieben sich dachziegelförmig übereinander und decken mit ihren Seitentheilen die übrigen Stammanhänge. Ein aus dem Stamme entspringendes Hauptgefäss durchsetzt sie auf der Unterseite und gibt lange Seitenäste ab (c br.^ — c. br.®). Die Aeste schwellen ebenso wie die Gabeläste des Oelbehälters an ihrem mit einem kleinen Oeltropfen ausgestatteten Ende knopfförmig an. Drei dieser Anschwellungen sind an den älteren Deck- stücken hochroth gefärbt. Die Geschlechtsthiere oder Gonophoren (go.) sitzen zu 5 — 8 traubenförmig vereint an der Basis der Magenschläuche und zwar an der distalen (den Schwimmglocken abgewendeten) Seite. Männliche und weibliche Gonophorentrauben alterniren an demselben Stocke; jede Geschlechtstraube besteht entweder nur aus männlichen oder nur aus weiblichen Individuen in verschiedenen Altersstadien. Die erwachsenen männlichen Gonophoren (go. J) weisen eine- kleine Umbrella, aus der ein ungemein langes fleischroth oder orange gefärbtes Manu- brium (ma. S) hervorragt. Die weiblichen Gonophoren (go. 9) haben ebenfalls die Gestalt einer kleinen Meduse, deren Manubrium durch drei oder vier grosse durchsichtige Eier mächtig geschwollen erscheint. Die ausgebildeten männlichen und weiblichen Gonophoren sind deutlich gestielt. Mit der Gattung Lilyopsis theilt Stephanophyes das Auftreten von sterilen Special- schwimmglocken (n. sp.). Dieselben inseriren sich ebenfalls distal neben den Magen- schläuchen. Sie sind bilateral gebaut, entbehren eines Manubriums und besitzen einen relativ grossen, schräg gestellten Schwimmsack, dessen mit einem Velum versehene Mündung distal gewendet ist. Sie werden ebenso wie die Hauptschwimmglocken durch Reservespecialglocken ersetzt, welche an ihrer Basis knospen. Mitten in den Internodien (in.), d. h. in den Zwischenräumen zwischen zwei benachbarten 558 Gruppen sitzen die unter den gesammten Calycophoriden bis jetzt allein bei Stephanophyes nachgewiesenen mundlosen Polypoide (pa.) (Taster) mit den heteromorphen Tentakeln (t. pr.). An den “jüngeren Gruppen tritt nur ein Polypoid mit zugehörigem Fangfaden auf, an den älteren findet man dagegen deren zwei oder drei. Meist sind letztere dann an einem gemeinsamen aus dem Stamm entspringenden Stiele befestigt; gelegentlich sind sie jedoch getrennt. Die Polypoide sind sehr klein und mundlos; die Fangfäden ent- springen an der Grenze von Stiel und Taster. Sie sind mit zahlreichen kleinen, ganz kurz gestielten eichelförmigen Nesselknöpfen besetzt, die eines Angelfadens entbehren. Selten treten neben den Polypoiden auch Gonophorengruppen (Taf. III, Fig 8 u. 9) oder gar junge Magenschläuche mit zugehörigen Fangfäden (Taf. I, Fig. 2, p. in.) auf. Eine Loslösung der einzelnen Gruppen, die dann als Eudoxien längere Zeit fortleben, kommt Stephanophyes nicht zu. Dagegen trennen sich gelegentlich grössere Stammstücke mit zahlreichen Gruppen los, die dann offenbar noch längere Zeit hindurch in der See flottiren und auch an Grösse zunehmen. Die Ausbildung von Specialschwimmglocken ermöglicht es ja solchen losgelösten Stammtheilen aktive Schwimmbewegungen auszuführen. Fig. 2 auf Taf. I und Fig. 1 auf Taf. III sind derartigen Bruchstücken entnommen, wie sie bis jetzt allein auch im Mittelmeer zur Beobachtung gelangten. Stephanophyes superba ist die zarteste aller mir bekannten Siphonophoren. Nach wenigen Stunden beginnt die eingefangene Colonie trotz aller Vorsichtsmassregeln sich aufzulösen. Nur die Gonophoren und die Nesselbatterien Hessen sich leidlich conserviren und zu nach- träglichem Studium verwerthen. Ihre vollendete Zartheit und Durchsichtigkeit, der Reichthum ihrer Anhänge, das graziöse Spiel der heteromorphen Fangfäden, die energischen Pumpbewegungen der Haupt- und Special- schwimmglocken, die hochrothe Färbung der knopfförmigen Anschwellungen mit ihren glänzenden Oeltropfen in den Schwimmglocken und Deckstücken, der smaragdene Schiller der Magen- polypen, die wie hingehaucht erscheinenden grossen kugeligen Eier und die leicht fleischroth gefärbten Manubrien in den zarten weiblichen und männlichen Gonophoren — das Alles ver- einigt sich, um Stephanophyes bei ansehnlicher Grösse zu einer der pompösesten und duftigsten Erscheinungen in der pelagischen Thierwelt zu stempeln. 3. Die Familie der Stephanophyiden und ihre Stellung im System. Es unterliegt keinem Zweifel, dass unter allen bekannten Calycophoriden die von mir begründete Gattung Lilyopsis der Gattung Stephanophyes am nächsten steht. Unter dem 559 Namen Lilyopsis vereinigte ich jene frühevhin zu Praya gerechneten Diphyiden, welche durch abgerundete, scharfer Firsten entbehrende Hauptschwiramglocken und Deckstücke, durch das Auftreten von Specialschwimraglocken und am Stamme reifender Gonophorentrauben charakterisirt sind. Das sind Auszeichnungen, welche durchweg auch der Gattung Stephanophyes zukommen. Dazu gesellt sich eine ähnliche Gestaltung der dachziegelförmig angeordneten Deckstücke, welche bei beiden Gattungen von sechs Gefässästen durchsetzt werden. Wenn ich dem noch hinzufüge, dass die jugendliche Stephanophyes nur zwei Hauptschwimmglocken mit einfachem gabeitheiligem Saftbehälter aufweist (Taf. II, Fig. 1), so hätte ich der wesentlichen überein- stimmenden Charaktere Erwähnung gethan. Diesen gemeinsamen Zügen im Aufbaue der beiden Colonien stehen aber andererseits wichtige unterscheidende Merkmale gegenüber. Stephanophyes besitzt im erwachsenen Zu- stande mehrere kranzförmig in einer Ebene angeordnete Schwimmglocken mit vielfach dichotom getheiltem Saftbehälter. Die merkwürdigste Auszeichnung bilden indessen die heteromorphen Tentakel, welche an kleinen mundlosen Polypoiden in den Internodien sich inseriren. Mehrere in einer Ebene angeordnete Schwimmglocken mit einem in zahlreiche Aeste aufgelösten Oel- behälter, heteromorphe Tentakel und mundlose Polypoide: das Alles sind Charaktere, welche keine bis jetzt beschriebene Calycophoride aufweist. Letztere sind überhaupt nur von Physo- phoriden bekannt geworden. Wenn ich nun vorschlage, für die Gattung Stephanophyes die neue Familie der Stephanophyiden zu begründen, so lege ich hierbei auf den letzteren Charakter mehr Werth, als auf die Mehrzahl der Hauptschwimmglocken. Seitdem es mir gelungen ist den Nachweis zu führen, dass bei allen Diphyiden am Anfangstheile des Stammes zahlreiche Keserveschwimmglocken auftreten, welche successive die beiden grossen Glocken verdrängen und ersetzen ^), ist zudem ja die scharfe Grenze zwischen Diphyiden und Poly- phyiden verwischt, wenigstens insoweit, als sie auf der Zahl der Schwimmglocken basirt. Die Beziehungen zwischen Diphyiden und Polyphyiden werden noch innigere durch den Nachweis, dass bei Stephanophyes mehrere in einer Ebene gelagerte Glocken auftreten und dass die- selben bei der interessanten von Häckel bei Ceylon entdeckten Gattung Desmophyes®) sich zu einer zweizeiligen Schwimmsäule gruppiren. C. Chun. lieber die cyklische Entwickelung der Siphonophoren. Sitzungsber. Akad. Wissensch. Berlin. 1885. XXVI. p. 528 (18). 2) C. Chun 1. c. p. 522 (12). ®) E. Häckel. tteport Siphonophorae Ghali. 1886. p. 170. Taf. XXX. 560 Die Stellung, welche ich der Familie der Stephanophyiden im Systeme der Calycopho- riden anweise, ergibt sich aus der folgenden tabellarischen Uebersicht, wie sie im Wesent- lichen bereits früherhin von mir mitgetheilt wurdet- Calycophoridae Leuckart. I. Farn, Monophyidae Claus. I. Subf. Sphaeronectidae Huxley. II. Subf. Cymbonectidae Häck. II. Farn. Diphyidae Eschscb. I. Subf. Epibulidae (Diphyopsidae) Häck. II. Subf. Abylidae L. Agass. III. Subf. Ampbicaryonidae Chun. 1. Gen. Ampbicaryon Chun. 2. Gen. Mitrophyes Häck.^) IV. Subf. Prayidae Köll. 1. Gen. Praya Blainv. 2. Gen. Lilyopsis Chun. III. Farn. Stephanophyidae Chun. Schwimmglocken abgerundet, nicht kantig, mit viel- fach dicbotom getbeiltem Oelbehälter ; zu mehr als zwei in einer Ebene gelagert ; Stammgruppen mit dachziegel- förmig übereinander gelagerten abgerundeten Deck- stücken, die von 6 Gefässästen durchsetzt werden ; mit Gonophorentrauben und Specialschwimmglocken. In den Internodien sitzen, heteromorphe Tentakel an kleinen mundlosen Polypoiden. Die Gruppen lösen sich nicht als Eudoxien los Gen. Stephanophyes Chun. 0 C. Chun. Die Canarischen Siphonophoren. Sitzungsber. Akad. Wissenschaft. Berlin. 1888. XLIV. Die Gattung Mitrophyes ist von Häckel (1. c. p. 131, Taf. 28) entschieden unrichtig beurtheilt worden. Er stellt sie zu den Monophyiden und zwar zu der Unterfamilie der Sphaeronectiden. Das Haupt- merkmal der neuen Gattung beruht nach Häckel in dem Auftreten eines eigenthümlichen schildförmigen Deckstückes, welches die einzige Schwimmglocke von oben deckt. Ich werde indessen nachweisen, dass dieses vermeintliche Deckstück einer atrophirten Schwimmglocke entspricht. Bei der nahestehenden Gattung Amphi- caryon treten an jugendlichen Exemplaren zwei gleich grosse Schwimmglocken auf, von denen die eine sich schildförmig abplattet, ihre Subumbrella rückbildet und wie ein Deckstück in die intakt bleibende Glocke sich einsenkt. (S, Chun, Canar. Siph. p. 23.) 561 IV. Fam. Besmopliyklae Häck. Gen. Desmophyes Häck. V. Fam. Polijphijidae Chun. 1. Gen. Hippopodius Quoy u. Gaira. 2. Gen. Vogtia Köll. Vergleicht man das hier aufgestellte System der Calycophoriden mit dem von Häckel begründeten, so fällt zunächst der Mangel der beiden Häckel’schen Familien: Eudoxidae und Ersaeidae auf. Ich habe diesen merkwürdigen Versuch Häckel’s, die als Eudoxien sich loslösenden Anhangsgruppen des Stammes als selbständige Eamilien neben den Muttercolonien aufzuführen, bereits früherhin zurückgewiesen und werde im Verlauf der späteren Dar- stellungen noch mehrfach Gelegenheit finden, auf das Unhaltbare einer solcher Gruppirung hinzuweisen. Nicht minder energisch hat sich auch Claus gegen eine derartige Eintheilung ausgesprochen. Im Grunde genommen gehen ja in dem Calycophoriden-Systeme HäckeFs zwei Systeme einander parallel, von denen das eine auf die Gestaltung der Schwimmglocken, das andere auf die Anhangsgruppen des Stammes basirt ist. In morphologischer Hinsicht ist es voll- kommen gleichgiltig, ob diese Anhangsgruppen sich successive loslösen oder ob sie sessil bleiben. Bei consequenter Durchführung des Eintheilungsprincipes hätte man diesem Um- Stande Rechnung tragen müssen, aber dann würde auch bald das Widersinnige einer solchen Systematik in die Augen gefallen sein. Häckel bleibt auf halbem Wege stehen und nimmt nur ab und zu einen Ansatz die Anhangsgruppen als getrennte Genera und Arten aufzuführen, indem er für diejenigen der Gattung Praya die neue Gattung Eudoxella®) und für diejenigen von Lilyopsis die Gattung Lilaea*) schafft. In den beiden letzten Eällen muss ich die Berechtigung, dass die Gruppenanhänge von Praya und Lilyopsis überhaupt als ächte Eudoxien aufgefasst werden, durchaus bestreiten. Ich habe früherhin darauf hingewiesen, dass wir nur dann von einer Eudoxienbildung sprechen können, wenn die Gruppen von dem Stamme sich loslösen lange bevor die Geschlechtsproducte in den Manubrien völlig heranreifen.'’) Stets wachsen diese frühzeitig sich loslösenden ') Chun 1. c. Canar. Siph. p. 12. (11.52.) Claus, Zur Beurtheilung des Organismus der Siphonophoren. Arb. Zool. Inst. Wien. Tom. VIII, p. 15 (173). ®) Häckel, Keport etc. p. 108. ^) Häckel, Eeport p. 121. ®) Cbun, Heber Bau und Entwickelung der Siphonopboren. Sitzungsber. Berl. Akad. Wissenscb. 1886. XXXVIII. p. 8 (688). AbhancU. der Senkenb. natnrf. Ges. Bd. XVI. 71 562 Eudoxien unter oft wesentlicher Umbildung der Deckstücke ansehnlich heran, um dann in den successive sich loslösenden Genitalschwimmglocken die Geschlechtsproducte zur Reife zu bringen. Für Praya^ sowohl wie für Lilyopsis gelang es mir den Nachweis zu erbringen, dass in weiter Ausdehnung an dem Stamme die Geschlechtsproducte in den sessil bleibenden Medu- soiden heranreifen. Allerdings kommt es vor, dass solche Colonien nach dem Einfangen sich bald in einzelne Gruppen, bald in grössere Bruchstücke auflösen, die man gelegentlich auch im freien Meere antrilft. Selbst von Stephanophyes fand ich ab und zu eine einzelne Gruppe, die dann nach Hä ekel als „Stephanaea“ einer neuen Gattung und Art zuzurechnen wäre. Eine derartige zufällige Loslösung der Anhangsgruppen, wie sie durch äussere Insulte (Wellen- schlag etc.) oder nach dem Einfangen durch Mangel an absorbirter Luft in den engen Ge- fässen bedingt wird, kann unmöglich mit dem wahren Prozesse der Eudoxienbildung in gleiche Linie gestellt werden. Mit demselben Rechte, mit dem für diese zufällig sich lostrennenden Gruppen neue Gattungen und Arten geschaffen werden, müsste man auch für alle Physopho- riden, deren Stammanhänge in Gruppen vertheilt sind, die sich gelegentlich lostrennen (ich erinnere nur an die häufig isolirt zur Beobachtung gelangenden Gruppen der Apolemia) neue systematische Kategorien aufstellen. Schwer fasslich ist es mir, dass in einem Systeme, welches den stolzen Namen „System der Siphonophoren auf phylogenetischer Grundlage“ führt, nun Familien gebildet werden, deren einzelne Arten sich als Abkömmlinge von denkbar verschieden gestalteten Familien erweisen. Bricht denn nicht der berühmte Verfechter des biogenetischen Grundgesetzes mit allen seinen Anschauungen, wenn die Entwickelungsgeschichte so völlig in den Hintergrund gedrängt wird, dass man die Familien der Eudoxiden und Ersaiden aufstellt, in welchen beiden Abkömmlinge von Monophyiden, Diphyopsiden und Prayiden neben einander figuriren?^) Was würde man dazu sagen, wenn bei sämmtlichen in cyclischem Wechsel sich fortpflanzenden *) Die Hackel 'sehe Familie der Ersaeiden umfasst vier Arten, nämlich Ersaea Gaimardi, E. com- pressa, E. dispar und Lilaea medusina, die alle durch den Besitz einer sterilen Specialschwimmglocke charakterisirt sind. Ersaea compressa Häck. ist identisch mit der durch Huxley zutreffend beschriebenen Eudoxia Lessonii Eschsch. Sie wird, wie ich nachwies, von Diphyopsis campanulifera Quoy und Gaim., der gemeinsten Cana- rischen Diphyide, die freilich Hä ekel unter dein neuen Namen Diphyopsis compressa beschreibt, aufgeammt. Für Ersaea dispar Häck. ist der alte Speciesname Eudoxia Bojani Eschsch. willkürlich geändert worden. Auch diese Eudoxia Bojani hat Huxley zutreffend beschrieben. Ich wies nach, dass sie von einer neuen Monophyide, nämlich der Doramasia picta Ch. aufgeammt wird. Lilaea medusina endlich ist keine ächte Eudoxie, sondern die Anhangsgruppe einer Prayide: Lilyopsis. 563 Organismen die auf ungeschlechtliche Weise erzeugten Generationen neben den heteromorpheu durch geschlechtliche Thätigkeit entstandenen als selbständige Familien aufgeführt würden, ohne dass man sich um ihre Abstammung kümmert? Wie würde sich ein System der Band- würmer ausnehmen, in dem einerseits die Proglottiden neben den Scolices als eigene Familie figuriren und in dem andererseits diejenigen Formen, deren Proglottiden sich nicht loslösen (entsprechend den Calycophoriden mit sessil bleibenden Gruppenanhängen), scharf den auf die Scolices und auf die Proglottiden begründeten Familien gegenüber gestellt würden? Wenn Häckel geltend macht, dass man die Eudoxien aus praktischen Gründen ebenso getrennt im System aufführen müsse, wie die Hydromedusen und ihre Hydropolypen-Ammen, so halte ich dem entgegen, dass ein System der Medusen ohne Berücksichtigung ihrer Ab- stammung stets ein künstliches und einseitiges bleiben wird. Insofern hat allerdings ein System der Medusen eine gewisse Berechtigung, als viele derselben sich direkt fortpflanzen. Wir kennen aber keine Eudoxie, deren Brut sich wiederum zu einer identisch gestalteten monogastrischen Colonie ausbildet, sondern wir vermögen für den überwiegend grössten Theil der Eudoxien jetzt mit Sicherheit die Muttercolonie anzugeben. So erblicke ich denn in dem Versuch, die Eudoxien als selbständige Familien neben den polygastrischen Siphonophoren aufzuführen, nur einen Rückschritt bis zu den Zeiten Eschscholtz’s, der sicherlich die monogastrischen Formen nicht als selbständige Gattungen würde aufgefasst haben, wenn ihm die genetischen Beziehungen zu den polygastrischen Caly- cophoriden bekannt gewesen wären. Spezieller Theil. 4. Die Hauptschwiiiiraglocken. Taf. II. Im Gegensatz zu den an jeder Gruppe auftretenden Specialschwimmglocken bezeichne ich die am Vorderende des Stammes ausgebildeten grossen Glocken als Hauptschwimmglocken. Was ich über deren Struktur mitzutheilen vermag, basirt auf der Untersuchung des einzigen am 21. Jan. 1887 erbeuteten Exemplares, an dem vier Hauptschwimmglocken — drei grössere und eine kleinere — ausgebildet waren (Taf. I, Fig. 1, n^ — n^). Man erwarte daher keine histologischen Details über Glocken, welche nach wenigen Stunden sich auflösten und dabei immerhin volle Aufmerksamkeit behufs Feststellung des Gefässverlaufes und des eigenartigen Verhaltens des Oelbehälters erforderten. 71* 564 Die drei Glocken waren von relativ anseholicher Grösse, insofern sie eine Länge von etwas über 4 Centimeter und eine Breite von 2V2 Centimeter erreichten; die vierte, jüngste Glocke war kaum halb so gross. Sie sind von mützenförmiger Gestalt; ihre weiche Um- brellargallerte ist an der oberen axialen (dem Stamme zugewendeten) Seite mächtig entwickelt und hei seitlicher Ansicht zipfelartig ausgezogen (Taf. II, Fig. 3. und 4). Von vorn gesehen zeigt die Kuppe der Exumbrella eine leichte Einsenkung (Fig. 2). Eine ventrale dem Stamme zugekehrte Gruhe (Hydroecium), welche von zwei seitlichen Gallertwulsten begrenzt wird, ist nur sehr schwach ausgehildet (Fig. 4 hy). Der glockenförmige Schwimmsack, welcher von der quergestreiften Subumbrellar- muskulatur ausgekleidet wird, ist ungewöhnlich gross. Der Längsdurchmesser (von der Mitte der Mündung bis zum Eintritt des Stilkanales gerechnet) ist kürzer als der Querdurchmesser, Zwei seichte Strikturen, die eine hinter der Mündung, die andere vor dem zipfelförmig aus- gezogenen oberen Ende (sie sind am deutlichsten an der Schwimmglocke n.^ Taf. I, Fig. 1 ausgeprägt) sind charakteristisch für die ausgehildeten Glocken. Das Velum ist breit; auf der Ventralseite jedoch schmäler als auf der dorsalen. Die vier Subumbrellargefässe entspringen aus dem Stilkanal (c. ped.), welcher bei der kleinen Glocke fast horizontal, hei den grösseren schräg aufwärts verläuft. Das dorsale Ge- fäss (c. d.) ist länger als das ventrale (c. v.); beide folgen den Krümmungen der Subumbrella in der Medianebene. Die seitlichen Gefässe sind in zahlreiche arabeskenähnliche Windungen gelegt. Im Grunde genommen lassen sich dieselben auf die zwei Schleifen eines liegenden tr zurückführen, von denen namentlich die aufsteigende Schleife vielfache Buchtungen aufweist, wie sie aus den Abbildungen der Taf. I und Taf. II ersichtlich sind. Die Einmündungsstellen der Seitengefässe in den den Schirmrand umkreisenden Ringkanal (c. c.) liegen der Ein- mündungsstelle des Ventralgefässes weit näher als jener des Dorsalgefässes (Taf, II, Fig. 2 und 5). Aus dem Stilkanale entspringen direkt an seiner Ursprungsstelle zwei starke Gefäss- stämme, welche dorsal und ventral die axiale Umbrellargallerte durchziehen (c. ol. und c. p.). Sie kommen bei den Amphicaryoniden und Prayiden ebenfalls vor und werden von Hä ekel als Mantelkanäle bezeichnet (Report p. 143). Dass der obere Kanal (c. ol.) dem Gel- be hält er (Saftbehälter oder Somatocyst) • der Monophyiden und übrigen Diphyiden homolog ist, wird von Hackel mit Recht hervorgehoben. Gerade dieser obere Ast zeigt nun eine unter den gesammten Calycophoriden einzig dastehende Configuration, insofern er durch regelmässige dichotome Gabelung sich in ein System von Seitenästen auflöst, die fast durch- 565 weg in hochrotli gefärbte knopfförmige Anschwellungen enden. In jedem der Endknöpfe schwebt ein kleiner lichtbrechender Oeltropfen. Der Oelbehälter war indessen bei den einzelnen Glocken nicht gleichmässig ausgebildet. Deutlich konnte der Nachweis geführt werden, dass er an den ältesten Glocken einfacher gestaltet ist, als an den jüngeren, welche eine Tendenz zu immer reicherer Entfaltung der Dichotomie aufweisen. Die Zahl der Gabeläste gibt uns geradezu eine Handhabe für die Altersbestimmung der einzelnen Glocken. Am einfachsten verhielt sich die in Fig. 3 dargestellte grosse Glocke. Der Oelbehälter steigt bogenförmig gekrümmt aufwärts, beschreibt an der Stelle x einen Knick und beginnt dann bei x^ sich dichotom jederseits in 7 Aeste zu gabeln, von denen 5 in hochrothe End- knöpfe auslaufen. Unter diesen Aesten sind jene beiden am längsten, welche annähernd horizontal (a) resp. ventral (b) längs der Subumbrella verstreichen. Reicher ist die Dichotomie bei der in Fig. 2 von der vorderen (distalen) Seite dar- gestellten Glocke ausgebildet. Bei derselben fällt es auf, dass die Gabelung einige Asym- metrieen erkennen lässt, insofern auf der linken Glockenbälfte 10, auf der rechten nur 7 Endäste auftreten. Die jüngste der 4 Glocken, welche kaum halb so gross war wie die übrigen, ist mit dem am reichsten gegliederten Oelbehälter ausgestattet. Ich habe sie in Fig. 4 von der linken Seite abgebildet. Der ventrale Mantelkanal (c. pa.) ist ebenso wie bei den älteren Glocken relativ kurz und sanft gebogen. Der dorsale Ast steigt schräg aufwärts und wird durch wiederholte Dichotomie in nicht weniger als 14 Seitenäste zerlegt, von denen die oberen neun eine dorsale, die unteren fünf eine ventrale Gruppe bilden. Auch hier fallen in der ventralen Gruppe zwei stärkere Aeste auf, von denen der eine (a) mehr horizontal, der andere (bj ventral verstreicht. Dass thatsächlich mit dem zuletzt dargestellten Verhalten des Oelbehälters noch nicht das Maximum der Gabeläste erreicht sein möchte, lehrt die Configuration der ältesten Reserve- glocke (Fig. 6). Bei dieser wird der Oelbehälter durch ein Wurzelwerk kurzer Ausstülpungen repräsentirt, von denen nur zwei ventral gerichtete (a u. b) kanalartig ausgezogen sind. Die übrigen beginnen erst stummelförmig sich anzulegen, deuten aber hier und da die Tendenz zu einer Bifurcation an. Nach den einzelnen knospenartigen Ausstülpungen zu schliessen, müssten wenigstens 16 Gabeläste auf jeder Seite ausgebildet werden. Dem hier über die Hauptschwimmglocken Mitgetheilten will ich noch die kurze Be- merkung hinzufügen, dass an der Yentralseite des Schirmrandes dem Ringgefäss entlang 566 eigenartige Bildungen auftreten, welche an die Randkörper der Medusen erinnern. Da die Glocken sich rasch auflösten, so vermochte ich leider nicht die Struktur dieser an den jungen Glocken dunkelrosa gefärbten Randkörper (Fig. 1 u. 6) zu studiren. Auf ähnliche Bildungen werde ich noch bei Schilderung der Specialschwimmglocken hinweisen. Aus den Darlegungen über den Bau der Hauptschwimmglocken geht hervor, dass die Colonie eine Art von Metamorphose durchläuft, insofern die älteren Glocken einen einfacheren Bau des Oelbehälters erkennen lassen, als die jüngeren. Thatsächlich springt denn auch dieses Verhalten noch mehr in die Augen, wenn man den Bau der Schwimmglocken jugend- licher Colonien in Betracht zieht. Ich habe zweimal solche junge Exemplare von Stepha- nophyes beobachtet, an denen ebenso wie bei Lilyopsis nur zwei Schwimmglocken aus- gebildet waren. Die Glocken, welche ich in Fig. 1 auf Taf. II abbilde, massen in der Länge einen Centimeter. Sie waren, abgesehen von einigen unwesentlicheren Verschiedenheiten in dem Verlauf der arabeskenähnlichen Windungen der seitlichen Gefässe, von ziemlich gleicher Gestalt. Im Gegensätze zu den Glocken der erwachsenen Colonie ist die Gallerte an der Axialseite der Umbrella weniger mächtig ausgebildet. Der Oelbehälter (c. ob) ist an beiden Glocken einem V ähnlich gegabelt; beide Gabeläste laufen in ungefärbte kugelige Anschwellungen aus. Dass indessen die einfache Gabeltheilung nur der Vorläufer für eine complicirte Dicho- tomie ist, lehrt der Bau der Reserveglocken, welche zwischen den beiden grossen Glocken dem Stammende aufsitzen. An denselben treten zudem Strukturverhältnisse auf, die Beachtung verdienen, weil sie an den ausgebildeten Glocken verwischt erscheinen. Fig. 7 stellt die Reserveglocken einer jungen Colonie mit zwei definitiven Glocken dar. Zwei Reserve- glocken (A u. B) sind in ihrer Entwickelung weit vorgeschritten, während drei weitere noch nicht über die knospenartige erste Anlage hinausgekommen sind. Ihre Umbrellargallerte ist noch sehr dünn, der Schwimmsack fast halbkreisförmig. Die Arabeskenwindungen der Seiten- gefässe sind deutlich angelegt, während der nahe der Kuppe einmündende Stilkanal noch sehr kurz erscheint. Die Anlagen des ventralen und dorsalen Astes der Mantelgefässe (c. p. und c. ol.) sind scharf ausgeprägt. Letzterer erweist sich bei der Vorderansicht (Fig. 8) dichotom gegabelt und distal bruchsackförmig verbreitert. Betrachtet man diese Anlage des Oelbehälters von oben (Fig. 9), so deuten mehrere Ausbuchtungen die beginnende Dichotomie 567 c.ped. an. Thatsächlich habe ich denn auch am 26. Januar eine junge Colonie be- obachtet, deren Oelbehälter auf der rechten Seite drei Gabeläste aufwies, auf der linken dagegen ungegabelt war. (Vergl. die nebenstehende Figur 1.) Ein besonderes Interesse beansprucht weiterhin die Art, in welcher die Verdickung der Urabrellargallerte erfolgt. Da ja ein wesentlicher Charakter der ausgebildeten Glocken in dem Mangel von scharfen Firsten liegt, so möchte man erwarten, dass die Umbrellargallerte sich ziemlich gleichmässig verdickt. Die genauere Untersuchung belehrt indessen von dem Auftreten zweier Firsten, welche schräg von dem Gabelende des Oelbehälters bis in die Nähe der Ein- mündung des Ventralgefässes verstreichen (er. Fig. 7 u. 8). Die Firsten sind stumpf ge- zähnt und laufen dorsalwärts in zwei flügelartige Gallertwulste aus (al. Fig. 8), zwischen denen eine tiefe Einbuchtung auftritt. Die der erwachsenen Colonie ungehörige älteste Reserveglocke (Fig 6) zeigt eine ähnliche Anlage. Die gezähnelten Firsten (er.) haben sich hier ventralwärts genähert, während die dorsalen Gallertflügel (ab), der mächtigen Ausdehnung des Oelbehälters folgend, sich zipfelartig ausziehen. Endlich hat sich als dritte Gällertpartie, von der aus die Verdickung der Umbrellargallerte erfolgt, noch jene abgehoben, welche um den Stilkanal und das ventrale Mantelgefäss ausgebildet ist. Offenbar geben die allmählig nach der Ventralseite rückenden Firsten die erste Anlage für die beiden Ventralflügel ab, die allerdings bei Stephanophyes nur schwach entwickelt sind und nicht zur Aufnahme des Stammes in ein Hydroecium Verwendung finden. Es ist nicht zu verkennen, dass das Un- vermögen den Stamm zu enger Spirale zu contrahiren, in Correlation mit der schwachen Ausbildung der Ventralflügel steht. 5. Die Gruppenanhänge des Stammes. Bekanntlich erfolgt bei den Calycophoriden die Bildung der Stammgruppen an dem oberen Stammende. Dort findet man zunächst die Anlagen für die Reserveschwimmglocken und diejenigen für die jüngsten Stammgruppen. Die distalen Gruppen, welche sich zudem häufig als Eudoxien loslösen, sind die ältesten, während in proximaler Richtung die Gruppen successive an Grösse und Alter abnehmen. Bei keiner Calycophoride ist bis jetzt eine inter- kalare (oder internodiale) Neubildung von Gruppen nachgewiesen worden. Eine solche kommt lediglich einem Theile der Physophoriden zu und erfolgt hier, wie ich das speciell für Halistemma nachzuweisen vermochte ^), theilweise nach complicirten, aber streng festgehaltenen Gesetzen, ) Chun 1. c. Canar. Siph. p. 27 — 30. (1167 — 1170.) 568 Zeigt nun Stephanophyes in dem Auftreten internodialer mundloser Polypoide mit heteromorphen Fangfäden und Nesselknöpfen einen Charakter, der allen bekannten Calyco- phoriden fremd ist, so wird wiederum eine Analogie mit Strukturverhältnissen der Physo- phoriden dadurch bedingt, dass sie die einzige Calycophori de repräsentirt, bei welcher eine internodiale Neubildung von Gruppen nachweisbar ist. Um diese Thatsache genauer zu begründen, so sei nochmals auf die im allgemeinen Theil beschriebene Anordnung der Gruppen bingewiesen. Dieselben setzen sich aus einem Magen- schlauch mit dem zugehörigen Fangfaden, aus einem Deckstück, einer Specialschwimmglocke und einer männlichen oder weiblichen Gonophorentraube zusammen. Die einzelnen Constituenten einer derartigen Gruppe nehmen aus vier nebeneinander liegenden Knospen ihre Entstehung. Die dorsale Knospe liefert die Deckschuppe, die ventrale den Magenschlauch mit seinem Tentakel. In näherer Beziehung zu der letzteren Knospe stehen die beiden mittleren Knospen, welche stets distal (dem Stammende zugewendet) rechts neben der Anlage des Magenschlauches auftreten. Die eine derselben bildet sich zu der Specialschwimmglocke aus, die rechts neben ihr liegende liefert die Anlage der Gono- phorentraube. Die vier Knospen halten bei ihrer Weiterentwickelung nicht gleichen Schritt, insofern der Magenschlauch mit dem Fangfaden in seiner definitiven Ausbildung voraneilt. Darauf folgt zunächst das Deckstück, späterhin die Specialschwimmglocke, welche in distaler Richtung von dem Magenschlauch abrückt. Zuletzt bildet sich die Gcnophorentraube aus, welche stets der Basis des Magenschlauches distal ansitzt. An einer jugendlichen Gruppe (Taf. III, Fig. 4) beobachtet man daher folgende An- ordnung. Der Magenschlauch mit dem Fangfaden (t) ist nahezu völlig entwickelt, das Deckstück (br.) hat die 6 Gefässäste ausgebildet und deutet seine definitive Form bereits an, die Specialschwimmglocke (n. sp.) sitzt distal, noch wenig in ihrer Ausbildung vor- geschritten, dem stilförmigen Endabschnitt des Magenschlauches (p. p.) an, während die Gonophorenanlage (g. pr.) zwar eine weitere Knospe differenzirt hat, aber sonst über ihre erste knospenförmige Anlage noch wenig hinausgekommen ist. Deutlich lässt es sich nachweisen, dass diese Gruppen in distaler Richtung an Grösse zunehmen. Zwischen ihnen treten nun internodial die kleinen mundlosen Polypoide mit den heteromorphen Fangfäden entweder in der Einzahl oder bis zu Vieren gruppenweise vereint auf. Eine Grössenzunahme, welche auf ein höheres Alter der distalen Gruppen hindeuten könnte, lässt sich bei ihnen nicht deutlich erkennen. 569 Bevor ich mm die Thatsachen anführe, welche eine internodiale Neubildung von Stamm- anhängen beweisen, dürfte es angezeigt sein, die Frage zu erörtern, ob die Polypoide mit ihren heteromorphen Tentakeln den übrigen Stammgruppen homolog sind oder ob sie inter- nodiale Bildungen sui generis repräsentiren. Für beide Auffassungen lassen sich gewichtige Gründe geltend machen. Betrachtet man die internodialen Polypoide als homolog den übrigen Stammgruppen, so ist man zu der Annahme gezwungen, dass an ihnen die Ausbildung von Deckstücken, Special- schwimmglocken und Gonophorentrauben unterdrückt wird, während gleichzeitig die Münd- öffnung des Magenschlauches verschlossen blieb. So wenig wahrscheinlich auch eine derartige Auffassung von vornherein erscheint, so lassen sich doch Thatsachen anführen, welche in diesem Sinne gedeutet werden können. Neben den Tastergruppen habe ich nämlich in zwei Fällen wohl entwickelte Gonophorentrauben beobachtet. Fig. 8 auf Taf. III stellt eine weib- liche Gonophorenlraube dar, welche direkt neben zwei Polypoiden eines Internodiums aus- gebildet ist. Die benachbarten Stammgruppen waren normal entwickelt nnd mit männlichen Gonophorentrauben neben den Magenschläuchen ausgestattet. Noch mehr in das Gewicht fällt indessen die Thatsache, dass an den Magen- schläuchen der jüngsten (obersten) Gruppen Fangfäden sitzen, welche ausschliesslich die kleinen eichelförmigen Nesselknöpfe entwickeln, wie sie für die Tentakeln der Taster charakteristisch sind. Erst an den älteren Magenschläuchen treten Faugfäden auf, an denen die für alle Calycophoriden charakteristischen nierenförmigen Nesselknöpfe mit einem Angelfaden knospen. Bei der intakten Colonie und zwar sowohl bei der auf Tafel I dargestellten erwachsenen, wie bei den jugendlichen Colonieen, nimmt man daher an dem oberen Stammtheile lediglich Fangfäden mit den kleinen kurz gestielten, eines Angelfadens entbehrenden Nesselknöpfen wahr. Eine derartige Gruppe, welche dem Anfangstheil des Stammes einer jugendlichen Colonie entnommen ist, habe ich in Fig. 4, Tafel III dargestellt. Da aus diesem Befunde hervorgeht, dass sämmtliche Magenschläuche, deren Fangfäden mit den grossen nierenförmigen Batterien ausgestattet sind, früherhin heteromorphe Tentakel besassen, so liegt die Frage nahe, auf welche Weise ein Wechsel der Nesselknöpfe bewerk- stelligt wurde. Ich vermuthe aus gleich zu erwähnenden Gründen, dass beiderlei Nesselknöpfe an demselben Fangfaden knospen, nachdem eine Zeit lang die Bildung von Nesselknöpfen überhaupt sistirte. Man trifft nämlich gelegentlich junge Magenschläuche an, deren Fang- faden trotz beträchtlicher Länge keine Nesselknöpfe aufweist (Taf. I, Fig. 2, p. in.). Die Abhandl. der Senkenb. natiirf. Ges. Bd. XVI. 72 570 Möglichkeit ist nicht zu bestreiten, dass an diesem Tentakel zunächst die eichelförmigen kleinen Nasseiknöpfen differenzirt wurden und dass dann die Neubildung derselben an der Tentakelwurzel eine Unterbrechung erlitt, während allmälig die terminalen Batterien entladen und verbraucht wurden. Einen sicheren Beweis für die Annahme, dass späterhin an solchen Fangfäden die heteromorphen nierenförmigen Batterien mit Angelfäden’ knospen, würden frei- lich nur solche Tentakel liefern, an denen distal die primären eichelförmigen und proximal die sekundären nierenförmigen Nesselknöpfe auftreten. Derartige Tentakel sind von mir allerdings nicht beobachtet worden. Angesichts der Thatsache, dass ein Wechsel der Nesselknöpfe an den Magenschläuchen auftritt, erhält die Auffassung, dass die mundlosen Polypoide rückgebildete oder wenigstens auf einem früheren Stadium verharrende Magenschläuche mit den primären Nesselknöpfen repräsentiren, eine neue Stütze. Wenn ich nun trotzdem mich der Ansicht zuneige, dass die mundlosen Polypoide mit ihren Fangfäden internodiale Neubildungen repräsentiren, welche sekundär zwischen den Stammgruppeu auftreten, so stütze ich mich auf folgende Thatsachen. An dem Anfangstheil des Stammes fehlen zwischen den jungen Gruppen die Polypoide, in der mittleren Stammregion treten sie in der Einzahl auf (Taf. III, Fig. 2), an dem distalen Stammende findet mau häufig zwei oder drei Polypoide in jedem luternodium (Taf I und Taf. III, Fig. 1). In letzterem Falle sind gelegentlich zwei oder gar auch drei an einem gemeinsamen Stiele befestigt. Diese Thatsache lässt nur die Deutung zu, dass zwischen den älteren Gruppen eine Neubildung von Polypoiden stattfindet. Unzweifelhaft wird aber die Neubildung von Stammanhängen zwischen den älteren Gruppen dadurch bewiesen, dass ausser den Polypoiden auch junge Magenschläuche mit ihren Tentakeln in den Internodien angelegt werden. Entweder treten derartige Magenschläucbe in der Einzahl neben den Tastern auf (Taf. I, Fig. 2, p. in.) oder sie bilden zu mehreren dicht nebeneinander stehend eine förmliche Brut internodialer Magenschläuche. Gerade jene Gruppe, welche bereits oben wegen der Ausbildung einer weiblichen Gonophorentraube neben den Tastern erwähnt wurde (Taf. III, Fig. 8), lässt auf der Hinterseite (ibid., Fig. 9) zwei junge Magenschläuche (p. in.) erkennen, deren Stiel schon ziemliche Länge erreicht hat. Nesselknöpfe fehlen an den zugehörigen. Tentakeln. Ein anderes Mal beobachtete ich an einem isolirten Stammstücke im Umkreise von vier mundlosen Polypoiden nicht weniger als sechs dicht nebeneinander sitzende junge Magenschläuche von verschiedener Grösse, deren Tentakel ebenfalls durchweg der Nesselknöpfe entbehrten. Selbstverständlich wird man unter 571 die Kategorie solcher internodialer Neubildungen auch die eben erwähnte Gonophorentraube zu rechnen haben. Fassen wir alle diese Thatsachen zusamnaen, so ergibt sich, dass als internodiale Neu- bildungen zwischen älteren Gruppen sowohl die mundlosen Polypoide mit heteromorphen Tentakeln, Magenschläuche und Gonophorentrauben auftreten. Stephanophy es superba repräsentirt somit die einzige bis jetzt bekannt gewordene Calycopho- ride, bei welcher zwischen ältere Gruppen neue Stammanhänge sekundär eingeschaltet werden. Sämmtliche Stammanhänge knospen bekanntlich an der Ventralseite des Stammes. An dieser ist die Muskulatur, wie bereits Claus^) hervorhob, schwächer entwickelt, als an der Dorsalseite. Auf die zierliche Faltung der Längsmuskelblätter, wie sie auf dem Querschnitt entgegentritt (Taf. VII, Fig. 27), hat Claus ebenfalls zuerst hingewiesen. Die Längsmuskeln durchziehen nicht continuirlich den ganzen Stamm, sondern sie sind, wie dies namentlich an Contrahirten Stammstücken deutlich hervortritt, in den Internodien unterbrochen. Der ganze Stamm ist demgemäss segmentirt und zwar fallen die Grenzen der Stammsegmente in die Mitte der Internodien. Auf eine derartige Segmentirung des Stammes hat Korotneff^) bei Forskalia hin- gewiesen, insofern nach seinen Angaben die von dem Stammkanal entspringenden Querkanäle regelmässig durch halbe Querzonen des Stammes getrennt werden. 6. Die Deckstücke. Taf. III. Die Schilderung der einzelnen Gruppenanhänge des Stammes beginne ich mit den complicirt gestalteten Deckstücken (br.), den einzigen Anhängen, welche auf die Dorsalseite des Stammes übergreifen. Sie nehmen ihre Entstehung aus jener der vier Knospen, welche dorsal oberhalb der Anlage des Magenschlauches gelegen ist (vide p. 568 [16]). Der entodermale Hohlraum der Knospe treibt frühzeitig fünf Divertikel, welche in einer Ebene gelegen sind. Dazu gesellt sich noch ein sechstes senkrecht auf den übrigen stehendes Divertikel (Taf. III, Fig. 5). Gleichzeitig plattet sich die Knospe ab und nimmt eine nahezu fünfeckige Gestalt an. Auf späteren Stadien (Taf. III, Fig. 4) beginnt sie über die linke Stammhälfte über- zugreifen, indem sie sich deutlich in eine linke und rechte Hälfte sondert, welche distal durch 1) C. Claus, lieber Halistemma Tergestinum. Arb. Zool. Inst. Wien. Bd. I. 1878 p. 13. A. Korotneff, Zur Histologie der Siphonopboren. Mitth. Zool. Stat. Neapel 1884 p. 233. 72* 572 einen tiefen Einschnitt getrennt werden. Nach Art eines Dachziegels mit dem proximalen Vorderrande sich schräg aufwärts stellend, greift sie über den Hinterrand der vorausgehenden Deckschuppe über. Die sechs Divertikel ziehen sich zu den sechs Gefässästen des Deck- stückes (c. br.^— c. br.®) aus. Sie entspringen von einem kurzen, auf der Ventralseite des Deckstückes in der Längsrichtung verstreichenden Hauptgefässstamme, welcher sich in zwei distale (c. br.^ und und in vier proximale Äeste (c. br. ^ ^ ^ gabelt. Von den letzteren verstreicht ein Ast (c. br.^) nach vorn median in der Richtung des Hauptgefässes, während jener Ast, welcher bei der ersten Anlage der Gefässdivertikel senkrecht auf den fünf übrigen angelegt wurde (c. br.®) bedeutend schwächer sich ausbildet und späterhin auf den vorderen medianen Ast (c. br.*) überrückt. Die Gallerte verdickt sich nach und nach namentlich auf der Dorsalseite mächtig, während die Seitenflügel links und rechts so weit über sämmtliche Stammanhänge übergreifen, dass sie vollständig geschützt innerhalb der vollendet durchsichtigen Deckschuppe liegen. (Taf. III, Fig. 3.) Das ausgebildete Deckstück lässt sich nicht unschwer auf das jugendliche in Fig. 4 dar- gestellte Stadium zurückführen. Isolirt man dasselbe und klappt man seine beiden Lappen auseinander (Taf. III, Fig. 6, welche ebenso wie Fig. 7 nach conservirtem Material entworfen ist), so fällt zunächst auf, dass es asymmetrisch gestaltet ist. Der vordere proximale Rand ist glatt und bogenförmig gekrümmt, der hintere dagegen wird durch eine tief einschneidende Furche in zwei ungleich grosse Lappen zerlegt (br. d. und br. s.). Der rechte Lappen (das Deckstück Fig. 6 ist von der ventralen, dem Stamme zugekehrten Seite dargestellt) ist schmäler als das linke. Letzterer faltet sich nach innen derart, dass er eine Scheide bildet, in welche der Magenpolyp und der contrahirte Fangfaden zu liegen kommen. (Fig. 3, 6 und 7 vag.) Die sechs Gefässe sind von ansehnlicher Länge; sie enden in knopfförmige Anschwellungen, welche einen kleinen Oeltropfen enthalten. Ihre Anordnung ist im Princip die nämliche, wie die eben von der jugendlichen Deckschuppe geschilderte. Am längsten sind die beiden in den linken Lappen sich erstreckenden Aeste (c. br.® und ®) ; am kürzesten ist jenes Gefäss, das sich senkrecht auf den fünf übrigen anlegte (c. br.®) und späterhin wie ein Seitenast von dem proximalen Mediangefässe (c. br.^) entspringt. Die terminalen Anschwellungen der drei dorsal gelagerten Gefässe (c. br.^ ®, ^) sind hochroth gefärbt, während diejenigen der v-entral in die beiden Seitenlappen sich erstreckenden Aeste (c. br.’, ®, ®) ungefärbt bleiben. Die Anordnung der Gefässe bei seitlicher Ansicht ist auf den Figuren 1 und 2 nach dem lebenden Thier und in Fig. 7 nach einem conservirten Deckstück angegeben. An den 573 lebenden Stammstücken erscheint die Vertheilung der Gefässe auf den ersten Blick als eine sehr complicirte, weil die Flügel der Deckstücke dachziegelförmig übereinander greifen. Es fällt daher hei der Durchsichtigkeit des Objektes nicht leicht die zu einem Deckstück ge- hörenden Gefässäste von jenen des vorausgehenden und des nachfolgenden zu sondern. Die Befestigung der Deckstücke an dem Stamm ist eine sehr ausgiebige. Sie erfolgt vermittelst Muskelbänder, die von dem Stamme sich abzweigend und allmälig sich ver- schmälernd, sämmtliche Gefässe zur halben Länge oder gar bis zu zwei Dritteln begleiten. (Taf. VI, Fig. 1, c. br.^ mu.) Nur das mit c. br.® bezeichnete Dorsalgefäss entbehrt der anliegenden Muskelfibrillen. Auf dem Querschnitt erkennt man, dass das Gefäss exentrisch an der Seite gelegen ist und dass das Muskelbündel in zierliche Muskelblätter sich faltet. Die Gefässmuskeln verstreichen auf der ventralen (dem Stamme zugekehrten) Gefässhälfte. Die wirksame Befestigung der Deckstücke an dem Stamme, dessen Contraktionen durch ihre dachziegelförmige Anordnung wesentlich beeinträchtigt werden, ist allein schon durch ihre ansehnliche Grösse bedingt. Obwohl sie bei der Conservirung etwas schrumpfen, so be- trägt doch nach Messungen an conservirten Deckstücken ihre Breite immer noch 16 mm. und die Länge des rechten Lappens 13 — 15 mm. 7. Die Specialschwimmglocken. Die Specialschwimmglocke (n. sp.) nimmt ihre Entstehung aus einer Knospe, welche an der Basis des Magenschlauches links neben und etwas oberhalb der Geschlechtsknospe ge- legen ist (Taf. III, Fig. 4). Die ausgebildete Glocke liegt ebenso wie die Gonophorent- raube rechts zur Seite des Magenschlauches (Taf. II, Fig. 3). Nächst den Deck- stücken sind die Specialschwimmglocken die umfangreichsten Stammanhänge; mit ihrem Schirmrande bilden sie den ventralen Abschluss der Stammgruppen. Von den Haupt- schwimmglocken werden sie um das Vierfache an Grösse übertroffen; Maasse, welche ich an conservirten (allerdings etwas geschrumpften) Specialglocken nahm, ergaben eine Länge von 13 — 15 mm und eine Breite von 10 mm, von denen 9—10 mm auf die Länge und 6 mm auf die Breite der Subumbrella kommen. Schon von ihrer ersten Anlage an sind sie seitlich comprimirt; ihre bilateral-symmetrische Form schliesst nicht aus, dass in dem Verlaufe der Umbrellargefässe deutliche Asymmetrieen zum Ausdruck kommen. Die Umbrellargallerte ist in der oberen Hälfte am mächtigsten entwickelt. Bei seitlicher Ansicht (Taf. III, Fig. 1) erscheint die Mitte des distalen und die obere Partie des proxi- malen Randes flügelförmig ausgezogen. Die Subumbrella nimmt eine schräge Stellung ein; 574 ihre Kuppe ist proximal, der Schirmrand distal, gewendet. Der dorsale (distale) Subumbrellar- rand ist stärker convex gekrümmt als der ventrale. Das Velum (ve.) ist wohl entwickelt. Der Gefässverlauf bietet manche Eigenthümlichkeit dar. Der Stilkanal (c. ped.) ent- springt direkt oberhalb der Basis des Magenschlauches aus dem Stamme. Er zeigt eine zwie- fache Knickung, insofern er an dem Stamme eine Strecke weit nahezu horizontal verläuft, um dann in scharfem, fast rechtwinkeligem Knick abwärts zu biegen und wiederum in stumpfem Winkel schräg nach vorn sich wendend, die Kuppe der Subumbrella zu erreichen. Der hori- zontal verlaufende Theil wird durch Muskellamellen (mu.) an dem Stamme befestigt. Von dem Stilkanal geht ein dorsales und ein ventrales Mantelgefäss (c. p. d. und c. p. v.) ab. Die vier Subumbrellargefässe sind bei ihrem Ursprung aus dem Stilkanal paarweise vereint. Wie aus der nebenstehenden Zeichnung hervorgeht, welche die Gefässvertheilung auf der Subumbrella von oben gesehen darstellt, so gabelt sich der Stilkanal (c. ped.) in das Ventralgefäss (c. v.) und in einen Ast, welcher das linke Seiten- gefäss (c. 1. s.) abgibt. Durch eine weitere Dichotomie des rechten Astes entsteht das Dorsalgefäss (c.d.) und das rechte Seitengefäss (c. 1. d).^) Die Asymmetrie, welche schon bei dem Abgang der Gefässe sich geltend macht, tritt nun noch drastischer durch die Differenz in den Arabeskenwindungen der beiden seitlichen Gefässe hervor. Das linke Subumbrellargefäss beschreibt nämlich eine 3-förmige Schleife, während das rechte mehrfach gewunden absteigt, Ihre Einmündungs- stelle in den Ringkanal liegt in der Mitte zwischen jener des dorsalen und ventralen Gefässes. Kleine seitliche Gefässstolonen kommen sowohl an dem linken Seitengefässe, wie auch ge- legentlich an dem Ventralgefäss (Taf. II, Fig. 10) vor. Eigenartige Bildungen finden sich an dem ventralen Schirmrande. Ich bezeichne die- selben als Randkörper, ohne indessen mit dieser Benennung eine Homologie mit den Sinnes- körpern der Medusen andeuten zu wollen. Aehnliche Bildungen von dunkelrother Färbung finden sich, wie schon oben erwähnt wurde, an dem Schirmrande der Hauptschwimmglocken. Was ich an conservirtem Materiale über diese Randkörper der Specialschwimmglocken zu ermitteln vermochte, ist Folgendes (Taf. VIII, Fig. 28 und 29). ') Die Bezeichnung „linkes und rechtes Seitengefäss“ ist hier mit Eücksicht auf die Lagebeziehung der einzelnen Specialschwimmglocke zu der Gesammtkolonie gegeben. Würden wir ohne Eücksicht hierauf nur die isolirte Glocke betrachten, so kehrt sich die Bezeichnung gerade um. cci- 575 Von der Einmündungsstelle des Ventralgefässes in den Ringkanal an treten auf der linken Seite des Schirmrandes 12 — 14 Randkörper auf, welche successive an Grösse abnehmen. Die grössten messen 0,05 mm. und liegen gerade gegenüber der Einmündung des Ventral- gefässes; bisweilen findet man die drei bis vier grössten jenseits der Einmündung auf der rechten Seite des Schirmrandes. Selten reihen sich an letztere auch noch einige kleinere an. Der Ringkanal wird in seiner ganzen Ausdehnung auf der velaren Seite von einem ektoder- malen Zellenstrang (ek.) begleitet. Dort, wo die kleinsten Randkörper auftreten (Fig. 29), findet man sie aus einer vergrösserten Ektodermzelle gebildet, welche die angrenzende Entoderm- zelle etwas gegen das Lumen des Ringkanales (c. c.) vordrängt. Gleichzeitig scheidet diese Ektodermzelle (a) eine stark lichtbrechende Substanz (se.) an dem der Entodermzelle zu- gekehrten Rande aus. Da diese Substanz nach der Behandlung mit Ueberosmiumsäure sich intensiv schwärzt, so dürfte sie organischer Natur sein. An den grösseren Randkörperu (Fig. 28) findet man die lichtbrechende Substanz so vermehrt, dass sie die Entodermzellen halbkugelig gegen das Lumen des Riugkanals vordrängt. Im Umkreis der genannten Substanz liegen mehrere Ektodermzellen (a und b), von denen jedenfalls zwei (a) direkt an der Sekretion betheiligt sind. Bisweilen ist das Secret noch in zwei Hälften getrennt; auch macht es den Eindruck, als ob die periphere, an den Ringkanal angrenzende Schichte sich schalen- förmig von der centralen abhebe (Fig. 28). Ueber die Deutung dieser Gebilde möchte ich mein Urtheil zurückhalten. Ich habe sie an dem lebenden Thiere nicht untersucht und vermag nicht zu entscheiden, ob das or- ganische Secret als eine Linse oder gar als ein Otolith aufzufassen ist. Auch die Deutung dieser Gebilde als Leuchtorgane wäre nicht absurd. Hier kann nur die Untersuchung am lebenden Thiere und der Vergleich mit ähnlichen Bildungen bei der Gattung Lilyopsis entscheiden. Die Entwicklung der Specialschwimmglocken verläuft durchaus analog derjenigen der Hauptschwimmglocken. Fig. 11 auf Taf. II stellt eine junge Specialschwimmglocke von dem Vorderende einer jugendlichen Colonie dar. An ihr ist die convexe Krümmung des proximalen Umbrellarrandes, die Bucht des Distalrandes und die schräge Stellung der Sub- umbrella deutlich ausgeprägt. Auch die Asymmetrie im Verlauf der seitlichen Subumbrellar- gefässe tritt deutlich hervor. Ein Gallertwulst (z) oberhalb des Schirmrandes verschwindet allmälig bei der Verbreiterung der Schirmhöhle. Die entwickelten Glocken jugendlicher Colonien sind, abgesehen von ihrer geringen Grösse, hauptsächlich durch den einfachen Ver- lauf der Seitengefässe charakterisirt. Das rechte Subumbrellargefäss verstreicht nahezu ge- streckt zum Ringkanal, während das linke nur einen Knick erkennen lässt. 576 Ebenso wie die Hauptschwimmglocken werden auch die ausgebildeten Specialsch w imm glocken durch Reserveglocken ve'rdrängt und ersetzt. Ich habe derartige Ersatzglocken öfter, aber stets nur in der Einzahl an der Einmündung des Stilcanals der ausgebildeten Glocke in den Stamm (also dicht neben der Gonophoren- traube) beobachtet. Eine derartige in ihrer Entwickelung schon vorgeschrittene Ersatzglocke bilde ich in Fig. 10, Taf. II von der erwachsenen Colonie ab. Sie lässt sich leicht auf die Form der jungen Specialglocke Fig. 11 zurückführen. Die Differenzen zwischen beiden be- ruhen wesentlich darauf, dass das ventrale Mantelgefäss tiefer in die Gallerte eingesenkt ist und dass die subumbralen Seitengefässe frühzeitig die Arabeskenwindungen andeuten. Auch ähnelt die Begrenzung des distalen und proximalen Umbrellarrandes mehr jener der Special- glocke einer grossen erwachsenen Colonie. Die Darstellung der Specialschwimmglocken will ich nicht abschliessen, ohne mit einigen Worten ihres morphologischen Werthes zu gedenken. Zwei Möglichkeiten bieten sich nämlich bei der Beurtheilung ihres morphologischen Charakters dar. Entweder repräsentiren sie sterile Geni- talglocken oder sie sind als Homologa der Hauptschwimmglocken zu betrachten. Für die erstere Ansicht spricht ihre Insertion neben der Gonophorentraube. Das ist aber auch der einzige Umstand, den man zu Gunsten der Auffassung, dass die Specialschwimmglocke einer sterilen Genitalglocke homolog sei, geltend machen könnte. Me beobachtet man an ihr die Anlage eines für die Genital- glocke charakteristischen Manubriums, welches rückgebildet wurde, wohl aber theilt die Special- schwimmglocke mit der Hauptglocke den Besitz eines ventralen und dorsalen Mantelgefässes. Wenn auch der dorsale, dem Oelbehälter entsprechende Abschnitt nicht dichotom gegabelt ist, so genügt doch das Auftreten der Mantelgefässe, die bis jetzt nie bei Genitalglocken zur Be- obachtung gelangten, um die Auffassung berechtigt erscheinen zu lassen, welche in den Specialglocken Homologa der Hauptglocken erkennt, die in vielfacher Wieder- holung und reducirter Gestalt auf der Ventralseite des Stammes an den einzelnen Gruppen auftreten. Dass das Vorkommen von Randkörpern und der Ersatz durch Reserveglocken ebenfalls Auszeichnungen sind, welche den Hauptschwimmglocken zukommen, sei nur neben- bei betont. 8. Die Magenschläuche. , Taf. III. Wenige Siphonophoren dürften die Gliederung der Magenschläuche in vier verschiedene Abschnitte ebenso klar erkennen lassen, wie Stephanophyes. Von ungewöhnlicher Länge ist der dünnwandige und schlanke Magenstiel (Taf. III, Fig. 1 p. p.), insofern er mehr als ein 577 Drittel des ganzen Polypen ausmacht. Auf ihn folgt der dickwandige und scharf von dem Stiel abgesetzte Abschnitt, welchen bereits Leuckart^) als Basalstück (b. g.) bezeichnete. Der eigentliche verdauende Abschnitt oder der Hauptmagen (st) ist wiederum durch eine ringförmige Striktur deutlich von dem Basalmagen ahgesetzt. Als vierten Abschnitt des Po- lypen könnte man endlich noch den rtisselförmigen Mundtheil (pr.) betrachten, der allerdings ganz allmählich in den Hauptmagen übergeht. Die Polypen sind ungemein durchsichtig und entbehren intensiv gefärbter Leberschläuche in dem verdauenden Hauptmagen. An den Polypen jugendlicher Colonieen tritt an dem Basalmagen ein prachtvoll smaragd-grüner Schiller auf, welcher allein die Anwesenheit der wunderbar durchsichtigen Colonie in dem Wasser verräth. Die älteren Polypen dagegen zeigen an dem Basalmagen einen gelblichen Ton, während Magen und Küssel einen zarten Stich in das Violette erkennen lassen. Dass sie ungemein contractil sind, bald lang sich strecken, bald rasch sich verkürzen, bald die Mundöffnung schliessen und den Magen auf- blähen, bald den Rüssel scbüsselartig verbreitern oder gar bei dem Auswerfen unverdaulicher Nahrungsreste (Chitinskelette der Crustaceen) ihn umkrempeln — das Alles sind Thatsachen, die uns von den Polypen anderer Siphonophoren längst bekannt sind. Um nicht an den so vielfach untersuchten Magenschläuchen Bekanntes zu wiederholen, so weise ich nur auf einige Thatsachen hin, welche nicht genügend gewürdigt wurden. Der 0,4 mm dicke Ektodermbelag des Basalmagens wird bekanntlich von einem Nessel- polster gebildet. Derartige Polster sind unter den Cölenteraten und auch bei den Siphono- phoren weit verbreitet. Unter den letzteren finde ich Nesselpolster am Mächtigsten auf der ganzen Aussenseite jener grossen Taster entwickelt, welche bei Physalia die grossen Fang- fäden tragen. Nie werden die Nesselkapseln der Polster entladen und zur Betäubung von Beutethieren verwerthet. Selbst in jenem Falle, wo ein Nesselfaden in der Kapsel angelegt wird, bleibt doch die Kapsel auf einem früheren Entwicklungsstadium stehen. Dies gilt speziell auch für das Nesselpolster am Basalmagen von Stephanophyes. Die Kapseln sind nicht völlig entwickelt; sie werden hauptsächlich nur auf der äusseren Hälfte des Polsters angelegt, während die zahllosen inneren Zellen mit ihren dichtgedrängten, nur 0,01 mm messenden Kernen keine Kapseln entwickeln. Die unentwickelten Kapseln sind sehr unregelmässig ge- bildet, bald kuglig, bald oval, bald bimförmig oder säbelförmig gestaltet. Sie werden durch- schnittlich 0,03 mm gross. Da ich auf die Entwicklung der Nesselkapseln noch späterhin werde zu sprechen kommen, so bemerke ich einstweilen, dass die Nesselzellen des Polsters 0 Rud. Leuckart. Zoolog. Untersuchungen: Die Siphonophoren 1853. p. 13. Abbandl. d. Senckenb. naturf Ges. Bd. XVI. 73 578 am Meisten der auf Taf. V Fig. 12 abgebildeten jugendlichen Nesselzelle einer Batterie ähneln. Der entodermale Hohlraum der Polypen verläuft in dem Basalmagen etwas excentrisch und zwar der Tentakelwurzel genähert. Auf der Stützlamelle sind deutlich die ektodermalen Längsmuskelfasern, wenn auch etwas schwächer als auf dem Magen, ausgebildet. In seiner Darstellung der Challenger-Siphonophoren gibt Häckel (Report p. 15 und 96) an, dass zwischen Basalmagen und Hauptmagen eine Pylorusklappe auftritt, die einen vollständigen Abschluss beider Cavitäten zu bewerkstelligen vermag. Ich bedauere dieser An- gabe widersprechen zu müssen. Bei keiner Siphonophore findet sich da, wo der Basalmagen in den Magen übergeht, auch nur eine Andeutung einer Klappe. Dagegen tritt bei sämmt- lichen Calycophoriden und bei einem grossen Theile der Physophoriden eine wohl entwickelte Klappe an der Grenze des Stieles und des Basalmagens auf. (Taf. III Fig. 4 v. p.) Häckel erwähnt derselben an keiner Stelle und doch hat kein Geringerer als Huxley') dieselbe schon längst zutreffend in seinen ausgezeichneten, von mir noch vielfach anzuziehenden Sipho- nophorenstudien beschrieben und geradezu als „Pylorusklappe“ bezeichnet. Ich finde, dass die Pylorusklappe bei Stephanophyes einer Mondsichel vergleichbar genau in der Höhe der Tentakelbasis auftritt. Ihre Breitseite hegt der letzteren gegenüber; die sichelförmig sich verschmälernden Seitenflügel treten an den oberen verdickten Rand der Tentakelwurzel heran. Da im Umkreis der Pylorusklappe die entodermalen Ringmuskelfasern (ebenso wie übrigens auch an der Uebergangsstelle des Basalmagens in den Magen) kräftig entwickelt sind, so kann durch ihre Contraktion ein völliger Abschluss zwischen Basalmagen und Stiel- höhle bewerkstelligt werden. Die Function der Klappe dürfte insofern eine bedeutungsvolle sein, als durch den Abschluss zwischen Stielhöhle und Magen es ermöglicht wird, den Fang- faden mit Flüssigkeit zu schwellen. Contrahirt sich nämlich der Polyp bei geschlossenem Munde, so schiesst die Flüssigkeit der Leibeshöhle in breitem Strome in den Tentakel, wenn gleichzeitig die Pylorusklappe einen Abschluss bildet. An dem Magen fehlt bei Stephanophyes jede Andeutung an wulstförmige sogenannte Leberstreifen. Dieselben treten erst an dem Uebergang des Magens in den Rüssel als sieben ') T. H. Huxley: The Oceanic Hydroztfa. Ray Society 1S59. p. 9 Taf. V. „In many cases the median and basal divisions are very sharply separated, not only by their texture, but by a distinct valve. ... It is a stroug, circular fold of the endoderm, whose lips, when the valve is shut, project into the cavity of the gastric, or median, division of the polypite. . . . The position and functions of this apparatus, therefore, fully justify the appellation of a pyloric valve.“ 579 pigmentfreie Längswülste (taen.) auf. An dem Querschnitt durch den Rüssel lässt sich leicht nachweisen, dass die Stützlamelle, wie bereits Claus betonte, nicht in die Wülste eintritt. Grosse glänzende Oeltropfen fand ich bei der erwachsenen Colonie in zahlreichen Magenschläuchen an der Grenze zwischen Magen und Basälmagen flottirend (Taf. I Fig. 2 ol. Taf. III Fig. 2 ol.). Sie werden als Producte des Stoffwechsels offenbar zur Füllung der ter- minalen Endknöpfe des Oelbehälters und der Deckschuppenkanäle verwendet. 9. Die sekundären nierenförmigen Nesselknöpfe. Stephanophyes superba ist die einzige Calycophoride, bei welcher Nesselknöpfe von durchaus verschiedener Gestalt Vorkommen. Nierenförmige Nesselknöpfe mit einem Angel- faden sitzen den Tentakeln der Magenschläuche an; eichelförmige Knöpfe ohne Angelfaden, wie sie bis jetzt noch nie bei Calycophoriden zur Beobachtung gelangten, sind eine Aus- zeichnung der Tastertentakel. Da letztere auch ursprünglich an den Tentakeln der Magen- schläuche auftreten, so bezeichne ich sie als die primären Nesselknöpfe im Gegensätze zu den sekundären nierenförmigen, welche bestimmt sind die eichelförmigen zu ersetzen. Man könnte erwarten, dass ich mit der Schilderung der primären Nesselknöpfe beginne. Aus verschiedenen Gründen ziehe ich es indessen vor, zunächst die complicirter gestalteten sekundären Nesselknöpfe eingehend darzustellen. Nicht zum Wenigsten bestimmt mich dazu der Umstand, dass letztere von sämmtlichen Beobachtern der Siphonophoren gebührend gewürdigt wurden. Die Grundzüge ihres Baues, die Anordnung der Nesselbatterieen, ja selbst ihre Entwicklung ist Gegenstand zahlreicher Darstellungen geworden. Da sie zudem auch noch neuerdings von Korotneff') nach allen Regeln moderner Technik eingehend studirt wurden, so möchte man es für eine müssige Wiederholung sattsam bekannter That- sachen halten, wenn ich es versuche, nochmals die Aufmerksamkeit auf Bau und Entwicklung dieser complicirten Organe hinzulenken. Man verzeihe mir freilich zuvor ein herbes Urtheil, das wahrlich nicht dazu bestimmt sein soll, den recht bescheidenen Werth der nachfolgenden Darlegungen auf Kosten früherer Untersuchungen zu erhöhen, sondern das mehr eine Rechtfertigung dafür enthalten mag, wesshalb eine vielleicht ermüdende Detailschilderung hier ihren Platz findet. Alles, was wir über den Bau und die Wirksamkeit der Nesselknöpfe — und zwar speziell jener der Calyco- phoriden — wissen, geht nicht über die zutreffende Schilderung hinaus, welche vor nahezu 1) A. Korotneff. Zur Histologie der Siphonophoren. Mitth. Zool. Stat. Neapel Bd. 5, 1884, p. 255 — 269 73* 580 40 Jahren die Altmeister zoologischer Forschung, ein Leuckart,^) Vogt,^) Kölliker,®) Gegenbaur^) und Huxley®) gegeben haben. Die Darstellung, welche Leuckart (zugleich die Beobachtungen der genannten Forscher resumirend) von dem Bau und der Wirkung der Batterieeu entwarf, enthält heute noch das Zutreffendste, was über sie ermittelt wurde. Die späteren Beobachter haben zwar die Formenkenntniss der merkwürdigen Fangapparate wesentlich erweitert und theilweise auch ihre complicirte Entwicklung mit anerkennenswerther Schärfe geschildert, allein sie geben über den feineren Bau und über die Wirkungsweise keine wesentlich neue Aufschlüsse. Werthvoll sind immerhin die sorgfältigen Beobachtungen von Claus,®) Keferstein und Ehlers^) und M etschnikoff®) über die Formen und Ent- wicklungsstadien der Nesselknöpfe bei Calycophoriden und Physophoriden ; von allgemeinem Interesse endlich ist die wunderbare Formenfülle der Nesselknöpfe, wie sie Häckel®) an der Hand eines reichen Materiales darstellt. Was endlich Korotneff über den feineren Bau der Batterieen mittheilt, ist mit Ausnahme einiger richtiger Beobachtungen so verworren, dass es mir schwer fällt, seine Schilderung mit dem thatsächlichen Verhalten in Einklang zu bringen. Wie wenig auch heute noch der Bau der Nesselknöpfe, der allein eineu richtigen Maass- stab zur Beurtheilung ihrer Wirkungsweise abgibt, gekannt ist, mag nur die eine Thatsache illustriren, dass ihr Gerüst von vier Riesenzellen — Zellen, welche zu den grössten gehören, die im Verbände thierischer Gewebe auftreten — sämmtlichen Forschern entgangen ist! Die folgenden Mittheilungen beschränken sich auf Stephanophyes superba und bringen keine Details über die Nesselknöpfe der Physophoriden. Im Verlaufe dieser Studien werde ich noch Gelegenheit nehmen, den originellen Bau der letzteren zu schildern und ihn auf die Strukturverhältnisse der Calycophoriden zurückzuführen. 1) E. Leuckart. Zoologische Unters. I. Siphonophoren. 1853. id. Zur näheren Kenntniss der Siphonophoren von Nizza. Arch. f. Naturgesch. 1854. 2) C. Vogt. Sur les Siphonophores de la mer de Nice. M6m. Inst. Nat. Genevois. T. I 1853. ®) A. Köl liker. Die Schwimmpolypen von Messina. 1853. C. Gegenbaur. Beiträge zur näheren Kenntniss der Schwimmpolypen. Zeitschr. f. wiss. Zool. 1854. T. H. Huxley. Oceanic Hydrozoa. Eay Society. 1858. «) C. Claus. Ueber Physophora hydrostatica nebst Bern, über andere Siphonophoren. Zeitschr. f. wiss. Zool. 1860 Bd. 10. ’) Keferstein & Ehlers. Zoologische Beiträge. I. 1861. ®) E. Metschnikoff. Studien über Entwickelung der Medusen und Siphonophoren. Zeitschr. f. wiss Zool. 1874. Bd. 24. ®) E. Hä ekel. Eeport Challenger. Siphonophora. 1888. 581 Nur wenige Worte über die Untersuchungs-Technik seien noch gestattet. Das lebende Thier mit seinem Eeichthum von Anhängen nahm bei der Seltenheit des Erscheinens und bei der Zartheit, die ein rasches Auflösen im Gefolge hatte, die Aufmerksamkeit so vielseitig in Anspruch, dass an den lebenden Batterieen nur wenig ermittelt werden konnte. Ich fühle diesen Mangel nur allzu lebhaft, als dass ich ihn an dieser Stelle noch weitläuflg beklagen möchte. Die Fangfäden conservirte ich mit Chrom-Osmiumsäure und Chrom - Essigsäure. Durch die jüngeren Batterieen Hessen sich trotz ihrer Kleinheit feine Schnitte legen; die älteren versuchte ich in 1 — 5®/o Salzsäure zu maceriren. Eine Pikrokarminlösung, die ich seit längerer Zeit nach eigenen Vorschriften herstelle und die bei manchen Fachgenossen ge- schätzt wird, leistete zur Färbung die besten Dienste, üeberfärbte Batterieen werden durch die gelegentlich eine Woche lang ausgedehnte Maceration langsam entfärbt; nur die Kerne und elastischen Bänder widerstehen der Entfärbung längere Zeit. a. Die Entwicklung der Seitenfäden und der Nesselknöpfe. Tafel V. An einem Fangfaden nehmen die Seitenfäden (t. 1.) (Tentillen, Häckel) von der Wurzel nach dem distalen Ende successive an Alter zu. Eine Neubildung von Seitenfäden zwischen älteren habe ich bis jetzt in keinem Falle beobachtet. Die Entwicklung der Seitenfäden flndet auf der Dorsalseite der Tentakelwurzel statt. Letztere ist bedeutend dicker, als die ventrale und lässt knospenartige Auftreibungen erkennen, welche die Anlagen jugendlicher Seiten- fäden abgeben (Taf. V, Fig. 1). An der Verdickung der Dorsalfläche der Tentakelwurzel be- theiligen sich sowohl das Ektoderm wie das Entoderm. Frühzeitig fallen in ersterem intensiv sich färbende Zellen auf, welche von der Tentakel Wurzel aus an Grösse allmählich zunehmen und späterhin zu vieren paarweise um eine Seitenfadenknospe angeordnet sind. Sie liefern die von sämmtlichen Beobachtern bisher übersehenen und nicht einmal andeutungsweise er- wähnten vier Gerüstzellen oder Riesenzellen (tect.) des Nesselknopfes. Die jüngsten ■derselben (Taf. V Fig. 6) lassen einen unregelmässig contourirten blassen Kern (k) und um denselben in zwei concentrischen Lagen intensiv sich färbende Plasmaschichten (pl & pl') erkennen. Zwischen ihnen treten helle nicht tingirbare Schichten auf. Die jungen Gerüst- zellen liegen zu zwei Paaren hintereinander angeordnet links und rechts neben dem Entoderm- kanal der Knospe (Fig. 5). Frühzeitig wird der äussere Plasmamantel vakuolisirt unter gleich- zeitiger bedeutender Grössenzunahme der Zelle (Fig. 7) ; späterhin ergreift derselbe Prozess äuch den inneren Plasmamantel. Die Zellen werden blass und durchsichtig; um ihren un- 582 regelmässig contourirten Kern tritt ein feines die ganze Zelle durchsetzendes Netzwerk von Plasmafäden auf (Fig. 2, 3, 4, 8, 9, 10). Während die Gerüstzellen ihrer definitiven Ausbildung entgegen gehen, verlängert sich die Knospe, um bald 'eine Theilung in drei Abschnitte einzuleiten (Fig. 2). Dieselben sind schon von Leuckart*) als Stiel (p. t ), Nesselknopf (n. u.) und als Endfaden (f. t.) bezeichnet worden. Ha e ekel, welcher für den Seitenfaden die Bezeichnung „tentillum“ einführt, nennt den mittleren Abschnitt nach dem Vorgänge von Huxley „sacculus“ oder „Cnidosaccus“. Ich möchte vorschlagen, diesen Namen ganz fallen zu lassen, da er an eine nicht zutreffende Vorstellung anknüpft. Unter einer sackförmigen Auftreibung versteht man eine Erweiterung, welche durch den Gefässkanal bedingt wird. Dieselbe ist nun allerdings schwach angedeutet, aber immerhin nicht stärker als in dem Stiele. Da späterhin, wie ich nach weisen werde, das Gefässlumen oblitirirt und da die wulstförmige Gestalt des mittleren Abschnittes durch die soliden Gerüstzellen bedingt wird, so trifft die Bezeichming „Nesselknopf“ (nodulus urticans) weit eher zu, als der Name Sacculus oder Cnidosaccus. Der Stiel (p. t.) der jungen Knospe ist kurz und stämmig; sein Ektodermbelag ist auf der Dorsalseite verdickt (Fig. 9). Der Nesselknopf (n.u.) erscheint durch die vier grossen lateralen Gerüstzellen wulstförmig aufgetrieben und von der Seite gesehen nierenförmig gestaltet. Ich bezeichne die convex gekrümmte Medianfläche des Nesselknopfes als Dorsalfläche (n, u. d.) im Gegensatz zu der schwach concav gekrümmten und dem Fangfaden zugekehrten Ventral- fläche (n u. v ). Als Vorderende sei der distale Endfaden, als Hinterende der proximale Stiel aufgefasst. Der End faden (f. t.) ist auf frühen Stadien hornförmig gekrümmt und stets nach der linken Seite gewendet. Der Gefässkanal durchzieht alle drei Abschnitte, im Stiele sich etwas ausweitend und in dem Nesselknopf seitlich comprimirt (Fig. 2, 3, 4, 9). Auf späteren Stadien verlängert sich der Endfaden, indem er gleichzeitig tauartig sich erst in wenige (Fig. 8 und 9), später in zahlreiche Spiraltouren aufwindet, deren Umgänge dicht aneinander liegen und nach der linken Seite gekehrt sind. Der Gefässkanal zieht sich mit bedeutend verengtem Lumen (Fig. 8) durch alle Umgänge. Dass gleichzeitig eine merkliche Streckung der ganzen Anlage durch Verlängerung des Nesselknopfes und des Stieles erfolgt, lehrt ein Blick auf Fig. 10. Hervorzuheben ist hierbei die Thatsache, dass die vier Gerüstzellen bei ihrem Wachsthum gleichen Schritt mit der Verlängerung des Nesselknopfes halten. Eine jede derselben ist auf allen Stadien gerade halb so lang wie der Nesselknopf. *) R. Leuckart, Zoolog. Unters. 1853 p. 20. Haeckel, Report p. 97. 583 Während der Endfaden sich tauartig aufwindet, beginnen auch die dorsal und ventral gelegenen Ektodermzellen sich in bemerkens weither Weise zu differenziren. Wie nämlich der Querschnitt durch eine jugendliche Knospe des Fangfadens (Fig. 5) lehrt, so liegen dorsal und ventral von den Gerüstzelien zahlreiche indifferente Ektodermzellen. Durch die mäch- tige Vergrösserung der Gerüstzellen (Fig. 3 und 4) werden dieselben in der Medianregion eng zusammengedrängt. Aus den dorsal gelegenen Zellen gehen in erster Linie die Anlagen des Nesselbandes oder der Nesselbatterie hervor. Die Nesselzellen, welche die Kapseln der Batterie differenziren (cn. t.) liegen in der Tiefe direkt dem Gefässkanale an. Es werden zunächst die mittelsten Kapseln angelegt (Fig. 4j zu denen sich dann links und rechts noch je drei Kapseln gesellen, so dass das Nesselband aus zahlreichen hintereinander folgenden Quer- reihen von je sieben Nesselzellen besteht (Fig. 20 und 21). Jene Zellen hingegen, welche über ihnen die convexe Aussenseite begrenzen, bilden sieh zu einem Drüsenepithel aus, während zwischen letzteres und das Nesselband die späterhin genauer zu schildernden „Bogen- zellen“ und die Zellen der „gefensterten Lamelle“ zu liegen kommen. Auch die ventral gelagerten Ektodermzellen liefern wichtiges Material für den Aufbau des definitiven Nesselknopfes. Aus ihnen — und zwar aus jenen, welche direct den Gerüst- zellen anliegen — gehen die Bildungszellen für die charakteristischen langen stabförmigen Nesselkapseln (Fig. 10 cn. pa., Fig. 21 cn. pa.) hervor, welche späterhin zur Seite der Batterie gelegen sind. Die Kerne der übrigen ventralen Ektodermzellen liegen peripher. Eine Stützlamelle, die auch auf den frühesten Stadien (Fig. 5) nicht nachweisbar ist, wird als strukturlose dünne, den Gefässkanal umgebende Lamelle überhaupt nicht angelegt. Wohl aber vertritt ihre Stelle eine allmählich sich sondernde Gallertschichte, in welcher als Fortsetzung der im Stiele wohl entwickelten Stützlamelle das für die nierenförmigen Nesselknöpfe so charakteristische elastische Band (el) dicht neben dem Gefässkanal sich ausbildet. Dasselbe ist bereits auf den in Fig. 9 und 10 dargestellten Stadien nachweisbar und repräsentirt im Grunde genommen eine lang ausgezogene Schleife, deren beide Hälften wie das Seil einer Harpune in zahlreiche Zickzackwindungen gelegt links und rechts neben dem Gefässkanal verlaufen, um dann genau an der Wurzel des Endfadens in einander überzugehen. (Fig. 14). In distaler Kichtung werden beide Schleifenhälften des elastischen Bandes immer kräftiger, während sie in proximaler an Stärke allmählich abnehmen und schliesslich direct in die Stützlamelle (lam.) des Stieles übergehen (Fig. 17). Von vornherein ist die rechte Schleifen- 584 hälfte (el. d.) kräftiger, stärker lichtbrechend und in breiteren Zickzackwindungen aufgerollt, als die linke (el. s.) (Fig. 17, 18). Das elastische Band wurde zuerst ausführlich von L e u c k a r t bei Abyla und Diphyes beschrieben ; auch V o g t und K ö 1 1 i k e r fanden es gleichzeitig bei P r a y a (Lilyopsis) diphyes auf. Leuckart und Vogt erklärten es für ein vielfach gefaltetes Muskelband, während Köl- liker ihm zugleich muskulöse und elastische Eigenschaften zusprach. Die späteren Beobachter, wie Keferstein und Ehlers,^) deuten es meist als elastischen Apparat. Leuckart liess sich bei seiner Auffassung, der auch Claus^) mit einiger Reserve beipflichtete, wesentlich durch die merkwürdige Querstreifung des Angelbandes von Abyla bestimmen. Nachdem ich indessen nachwies,®) dass diese vermeintliche Querstreifung durch die merkwürdige tauartige Verflechtung zweier glatter und elastischer Bänder bedingt wird, fällt jeder Grund weg, das Angelband der Diphyiden als muskulös anzusprechen. Bei Schilderung der Canarischen Abyliden werde ich noch Gelegenheit nehmen, die originelle Verflechtung der beiden Schleifen- hälften darzustellen, wie sie schon direct bei ihrem Abgang aus der Stützlamelle auftritt und leicht zur Täuschung Veranlassung gibt, als ob nur ein continuirlich sich verdickender und quergestreifter Muskelfaden vorläge. Der hier gegebene Nachweis, dass die verschmälerten proximalen Enden der Schleife direct in die Stützlaraelle des Stiles übergehen, charakterisirt das Angelband unstreitig als eine in dem Nesselknopf merkwürdig modificirte Partie der Stützlamelle. Die weiteren Veränderungen beruhen im Wesentlichen auf einer Streckung des gesumm- ten Nesselknopfes und auf der definitiven Ausbildung der Kapseln und der übrigen histo- logischen Elemente. Eingeleitet werden dieselben durch eine Verlängerung des Stieles, welcher an seinem proximalen (dem Stamme ansitzenden) Theil noch aufgetrieben bleibt, während der distale Abschnitt sich verjüngt und gleichzeitig knäuelartig aufgewunden dem Proximal- theil des Knopfes sich anlehnt. b. Zweites Stadium: Der gestreckte Nesselknopf. Taf. IV. Um die höchst merkwürdigen Vorgänge zu verstehen, welche die Ausbildung der defi- nitiven Gestalt der Nesselknöpfe im Gefolge haben, sei es gestattet, etwas genauer bei der 1) E. Leuckart. Zoolog. Unters. 1853 p. 21, und : Zur näheren Kenntn. d. Siph. v. Nizza, p. 17. C. Vogt. Siphonophores de Nice, p. 103. ®) K ö 1 1 i k e r. Schwimmpolypen von Messina, p. 34. *} Keferstein und Ehlers. Zoolog. Beitr. 1861 p. 7—12. C. Claus, üeber Physophora hydrostatica. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 10. 1860 p. 321. ®) C. C h u n. Die Gewebe der Siphonophoren. Zool. Anz. 1882 No. 117. 585 Schilderung des zweiten Entwicklungsstadiums des Nesselknopfes zu verweilen. Es scheint mir dies umsomehr angezeigt, als noch keiner der früheren Beobachter auf die originellen später darzulegenden Entwicklungsvorgänge aufmerksam geworden ist. Als zweites Entwicklungsstadium bezeichne ich jenes, welches durch die grösste Längs- streckung des Nesselknopfes bei gleichzeitig vollendeter histologischer Ausbildung charakteri- sirt ist. Fig. 1 auf Taf. IV stellt den Nesselknopf auf dem genannten Stadium bei einer Länge von ein oder anderthalb Millimetern dar. In elegantem Schwung, einem umgekehrten Fragezeichen gleichend, ist die distale Partie nach aufwärts gekrümmt. Etwas jüngere Nesselknöpfe sind posthornförmig gestaltet, insofern die Ventralseite von dem Stielende an einwärts gekrümmt ist. Der Stiel (p. t.) ist lang ausgezogen und liegt mit seinem aufgeknäuelten Distalende der Dorsalfläche des Nesselknopfes an. Bei der Contraktion wird der Knäuel dichter, bei der Streckung wird er so weit aufgewunden, dass alle Schleifen verschwinden. Der Gefässkanal (c. t. n.) zieht sich durch die Länge des Nesselknopfes auf der Ventralseite bis zur Insertion des Endfadens hin. Sein lebhaft flimmerndes Lumen ist nur wenig weiter, als dasjenige des Stieles und wird von zwei Eeihen deutlich contourirter Entodermzellen begrenzt, wie sie übrigens schon auf den früheren Stadien (Taf. V Fig. 17 — 19) klar hervortreten. Die vier Gerüstzellen (tect.) haben sich enorm gestreckt; jede derselben ist halb so lang wie der Nesselknopf. Ihre deutlich nachweisbaren Kerne (k & k') . liegen peripher in dem Distalabschnitt der Zellen. An Gerüstzellen, welche durch Maceration isolirt wurden, (Taf. V Fig. 13) sind die unregelmässig contourirten Kerne durch Quellung oval gestaltet und mit einem lichtbrechenden Körperchen ausgestattet. Bedenkt man die Kleinheit aller sonstigen Elemente des Nesselknopfes, so muss es überraschen, dass in den vier Gerüstzellen uns Ge- bilde von geradezu riesigen Dimensionen entgegentreten. Auf dem optischen Querschnitt durch jüngere lebende Batterieen sind sie fast kreisrund gestaltet; auf älteren Stadien erscheint ihr Querschnitt mehr keilförmig mit abgerundeter Dorsalfläche und etwas zugespitzter Ventralseite. Das Nesselband oder die Batterie (t. u.) ist vollständig ausgebildet. Die schwach sichel- förmig gekrümmten (einem Komma gleichenden) Nesselkapseln (Taf. VI Fig. 10) stehen zu je 7 in Querreihen dicht hintereinander angeordnet. An dem in Fig. 1 abgebildeten Nessel- knopf zähle ich 138 Querreihen; die Batterie ist an demselben also aus 966 Nesselkapseln zusammen gesetzt. Das Nesselband wird auf der Ventralseite von dem Gefässcanal, links und rechts von den Gerüstzellen und dorsal von den später noch genauer zu schildernden Bogenzellen und Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Ed. XVI 74 586 Drüsenzellen (gl.) begrenzt. Die Kerne der Nesselzellen liegen durchweg ventral dicht an dem Gefässcanal, dem breiteren Entladungspole der Nesselkapsel gegenüber. Ausser den kommaförmig gestalteten Batteriekapseln finden sich bekanntlich bei allen Calycophoriden an dem Pr'oxim altheile des Nesselknopfes die grossen stabförmigen Nessel- kapseln (cn, pa.). Ihre erste Anlage wird schon auf jenem frühen Stadium, welches auf Taf. V Fig. 10 abgebildet ist, kenntlich. Sie liegen ventral, der Innenseite der proximalen Gerüstzellen dicht angeschmiegt (Taf. V, Fig. 21). Stephanophyes superba ist durch die un- gewöhnlich grosse Zahl derselben ausgezeichnet, insofern jederseits nicht weniger als 22 grosse stabförmige Nesselkapseln auftreten. Selten war ihre Zahl geringer; nur einmal fand ich deren jederseits 16 auf. HäckeP) bezeichnet letztere als Cnidocystae ensiformes im im Gegensatz zu den die Batterie zusammensetzenden Cnidocystae paliformes. Die Bezeich- nung ist nicht glücklich gewählt, da gerade die umgekehrte Benennung eher zutreffen würde. Denn bei den meisten Calycophoriden sind sie gerade gestreckt und palissadenförmig gestaltet, während stets die Batteriekapseln eine schwache Krümmung erkennen lassen. Auch bei Stephanophyes sind erstere gerade, an beiden Enden zugespitzt und einem Schiffstorpedo ähnlich gestaltet. Der Entladungspol liegt an dem dorsal gekehrten Ende. Zu der Längs- achse des Nesselknopfes sind sie schon von ihrer ersten Anlage an dergestalt schräg gestellt, dass der Entladungspol nach hinten gerichtet ist. Bekanntlich kommen ausser den genannten beiden Gruppen von Nesselkapseln an dem distalen Ende des Knopfes noch birnenförmig gestaltete Kapseln (cn. py.) (Cnidocystae pyri- formes Haeckel) vor. Sie bilden hier ein dichtes Polster, von welchem erst an der aus- gebildeten Batterie die proximal gelegenen Kapseln in Gruppen abrücken. Der Endfaden (f. t.) ist meist zu einem dichten Knäuel aufgewunden, an dem die auf früheren Stadien so deutlich hervortretende spirale Aufrollung nicht mehr hervortritt. Letztere wurde auf den jüngeren Stadien (Taf. V Fig, 10) dadurch bedingt, dass gewissermassen als unpaare Fortsetzung des elastischen Bandes eine einseitig verdickte Stützlamelle (lam.) den Endfaden durchzieht (Taf. V Fig. 11). Diese heftet sich an das elastische Angelband gerade da an, wo die linke und rechte Schleifenhälfte ineinander übergehen. Fig. 11, welche einen Theil des spiral aufgerollten Endfadens darstellt, an dem der ektodermale Belag durch Mace- ration entfernt ist, zeigt auf der Aussenseite der Umgänge die im optischen Querschnitt kommaförmig gestaltete Verdickung der Stützlamelle. Sie verschwindet allmählich und macht einer gleichmässig dicken strukturlosen Stützlamelle Platz. Dadurch wird es bedingt, dass der *) Haeckel. Eeport p. 97. 587 Endfaden die spirale Aufwindung auf späteren Stadien vermissen lässt. Schon ziemlich früh scheint das Lumen des den Endfaden durchziehenden engen Gefässkanales (c. t. f.) zu schwin- den ; man bemerkt nur noch von der Stützlamelle umgeben die ovalen Kerne der Entoderm- zellen in granulirtes Plasma eingestreut. Der Endfaden, welcher dicht mit Nesselkapseln von zweierlei Art — kleinen stabförmigen und bimförmigen — bedeckt ist, läuft in einen End- knopf (n. f. t.) aus, dessen Basis von bimförmigen Kapseln umsäumt ist, während die vor- gewölbte Kuppe frei bleibt. Dieser Terminalknopf wurde zuerst von C. Vogt^) beschrieben und zutreffend von Praya (Lilyopsis) diphyes abgebildet. Schliesslich hätte ich noch des elastischen Angelbaudes (el.) zu gedenken, welches im Wesentlichen den schon oben erwähnten Verlauf links und rechts neben dem Gefässkanale nimmt. Die rechte Seitenhälfte (Fig. 2) ist stärker lichtbrechend und in breitere Zickzack- windungen gelegt, als die linke, ungemein blasse und leicht zu übersehende. Offenbar be- dingt der von der rechten Schleifenhälfte stärker sich geltend machende Zug, dass häufig der Distaltheil des Nesselknopfes nach rechts gekehrt ist (Fig. 2). Während auf jugendlichen Stadien der Nesselknopf vollendet durchsichtig ist, so beginnt auf den späteren ein schwach bläulicher, allmählich mehr in das Violette übergehender Ton das Nesselband auszuzeichnen. An der Insertionsstelle des Endfadens tritt dann intensiv rothes Pigment im Umkreis des Gefässes auf, das sich bald in proximaler Richtung auszu- breiten beginnt. Constant beobachtete ich auf diesen Stadien einen schwarzen Pigmentfleck, welcher in der Nähe des Stieles an der Ventralseite des Nesselknopfes auftritt. Ich hielt ihn anfänglich für eine- Art von lichtempfindlichem Apparat, kann aber an conservirtem Material, wo er stets geschwunden ist. Nichts finden, was eine solche Vermuthung rechtfertige. c. Drittes Stadium: Die Invagination des Nesselknopfes. Taf. IV. Unter allen Entwicklungsvorgängen, welche den Nesselknopf in seine definitive Gestalt überführen, dürfte wohl kaum einer origineller verlaufen und zugleich folgenschwerer für die Ernährung der Batterie sich gestalten, als der hier zu schildernde und von keinem Beobachter bisher erwähnte. Die histologische Differenzirung der Zellen des Nesselknopfes ist vollendet; neue Zellen werden nicht mehr ausgebildet, ein Nachschub von Nesselkapseln kommt in keiner Batterie vor — und so mag es denn begreiflich sein, dass in kürzester Frist die Circulation der Er- nährungsflüssigkeit in dem Gefäss des Nesselknopfes unterbrochen und definitiv aufgehoben *) C. Vogt. Siphonophores de Nice. p. 104 Taf, 17 Fig. 3. 74* 588 wird. Eingeleitet wird das Veröden des Gefässes im Batterietheil des Xesselknopfes durch ein Umstülpen des Proximaltheiles der Batterie und der anliegenden Gerüstzellen nach der Ventralseite. Das Gefässlumen wird zunächst bei seinem Uebergang in den Stielkanal ver- engt (Fig. 2 bei x) und schliesslich dadurch vollständig zum Schwund gebracht, dass der gesammte Proximaltheil des Nesselknopfes: die beiden proximalen Gerüstzellen, die grossen Nesselzellen und die Batterie mit den anliegenden Drüsenzellen eine Drehung von 180° aus- führen, indem sie sich zwischen die distale Hälfte des Nesselkuopfes und das Gefäss mit dem Angelband eindrängen (Fig. 3). Man findet die in Fig. 3 abgebildeten Stadien nicht sehr häufig, da offenbar dieser Invaginationsvorgang des Proximaltheiles ziemlich rasch sich ab- spielt. Erst nachdem die Umstülpung so weit gediehen [ist, dass der ehemalige Proximal- abschnitt der Batterie mit den angrenzenden Gerüstzellen in der Nähe der Insertion des Endfadens anlangte, sistiren alle Entwicklungsvorgäuge im Nesselknopfe. Die nächste Folge dieser originellen Invagination tritt klar zu Tage: der Gefässkanal, einst prall gefüllt, wird zu einer Art von Entodermlamelle ausgedehnt, die nunmehr nur noch als rudimentäres Gebilde bestehen bleibt. Die zur Seite gedrängten Schleifen des Angel- bandes treten auf die Seitentheile des definitiven Nesselknopfes über. An dem Innenrande derselben erhalten sich noch lange Zeit die Kerne der Gefässzellen (Fig. 4 und 6 en.). Selbst- verständlich wird auch die Ektodermpartie in der Umgebung des Gefässes gedehnt und zu Die nebenstehende schematische Zeichnung mag im Vergleich mit den auf Taf. V Fig. 20 und 21 dargestellten Querschnitten den Effect der Einstülpung versinnlichen.^) Ich kann die Schilderung dieser Invagination nicht abschliessen, ohne noch der Frage zu gedenken, durch welche mechanischen Kräfte die Umstülpung be- dingt werden möge. Irgend ein Zug oder Druck muss es doch sein, welcher die vollständige Umkehr so, mas- siger Gewebetheile veranlasst. Man könnte zunächst daran denken, dass der Druck des knäuelartig auf- gewundenen Stieles die Veranlassung zur Umstülpung gäbe, zumal er schräg von hinten 1) Die Figurenbezeichming ist dieselbe wie auf Taf. IV — VI. x. Hohlraum zwischen der dorsalen und ventralen Partie des Nesselknopfes, ek. -|- enl. Gefässlamelle mit aufliegendem Ektoderm, m. f. Gefensterte Membran, arc. Bogenzellen, tect. s. d. und tect. d. d. Linke und rechte dorsale Gerüstzelle. einer dünnen Lamelle abgeplattet. Fiff.3. 589 wirken müsste. Da indessen bei der Streckung des Stieles der Knäuel aufgerollt wird, so ist diese Annahme kaum gerechtfertigt. So bleibt uns denn nur die eine Möglichkeit übrig, dass ein von dem elastischen Angel- band ausgeübter Zug die Umstülpung des Proximaltheiles bedinge. Diese Annahme steht freilich mit der Vorstellung nicht im Einklang, welche die früheren Beobachter von der Wirkung des Angelbandes sich bildeten. Sie glaubten meist, dass es nach Art einer zu- sammengedrückten Spiralfeder sich auszudehnen und eine Sprengung der Batterie herbei- zuführen strebe. Wenn ich nun gerade umgekehrt der Anschauung mich zuneige, dass es die Tendenz besitzt sich zusammenzuziehen, dass es also eine Zugwirkung und keine Druck- wirkung ausübt, so ^stütze ich mich auf folgende Thatsachen. Erstlich wäre es bei Annahme einer Druckwirkung schwer erklärlich, dass der Nesselknopf auf jungen Stadien posthorn- förmig eingerollt ist, wenn das Angelband, das ja stets an der concaven Innenseite gelegen ist, nach Art einer comprimirten Spiralfeder sich auszudehnen strebe. Da müsste doch ge- rade umgekehrt das Angelband auf die convexe Aussenseite zu liegen kommen. Zweitens spricht dafür, dass das Angelband die Tendenz besitzt, sich enger zusammenzuziehen, der Umstand, dass die gestreckte Batterie meist mit dem Distalende nach rechts gebogen ist. Wie ich oben hervorhob, so kann diese Drehung nur dadurch erfolgen, dass die rechte Schleifenhälfte bei ihrer kräftigeren Ausbildung auch einen entsprechend stärkeren Zug ausübt. Endlich müsste, wenn das Angelband einen Druck nach Art einer comprimirten Spiralfeder aus- übte, die Umstülpung des Nesselknopfes gerade entgegengesetzt nach der Dorsalseite hin erfolgen. Wenn ich dem noch hinzufüge, dass an dem lebenden Nesselknopf, dessen Angel- band sehr leicht sich abheben lässt, nie ein Lockern der Serpentinwindungen zur Beobach- tung gelangt, so darf ich es wohl für ausgeschlossen halten, dass eine Druckwirkung aus- geübt wird. Wohl aber ist es der stetige von elastischen Kräften ausgeübte Zug, welcher zur Invagination des Nesselknopfes Veranlassung gibt. Wie wäre es sonst erklärlich, dass das Angelband bei der Eeduktion des Nesselknopfes auf die Hälfte seiner ursprünglichen Länge in engere Serpentinwindungen sich legend, ebenfalls einen entsprechend kürzeren Weg durchmisst? d. Struktur des ausgebildeten Nesselknopfes. Taf. IV und VI. Die Form des ausgebildeten Nesselknopfes der Diphyiden kann erst aus seiner Ent- wicklungsgeschichte verstanden werden. Die schleifenförmige Biegung der Batterie, die Lagerung des Angelbandes, der Mangel eines Gefässlumens — das Alles sind Struktur- 590 Verhältnisse, welche unverständlich bleiben würden, wenn nicht der eben geschilderte Invagi- nationsprozess Aufklärung gäbe. Indem ich daher an die obige Darstellung anknüpfe, so erwähne ich, dass die Nesselknöpfe (Taf. IV Fig. 4) schwach nierenförmig gekrümmt sind mit convexer Dorsalfläche und concaver Ventralfläche. Die Krümmung ist bald mehr, bald weniger ausgeprägt als in Fig. 4; gelegentlich ist die Ventralseite horizontal gestreckt. Die Länge des Nesselknopfes beträgt durchschnittlich 0,8 mm bei einer Breite von 0,28 mm. Der Stiel (p. t.) ist an seinem distalen Ende bei der Contraction geknäuelt und liegt dem Nesselknopfe resp. der Batterie an jener Stelle auf, welche ursprünglich die Mitte der Dorsalfläche des gestreckten Knopfes bildete. Die Stützlamelle (lam.) des Stieles ist ziemlich kräftig und springt bei der Contraktion in zahlreichen Falten zwischen die Muskelblätter vor. Bei der Streckung glätten sich die Falten aus; dann lässt sich auch nachweisen, dass die Längsmuskelfasern in sehr lang gezogenen Spiraltouren der Stützlamelle aufliegen. Wird der Stiel kräftig contrahirt, so springt die Ektodermbekleidung in zahlreichen Runzeln vor. Die vier Gerüstzellen (tect.) erreichen eine Länge von 0,8mm. Im Verhältniss zu allen übrigen Elementen des Nesselknopfes sind das ganz erstaunliche Dimensionen, welche wohl die Bezeichnung „Riesenzellen“ rechtfertigen dürfen. Mit Ausnahme langgestreckter Muskelfasern und thierischer Eier sind überhaupt Zellen von nahezu einem Millimeter Länge nur selten im Verbände der übrigen Gewebe zu beobachten. Ich werde übrigens späterhin noch Gelegenheit nehmen, auf Gerüstzelleu von noch ansehnlicheren Dimensionen bei anderen Siphonophorenarten aufmerksam zu machen. Die beiden ventralen Gerüstzellen liegen wie die Klingen eines Taschenmessers eingeklappt zwischen den beiden dorsalen (Fig. 5). Ihre Kernreste waren schwierig nachzuweisen, doch konnte ich sie stets bei den ventralen Zellen an dem Innenrande in der Höhe der zweiten bis vierten grossen stabförmigen Nesselkapsel aufflnden. Die Struktur des Nesselbandes (t. u.) oder der Batterie mit den aufliegenden Ge- webe-Elementen ist complicirter, als man früher annahm. Was zunächst die Nesselzellen selbst anbelangt, so sind sie in 7 Längsreihen angeordnet. Die Nesselkapseln alterniren mit jenen der nebenliegenden Reihe (Taf. VI Fig. 8). Sie sind einem Komma ähnlich gestaltet, durchschnittlich 0,045 mm lang und au dem nach Aussen gerichteten Entladungspol (x) etwas breiter, als an dem gegenüber liegenden (Taf. VI Eig. 10). Die langgezogenen, wie geschwänzt erscheinenden Kerne der Nesselzellen (k.) liegen stets an dem nach Innen gerichteten schmäleren Pole. Bemerkenswerth ist der Umstand, dass den Nesselzellen der Batterie Muskelstiele und Cuidocils völlig abgehen. 591 Ueber die Batterie in ihrer ganzen Ausdehnung zieht sich eine hyaline gefensterte Lamelle (m. f.). Dieselbe ist derart gefaltet, dass sie die Kuppe des Entladungspoles eines jeden einzelnen Nesselkapsel haubenartig überdacht (Fig. 10, 8) und zwischen den einzelnen Kapseln sich einsenkt. Schon an den jugendlichen Batterieen ist sie als eine gitterartig durchbrochene Lamelle nachweisbar, welche aus vier hyalinen Längsstreifen besteht, die regelmässig durch Querhrücken verbunden sind. So entstehen Querreihen von je fünf rund- lichen, aber nicht genau gleich grossen Oeffnungen (Taf. V Fig. 16). Da die kreisförmigen Oeffnungen des Aussenrandes nur selten geschlossen sind, so erscheint derselbe gezähnelt. In den Fensteröffnungen liegen unregelmässig contourirte blasse und fein granulirte Kerne (Fig. 15). Manchmal gelingt es bei der Maceration die hyaline Zwischensubstanz so abzu- heben, dass die zu je 5 in Querreihen gestellten Kerne allein auf dem gequollenen Nessel- bande liegen bleiben. Offenbar geht die Lamelle aus fünf Längsreihen von Zellen hervor, deren Plasma verschmilzt und hyalin wird, während die Kerne intact bleiben. Der einzige Beobachter, welcher eine Andeutung der gefensterten Membran gesehen hat, ist Claus.^) Er spricht von drei zickzackförmig gebogenen Längsbändern, welche über das Nesselband von Praya hinweglaufen und durch Querbrücken mit einander verbunden sind. Quer über der gefensterten Lamelle liegen sonderbar gestaltete Zellen, welche kein Beobachter bis jetzt bemerkt hat. Ich nenne sie die Bogen zellen (arc.) des Nesselbandes (Taf. VI Fig. 8 und 9). Sie sind bogenförmig gestaltet und regelmässig wie die Sprossen einer Leiter senkrecht zu der Längsrichtung des nach Aussen convex gekrümmten Nessel- bandes angeordnet. Ihre Zahl entspricht der Anzahl von Nesselkapseln, die in einer Längs- reihe sich vorfinden. Die Contouren sind unregelmässig; die ganze Zelle erscheint fast wie angenagt. Gewöhnlich sind ihre Enden nach Art eines Stempels verbreitert. Die ovalen Kerne liegen meist in der Mitte, selten seitlich, Offenbar wird der eigenthümliche Habitus der Bogenzellen dadurch bedingt, dass sie der hyalinen Lamelle sich fest anschmiegen und die Furchen ausfüllen, welche durch die Faltungen des letzteren bedingt werden. Ueber ihre Funktion ’ vermag ich nur Vermuthungen aufzustellen. Ihre regelmässige Anordnung nach Art von Halbreifen deutet vielleicht darauf hin, dass sie die offenbar in starkem Turgor befindliche Batterie Zusammenhalten und ein vorzeitiges Sprengen verhüten. Die Aussenseite des Nesselbandes wird in ihrer ganzen Ausdehnung von einem Drüsen- epithel (gl.) bedeckt. Korotneff^) beschreibt ein solches von den Nesselknöpfen der q C. Claus. Ueber Physophora hydrostatica. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 10. 1860. p. 320. q Korotneff. Zur Histologie der Siphonophoren. Mitth. Zool. Stat. Neapel Bd. 5. 1884 p. 257. 592 Physophoriden (Halistemma) , während er den Calycophoriden (Hippopodius) ein einfaches flimmerndes Plattenepithel vindicirt (1. c. p. 262 Taf. 17 Fig. 71). Auf die Flimmerung der Dorsalseite des Nesselknopfes hat übrigens bereits Leuckart aufmerksam gemacht.’) Was nun speziell die Drüsenschichte der Nesselknöpfe von Stephanophyes anbelangt, so repräsentirt sie eine Lage, welche — seitlich von den Gerüstzellen begrenzt — die Dorsal- fläche des Nesselbandes in seiner"" ganzen Ausdehnung bedeckt. Das Drüsensekret ist in Gestalt zahlreicher würfelförmiger oder unregelmässig begrenzter, lichtbrechender Ballen ent-» wickelt (Taf. VI Fig. 8 und 10). Dieselben sind ziemlich deutlich in Querreihen angeordnet. Zellgrenzen konnte ich nicht nachweisen, wohl aber waren in regelmässigen Abständen an den Rändern der Drüsenschicht ovale Zellkerne (k.) nachweisbar (Fig. 8 k.). Die Drüsenlage bildet sich schon an den jungen Nesselknöpfen, wie sie auf Taf. V Fig. 8 und 9 dargestellt sind. Man nimmt an der Drüsenlage der letzteren (Taf. VI Fig. 11) randständige Zellkerne wahr und sieht, dass schon frühzeitig das gegen die Medianlinie ausstrahlende Zellplasma die lichtbrechenden Drüsenballen differenzirt. Letztere waren an den conservirten ‘ Nessel- knöpfen braungelb gefärbt. Die grossen stabförmigen Nesselzellen (cn. pa.), welche der Innenseite der proximalen beiden Gerüstzellen anliegen, sind durchschnittlich 0,1 nim lang. Wie oben her- vorgehoben wurde, so kommen sie bei Stephanophyes in ungewöhnlich grosser Zahl, nämlich zu 22 jederseits, vor. Von der Invagination des Proximaltheiles werden sie insgesammt in Mitleidenschaft gezogen, so dass die ursprünglich proximal am Stielende gelegenen Kapseln späterhin distal an die Insertion des Endfadens verschoben werden. Hierbei schmiegen sie sich den Gerüstzellen so dicht an, dass deren Innenseite cannelirt erscheint. Wiederum ver- misst man an ihnen — ebenso wie an den kommaförmigen Batteriekapseln — sowohl die Cnidocils, als auch die Muskelstiele. Die Kerne liegen den Kapseln seitlich an (Taf. V Fig. 21.) Ein Entwicklungsstadium derselben habe ich auf Taf. V Fig. 12 dargestellt, welches den intensiv sich färbenden Nematoblasten (nbl.) — die Anlage des Nesselfadens — , die un- gefärbt bleibende hyaline Sekretmasse (se), welche wesentlich die Kapselwand bildet, und den platten Kern (k.) zeigt. Da ich noch späterhin Gelegenheit nehmen werde, die Ent- wicklung der Nesselkapseln ausführlicher zu schildern, so wei§e ich nur darauf hin, dass die irrige Angabe von Jickeli^) und Nussbaum®) über eine Anlage des Fadens ausserhalb *) R. Leuckart. Zool. Unters. 1853 p. 20. C. Jickeli. Der Bau der Hydroidpolypen. Morph. Jahrb. Bd: 8 p. 399. ®) M. Nussbairm. Ueber die Tbeilbarkeit der lebendigen Materie. II. Hydra. Arcb. f. mikrosk. Anat. Bd. 29 p. 304. 593 der Kapsel und über eine nachträgliche Einstülpung in dieselbe schon von Bedot/) der den Vorgang im Wesentlichen richtig darstellte, und neuerdings von C. Schneider^) zu- rückgewiesen wurde. Die Anlage des Nematoblasteu innerhalb der Kapsel tritt übrigens auch an den Querschnitten durch die Batteriezellen (Taf. V Fig. 20 und 21) deutlich hervor. Der ausgeschnellte Nesselfaden (Taf. VI Fig. 15) ist an seinem unteren Th eil breit und von einem spiral verlaufenden Band äusserst feiner Häärchen umsäumt. lieber das elastische Angelband habe ich den obigen ausführlichen Darlegungen nur wenig hinzuzufügen. In Folge des Invaginations-Vorganges hat es nur den halben Weg zu durchlaufen und so lagern sich die Serpentinwindungen enger aneinander. Die rechte, stark lichtbrechende Hälfte färbt sich intensiv mit Karmin, während die linke Schleifenhälfte kaum den Farbstoff annimmt und deshalb leicht übersehen werden kann. Zudem sind ihre Win- dungen auffällig viel schmäler als diejenigen der rechten Hälfte (Taf. IV Fig. 5 und 6). Der Uebergang des Angelbandes in die Stützlamelle des Stieles ist mit aller Schärfe zu erkennen; auch sind die Kerne des verödeten Gefässes (en) längs der Innenseite (namentlich der linken Schleifenhälfte) noch nachweisbar. Durch die Invagination wird das Angelband völlig aus seiner ursprünglichen Lage abgedrängt bis auf den distalen Abschnitt, wo beide Schleifen- hälften ineinander übergehen. Dieser haftet in Folge dessen sehr fest an dem distalen Ende der Batterie — ein Umstand, welchen wir bei Erörterung des Entladungsmechanismus noch ausreichend zu würdigen haben. Aus der Natur der Sache geht hervor, dass das Angelband mit den Kapseln der Bat- terie in keinem Zusammenhang stehen kann. Sämmtliche älteren Beobachter geben denn auch ausdrücklich an, dass keine Nesselkapseln an demselben befestigt sind. Um so mehr bin ich erstaunt, dass der einzige Beobachter, welcher mit allen Mitteln der modernen Technik die Batterieen studirte, gegentheiliger Ansicht ist. Nach Korotneff^) sind nicht nur die grossen stabförmigen Kapseln, sondern auch die Batteriekapseln an dem Angelbande durch Muskelstiele befestigt. Auf diese Beobachtung hin gelangt er zu einer Auffassung des ganzen Nessel- knopfes, welche in direktem Widerspruch zu allen meinen Angaben steht. Zunächst wird eine nahe Verwandtschaft zwischen dem elastischen Bande und einer Muskelfibrille statuirt (1. c. p. 267), weiterhin wird der Nesselkuopf, an dem freilich das obliterirte Gefäss über- sehen wurde, als aus einem grossblasigen Gewebe von Entodermzellen bestehend geschildert 1) M. B e d 0 1. Recherches sur les cellules urticantes. Eecueil Zoolog. Suisse Bd. 4 1888 p. 51 und 70. K. C. Schneider. Histologie von Hydra fusca. Arch. f. Mikrosk. Anat. Bd. 35 p* *. 345. *) Korotneff. Zur Histologie der Siphonophoren p. 263, Taf., 17 Fig. 72. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges, Bd. XVI. 75 594 (p. 262) und endlich neigt Korotneff sich der Auffassung zu, dass sogar die an dem Angel- band befestigten Nesselkapseln entodermaler Natur seien. Da bliebe dann von ektodermalen Bildungen am Nesselknopf, wie auch thatsächlich angenommen wird (p. 268), weiter nichts übrig, als das Drüsenepithel und der Endfaden! Carambal Als ein charakteristisches Merkmal für die Nesselkapseln der Batterie und für die grossen stabförmigen Kapseln wurde der Mangel von Muskelstielen und Cnidocils hervor- gehoben. Ganz anders verhalten sich in dieser Hinsicht die bimförmigen Nessel- kapseln (cn. py.), welche an dem Distaltheile des Nesselknopfes auftreten. Sie sondern sich in mehrere Gruppen (Taf. IV Fig. 4) und zwar zunächst in eine ventrale Gruppe (cn. py'.), in eine linke und rechte Partie (cn. py.'") und endlich in den distalen längs der Dorsalseite des Nesselbandes gruppirten Haufen (cn. py."). An allen diesen bimförmigen Kapseln sind vogelschnabelartig gekrümmte Cnidocils und theilweise auffällig lauge Muskelstiele entwickelt. Fig. 13 auf Taf. VI stellt eine laterale Gruppe der bimförmigen Kapseln mit ihren geradezu monströs langen Muskelstielen (mu.) dar. Die Kerne der Nesselzellen liegen den Kapseln dicht angeschmigt an ; die contraktile Substanz breitet sich um den Kern und um die Kapsel becherförmig aus. Die Stiele benachbarter Kapseln vereinigen sich zu stärkeren Muskel- bändern, die an der hyalinen gefensterten Lamelle, welche über der Batterie liegt, sich inseriren. An das distale Ende der Batterie und zwar wiederum speciell an die letzten Ausläufer der gefensterten Lamelle treten auch die beiden Längsmuskelbänder des Endfadens heran. Ich muss allerdings gestehen, dass an den conservirten nierenförmigen Nesselknöpfen die Anheftung der Muskelstiele an die gefensterte Lamelle bei Weitem nicht so klar angedeutet ist, wie an den noch zu schildernden eichelförmigen Nesselknöpfen. Seitdem ich meine Beobachtungen über die Querstreifung der Muskelstiele an den Nessel- zellen von Physalia publicirte ^), ist wohl ziemlich allgemein die Auffassung zur Annahme gelangt, dass die stielförmigen Fortsätze der Nesselzellen nicht nur contraktiler Natur sind, sondern dass sie auch für die Entladung der Kapsel von Bedeutung erscheinen. Es wäre indessen verfehlt, jeder Nesselzelle muskulöse Elemente zuerkeunen zu wollen; die obigen Mittheilungen über den Mangel derartiger contraktiler Ausläufer an den übrigen Kapseln der Batterie und des Nesselknopfes mahnen vor Verallgemeinerungen. 9 C. Chun. Die Natur und Wirkungsweise der Nesselzellen bei Coelenteraten. Zool. Anz, 1881 No. 99. und: Humboldt. Bd. 1 Heft 2. 595 Auch Korotneff schliesst sich meiner Auifassung über die Natur der Stiele an den Nesselzellen an, indem er, \yie ich gern hervorhebe, ziemlich zutreffend die langen Muskel- stiele der bimförmigen Nesselzellen bei einer Praya-Art darstelltP) Unter allen histologischen Angaben des genannten Beobachters war eine mir von vorn- herein sehr plausibel: die Beobachtung nämlich, dass in der Nähe der bimförmigen Nessel- kapseln eine grosse Ganglienzelle gelegen sei, welche mit ihren Ausläufern die Muskelstiele innervirt. Verdächtig ist allerdings seine Angabe, dass gerade der stärkste Zweig dieser Ganglienzelle an das Angelband herantrete, dort mit einer leichten Anschwellung endige und es demgemäss demselben Impulse wie den Muskelstielen unterwerfe. Ich habe mich leider vergeblich bemüht bei Stephanophyes eine derartige Ganglienzelle nachzuweisen, möchte aber das Vorkommen nervöser Elemente — wenn auch nicht gerade an der von Korotneff beschriebenen Stelle — nicht in Abrede stellen. Das um so weniger, als ich späterhin noch auf Nervenstränge an den Nesselknöpfen von Physophoriden aufmerk- sam machen werde. Unter letzteren sind es namentlich die jugendlichen Nesselknöpfe von Agalma rubrum Vogt, welche auf der Dorsalseite einen Nervenstrang erkennen lassen, der distal starke Seitenzweige abgibt und vor dem Endknopf in eine grosse verästelte Ganglien- zelle mit mehreren Kernen ausläuft. Was speziell Stephanophyes anbelangt, so brauche ich kaum zu betonen, wie fühlbar sich der Mangel frischen Materiales geltend machte, an dem sich über diese Verhältnisse hätte Aufschluss gewinnen lassen. An den conservirten Nesselknöpfen fand ich in der Region der bimförmigen Zellen ein faseriges Maschenwerk (Taf. VI Fig. 13 r.), allein an eine nervöse Natur desselben war nicht zu denken. Diese Maschen scheinen von elastischen Fasern ge- bildet zu werden, wie sie allerdings für die durch die Invagination stark gedehnte und dünne Membran zwischen den Muskelstielen nicht ohne Bedeutung sein dürften. An dem distalen Ende der Batterie war allerdings ein nicht scharf umschriebener Complex fein granu- lirten Protoplasma’s wahrnehmbar. Was schliesslich den feineren Bau des Endfadens (f. t.) anbelangt, so gelingt es nur an völlig gestreckten Partieen desselben genügenden Aufschluss zu erhalten. Von dem Ge- fässkanale ist kein Rest mehr nachweisbar, dagegen treten deutlich zwei lange Muskelfasern hervor, welche ihn der ganzen Länge nach durchziehen (Taf. VI Eig. 14). An ihnen alterniren regelmässig Nesselkapseln von zweierlei Gestalt: kleine stabförmige Kapseln (cn'.) und bim- 75* ) Korotneff. Zur Histologie der Siphonophoren p. 264 Taf. 18 Fig. 80. 596 förmige (cn. py.). Die letzteren sind an langen Muskelstielen befestigt, welche alternirend von der linken und rechten Muskelfaser entspringen. Zwischen -ihnen sitzen paarweise ver- eint die stabförmigen Kapseln auf kurzen, polsterartigen Muskelstielen. Der Entladungspol ist proximal (gegen die Batterie) gewendet, ihre Insertion am Muskel dagegen distal (gegen den Endknopf). An dem Endknopf, dessen Kuppe nackt bleibt, treten nur bimförmige zu zwei oder drei Kreisen angeordnete Kapseln auf. Die bimförmigen Kapseln gleichen an Grösse (sie messen durchschnittlich 0,02 mm) und Gestalt durchaus jenen, welche am Distal- ende des Nesselknopfes gelegen sind. Die Kuppe des Endknopfes scheint aus einer einzigen grossen Zelle gebildet zu werden. An dem ausgebildeten Nesselkuopfe treten demnach viererlei Nesselkapseln auf: 1) die kommaförmigen Batteriekapseln von 0,045mm Länge; 2) die grossen seitlichen stabförmigen Kapseln von 0,12mm Länge; 3) die langgestielten bimförmigen Kapseln von durchschnittlich 0,02mm Länge; 4) die kleinen stabförmigen Kapseln des Endfadens von 0,022mm Länge. e. Die Entladung des Nesselknopfes. Auf engen Raum ist in den Nesselknöpfen der Siphonophoren eine formidable Menge von Projektilen zusammengedrängt. Um einen Begriff von deren Wirkung zu erhalten, mögen folgende , dem niereuförmigen Nesselknopf von Stephanophyes entlehnte Ziffern hier an- gegeben sein. In der Batterie (dem Nesselbande) sind durchschnittlich 1000 Nesselkapselu zusammen- gedrängt. Diese Zahl ist weder zu hoch, noch zu niedrig gegriffen; sie entspricht ziemlich genau dem Mittelwerthe. Zu diesen gesellen sich 44 grosse stab förmige und circa 120 bim- förmige Kapseln. An dem Nesselknopfe im engeren Sinne sind also nicht weniger als 1164 Projektile zusammengedrängt. Zu ihnen gesellen sich noch die Kapseln des Endfaclens. Die Zählung derselben ist ausserordentlich erschwert, weil es fast nie gelingt, ihn in ganzer Ausdehnung gestreckt zu conserviren. Stets sind Partieen desselben so eng geknäuelt, dass ein Gewirr bunt durcheinander gewürfelter Kapseln vorliegt. Nach ungefähren Schätzungen greife ich eher zu niedrig, wenn ich die Zahl seiner Kapseln auf 500 veranschlage. Etwa 1700 Nesselkapseln von viererlei Gestalt, wie sie in einem eiuzigen Nesselknopfe vereint sind, erzeugen eine Wirkung, welche nicht nur kleineren, sondern. auch mittelgrossen pelagischen Organismen verhängnissvoll wird. Es fragt sich nur, in welcher Weise die ein- zelnen Gruppen von Nesselkapseln in Aktion gesetzt werden und wie es ermöglicht wird, dass die betäubte Beute auch sicher dem Magenschlauche zugeführt wird. 597 Da ist zunächst hervorzuheben, dass gerade die am kräftigsten wirkenden Kapseln, nämlich die 44 stabförmigen und die kommaförmigen der Batterie, nur passiv durch einen von Aussen kommenden Druck entladen werden können. Ihnen fehlen ja die Muskelstiele und contraktilen Hüllen. Anders liegen dagegen die Verhältnisse bei den bimförmigen Nesselkapseln und bei jenen, welche an dem Endfaden sich inseriren. Sie sind mit contraktilen Elementen ausgestattet, welche aktiv durch Druck eine Entladung herbeiführen. Wenn auch diese Thatsachen den früheren Beobachtern unbekannt geblieben sind, so neigen sie doch insgesammt der Auffassung zu, dass nur durch ein Zerreissen der Batterie eine Entladung erfolgen kann. In richtiger Würdigung dieser Thatsache schreiben sie dann dem Angelband die Funktion zu, entweder aktiv ein Zerreissen zu bewerkstelligen oder passiv den Zusammenhang des betäubten Beutethieres mit dem Tentakel zu wahren. Dass die Beurtheilung der Funktion des Angelbandes verschieden ausfallen muss, je nachdem das- selbe als muskulös oder als elastisch betrachtet wird, liegt auf der Hand. Der erste Forscher, welcher sich ausführlicher über den Entladungsmechanismus der Nesselknöpfe von Calycophoriden in einer für den damaligen Stand der Kenntnisse durchaus zutreffenden Weise auslässt, ist Leuckart^). Ich gebe seine auf die Nesselknöpfe von Abyla bezüglichen Ausführungen zum Theil wörtlich wieder. „Hat sich der Endfaden des Nesselknopfes irgendwo befestigt, und bekanntlich geschieht das so leicht, dass man sich fast versucht fühlt, den Faden für klebrig zu halten, so zerreisst der Stiel des Nesselknopfes, sei es nun durch eine Bewegung des Fangfadens oder der fest- gehaltenen Beute, bis auf das Band. Durch Hülfe dieses Muskelbandes bleibt der Nesselknopf mit der Colonie auch noch dann in Verbindung, wenn sich der Gefangene, trotz seiner Bande, vielleicht noch eine Strecke weit entfernen sollte. Die einzige Folge eines solchen Flucht- versuches ist die, dass der Muskelfaden sich allmählich, wie das Seil einer Harpune abrollt; ein Umstand, der für die Beute unserer Siphonophoren um so verhängnissvoller wird, als die Nesselzellenbatterie dabei zerreisst und ihren Inhalt über den Gefangenen ausstreut. Durch Verkürzung des Fadens kann dann sonder Zweifel die Beute dem Polypen zugeführt werden. In ganz ähnlicher Weise äus^ern sich Keferstein und Ehlers^) über die Entladung. Wenn sie das Angelband mit Recht als einen elastischen Apparat beurtheilen (Leuckart ent- deckte ja zuerst die anscheinende Querstreifung desselben bei Abyla und hielt es für einen 9 R. Leuckart. Zur näheren Kenntniss der Siphonophoren von Nizza. 1854. p..lü* 9 Keferstein und Ehlers: Zoologische Beiträge 1861. p. 8 und 12. 598 Muskel), so bleibt doch der Nutzeffekt derselbe: der Zusammenhang der Beute mit dem Stiele des zerrissenen Nesselknopfes wird gewahrt. Die Abbildungen, welche sie von dem halb zerrissenen Nesselknopfe geben, sind durchaus zutreffend. Die späteren Beobachter stimmen oft mehr stillschweigend den Ausführungen Leuckarts zu; nur Korotneff versucht Andeutungen über den Entladungsmechanismus zn geben, welche denselben in ganz anderem Lichte erscheinen lassen. Indem er nämlich das Angel- band für „eine Reserve der kinetischen Kraft“ erklärt Cp. 265), glaubt er, dass es als „Extensor“ die Zersprengung des Nesselknopfes bedingt. Da nach seinen Angaben die Zellen der Batterie und die grossen stabförmigen Zellen mit Muskelstielen an dem Angelband befestigt sind, so müssten dieselben aktiv durch Muskelkontraktionen entladen werden. Dass die Angaben Korotneffs mit dem thatsäcblichen Verhalten, wie es die älteren Forscher schon richtig darstellten, nicht vereinbar sind, habe ich oben hervorgehoben. Keine Nesselkapsel sitzt dem Angelbande auf; nie dient dasselbe direkt als Extensor zum Zer- sprengen der Batterie. Der Entladungsmechanismus kann erst nach einer genauen Einsicht in den histologischen Aufbau des Nesselknopfes völlig verstanden werden. Da ich auf eine Anzahl von Struktur- verhältnissen aufmerksam zu machen hatte, welche bisher übersehen wurden, so gestatte ich mir ein Bild von der Wirkung des Nesselknopfes zu geben, welches in engem Anschlüsse an die obigen Darstellungen sich hält. Damit die Batterie in Aktivität treten kann, muss das Beutethier, wie Leuckart zu- treffend hervorhebt, mit dem Endfaden in Berührung kommen. Bei der erstaunlichen Dehn- barkeit desselben wird dies in den meisten Fällen ohne Weiteres direkt erfolgen; wenn nicht, so genügt eine Contraktion des Nesselknopfstieles, um den Contakt mit dem Endfaden her- zuführen. Hunderte kleiner Nesselkapseln werden auf das im Endfaden verwickelte Opfer entladen. Ist es durch die Projektile des letzteren bereits betäubt, so wird es durch eine Contraktion des Stieles und des gesammten Tentakels dem Magenschlauch überliefert. Anders dagegen, wenn die Geschosse des Endfadens wirkungslos bleiben. Er contrahirt sich, die Beute kommt mit dem distalen Ende der Batterie in Berührung und als zweite Salve werden die bimförmigen Nesselkapseln durch Contraktion ihrer Muskelstiele entladen. Auch diese mögen die gewünschte Wirkung nicht erzielen: das Opfer macht krampfhafte Fluchtbewegungen und bereitet dadurch die Aktion der Batterie vor. Durch das Zerren am Nesselknopf erfolgt zunächst ein Effekt, den man sich leicht am lebenden Thiere vor Augen führen kann. 599 Das Angelband reisst von dem Nesselknopf los und bleibt nur mit seinem distalen Ende, da wo linke und rechte Schleifenhälfte ineinander übergehen, mit ihm in fester Verbindung. Da es an seinem proximalen Anfangstheil in die Stützlamelle des Stieles übergeht, so ver- mittelt es allein den Zusammenhang zwischen Beutethier und Nesselknopf einerseits und dem Stiele andererseits. Auch an conservirten Nesselknöpfen lässt sich leicht durch einen Zug an dem Endfaden der Verband zwischen Nesselknopf und Angelband lösen, wie dies Keferstein u. Ehlers bereits zutreffend abbildeten. Durch die starke Dehnung der ektodermalen Hülle in Folge der oben ge- schilderten Invagination, durch die Verödung des Gefässes und die Lageverschiebung des An- gelbandes ist ein solches Ah- reissen von dem Nesselknopf leicht erklärlich. Bei seiner Elasticität spielt das Angel- band die Rolle eines Accumu- lators: ein Abreissender Beute bei energischen Fluchtbeweg- ungen wird verhütet durch das Lockern der Schleifen, welche andererseits bei dem Nach- lassen solcher Versuche sich wieder eng aneinander legen. Die freigelegten proximalen Gerüstzellen suchen wieder durch ihre Elasticität die frühere Lage herzustellen, in- dem sie mit dem zwischen- liegenden Abschnitt desNessel- bandes aufklappen. (Vergl. Das elastisch. Band (el.) fei von d.m Nesselknopf losgelöst und hängt nur „ebenstellenden Holzschnitt nocxi mit dessen DistaJende (d,) zusammen. Der Proximaltiieil (p) klappt auf. p. t. Stiel des Seitenfadens. Fig. 4.) Jugendlicher Rhincalanus in den Endfaden (f. t.) des Nesselknopfes' verwickelt. 600 ■p.t. Ruckförraige Fluchtbewegungen werden der Beute von jetzt an verbängnissvoll. Umwunden von dem Endfaden, verfangen in die Nesselfäden der bimförmigen Kapseln muss das Opfer bei jeder Bewegung einen Zug auf das distale Ende der die Batterie überdachenden gefensterten Lamelle ausüben. An diese treten ja die langen Muskeln des End- fadens und die Muskelstiele der bimförmigen Nesselkapseln heran. Ein energischer Ruck und die Lamelle mitsammt den aufliegenden Bogenzellen und dem Drüsenepithel reisst von der Batterie ab. Die Entladungspole der dünnwandigen und offenbar in starkem Turgor befindlichen Batterie- kapseln werden freigelegt und nach Art einer Mitrailleuse wird das Opfer mit Geschossen überschüttet. Dass es bei dem Abreissen der gefensterten Lamelle nicht ohne einen starken Druck auf die Nesselkapseln abgeht, der vielleicht vorwiegend zum Entladen der Nesselfäden führt, ist wohl erklärlich. Hat die distale Hälfte der Batterie ihre Wir- kung noch nicht gethan, reisst die Lamelle auch auf der proximalen ab, so harren des Opfers noch die vernich- tendsten Geschosse: die 44 grossen stabförmigen Kapseln werden frei gelegt und schnellen ihm ihre langen Nessel- fäden entgegen. (Holzschnitt Fig. 5.) Es versteht sich von selbst, dass nicht nur die ein- zelne Nesselkapsel, sondern auch der ganze Nesselknopf nach der Entladung nicht zum zweiten Male zu funktio- niren vermag. Der ständige Ersatz von Nesselknöpfen an der Tentakelwurzel deutet auf einen ebenso raschen Ver- Jugendliche Calanella in den Endfaden (f. t.) des Nesselknopfes verwickelt. Durch Fluchtbewegungen des Beutethieres ist die gefensterte Mem- bran (m. f.) von den Kapseln der Batterie theilweise abgerissen.. Die Nesselkapseln werden entladen und betäuben das Opfer. Sonstige Bezeichnungen wie in Fig. 4. 601 brauch hiu. Grössere Beutethiere werden auch von einem Nesselknopfe nicht bewältigt werden, sondern durch die Contraktion des Tentakels mit den Endfäden mehrerer in Berührung kommen müssen, bevor sie betäubt sind. Die hier gegebenen Darlegungen über die Entladung der Batterieen von Stephanophyes superba gelten mit geringfügigen, aus dem Bau des Nesselknopfes sich ergebenden Modifi- kationen nicht nur für die Calycophoriden, sondern im Wesentlichen auch für die Physopho- riden. Mögen bei ihnen die Nesselknöpfe nackt oder mit complicirten Involukren ausgestattet sein: stets vermittelt das Angelband den Connex mit dem Fangfaden, stets wird der Schluss- effekt durch ein Abreissen der gefensterten Lamelle von der Batterie bedingt. Auf die Ent- ladung der aberrant gestalteten Nesselbatterieen der Rhizophysen und Physalien, denen bekanntlich Angelbänder und Endfäden fehlen, wird später noch aufmerksam gemacht werden. 10. Die nmndlosen Polypoide. In den Internodien zwischen den Gruppen treten bei Stephanophyes Stammanhänge auf, welche bisher bei keiner Calycophoride zur Beobachtung gelangten. Bleibt man bei der früheren Auffassung stehen, dass alle polypoiden Anhänge des Siphonophorenstockes, welche keine Mundöffnung aufweisen, als Taster zu bezeichnen sind, so haben wir derartige Taster auch Stephanophyes zuzuschreiben. Es ist indessen nicht zu leugnen, dass unter dem Begriff „Taster“ Bildungen zusammengefasst werden, welche weder in morphologischer, noch in physiologischer Hinsicht übereinstimmen. Hä ekel hat bereits diesem Umstande Rechnung getragen, indem er von den Tastern (Palppnen) im engeren Sinne die „Afterblasen oder Cystonen“ mit einem der Mundöffnung homologen ExeretionSporus abzweigte. Es lässt sich indessen nicht leugnen, dass dann immer noch polypoide mundlose Anhänge unter einem Namen zusammengefasst werden, welche in Bau und Funktion auseinander gehen: einerseits nämlich dünnwandige Schläuche mit kräftig entwickelter Muskulatur, andererseits dickwandige polypoide Gebilde mit auffällig schwach entwickelter Muskulatur. Erstere bewegen sich ständig wurmförmig und prüfen tastend die Qualität des umgebenden Mediums, letztere sind fast unbeweglich und entschieden nicht mit Tastfunktionen betraut. Ihr Ektoderm ist im Gegensatz zu jenem der eigentlichen Tasterpolypen mehrschichtig und hauptsächlich aus einem dicken Belag von unentwickelten Nesselzellen aufgebaut. Derartige polypoide Anhänge sind besonders typisch für die Physalien, bei denen sie an der Basis der kleinen und grossen Senkfäden auftreten; sie sind es aber auch, welche gerade für Stephanophyes superba als Träger der Fangfäden mit den heteromorphen eichelförmigen Nesselknöpfen charakteristisch sind (Taf. NI Fig. 1 pa.). Ob es nun gerechtfertigt ist, die dickwandigen mundlosen polypoiden Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVI. 76 602 Anhänge von den Tastern im engeren Sinne zu scheiden, müssen weitere Untersuchüngen lehren. Bevor es noch nicht mit Sicherheit entschieden ist. ob Zwischenformen zwischen den dünn wandigen und dickwandigen Tastern verkommen, gebrauche ich für die letzteren den indiffe- renten Ausdruck „mundlose Polypoide^^ und wende den Namen „Taster“ nur für jene Poly- poide an, denen zweifellos Sinneswahrnehmungen zukommen. Wenn ich mir ein Urtheil über die Funktion der dickwandigen mundlosen Polypoide erlauben darf, ,so ist zunächst in Be- tracht zu ziehen, dass sie sowohl bei Physalia wie bei Stephanophyes Träger von Senkfäden mit Nesselbatterieen sind. Da die Senkfäden von einem Gefäss durchzogen sind, so dürfte bei der Contraktion die in dem Senkfaden circulirende Flüssigkeit in das Polypoid gepresst werden. Letzteres würde demgemäss als Sammelreservoir dienen. Da es zudem duixh Klappenvorrichtuugeu gegen den gemeinsamen Gastrovaskularraum abgeschlossen werden kann, so strömt bei dem Strecken des Senkfadens die Flüssigkeit aus dem stark geschwollenen Polypoid wieder in den ersteren. Was nun die polypoiden Anhänge von Stephanophyes anbelangt, so repräsentiren sie eiförmige, gestielte und einen halben Millimeter lange Gebilde, welche bald einzeln, bald zu zweien, selten zu dreien au einem gemeinsamen Stiele (p. pa.) vereint in den Internodien sitzen. Ihr Ektodermbelag von 0,1 mm Dicke wird von einem Polster kleiner Zellen gebildet, von denen die peripher gelegenen Nematoblasten ausscheiden. Da dieses Nesselpolster auch den freien Pol bedeckt, so dürfte das Polypoid nur dem Basalmagen der Magenschläuche homolog sein, der ja eine ganz ähnliche Struktur aufweist. Der Gefässkanal ist blind ge- schlossen und wird in gewohnter Weise von einem einschichtigen Entoderm ausgekleidet, welches nicht in Falten gegen das Lumen vorspringt. An der Grenze zwischen Stiel und Polypoid entspringt ein dehnbarer Fangfaden mit den eigenartigen, heteromorphen Nesselknöpfen. 11. Die primären eichelförmigen Nesselknöpfe. a. Bau der Nesselknöpfe. Taf. VI. An den Tentakeln jugendlicher Magenschläuche und an den Senkfäden der mundlosen Polypoide sitzen Nesselknöpfe (n. u. pr.), welche durchaus verschieden sind von den oben geschilderten nierenförmigen Nesselknöpfen. Ich bezeichne sie als primäre Nesselknöpfe,' weil sie an den Tentakeln der Magenschläuche späterhin schwinden und durch heteromorphe sekundäre verdrängt werden. Ein derartiger Wechsel von Nesselknöpfen kommt den Tentakeln der Polypoide nicht zu. Da keine Calycophoride bekannt ist, bei welcher heteromorphe Nesselknöpfe .resp. ein Ersatz larvaler Nesselknöpfe durch die definitiven heteromorphen stattfindet, so verlohnt 603 es sich wohl der Mühe, auch den primären Bildungen eine eingehendere Besprechung zu widmen. Um indessen Wiederholungen zu vermeiden, so verweise ich bezüglich mancher feinerer Strukturverhältnisse auf die obigen Darlegungen über die sekundären Nesselknöpfe. Die erste Anlage der primären Nesselknöpfe erfolgt an der verdickten Dorsalseite der Tentakelwurzel. Sie wölben sich als kurze Knospen hervor und lassen frühzeitig die oben bereits genügend charakterisirten vier Gerüstzellen erkennen. Der jugendliche Nesselknopf verlängert sich, indem er gleichzeitig bohnenförmige Gestalt annimmt. In auffälligem Gegen- satz zu den Nesselknöpfen der Calycophoriden wird nie ein Endfaden angelegt, während gleichzeitig auch der Stiel (p. t.) kaum angedeutet erscheint (Taf. VI Fig. 5 und 6). Die Sonderung der zwischen den Gerüstzellen gelegenen Ektodermschichten in die Batterie- zellen, in die gefensterte Membran, Bogenzellen und Drüsenzellen findet frühzeitig statt ; auch treten an dem distalen, gegen den Fangfaden sich krümmenden Ende die Anlagen von 24 bimförmigen Nesselkapseln auf, welche den mit Muskelstielen versehenen bimförmigen Kapseln der sekundären Nesselknöpfe homolog sind (Taf. VI Fig. 5 cn. py.). Bei der weiteren Entwicklung des Nesselknopfes treten wesentliche Differenzen im Ver- gleiche zu der Ausbildung der sekundären Knöpfe hervor. Während letztere sich nämlich in die Länge strecken, so erfolgt bei ersteren eine Ausdehnung in dorsaler Richtung. Eingeleitet wird dieselbe durch ein Abrücken des Proximaltheiles der Batterie von dem kurzen Gefäss- aste, wie es bereits auf Fig. 5 angedeutet ist. Das Gefäss (c. t.) selbst bleibt zeitlebens auf- fällig kurz und berührt lediglich den Distaltheil der Batterie. Bei mangelnder Längsstreckung und gleichzeitigem Höhenwachsthum in dorsaler Richtung kommt schliesslich die charakte- ristische eichelförmige Gestalt des ausgebildeten Nesselknopfes zu Stande, wie sie auf Taf. IV Fig. 7 und 8 dargestellt ist. Typisch für den ausgebildeteu primären Nesselknopf sind im Gegensatz zu dem sekun- dären folgende Merkmale: die Streckung in dorsoventraler Richtung bei gleichzeitiger Ver- kürzung der Längsachse, der Mangel eines Endfadens, die auffällige Kürze des Stieles und des Gefässes und das Fehlen des elastischen Angelbandes. Man sieht ein, dass hier ein Construktionsprincip vorliegt, welches in jeder Hinsicht Differenzen von dem Bau der bisher bekannten Calycophoridennesselknöpfe bedingt. Um noch im Detail die bisherigen Angaben zu erweitern, so sei erwähnt, dass dem kurzen und stämmigen Stiele der Nesselknopf in aufrechter Stellung aufsitzt (Taf. IV Fig. 7). Der kurze, fast dreieckig gestaltete Gefässast (Taf. VI Fig. 2 — 4 [c. t.]) reicht knapp bis an das distale Ende der Batterie heran ; er verödet nicht an dem ausgebildeten Nesselknopfe. 76* 604 Die Nesselbatterie (t. u.) besteht an ihrem distalen Abschnitt aus 7 Längsreihen schwach sichelförmig gebogener Nesselzellen. An ihrem Proximaltheil verbreitert sie sich zu einer oblongen Platte dadurch, dass sich weitere Längsreihen von Nesselzellen hinzugesellen (Taf. IV Fig. 7 und 8 t. u'.) Ein besonderes Interesse nehmen die 24 bimförmigen Nesselzellen (cn. py.) in Anspruch, welche den Distalabschnitt des Nesselknopfes in einen Halbkreis angeordnet umsäumen. Ich habe sie auf Taf. VI von vorne (Fig. 2), von der Seite (Fig. 3) und von unten gesehen (Fig. 4) dargestellt. Die Nesselkapseln messen 0,018 — 0,02 mm und sind an dem Entladungs- pole verschmälert. Sie werden von Nesselzellen erzeugt, welche in kräftige Muskelstiele aus- laufen. Meist entspringt von jeder Zelle nur ein Stiel, welcher mit den Stielen benachbarter Zellen sich vereinigend an die letzten Ausläufer der die Batterie überbrückenden gefensterten Membran herantritt. Gelegentlich trifft man auf Zellen, von welchen zwei oder auch drei Stiele abgehen (Fig. 2 cnbl'). Die gefensterte Membran gibt an ihrem distalen Ende zwei grosse seitliche Brücken ab (Fig. 2 und 3 pons), an welche die Muskelstielbündel der seit- lich und proximal gelegenen Nesselzellen herantreten. Von geradezu monströser Grösse im Verhältniss zu den Kapseln sind die schnabel- förmig gebogenen Cnidocils (cn. c.). Bei ihrer derben Gestaltung machen sie durchaus den Eindruck von Widerhaken. Die längsten Cnidocils findet man an den seitlichen proxi- malen Nesselzellen (Fig. 3 und 4 cn. c.); sie messen 0,032 mm und übertreffen demgemäss die Nesselkapsel um mehr als ein Drittel an Länge. b. Entladung der Nesselknöpfe nebst Bemerkungen über die Natur der Nesselzellen. Die ungewöhnlich kräftige Ausbildung der Cnidocils an den primären Nesselknöpfen steht ganz entschieden in Correlation mit dem Mangel eines Endfadens. Letzterer ist es ja, welcher in erster Linie ein Verfangen der Beute einleitet. Ich kann mich nun des Eindruckes nicht erwehren, als ob die kräftigen Widerhaken bei gleichzeitigem Mangel eines Endfadens einer analogen Funktion Vorständen. In ihnen wird das Beutethier sich festhaken und gleichzeitig durch seine Flucht- bewegungen einen so energischen Reiz auf die unterliegenden bimförmigen Kapseln ausüben, dass dieselben durch Contraktion ihrer Muskelstiele entladen werden. Ist es dann noch nicht betäubt, zerrt es an den Widerhaken, so erfolgt ein Abreissen der gefensterten Membran und eine Entladung der Batterie. 605 Freilich ist bei einer derartigen Auffassung zu berücksichtigen, dass sie lediglich auf einen speziellen Fall hin geäussert wird und dass mit ihr durchaus nicht die Vorstellung verbunden sein soll, als ob sämmtlichen Cnidocils eine derartige mechanische Rolle zukomme. Ich halte vielmehr immer noch an meiner früher^) geäusserten Anschauung fest, dass in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle die Cnidocils als Sinneshaare funktioniren, welche einen sie treffenden Reiz dem Plasma der Nesselzelle übermitteln. Die einfache Folge ist eine Contraktion der die Nesselkapsel umhüllenden contraktilen Substanz , welche zur Ent- ladung der Nesselkapsel hinführt. Denkt man sich nun die Muskelstiele der Nesselzellen durch nervöse Apparate verbunden — ich bemerke, dass ich prächtig verästelte Ganglien- zellen sowohl bei Velellen, wie bei Physalien aufgefunden habe — so ist die Vorstellung nicht von der Hand zu weisen, dass die Berührung auch nur eines Cnidocils genügen kann, um eine ganze Nesselbatterie resp. Gruppen benachbarter Nesselzellen in Aktivität zu versetzen. Bei einer derartigen Auffassung sind freilich Cnidocils nur dann denkbar, wenn gleich- zeitig contraktile Substanz von der Nesselzelle ausgeschieden wird. Thatsächlich fehlen denn auch Cnidocils in allen jenen Fällen, wo die Nesselzellen als Nesselpolster Verwerthung finden oder wo die Entladung nur passiv durch einen von Aussen wirkenden Druck bewerkstelligt wird. Ein solcher ist es ja, welcher nach den obigen Darlegungen zur Entladung der Nessel- batteriezellen und der grossen stabförmigen seitlichen Nesselkapseln Veranlassung gibt. Der Mangel contraktiler Substanz an den Nesselzellen des Nesselbandes und an den grossen stabförmigen Nesselzel len steht inCausalnexus mit dem Fehlen von Cnidocils an ebendenselben Nesselorganen. Würden die Cnidocils rein mechanisch als Schlagbolzen wirken, die durch einen von dem Beutethier ausgeübten Druck die Entladung der Kapsel bewerkstelligen, so wäre es immerhin schwer verständlich, dass sie gerade den wirksamsten Projektilen des Nesselknopfes fehlen sollten. Die ansprechende Vorstellung von F. E. Schulze,^) in dem auf die Cnidocils aus- geübten Druck den ersten Anstoss zur Entladung der darunter gelegenen Kapseln zu ver- muthen, war so lange durchaus berechtigt, als die Muskelstiele der Nesselzellen entweder noch unbeachtet blieben oder verschiedenartig beurtheilt wurden. Erst nachdem ich nach- weisen konnte, dass die contraktile Substanz an den Nesselzellen der Physalien quergestreift ') C. Chuu. Die Natur und Wirkungsweise der Ne.sselzellen bei Cölenteraten. Zool. Anz. 1881 No. 99. (Vergl. auch Humboldt Bd. I Heft 2 ) F. E. Schulze. Heber den Bau und die Entwicklung von Cordylophora lacustris. 1871 p. 23 u. 24. 606 ist, war ein sicherer Entscheid gewonnen, der denn auch modificirend auf die Vorstellungen über den Entladungsmechanismus einwirken musste. Immerhin wird man nicht leugnen können, dass so ungewöhnlich kräftig entwickelten Cnidocils, wie ich sie soeben von den primären Nesselknöpfen der Stephanophyes schilderte, eine mechanische Funktion zukommen dürfte, insofern ein Druck zur Entladung der Kapsel direkt beitragen kann. Andererseits deutet ihre Ausbildung als Widerhaken darauf hin, dass sie gleichzeitig zum Verfangen der Beute Verwerthung finden. In beiden Fällen wird indessen ein derber Reiz auf das Plasma der Zelle ausgeübt, der zur Contraktion nicht nur des der Nesselzelle angehörigen Muskel- stieles, sondern auch der benachbarten mit ihm bündelweise sich vereinigenden contraktilen Ausläufer hinführen wird. In allen jenen Fällen, wo die Cnidocils als feine Stifte (Physalia), als zarte Haare oder gar als lange zu förmlichen Tastkämmen angeordnete Borsten (embryonale Nesselknöpfe der Physophoriden) ausgebildet sind, werden sie als Sinneshaare zu beurtheilen sein. Treten sie dagegen ungewöhnlich kräftig entwickelt und in Gestalt von Widerhaken entgegen, so ist ihnen eine gleichzeitige mechanische Funktion nicht abzusprechen. Ich freue mich, dass meine früherhin ausgesprochenen Ansichten über den Entladungs- mechanismus der Nesselkapseln, über die Deutung der Ausläufer der Nesselzellen und über die Funktion der Cnidocils neuerdings Eingang finden. So speziell auch in einer kürzlich erschienenen sorgfältigen Untersuchung von C. Schneider,') der geradezu die Nesselzellen als Sinneszellen auffasst, weil in dem gesammten Ektoderm der Hydra Sinneszellen und mit ihnen die Sinneshärchen fehlen. Selbstverständlich kann eine derartige Auffassung nicht auf sämmtliche Nesselzellen übertragen werden, ebensowenig wie meine vielfach irrthümlich auf- gefasste Ansicht, als ob sämmtliche Nesselzellen Epithelmuskelzellen repräsentirten. Da un- streitig contraktile Elemente von der Nesselzelle ausgeschieden werden, welche andererseits mit der Differenzirung eines als Cnidocil bezeichneten Sinneshärchens in Causalnexus stehen, so dürften wir schon eher der Wahrheit näher kommen, wenn wir die Nesselzellen im Sinne Kleinenbergs als Neuromuskelzellen gelten lassen, als Zellen, welche befähigt sind, vermittelst Sinneshärchen Eindrücke der Aussenwelt aufzunehmen und sie durch eine Contraktion zu beantworten. Mit dieser Auffassung steht es auch durchaus nicht im Widerspruch, dass in der Tiefe der Ektodermzellen verästelte Ganglienzellen auftreten. Im Gegentheil : soll ein die- Nesselzelle durch den Cnidocil treffender Reiz nicht nur lediglich von ihr durch eine Con- ‘) K. C. Schneider. Die Histologie der Hydra fusca. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 35 p. 371. 607 traction beantwortet werden, sondern soll er einerseits die übrigen Nesselzellen, andererseits die Epithelmuskelzellen zur Aktion anregen, so kann dies am wirksamsten durch einen reiz- leitenden Plexus von Ganglienzellen bewerkstelligt werden. Fehlen andererseits Nesselzellen die Cnidocils und die Muskelstiele, so fällt selbstver- ständlich jeder Grund weg, sie als Sinneszellen, als Epithelmuskelzellen oder als Neuromuskel- zellen in Anspruch zu nehmen. Wir dürfen ja immerhin nicht ausser Acht lassen, dass es sich doch in erster Linie bei allen Nesselzellen um die Bildung eines Secretes handelt, das in Gestalt eines cuticularen Skelettstückes von bemerkenswerther Feinheit erstarrt. Wenn dasselbe im Innern der Zelle liegen bleibt und nicht, wie die meisten cuticularen Skelett- stücke, eine periphere Lagerung einnimmt, so steht dieses Verhalten nicht vereinzelt. Es sei nur an die chitinigen im Innern der Zelle sich windenden Ausfuhrgänge bei Drüsenzellen der Insekten, an Krystallkegel und im Innern der Sinneszellen gelegene Stäbchen und Stifte erinnert, um analoge Fälle anzuführen. Bei dem Mangel von Cnidocils und contraktilen Diffe- renzirungen geht die Nesselzelle entweder fast ganz in die Bildung der Kapsel auf, die dann von einem, äusserst dünnen den Kern bergenden Plasmamantel umgeben wird (Nesselzellen der Batterie) oder sie scheidet nur einen kleinen Nematoblasten aus (Nesselpolsterzellen). Gerade wegen der unvollkommen durchgeführten Arbeitstheilung, wie sie in ähnlichem Maasse kaum noch bei Zellen wiederkehrt, die im geweblichen Verbände stehen, nehmen die Nesselzellen ein hohes theoretisches Interesse in Anspruch. Dass entodermale Nährzellen und ektodermale Deckzellen an ihrer Basis Muskelfibrillen ausscheiden und an ihrer freien Ober- fläche amöboide Ausläufer entsenden oder Flimmercilien differenziren — das sind Erschei- nungen, welche uns bei Cölenteraten geläufig sind. Dass aber eine Zelle eine Waffe von ganz ungewöhnlicher Complicität ausscheidet, dass sie andererseits durch ein Sinneshaar befähigt wird Reize aufzunehmen und dieselben selbstthätig durch Contraktion ihrer bisweilen quer- gestreiften Muskelfibrillen zu beantworten — das ist sicherlich eine Vereinigung von Functio- nen, wie sie sonst nur frei lebenden Einzelzellen zukommt. Wer eine derartige Zelle als Matrixzelle, als Sinneszelle oder Muskelzelle bezeichnet, der wird natürlich nur einer Seite ihrer Leistungen gerecht. % 12. Die Gonophoren. Stephanophyes superba ist eine monöcische Siphonophorenkolonie. Männliche und weib- liche Gonophorentrauben (go. d.), auf deren Habitus bereits oben (p. 557[5]) hingewiesen wurde, alterniren an demselben Stocke. Indessen wechseln sie nicht derart regelmässig ab, dass auf 608 eine männliche Gruppe eine weibliche, auf diese wieder eine männliche folgt, sondern meist bildet sich hinter einer beschränkten Zahl (2 — 3) männlicher Gruppen eine ebenfalls be- schränkte Zahl weiblicher aus. An einem aus 11 Gruppen bestehenden Stammstück konnte ich die nachstehend skizzirte Folge von männlichen und weiblichen Gonophorentrauben nach- weisen (die männlichen Trauben mit d, die weiblichen mit 9 bezeichnet): ddd99dd99dd Zu fünf bis sieben mit ihren kurzen Stielen sich vereinigend sitzen die auf verschie- denen Entwicklungsstadien befindlichen Gonophoren distalwärts in direkter Nähe des Stieles der Magenpolypen (Taf. III Fig. 1) rechts neben den Spezialschwimmglocken. Selten treten Gonophorentrauben in den Internodien neben den mundlosen Polypoiden auf (Taf III Fig. 8 und 9 p. 569[17]). Die ausgebildeten Gonophoren sind Medusoide, welche aus einem Stiele (go. p.), aus einem Schwiramglockenmantel (u.) und aus einem grossen Manubrium (ma.) bestehen. Die Schwimmglocke ist mit einem Velum ausgestattet und übt Pumpbewegungen aus, löst sich indessen nicht von dem Stamme los. Ihre Umbrella bleibt relativ dünnwandig und wird von vier Subumbrellargefässen durchzogen, welche in einen Ringkanal einmünden. Die seit- lichen Gefässe verlaufen geknickt und entsenden blind endigende Stolonen (Taf. III Fig. 1 c. 1.'). Die Länge der Umbrella (vom Schirmrande bis zur Insertion des Stieles) beträgt bei männlichen Gonophoren 1,6 mm; das Velum ist 0,22 mm breit. Die Manubrien erreichen an männlichen Gonophoren eine ungewöhnliche Länge. An conservirtem Materiale sind Manubrien von 5 — 6mm Länge nicht selten; an dem lebenden Thiere dürften die längsten einen Centimeter messen. Die mit reifen Spermatozoen erfüllten sind schwach fieischroth gefärbt. Die weiblichen Manubrien sind kürzer und bergen drei oder vier in einer Ebene liegende durchsichtige Eier, welche bei völliger Reife zwei Milli- meter gross werden. Die Entwicklung der Gonophoren. Taf. VII. a. Die Urknospe. Nachdem W e ism an n ^) in seinen meisterhaften* und grundlegenden Untersuchungen über die Wanderungen der Keimzellen bei den Hydromedusen ein anschauliches Bild von den vielgestaltigen und merkwürdigen Entwicklungs- und Lebensvorgängen der Geschlechts- zellen entworfen hat, dürfte es scheinen, als ob späteren Beobachtern nur eine bescheidene ) A. Weismann. Die Entstehung der Sexualzellen bei den Hydromedusen. 1883. 609 Nachlese auf einem so verwickelten Gebiete Vorbehalten sei. Ich habe an dem spärlichen und kostbaren conservirten Materiale der Stephanophyes superba versucht, mir ein eigenes Urtheil über die Wanderungen der Keimzellen zu bilden — und das lediglich in der Vor- aussetzung, eine weitere Bestätigung seiner Angaben liefern zu können. Ich freue mich denn auch, seinen Beobachtungen über die Entstehung und Auswanderung der Sexualzellen bei Siphonophoren durchaus beipflichten zu können, glaube aber immerhin auf manche eigen- artige Verhältnisse aufmerksam geworden zu sein, die einer Mittheilung werth erscheinen. Die erste Anlage der Geschlechtstraube repräsentirt an den jungen Gruppen eine Knospe, welche distal neben dem Magenschlauch und rechts neben der Knospe für die Spezialschwimm- glocke gelegen ist (Taf. III Fig. 4 g. pr.). Aus dem Entoderm dieser Knospe, welche ich als „Urknospe“ bezeichne, gehen die Eizellen resp. Samenzellen hervor. Die ürknospe per- sistirt zeitlebens; an ihr knospen successive die definitiven Gonophoren (Taf. VII Fig. 1 — 3, Fig. 22 und 23). Für die weiblichen Gruppen fungirt demgemäss die ürknospe als Ovarium, für die männlichen als Hoden. Selbst an den ältesten Gruppen- anhängen ist die 0,2 — 0,25 mm messende ürknospe am Grunde der Gonophorentraube nach- weisbar. Ihr Ektoderm ist dünn und einschichtig, ihr Entoderm ist mehrschichtig und gibt zugleich den Mutterboden für die sich entwickelnden Geschlechtszellen ab. Den entodermalen ürsprung der Sexualzellen bei Siphonophoren hat Weismann eingehend bei Calycophoriden und Physophoriden nach ge wiesen. Das Auftreten einer mit jugendlichen Geschlechtsprodukten erfüllten Knospe, von der sich die späteren Geschlechtspersonen abschnüren, wird hier zum ersten Mal für die Calyco- phoriden nachgewiesen. Analoge Vorgänge hat Weismann bei den Physophoriden ent- deckt. Auch bei ihnen geht die Bildung der Geschlechtszellen derjenigen der Geschlechts- individuen voraus, insofern bei Forskälia eine gebuchtete Zwitterdrüse angelegt wird, von der sich Divertikel — die Gonophoren — abschnüren. Aehnlich liegen nach ihm die Verhält- nisse bei Agalma. Eine Zwitter-Anlage der Primärknospe wird allerdings nicht constatirt, da ja männliche und weibliche Gonophoren auf getrennten Stielen sitzen. Indessen bilden sich sowohl an der mit Eiern erfüllten weiblichen Primärknospe, wie an der mit Spermato- blasten erfüllten männlichen die definitiven Gonophoren als Divertikel aus. Ein wesentlicher ünterschied scheint nun allerdings zwischen Physophoriden und Stephanophyes insofern obzuwalten, als bei den Physophoriden die ürknospe nicht persistirt, sondern frühzeitig in die definitiven Gonophoren aufgeht. Am 1) A. Weismann 1. c. p. 204 — 211. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Gea. Bd. XVI. 77 610 Bestimmtesten spricht sich Weismann in dieser Hinsicht über die männliche Primärknospe von Agalma aus: ;,Die primäre Knospe wird zum Stiel der kleinen Gouophorentraube, die Seitenknospen zu den wenigen Gonophoren“ (1. c. p. 210). Aehnlich scheinen sich übrigens auch an der weiblichen Primärknospe von Agalma die Verhältnisse abzuspielen: „Die stärkste Neubildung von Eizellen fällt in die Jugendzeit der Sexualtraube, die sich dabei immer mehr entfaltet und unter rapider Zellvermehruug in immer zahlreichere Seitensprossen gliedert. — Die Differenzirung der jungen Zellen zu Eizellen . . . geht aber lange Zeit fort, so dass auch in Geschlechtstrauben, die schon viele Gonophoren tragen, immer noch junge Eizellen ent- halten sind." (Weismann p. 209.) Aehnlich liegen die Verhältnisse bei Forskälia, deren Zwitterdrüse nach Weismann vollständig in die Bildung der männlichen und weiblichen Gono- phoren aufgeht, ohne als solche am Grunde des Stieles der Gouophorentraube erhalten zu bleiben. Nach meinen Untersuchungen, die ich an Rhizophysen und Physalien anstellte, muss ich ebenfalls eine Persistenz der Urknospe in Abrede stellen. Letztere besitzt bei den genannten Gattungen ein mehrschichtiges Entoderm, streckt sich in die Länge und treibt so viele Seitendivertikel, als späterhin Seitenäste dem gemeinsamen Stiele ansitzen. Jedes Seiten- divertikel knospt nun seinerseits wieder einen terminalen „Geschlechtstaster" und proximale Medusoide, von denen eines sich zur Anlage einer weiblichen Schwimmglocke, die übrigen zu männlichen sessil bleibenden Gonophoren ausbilden. Das entodermale Keimmaterial wird allmählich allein den männlichen Gonophoren zugetheilt, die somit an der ganzen Geschlechtstraube ziemlich von gleichem Alter sind. Nie habe ich in der mit einem Velum ausgestatteten Meduse die Anlagen der weiblichen Keimzellen nachweisen können; offenbar löst sich dieselbe vom Stocke los und bildet erst späterhin, ähnlich den Medusen der Velel- len und Porpiten, die Keimprodukte aus. Auf die feineren Vorgänge dieser Entwicklung komme ich späterhin zurück — so viel sei indessen hervorgehoben, dass auch bei Rhizo- physen und Physalien die Urknospe nicht erhalten bleibt, sondern in die Bildung ihrer Divertikel völlig aufgeht. Der hier gegebene Nachweis, dass eine Primärknospe bei Stephanophyes auftritt, welche als „Urknospe" zeitlebens an dem Grunde der Gonophorentraube persistirt, eröffnet für die Untersuchung eine neue Perspektive. Drei Möglichkeiten sind denkbar und scheinen auch thatsächlich realisirt zu sein: 1) Jedes Gonophor knospt selbständig an der Basis eines älteren aus dem Stamm (Monophyiden und Diphyiden?). 611 2) Die Gonophoren knospen an einer primären ,,Urknospe^^ welche zeitlebens an dem Stiele der Gonophorentraube persistirt (Stephanophyes). 3) Die Gonophoren knospen an einer Urknospe, welche ganz in die Bildung der ersteren aufgeht und nicht an der Basis des Stieles der Gonophorentraube erhalten bleibt (Agalma, Rhizophysa, Physalia). b. Die weibliche Urknospe. Die weibliche Urknospe wird von einer dünnen Ektodermlage überzogen und ist erfüllt mit einer Brut junger Eier. Dieselben sind in dem Entoderm gelegen, welches einen mit der gemeinsamen Leibesböhle des Stammes communicirenden Gefässraum begrenzt. Die distal gelegenen Eizellen sind von relativ ungewöhnlicher Grösse, während die proximalen allmählich an Grösse abnehmeu und schliesslich so völlig in die basalen Entodermzellen übergehen, dass ihr Ursprung aus denselben nicht zweifelhaft ist. Da Weismann den entodermalen Ursprung der Geschlechtszellen von Siphonophoren überzeugend nachgewiesen hat, so verzichte ich auf die Beschreibung und Wiedergabe von Abbildungen, welche lediglich auf eine Bestätigung seiner Befunde hinauslanfen. Ich erwähne nur, dass die Entodermzellen an dem Distalabschnitt der Urknospe sich zwischen die Eizellen eindrängen und theilweise sogar an die Stützlamelle herantreten. Das gilt speziell von der freien Kuppe der Urknospe, wo ich in einem Falle eine wohl entwickelte „Entodermkuppe“ nachweisen konnte (Fig. 2 cup.). Oben wurde bereits darauf hingewiesen, dass in jedem Gonophore drei oder vier Ei- zellen (ov.) gelegen sind. Dieselben treten gemeinschaftlich als ein Divertikel über die Ur- knospe hervor und bilden die erste Anlage des weiblichen Gonophors. Dass nur die ältesten drei resp. vier Eier einer Urknospe durch ihre Grösse sich vor den übrigen auszeichnen, liegt auf der Hand. Merkwürdig dagegen ist der Umstand, dass nun auch die übrigen Ei- zellen schon sehr frühzeitig zu Gruppen von je 3 resp. 4 Eiern angeordnet sind. Dadurch entstehen förmliche Kammern oder Fächer gleichaltriger und gleich grosser Eizellen, wie ich sie von einer Urknospe, welche an der Basis einer je 3 Eier enthaltenen Gonophorentraube gelegen ist, abbilde (Fig. ov“ ov“^). Eine derartige Sonderung von Gruppen gleichaltriger durch ein festes Zahlenverhältniss charakterisirter Gruppen von Eizellen ist bisher bei Cölenteraten nie beobachtet worden. Doch noch eine weitere Eigenthümlichkeit zeichnet die Eikeime der Urknospe aus. Sowohl an ungefärbten Präparaten (Taf. VII Fig. 3) wie an gefärbten und in Schnitte zer- legten (Fig. 1, 2, 4 — 9) fällt ein merkwürdiges Verhalten der Eikerne auf. Die jüngsten 77* 612 Eizellen besitzen nämlich nur einen runden Kern, während an den mitt- leren und grösseren Eizellen ohne Ausnahme zwei Kerne von verschiedener Grösse und Struktur auftrete n. Der eine derselben, welchen ich als Grosskern (ma. n.) bezeichne, ist granulirt, blass, chromatinarm und mit einem auffällig grossen, aber chromatinarmen Kernkörperchen ausgestattet, während der zweite bedeutend kleinere ovale und ihm dicht angeschmiegte Kern — der Kleinkern — ziemlich homogen und chromatin- reich schon an ungefärbten Eiern durch sein Lichtbrechungsvermögen auffällt (mi. n.). Er färbt sich intensiv mit Tinktionsmitteln und misst an den jüngeren 0,04— 0,05mm grossen Eiern (Fig. 6) 0,01 mm, an den älteren (Fig. 4 und 5) im Längsdurchmesser 0,02 — 0,03 mm. Nur einmal (Fig. 8) fand ich den Kleinkern wurstartig gebogen von ansehnlicher Länge. Da der Grosskern ihn mindestens um das Dreifache an Grösse überbietet (er misst an den grösseren Eizellen der Urknospe 0,08 mm, wächst aber an dem ausgebildeten Ei noch bis 0,2 mm her- an) und gleichzeitig wegen der spärlich auftretenden Chromatinsubstanz blass gefärbt er- scheint, so ist der Unterschied zwischen beiden Kernen ein sehr auffallender. An den älteren Eiern rückt der Kleinkern von dem Grosskern ab. Er ist noch deutlich nachweisbar an den Eiern junger Gonophoren, die sich gerade von der Urknospe abgeschnürt haben, wandert allmählich an die Peripherie der Eizellen (Fig. 9) und verschwindet voll- ständig an den älteren über 0,2 mm messenden Eiern. Ob er sich auflöst oder ob er aus- gestossen wird, vermag ich nicht zu entscheiden. Was die Entstehung des Kleinkernes anbelangt, so vermuthe ich, dass er von dem Grosskerne sich abschnürt. Auf Bilder, welche direkt eine Abschnürung beweisen könnten, bin ich allerdings nicht gestossen. An den jüngsten Eizellen, welche mit dem Kleinkern aus- gestattet waren, lag er als rundliches Gebilde neben dem Grosskerne (Fig. 6 und 8).. Ein- mal allerdings stiess ich auf einen Kleinkern, der unregelmässig gestaltet durch eine Quer- brücke mit dem Grosskern in Verbindung zu stehen schien (Fig. 5 mi. n'). Ich kann indessen das Präparat nicht als beweisend für eine Abschnürung betrachten, da der Kleinkern in seltenen Fällen auch unregelmässige Form erkennen lässt und da zudem schon an weit jüngeren Eiern ein Kleinkern von halber Grösse selbständig neben dem Grosskerne auftritt. Das Auftreten zweier Kerne in den jugendlichen Eiern von Stephanophyes entspricht einem durchaus normalen Verhalten. Ich habe vier weibliche Urknospen in Schnitte zerlegt und habe ohne Ausnahme in jeder Eizelle von mittlerer Grösse die beiden Kerne aufgefunden. Mit Leichtigkeit waren sie auch in den Eiern eben abgeschnürter Gonophoren nachzuweisen. Selbst an ungefärbten ganzen Urknospen fielen sie durch ihr starkes Lichtbrechungsvermögen 613 sofort auf. Gerade die Fig. 3, welche ich zeichnete, bevor mir die Zugehörigkeit der ovalen Kleinkerne zu den Eizellen klar geworden war (ich hielt sie anfänglich für Entodermkerne) mag dafür zeugen, dass man es hier mit einer durchaus normalen Erscheinung zu thun hat. Mit eben derselben Constanz fehlten auch die Kleinkerne an älteren in Schnitte zer- legten Eiern. Es liegt auf der Hand, dass das Auftreten zweier verschieden gestalteter und ver- schiedenen Schicksalen entgegen gehender Kerne für die Lebensvorgänge jugendlicher Ei- zellen nicht ohne Bedeutung sein kann. Welcher Art diese Bedeutung sein mag — darüber stehen mir nur Vermuthungen zu. Immerhin glaube ich auf die Analogie mit den beiden Kernen der Infusorien hinweisen zu dürfen, deren einer (der Grosskern) von Bütschli als Stoffwechselkern, deren anderer (der Kleinkern) als Fortpflanzungskern gedeutet wurde. Seit- dem die neueren sorgfältigeren Untersuchungen von Maupas^) und R. Hertwig^), deren Resultate in einem erfreulichen Einklang stehen, die Richtigkeit dieser Deutung bestätigt ha,ben, dürfte zu vermuthen sein, dass analoge Vorgänge — wenn auch nur vorübergehend — bei den Eiern mehrzelliger Thiere sich abspielen. Ich möchte geradezu geneigt sein, den vergänglichen Kleinkern im Eie der Stephanophyes als Stoffwechselkern, den bleibenden Grosskern als Fortpflanzungskern zu bezeichnen. Allerdings würde bei einer der- artigen Beurtheilung der Leistungen beider Kerne im Gegensatz zu den Infusorien der Fort- pflanzungskern als der grössere und an Chromatin ärmere, der Stoffwechselkern als der chromatinreichere und kleinere sich ergeben. Seitdem die neueren experimentellen Untersuchungen von Balbiani®), Klebs^), Haberlandt®), Hofer®) und die vergleichenden Studien von Korschelt’) u. A. den Beweis erbracht haben, dass Bewegungsfähigkeit und fast die gesammten vegetativen Vor- E. Maupas. Le rajeunissement karyogamique chez les ciliös. Arch. Zool. experiment. II. Ser. Bd. 7. 1889. E. Hertwig. lieber die Conjugation der Infusorien. Abh. d. K. Bayr. Akad. d. Wissensch. II. CI. Bd. 17 I. Abth. 1889. •'* *) E. G. Balbiani. Eechercbes experimentales sur la mdrotomie des Infusoires ciliös. Recueil Zool* Suisse T. V. 1888. *) G. Klebs. lieber den Einfluss des Kerns in der Zelle. Biolog. Centralblatt. Bd. 7. 1887. G. Haberland t. lieber die Beziehungen zwischen Funktion und Lage des Zellkernes bei den Pflanzen. 1887. B. Hofer, Experimentelle Untersuchungen über den Einfluss des Kernes auf das Protoplasma. Jen. Zeitschr. f. Naturw. Bd. 24 N. F. 17. 1889. ’) E. Korschelt. Beiträge zur Morphologie und Physiologie des Zellkernes. Zoolog. Jahrbücher. Bd. 4. 1889. 614 richtungen unter dem Einfluss des Kernes stehen, ist eine aussichtsreiche Perspective für die Deutung verschiedener Lebensvorgänge der Zelle gewonnen. Ich ') habe im Anschluss an Strukturverhältnisse der Siphonophoren, die in dem nächsten Hefte dieser Studien noch klar gelegt werden sollen, bereits versucht eine Erklärung über die Bedeutung der direkten Kern- theilung zu geben und glaube andererseits, dass Strukturverhältnisse, wie sie eben von den Eiern der Stephanophyes dargelegt wurden, nicht vereinzelt dastehen dürften. Am meisten ähneln die hier geschilderten Reifungserscheinungen den von Weis mann und Ischikawa^) bei sich furchenden Daphnideneiern beobachten und ursprünglich als „partielle Befruchtung“ gedeuteten, späterhin als Paracopulation bezeichneten Vorgängen. Ob hier thatsächlich der Kleinkern als Centrum einer eigenen Zelle, deren Plasma sich von demjenigen der Eizelle scharf abhebt, aufzufassen sein dürfte, möchte ich noch dahin gestellt sein lassen. Bevor das Schicksal der Zelle, in welcher ein Kleinkern auftritt, nicht scharf erkannt ist, sind theoretische Spekulationen müssig. Dass immerhin eigenartige Vorgänge bei der Reifung der Eier sich abspielen, lange bevor Kernspindeln gebildet und Richtungskörper abgeschnürt werden, lehren die zerstreuten Beobachtungen vouLeydig®), Balbiani*), Stuhlmann®) und Blochmann über Neben- kerne oder Reifungsballen an jugendlichen Eiern der Arthropoden und Vertebraten. c. Die Entwicklung der weiblichen Gonophoren. Haben die Eizellen der ältesten Gruppe eine Länge von durchschnittlich 0,15 mm er- reicht, so beginnen alle drei resp. vier gleichzeitig sich über die Urknospe zu erheben. Der freie Pol der jungen Gonophorenknospe wird durch die Eutodermkuppe (cup.) markirt; ihr entodermaler Hohlraum communicirt mit jenem der Urknospe. Direkt über der Entodermkuppe legt sich als Ektodermeinstülpung der für die Ausbildung der Meduse so bedeutungsvolle *) C. G h u n. Ueber die Bedeutung der direkten Kerntbeilung. Schriften d. Physik. Ökonom. Ges. Königsberg. Bd. 31. 1890. A. Weismann und C. Ischikawa. Ueber die Paracopulation im Daphnidenei, sowie über Eeifung und Befruchtung derselben. Zool. Jahrbücher Bd. 4. 1889. 0 P. L e y d i g Beitr. z. Kenntn. d. thier. Eies im unbefruchteten Zustand. Zool. Jahrb. Bd. 3. 1888. E. G. B a 1 b i a n i. Sur l’origine des cellules du follicule et du noyau vitellin de l’oeuf chez les Göophilcs. Zool. Anz. 1883. No. 155 und 156. 0 J. E. Stuhlmann, Die Reifung des Arthropodeneies. Ber. Naturf. Ges. Freiburg Bd. I. 1886. ®) P. Blochmann. Ueber d. Metamorph. d. Kerne in d. Ovarialeiern d. Ameisen. Verh. Naturh. Ver. Heidelberg N. F. Bd. 3. 1884. id. Ueber die Reifung d. Eier b. Ameisen und Wespen. Festschr. Naturh. Ver. Heidelberg. 1886. ^Glockenkern“ an (Taf. VII Fig. 3 und 4 camp.) Ich habe nur einmal eine junge Gonophoren- anlage beobachtet, welche gerade über die Urknospe sich vorwölbte und bilde dieselbe in Fig. 3 und 4 ab. Ihr Glockenkern liess bereits die im Längsschnitt sichelförmig gestaltete Glockenhöhle (c. camp.) erkennen. Die der Entodermkuppe aufliegende und sie abflachende innere (untere) Lamelle des Glockenkernes war bedeutend dicker, als die äussere, gegen den freien Pol der Gonophore allmählich sich verschmälernde. Da offenbar die hier ahgebildeten Stadien selten sind, so vermag ich auch nicht anzu- geben, in welcher Weise die durch Weismann theils direkt beobachtete, theils erschlossene Einwanderung der relativ riesigen Eizellen in das Ektoderm des Glockenkernes — genauer gesagt: zwischen die Entodermkuppe und die innere Lamelle des Glockenkernes — erfolgt. Dass aber thatsächlich eine solche Durchbrechung der Entodermkuppe stattfinden muss, geht aus den Lagebeziehungen der Eier in den jüngsten Gonophoren hervor. Sie liegen nämlich, wie Fig. 10 von einer eben abgeschnürten, kurz gestielten Gonophore audeutet (eine andere auf demselben Stadium befindliche junge Gonophore ist von der Seite in Fig. 20 A dargestellt) zwischen der zum Spadix umgebildeten Entodermkuppe und der durch die Grösse der Eier zu einer ungemein feinen Ektodermlamelle gedehnten inneren Lamelle des Glocken- kernes (ek"). Die Lücke, welche meine Beobachtungen hier aufweisen, hoffe ich wenigstens theilweise durch Entwicklungsvorgänge an männlichen Gonophoren (Fig. 24 und 25) aus- füllen zu können. Die äussere Lamelle des Glockenkernes hat sich inzwischen in bekannter Weise bei der Vertiefung der Glockenhöhle der Gonophorenwandung angeschmiegt. Der Glockenmantel (u. Fig. 10 und 11) setzt sich daher aus drei dünnen Schichten zusammen: aus dem äusseren (exumbralen) Ektoderm (Fig. 17 ek.), der entodermalen Gefässlamelle (enl.) und dem inneren (suhumhralen) Ektoderm (ek '). In der Gefässlamelle höhlen sich frühzeitig die vier Radiär- gefässe (Fig. 10 und 11 c^ c^ c® c^) aus, welche in einen Ringcanal (Fig. 16 c. c.) ein- münden. Während nun die Eier an Grösse bedeutend zunehmen, beginnt gleichzeitig der Spadix (sp.) dieselben zu umwachsen und sich theilweise zu einem förmlichen Eifollikel umzubilden. Die einzelnen Stadien der Umwachsung habe ich in Fig. 10—12 hei drei verschieden alten Gonophoren von oben (dem distalen Pol) gesehen dargestellt. Fig. 10 und 11 betreffen Gono- phoren, welche drei Eizellen enthalten. Durch den Druck derselben wird der Spadix zu einem gleichseitigen Dreieck mit concav eingehogenen Seiten comprimirt (Fig, 10). Die Ecken des Dreiecks drängen gegen die feine Ektodermhülle des Manubriums vor, platten 616 sicli ab und greifen auf die Aussenseite der Eier über. Im Querschnitt ist der Spadix auf diesen Stadien wie ein Ordensstern gestaltet (Fig. 11). Die Umwachsung macht an der Aussenseite der Eier immer weitere Fortschritte (Fig. 12 von einem 4 Eier bergenden Gonophor) und führt dazu, dass sekundär nahezu das ganze Ei bis auf einen kreisförmigen Abschnitt von 0,15 — 0,2 mm Durchmesser in den zu einem Follikel umgebildeten Spadix ein- geschlossen wird. Während dessen verdichtet sich der Keimfleck (ov“) des Eies zu einem stark lichtbrechenden, mit Farbstoffen intensiver sich färbenden kugligen oder ovalen Kern- körperchen, das an ganz reifen Eiern von 2mm Grösse 0,05mm misst Gleichzeitig rückt der Eikern an die Peripherie desEies und zwar genau an jeneStelle, welche von der Umwachsung des Spadix frei bleibt (Fig. 13, 14, 18 und 20). Er wird nach Aussen von einer Protoplasmahülle und von der feinen Ektodermlage des Manubriums überzogen (Fig. 13). Die ganze von dem Follikelepithel des Spadix frei bleibende Partie der Eiperipherie baucht sich mitsammt dem Kerne warzenförmig nach Aussen vor (Fig. 13, 18. Taf. III Fig. 8). Der zum Follikelepithel umgebildete Theil des Spadix (sp. f.) besteht aus polyedrischen oder würfelförmigen Zellen, deren jede zwei Kerne aufweist (Fig. 21). Breiten- und Höhen- durchmesser der Zellen sind ungefähr gleich. Bedeutend dünner ist jene Partie des Spadix, welche sich dem Ektoderm des Manubriums anschmiegt (en' Fig. 12, 13, 17 und 18). Auf zwei Strukturverhältnisse, deren bis jetzt kein Beobachter gedacht hat, möchte ich bei Besprechung des Spadix noch hinweisen. Das erste betrifft das Auftreten einer kreis- förmigen, in der Mitte durchbrochenen Duplikatur des Entoderms an der Grenze von Gono- phorenstiel und Manubrium (Fig. 16 und 18 v. g.). Durch sie wird das Lumen des Manubriums abgegrenzt von jenem der Stielhöhle. Ich bezeichne diese kreisförmige Klappe als „Genital- klappe" ,(v. g.) und die von ihr begrenzte enge Pforte als „Genitalpforte" (p. g.). Eine zweite Eigenthümlichkeit betrifft das Auftreten eines Ringkanales im Umkreise der von der Umwachsung des Spadix frei bleibenden Eiperipherie (Fig. 14 und 20 circ.). Wie feine Längsschnitte durch die betreffende Region lehren (Fig. 15), so handelt es sieh um einen Ringsinus, welcher gerade an jener Stelle auftritt, wo der Follikeltheil des Spadix (sp. f.) in die Entodermlage des Manubriums umbiegt. Hier liegt das Entoderm nicht dem Ekto- derm dicht an, sondern es gibt durch Zurückweichen Veranlassung zur Bildung eines von der Stützlamelle (st.) begrenzten ringförmigen Hohlraumes (circ.). Die Stützlamelle (lam.) ist in Folge der enormen Dehnung ungemein zart, aber sie lässt sich zwischen dem Ei einerseits, der Follikelwand und dem Ektoderm des Manubriums andererseits nachweisen. 617 Im weiteren Verlaufe meiner Darstellung habe ich nun einen Vorgang zu schildern, der nur noch bei der Gattung Lilyopsis in ähnlich drastischer Weise sich abspielt. Das junge Gonophor (Fig. 16) wird von einem geschlossenen Glockenmantel (u.) umhüllt, der, wie ich aus- drücklich hervorhebe, auch an dem distalen Pole (also an jener Stelle, wo der ektodermale Glockenkern sich einstülpte) keine Oeffnung aufweist. Die schönen durchsichtigen, rasch zu ansehnlicher Grösse heranwachsenden Eier üben auf ihre Hüllen einen starken Druck aus, dem schliesslich der Glockenmantel dadurch nachgibt, dass er an dem distalen Pole einreisst und schleifenförmig gebogen an der Grenze zwischen Stiel und Manubrium zusammenschnurrt (Fig. 18, 19 und 20). Das Manubrium wird frei gelegt und das Gonophor tritt in sein zweites Entwicklungs- stadium ein. Während die Schichten des Glockenmantels vor dem Einreissen (Fig. 17) so dünn waren, dass es scharfen Zusehens bedarf, um sie auf Schnitten deutlich nachzuweisen, so bilden sie nach dem Zusammenschnurren dicke, theilweise sogar mehrschichtige Lagen. Letzteres gilt speziell für die innere Ektodermlage des Glockenmantels, welche sich zum Subumbrellarepithel ausbildet (Fig. 19). Da, wo das subumbrale Ektoderm (ek.') in das exumbrale (ek.) übergeht, ist ein Randwulst von Zellen ausgebildet, welcher die Anlage des Velums (ve.) abgibt. Auch die Gefässe, vor dem Einreissen dünn und langgezogen, erweitern sich beträchtlich, wie der Querschnitt des Ringkanales (c. c.) und derjenige eines angeschnit- tenen Längsgefässes (c.) lehrt. Lange Zeit hindurch verharrt der Glockenmantel bei der nach dem Einreissen angenom- menen schleifenförmigen Krümmung (Taf. III Fig. 8 und 9). Erst nachdem die Eier ihre definitive Grösse nahezu erreicht haben, beginnt er allmählich über das obere Viertel des enorm gedehnten Manubriuras vorzuwachsen, indem gleichzeitig die Ektodermzellen der Subumbrella zu einem einschichtigem Muskelepithel sich anordnen, eine dünne Gallertlage zwischen der Entodermlamelle und dem exumbralen Epithel ausgeschieden wird und das Velum seine definitive Ausbildung erhält. Die reifen Eier messen bei dem grossen Exemplar der Stephanophyes superba nicht weniger denn 2 mm; bei den jüngeren Colonieen sind sie bedeutend kleiner. An dem leben- den Ei war eine fein granulirte ektoplasmatische Lage, welche auch den Kern umgab, von dem saftreichen Entoplasma zu unterscheiden; an conservirten Eiern trat der Unterschied weniger deutlich hervor. Dagegen sind an letzteren die hellen grossen Vakuolen des Ento- plasmas besonders klar nachzuweisen. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Gres. Bd. XVI. 78 618 Das Austreteo der Eier aus dem Manubrium habe ich nicht beobachtet Es dürfte das- selbe bei allen Calycophoriden übereinstimmend in der von mir^) für Muggiaea Kochii ange- gebenen Weise erfolgen. Da meine dort niedergelegten Beobachtungen unbeachtet geblieben sind fauch Weismann gedenkt derselben nicht), so gestatte ich mir sie hier einzuschalten. „Der Kern mit dem umgebenden Plasma wird gewöhnlich von dem angrenzenden Ektoplasma überwallt, so dass er im Grunde einer grubenförmigen Vertiefung gelegen ist. Beobachtet man nun die völlig reifen Eier, so constatirt man, dass nach und nach der Kern sich vor- wölbt und die Einsenkung verschwindet, bis er schliesslich von dem anliegenden Eiplasma umhüllt, als linsenförmige Erhebung über die Eiperipherie hervorragt. Die zarte Ektoderm- hülle wird hierbei ebenfalls etwas vorgedrängt und gespannt. Nach kurzer Zeit verschwindet rasch die Hervorwölbung und der Kern zieht sich soweit zurück, dass wieder eine gruben- förmige Vertiefung entsteht. So werden nun ziemlich regelmässig, etwa zweimal in der Minute, Pumpbewegungen von einem Theile der Eioberfläche ausgeübt, die offenbar den Zweck haben, die dünne Ektodermhülle zu sprengen und dem Ei den Austritt und die Be- fruchtung zu ermöglichen.“ An derselben Stelle habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass die reifen Eier von der feinen Ektodermhülle, welche die vom Follikelepithel frei gelassene Partie überzieht, sich etwas abheben und dass in der dort sich ansammelnden klaren Flüssigkeit die Richtungs- körperchen wahrgenommen werden. Auf diese Verhältnisse ist zuerst Müller^) aufmerksam geworden. Er deutete sie indessen, wie ich nach wies, unrichtig, indem er die ganze Ein- richtung für einen Mikropylapparat und die Richtungskörper für eingedrungene Spermatozoen hielt. Auch Weismann (1. c. p. 197), dem meine Mittheilungen entgangen sind, weist die Anschauungen Müllers mit denselben Gründen zurück. d. Die männliche Urknospe und die Entwicklung der männlichen Gonophoren. Nach der ausführlichen Schilderung, welche von der Entwicklung der weiblichen Gono- phoren gegeben wurde, kann ich mich über die Entwicklungsvorgänge der männlichen kürzer fassen, da sie in analoger Weise sich abspielen. Die männliche Urknospe persistirt zeitlebens und ist stets an der Basis der männlichen Gonophorentraube nachweisbar (Taf VII Fig. 22 g. pr. c?). Sie wird von einem dünnen C. Chan. Ueber die cyklische Entwicklung und die Verwandtschaftsverhältnisse der Siphonophoren. Sitzungsber. Berl. Akad. Wissensch. 52. 1882 p. 1160. '0 P. E. Müller. Jagttagelser over nogle Siphonophorer. Kopenhagen 1871. 619 ektodermalen Plattenepithel überzogen und ist erfüllt von einem mehrschichtigen Entoderm, welches erst später in die Spermatoblasten und in die definitiven Entodermzellen sich scheidet. Ihr Hohlraum steht mit der Leibeshöhle des Stammes in Zusammenhang. Von ihr schnüren sich successive die männlichen Gonophoren ab. Fig. 23 stellt ein frühes Stadium dar, wo gerade eine junge Gonophorenanlage aus der Urknospe sprosst. Ihr Hohlraum steht mit jenem der Urknospe noch in Zusammenhang; er wird begrenzt von Zellen, deren Kerne oval gestreckt sind. Dadurch unterscheiden sie sich undeutlich als defini- tive Entodermzellen von den Spermatoblasten (spbl.). An der Kuppe ist der Glockenkern mit einer Glockenhöhle zur Anlage gelangt; die innere Lamelle desselben (ek.") ist dicker als die äussere (ek.'). Rasch beginnt nun die Glockenhöhle (c. camp.) in proximaler Richtung sich auszubreiten (Fig. 22), während gleichzeitig das Gonophor bimförmige Gestalt annimmt. Auf Längsschnitten durch diese Stadien (Fig. 24) beginnt die Sonderung zwischen lang- gestreckten Entodermzellen (en.) und den polyedrischen Spermatoblasten (spbl.) sich einzu- leiten. Der unter dem inneren Blatt des Glockenkernes gelegene Ektodermkern (cup.) er- scheint mehrschichtig, da die Spermatoblasten ihn gerade durchsetzen. Die Auswanderung der letzteren aus dem Entoderm zwischen beide Keimblätter vollzieht sich sehr rasch, inso- fern schon bei wenig älteren Gonophoren (Fig. 25) die gesammten Spermatoblasten zwischen der zum Spadix (sp.) umgebildeten Entodermkuppe und dem durch die Dehnung abgeplatteten inneren Blatt des Glockenkernes (ek.") gelegen sind. Der Glockenmantel hat sich ebenfalls völlig entwickelt und besteht aus der entodermalen Gefässlamelle (enl.), dem exumbralen (ek.) und subumbralen (ek.') Ektoderm. Die vier Radiärgefässe mit dem Ringkanal höhlen sich frühzeitig in der Entodermlamelle aus (Fig. 22). Die Gonophoren wachsen rasch in die Länge, von dem Glockenmantel vollständig um- hüllt. Durch den Druck der intensiv durch Theilung sich mehrenden Spermatoblasten wird schliesslich ebenso wie an den weiblichen Gonophoren es bedingt, dass der Glockenmantel an dem freien (distalen) Pole des Gonophors einreisst, das Manubrium freilegt und in genau derselben Weise schleifenförmig gebogen an der Grenze zwischen Stiel und Manubrium zu- sammenschnurrt (Fig. 26). Erst an den mit fast reifen Spermatozoen erfüllten Gonophoren wächst die Glocke über den Anfangstheil des Manubriums sekundär weg, indem sie zu der kleinen, oben beschriebenen Medusenumbrella sich streckt. Auf Querschnitten durch ältere Manubrien findet man die Spermatoblasten in radien- förmig von dem Spadix nach der Peripherie ausstrahlende Reihen angeordnet. Der Stütz- lamelle liegen zarte Längsmuskelfasern auf, welche die schwachen Krümmungen des Manubriums 78* 620 bedingen. Die Spermatoblasten treten nicht direkt bis an die Stützlamelle heran, sondern sie lassen einen kleinen Raum frei, welcher von zahlreichen von der Stützlamelle ausgehenden Radiärfasern durchsetzt wird. Dieselben lassen sich eine Strecke weit in die Spermato- blastenmasse verfolgen und scheinen geradezu die Ausläufer von Stützzellen mit langgestreckten Kernen zu sein. e. Ueber die Beziehungen zwischen Gonophoren und Medusen bei Siphonophoren. Mit gewohntem Scharfsinn, mit umsichtiger Benutzung der durch ein reiches Material gebotenen Thatsachen sucht Weismann in Uebereinstimmung mit den Anschauungen anderer Forscher den Nachweis zu führen, dass die Gonophoren mit medusoidem Bau durchweg als Rückbildungen von Medusen aufzufassen sind und als aufsteigende Reihen überhaupt nicht angesehen werden können. Die Beweise regressiver Bildung findet er in dem Bau der Gono- phoren, in ihren Entwicklungs-Erscheinungen und in den Wanderungen der Keimzellen. Er betont, dass unter der Voraussetzung progressiver Entwicklung die Thatsache unverständ- lich bliebe, dass überall da, wo die Keimstätte im Entoderm liegt, die Geschlechtszellen später, wenn sie in das Gonophor eingerückt sind, in das Ektoderm auswandern (1. c. p. 256). Weismann verhehlt sich allerdings nicht, dass die Ontogenese der Medusenknospe, wie sie speziell auch bei den Siphonophoren vorliegt, den phyletischen Entwicklungsgang nicht wiederholt. Bei Hippopodius und Galeolaria sprosst nach seinen Untersuchungen zunächst ein mit entodermalen Geschlechtsprodukten erfülltes „Sporophor“; durch die Anlage eines distalen und in proximaler Richtung vordringenden Glockenkernes wird es zu einem mit Radiärgefässen und Ringkanal versehenen geschlossenen Gonophor umgebildet; durch das Auftreten des „Glockenmundes^ mit der Anlage des Velums geht schliesslich aus dem Glocken- mantel die Umbrella der allerdings mund- und tentakellosen Meduse hervor, welche sich von dem Stamme loszulösen und durch Pumpbewegungen zu schwimmen vermag. „Vom bio- genetischen Grundgesetz ausgehend, sagt Weismann (p. 258), sehe ich in der heutigen Onto- genese der Medusenknospe die umgekehrte Folge der phyletischen Stadien, welche durch- laufen wurden, wenn auch natürlich mit Aenderungen und Zusammenziehungen“. Wahrlich, eine drastische Warnung für diejenigen, welche in übertriebener Werthschätzung des „bio- genetischen Grundgesetzes“ überall die Recapitulation phylogenetischer Vorgänge in der Onto- genese verlangen! Die Fälle sind allerdings selten, wo durch frühzeitige übermächtige Ent- wicklung der Sexualprodukte in so sinnfälliger Weise, wie bei Stephanophyes die Weiter- entwickelung des geschlossenen Gonophors zu der Meduse erfolgt. 621 Weismann überträgt denn auch die an den festsitzenden Hydroiden gewonnenen An- schauungen auf die frei schwimmenden Siphonophoren. „Der Bau der Gonophoren, die Ent- wicklung derselben mittelst eines Glockenkernes, wie sie für alle untersuchten Formen von Siphonophoren nachgewiesen werden konnte, lassen keinen Zweifel, dass auch sie als rück- gebildete Medusen aufzufassen sind. Wir werden uns also vorstellen dürfen, dass die Stamm- formen der heutigen Siphonophoren als Geschlechtsträger frei schwimmende, vom Stocke sich lösende Medusen hervorbrachten, wie dies die Gattungen Velella und Porpita, vielleicht auch Physalia noch heute thun“ (p. 265). Als Motive für die Rückbildung der Medusen zu Gono- phoren nimmt er hauptsächlich die Ausstattung der Siphonophoren mit formidablen Waffen in Gestalt von Nesselbatterieen in Anspruch. „Die Geschlechtsthiere werden sich unzweifel- haft unter dem Schutz der Kolonie sicherer befinden, als losgelöst von ihr.“ So bestechend die Ausführungen Weismanns klingen, so überzeugend er die Rückbildung der Medusen zu Gonophoren bei den Hydroiden darthut, so muss ich doch die Möglichkeit einer anderen Auffassung für die Siphonophoren gelten lassen. Ich halte es für wahrschein- lich, dass bei manchen Siphonophoren in progressiver Entwicklung aus sessil bleibenden Gono- phoren freie Medusen zur Ausbildung gelangten. Gerade für diejenigen Familien, welche heute noch vom Stocke sich lösende Medusen produciren, nämlich für die Velellen und Porpiten, muss ich in Abrede stellen, dass sie uns ursprüngliche Verhältnisse conservirt haben. Eine derartige Auffassung würde nicht im Einklang mit den bisherigen Ermittelungen über den Organismus und die systematische Stellung der genannten Formen stehen. Siphonophoren, welche jegliche aktive Ortsbewegung aufgeben und sich in der sinnfälligsten Weise einer passiven Bewegung durch den Wind an der Oberfläche des Meeres anpassten, sind sicherlich keine ursprünglichen Formen. Fast alle Forscher sind darin einig, dass sie die complicirtest gebauten Siphonophoren repräsentiren — so abweichend und complicirt, dass bekanntlich Häckel einen diphyletischen Ursprung für die Siphonophoren statuirt und die „Dis- conanthen“ wie er die Velleliden nennt, von Trachomedusen (Pectylliden) ableitet, wäh- rend die übrigen Siphonophoren, die „Siphonanthen“ von Anthomedusen (Codoniden) ab- stammen sollen. Ich habe schon mehrmals auf die Anpassungen hingewiesen, welche durch das Flot- tiren auf der Meeresoberfiäche für die Velelliden bedingt wurden. Eine Colonie gefrässiger Individuen, welche keine aktiven Schwimmbewegungen zu ihrem Nahrungserwerb auszuüben vermag, muss rasch, auch bei der leichtesten Brise, über die Oberfläche durch den Wind getrieben werden, wenn ihre Existenz nicht gefährdet sein soll. Die khnoradiale Grundform 622 des Körpers der Velellen^); die kahnförmige Gestalt des Mantels; die Verkürzung der lang nachschleppenden Fangfäden zu tasterähnlichen mit Nesselstreifen besetzten Anhängen; die reichliche Schleimsecretion am Mantelrande, welche die Aktion der Fangfäden ergänzt und das Verkleben der Beutethiere bedingt; die relativ enorme Entwicklung der Pneumatophore zu einem chitinisirten gekammerten Kahne mit schräg stehendem Segel; das Auftreten von Stigmaten auf der Oberseite der Luftkammern, welche nicht nur der von der Sonne stark erwärmten Luft den Austritt gestatten, sondern gleichzeitig auch durch Athembewegungen der gesummten Colonie einen Wechsel der Luft in den feinen, sämmtliche Polypen um- spinnenden Tracheen ermöglichen^); das Ausbilden eines ramificirten Gefässnetzes, welches ein Austrocknen aller der Luft ausgesetzten Weichtheile verhütet: das Alles sind Momente, welche erst durch die vollendete Anpassung an den Aufenthalt auf der Oberfläche des Meeres und an ein rasches Segeln über dieselbe erklärlich werden ! Auch dafür ist gesorgt, dass bei Windstille, welche die Colonieen zwingt, tagelang an derselben Stelle zu liegen, unfähig vermittelst dehnbarer Fangfäden reichliche Beute zu erwerben, die Kost nicht ausgeht: Nester von gelben Zellen (Zooxanthellen), welche in den Gefässen sich anhäufen, vermitteln durch ihre Symbiose eine Ernährung von Seiten der Schmarotzer. Zug um Zug vermögen wir in dem Organismus der Velelliden die Anpassungen und Umbildungen nachzuweisen und verständlich zu machen, ohne dass wir nöthig hätten, mit Häckel einen diphyletischen Ursprung zur Erklärung der aberranten Gestaltung anzu- nehmen.®) Als ein weiteres Glied in der Kette der merkwürdigen Umformungen fasse *) Zur Erläuterung dieser Bezeichnung sei auf den Nachtrag von: C. Chun, Die Ctenophoren des Golfes von Neapel, 1880 p. 312 verwiesen. C. Chun. Die Siphonophoren der Canarischen Inseln. Sitzungsber. Akad. Wissensch. Berlin. 1888. 44. p. 1145 (5). ä) Wenn Häckel die nachstehend bezeichnete Publikation Metschnikoff’s über die geschlechtsreife Veiella-Meduse berücksichtigt hätte (an keiner Stelle des „Report“ wird derselben Erwähnung gethan), so hätte er sich auf den ersten Blick von der ünhaltbarkeit seiner diphyletischen Ableitung der Siphonophoren über- zeugen müssen. Alles, was Häckel zur Begründung seiner Ansicht, dass die „Disconanthen“ modificirte Tracho- medusen sind, vorbringt, beruht auf einer Ueberschätzung äusserer Aehnlichkeiten. Ich habe in meinem Berichte über die Canarischen Siphonophoren manche der von Häckel betonten angeblichen Homologieen zwischen den Velellen und Porpiten einerseits und zwischen den Trachomedusen andererseits zurückgewiesen und brauche wohl kaum darauf aufmerksam zu machen, dass die in dem Report (p. 35) gegebene Ver- gleichung des Gefässsystems der Velelliden mit jenem der Trachomedusen wiederum auf vage äussere Aehn- lichkeiten basirt ist. Die geschlechtsreife Veiella-Meduse hat mit Trachomedusen Nichts gemein; sie ist eine Anthomeduse, deren Gonaden in der Magenwand reifen. Die männliche Meduse weist vier Hoden in der Magenwandung auf, die weibliche vier Gonaden, von denen nur eine sich 623 ich auch die Produktion freier Medusen auf, welche erst nach der Lostrennung, wie M etschnikoff ‘) nachwies, einen Tentakel und die Geschlechtsorgane ausbilden. Sie knospen bekanntlich an den kleinen Magenschläuchen, welche morphologisch vielleicht „Geschlechts- tastern“ entsprechen, deren terminale Oeffnung (eine derartige Oeffnung an den Tastern kommt den „Cystonen“ zu) als Mundöffnung Verwerthung fand. Dass eine Produktion von Gonophorentrauben, deren Manubrien von Spermatozoon und Eiern geschwellt sind, eine erhebliche Belastung des Körpers und Beeinträchtigung des raschen Segelns bedingen würde, liegt auf der Hand. Zudem wird, wie Weismann richtig hervorhebt, „bei gleichem Aufwand von Seiten des Mutterstockes stets die sich selbst ernäh- rende, längere Zeit lebende Meduse eine grössere Keimmasse produciren, als das nur einmal sich füllende und entleerende Gonophor.“ Von zwiefachem Vortheil ist es demgemäss für den Organismus der Velelliden, wenn freie Medusen von ihnen geknospt werden. Ist es nun, so frage ich, wahrscheinlich, dass Siphonophoren, welche durch Tracheen athmen und deren Gesammtorganisation bis in das kleinste Detail wesentliche Umgestaltungen durch das Aufgeben einer frei schwimmenden Lebensweise aufweist, uns bezüglich der Pro- duktion von Medusen ursprüngliche Verhältnisse conservirten ? Ist thatsächlich die Annahme absurd und ungerechtfertigt, dass gerade zu Gunsten einer passiven Ortsbewegung, der sämmt- liche Anhänge der Colonie so sinnfällig sich anpassten, auch die Belastung des Manubriums mit Geschlechtsstoffen unterdrückt wurde und eine Weiterentwicklung des Gonophors zu der Meduse stattfand, welche erst im freien Leben Zeugungsstoffe producirt?^) •weiter entwickelt und ein einziges Ei producirt. Metschnikoff lässt die Sexualprodukte im Ektoderm ent- stehen; aus seinen Abbildungen scheint indessen hervorzugehen, dass dieselben im Entoderm entstehen und später zwischen beide Keimblätter auswandern. Das Ei wird dann späterhin, ebenso wie die meisten Eier der Siphonophoren, von einem entodermalen Follikelepithel umwachsen. *) E. Metschnikoff. Medusologische Mittheilungen. Arb. Zool. Inst. Wien 1886. 2) Wenn Weismann in der Auswanderung der Keimzellen aus dem Entoderm in das Ektoderm eine phyletische Eeminiscenz erblickt, so lasse ich eine derartige Auffassung für jene Fälle gelten, wo thatsächlich eine Einwanderung zwischen die Ektodermzellen erfolgt. Bei den Siphonophoren liegen meines Erachtens die Verhältnisse derart, dass nur eine Einwanderung zwischen beide Keimblätter erfolgt. An jenen Stellen wo durch günstige Lageverhältnisse die Stützlamelle deutlich nachweisbar ist (so auf Fig. 15 Taf. VII), zeigt sich das Ei mitten in der Stützlamelle gelegen, insofern es sowohl gegen das Follikelepithel des Ento- dermes, wie gegen das Ektoderm durch eine zarte Stützlamelle abgegrenzt ist. Dass diese Lagerung der Sexualprodukte in günstigster Weise den Leistungen des die Leibeshöhle begrenzenden Entodermes, wie dem Mahr- und Schutzbedürfniss der Sexualprodukte gerecht wird, liegt auf der Hand. Wir sind freilich noch weit entfernt davon, für die complicirten Wanderungen der Keimzellen physiologische Motive angeben zu können und so erklärt sich die Neigung, „phylogenetische Eeminiscenzen“ da zu erblicken, wo sie sonst nach dem Ausspruch Weismanns (bei der Ontogenese der Medusenknospe) nicht gewahrt sind. 624 Was hier für Velellen und Porpiten dargelegt wurde, gilt in gewissem Sinne auch für die Rhizophysen und Physalien. Seitdem ich ') nachwies, dass einerseits die Medusen der Physalien sich loslösen und offenbar erst im freien Leben die Eier zur Ausbildung bringen, dass andererseits dieselben Vorgänge für die Rizophysen zutreffen, bin ich in meiner damals geäusserten Auffassung nur bestärkt worden, dass das Knospen freier Medusen in Correlation mit dem Aufgeben einer aktiven Schwimmbewegung der Colonie stehe. Wenn Weismann die Motive für die Rückbildung der Medusen zu Gonophoren iu der Ausstattung der Siphono- phoren mit furchtbaren Waffen erblickt, so halte ich ihm entgegen, dass gerade die mit den formidabelsten Waffen ausgerüstete Siphonophore, nämlich die Physalia, eine Produktion freier Medusen aufweist. Ich kann nicht umhin, auch für die frei werdenden weiblichen Medusen der Rhizophysen und Physalien die Möglichkeit einer progressiven Entwicklung aus Gono- phoren zuzugestehen. ') C. Chun. Ueber die cykliscbe Entwicklung und die Verwandtschaftsverhältnisse der Siphonophoren Sitzungsber. Akad. Wissensch, Berlin. 1882. 52 p. 1169 (15). Königsberg i. Pr. Decembe.r 1890. llebersicht des Inhalts.*^ Seite. • Einleitung l [553] Allgemeiner Theil. 1. Vorkommen .............. 3 [555] 2. Gesammthabitus 4 [556] 3. Die Familie der Stephanophyiden und ihre Stellung im System . . 6 [558] Spezieller Theil. 4. Die Hauptschwimmglocken . . . . . ' . . . . . 11 [563] 5. Die Gruppenanhänge des Stammes ......... 15 [567] 6. Die Deckstücke 19 [571] 7. Die Spezialschwimmglocken .......... 21 [573] 8. Die Magenschläuche ............ 25 [577] 9. Die sekundären nierenförmigen Nesselknöpfe 21 [579] a. Die Entwicklung der Seitenfäden und der Nesselknöpfe .... 29 [581] b. Zweites Stadium: Der gestreckte Nesselknopf 32 [584] c. Drittes Stadium: Die Invagination des Nesselknopfes .... 35 [587] d. Struktur des ausgebildeten Nesselknopfes 37 [589] e. Die Entladung des Nesselknopfes 44 [596] 10. Die mundlosen Polypoide ........... 49 [601] 11. Die primären eichelförmigen Nesselknöpfe . . . . . . 50 [602] a. Bau der Nesselknöpfe 50 [602] b. Entladung der Nesselknöpfe nebst Bemerkungen über die Natur der Nesselzellen 52 [604] 12. Die Gonophoren 55 [607] Die Entwicklung der Gonophoren. a. Die Urknospe 56 [608] b. Die weibliche Urknospe 59 [611] c. Die Entwicklung der weiblichen Gonophoren 62 [614] d. Die männliche Urknospe und die Entwicklung der männlichen Gonophoren 66 [618] e. Ueber die Beziehungen zwischen Gonophoren u. Medusen bei Siphonophoren 68 [620] Erklärung der Tafeln 74 [626] *) Die eingeklammerten Zahlen [ ] beziehen sich auf die Seitenzahl des Bd. XVI der Abhandl. d, Senckenb. naturf. Ges. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. ßd. XVI. ^9 626 Erklärung der Tafeln. Durchgehende Figurenbezeiehiumgen. stamm und Gewebe. tr. Stamm (truncus). tr. d. Dorsallinie des Stammes. in. Internodien. g. V. Gastrovaskularraum. mu. Muskel, ek. Ektoderm, en. Entoderm. lam. Stützlamelle. Sehwimmglocken (nectocalices s. nectophorae). n. Hauptschwimmglocke. n. sp. Spezialschwimmglocke. u. ümbrella, ex. Exumbrella. SU. Subumbrella (Schwimmsack), ve. Velum. c. ol. Oelbehälter (Somatocyst, Saftbehälter), hy. Hydröcium (Trichterhöhle, Stamm- behälter). Gefässe (canales). c. Gefäss. c^ c- c^ ch ßadiärgefässe. c. d (= c'). Dorsalgefäss. c. V (= c“). Ventralgefäss. c. 1. s (= c^). Linkes Seitengefäss. c. 1. d (= c*). Eechtes Seitengefäss. c. c. Ringgefäss (canalis circularis). c. ped. Stielkanal. c. p. Mantelkanal (canalis pallialis). c. p. d. Dorsaler Mantelkanal, c. p. V. Ventraler Mantelkanal. ol. Oeltropfen resp. terminale Anschwel- lungen des Oelbehälters. Deckstüeke (bracteae s. hydrophyllia). br. Deckstück. c. br^ ®. Gefässäste des Deckstückes. br. s. . . . Linker Lappen des Deckstückes, br. d. . . Rechter Lappen des Deckstückes, vag. Scheide des rechten Lappens. Magenschläuche (polypi s. siphones). p. Magenschlauch, p. in. Internodiale Magenschläuche. р. p Stiel des Magenschlauches (pedunculus polypi). bg. Basalmagen (basigaster). st. Hauptmagen (Stomachus). pr. Rüssel (proboscis). V. p. Pylorusklappe (valvula pylorica) 0. Mundöffnung (os). taen. Magenwülste (taeniolae). Taster (Mundlose Pofypoide, palpones). pa. Taster. p. pa. Stiel des Tasters. Tentakel (Fangfäden), t. Tentakel, t. pr. Primärtentakel, t. s. Sekundärtentakel, t. 1. Seitenfäden des Tentakels (Tentillen). с. t. Gefässkanal des Tentakels. p. t. Stiel des Seitenfadens (pedunculus tentilli). n. u. Nesselknopf (nodulus urticans s. cnido- saccus s. sacculus urticans). n. u. pr. Primärer Nesselknopf, u. u. s. Sekundärer Nesselknopf. 627 n. u d. Dorsalseite des Nesselknopfes, n. u. V. Ventralseite des Nesselknopfes. f. t. Endfaden (filum terminale) oder Angel- faden. t. u. Nesselband (taeniaurticans) oder Nessel- batterie. cn. Nesselkapsel (Cnidocyst oder Ne- matocyst). cn. t. Nesselkapseln der Batterie, cn. pa. Stabförmige Nesselkapseln (cnidocystae paliformes). cn. py. Bimförmige Nesselkapseln (cnidocystae pyriformes). cn. c. Cnidocil. cnbl. Nesselzelle (Cnidoblast). tect. Gerüstzellen oder Kiesenzellen des Nesselknopfes. m. f. GefensterteMembrandesNesselknopfes. gl. Drüsenzellen des Nesselknopfes. arc. Bogenzellen des Nesselknopfes. Gonophoren (Genitalglocken), go. Gonophor. go $. Weibliches Gonophor. go. J. Männliches Gonophor. go. p. Stiel des Gonophors. go. d. Gonodendron (Gonophorentraube). ma. Manubrium (Genitalklöppel), ma J. Manubrium des männlichen Gonophors. ma. $. Manubrium des weiblichen Gonophors. sp. Spadix. sp. f. Zum Follikelepithel umgebildeter Spadix. ov. Ei (ovulum). ov'. Eikern (Keimbläschen), ov". Kernkörper des Eies (Keimfleck), spe. Sperma. spbl. Spermatoblasten (Samenmutterzellen). V. g. Genitalklappe (valvula genitalis), camp. Glockenkern, c. camp. Glockenhöhle, cup. Entodermkuppe. Knospen (gemmae). g. Knospe. g. pr. Urknospe (gemma primaria). g. pr. 9. Weibliche Urknospe. g. pr. J. Männliche Urknospe. 79* - iiirfnMtfiliif iiii I Tafel I. n' tr. Stamm. in. Stamminternodien. , . n'^. Hauptschwimmglocken. c. ol. Dichotom gegabelter Oelbehälter. SU. Subumbrella (Scbwimmsack). ve. Velum. n. sp. Spezialschwimmglocken, br. Deckstücke. pa. Mundlose internodiale Polypoide. p. Magenschläuche, p. p. Stiel des Magenschlauches. b. g. Vormagen (Basalmagen). ol. Oeltropfen in den Magenschläuchen, p. in. Internodialer Magenschlauch. t. Tentakel mit den sekundären röthlichen Nesselknöpfen. t. pr. Primärtentakel mit den eichelförmigen Nesselknöpfen, n. u. Nesselknöpfe. go. d J. Männliche Gonophorentrauben. go. d 9. Weibliche Gonophorentrauben. ma 3. Männliche Manubrien. Fig. 1. Ste2yhanophyes superha, ruhig im Wasser schwebend, in natürlicher Grösse von der linken Seite gesehen. Von den vier in einer Ebene gelagerten Schwimmgiocken sind drei grössere (iD . . . n^) dem Beschauer zugekehrt, während die vierte kleinere (n^) durchschimmert. Fig. 2. Isolirtes llottirendes Stammstück in natürlicher Grösse von der rechten Seite gesehen. bhandl. d.Senckenb. natarf. GeseLlsch. ve. Taf. I. Stephanophyes superba. Chun ma S fl.pl. lith Arj^ ir Wsmar .i itfrdir Frjirjcfkrt c.ol. I Tafel II. ve. hy. c. ped. c. p. c. p. d. c. p. V, c. d. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. Fig. 9. Fig, 10. Fig. 11. Haupt- und Spezialsehwimmgloeken. Velum. Hydröcium. Stielkanal. Mantelkanal. Dorsaler Mantelkanal, Ventraler Mantelkanal. Dorsalgefäss. c. V. Ventralgefäss. c. 1. Seitengefäss (in Arabesken gewunden), c. c. Einggefäss. c. ol. Oelbebälter. ol. Knopfförmige Anschwellungen der Gabel- äste des Oelbehälters. s. Kandkörper. Sämmtliche Figuren mit Ausnahme von 8 und 9 sind nach dem lebenden Thier gezeichnet. Die beiden Hauptschwimmglocken einer jugendlichen Colonie. Loupenvergr. . . . Hauptschwimmglocke der erwachsenen Colonie von der Vorderseite. Loupenvergr. (etwas über doppelte Grösse). Aelteste Hauptschwimmglocke von der linken Seite. Loupenvergr. (etwas über dop- pelte Grösse). X Knickung des Oelbehälters (c. ol.). x' Beginn der dichotomen Gabelung des Oelbehälters. a. Horizontaler Gabelast. b Ventraler Gabelast. Kleinste (jüngste) Hauptschwimmglocke von der linken Seite a. Fast horizontal verlaufender Gabelast des Oelbehälters. b. Ventraler Gabelast. hy. Schwach entwickeltes Hydröcium. Schwimmsack einer grossen Hauptschwimmglocke schräg von rechts und vorne gesehen Etwas über doppelte Grösse. Aelteste Ersatzglocke der Hauptschwimmglocken einer erwachsenen Colonie mit der wurzelförmigen Gabelung des Oelbehälters a und b. Abwärts steigende stärkere Aeste des Oelbehälters. er. Gallertfirste, al. Dorsale Gallertflügel Ersatzglocken der Hauptschwimmglocken einer jugendlichen Colonie. A. Aelteste Ersatzglocke. B Zweitälteste Ersatzglocke, an deren Basis die Knospen für drei jüngere Glocken gelegen sind. er. Schräg über die Glocke ver- laufende Gallertfirste, al. Dorsale Gallertflügel Die älteste Ersatzglocke A (Fig. 7) von vorne gesehen mit den beiden Aussackungen des Oelbehälters (c, ol.). Die Bezeichnungen sind dieselben wie in Fig. 1 ... . Ein Gabelast des Oelbehälters der Glocke A (Fig. 7 und 8) von oben (dorsal) gesehen Ersatzglocke einer Spezialschwimmglocke der erwachsenen Colonie. z. Gallertwulsf oberhalb des Schirmrandes Ersatzg^ocke einer Spezialschwimmglocke der jugendlichen Colonie. prox. Proximalrand. dist. Distalrand der Exumbrella. z. Gallertwulst oberhalb des Schirmrandes, c. d'. Von der Medianebene asymmetrisch abbiegender Theil des Dorsalgefässes Vergr. 3 circa 8 circa — 22 1 1 1 1 60 1 1 / : ' ■ ^^0;.. .^-m, §‘.0.y:~h ''W '^3f; -. :*i. ■■ V •«• 'fe ''•^■'jiC« ’■-« . r'>'Si^. •,v‘Ö- ■’C. ■ -^-. ’\ " ‘fi .11 I^ytßT ff-, i-..»>.,’ .f['v^ooJ^'mmlwffo3[ßL^3q8^^ Mi}-- -^^quÄH ■■ V •'.e.^'ls'JiSiTj')??,. .i' /> . _. ^ >■«» ' "- ■ ■' '^■'■- .■ .5 ■ ''■■*■■ . ' l'l,- ■ f'*i/iU:>ir>f1 , 4'J' ... . .mnift](4‘;T!ft^, .iji •J#'!l.it4t;>U? Ji j-^ , . , ■- !4-^(j > .füSf^EloUnuM 't ■^’' ■V-, :■«■> ;iRjH*jwwT ,«'. Ol < ■> .lU ■ ,r ,' .. . . ,, ^ . ' ' ' ■ ■ ' '‘■l* • ■ *1 ' e.v jj a-vity • *‘VZi .■■^/orrnq.'av.I jfiivI Pj tnJMibMpul i^nr* >', :, , ;■• ^ - - 7 : ,lSl‘^^a^H^ö■i.I Iirrv 'ütroi-'} ‘ {? o:-' ■• T; "C.|‘i, ' - ” , i'.." 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(8- 1)hi(,T ■;^'^)- 4 tia'ji'' ?|ft)'' JSÄf-fiUry,- aicr-, -ti^ i' , •■>:'■ '^'. f .\ yi'. ;.'S ■' '.V ii». . ■ ' '.. - ■' ■ ■ ' -'--■•'.7, "‘''i:-': ■ . ■ 1 vv.-wfc V -'.po V!,' ; -■■•• ,'ym {Kl ■ ,1.; \ rflAtf'soiio Jgf^'/riivdAjc) .AlbH'JwBa: j( ti/rink.^i'Jt ,4f:i|j , / ; l'lairr 1.Hll(l.'i;^ldSin *'jUjm3/.e ffciV ; • - V.-- 'C^-. .-i-' • »* ' * •/,v^*f*y’! V- - J »>. - Ä vif’ • • ’ ■'>A:.: .fc> ■üls -' '• Jif . vÄ^;v A'j t* jka*i :.wj( . V- Tafel III. Gruppenanhange des Stammes. tr. Stamm. mu. Längsmuskeln, welche die Gefässe be- gleiten und mit dreieckigen Verbreiterun- gen in die Längsmuskeln des Stammes übergehen. Deckstücke, br. Deckstück. br. d. Eechter Lappen des Deckstückes, br. V. Linker Lappen des Deckstückes, vag. Scheidenkanal des linken Lappens. c. bD c. br.® Die 6 Gefässäste der Deckstücke. (In allen Figuren sind die entsprechenden Gefässäste gleich numerirt.) ol Knopfförmige Anschwellungen der Deck- stückgefässe mit den Oeltropfen. Spezialschwimmglocken. n. sp. Spezialschwimmglocke, c. ped. Stielkanal. C; p. d. Dorsaler Mantelkanal, c. p. V. Ventraler Mantelkanal. c. d. Dorsalgefäss des Schwimmsackes, c. V. Ventralgefäss. c. 1. d. Eechtes Seitengefäss. c. 1. s. Linkes Seitengefäss. c. c. Eingkanal. ve. Velum. Magenschläuche, p. Magenschlauch, p. p. Stiel des Magenschlauches. b. g. Vormagen (Basalmagen), st Hauptmagen. pr. Mundrüssel, taen. Magenwülste. Mundlose Polypoide. pa. Mundlose Polypoide. p. pa. Stiele der Polypoide. Tentakel. t. Tentakel. t. pr. Primärtentakel, t. s. Sekundärtentakel, t. 1. Seitenfäden (Tentillen). p. t Stiel der Seitenfäden, n. u. pr. Primäre eichelförmige Nesselknöpfe, n. u. s. Sekundäre nierenförmige Nesselknöpfe, f. t. Angelfaden. Gonophoren. go. d J. Männliche Gonophorentraube. go. d $. Weibliche Gonophorentraube. go. p. Stiel des Gonophors. ma 3. Männliches Manubrium. ma 9. Weibliches Manubrium. u. Umbrella. c. r. Verästelte Umbrellargefässe. OY. Eier. ov'. Eikern. ov". Kernkörperchen. Fig. 1 — 5 nach dem Leben,, Fig. 6 — 9 nach Präparaten, welche mit der Conservirungsflüssigkeit von Lo Bianco behandelt wurden. Fig. 1. Zwei Stammgruppen mit den beiden internodialen Gruppen mundloser Polypoide (pa.) eines isolirt flottirenden Stammstückes (Taf. I Fig. 2) von der rechten Seite, br.i distales Deckstück, br.n proximales Deckstück, c. br.‘ c. br.® Gefäss- äste des distalen Deckstückes, c. br.*'....c. br.®' Gefässäste des proximalen Deckstückes. Loupenvergr Fig. 2. Gruppe vom Anfangstheil des Stammes der erwachsenen Colonie (Taf. I Fig. 1) von der linken Seite. c. br.' . . . . c. br.® Gefässäste des proximalen Deckstückes, c. br.'' . . . . c. br.®' Gefäss- äste des distalen Deckstückes, ol' Oeltropfen im Hauptmagen. Loupenvergr. . Fig. 3. Isolirte Stammgruppe von hinten gesehen etwas über natürliche Grösse. Vergr. circa - Fig. 4. Gruppe aus dem Anfangstheil des Stammes einer jugendlichen Colonie. a. Einmündung der Deckschuppengefässe in das Lumen des Stammes, g. pr. Urknospe der Gonophorentraube neben der Knospe für die Spezialscbwimmglocke (n. sp.). V. p. Pylorusklappe zwischen Magenstiel und Basalmagen Fig. 5. Junges Deckstück (direkt proximal vor dem in Fig. 4 abgebildeten Deckstück gelegen). 1 ... 6. Die Anlagen der 6 Gefässäste Fig. 6. Conservirtes Deckstück von der Ventralseite mit auseinander geklappten Lappen gezeichnet Fig. 7. Dasselbe von der rechten Seite Fig. 8. Internodiale weibliche Gonophorentraube neben drei mundlosen Polypoiden. go. p'. Stiel eines abgerissenen reifen Gonophors. Die Umbrella (u) der Gonophoren ist schleifenförmig zusammengeschnurrt Fig. 9. Dieselbe internodiale Gruppe von der gegenüber liegenden Seite, um die jugendlichen internodialen Magenschläuche (p. in.) zu zeigen . Vergr. 1 1 1 1 W l W 1 Ahluuuil. (/. Senckcnh. natiu'f. Gcscllsch ■ol. distal' "firoximal. um. maö .niis. n.iLS. n.ajir- s SLephanophyes supcrba. Chun. Tafel IV. Sekundäre nierenförmig’e (Fig. 1—6) und primäre eiehelförmige (Fig. 7 und 8) Nesselknöpfe. t. Tentakel. p. t. Stiel des Seitenfadens, p. t'. Aufgeknäuelte Partie desselben, lam. Stützlamelle des Stieles, c. t. p. Stieltheil des Gefässkanales c. t. n. Im Nesselknopf verlaufender Theil des Gefässkanales. n. u. d. Dorsalseite des Nesselknopfes, n. u, V. V^entralseite des Nesselknopfes. t. u. Nesselband (Batterie), cn. pa. Grosse stabförmige Nesselkapseln. cn. py. Bimförmige Nesselkapseln. tect. Gerüstzellen (ßiesenzellen). tect. d. Dorsale (distale) Gerüstzellen, tect. V. Ventrale (proximale) Gerüstzellen, el. d. Eecbte Schleifenhälfte des elastischen Bandes eh s. Linke Schleifenhälfte des elastischen Bandes. gl. Drüsenzellen, f. t. Angelfaden (Endfadenh n. f. t. Endknopf des Angelfadens. Nach Präparaten, die mit Chromessigsäure und mit Chromosmiumsäure behandelt wurden, gezeichnet. Fig. 1. Der gestreckte Nesselknopf mit aufgeknäueltem Angelfaden. Die Färbung ist nach dem lebenden Nesselknopf wiedergegeben, pg. schwarzer Pigmentfleck. K. Kern der proximalen ßiesenzelle. K'. Kern der distalen ßiesenzelle Fig. 2. Beginn der Invagination bei x. Das Distalende des Nesselknopfes ist nach rechts gewendet Fig. 3. Die Invagination des Proximaltheiles ist nahezu vollendet . . Fig. 4. Ausgebildeter nierenförmiger Nesselknopf nach vollendeter Invagination von der rechten Seite. Der röthliche Ton des Nesselbandes ist nach dem Leben angegeben, cn. py'. Ventrale Gruppe bimförmiger Nesselzellen mit langen Muskelstielen, cn. py". Distale Partie, cn. py'". Laterale Partie Fig. 5. Ausgebildeter Nesselknopf von der rechten Seite. Durch Maceration ist das Nessel- band (dessen Verlauf durch den röthlichen Ton angedeutet ist) und Angel- band entfernt Fig. 6 Derselbe von der Dorsalseite zur Demonstration der beiden Hälften des elastischen Bandes mit den Kernen (roth) des obliterirten Gefässes. Durch röthlichen Ton ist die Veutralhälfte des Nesselbandes angegeben Fig. 7. Primärer eichelförmiger Nesselknopf von der rechten Seite, t. u'. Verbreiterte Partie der Batterie Fig. 7. Primärer Nesselknopf von der Dorsalseite mit der verbreiterten Partie der Batterie (t. u'.) Vergr. 1 150 1 1 190 1 150 1 IM 1 150 1 1 ^ i ■' • .-. /■!'•• ".. 'J-Vwv :^*"T ^ I •■■’j*' ' ä; - •i^-. r- .71 I#iT'-.f • i ,.%rei (>: 0lJ^^^f5l^9|foK'> •ßljSrrri'Tg’-bi^ f?T >r i o'gifnicn:Oö.^eT'^ •■' ■ ' *: /r’.a'f^'Jir^r.tiU I «'ri' ' v'iV.^-fO -j«»i .- ■• .«»üv^ln^'L' a ' ,^' ' ' vU.ui! .ä 'f' 'ffj'iii'J «. j * ,i.C vii') {-fl itt)AiV^/ti.’Sjv,a.^;i r/' i- .•< ';’.ij4 «lii-.. • riifiiTS -. ■ ■., .’ .-v7v ■ ^ , wf» rV;i:>j'||);i!t'iJ -ivyii,.! ..^. -.,;■! *“•,-. ■ V- ’ .1',; ■ ' ‘ .'7 ' • •• f’.ifif'V .." ;» ' / -• li ji.'X - .1 ' ’*) '«i ' ■'■ ■ '■'*' ' • r ' ■ • «-Ä, Ir ■ ■' \ -.'(t'.'-. V.i<* .?s'.Tj.,^iitt^->K ^‘iii i»h7;5Ä"^^Ä •.!^r,'. -./■■; ' ■ ’''’r'''’^-''"':3^ .'",■ \ ■■:.'. ^ \^^<. ’■ ,;.r7- ‘-' ' 'I’ / ’ • ' . . • . {/ilV !• i' irriyf .'X -rfji -•.i'., . - ; .■ -.- i-i'.-i. ;. e-iJ . • -• '\m . ^ - - K ■^v ';’sär . ■ . .ü «i ü >i?,vl Jar h'.^t;t. ‘VvTr.-7 ' ui g-T^Vi(’;Tliüy-t : m .iT!ir>,,ü:.ijC-''^'»'^f . hi;;. •> I' ■' . -:< ■ '■ ■ ‘ ■- ■ ■ '- . ' ti : : r- ,T.^ ., ,■ >*" .. ... (foV V -7' ■ ,. l -1". .W(- -. ■ F -• * rß ■--, V ’ ; V’ ■ ■.. 'f- . '..*■; ’ • . -• • . ' \ ^ - ‘ * * . ' "i>' ' /to’l i' ‘.0 - ' “ :''7'Hy *’.7rÄ^ (JJcn^ riof> 'JijBi “V!a^aiU{'''fef!.^^ f7.'' >■ , .-. :-: ,-'j/'i''. .;, t,' .- •’4>!r •■ -.'7;#^ *T^Jwtioi*>37T • V Jr^^.-nh') .. . >•- » , ' ,1*' - ,.' V*. ..' tk •■**! '■. 7 .'i . , y-.. n :-■ > ■ nMil .r . ... ■; ^ ^fhhaml^^Scna I Tafel V, Entwicklung“ und Bau der sekundären nierenförmigen Nesselknöpfe. t. 1. Seitenfaden (tentillum). p. t. Stiel des Seitenfadens, n. u. Nesselknopf, f. t. Angelfaden. c. t. p. Stieltheil des Gefässkanales. c. t. n. Im Nesselknopf verlaufender Theil des Gefässkanales. c. t. f. Angelfadentheil des Gefässkanales. n. u. d. Dorsalseite des Nesselknopfes, n. u. v. Ventralseite des Nesselknopfes. t. u. Nesselband (Batterie), cn. pa. Grosse stabförmige Nesselkapseln, tect. Gerüstzellen (Eiesenzellen). k. Kerne derselben, m. f. Gefensterte Membran, el. Elastisches Band. el. d. Rechte Schleifenhälfte des elastischen Bandes. el. s Linke Schleifenhälfte des elastischen Bandes, gl. Drüsenzellen. Sämmtliche Figuren sind mit dem Prisma nach mit Chromessigsäure (Fig. 1—10) und mit Chrom-Osmiumsäure (Fig. 11 — 21) behandelten Präparaten entworfen. Fig. 1. Schnitt durch den Anfangstheil des Fangfadens an der Grenze von Magenstiel (p. p.) und Basalmagen (b. g.). g. v. Anfangstheil des Tentakelgefässes tect. Junge Gerüstzellen Fig. 2. Junger Seitenfaden (tentillum) Fig. 3. Querschnitt durch den Distalabschnitt des jugendlichen Nesselknopfes Fig. 4. Horizontalschnitt durch einen jungen Nesselknopf Fig. 5. Querschnitt durch eine junge Seitenfadenknospe Fig. 6. Jüngste Gerüstzellen, pl. Aeusserer plasmatischer Mantel, pl'. Innerer plasmatischer Mantel Fig. 7. Etwas ältere Gerüstzelle. Der äussere Plasmamantel (pl.) ist vakuolisirt .... Fig. 8. Junger Seitenfaden von der linken Seite, dessen Angelfaden sich spiral aufzurollen beginnt Fig. 9. Junger Seitenfaden von der rechten Seite, tect' proximale, tect" distale Gerüstzelle Fig. 10. Aelterer Seitenfaden von der linken Seite Fig. 11. Theil des Angelfadens eines jungen Nesselknopfes (wenig älteres Stadium als Fig. 10). Das Ektoderm ist durch Maceration entfernt, lam. Stützlamelle Fig. 12. Jugendliche stab förmige Nesselzelle, nbl. Nematoblast (Anlage des Nesselfadens und der Nesselkapsel), se. Helle Secretlage, in welche der Nematoblast vor- wächst. k. Kern der Nesselzelle Fig. 13. Durch Maceration isolirte Gerüst- oder Riesenzelle eines gestreckten Nesselknopfes Fig. 14. Distales Ende des elastischen Bandes eines jugendlichen Nesselknopfes (vom Stadium der Fig. 10) Yergr. 1 150 1 m 1 1 1 1 600 1 IM 1 150 1 m 1 1 1 m 1 1 Fig. 15. Pig. 16. Fig. 17. Fig. 18. Pig. 19. Fig. 20. Pig. 21. Theil der gefensterten Membran mit den in den Fenstern liegenden Kernen . . . Gefensterte Membran durch Maceration isolirt (gestreckter Nesselknopf) .... Uebergang des Stieltheiles des Gefässes in den Nesselknopftheil. lam. Stützlamelle des Stieles in den Anfangstheil des elastischen Bandes übergehend .... Fortsetzung von Fig. 17.' Mittlere Partie des Gefässes im Nesselknopf (etwas älteres Stadium als Fig. 10) Querschnitt des Nesselknopfgefässes (Fig. 17) . Querschnitt durch einen jugendlichen Nesselknopf. In dem Präparat hat sich das Gefäss bei x von der Batterie etwas abgehoben, n. bl. Nematoblasten . . . Etwas schräge geführter Querschnitt durch einen jugendlichen Nesselknopf, welcher eine stabförmige Nesselkapsel (cn. pa ) der Länge nach getroffen hat. cn. t. Nesselzellen der Batterie mit den Nematoblasten (n. bl.) Vergr. 1 1 520 1 520 1 520 1 1 1 Tafel VI. pa. p. pa. p. t. n. u. pr. c. t. n. t. u. Fig. 1. Fig. ‘2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. Fig. 9. Fig. 10. Fig. 11. Fig. 12. Fig. 1 — 7. Bau der primären eiehelförmig’en Nesselknöpfe. Fig. 8—15, Bau der sekundären nierenförmigen Nesselknöpfe. Mundlose Polypoide. Stiele derselben. Stiel des Seitenfadens. Primärer eichelförmiger Nesselknopf. Gefäss des Nesselknopfes. Nesselband (Batterie). cn. t. Nesselzellen der Batterie, cn. py. Bimförmige Nesselkapseln, cn. c. Cnidocil. m. f. Gefensterte Membran, arc. Bogenzellen, gl. Drüsenzellen. Fig. 2 — 5 nach ungefärbten, mit Chromessigsäure behandelten Balsampräparaten. Zwei mundlose Polypoide mit dem Anfangstheil der primären Fangfäden, tr. Stamm, c. br.-* Gefäss des Deckstückes, mu. Längs-Muskeln, welche dasselbe begleiten. Nach dem lebenden Thier Untere Partie des primären eichelförmigen Nesselknopfes von vorne gesehen mit den 24 bimförmigen Nesselkapseln, mu. Muskelstiele der Nesselzellen (Cnidoblasten). cnbP. Nesselzellen mit 2 resp. 3 Muskelstielen, .k. Kerne der Nesselzellen, pons. Brückenförmige Ausläufer der gefensterten Membran Untere Partie des primären Nesselknopfes von der Seite, mu. Bündelweise sich ver- einigende Muskelstiele der Nesselzellen, pons. Brücke der gefensterten Membran Nesselknopf von unten mit den 24 bimförmigen Nesselzellen, tect. Gerüstzellen, cn. t. Die untersten der zu 7 Längsreihen angeordneten Nesselkapseln der Batterie Jugendlicher primärer Nesselknopf von der Seite Längsschnitt durch einen jugendlichen primären Nesselknopf, k. Kern einer Gerüst- zelle. k'. Kerne der gefensterten Membran Querschnitt durch einen jugendlichen Nesselknopf, welcher die verbreiterte Partie der Batterie getroffen hat. k. Kerne der Gerüstzellen, c. t. n'.- Schräg an- geschnittene Partie des Gefässes Nesselband eines ausgebildeten sekundären Nesselknopfes von oben gesehen. Auf der linken Seite der Figur ist nur die gefensterte Membran (m. f.) angedeutet, in der Mitte sind die Bogenzellen (arc.) und rechts die oberflächliche Schichte der Drüsenzellen (gl.) mit ihren randständigen Kernen (k.) eingezeichnet • . . Durch Maceration isolirte Bogenzellen Durch Maceration isolirte Nesselkapseln der Batterie mit der aufliegenden gefensterten Membran. Die Kerne der Nesselkapseln (k) sind etwas gequollen, x. Ent- ladungspol der Nesselkapseln. Drüsenzellen eines jugendlichen sekundären Nesselknopfes, k. Kerne, se. Secret . Drüsenzellen des ausgebildeten sekundären Nesselknopfes Vergr. 1 1 620 1 410 1 1^ 1 1 1 1 520 1 1 1 Vergr. Pig. 13. Laterale Gruppe von Nesselzellen mit den bimförmigen Kapseln und langen Muskel- stielen (mu.). mu'. Breiter durch Vereinigung mehrerer Muskelstiele gebildeter Muskel, welcher sich an die gefensterte Membran ansetzt, r. Fasernetz . . Fig. 14. Theil eines völlig ausgestreckten Angelfadens mit seinen beiden Muskeln (mu) und den ansitzenden kleinen stabförmigen (cu'.) und bimförmigen (cn. py.) Nessel- kapseln. Fig. 15. Unterer Theil des ausgestülpten Nesselfadens einer grossen stabförmigen Nesselkapsel 620 1 1 Die Figuren sind nach mit Chromessigsäure und mit Chromosmiumsäure behandelten Präparaten gezeichnet. larn. Abhanill. d. Scnckcnb. nahivf. Gcsellsch. 'I j I j1 || I I 1 Tafel VII. go- go S- go $. go. p. g- pr. g- pr ?• g. pr9- g. V. u. SU. ve. lam. ek. ek'. ek“. Fig. 1—26. Gonophoren. Gonophor. Männliches Gonophor. Weibliches Gonophor. Gonophorenstiel. ® TJrknospe. Männliche ürknospe. Weibliche ürknospe. Gefässlumen des Gonophors und der Ur- knospe. Umbrella (Glockenmantel). Subumbrella. Velum. Stützlamelle. Exumbrales Ektoderm der Umbrella. Sxibumbrales Ektoderm der Umbrella. Ektoderm des Manirbriums. enl. en'. camp, c. camp, cup. sp. sp. f. c^ . . . c^ c. c. OT. ov'. ot“. ma. n. mi. n. sp. bl. Gefässlamelle der Umbrella. Entoderm des Manubriums. Glockenkern. Glockenhöhle. Entodermkuppe. Spadix. Zum Eifollikel umgebildeter Theil des Spadix. Die vier Kadiärgefässe der Umbrella. ßingkanal. Ei. Eikern. Kernkörperchen. Grosskern des jugendlichen Eies. Kleinkern des jugendlichen Eies. Spermatoblasten. Die Zeichnungen sind nach mit Chrom-Essigsäure behandelten Präparaten entworfen. Das Ektoderm ist in bläulichem, das Entoderm in bräunlichem Tone gehalten. Fig. 1. Weibliche Ürknospe an der Basis einer Traube, deren Gonophoren je 3 Eier enthalten. Aus 4 aufeinander folgenden Schnitten combinirt. oyi jüngste, oyii mittlere, ov™ älteste Gruppe von je 3 Eiern Fig. 2. Weibliche Ürknospe. Längsschnitt Fig. 3. Weibliche ürknospe, von der ein Gonophor (go ?) sich abzuschnüren beginnt . . . Fig. 4. Längsschnitt durch das sich abschnürende Gonophor (Fig. 3 go $) Fig. 5. Tangentialschnitt durch die weibliche Ürknospe (Fig. 3) Fig. 6 — 8. Jugendliche Eier aus der ürknospe Fig. 3 . . Fig. 9. Eizelle aus einem jungen Gonophor mit randständigem Kleinkern Fig. 10. Junges Gonophor in der Aufsicht mit dreieckig gefaltetem Spadix Fig. 11. Junges Gonophor in der Aufsicht mit drei Eiern, welche von dem Spadix um- wachsen werden Fig. 12. Aelteres Gonophor in der Aufsicht mit vier Eiern, dessen Spadix die Umwachsung nahezu vollendet hat. Die Umbrella, welche in Fig. 10 und 11 noch allseitig das Manubrium umhüllt, ist eingerissen und bei der Aufsicht nicht wahrnehmbar Fig. 13. Schnitt durch ein Ei von mittlerer Grösse mit dem randständigen Kern . . . . Vergr. 270 1 250 i 130 1 1 380 1 380 1 1 1 130. 1 130 1 260 1 Fig. 14. Eandpartie eines mittelgrossen Eies (Fig. 20) im optischen Querschnitt, circ. kreis- förmiger Sinus Fig. 15. Schnitt durch die ßandzone des in Fig. 14 dargestellten Eies mit dem Sinus (circ.) Fig. 16. Längsschnitt durch ein junges Gonophor mit geschlossenem Glockenmantel, v. g. Genitalklappe, p. g. Genitalpforte Fig. 17. Umbrella und Wandung des Manubriums von Fig. 16 Fig. 18. Längsschnitt durch ein älteres Gonophor, dessen Glockenmantel eingerissen und schleifenförmig gebogen oberhalb der Genitalklappe (v. g.) gelegen ist . . . Fig. 19. Schnitt durch die zusammengeschnurrte Umbrella eines weiblichen Gonophors. Ein Radiärgefäss (c.) ist angeschnitten Fig. 20. Zwei weibliche Gonophoren mit je 4 Eiern. A. jüngeres Gonophor. Die Eier haben sich durch den Einfluss der Conservirungsflüssigkeit (Chromessigsäure) von dem Follikelepithel abgehoben, circ, kreisförmiger Sinus . Fig. 21. Follikelepithel in der Aufsicht. Jede Zelle enthält zwei Kerne Fig. 22. Jugendliche männliche Gonophorentraube (go‘ . . . go®) mit der Urknospe (g. pr. ^) Fig. 23. Längsschnitt durch eine männliche Urknospe, von der ein Gonophor (go (^) sich ab- schnürt. Der Gastrovaskularraum wird von Entodermzellen mit ovalen Kernen begrenzt Fig. 24. Jugendliches männliches Gonophor im Längsschnitt Fig, 25. Etwas älteres Gonophor, dessen Spermatoblasten bereits zwischen Spadix und dem Ektoderm des Manubriums liegen Fig. 26. Aelteres männliches Gonophor einer jugendlichen Colonie mit zusammengeschnurrter Umbrella, unter der das Manubrium (ma J) weit herausragt Vergr. 130 1 400 1 130 1 m 1 1 1 1 410 1 ^30 1 1 350 r 350 1 1 Fig. 27. Querschnitt des Stammes an der Insertion eines Magenschlauches (p. p.) tr. d. Dorsal- linie des Stammes, mu. Gefaltete Lamellen der Längsmuskulatur .... Fig. 28. ßandkörper vom Schirmrande einer Spezialschwimmglocke, c. c. Ringkanal, ek. Ekto- derm-Zellen. a. Zellen, welche ein lichtbrechendes Secret (se) abscheiden, b. Darüber gelegene Ektodermzellen Fig. 29. Die kleineren distalen Randhörper einer Spezialschwimmglocke. An dem Schirmrand waren 13 an Grösse successive zunehmende Randkörper ausgebildet. Die Be- zeichnungen sind dieselben wie in Fig. 28 1 3^ 1 1 l J v.i« Die Autoreu sind für deu Inhalt ihrer Arbeiten verantwortlich. V Inhalt. Carl Chun, Die Canarischen Siphonophoren in monographisehm DarstelluBgen. und die Familie der Stephanophyiden. L Stephanophyes superba Druck von A.ug. Weisbrod, Frankfurt a. ABHANDLUNGEN HERAUSGEGEBEN VON DER 8ENCKENBERGISCHEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT. SECHSZEHNTER BAND. VIERTES HEFT. MIT VIERZEHN TAFELN. FRANKFURT a. M. IN COMMISSION BEI MORITZ DIESTERWEG. 1891. ■■-; 'SL f ■l ABHANDLUNGEN HERAUSGEGEBEN VON DER SENCKENBERGISCHEN NATÜRFORSCHENDEN GESELLSCHAFT. SECHSZEHNTER BAND. VIERTES HEFT. MIT VIERZEHN TAFELN. FRANKFURT a. M. IN COMMISSION BEI MORITZ DIESTERWEG. 1891. lieber Tertiärpflanzen von Chile. Von H. Engelhardt, Oberlehrer am Kealgymnasium zu Dresden-Neustadt. Mit 14 Tafeln. Ein Blick auf eine der geologischen Karten von Südamerika belehrt uns, dass zur Tertiärzeit dasselbe seine heutige Gestalt noch nicht angenommen hatte. Wie ein mächtiger Keil drängte sich das Meer zwischen das Hochland von Guiana, das Gebiet der heutigen Anden und das brasilianische Gebirgsland ein. Während die ganze Braunkohlenformation hindurch die ersten beiden als Inseln sich darstellten, mag zu ihrem Anfänge wenigstens das letztere weiter nach Osten gereicht haben, auf einen Zusammenhang Südamerikas mit Afrika i n früheren Perioden hinweisend. Als sich aber die südatlai, tische Masse versenkte und zu Meeresboden wurde, mussten die Wasser des südamerikanischeii Tertiärmeeres allmählich ab- fliessen, während gleichzeitig das bereits vorhandene nicht unbedeutende Festland dessen trocken gelegten Boden weiter und weiter annektirte und sich endlich als eine Einheit dar- stellte, als welche es sich bis auf den heutigen Tag zu behaupten vermochte. Ganz beträchtliche Erstreckungen nehmen die tertiären Ablagerungen im Korden und im Inneren Südamerikas ein; trotzdem reicht unsere Kenntniss von denselben nicht über das Anfängliche hinaus, besonders was ihre Einschlüsse von organischen Wesen betrifft. Am entschiedensten tritt dies auf dem Gebiete der auf uns gekommenen Pflanzentheile hervor. Zwar hat Wolf*) tertiären Schieferthonen Ecuadors dikotyledone Pflanzenreste entnommen, doch scheinen dieselben bis jetzt noch keinen Bearbeiter gefunden zu haben, und die wenigen fossilen Blattreste vom Cerro de Potosi, die neuerdings bekannt geworden sind,^) können uns durchaus nicht einen befriedigenden Einblick in das Pflanzenleben der damaligen D Zeitschr. d. d. geol. Gesellsch. 1876. S. 393. 2) Abh. d. Isis zu Dresden 1878 S. 36—38. Taf. I. 630 Zeit bieten. Während man von Europas tertiärer Pflanzenwelt zu behaupten imstande ist, dass diese, obgleich noch jährlich Beiträge erscheinen, welche unsere Einsicht in dieselbe erweitern helfen, in ihren Grund- und Hauptzügen wohl bekannt sei ; während wir durch die trefflichen Arbeiten von Lesquereux, Ward u. a. einen tiefen Blick in die Tertiärflora Nord- amerikas, durch die von Nathorst in die von Japan haben thun können ; während uns durch Abhandlungen von Göppert, Heer, Geyler, v. Ettingshausen, Crie, v. Müller u. a. Auskunft über tertiäre Pflanzengenossenschaften einzelner Punkte von Asien, Afrika und Australien erstattet wurde, blieben uns bisher die vom Tertiär Südamerikas eingeschlossenen Pflanzen- reste gänzlich wie mit sieben Siegeln verschlossen. Um so erfreulicher ist es daher, dass durch den Sammeleifer und die dabei bewährte nicht genug zu rühmende Ausdauer des Herrn Dr. Ochsenius, welcher in seinem Unternehmen von einer Anzahl trefflicher Männer unterstützt wurde, eine für den Anfang immerhin grosse Anzahl tertiärer Pflanzenreste aus dem Gebiete der Südhälfte der neuen Welt dem Unter- gänge entrissen wurden. Die meisten stammen von der Westküste Chiles und zwar von dem unter 37® südlicher Breite an der Bucht von Arauco gelegenen Coronel in der Provinz Concepcion, mehrere von Lota, das unweit Coronel gelegen ist, und nur wenige von Punta Arenas an der Magelhaen- strasse. Sämmtliche aufgestellte Arten erscheinen mit Ausnahme einer (Chondrites subsiraplex Lesqx.) als neu. Die übrigen sind: Fossile Art. Aehnliche jetztwelt- liche Art. Verbreitung der jetztweltlichen Art. Blechnum antediluvia- num. Bl. longifolium H. B. K. Ost-Peru, Brasilien, Venezuela, Columbia, von Panama bis Süd-Mexico, Trinidad, Westindien. Pteris Cousiniona. Pteris grandifolia L. Ost -Peru, Columbien, Venezuela, Süd -Mexico, Bahama-Inseln, Jamaica, Cuba. Pecopteris Buhsei. Cyathea sp. Jamaica. Adiantides Borgo niana. Adiantum macrophyl- lum Sow. Ecuador, Brasilien, Columbien, Panama bis Süd- Mexico, Trinidad, S. Vincent, Jamaica. Sabal Ochseniusi. Flabellaria Schwager!. S. umbraculifera Jacq. Bahama-Inseln, Haiti, Jamaica, Cuba. Zamia tertiaria. Sequoia chilensis Zamia integrifolia Ait. Haiti, Jamaica, Cuba, Florida. Ephedra sp. E. americana H. B. Peru, Ecuador, Bolivia, Columbien. 631 Fossile Art. Aehnliche jetztwelt- liche Art. Verbreitung der jetztweltlichen Art. Arthante geniculatoi- des. Fagus magelhaenica. Coussapoa quinquener- vis. Persea macrophylloi- des. Persea microphilla. Phoebe lanceolata. Phoebe elliptica. Acrodiclidium oligocae- nicum. Goeppertia ovalifolia. Goeppertia spectabilis. Camphororaoea spe- cio.sa. Ampelodaphne grandi- folia. Mespilodaphne longi- folia. Laiirophylluna actino- daphnoides. Nectandrophyllum a. | Nectandrophyllum ß. Benettia grosse - ser- rata. Antidaphne lotensis. Coussarea membra- nacea. Psychotria grandifolia. Gouatteria tenuinervis. Hoffmannia protogaea. Sabicea (?) elliptica. | Thevetia angustifolia. A. geniculata Miq. F. obliqua Mirb. C. asperifolia Trds. P. gratissiina Gaertn. P. microneura Meissn. Ph. Poeppigii D C. Ph. Selowii Meissn. A. Ita-uba Meissn. G. sericea Nees. G. polyantha Meissn. C. subtriplinerviaNees. A. macrophylla Meissn. M. pretiosa Meissn. N. oppositifolia Nees N. Laurel Klotsch N. mollis Nees N. Amazonum Nees. B. comocladifolia Kth. A. viscoidea Poepp. C. nodosa Müll. Ps. grandis Sw. G. acutiflora Mart. H. lanceolata Gr. S. Monatesii Gr. S. cana Hook. Th. neriifolia Juss. Brasilien (Amazonenstrom, Rio de Janeiro), Guiana, Trinidad, Jamaica u. andere Westind. J. Anden von Chile (Prov. Valdivia), San Fernando. British- und Niederländisch-Guiaua. Peru, Columbien, Britisch-Guiana, Mexico, Tri- nidad, S. Vincent, Antigua, Jamaica. Ost-Brasilien. Ost-Peru. Peru, Brasilien. Brasilien (Prov. Para). Brasilien (Amazonenstrom), Trinidad, S. Vincent, Martinique, Dominica. Brasilien, Brit. Guiana. Brasilien (Amazonenstrom). Brasilien (Rio Negro). Trop. und südl. Brasilien. [Panama. Brasilien (Amazonenstrom), Peru, Columbien, Cuba. Peru, Panama, Costa Rica. Brasilien. Gouadeloupe, Jamaica, Cuba, Mexico. Brasilien. Cuba. Cuba. Peru. Brasilien, Peru, Panama bis Süd-Mexico, Britisch- I u.Niederl.-Guiana, S.Vincent, Antigua, Jamaica. 79a* 632 Fossile Art. Aebnlichste jetztwelt- liche Art. Verbreitung der jetztweltlichen Art. Allamanda crassosti- A. cathartica L. Brasilien, Peru, Panama, Nicaragua, S. Vincent, pitata. Antigua, Jamaica. Haemadictyon tenui- H. solanifolium Müll. Brasilien. folium. Apocynophyllum chi- Tab er n amontan a amyg- daliflora Jacq. lense. T. hirtula Mart. Cordia pulchra. T. graudifolia Jacq. C. superba Cham. Brasilien. Patrisia eocenica. P. parviflora D C. Französisch-Guiana, Trinidad. Tecoma serrata. T. stans Juss. Peru, Columbien, Britisch-Guiana , Venezuela, Bignonia gigantifolia. B. egensis (?) Trinidad, S. Cruz, Barbados, Martinique, Domi- nica, Antigua, Jamaica, Cuba, Panama-Mexico. Brasilien. Ardisia crassifolia. A. ambigua Mart. Brasilien. Styrax coriacea. St. camporum Pohl. Brasilien. Styrax glabratoides. St. glabratum Sprgl. Brasilien. Psittacanthus crassi- Ps. robustus Mart. Brasilien. folius. Myristica fossilis. M. surinamensis Rol. Brasilien, Guiana, Trinidad, St. Vincent, Tabago. Anona speciosa. A. sericea Dun. Brasilien (Amazonenstrom, Rio Negro), Britisch- Anona coronelensis. A. furfuracea St. Hil. Guiana. Brasilien. Doliocarpus oblongi- D. brevipedicillatus Ost-Peru, Brasilien (Amazonenstrom). folia. Garcke. Doliocarpus (?) serru- D. sp. Jamaica. lata. Tetracera elliptica. T. Yolubilis D C. Brasilien, Orinokogebiet, Barbados, Jamaica, Empedoclea repando- E. alnifolia St. Hil. Cuba, Mexico. Brasilien. serrata. Casearia oliganthoides. C. oligantha Eichl. Brasilien. Casearia spinuloso-ser- C. grandifolia St. Hil. Brasilien,Französisch-undNiederländisch-Guiana, rata. Columbien, Jamaica, Cuba. Banara Cuadrae. B. nitida Spruce. Ost-Peru. Laetia transverso- L. coriacea. Brasilien, Guiana. nervis. Bombax playensis. B. glaucescens Sw. Brasilien. Bombax firmifolium. B. floribundum Schott. Brasilien. 633 Fossile Art. Aehnlichste jetztwelt- liche Art. Verbreitung der jetztweltlichen Art. Bombaciphylliim opa- B. sp. Guatemala. cum. Triurafetta irregulari- T. longicoma St, Hil. Brasilien. ter-serrata. Moschoxylon falcatiim. M. Swartzii Juss. Trinidad, Jamaica. Moschoxylon tenui- M. hirtum Sow. Columbien, S, Thomas, Gouadeloupe, Jamaica. nervis. Sapindus acuminatus. S. divaricatus Willd. Brasilien. Thouinia Philippii. Th. decaudra H. et B. Guatemala, Süd-Mexico. Maytenus araucensis. M. pyiaster Reiss. Brasilien. Mayteniis magnoliae- M. grandiflora Reiss. Brasilien. folia. Ilex subtilinervis. J. ardisiaefrons Reiss. Brasilien. Omphalea ficiformis. 0. diandra Tj. Ost-Peru, Brasilien, Eranzösisch- u. Holländisch- Guiana, Antillen. Tetraplandra longifolia. Mallotus(?) platanoides. T. Leandri Bail. M. albus Müll. Arg. Brasilien. Zanthoxylon inaequa- Z. Sprucei Engl. Ost-Peru, anliegendes Brasilien. bile. Zanthoxylon tenui- Z, aromaticum Gr. Columbien, Gouadeloupe, Jamaica. folium. Gomphia firmifolia. G. multiflora Pohl. Brasilien. Ticorea foetidoides. T. foetida Aubl. Eranzösisch- und Britisch-Guiana. Pilocarpus Savedrai. P. paucifiorus St. Hil. Brasilien. Erythrochyton grandi- E. brasiliense N. et M. Ost-Peru, Brasilien. folium. Vochysia dura. V. elliptica Mart. Brasilien. Combretum oblongi- folium. C. laxum. Aubl. Brasilien, Venezuela, Britisch-Guiana, Columbien, Panama, Honduras, Trinidad, S. Domingo, Caraibische Inseln. Lecythis nereifolia. L. Spruceana Berg. Brasilien, Süd-Venezuela. Psidium membrana- ceum. Ps. polycarpon Lamb. Brasilien, Panama, Süd-Mexico, Britisch-Guiana, Trinidad. Myrcia deltoidea. Aulomyrcia sphaero- carpa Berg. Brasilien. Myrcia costatoides. Aulomyrcia costata Berg. Brasilien. Myrcia nitens. Calyptromyrcia pube- rula Berg. Brasilien. Abliandl, d. Senokenb. naturf. Ges. Bd XVI 80 634 Fossile Art. Aehnlichste jetzt welt- liche Art. Verbreitung der jetztweltlichen Art. Myrcia reticulato - ve- Myrcia corcovadensis Brasilien. nosa. Berg. Myrciaria acuminata. M. tolypantha. Brasilien. Myrciophyllum ambi- Myrcia ambigua. D C. Brasilien. guaeoides. Desmodium obliquum D. asperum. Desv. Brasilien (Amazonenstrom u. anderwärts), Peru, Copaifera reticulata. C. nitida Mart. Columbien, Venezuela, Guiana, Trinidad. Leguminosites erythri- Erythrina coralloides naeoides. D C. Leguminosites copaife- Copaifera sp. raeoides. Phyllites coccolobae- Coccoloba fagifolia folia. Jacq. (?). Phyllites aspidosperm- Aspidosperma tomen- oides. tosum Mart. (?), A. Phyllites alsodeiae- incanum Mart. (?) Alsodeia macrocarpa oides. Mart. (?). Phyllites triplarioides. Triplaris americana Phyllites sauraujae- Alibi. Saurauja montana oides. Seem. Phyllites repandus. Phyllites acutoserratus. Phyllites ternstroe- Ternstroemia dentata. Guiana. miaeoides. Phyllites banisteriae- Banisteria Blanchetia- Brasilien. oides. na Juss. Carpolites cycaeformis. Carpolites guilielmae- oides. • 635 Aus dieser Uebersicht geht hervor, dass die fossilen Pflanzenreste, welche beinahe durch- gehends Blätter sind, sich vom Verf. zum grössten Theile mit Sicherheit auf jetztweltliche Arten beziehen Hessen wobei hervorgehoben zu werden verdient, dass die Aehnlichkeit zwischen den fossilen und lebenden Blättern oft eine so ausgeprägte ist, dass man sich gezwungen sehen möchte, beide als denselben Arten angehörig anzusehen. Wenn trotzdem eine andre Speciesbenennung bei den tertiären als bei den lebenden stattgefunden hat, so sah sich der Verf. dazu veranlasst, weil die Gleichheit der Blätter noch nicht eine solche der anderen Pflanzentheile in sich schliesst, wie durch die Paläontologie mehrfach nach- gewiesen worden ist. Es sei hierbei nur an Liquidambar europaeum Al. Br. erinnert, dessen Blätter nicht von denen des L. styracifluum L. unterschieden werden können, während doch die Fruchtzapfen beider von einander wesentlich abweicben, und an eine Reihe von Farnen, denen nach Auffindung ihrer Fruchtorgane eine andere Stellung angewiesen werden musste, als die war, welche sie nach Gestaltung und Nervation ihres Laubes vorher erhalten hatten. So lange daher die Vergleichung ihrer Früchte nicht möglich , ist, dürfen sie auch nur als möglicherweise identisch oder in nächster verwandtschaftlicher Beziehung zu einander hin- gestellt werden. Bedenken wir aber noch dabei, dass die fossilen Reste mit ihnen gleichen oder beinahe gleichen von lebenden Pflanzen des heutigen Süd- und Mittelamerikas verglichen werden können, dass wir unsere Zuflucht nicht zu solchen anderer Erdgebiete zu nehmen haben, oder wo Aehnlichkeit mit diesen vorhanden, doch zugleich bestehende ganz wesentliche Unterschiede die gegenseitigen Beziehungen auf nächste Verwandtschaft abweisen, so werden wir gezwungen, einen innigen Zusammenhang der betreffenden eingebetteten und noch wachsenden Pflanzen anzunehmen, diese als Nachkommen jener zu bezeichnen, mögen sie nun, was uns zur Zeit nicht möglich ist zu beweisen, unverändert geblieben sein oder gewisse Veränderungen sich erworben haben. Dazu kommt, dass die durch die Versteinerungen einer Localität bekundete Zusammengehörigkeit der fossilen Pflanzen zu einer Gemeinschaft sich in solchen an verschiedenen Gegenden des warmen Amerikas auftretenden Genossen- schaften der lebenden mehr oder weniger wiederspiegelt. Wir finden von der untergegangenen Pflanzenwelt Reste, die auf eine Vergesellschaftung von immergrünen Bäumen und Sträuchern mit Schmarotzern und Schlinggewächsen hindeuten, ganz so, wie sie heutigen Tages noch im q Es wurden ihm durch die Güte der Herren Professoren Drude, Graf zu Solms-Laubach und Garcke das Herbarium des Dresdner botanischen Institutes, das Grisebach’sche in Göttingeu und das des botanischen Museums zu Berlin zur Benutzung zugänglich gemacht. 80* 636 tropischen Amerika vorhanden, und zwar nicht hlos in physiognoinischer, sondern auch in familiärer, ja sogar genereller Beziehung. So ist unserer Phantasie Gelegenheit geboten, sich ein Bild von einem längst unter- gegangenen Pflanzenbestande zu machen, das nur dadurch beeinträchtigt wird, dass die Glieder desselben nicht vollständig überliefert sind, weil ja jederzeit das meiste Material von den Naturkräften wieder zerstört wird und nur das ^Yenigste, überall auf Lücken hinweisende, durch Gunst der Verhältnisse und des Zufalls in den Schichten der Erdrinde aufbewahrt wird. Der Phantasie sei es überlassen, das Fehlende zu ergänzen; die Wissenschaft muss sich, will sie nicht den Boden der Thatsachen verlassen, auf das ihr zugekommene Material beschränken. Dieses wurde an der Westküste des heutigen südlichen Chile eingebettet, muss also auch von dort stammen. Es deutet fast durchgängig auf Hydrpmegathermen und somit auf ein feuchtes tropisches Klima seiner Erzeugungsstätte hin, das diese jetzt nicht mehr besitzt, woraus zu schliessen ist, dass mit derselben eine wesentliche Veränderung vorgegangen sein müsse. Diese zu erklären ist die Geologie imstande. Es ist nicht nöthig, in der Geschichte des Andengebietes auf den Anfang zurückzugehen, es genüge, mit den mesozoischen Zeiten zu beginnen. Dass zur Jurazeit das Gebiet der mittleren Anden nicht die Höhe über dem Meeresspiegel gehabt haben kann, die es jetzt besitzt, geht daraus hervor, dass innerhalb des Gebirges in bedeutender Längenausdehnung jurassische Schichten angetroff'eu werden, die, da sie auf den Höhen der Ostkordilleren und deren Ostabdachung nirgends gefunden wurden, als Gebilde der östlichen Küste des Jura- meeres zu deuten sind und uns zugleich sagen, dass das Land in östlicher Richtung von ihnen zur selben Zeit trocken gelegt war. Wo aber über den jurassischen Ablagerungen solche der Kreidezeit angehörige beobachtet werden konnten, lagern letztere stets konkordant auf ersteren, weshalb angenommen werden muss, dass zwischen der Jura- und der Kreide- zeit daselbst wesentliche Veränderungen nicht vorgekommen sein können; sondern dass selbige als Zeugnisse für einen ununterbrochenen Niederschlagsprocess angesehen werden müssen. Da sie aber von den Forschern der unteren Kreide zugerechnet werden und jüngere sedimentäre Bildungen über ihnen nicht gefunden worden sind, diese vielmehr im chilenischen Gebiete, getrennt von den älteren, den Küstenkordillereu nur angelagert zu finden sind, so muss wohl schon zur mittleren und jüngeren Kreidezeit auf der Westseite ein Zurückweichen des Meeres stattgefunden haben, während es auf der Ostseite Strecken festen Landes, das während des Jura trocken gelegen, überfluthete. Aus der Aufrichtung dieser wie der tertiären 637 Schichten müssen wir auf eine nach ihrer Ablagerung stattgefundene Hebung des Gebietes schliessen, die in langer Zeit und schwerer Arbeit das Andengebirge herausbildete, welches durch seinen Faltenbau tangentionalen Druck als Ursache dieses Vorganges, der auf die klimatischen Verhältnisse einen bedeutenden Einfluss ausüben musste, erkennen lässt. Er- niedrigung der TemiDeratur der angrenzenden Landstrecken und Abhaltung der vou den Passaten nach Westen getriebenen Wassermengen von der Westseite des Gebirges, desgleichen durch diese hervorgerufene Veränderungen in der Pflanzenwelt konnten nicht ausbleiben. Dass den westlichen Gegenden einmal feuchte Niederschläge zugeführt wurden und dass sie höhere Temperatur als die heutige aufzuweisen hatten, kann nicht abgeleugnet werden, da die fossilen Reste dafür zeugen ; dass erstere aber später weggebliebeu, letztere sich erniedrigt hat, bekundet die jetzt daselbst lebende von jener ganz abweichende wildwachsende Vegetation. Die Pflanzen, von denen die Fossilien herrühren, können nur zu einer Zeit existirt haben, in welcher die heutigen Anden noch nicht vorhanden waren, da deren Erhebung ja die Hauptbedingungen ihrer Existenz vernichtete und sie zum Aussterben an den ursprüng- lichen Standorten zwang. Wenn aber die Anden während des Miocäns entstanden sind, wie allgemein angenommen wird, so muss die Pflanzenwelt, auf welche die Einschlüsse der Schichten von Coronet und Lota hinweisen, ein vorandinisches Alter haben, also dem älteren Tertiär Südamerikas zugewiesen werden, gleichviel ob dieses dem Eocän oder wie manchen wahrscheinlicher dünkt, dem Oligocän Europas gleichzustellen sei. Allenfalls könnte noch die Möglichkeit vorliegen, dass sie zu Anfang des Miocän fortbestanden habe. Auf eine genauere Bestimmung der Zeit wird sich der Phytopaläontolog, der sich, so lange von Seiten der Geologen keine sicherere als bisher ermittelt worden ist, nur auf Pflanzenreste stützen kann, kaum einlassen können, zumal wenn ihm, wie in unserem Falle, kein Ver- gleichungsmaterial zur Verfügung steht. Bezüglich der Einbettung der Pflanzentheile in die Schichten, in welchen wir sie heute vorfinden, vermögen wir uns ein Bild zu entwerfen, wenn wir die Verhältnisse des tertiären Ablagerungsgebietes ins Auge fassen. Auf Hornstein und Quarzfels lagern grobe Conglomerate von Granit, Syenit, Quarziten, Grünsteinen, Porphyr und Thonschiefer, welche durch ein thoniges Bindemittel untereinander verkittet sind, in einer Mächtigkeit von 70 Metern. Auf sie folgen, manigfach wechselnd Thon- und Kalksandsteine, darauf Schichten eines festen, zähen grünen Schieferthons. Der ganze Schichtenkomplex besteht aus nahezu 80 ver- 0 Vergl. Ochsenius, Meereseiiibruch in die cliilenischen Koblenwerke von Coronel. Berg- und bütten- männische Zeitg. 1882. No. 2. 638 schiedenen Ablagerungen, welche eine Wechsellagerung von marinen und Süsswasserbildungen darstellen und zur Zeit „ein etwa 150 m. hohes, nach dem Meere hin meist steil abfallendes Plateau" bilden. Die polygenen Conglomerate weisen einmal auf in der Nähe des Meeres sich erhebendes Land als ihre Ursprungs-, das andremal auf ein Küstengebiet als ihre Ablagerungsstätte hin, worin wir auch durch die gefundenen Ausfüllungen der von Pholaden herrührenden Bohr- löcher bestärkt werden. Bächen oder Flüssen, von dem Gebiete östlich der heutigen Küsten- kordilleren (diese bestehen aus Glimmerschiefer) kommend, war es ermöglicht, zumal ein nicht zu unterschätzender Wasserschatz dieselbe füllte, Massen von Felstrümmern und feineren Detritus dem Meere zuzuführen, dessen Wogen die Sonderung des eingeschwemmten Materiales übernahmen, die Massen von kleinerem Korn nach aussen führten und dort Barren oder Inseln aufthürmten,^) durch welche die Macht der Meereswogen gebrochen wurde, so dass sich nunmehr der Sand unmittelbar auf den Conglomeraten absetzen konnte. Durch ungewöhn- lich heftigen Anprall der Wogen erniedrigten sich oder zerrissen wohl manchmal die Barren, so dass das Meereswasser Gelegenheit fand, die bisherigen Gebilde in ursprünglicher Weise zu überfluthen und dabei Mollusken und Tange wieder einzuführen. So wurde die Bucht immer seichter und bei erneuten Erhöhungen der Barre musste das zur Zeit der Fluth durch den Kaum zwischen dieser und der Küste sich bewegende Meereswasser in seiner Wirkung so geschwächt werden, dass es die durch die Gebirgswässer eingeführten Erdtheilchen nicht mehr mit in die offene See zu führen vermochte, wodurch diesen endlich Gelegenheit wurde, sich im Gebiete der Bucht als Thonschlamm, der später zum Schieferthone erhärtete, auf die Sandmassen niederzuschlagen. Er war seiner Feinheit wegen ausgezeichnet geeignet, mit eingeschwemmte zarte Pflanzentheile, wie sie die Blätter sind, zu erhalten, während der gröbere Sandstein uns nur Früchte, Stamm- und Stengelstücke neben allerhand pflanzlichem Getrümmer aufzubewahren imstande war. Die meisten Pflanzenreste von Coronel stammen aus der Schicht 46, welche das Hangende des Manto delgado, d. i. des fünften Kohlenflötzes von obenher, bildet und in einer Mächtigkeit von etwa 0,8 m. auftritt. Dass aus anderen Schichten des Thonschiefers wenig Material vor- liegt, liegt daran, dass von den 10 vorhandenen Kohlenflötzen nur zwei als abbauwürdig 0 R. A. Philippi, Bemerkungen über die cMleniscbe Provinz Arauco. Petermanns geogr. Mittb. 1883. S. 459. 2) Nach Siveking (Geogr. Skizzen a. d. cbilen. Prov. Arauco. Petermauns geogr. Mitth. 1883. S. 57) finden solche Bildungen noch heutigen Tages statt. 639 befunden wurden, deshalb nur die sie deckende Thonschieferlage Ausbeute gewährte und dass der Einbruch des Meeres in die Kohlenwerke der Fortsetzung des Bergbaues und der Weiter- gewinnung paläontologischen Materiales ein plötzliches Ende machte, so dass wir wohl für immer auf eine Erweiterung unserer Kenntniss von den daselbst eingesargten Pflanzenresten verzichten müssen. Eine Frage von nicht zu unterschätzender Bedeutung zwingt sich uns jetzt auf; Wie sind die Pflanzen, die an der Westseite einer zur Tertiärzeit existirenden langgestreckten südamerikanischen Insel wuchsen, — immer dabei vorausgesetzt, dass sie mit zur Zeit im tropischen Amerika vorkommenden identisch oder wenigstens nächst verwandt sind — an ihre jetzigen, oft von den früheren weit entfernten Standorte gelangt? Zunächst müssen wir betonen, dass wohl kaum angenommen werden darf, dass sich die uns bekannt gewordenen Tertiärpflanzen nur auf das kleine Gebiet, welches Coronel und Lota bezeichnen, beschränkt haben können, vielmehr dass sie sich höchst wahrscheinlich auch an anderen gleiche Lebensbedingungen bietenden Stellen, wenngleich etwa nur der Küste, ja selbst der des Ostens, vorfanden. Jedoch selbst den äussersten Fall gesetzt, es sei daselbst ihr Schöpfungscentrum zu suchen, so würden sie bei dem Bestreben, sich auszubreiten, das allen Pflanzen inneliegt, sicher nach den verschiedensten Richtungen hin sich weiteres Terrain erobert haben. War ihnen auch nach dem Westen hin in dem pacifischen Ocean, besonders wenn die süd-nördliche längs der Küste hinlaufende Strömung schon vorhanden war, eine unüberwindliche Schranke gesetzt, so doch nicht nach den übrigen Himmelsgegenden. Noch war die Insel nicht so gewaltig hoch über das Niveau des Meeres gerückt wie heute, noch war es vielleicht möglich, sie, wenn auch nicht an allen, so doch an manchen Punkten zu überschreiten. Aber selbst wenn dies nicht der Fall gewesen wäre, hätte sich ihnen Ge- legenheit geboten, am Saume der Insel entlang nach der Ostseite derselben zu wandern, zumal damals noch daselbst die gleichen Bedingungen für ihre Existenz wie auf der West- seite bestanden. Nach Norden zu muss auch wenigstens bis zu gewissen Breiten eine Wande- rung möglich gewesen sein, wenn man bedenkt, dass das Feuchtigkeitsbedürfniss der Pflanzen das der Wärme überwiegt und bei Befriedigung des ersteren ein Wärmeüberschuss bei sonst gleichen oder ähnlichen Existenzbedingungen leicht von ihnen ertragen werden kann. Zeigen doch auch jetzt noch die Pflanzen eine Accomodation an Temperaturen, die zwischen oft weit von einander liegenden Grenzwerthen sich befinden. Können wir somit annehmen, dass die Verbreitung der uns bekannt gewordenen vormiocänen Pflanzen sich auf weite Strecken der Insel ausdehnte, so können wir, die wir gezwungen sind, mit Möglichkeiten rechnen zu 640 müssen, zugleich vermuthen, dass sie sich während der Erhebung zur Miocänzeit nach Nordeu zu erweiterte, da die nördlichen Gebiete durch dieselbe die Temperaturverhältuisse erhielten, die vor ihr den südlichen eigen waren. Bis zu gewisser Höhe hiu in langsamem Tempo im Westen und Osten mit dem Gebirge gehoben, vermochten sie auf demselben weiter zu bestehen, wie ja jetzt noch auf dem Ostabhange der Anden tropische Bestände zu leben imstande sind. Während sie dann bei weiter fortschreitender Hebung und damit ver- knüpfter Temperaturerniedrigung auf den höheren Punkten ausstarben, konnten sie sich in den tiefen, wärmeren Thalungen und an den niedrigeren Abhängen noch längere Zeit er- halten. Bedenkt man weiter, dass schon in der Tertiärzeit durch die östlichen Querthäler die Wasser von den Höhen zur Tiefe gelangten, wie dies die brackischen Bildungen von Pebas in Peru, welche Böttger als solche des Unterlaufs des ehemaligen Maranon anspricht,') mehr als wahrscheinlich machen, so ist auch der Weg gefunden, auf dem von hier aus die Pflanzen- welt, während sich das Meer immer weiter zurückzog und die Flussgebiete sich ausbildeten, sich nach dem tiefer liegenden östlichen Gebiete ausbreiten konnten, indess sie auf der durch die trockengelegte Kreidezone gebildeten Verlängerung der Anden nach Norden und später längs der durch ihre Thäler fliessenden Wasser zu weiteren Punkten zu gelangen vermochten. Wenigstens fällt es auf, dass die weitaus meisten der jetztweltlichen Pflanzen, die wir mit den tertiären zu vergleichen imstande waren, laut des Verzeichnisses ihrer Standorte, das wir uns möglichst vollständig zusammenzustellen versuchten, fast allein längs oder unweit der Flüsse gefunden werden.^) Dass bei diesen Wanderungen eine stufenweise Anpassung an wenngleich nicht wesent- liche neue klimatische Verhältnisse stattfinden musste, die auf ihre Samen und durch diese auf ihre Nachkommen übertragen wurde, bedarf wohl keiner Begründung. Da wir aber über die Grenzen der Fähigkeit von den Pflanzen, sich den äusseren Verhältnissen im Laufe geo- logischer Perioden anzubequemen, viel zu wenig unterrichtet sind, so lässt sich eine be- stimmte Angabe der mittleren Jahreswärme, welche ihre Pflanzen in der Tertiärzeit an ihrem Ausgangspunkt und auf ihren Wanderungen zu ihrem Gedeihen nothwendig hatten, nicht angeben. Soviel lässt sich aber wohl sagen, dass sie zu ihrem Ent- und Bestehen einer höheren Wärmemenge bedurften, als die ist, die in der recenten Zeit in Chile gefunden wird, ') Jahrb. d. geol. Eeichsanstalt. 1878. S. 503. Damit soll nicht gesagt sein, dass der Transport der Samen oder Früchte immer nur durch das Wasser von statten gegangen sei, wir nehmen vielmehr auch andere Methoden der Natur an und wollen nur aussprechen, dass die Pflanzen, durch welche Faktoren ihre Verbreitung auch stattgefunden haben mag, längs der Flüsse am ersten ihre Lebensbedingungen vorfanden. 641 wenngleich sie vielleicht nicht die Höhe erreichte, welche die Theile Süd- und Mittelamerikas, in welchen sie zur Zeit sich angesiedelt haben, besitzen, da bekannt ist, dass tropische Pflanzen auch bei geringerer Wärme gedeihen können, wenn ihnen nur gehörige Feuchtig- keit zukommt. Wohl hat man auf Grund der an Chiles Küstengebieten gefundenen Meeres- konchilien behauptet, dass das tertiäre Klima daselbst dem heutigen gleich oder wenigstens nahe gestanden habe, doch hat man dabei vergessen, dass vom Meeresklima nicht immer direkt auf das Klima des benachbarten Landes geschlossen werden darf, da beide nicht immer übereinzustimmen pflegen und dass in der Erdgeschichte mehrfach die Erscheinung zn be- obachten ist, dass die an denselben Lokalitäten im Wasser lebenden Thiere ein anderes klimatisches Gepräge zeigen, als die gleichzeitig das Land bewohnenden Pflanzen. Ein solches stellt sich auch im chilenischen Gebiete heraus, doch Hesse sich der scheinbare Widerspruch leicht lösen, wenn man wüsste, ob die heutige von Süd nach Nord mit der Küste parallel streichende kühle Meeresströmung schon in der Tertiärzeit vorhanden gewesen sei. Unwahr- scheinlich darf es sicher nicht erscheinen. Mit voller Gewissheit lässt sich jedoch behaupten, dass ihre Wanderung über das neu- geschaffene Landgebiet insofern leicht vonstatten gehen musste, als ihnen an den meisten Stellen desselben andere Pflanzen, weil nicht vorhanden, einen Widerstand nicht entgegen- zusetzen vermochten, oder wo dies an den Grenzgebieten geschah, zu denen andere schon früher das Meer überragende Landmassen gleichzeitig Pioniere aussandten, derselbe nur ein geringer sein konnte, was jedenfalls ihre Stabilität oder wenigstens nur geringe Veränderung, soweit wir aus den uns überkommenen Resten urtheilen dürfen, zu erklären vermag. Waren sie bis an das Meer vorgerückt, so konnten Früchte oder Samen von den Strömungen desselben erfasst und einmal den mittelamerikanischen Inseln, das anderemal den Küstensäumen des nördlichen Südamerikas, des östlichen Mittelamerikas und Mexikos zugeführt werden, wo, wie die oben angegebene Verbreitungsliste zeigt, eine grosse Anzahl der wahrscheinlichen Nachkommen tertiärer Pflanzen zu finden sind. Erst wenn weitere Fundstätten tertiärer Pflanzen Südamerikas ausgebeutet werden, wird uns ein klares Bild der Besiedlung des heutigen inneren Festlandes werden, wird uns gezeigt werden können, woher auch die übrigen Vertreter der heutigen Flora dieses Ge- bietes stammten und ob drei tertiären Festlandsmassen verschiedene Arten gemeinsam waren oder nicht. Für jetzt ist diese Aufgabe unerfüllbar. Ein Glück, dass wenigstens der Anfang zu ihrer Lösung gemacht werden konnte! Abhandl. d. Senckenb. naturf Ges. Bd. XVI. 81 642 Beschreibung der Pflanzenarten. 1. Cryptogamen. Algen. Gattung Chondrites Schp. Chondrites subsimplex Lesqx. Taf. II. Fig. 10. 1878. Lesquereux, The Tertiary Flora. S. 41. Taf. 1. Fig. 13. Das Laub ist cylindrisch, mehr oder weniger flach gedrückt, zeigt wenige dichotomisch verzweigte, etwas gebogene, lange Aeste und hat durchgehends beinahe gleichen Durchmesser. Unsere Exemplare sind knorpelig, flach zusammengedrückt und grossentheils mit dem- selben Glanze ausgestattet, den wir an Ledertangen unserer Meere beobachten können. Die Oberfläche zeigt feine Längsfalten; an den meisten Exemplaren findet sich eine solche in der Mitte. Sie liegen in einem überaus bituminösen schwarzbraunen Brandschiefer eingebettet, dessen Schichten dünn sind, erfüllen denselben fast ganz, und ist ihre Einführung jedenfalls durch eine mittels Meereseinbruch hervorgerufene Ueberfluthung der vorher gebildeten Schichten bewirkt worden. Vorkommen : Schicht 9 von Coronel. Schacht No. 5 des Cousino’schen Werkes. Auch in Schicht No. 46 von Coronel fanden sich einzelne Stücke vor. F a r n e. Gattung Blechnum L. ßlechnum antediluvianum. Taf. I. Fig. 6. 7. Die Fiederstücken erweisen sich als linealisch-lanzettförmig, schmal, ganzrandig ; die vom stärkeren Mittelnerv ausgehenden Seitennerven sind fein, entspringen unter spitzen Winkeln und verlaufen parallel; die Fruchthäufchen schliessen sich dem Mittelnerv auf seiner ganzen Länge beiderseitig an. Es sind nur Fiederstücken im fossilen Zustande auf uns gekommen, die aber genügen, uns über ihren Ursprung klar zu werden. Wir sehen Fruchthäufchen beide Seiten des 643 Mittelnervs begleiten, auf der Unterseite einiger Reste die Seitennerven etwas hervortreten, was auf ein Eingesenktsein derselben auf der Oberseite scbliessen lässt, den Schleier nackt und feinhäutig, alles, auch die Breite der Fieder eingerechnet, genau so, wie wir es bei dem weithin über Süd- und Mittelamerika verbreiteten Farn Blechnum longifolium H. B. K. vorfinden. Unter den Blechnum-Arten mit ganzrandigen Fiedern darf erst in zweiter Linie Bl. Cummingianum von der Insel Luzon in Vergleich gezogen werden, weil bei ihm die Seiten- nerven dichtgedrängt stehen und zuweilen gegabelt sind. Vorkommen: Gefunden in Lota. Schichtreihe unbekannt. Gattung Pteris L. Pteris Cousiniona. Taf. II. Fig. 1—4. Die Wedel sind einfach-gefiedert; die Fieder stehen in beinahe rechtem Winkel zur Spindel, sind glatt, breit und lang, beinahe linealisch, in der Mitte breiter als an beiden Enden, an der Spitze schnell verjüngt oder zugespitzt, am Grunde stumpf-keilförmig. Der Mittelnerv ist breit, an den grösseren Fiedern in der Mitte gefurcht, aber nach der Spitze hin flach, bei den kleineren durchgehends flach; die Seitennerven sind zahlreich, parallel, laufen unter spitzen Winkeln aus, biegen sich plötzlich und gabeln sich in verschiedener Entfernung vom Mittelnerv oder bleiben einfach. Es kommt dieser Farn dem von Lesquereux in The Tertiary Flora S. 58 unter dem Namen Gymnogramma Gardneri beschriebenen und Taf. 4 Fig. 2 abgebildeten ganz nahe, unterscheidet sich aber wesentlich von ihm dadurch, dass die Fieder in etwas schiefem Winkel der Spindel entspringen, ihre Seitennerven nur einfach gegabelt oder ganz einfach sind und keine Anastomosen der Seitennerven durch Queräste bieten, welche unsere Stücke sicher zeigen müssten, da sie, weil in einem überaus feinen Gesteinsmateriale eingebettet, vortrefflich erhalten sind. Viel entfernter steht Pteris eocaenica Ett. et Gard. (Vgl. British Eoc. Fl. 1879. Part. I. S. 32 Taf. 4. Fig. 4 — 6), da die Fieder in sehr spitzem Winkel zur Spindel stehen, schmal, auch gesägt sind und der Grund, sowie die Nervatur sich ebenfalls verschieden zeigen. Manche Aehnlichkeit neben wesentlichen Verschiedenheiten finden wir auch bei anderen tertiären Farnen z. B. bei Pteris pennaeformis Heer (Tertiaerfl. d. Schweiz I. S. 38 Taf. 12. Fig. la— c.), Pecopteris Hookeri Heer (Bovey Tracey S. 33. Taf. 7. Fig. 3.), mehr noch bei Pteris subsimplex Lesqx. und Pteris erosa Lesqx. (Tertiary Flora S. 52. Taf. 4. Fig. 5 — 7. 8.) ; 81* 644 doch nirgends ist ein fossiler Farnrest beschrieben worden, den wir als identisch mit dem unseligen hätten bezeichnen können. In der jetztweltlichen Flora zeigt Pteris (Heterophlebium) grandifolia L. üherrasehende Uebereinstimmung mit ihm bezüglich der Grösse, Gestalt und Nervatur der Fieder, auf die wir uns allein zu stützen vermochten, da die Fruktifikationsorgane fehlen. Vorkommen: Schicht 10 von Coronel. Kohlenwerk von Cousiho. In röthlichem fetten Thone. Diese Art benannte ich zu Ehren des Herrn Luis Cousiho, des Eigenthümers der aus- gedehnten Kohlenwerke von Lota und Coronel, welcher sich als wohlwollender Förderer wissenschaftlicher Bestrebungen erwiesen hat. Gattung Pecopteris Brngn. Pecopteris Buhsei. Taf. II. Fig. 5. 5a. b vergr. Der Wedel ist gefiedert, die Fieder sind schmal, lineal-lanzettlich, sitzend, fiederspaltig, von kräftigen Mittelnerven durchzogen; die Fiederstücke sind linealisch, an der Spitze ge- rundet und zeigen einen durch ihre Mitte verlaufenden, nach der Spitze zu allmählich sich verschmälernden Nerv, von dem nach beiden Seiten je 7 sehr feine einfache Nerven aus- strahlen. Fruchtorgane sind nicht sichtbar, daher auch die Stellung dieses Farn nicht mit Sicher- heit zu bestimmen war. Im Dresdner Herbar befindet sich unter dem Namen Cyathea sp. ein Farn von Jamaika, welcher mit dem tertiären in seiner Tracht vollständig übereinstimmt. Vorkommen: In einem schwarzblauen, festen Thone. Leider fand ich die nähere Be- zeichnung seines Auftretens nicht vor. (Schicht No. 46 von Coronel?) Ich benannte diesen Pfianzenrest nach Herrn Fritz Buhse, den derzeitigen General- direktor der Real Campania Asturiana in Spanien, dem ersten Mineningenieur in Coronel, dem wir die ersten Veröffentlichungen über die dortigen Ablagerungen verdanken. Gattung Ädiantides Göpp. Adiantides Borgoniana. Taf. II. Fig. 6 — 9. Es liegen nur Bruchstücke von Fiederblättchen vor, welche eine Verwandtschaft mit solchen von Adiantum macrophyllum Sw. zeigen, die bekanntlich einen ziemlich grossen Formenkreis aufweisen. Die Fiederhlättchen scheinen abgerundet-rautenförmig gewesen zu sein, sind dünn und zeigen vom Grunde ausgehende fächelförmig gestellte und sich theilende zarte Nerven. 645 Vorkommen: Gefunden in Lota. Schichtreihe unbekannt. In ihrer Benennung suchte ich Herrn Scipio Borgono’s Verdienste um die Förderung wissenschaftlichen Strebens zu ehren. II. Phanerogamen. Familie der Palmen L. Gattung Sabal Ad. Sabal Ochseniusi. Taf. I. Fig. 1. Das Blatt ist gross, fächerförmig, vielstrahlig; die Spindel ist nach der Spitze hin all- mählich verschmälert, in eine lange Spitze vorgezogen; die zahlreichen Strahlen sind tief gefaltet, stehen am Grund dicht gedrängt, sind hier sehr schmal, nehmen gegen den Rand hin an Breite allmählich zu und bleiben weithin ungetheilt. Das Fächerbruchstück, das einzig vorhandene, zeigt uns die Unterseite. Dass es zu Sabal zu rechnen sei, lehrt die laug zugespitzte Spindel, an deren Seite die Strahlen der Blattspreite entspringen, welche am Grunde dichtgedrängt und schmal sind, sich aber nach aussen immer mehr und zwar ziemlich gleichmässig verbreitern. Leider sind sie nicht in ihrer vollen Länge erhalten, so dass wir ihr Verhalten an der Spitze nicht zu beobachten vermögen und nur sehen, dass sie bis zu beträchtlicher Entfernung ungetheilt bleiben. Die Faltung lässt sich sehr genau erblicken; in der Mitte zeigt sich eine fast durchgängig sehr scharfe Kante. Was die Nervatur betrifft, so ist sie an einigen Stellen sehr gut erhalten; ich zähle an ihnen bis 16 parallele einander sehr genäherte Nerven auf einer Hälfte, wobei die Zwischennerven, welche sich nur unvollständig erhalten zeigen, nicht mitgerechnet sind. In allen diesen Eigenschaften stimmen die Fächer von Sabal umbraculifera Jacq. mit dem fossilen Blatte überein. Sehr nahe steht unsere Art Sabal Lamanonis Brongn. sp., welche im mittleren und südlichen Europa während der Tertiärzeit sehr verbreitet war. Man könnte versucht sein, sie mit dieser zu vereinigen, wenn bei ihr nicht die Zahl der Nerven eine geringere und die Spindel kürzer wäre. Infolge dieser beiden wesentlichen Abweichungen sind wir gezwungen, sie auseinander zu halten. Vorkommen: In einem glimmerreichen braunschwarzen feinkörnigen Sandsteinl von Coronel. Schichtreihe unbekannt. 646 Gattung Flabellaria Sternbg. riabellaria Schwageri. Taf. I. Fig. 9. Das Blatt ist fächerförmig, die Strahlen sind zahlreich, bleiben weithin mit einander verbunden, zeigen wenigscbarfe Mittelkanten und wenigtiefe Faltung; die Nervatur ist nicht sichtbar. Da weder Blattstiel noch Spindel erhalten sind, so kann das fossile Stück auch nicht einer bestimmten jetzt lebenden Gattung, sondern nur der provisorischen Flabellaria ein- gereiht werden. Von dem vorher beschriebenen Bruchstück weicht es so wesentlich ab, dass es nicht mit ihm vereinigt werden darf. So wenig Nutzen es auch für die Systematik bietet, so zeigt es uns doch, dass während der Tertiärzeit in dem heutigen Südamerika mehr als eine Palmenart vorhanden war, von denen wenigstens eine sich an dem südlichsten Theile angesiedelt hatte. Vorkommen: Punta Arenas (Sandy Point) in der Magelhaenstrasse. In schwarzem Schieferthon, der an den der Schicht No. 51 der Formation von Coronel erinnert. Der fossile Rest wurde nach Herrn Fredrik Schwager, der sein wissenschaftliches Material für unsere Arbeit bereitwilligst zur Verfügung stellte, benannt. Familie der Cycadeaceen Rieh. Gattung Zamia L. Zamia tertiaria. Taf. II. Fig. 16. Das Blatt ist gefiedert, die Fieder sind lederig, sitzend, länglich, ganzrandig, glatt, von vielen Längsnerven durchzogen. Es ist nur ein Fiederblättchen vorhanden, das jedoch so sehr mit denen von Zamia integrifolia Ait, übereinstimmt, dass ich nicht zögere, diese Pflanze als nächste Verwandte anzusehen, wenigstens so lange, bis uns vollständig erhaltenes Material eines Besseren belehrt. Vorkommen: Im Brandschiefer der Schicht No. 48 der Kohlenformation von Coronel. Aus Schacht No. VII des Cousino’schen Werkes. Familie der Cupressineen Rieh. Gattung Sequoia Endl. Sequoia chilensis. Taf. II. Fig. 11—15. a vergr. Die Blätter sind lederig, linealisch oder linealisch-lanzettlich, flach, abstehend, zweizeilig, scharfspitzig, an der Spitze meist ein wenig sichelförmig gekrümmt, beiderseits allmählich verschmälert, am Zweige angewachsen, herablaufend; der Mittelnerv ist stark. 647 Es sind nur Zweigstücke gefunden worden, die in mehrfacher Beziehung bald mit denen der einen, bald mit denen der anderen fossilen Art der Gattung Sequoia übereinstimmen. Viel Aehn- liches zeigt Sequoia Langsdorfii Heer, doch sind die Blätter unserer Art durchgeh ends sowohl kleiner als schmäler und dazu spitz. S. angustifolia Lesqx. (Tertiary Flora Taf. 7. Fig. 6 — 10.) zeigt andere Form der Blätter und schwachen Mittelnerv; die meisten übrigen Arten sind durch noch mehr hervortretende Unterschiede von ihr abgetrennt. Am meisten nähert sich ihr S. Tournalii (Saporta, Fl. foss. du Sud-Est de la France II. S. 195. Taf. 2. Fig. 1.). Wie diese zeigt auch sie am Grunde der jungen Zweige dicht anliegende schuppenförmige Blätter. Es bestätigt dieses Vorkommniss die längst schon durch andere Funde begründete Wahrheit, dass die zur Zeit nur noch 2 Arten (S. sempervirens Endl. und S. gigantea Torrey) umfassende Gattung in der Vorwelt einen grösseren Specieskreis umfasste; es zeigt uns aber zugleich, dass sie nicht auf die nördliche Halbkugel beschränkt war, sondern auch auf der südlichen Platz genommen hatte. Wie sie jedoch auf diese gelangt ist, bleibt uns zur Zeit noch ein Räthsel, da ein zweites Schöpfungscentrum anzunehmen mit allen bisherigen Er- fahrungen brechen hiesse. Wir wissen, dass sie während der Kreide- und Tertiärzeit einen grossen Theil Europas, Nordamerikas und Ostasiens bewohnte und sind berechtigt, innerhalb dieser Gebiete ihre Entstehung zu suchen. Man könnte wohl annehmen, dass sie ihren Weg von Nord- nach Südamerika genommen hätte, wenn wir nicht wüssten, dass bis zur Miocän- zeit ein breiter Meeresarm beide Theile von einander getrennt. Es bliebe immerhin noch die Möglichkeit, anzunehmen, dass sie vielleicht während der Kreidezeit von Afrika nach Südamerika auf der zwischen beiden befindlichen Landbrücke gewandert sei, doch haben wir keine Beweise dafür, da einmal Ueberreste dieser Gattung im östlichen Theile Südamerikas noch nicht bekannt geworden sind, und das andremal noch nicht nachgewiesen werden konnte, dass sie in früherer Zeit bis Afrika vorgerückt gewesen wäre. — Oder sollten unsere Zweig- stücke, deren Tracht auf Sequoia hinweisen, Früchte gehabt haben, die sie in eine andere Gattung stellen Messen? Vorkommen: Mit Pteris Cousiniona zusammen in Schicht 10 (röthlicher fetter Thon) von Coronel. Kohlenwerke von Cousino. Familie der Taxineen Rieh. Gattung Ephedra L. Ephedra sp. Taf. I. Fig. 8. Nur ein kleines Bruchstück, das nicht genügt, um eine bestimmte Art auf dasselbe zu gründen, fand ich vor; doch scheint es mir genügend, wenigstens auf die Gattung Ephedra hinzudeuten. 648 Es ist ein sehr zartes Zweigstückchen, aus dem mehrere Aestchen abgehen, von welchen das untere am Ende eines Gliedes zwei schmale, spitz endende Schuppen zeigt, während am anderen nur eine beobachtet werden konnte. Das Fragment erinnert an Aststückchen von Ephedra americana H. B., weniger an solche von E. triandra Tul. Vorkommen: Schicht 46 von Coronel. Aus dem Versuchsschacht von Playa blanca. In hartem grünem Thonschiefer. Familie der Piperaceen Rieh. Gattung ArtJiante Miq. Arthante geniculatoides. Taf. II. Fig. 20. Das Blatt ist ein wenig lederig, länglich, ganzrandig, am Grunde ungleich; der Mittel- nerv ist stark, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, verlaufen wenig gebogen und verbinden sich vor dem Rande in Bogen; die Randfelder sind mit Schlingen besetzt. Nur ein Bruchstück, dem der Spitzentheil fehlt, liegt vor. Dasselbe zeigt jedoch mit den schmalen Blättern von Arthante geniculata Miq. so grosse Uebereinstimmung, dass ich mich veranlasst sah, es zu dieser Gattung zu stellen. Bekanntlich variiren die Blätter der jetztweltlichen Art sehr in Grösse und Gestalt, doch finden sich nach der Spitze der Zweige hin solche, welche mit dem fossilen, wenn wir es ergänzt denken, nach beiden Richtungen hin Übereinkommen. Die seichten Aus- und Einbiegungen, welche der Rand der lebenden Blätter auf einer Seite oder auf beiden zeigt, sind auch bei dem fossilen Reste sichtbar. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht zu Playa blanca. Familie der Cupuliferen Endl. Gattung Fagus L. Fagus magelhaenica. Taf. II. Fig. 17—19. Die Blätter sind länglich, beinahe eiförmig, doppelt-gesägt, kurzgestielt, ziemlich spitz,, am Grunde keilförmig-ungleichseitig und ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, die Seiten- nerven entspringen unter spitzen Winkeln und verlaufen ganz gering gebogen bis zum Rande,, die Nervillen gehen unter rechtem Winkel aus, sind durchgehend oder gespalten, stets zart. Es liegen vor : ein vollständiges Blatt, ein solches, dem der Rand fehlt und ein Bruch- stück, von welchem der der einen Seite biosliegt, während der der anderen durch Umrollung den Blicken entzogen ist. Bei allen drei Exemplaren zeigt sich der Rand am Grunde un- bezahnt, sind die Seitennerven nur gering gebogen und zart, ist die Textur wie überhaupt 649 das gaaze Aussehen, ein gleiches, so dass nicht bezweifelt werden kann, dass dieselben ein und derselben Art zuzurechnen sind. Am kleinen Fragmente ist die obere Landpartie scharf gesägt, am grossen wechseln Zähne von verschiedener Grösse mit einander ab. Alle diese Eigenschaften zeigen auch die Blätter von Fagus obliqua Mirb., welche in der Jetztzeit im mittleren Chile in einer Höhe von 1000 — 5000 F. unter dem Namen Roble den Hauptbestandtheil von Waldungen der dortigen Anden bildet und der einzige Baum ist, der mit Eintritt der kühleren Jahreszeit Blattfall zeigt. Verfasser hat eine grössere Anzahl von Zweigen dieser Pflanze in Händen gehabt, deshalb den Grössen- und Formenkreis ihrer Blätter genau kennen gelernt und dabei gefunden, dass das vorhandene fossile Material nicht von dem des recenten abweicht. Die Gattung Fagus ist in einer Anzahl von Arten sowohl auf der nördlichen, als auf der südlichen Halbkugel vertreten. Wie beide durch grosse Erdräume, in welchen keine Ver- treter derselben gefunden werden konnten, von einander getrennt sind, so sind sie es auch durch die Gestaltung ihrer Blätter, so dass man sofort aussprechen kann, welches Blatt von der einen, welches von der anderen Hemisphäre stammt. Auch fossile Blätter kennt man aus beiden, doch hat sich dabei herausgestellt, dass die auf der südlichen Halbkugel gefundenen sich auf solche von zur Zeit daselbst wachsenden Arten nicht beziehen Hessen, sondern mehr mit solchen der nördlichen übereinstimmten. In unserer Art sind zum ersten Male fossile gefunden, welche sich umgekehrt wie diese verhalten. Vorkommen : In hellem Thone der Tertiärformation von Punta Arenas in der Magelhaen- strasse. Familie der Urticaceen Juss. Gattung Coussapoa Aubl. Coussapoa quinquenervis. Taf. III. Fig. 2. Das Blatt ist lederig, gestielt, umgekehrt-eiförmig, ganzrandig, am Grunde fünfnervig; der unterste Nerv jeder Seite ist zart und beinahe randständig, der zweite steigt bis zur Mitte empor, die übrigen sind etwas unregelmässig gestellt und verbinden sich in Bogen; die Mittelrippe ist stark und verschmälert sich nach der Spitze zu; die Felder zeigen sehr zarte Nervillen. Das fossile Blatt besitzt soviel Gleiches mit Blättern der in Guyana vorkommenden Coussapoa asperifolia Trec., dass ich nicht säume, es mit diesen in Verbindung zu setzen. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Aus dem Versuchsschacht von Bojas in Playa blanca. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVI. 82 650 Familie der Laurineen Juss. Gattung Persea Gärtn. Persea inacrophylloides. Taf. V. Fig. 3. Das Blatt ist gross, lederig, gestielt, breit-länglich, ganzrandig ; der Mittnerv ist kräftig und gerade, die Seitennerven sind zahlreich und stark, entspringen unter wenig spitzen Winkeln, verlaufen wenig gekrümmt und verbinden sich untereinander. Schlingen bildend, in Bogen, die Nervillen sind theils durchgehend, theils gebrochen. Die Nerven zeigen sich, wie Platte und Gegenplatte deutlich erkennen lassen, auf der Oberseite vertieft, während sie auf der unteren hervortreten. Der Mittelnerv verfeinert sieb gegen die Spitze hin allmählich. Das schöne grosse Blatt erinnert auffällig an Blätter von Persea gratissima Gaertn. und zwar an solche der Form P. gr. macrophylla. Vorkommen: Schicht 46 von Coronel. Persea microphylla. Taf. II. Fig. 24. Das Blatt ist kaum lederig, länglich lanzettförmig, ganzrandig ; der Mittelnerv ist ver- hältnissmässig schwach, die zarten Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, verlaufen bogenförmig bis in die Nähe des Bandes, wo sie sich untereinander verbinden. Das Blatt, das uns seine Unterseite darbietet, zeigt den Rand der einen Hälfte um- gerollt. Es ist von geringer Dicke und lässt die Seitennerven nur wenig hervortreten. Ob- gleich die Spitze abgebrochen ist, lässt der Verlauf des einen Randes vermuthen, dass sie spitz gewesen sei. Es harmonirt mit den Blättern von Persea microneura Meissn. Vorkommen: Schicht 46 von Coronel. Aus dem Versuchsschacht in Playa blanca. Gattung Phoebe Nees. Phoebe lanceolata. Taf. IV. Fig. 10. Das Blatt ist länglich-lanzettförmig, wenig lederig, ganzrandig, beinahe dreifachnervig; . der Mittelnerv ist kräftig, die unter spitzen Winkeln entspringenden Seitennerven sind zart, verlaufen wenig bogig und verbinden sich untereinander in der Nähe des Randes, die Ner- villen erscheinen nur wenig sichtbar. Das Blatt stimmt mit Blättern von Phoebe Poeppigii DC. so überein, dass man es von diesen nicht zu trennen vermag. Obwohl dieselben fast immer dreifachnervig sind, so kommen doch auch solche vor, bei welchen eine geringe Verschiebung der grundständigen 651 Seitennerven zu beobachten ist, was mithin kein Grund ist, das fossile Blatt als wesentlich verschieden von den lebenden zu betrachten. Vorkommen: Gefunden in Lota. Schicht unbekannt. Phoebe elliptica. Taf. IV. Fig. 5. Das Blatt ist lederig, länglich-elliptisch, etwas zugespitzt, ganzrandig, dreifachnervig; der Mittelnerv ist stark, die untersten Seitennerven verlaufen mit dem Bande parallel steil aufwärts, die übrigen entspringen unter spitzen Winkeln, alle verbinden sich in flachen Bogen. Die Blätter von Phoebe Selowii Meissn. dürften wohl unserem Blatte am meisten ent- sprechen; die von Ph. Peruviana Meissn. (Ph. cinnamomifolia Nees) haben auch viel Ueber- einstimmendes, können aber nicht berücksichtigt werden, da sie nicht lederige Textur zeigen. Als eine Art, deren Blätter überdies zur Vergleichung anreizen, ist ferner Ph. salicifolia Nees zu nennen. Vorkommen : Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Gattung Acrodiclidium ' Nees. Acrodiclidium oligocaenicnm. Taf. IV. Fig. 8a. Das Blatt ist etwas lederig, gestielt, länglich-elliptisch, ganzrandig, an der Spitze stumpf; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven entspringen unter wenig spitzen Winkeln, ver- laufen in flachen Bogen und verbinden sich in der Nähe des Bandes. Blätter des jetztweltlichen Acrodiclidium Jta-uba Meissn. entsprechen unserem fossilen ganz genau; die mittleren Seitennerven umschliessen Felder, welche durch ihre Grösse sich von den übrigen sofort unterscheiden ; die Nervillen sind meist gebrochen und gabelig unter- einander verbunden; das gesammte Nervennetz ist ein wenig in die Blattmasse eingesenkt. Die grosse Aehnlichkeit, welche Laurineenblätter so oft untereinander zeigen, macht das Auffinden der entsprechenden jetztweltlichen Pflanze meist recht schwer. So giebt es auch eine grössere Anzahl recenter Arten, die dem fossilen sehr verwandte Blätter besitzen, ganz besonders in der Gattung Ayodendron Nees., doch zeigen sie bei genauerem Studium bald Unterschiede in der Textur, bald in der Nervatur, die uns zwingen, die Nächstverwandte anderwärts zu suchen. Entferntere Aehnlichkeit zeigen auch die Blätter von Silvaea nava- lium Meissn. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht in Playa blanca. 82* 652 Gattung Goepperüa Nees. Goeppertia ovalifolia. Taf. III. Fig. 8. 9b. Taf. IV. Fig. 9. Taf. V. Fig. 4, Die Blätter sind lederig, länglich-eiförmig, beiderseits spitz oder zugespitzt, oder am Grunde spitz und an der Spitze zugespitzt, ganzrandig, dreifachnervig; der Mittelnerv ist gerade oder gebogen, immer stark, die untersten Seitennerven streben steil aufwärts, die übrigen nicht gegenständigen entspringen unter spitzen Winkeln und verbinden sich in Bogen mit einander; die Innenfelder sind von theils geraden, theils gebrochenen Nervillen durchzogen. Die unter obigem Namen zusammengefassten Blätter halte ich für zusammengehörig, zumal die Schwankungen bei den Laurineenblättern im allgemeinen ziemlich bedeutende sind, insbesondere auch bei Goeppertia sericea Nees, mit welchen sie die grösste Uebereinstimmung zeigen, ebensowohl in der Gestaltung und Grösse, als auch darin, dass die oberen Seiten- nerven entfernt von einander entspringen. Die meisten Blätter zeigen uns die Oberseite, Taf. V. Fig. 4 dagegen die Unterseite ; bei ihr tritt die Nervatur mehr hervor. Zu Ficus Pseudo-populus Lesqx. (Tertiary Flora S. 204. Taf. 34. Fig. la. 2.) dürfen die kleineren Formen nicht gezogen werden, weil deren Blätter dreinervig sind. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht zu Playa blanca. Goeppertia spectabilis. Taf III. Fig. 4. Das Blatt ist gestielt, krautig-papierartig, länglich-oval, gegen die Spitze lang ver- schmälert, ganzrandig, beinahe dreifachnervig ; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind aufgerichtet und aussen mit zahlreichen Schlingen besetzt, die Nervillen parallel, durchgehend und oft gebrochen. Unser Blatt zeigt nicht die lederartige Beschaffenheit anderer Laurineenblätter. Es präsentirt sich uns von seiner Unterseite, bei welcher nicht bloss der Mittel- und die Seiten- nerven, sondern auch die Schlingen und Nervillen, erstere beiden mehr, letztere beiden weniger hervorragen. Es stimmt mit Blättern der Abart elongata von Goeppertia polyantha Meissn. überein. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Gattung Camphoromoea Nees. Camphoromoea speciosa. Täf. III. Fig. 1. Die Blätter sind wenig lederig, kurzgestielt, länglich-eiförmig, zugespitzt, am Grunde spitz, beinahe dreifachnervig, ganzrandig; der Mittelnerv ist stark, die unteren Seitennerven 653 sind aufgerichtet, wenig gebogen, entspringen gegenständig und entsenden in die Randfelder bogig sich unter einander verbindende Nerven, die oberen zeigen sieb mehr gebogen, die Nervillen sind zart, meist gebrochen. Unser Blatt entspricht Blättern von Caraphoromoea subtriplinervia Nees. Zwar ist die Spitze nicht erhalten, doch deutet der Verlauf des Randes auf eine Zuspitzung hin, wie auch trotz des fehlenden Grundes eine Rundung desselben nicht angenommen werden kann. Die Nervatur zeigt sich, Mittel- und Seitennerven ausgenommen, als zart. Nur mit grosser An- strengung lassen sich winzige Partieen des grösseren Maschenwerks erkennen, welche sich als vielseitig oder ungleich-vierseitig darstellen. Man könnte versucht sein, das Blatt mit den Blättern von Goeppertia ovalifolia zu ver- einigen ; doch ist die Textur weniger lederig als bei diesen, und, was ebenfalls hervorgehoben zu werden verdient, entspringen die oberen Seitennerven beider Hälften nicht entfernt von einander, sondern an gleicher Stelle des Mittelnervs. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht in Playa blanca. Gattung Ämpelodaphne Meissn. Ampelodaphne grandifolia. Taf. IV. Fig. 2. Das Blatt ist gross, länglich, ganzrandig, am Grunde verschmälert; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven entspringen entfernt von einander unter spitzen Winkeln, verlaufen zum Theil etwas schlängelig und verbinden sich nahe dem Rande in Bogen; die Nervillen sind meist gebrochen. Nur ein Bruchstück, das etwa die untere Hälfte eines Blattes darstellt, ist erhalten geblieben und dieses weist unverkennbar auf Ampelodaphne macrophylla Meissn. hin. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Gattung Mespilodaphne Nees. Mespilodaphne longifolia. Taf. IV. Fig. 1. Das Blatt ist lederig, gestreckt-länglich, gegen den Grund verschmälert, spitzlich, ganz- randig; der Mittelnerv ist stark, gegen die Spitze hin sehr verschmälert, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln und zeigen sich mehrfach etwas geschlängelt; das Maschen- werk ist nicht sichtbar. Die grösste Uebereinstimmung zeigt das fossile Blatt mit Blättern von Mespilodaphne pretiosa Meissn., geringer scheint die Verwandtschaft mit solchen von M. lanata Meissn. zu sein. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. 654 Provisorisclie Gattungen. Gattung Lauropliyllum Ung. Laurophyllum actinodaphnoides. Taf. IV. Fig. 3. 4. Hierher ziehe ich zwei Blätter, die anscheinend zu den Laurineen gehören, aber wegen zu geringer Ausprägung der Gattungseigenthümlichkeiten keinem bestimmten Geschlechte zugewiesen werden können. Die mehr als die oberen Seitennerven aufgerichteten unteren sind ja den meisten Laurineenblättern eigenthümlich und sonst findet sich kaum eine Eigen- schaft, durch welche ihre Stellung näher bestimmt werden könnte. Sie sind lederig, länglich-eiförmig, ganzrandig, mit kurzem, am Grunde verdickten Stiele versehen, haben einen starken Mittelnerv, aufgerichtete untere, unter wenig spitzen Winkeln ausgehende obere Seitennerven und nur das eine lässt etwas gebogene durchgehende Nervillen erkennen. Um die Aehnlichkeit unserer Blätter mit solchen von der ostindischen Gattung Actino- daphne zu bezeichnen, habe ich den gegebenen Artennamen gewählt, ohne damit ihre Zu- gehörigkeit zu derselben bezeichnen zu wollen. Im Gegentheil muss wohl angenommen wer- den, dass sie einer südamerikanischen Gattung, die ich jedoch nicht zu bezeichnen vermag, angehören möge, da die gesammte Tertiärflora Chile’s den Charakter der jetztweltlich tropisch- amerikanischen an sich trägt. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Gattung NectandropJiyllum. Nectandrophyllum a. Taf. IV. Fig. 6. Taf. IX. Fig. 12. Es liegt ausser einem Blattfetzen nur das Spitzentheil eines Blattes vor, weshalb von einer Einordnung in eine bestimmte jetztweltliche Gattung abgesehen werden musste. Trotz- dem ist es wahrscheinlich, dass es einer Art des Geschlechtes Nectandra angehört habe. N. oppositifolia Nees, N. Laurel Klotsch und N. mollis Nees besitzen Blätter, an welche sich unser Bruchstück augenscheinlich anlehnt. Es ist lederig, ganzrandig, muss spitz geendet haben, zeigt sich am Bande etwas ab- wärts gekrümmt, lässt längliche Gestalt vermuthen, zeigt einen starken Mittelnerv, aus- geprägte unter spitzen Winkeln entspringende und weit entfernte Seitennerven und ein derbes Maschenwerk. 655 Nectandrophyllum ß. Taf. III. Fig. 3. Ein zweites Bruchstück lässt vermuthen, dass es ebenfalls zu Nectandra gehören möge. Viel Aehnlichkeit zeigt es mit Blättern von N. Amazonum Nees. Es ist wenig lederig, muss länglich gewesen sein, ist am Grunde spitz und etwas nach demselben vorgezogen; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln und sind gebogen, die Nervillen sind querläufig und sehr fein. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht zu Playa blanca. Familie der Compositen R. Br. Gattung Benettia Gay. Benettia grosse-serrata. Taf. XII. Fig. 3. Das Blättchen ist länglich, am Rande grobgesägt; der Mittelnerv ist stark, die Seiten- nerven entspringen unter wenig spitzen Winkeln und verlaufen in die Spitzen der Zähne, die Nervillen sind fein und meist durchgehend. Die grösste Uebereinstimmung zeigt unser Blättchen mit solchen von Benettia (Saussurea D C.) comocladifolia Kth. Die unteren Seitennerven sind bei beiden sehr genähert, während die übrigen weiter auseinanderstehen. Die Grösse der Zähne schwankt bei der recenten Art, nn den Endblättchen fand ich sie oft grösser als an den übrigen. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht zu Playa blanca. Familie der Santalaceen R. Br. Gattung Äntidaphne Poepp. Antidaphne lotensis. Taf. II. Fig. 25. Das Blatt ist lederig, umgekehrt-eiförmig, an der Spitze gerundet, am Grunde keil- förmig-verschmälert, ganzrandig; der Mittelnerv ist etwas gebogen, am Grunde stark, nach der Spitze zu sehr verschmälert; die wenigen Seitennerven sind ästig, gebogen und gehen unter spitzen Winkeln aus, die unteren unter spitzeren, als die oberen; die Tertiärnerven sind zart und bilden grosse Maschen. Unter den zu vergleichenden Blättern sind die von Ixidium Schottii Endl. und Anti- daphne viscoidea Poepp. die ähnlichsten. Letztere kommen in erster Linie in Betracht, was schon aus dem Verlaufe der obersten Seitennerven, welche nur ein wenig unterhalb der Spitze in den Hauptnerven münden, und aus dem der Nervillen hervorgeht. Eine nicht ge- ringe Aehnlichkeit besitzt das fossile Blatt auch mit denen von Loranthus mutabilis Poepp., 656 doch weicht es durch die Verästelung der oberen Seitennerven und durch das stark aus- geprägte Blattnetz wesentlich von ihnen ab. Es fand sich nur das abgebildete Blatt, dem leider der Grund fehlt, und ein noch kleineres Bruchstück vor. Vorkommen: Gefunden in Lota. Schichtreihe unbekannt. Familie der Rubiaceen Juss. Gattung Coussarea Aubl. Coussarea membranacea. Taf. V. Fig. 2. Das Blatt ist häutig, elliptisch, lanzettförmig, zugespitzt, am Grunde in den Blattstiel verschmälert, ganzrandig; der Mittelnerv ist schwach und wird nach der Spitze zu haarfein, die Seitennerven sind zart, wenig gebogen und vor dem Rande untereinander verbunden. Soviel Aehnlichkeit die Blätter der jetztweltlichen Coussarea obscura Müll, auch mit dem fossilen haben, so dürfte doch die mit denen von C. nodosa Müll, noch ausgeprägter sein, wie die Gestalt im allgemeinen, die Zuspitzung und die Verschmälerung des Grundes insbesondere, wie auch die bedeutendere Grösse zeigen. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Gattung Psychotria L. Psychotria grandifolia. Taf. XI. Fig. 4. Das Blatt ist gross, umgekehrt- eirund, kurz zugespitzt, am Grunde keilförmig- verschmä- lert, ganzrandig; der Mittelnerv ist gerade, kräftig und nimmt nach der Spitze zu allmählich an Stärke ab, die unter wenig spitzen Winkeln ausgehenden Seitennerven sind gebogen und anastomosiren vor dem Rande, die theils gebrochenen, theils durchgehenden Nervillen sind zart. Von den zahlreichen Arten der Gattung Psychotria ist es Ps. grandis Sw., welche Blätter besitzt, die mit dem fossilen völlig übereinstimmen. Die von Ps. uliginosa Sw. bieten wohl auch viel Uebereinstimmendes, doch sind bei ihnen die Nervillen fast unsichtbar. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht in Playa blanca. Gattung Gouatteria Mart. Gouatteria tenuinervis. Taf. V. Fig. 6 b. Das Blatt ist häutig, länglich-lanzettförmig, zugespitzt, ganzrandig, am Grunde gerundet, gestielt; der »Mittelnerv ist kräftig, die zahlreichen Seitennerven entspringen am Grunde unter rechtem Winkel, über demselben in wenig spitzen, sind sehr zart und am Rande in Bogen verbunden. 657 Obgleich unser Blatt an der Spitze sich nicht gut erhalten zeigt, so lässt es doch erkennen, dass es nach derselben hin sich allmählich verschmälerte. An einer Stelle vermag man Raudschlingen zu beobachten. Wenn ihrer nicht mehr erhalten blieben, so rührt dies einmal von der Verletzung, die gerade den Rand gewaltig ergriffen hat, das andremal von der Zartheit derselben her. Die Seitennerven sind zart, noch mehr aber das feinere Blatt- gewebe, das sich nur bei ausgezeichneter Beleuchtung erkennen liess. Ich vergleiche dies Blatt mit den Blättern der Gouatteria acutiflora Mart., muss aber hervorheben, dass bei diesen die Stiele kurz zu sein pflegen, während das fossile langgestielt ist, worin es mehr mit G. Klotschiana Mart, übereinstimmt. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht in Playa blanca. Gattung Hoffmannia Sw. Hofimaimia protogaea. Taf, V. Fig. 1. Das Blatt ist lederig, lanzettförmig, ganzrandig; der Mittelnerv ist am Grunde stark und gefurcht, nimmt nach der Spitze hin allmählich an Dicke ab, die Seitennerven entsprin- gen unter spitzen Winkeln und verbinden sich vor dem Rande in Bogen, die Nervillen der Mittelfelder sind zart, querläufig und meist gegabelt, die des Randfeldes erstrecken sich bis zum Rande. Es gibt eine Anzahl Blätter von Rubiaceen, welche viel Aehnlichkeit mit dem fossilen Blatte aufzuweisen haben, z. B die von Hamelia cuprea Gr.; von denen von Hoffmannia lanceo- lata Gr. vermochte ich es jedoch nicht zu unterscheiden. Vorkommen; Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Gattung Sahicea Aubl. Sabicea (?) elliptica. Taf. V. Fig. 5. 7. Die Blätter sind elliptisch, ganzrandig, am Grunde spitz, der Mitteluerv ist kräftig und verfeinert sich nach der Spitze hin, die Seitennerven der einen Hälfte verlaufen fast gerade, die der anderen in Bogen. Von jetztlebenden Pflanzen kommen bei der Vergleichung Sabicea cana Hook., besonders aber S. Monatesii Gr. in Betracht. Auch eine Switenia-Art hat entsprechende Blätter, ebenso Machaonia acuminata Humb. et. Bonpl. Die Stellung bleibt daher noch unsicher. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Abbandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVI 83 658 Familie der Apocynaceen Lindl. Gattung Thevetia L. Thevetia angustifolia. Taf, III. Fig. 7. Das Blatt ist ein wenig lederig, gestreckt, linealisch-lanzettförmig, am Rande etwas eingeschlagen, ganzrandig; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind sehr zart. Unser Blatt, dem die Spitze und der unterste Theil des Grundes nicht erhalten geblie- ben, stimmt mit den Blättern von Thevetia neriifolia Juss. (Gerbera thevetia L.) völlig über- ein. Von den zarten Seitennerven sind nur einzelne gut erhalten geblieben, die aber in ihrem Verlaufe sich ganz wie die der lebenden Pflanze verhalten. Auch lässt sich erkennen, dass der Rand ein wenig umgelegt war. Vorkommen: Gefunden in Lota. Schichtreihe unbekannt. Gattung Allamanda L. Allamanda crassostipitata. Taf. VI. Fig. 4. Das Blatt ist lederig, gestielt, lang, ei-lanzettförmig, allmählich gegen den Stiel hin verschmälert, ganzrandig; der Mittelnerv ist stark, nach der Spitze zu verschmälert, die zahlreichen Seitennerven sind kräftig, entspringen unter spitzen Winkeln und verbinden sich in zarten Bogen vor dem Rande. Das fossile Blatt vergleiche ich den Blättern von Allamanda cathartica L. Bei beiden sehen wir am Grunde zwei zarte mit dem Rande parallel laufende Seitennerven, einen starken geraden Mittelnerv, aus dem nach beiden Hälften kräftige Seitennerven entspringen, und einen starken Stiel, der bei dem versteinerten Stücke jedoch etwas länger ist, als wir ihn bei den Blättern der lebenden Art bemerken. Die Blätter von A. Martii Müll, sind auch recht ähnlich, doch länger und breiter. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel, Gefunden im Versuchsschacht in Playa blanca. Gattung Haemadictyon Lindl. Haemadictyon tenuifolium. Taf. V. Fig. 12. Das Blatt ist häutig, elliptisch, kurz-zugespitzt, ganzrandig; der Mittelnerv ist fein, die Seitennerven sind zart, verlaufen bogig und entspringen unter spitzen Winkeln. Das Blatt ist solchen von Haemadictyon solanifolium Müll, zu vergleichen, bei welchen obengenannte Eigenschaften vorhanden sind, -und auch die Seitennerven nach der Spitze zu in immer geringerem Abstande von einander aus dem Mittelnerv entspringen. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. 659 Provisorische Gattung Apocynophyllum Ung. Apocynophylliim chileiise. Taf. V. Fig. 9. 11. Das Blatt ist lanzettförmig, ganzrandig, beiderseits verschmälert; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven sind wenig gebogen und vor dem Rande mit einander verbunden. Zwei Blätter, von denen das eine am Rande schlecht erhalten ist, sehe ich als zu- sammengehörig an. Sie dessen sich nicht mit Sicherheit auf eine jetztweltiiche Art zurück- führen. Viel Aehnliches bieten die Blätter von Tabernomontaha amygdalifolia Jacq., auch junge von T. hirtula Mart., wie die mehrerer Arten aus dem Geschlecht Echites, am meisten aber solche von Tabernomontana grandiflora Jacq. und Apocynum (Forsteronia) Acouci Aubl. Vorkommen; Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht in Playa blanca. Familie der Cordiaceen R. Br. Gattung Gordia L. Cordia pulchra. Taf. VF Fig. 3. Das Blatt ist derb, länglich, zugespitzt am Grunde verschmälert, stachelspitzig-gezähnt; der Mittelnerv ist kräftig, die zahlreichen Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, sind wenig gebogen, randläufig und senden mehrfach Aeste nach dem Rande aus, die Ner- villen sind zart und gebrochen. An dem wohlerhaltenen Blatte zeigt sich stellenweise das feinere Gewebe erhalten; es besteht aus kleinen, meist viereckigen Maschen. Cordia superba Cham, hat entsprechende Blätter. Familie der Asclepiadeen Jacq. Gattung Patrisia Rieh. Patrisia eocenica. Taf. VI. Fig. 2. Das Blatt ist kurzgestielt, länglich am Grunde stumpf; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, verlaufen in langen flachen Bogen und ver- binden sich untereinander. Soweit das Blatt erhalten ist, stimmt es mit solchen der Patrisia parviflora D C. über- ein. Die Spitze fehlt und somit der Beweis, dass es abgebrochen-zugespitzt gewesen sei. Zum Glück zeigt sich aber der übrige Theil fast ganz und dabei sehr gut erhalten. In ihm fällt uns der in der Blattfläche etwas eingesenkt erscheinende Mittelnerv durch seine Stärke auf, der Grund durch seine ungleichen Hälften, das unterste Nervenpaar durch seine Zartheit 83* 660 gegenüber der Stärke der übrigen und durch seine geringe Entfernung vom nächsthöheren Paare, während die übrigen weit von einander abstehen und daher auch grössere Felder bilden, in welchen sich theils durchlaufende, theils gespaltene zarte Quernervillen verbreiten. Vorkommen : Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht in Playa blanca. Familie der Bignoniaceen R. Br. Gattung Tecoma Juss. Tecoma serrata. Taf. III. Fig. 6. Das Blättchen ist lanzettförmig, tief gesägt, am Grunde ungleichhälftig; der Mittelnerv ist gerade, am Grunde stark, nach der Spitze hin allmählich verschmälert, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, verlaufen bogig und spalten sich gegen den Rand in mehrere Aeste, welche nur theilweise in die Randzähne verlaufen, die Nervillen sind sehr zart. Wenngleich unserem Blättchen die Spitze fehlt, so kann trotzdem wohl kaum ein Zweifel entstehen, dass es den Blättchen von Tecoma stans Juss. völlig gleicht. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Gattung Bignonia Juss. Bignonia gigantifolia. Taf. X. Fig. 6. Das Blatt ist lederig, gross, breit-elliptisch, ganzrandig; der Mittelnerv ist stark und gerade, die Seitennerven sind kräftig, entspringen unter spitzen Winkeln und verbinden sich in Bogen, nach aussen senden sie starke, allmählich kürzer werdende, vor dem Rande bogig verbundene Tertiärnerven aus; die Nervillen sind durchgehend, oder gebrochen unter ein- ander verbunden. Im Dresdner Herbar befindet sich eine brasilianische Pflanze, die anscheinend wie die anderen aus gleichem Lande von Martius herzustammen scheint, unter dem wahrscheinlich nur provisorisch gegebenen, weil in der Literatur von mir nirgends gefundenen Namen B. egensis vor, welche völlig übereinstimmende Blätter hat, was mich veranlasste, sie dieser Gattung zuzuweisen. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschachte von Playa blanca. Familie der Myrsineen R. Br. Gattung Ärdisia Sw. Ardisia crassifolia. Taf. VI: Fig. 1. Das Blatt ist lederig, gross, breit -länglich, umgekehrt-eiförmig, ganzrandig; der Mittel- nerv ist kräftig, die Seitennerven stehen weit von einander ab, entspringen unter spitzen 661 Winkela, verlaufen zuerst beinahe geradlinig, dabei allmählich an Stärke abnehmend, und verbinden sich am Rande in zarten Bogen, die Nervillen sind zart. Am nächsten scheinen mir die Blätter von Ardisia ambigua Mart, zu stehen. Bei ihnen finden wir die oben angegebenen Merkmale wieder; dazu kommt noch, dass in den von den Seitennerven gebildeten Feldern ein nicht bis zu Ende reichender feiner Nerv vorhanden ist, der mit den Seitennerven ziemlich parallel verläuft und einen Theil der Nervillen in sich einmünden lässt. Der übrige Theil des Netzwerks widerspricht, soweit er sich erhalten hat, dieser Deutung ebenfalls nicht. Wohl sind Spitze und Grund nicht erhalten geblieben, doch können wir, wenn wir uns den Rand verlängert denken, einen allmählich sich verschmälern- den Grund annehmen, wie er sich bei Ardisia ambigua Mart, zeigt. Sehr viel Aehnliches haben auch die Blätter von A. Martiana Miq., doch dürfen sie schon wegen ihrer geringen Dicke nicht in Betracht gezogen werden. Dasselbe gilt auch von den Blättern von Ilex riparia Reiss, welche überdies etwas umgebogenen Rand besitzen, kleiner sind und die Nervillen unter schrägeren Winkeln ausgehen lassen. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht in Playa blanca. Familie der Styraceen Rieh. Gattung Stijrax T. Styrax coriacea. Taf. V. Fig. 13. Das Blatt ist lederig, länglich, zugespitzt, ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, nach der Spitze zu verschmälert, die Seitennerven sind bogig gekrümmt, ein wenig schlängelig und entspringen unter spitzen Winkeln, die unter rechtem oder ziemlich rechtem Winkel ausgehenden Nervillen verlaufen quer. Das Bruchstück unseres fossilen Blattstücks entspricht nach jeder Richtung hin den Blättern von Styrax camporum Pohl, sowohl in Textur und Gestalt, wie in der Nervatur. Der Mittelnerv ist mehrfach stärker als die Seitennerven, von denen die unteren unter ziem- lich spitzen Winkeln entspringen, bogig nach der Spitze streben und in einer Reihe allmäh- lich sich verkleinernder, nach dem Rande zu bogig gestalteter Felder übergehen, während die oberen unter beinahe rechtem Winkel ausgehen, mehr quer verlaufen und kleine Rand- felder bilden. Die aus Mittel- und Seitennerven hervorgehenden Nervillen durchziehen die Hauptfelder quer, sind entweder gerade oder geknickt, meist parallel und bilden fast immer vier- oder fünfseitige Maschen. 662 Auf Blätter von Alangium hexapetalum Lam. kann trotz mancher Aehnlichkeit das fossile Stück nicht bezogen werden, da diese u. a. weniger Seitennerven besitzen, die am Ende derselben folgenden Schlingen viel grösser sind und der Grund wesentlich in Gestalt und Nervation abweicht. Aehnliche Blätter anderer Pflanzen stehen noch entfernter und ver- dienen daher nicht, hier weiter verglichen zu werden. Aus dem europäischen Tertiär ist eine Art dieser Gattung bekannt: St. stylosa Heer (Vgl. Heer, Tertiaerfl. d. Schw. III. S. 13. Taf. 103. Fig. 11c. v. Ettingshausen, Bilin H. S. 47. Taf. 38. Fig. 33. Taf. 39. Fig 11. Engelhardt, Jesuitengraben. S. 43. Taf. 10. Fig. 4.)^ doch müssen deren Blätter mit den häutigen der St. Benzoin Dryand. verglichen werden. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Styrax glabratoides. Taf. VI. Fig. 6—8. Die Blätter sind lederig, länglich-lanzettförmig, ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven entspringen unter wenig spitzen Winkeln und verlaufen bogenförmig. Die drei vorhandenen Bruchstücke der fossilen Pflanze entsprechen den Blättern von Styrax glabratum Sprgl. (St, erymophyllus Pohl). Mittel- und Seitennerven treten aus der Blattfläche hervor, wenn auch letztere in geringerem Grade, so dass angenommen werden muss, dass wir die Unterseite vor uns haben. Die Nervillen sind nur wenig ausgeprägt, doch, wo sichtbar, zeigen sie dieselben Eigenschaften wie die der lebenden Art. Wenn es bei Fig. 7 erscheint, als wäre der Grund eiförmig, so rührt dies nur von einer raudlichen Ver- letzung desselben her. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca, Familie der Loranthaceen Lindl. Gattung Psittacanthus Mart. Psittacanthus crassifolius. Taf. VI. Fig. 5. Das Blatt ist dicklederig, eirund, ganzrandig, am Grunde in den dicken Stiel verschmä- lert; der Mittelnerv ist am Grunde sehr stark und wird nach der Spitze hin schnell dünn, die wenigen Seitennerven sind beinahe durchgehend sehr zart, entspringen unter spitzen Winkeln und streben der Spitze zu. Das Blatt entspricht denen von Psittacanthus rohustus Mart. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca 663 Familie der Myristiceen R. Br. Gattung Myristica L. Myristica fossilis. Taf. VI, Fig. 9. Taf. VII. Fig. 12. Die Blätter sind länglich, linealisch, spitz, ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven sind zahlreich, entspringen unter wenig spitzen Winkeln, verlaufen wenig ge- bogen und verbinden sich vor dem Rande in Bogen, die Nervillen sind zart. Die beiden vorhandenen Bruchstücke sind mit Blättern von Myristica surinamensis Roland zu vergleichen. Die bedeutende Länge, die lineare Gestalt, die mehrfach auftretenden Biegungen des Randes, der Verlauf und die grosse Anzahl der Seitennerven, die Zartheit der Nervillen, sowie auch die charakteristische Spitze sind sowohl den Blättern der fossilen, als der lebenden Art eigen, so dass sie kaum von einander getrennt werden können. Da der Grund der jetztweltlichen Blätter bald stumpf, bald spitz ist, so schadet es wenig, dass derselbe bei den fossilen nicht erhalten blieb. Anm. Das an das eine Blatt (Taf. VII. Fig. 12) sich aniehnende Blattstück erinnert u. a. an Blätter von Monochilus gloxinifolius F. et M., doch sind diese häutig und zeigen näher aneinander gerückte Zähne. Mehr harmonirt es mit denen von Amasonia losiocaulis Mart, et Schauer, bei dem die Zähne sich sehr un. gleich erweisen; auch unter den Euphorbiaceen und in anderen Familien trifft man auf ähnlich gestaltete Blätter. Es lässt sich daher für solch geringes Bruchstück keine massgebende Vergleichung ermöglichen, so dass es bis zu ergänzenden Funden unbestimmt bleiben muss. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Familie der Anonaceen Dunal. Gattung Anona L. Anona speciosa. Taf. VII. Fig. 2. 11. Das Blatt ist länglich-lanzettförmig, ganzrandig; der Mittelnerv ist am Grunde sehr stark, die Seitennerven sind zahlreich, wenig gebogen, vor dem Rande gabelig verbunden, die Nervillen sind zart, meist gebrochen. Man geht wohl kaum irre, wenn man die Blätter von Anona sericea Dun. der Vergleichung wegen zu Hilfe zieht. Diese weichen zwar in ihrer Gestaltung ziemlich von einander ab, doch finden sich solche darunter, welche mit dem fossilen übereinstimmen. Ferner zeigen die von A. montana Mart, von Niederländisch-Guiana viel Aehnliches. Das fossile Spitzen- theil, das ich nicht als einer besonderen Art angehörig betrachten möchte, erinnert mehrfach an die Blätter von A. sphaerica Duch. von Gouadeloupe. 664 Von bisher beschriebenen fossilen Blättern kommt das von Lesquereux in: The Tertiary Flora. Taf. 43. Fig. 8 abgebildete von Asimina eocenica ziemlich nabe. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versucbsscbacht von Playa blanca. Anona coronelensis. Taf. VII. Fig. 3. Die Blätter sind lederig, länglich-lanzettförmig, ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerveu entspringen unter verschiedenen spitzen Winkeln und sind durch Bogen verbunden, die Nervillen sind sehr zart Die aufgefundenen Stücke stimmen mit den Blättern der Anona furfuracea St. Hil. überein, was sich besonders schön in den Nervationsverhältnissen ausdrückt. Die Seitennerven verlaufen nur selten parallel, so dass die von ihnen gebildeten Felder verschiedene Gestalt und Grösse zeigen; sie schlängeln sich gegen den Rand hin, manchmal auffällig. Die Rand- felder sind von grösseren und kleineren Schlingen ausgefüllt; die Nei’villen erweisen sich als sehr zarte, meist gebrochene, und das nur .stellenweise erkennbare Netzwerk lässt vierseitige und polygonale Maschen erkennen. Manches Aehnliche bieten auch die Blätter von Davilla flexuosa St. Hil., doch erreichen sie nie die Grösse, welche die unserigen zeigen, auch sind sie elliptisch und von viel zarteren Seitennerven durchzogen. Die von Unger in Syll. pl. foss. I. Taf. 10. Fig. 1 — 6 abgebildeten Blätter von Anona lignitum, welche denen von A. cretacea Lesqx. (Cret. and. Tert. Fl. S. 77) aus der Dakota- Gruppe verwandt sind, weichen von unserem beträchtlich ab. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht zu Playa blanca. Familie der Dilleniaceen D C. Gattung Doliocarpiis Rol. Doliocarpiis oblongifolia. Taf. VII. Fig. 6—8. Die Blätter sind lederig, entfernt gesägt, am Grunde etwas spitz, am Blattstiele herab- laufend ; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, ver- laufen wenig gebogen und bisweilen vor dem Rande gespalten in die Sägezähne. Ich vergleiche die fossilen Blätter mit denen einer Pflanze des Grisebach’schen Herbars, die ich als Doliocarpus sp. bezeichnet fand und wohl als D. brevipedicillatus Garcke var. densiflorus ansehen darf. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht zu Playa blanca. 665 Doliocarpus (?) serrulata. Taf. VII Fig. 1. Das Blatt ist häutig, elliptisch, kurz zugespitzt, am Grunde ganzrandig, von der Mitte bis zur Spitze feingesägt; der Mittelnerv ist dünn, die Seitennerven sind zart, entspringen unter spitzen Winkeln und gabeln sich in verschiedener Entfernung vom Rande, die Ner- villen sind zart und gebrochen. Im Grisebach’schen Herbar fand ich eine Pflanze von Jamaica vor, deren Blätter in allen Stücken genau mit dem fossilen übereinstimmen. Sie war zu Doliocarpus gezogen, artlich aber nicht benannt, weshalb ich sie nur als fraglich zu dieser Gattung ziehe. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschachte von Playa blanca. Gattung Tetracer a L. Tetracera elliptica. Taf. IX. Fig. 5. Das Blatt ist etwas lederig, elliptisch, am Rande buchtig-gezähnt ; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven sind zart, entspringen unter spitzen Winkeln und gabeln sich am Ende, die Gabelenden verlaufen in die Zähne, die Nervillen entspringen unter rechten Winkeln, durchlaufen die Felder, stehen dicht gedrängt und sind durch kleine Queradern zu einem feinen Maschenwerk verbunden. Sehr ähnlich sind die Blätter der Tetracera rhamnifolia Presl. von Panama, bei denen die Seitennerven auch in die Zähne auslaufen, jedoch die Gabelung der Seitennerven fehlt, welche wir dafür bei T. volubilis D C. (T. Breyniana Schlchtd.) vorfinden. In Bezug auf Grösse, Gestalt und Berandung stimmt unser Blatt mit den Blättern von Doliocarpus spinu- losus G. überein, doch verlaufen bei diesen die Nervillen nicht quer, auch sind sie gebrochen. Grosse Aehnlichkeit zeigen auch die Blätter von D. Rolandri Gmel. .Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Tetracera rhamiioides. Taf. XIV. Fig. 1. 2. Die Blätter sind länglich, ungleichhälftig, am Rande ausgeschweift-gesägt; der Mittel- nerv ist stark und gebogen, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, die Ner- villen sind zart, parallel und dichtstehend. Ich vergleiche die fossilen Blätter mit denen von Rhamnus rhamnifolia Presl. Vorkommen: Schicht 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Abhandl. d. Seuckenb. natui-f. Ges. 13d. XVI. 84 666 Gattung Empedoclea St. Hil. Erapedoclea repando-serrata. Taf. VIII. Fig. 3. Das Blatt ist lederig, elliptisch, nach dem Blattstiel zu verschmälert, ausgeschweift- gesägt; der Mitteluerv ist kräftig, die parallelen Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, laufen gerade aus und endigen in den Zähnen des Randes, einzelne sind gegabelt, die unter rechtem Winkel ausgehenden Nervillen zart. Das Blatt stimmt mit den Blättern von Empedoclea alnifolia St. Hil. überein. Solche von Tetracera lasiocarpa Eichl. könnten allenfalls in Betracht kommen, doch sind sie um- gekehrt-eiförmig oder umgekehrt eiförmig-elliptisch. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Familie der Samydeen Gaertn. Gattung Casearia Jacq. Casearia oliganthoides. Taf IV. Fig. 7. Das Blatt ist länglich, am Grunde kurz verschmälert, am Rande dicht-gesägt-gezähnt, der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln und verbinden sich in Bogen, die von ihnen ausgehenden Randnerven verlaufen in die Zähne. Es ist nur ein Bruchstück vorhanden, das aber in jeglicher Beziehung mit den Blättern von Casearia oligantha Eichl. übereinstimmt. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Casearia spinuloso-serrata. Taf. VII. Fig. 10. Das Blatt ist länglich, am Grunde ein wenig ungleichseitig, etwas feindornig-gesägt ; der Mittelnerv ist kräftig, die zahlreichen Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln und verbinden sich vor dem Rande in Bogen. Auch von dieser Art liegt nur ein Fragment vor, dem die Spitze fehlt. Aehnlich ist es den Blättern von Casearia stipularis Verit. ; doch sind diese meist am Grunde breiter, als in den übrigen Theilen, auch stehen bei ihnen die Seitenuerven näher beisammen und ist die Bezahnung nicht entsprechend. Noch näher rückt es denen von C. capitata Spgl., von welchen es sich nur durch die Form der Randzähne unterscheidet. Von solchen der C. grandi- folia St. Hil. vermag ich es jedoch nicht zu unterscheiden. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. 667 Casearia piparoides. Taf. XIV. Fig. 9. Das Blatt ist länglich, feingesägt ; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, verbinden sich vor dem Rande und sind durch dichtstehende zarte und gebrochene Nervillen untereinander verbunden. Mehrere Arten von Casearia stehen unserem Bruchstücke sehr nahe, ich nenne nur C. piparea und Spruceana Benth. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Familie der ßixaceeii Lindl. Gattung Banara Aubl. Banara Cuadrae. Taf. VIII. Fig. 2. 4. Die Blätter sind gross, gestielt, langzugespitzt-eiförmig, am Grunde mehr oder weniger gleichhälftig, schnell verschmälert, am Rande grob-gesägt; der Mittelnerv ist am Grunde stark, nach der Spitze hin allmählich verschmälert, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, verlaufen gebogen und senden in die Randfelder Aeste aus, welche theils in den Spitzen der Zähne endigen, theils Schlingen bilden, die Nervillen sind querläufig und fein. Die Blätter sind von denen der Banara nitida Spruce nicht zu unterscheiden. Diese Art wurde zu Ehren des Herrn Pedro Lucio Cuadra, des ausgezeichneten Kenners der naturhistorischen Verhältnisse Chiles benannt. Vorkommen: Schicht No. 26 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht yon Playa blanca. Gattung Laetia Loeffl. Laetia transversonervis. Taf. X. Fig. 2c. Das Blatt ist länglich-lanzettförmig, ganzrandig; der Mittelnerv ist stark, die Seiten- nerven entspringen unter spitzen Winkeln, sind kräftig, gebogen, weit abstehend, die Ner- villen querläufig, meist gebrochen. Unser Blatt erinnert sehr an die Blätter von Laetia cupulata Spruce und L coriacea Spruce. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Familie der Malvaceen Vent. Gattung Bombax L. Bombax playense. Taf. VIII. Fig. 5. Das Blättchen ist lederig, elliptisch, langzugespitzt, am Grunde verschmälert, gesägt; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven entspringen unter wenig spitzen Winkeln, ver- laufen ein wenig bogig und sind vor dem Rande unter einander verbunden. 84* 668 Das fossile Blättchen wendet uns die Oberseite zu. Sein Mittelnerv liegt bis zur Spitze vertieft in der Spreite, würde also auf der Unterseite hervortreten; die Seitennerven sind sehr deutlich, am Grunde am stärksten und werden nach dem Bande zu allmählich feiner, die vom Hauptnerv in die Hauptfelder sich erstreckenden Nervillen sind querläufig, die übrigen zweigen sich unter rechten und spitzen Winkeln ab und bilden grössere, meist vier- eckige Maschen, die von kleineren ebenso gestalteten ausgefüllt werden. Das Blättchen zeigt sich täuschend ähnlich denen von Bombax glaucescens Sw., bei welchen wie bei dem fossilen die Zähne nach dem Grunde zu weniger hervortreten, ja an manchen Exemplaren nur noch angedeutet sind. In den Nervationsverhältnissen sind wesent- liche Unterschiede nicht bemerkbar. In dem europäischen Tertiär hat man sehr ähnliche Blättchen vorgefunden, die von V. Ettingshausen den Namen Bombax sagorianus erhielten. (Vgl. v. Ettingshausen, Wien Taf. IV. Eig. 3). Bei ihnen treten die Zähne am Rande weniger hervor und sind die Seiten- nerven einander mehr genähert, daher auch zahlreicher. Ueberdies sind sie durchgängig geschlängelt, was bei unserem nicht zu beobachten ist. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht in Playa blanca. Bombax flrmifolium. Taf. VIII. Eig. 7. Das Blättchen ist derblederig, lanzettförmig, ganzrandig, mit dickem Stiele versehen; der Mittelnerv ist sehr stark, nach der Spitze zu verdünnt, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, verlaufen schwach-bogenförmig und verbinden sich am Rande in sehr zarten Bogen. Die eine Hälfte der Blattfläche läuft ein wenig am dicken Stiele hinab. Die Seiten- nerven zeigen sich sowohl gegenständig, als abwechselnd und es entspringen beinahe alle der einen Seite unter spitzeren Winkeln als die der anderen. Dem fossilen Blättchen am nächsten stehen die Blättchen von Bombax floribundum Schott; in der Kreideformation Europas die von B. argillaceum Vel. (Vgl. Velonovsky, Flora d. böhm. Kreideform. 1883. S. 21. Taf. II. Eig. 17 — 19. Taf. IV. Eig. 6 — 9.) Man könnte versucht sein, es auch mit denen von Pachyra (Carolinea) emarginata Rieh, in Verbindung zu bringen, doch ist bei diesen der Mittelnerv nicht so stark und der Stiel nicht so lang. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht in Playa blanca. 669 Provisorische Gattung Bombaciphyllum. ßombaciphyllum opacuni. Taf. VIII. Fig. 9. Das Blatt ist umgekehrt-eiförmig-elliptisch, am Grunde verschmälert, ganzrandig; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven entspringen unter wenig spitzen Winkeln, verlaufen ein wenig bogig und verbinden sich vom Rande ziemlich entfernt in Bogen. Unser Bruchstück lässt erkennen, dass auf längerer Strecke am Grunde eine Ver- schmälerung stattgefunden haben müsse. Es zeigt sich in der Mitte am breitesten; ebenda stehen die Seitennerven am weitesten auseinander und bilden somit die grössten Felder; nach der Spitze hin entspringen dieselben unter rechtem Winkel. In die meisten kleineren Felder laufen vom Mittelnerv aus, parallel mit den Seitennerven, eine Strecke hin feinere Nerven, in welche die zarten Nervillen einmünden, während in anderen dieselben fehlen und nur geknickte Nervillen zu beobachten sind. In grösseren Feldern sind zwei der feinen Nerven zu erblicken. Die Randfelder zeigen grosse, zwei Seitennervenbogen mit einander verbindende Schlingen. In allen diesen Punkten stimmt unser Fragment mit den Blättern einer mir dem Namen nach nicht bekannten Art von Bombax, welche von Guatemala stammt, überein. Vorkommen: Schicht No. 46 von Colonel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Familie der Tiliaceen Juss. Gattung Triumfetta Ph. Triiimfetta irregulariter-serrata. Taf. VIII. Fig. 8. Das Blatt ist eiförmig, zugespitzt, unregelmässig-gesägt, dreifachnervig; der Mittelnerv ist stark, ebenso sind es die unter spitzen Winkeln ausgehenden, wenig gebogenen und sich unter einander bei Bildung von Schlingenbogen verbindenden Seitennerven, die Nervillen sind querläufig. Leider ist unser Blatt nicht vollständig erhalten. Es kann nicht gesagt werden, wie der Grund beschaffen war. Denkt man sich jedoch die Mittel- und die untersten Seitennerven verlängert, ebenso den Rand, so dürfte mehr als wahrscheinlich der Ursprung der seitlichen Nerven am Grunde angenommen werden ; betrachtet man weiter, dass das Randfeld der einen Hälfte auffallend grösser als das der andern ist, so kann auf ein an der Basis schiefes Blatt geschlossen werden. So gestaltete Blätter finden sich bei Triumfetta longicoma St. Hil. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel, Gefunden im Versuchsschacht zu Playa blanca. 670 Familie der Meliaceen Jüss. Gattung Moschoxijlon Juss, Moschoxyloii falcatum. Taf. X. Fig. 3. Das Blättchen ist lederig, länglich-elliptisch, zugespitzt, ganzrandig, kurzgestielt; der Mitteluerv ist kräftig, die Seiteunerven sind fein, alterniren, entspringen am Grunde unter rechtem Winkel, nach der Spitze hin in wenig spitzen, verlaufen parallel und verbinden sich vor dem Rande in feinen Bogen. Das Blättchen — als solches ist es schon durch den ungleichhälftigen Grund gekenn- zeichnet — ist etwas sichelförmig gebogen, am Rande wellig. In den von den Seitennerven gebildeten Feldern sieht man parallel zu diesen vom Mittelnerv ausgehende feine Nervillen, welche sich brechen und dann dem unteren Seitennerven zugehen. An einzelnen Stellen zeigt sich ein feines eckiges Maschenwerk erhalten. Das Blättchen stimmt ganz mit denen von Moscho.vylon Swartzii Juss. (Trichilia moschata Swz.) überein, so dass angenommen werden kann, dass es einem gefiederten Blatte angehört haben möge. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Moschoxyloii tenuinerve. Taf. VIII. Fig. 10. Taf. IX. Fig. 9. Das Blättchen ist länglich-lanzettförmig, ganzrandig, ungleichhälftig, dünn; der Mittel- nerv ist verhältnissmässig kräftig, die Seitennerven sind zart, entspringen unter wenig spitzen Winkeln, verlaufen ziemlich parallel und verbinden sich vor dem Rande in Bogen. Dieses Blättchen unterscheidet sich von dem vorher beschriebenen sofort durch seine geringere Grösse, durch den nicht welligen Rand und durch weniger starke Textur, weshalb ich mich veranlasst sah, beide von einander zu trennen. Es entspricht Blättchen von Moscho- xylon hirtum Sw., welches wenig-paariggefiederte Blätter besitzt. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Familie der Sapindaceen Juss. Gattung Sapindus L. Sapindus acuminatus. Taf. IX. Fig. 10. Das Blättchen ist lanzettförmig, sichelförmig, ungleichhälftig, zugespitzt, ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven entspringen unter wenig spitzen Winkeln, sind zart und bogenläufig; das Blattnetz zeigt polygonale Maschen. 671 Ich vergleiche diese Art mit Sapiudus divaricatus Willd. Unter den tertiären kommt sie S. caudatus Lesqx. (Vgl Lesquereux, Tertiary Flora Taf. 48. Fig. 6) am nächsten. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Gattung Thouinia Poit. Thouinia Philippii. Taf. IX. Fig. 13, Taf. X. Fig. 4. 5. Die Blätter sind gefiedert, die Blättchen kaum lederig, lanzettförmig, entfernt-gezähnt; der Mittelnerv ist kräftig, die zahlreichen Seitennerven entspringen unter wenig spitzen Winkeln, sind parallel und verlaufen anfangs gerade. Die Blättchen gleichen denen von Thouinia decandra Humb. et Bonpl. völlig. In der Mitte der von den stärkeren Seitennerven gebildeten Felder verbreitet sich stets je ein feiner Nerv, der niemals den Rand erreicht. Von Nervillen war nirgends etwas zu erkennen und erklärt sich das sehr leicht aus dem Umstande, dass auch bei den lebenden Arten dieselben äusserst zart sind. Manche Aehnlichkeit bieten die Blättchen von Thouinia australis Rieh., welche aber wegen ihrer geringeren Grösse erst in zweiter Linie in Betracht gezogen werden dürfen. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Diese Art nannte ich zu Ehren des um die Erforschung Chiles hochverdienten Herrn Prof. R. A. Philip pi. Familie der Celastrineen R. Br. Gattung Maytenus Feuill, Maytemis araucensis. Taf. XIV. Fig. 6. Das Blatt ist länglich, zugespitzt, feingekerbt- gesägt; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven sind sehr zart, entspringen unter spitzen Winkeln, verlaufen wenig gebogen und verbinden sich vor dem Rande in Bogen, die Nervillen sind äusserst fein. Von lebenden Pflanzen hat solche Blätter Maytenus pyraster Reiss. Vorkommen : Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Maytenus magnoliaefolia. Taf. X. Fig. 9. Das Blatt ist länglich-elliptisch, zugespitzt, ganzrandig, wenig lederig; der Mittelnerv ist stark und gebogen, die unter spitzen Winkeln ausgehenden Seitennerven sind schwach. Ich vergleiche dies Blatt mit Blättern von Maytenus grandiflora Reiss. Vorkommen : Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschachte von Playa blanca. 672 Familie der Ilicineeii Bronga. Gattung Ilex L. Ilex subtilinervis. Taf. XIII. Fig. 6. Das Blatt ist länglich-elliptisch, an Spitze und Grund (?) spitz, ganzrandig, lederig; der Mittelnerv ist stark, die unter spitzen Winkeln ausgehenden Seitennerven sind kaum sichtbar. Unser Blatt zeigt in der Mitte sehr zarte, durch Längsdruck hervorgerufene Querfalten, die nicht für Nerven oder Nervillen angesehen werden dürfen. Der Verlauf von den Enden der Seitennerven ist nicht zu erblicken. Sehr scheint es mit den Blättern von Ilex ardisiaefrons Keiss. übereinzustimmen ; von I, dapbnoides Reiss. ist es durch seine lederige Beschaffenheit und die äusserst zarten Seiten- nerven unterschieden. Vorkommen: Schicht'No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Familie der Euphorbiaceen R. Br, Gattung Omphcdea L. Ornphalea ficiformis. Taf. IX. Fig. 1. Das Blatt ist wenig lederig, kreisförmig-elliptisch, kurzzugespitzt, am Grunde herz- förmig (?), ganzrandig, fünfnervig; der Mittelnerv ist kräftig, ebenso sind es die Seitennerven, welche nach dem Rande zu sich allmählich verfeinern, unter spitzen Winkeln ausgehen und sich vor dem Rande in Bogen verbinden, die Nervillen sind grösstentheils gebrochen. Es stimmt unser im Grossen und Ganzen sehr wohl erhaltenes Blatt mit solchen von Ornphalea diandra L. überein. Wenn sich auch au ihm die Spitze nicht vollständig vorhanden zeigt, so weist es doch auf eine Zuspitzung hin. Dass der Grund herzförmig gewesen, lässt sich freilich nicht ersehen, aber doch annehmen, da das Blatt in allen übrigen Theilen mit solchen der lebenden Art harmonirt. Wir bemerken von den unteren starken Seitennerven sich in den Randfeldern bogenförmig verbindende Tertiärnerven ausgehen; suchen wir dieselben in dem ausgebrochenen Stücke zu ergänzen, so wird sehr wahrscheinlich, dass vom Beginn des Stiels zwei feine Nerven ausgegangen sein mögen, die sich wie im Blatte der lebenden Pflanze mit den nächsten Tertiärnerven verbanden, so dass dann das Blatt handnervig erschiene. Es lässt sich nicht leugnen, dass die* Nervation unseres Blattes theilweise auch an gewisse Formen von Ficusblättern erinnert, doch finden sich die Eigenschaften derselben nie in einem Blatte einer Art vereinigt, sondern in denen verschiedener zerstreut, so dass es 673 ausgeprägter Künstelei bedürfte, es auf diese Gattung zurückzuführen. Es aber als zu Populus gehörig zu betrachten, wie ein Forscher, der vor mir die Reste in den Händen hatte, aus- gesprochen, ist mir ganz unmöglich. Es müsste dann, obgleich mir eine entsprechende Form in der Jetztwelt nicht bekannt ist (am nächsten würde sie noch der tertiären Populus Gau- dini Heer stehen), zu den Lederpappeln gezogen werden, wogegen die bei weitem feinere Textur -spricht. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Gattung Tetraplandra Bail. Tetraplandra loiigifolia. Taf. IX Fig. 2. Das Blatt ist lederig, länglich, kurzgestielt, kurzzugespitzt, am Grunde keilförmig ver- schmälert, am Rande ausgeschweift-gezähnt; der Mittelnerv ist fast durchgängig gleichmässig stark, gegen die Spitze schnell verdünnt; die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln und verbinden sich vor dem Rande untereinander. Das Blatt hat in Gestalt und Berandung viel Uebereinstimmendes mit den Blättern von Mabea Pohliana Müll. Ag., doch weicht die Nervation ganz beträchtlich ab. Dagegen deckt sich alles bei solchen von Tetraplandra Leandri Bail. Wohl sind auch bei dieser verschiedene Formen wie bei denen vieler andren Pflanzen aufzuweisen, aber es findet sich unter ihnen eine vor, die unserem Blatte ganz entspricht, weshalb ich nicht anstehe, sie mit derselben in Verbindung zu bringen. Vorkommen: Schicht No. 46 von Corouel. Gefunden im Versuchsschacht in Playa blanca. Gattung Mcdlotus Lour. Mallotus (?) platanoides. Taf, XII. Fig. 2. Das Blatt ist lederig, dreilappig, zugespitzt, ganzrandig, kurz-schildstielig und hand- nervig, die Seitenlappen sind schmal und spitz, der Mittellappen ist breit und lang; die drei Hauptnerven sind stark und laufen in die Spitzen der Lappen aus, die kräftigen Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, die Nervillen sind durchlaufend oder gebrochen. Von den Hauptnerven ist der mittlere der stärkste; die unteren sind dagegen auf- fallend schwach. Der tiefste Seitennerv zeigt nach dem Rande zu eine wiederholte, der darauff'olgende eine einmalige Gabelung, während die übrigen einfach bleiben und nach dem Rande zu sich schnell verfeinern. Von den starken seitlichen Hauptnerven entspringen nach unten zu stark gebogene Sekundärnerven, welche grosse Felder umschliessen und sich in Abhandl. d. Senckenb. natiirf. G-es. Bd. XVI. 85 674 Bogen verbinden, während nach oben nur in dem vorderen Theile solche ausgehen, die ohne gegenseitige Verbindung bleiben. Es lässt sich nicht leugnen, dass unser Blatt grosse Aehnlichkeit mit Blattformen von der tertiären Platanus aceroides Heer hat, doch spricht gegen eine Zugehörigkeit, ohne Anderes besonders hervorzuheben, schon der Band. Von jetztlebenden Pflanzen Süd- und Mittelamerikas ist mir nur Aleurites Moluccana Willd. bekannt, welche Blätter besitzt, die dem fossilen Blatte in der Nervatur vollkommen gleichstehen, jedoch in der Gestalt nur nahe, da sie nicht schildstielig sind. Viel Aehnliches haben auch die von Mallotus oreophilus Müll. Arg. und M. paniculatus Müll. Arg., die meiste Uebereinstimmung aber zeigen die von Mallotus albus Müll. Arg. (Rottlera tetracocca et alba Roxb.). Die Gestalt und der Grund sind bei einer Form derselben ganz gleich mit denen des fossilen Blattes, ebenso die Nervatur bis auf die oberen Seitennerven, welche aus den starken seitlichen Hauptnerven entspringen und die ich an den Exemplaren des Berliner botanischen Museums nicht vorfand, so dass immerhin die Möglichkeit vorliegt, dass eine andere mir nicht bekannte Pflanzenart noch näher stünde. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Familie der Zaiithoxyleen A. Juss. Gattung Zcmtlioxij'lon Gold. Zanthoxylon inaequabile. Taf. IX. Fig. 3 (?), 7. Taf. XII. Fig. 1. Taf. XIII. Fig. 4. Die Blättchen sind sehr gross, länglich-eirund oder länglich, am Grunde schief, fein- gesägt; der Mittelnerv ist kräftig, nach dem Grunde zu gefurcht, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, verlaufen wenig gebogen und senden feine Nervillen aus, welche dicht stehen, meist querläufig und gebrochen sind. Ich vergleiche die fossilen Reste mit Blättchen von Zanthoxylon Sprucei Engl., von denen ich übereinstimmende in dem Göttinger Herbar vorfand. Die Grössenverhältnisse sind bei beiden gleich, ebenso die der Nervatur; nur die Zahnbildung zeigt sich nicht immer ganz gleich. Ob das Taf. IX. Fig. 3 wiedergegebene Bruchstück hierher gehört, ist zweifelhaft, da bei ihm der Mittelnerv auffällig stark ist. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. 675 Zaiithoxyloii tenuifolium. Taf. VII Fig. 9. Das Blättchen ist dünn, elliptisch, grobgesägt, am Grunde ungleich; der Mittelnerv ist kräftig und verdünnt sich nach der Spitze allmählich, die zahlreichen Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln und verlaufen unter sich parallel, beinahe nicht gekrümmt bis in die Zähne des Bandes. Das Blättchen stimmt mit solchen von Zanthoxylon aromaticum Griseb. (Z. carfcaeum Lam.) überein, die ich in dem Grisebach’schen Herbar einsehen konnte. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Familie der Oclmaceen D C. Gattung Gomphia Schreb. Gomphia firinifolia. Taf. XI. Fig. 6. Das Blatt ist lederig, kurzgestielt, lanzettförmig, feingezähnt, nur am Grunde gauz- randig, zugespitzt, an der Basis gerundet ; der Mittelnerv ist dick, hervortretend, die Seiten- nerven steigen steil auf, die Nervillen sind zart, querläufig, theils einfach, theils gegabelt. Ich vergleiche unser Blatt mit Blättern von Gomphia multiflora Pohl. Diese zeigen gleich ihm einen auffällig dicken Mittelnerv und einander sehr genäherte untere Seitennerven, während die darauffolgenden weiter von einander stehen. Der Rand ist mit kleinen, schmalen, sehr spitzen Zähnen besetzt. Von denen der G. serratula Pohl unterscheidet es sich ganz wesentlich durch Ursprung und Verlauf der Nervillen. Es könnten die Blätter von Cascania ulmifolia Vahl. noch in Betracht kommen, die sehr mit dem fossilen übereinstimmen; doch sind bei ihnen die Randzähne grösser, der Mittelnerv viel schwächer, die untersten Seiten- nerven dem Grunde mehr genähert, der Grund ist nie gerundet, sondern spitz und überdies sind sie nicht so dick. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Familie der Rutaceeii Bartl. Gattung Ticorea Aubl. Ticorea foetidoides. Taf. IX. Fig. 4. Das Blättchen ist ei-lanzettförmig, spitz, ganzrandig; der Mittelnerv ist wenig stark, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, verlaufen gerade und untereinander parallel bis in die Nähe des Randes, wo sie sich in flachen Bogen verbinden, die Felder sind von grossem Maschenwerk erfüllt. 85* 676 Ich habe von keiner anderen Pflanze Blättchen oder Blätter auffinden können, die dem fossilen Reste so entsprächen, als die Blättchen von Ticorea foetida Aubl. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Gattung Pilocarpus V. Pilocarpus Saavedrai. Taf. IX, Fig. 8. Taf. XI. Fig. 5. Die Blätter sind lederig, lanzettförmig, ganzrandig, der Mittelnerv ist kräftig, die zahl- reichen Seitennerven verlaufen parallel, verbinden sich vor dem Rande in Bogen und ent- springen unter spitzen Winkeln. Das ganz erhaltene Blatt ist am Rande theilweise etwas umgeschlagen und darum an einigen Stellen desselben zerrissen, wodurch einige scheinbare Zähne entstanden sind. Dass sich die zahlreichen Seitennerven in Bogen verbinden, ist in der dem Grunde nahen Partie desselben deutlich sichtbar. In die von ihnen gebildeten Felder sieht man vom Mittelnerv aus einen, selten zwei zarte Nervillen eintreten, deren Verlauf verschiedene Länge zeigt. Sehr charakteristisch sind die von den Seitennerven auslaufenden, etwas gebogenen Tertiär- nerven, welche diese Blätter sehr leicht von ähnlichen unterscheiden lassen. Pilocarpus pauciflorus St. Hü. hat ganz entsprechende- Blätter aufzuweisen. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht in Playa blanca. Diese Art wurde zu Ehren des Herrn Cornelio Saavedra, des Protektors der Entwick- lung des chilenischen Kohlenbergbaus, benannt. Gattung Erythrochyton Nees et Mart. Erythrochyton grandifolium. Taf. XI. Fig. 2. 3. Das Blatt ist länglich-lanzettförmig, ganzrandig, der obere Theil des Randes etwas wellig; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln und verlaufen parallel nach dem Rande, vor dem sie sich in zarten Bogen verbinden, die Tertiär- nerven entspringen rechtwinkelig aus denselben, laufen gerade durch die Felder oder sind geknickt. Leider fanden sich nur zwei Spitzentheile vor, die mit denen der Blätter von Ery- throchyton brasiliense Nees et Mart, übereinstimmen, nicht der Grund, der bei der lebenden Pflanze durch seine in die Länge gezogene Verschmälerung charakteristisch wird. Vom feinen Netzwerk ist bei dem fossilen Blatte nichts zu entdecken. Vorkommen: Schacht No 46 von Coronel. Gefunden im .Versuchsschacht von Playa blanca. 677 Familie der Combretaceen R. Br. Gattung Vochysia Juss. Vochysia dura. Taf. II. Fig. 21. Das Blatt ist lederig, länglich, an der Spitze stumpf und ausgerandet, ganzrandig; der Mittelnerv ist stark und verfeinert sich zur Spitze hin allmählich, die Seitennerven treten wenig hervor, gehen unter wenig spitzen Winkeln aus und verbinden sich etwas vom Rande entfernt in Bogen. Die vom Hauptnerven ausgehenden Nervillen sind querläufig, parallel und entsteht durch sie mit Hilfe von Queradern ein feines Netzwerk, was auch von den Randfeldern gilt. In all diesen Punkten stimmt unser Blatt mit denen der jetztweltlichen Vochysia ellip- tica Mart, überein. Sein Rand ist nach dem Grunde zu auf beiden Seiten verletzt; sucht man ihn aber zu ergänzen, so erhält man ein Blatt, das wie das der lebenden Art in der unteren Hälfte die grösste, wenn auch nicht wesentlich abweichende Breite zeigt. Die zu den Caesalpinien gehörige Gattung Leptolobium weist ähnliche Formen auf z. B. bei L. dasycarpum Vog., L. tomentosum Pohl u. a., auch sind deren Blättchen derb- lederig, doch widerspricht das starke Hervortreten der Seitennerven und der Bau des Netzes iu den Haupt- und Randfeldern, sowie die grössere Breite an der Spitze der Annahme, als müsse unser Blatt zu dieser Gattung gezogen werden. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Gattung Combretum Loeffl. Combretiim oblongifolium. Taf. X. Fig. 2a. Das Blatt ist länglich-elliptisch, ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, sind wenig gebogen und zart. Ich vergleiche das Blatt, dem die Spitze fehlt, mit den Blättern von Combretum laxum Aubl. (C. Aublettii D C.) Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Familie der Myrtaceeii R. Br. Gattung Lecythis Loeffl. Lecythis neriifolia. Taf. X. Fig. 1. , Das Blatt ist länglich, gestielt, zugespitzt, am Grunde spitz ; der Mittelnerv ist kräftig, nach der Spitze hin verdünnt; die Seitennerven sind zart, entspringen unter wenig spitzen 678 Winkeln, verlaufen parallel in der angenommenen Richtung bis über die Mitte der Blattfläche, sich darauf in steilen Bogen untereinander verbindend, die zahlreichen in den Feldern ver- laufenden Quernerven sind sehr zart, den Sekundärnerven gleichlaufend und bilden mit den sie verbindenden Nervillen ein feines Maschenwerk. Die parallel mit den Seitennerven verlaufenden feinen Nerven finden wir in den unteren Partieen der Blattfläche weiter auseinander gerückt, in den oberen dichtgedrängt, daher auch in diesen das Maschenwerk gröber erscheint, als in jenen. Das fossile Blatt entspricht vollständig den Blättern der jetztweltlichen Lecythis Spruceana Berg. Viel Aehnlichkeit bieten auch die von Ficus neriifolia Reinw. von Java, doch sind sie nicht in der Mitte am breitesten, auch sind die Seitennerven weniger steil und die ihnen parallel laufenden Nerven der Innenfelder verschieden an Stärke. Ebenso ähnlich und ebenso verschieden sind auch mehrere Aperula-Arten, z. B. die von A. confusa und A. convoluta. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Gattung Psidium L. Psidium membranaceum. Taf. XI. Fig. 1. Das Blatt ist häutig, länglich-oval, ganzrandig ; der Mittelnerv ist sehr stark, die Seiten- nerven sind dünn, wenig gebogen und vor dem Rande bogenförmig verbunden, die Nervillen sind querläufig, parallel, zahlreich, durchlaufend oder gabelig verbunden und zart. Unser Blatt, dem leider die Spitze nicht erhalten blieh, zeigt die grösste üeber- einstimmung mit Blättern von Psidium polycarpon Lamb. ; nur stehen bei ihm die mittleren Seitennerven weiter auseinander und umschliessen somit grössere Felder, als es bei den Blättern der lebenden Art der Fall ist. Es ist dies aber wohl kein Grund, das fossile mit dem lebenden ausser Verbindung zu setzen, da dergleichen Schwankungen auch bei den Blättern vieler anderen lebenden Arten nur zu häufig beobachtet werden können. Den Blättern von Ps. Guayava Raddi ist das fossile Blatt wohl in Bezug auf Nervatur und Grösse sehr ähnlich, doch finden wir bei ihm keine Andeutung von einer Faltung der Spreite längs der Seitennerven und bei den ebenfalls ähnlichen von Ps. Araga Raddi zeigen sich weniger und stärkere Seitennerven. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. 679 Gattung Myrcia De C. Myrcia (Aulomyrcia) deltoidea. Taf. V. Fig. 10. Das Blatt ist länglich-eiförmig, ganzrandig, kurzgestielt, am Grunde in den Blattstiel verschmälert, an der Spitze stumpf und wenig zugespitzt; der Mittelnerv ist stark, die zahl- reichen, parallelen Seitennerven sind sehr fein, verlaufen geradlinig und sind etwas vom Rande entfernt durch flache Bogen mit einander verbunden. Es giebt eine grosse Reihe Myrtaceenblätter, welche mehr oder weniger Aehnlichkeit mit unserem Blatte zeigen,, die grösste jedoch scheinen mir die von Aulomyrcia sphaerocarpa var. obtusata Bg. zu besitzen. Mit der Stärke der Mittelnerven, die wir bei Myrcia und Aulomyrcia, sowie bei anderen Myrtaceen häufig antreifen, contrastirt die Zartheit der Seitennerven. Dass sie sich in Schlingen verbanden, ist an einigen Stellen deutlich zu erkennen; von den äusserst feinen Nervillen lassen sich nur ganz vereinzelt Andeutungen wahrnehmen. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Rojas in Playa blanca. Myrcia (Cryptomyrcia) niteiis. Taf. X. Fig. 7. Das Blatt ist häutig, glänzend, länglich, ganzrandig, am Grunde kurz zugespitzt; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven entspringen unter beinahe rechtem Winkel und ver- laufen geradlinig bis in die Nähe des Randes, wo sie sich in flachen Bogen verbinden. Es giebt in der Gattung Myrcia eine Reihe von Arten,, welche dem unseren sehr ähn- liche Blätter aufzuweisen haben. Es war deshalb schwierig, diejenige lebende Species heraus- zufinden, deren Blätter mit dem fossilen Blatte die grösste Uebereinstimmung zeigt, wobei freilich zu statten kam, dass die lederigen sofort gänzlich ausgeschieden werden konnten. In dem mir zugänglichen Materiale wies keine so viel ü eh erein stimmen des auf, als Calyptro- myrcia puberula Berg. Freilich fehlt unserem Blatte die Spitze, so dass wir nicht zu sagen vermögen, ob es auch nach dieser Richtung hin Gleichmässigkeit zeigte. Grösse und Gestalt sind dieselben; der Mittelnerv ist am Grunde am stärksten und nimmt nach der Spitze zu allmählich ab; die zarten Seitennerven entspringen unter wenig spitzen Winkeln und zwar so, dass nur einzelne der beiden Hälften sich als völlig gegenständig erweisen. Die von ihnen gebildeten Felder werden noch von feineren ihnen ziemlich parallel laufenden Adern durchzogen und stellen sehr zarte Nervillen dar, von denen eine grössere Zahl rückwärts- läufig, d. h. nach dem Mittelnerv gerichtet, sind. Durch die flachhogige Verbindung der 680 Seitennerven vor dem Rande entsteht ein Saumnerv, ausserhalb dessen kleine Schlingen beobachtet werden können. Vorkommen ; Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Myrcia reticulato-venosa. Taf. VIIL Fig. 1. Das Blatt ist lederig, lanzettförmig, etwas sichelförmig gekrümmt, an der Spitze zu- gespitzt (?), am Grunde in den Blattstiel verschmälert ; der Mittelnerv ist kräftig, die Seiten- nerven sind verwischt, die zwischen ihnen befindlichen zahlreichen feinen Nerven sind gleich- laufend und netzförmig verbunden. Ich vergleiche das fossile Blatt mit den Blättern der Myrcia corcovadensis Berg. Vorkommen; Gefunden in Lota. Schichtreihe unbekannt. Bern. Daneben liegt ein Fragment, das den Charakter von Taeniopteris an sich trägt, aber seiner zu grossen Unvollständigkeit wegen keine Berücksichtigung erfahren konnte. Myrcia (Aulomyrcia) costatoides. Taf. IX. Fig. 6. Das Blatt ist gestielt, häutig, lanzettförmig, zugespitzt, am Grunde spitz; der Mittel- nerv ist kräftig, nach der Spitze sehr verdünnt, die Seitennerven sind zart, entspringen unter spitzen Winkeln und verbinden sich vor dem Rande in einen Saum, die Felder sind mit einem sehr zarten Netzwerk ausgefüllt. Ich vergleiche unser Blatt mit solchen von Aulomyrcia costata Berg. Die Blätter von Calypthrantes urina Gr. haben ebenfalls sehr viel Aehnliches. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Gattung Myrciaria Bg. Myrciaria acuminata. Taf. VII. Fig. 5. Das Blatt ist gestielt, lederig, länglich-eiförmig, zugespitzt, am Grunde ein wenig am Stiele herablaufend ; der Mittelnerv ist stark, nach der Spitze sehr verdünnt, die Seitennerven entspringen unter wenig spitzen Winkeln, sind zart, parallel, vor dem Rande zu einem Saum verbunden. Die Blätter von Psidium oligospermum Mart, erinnern in ihrer Gestalt an das fossile, doch sind sie häutig und ihre Nerven kaum sichtbar, weshalb sie nicht in Betracht kommen können. Dagegen stimmt es mit solchen von Myrciaria tolypantha var. latifolia Bg. schön überein. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht in Playa blanca. 681 Provisorische Gattuog Mijrciophjllum. Myrciophyllum ambiguaeoides. Taf. III. Fig. 5. Es liegt nur das Bruchstück eines Blattes vor. Vielleicht, dass es mit Myrcia ambigua D C., bei der in ihrer unteren Hälfte gleichgeformte Blätter verkommen, zu vergleichen ist. Die Nervatur ist genau so. Sehr nahe gerückte, sehr zarte, am Rande zu einem Saumnerv verbundene Seitennerven entspringen unter wenig spitzen Winkeln und lassen äusserst feine Quernervillen, die unter rechtem Winkel ausgehen, erkennen. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Familie der Papilionaceen Endl. Gattung Desmodium Desv. Desmodiiini obliquum. Taf. II. Fig. 22. 23. Die Blättchen sind eiförmig oder länglich, am Grunde ungleich, ganzrandig ; der Mittel- nerv ist kräftig, die Seitennerven gehen unter wenig-spitzen Winkeln aus, sind gebogen und vor dem Rande untereinander verbunden, die Nervillen sind zart und querläufig. Es sind nur zwei Bruchstücke vorhanden, die sich leider nicht ergänzen, insofern beiden der Spitzentheil fehlt. Dass beide einer Art angehören dürften, zeigt ausser der gleichen Textur und der Ungleichhälftigkeit des Grundes die Gleichartigkeit der Nervation, die bei beiden auch an der Ineinandermündung der Seitennerven rundliche Maschen aufweist. Eine in Grisebachs Herbar befindliche, aber nicht benannte Art von Desmodium Bo- liviens hat ähnliche Blättchen, ebenso D. tortuosum DC. von Cuba, D. incanum DC. von St. Domingo, Jamaica und Mauritius; am übereinstimmendsten erscheinen mir aber die von D. asperum Desv. zu sein. Vorkommen: Thonschicht No. 10 von Coronel. Gefunden im Cousino’schen Kohlenwerk. Gattung Copaifera L. Copaifera reticulata. Taf. V. Fig. 8. Taf. VII. Fig. 4. Die Blättchen sind länglich-eiförmig, ganzrandig; der Mittelnerv ist stark, die äusserst zarten Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln und laufen parallel, das Netzwerk ist sehr fein. Abbandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVI. 86 682 Sie stimmen mit den Blättchen mehrerer Copaifera - Arten der Jetztwelt überein, am meisten wohl mit denen von C. nitida Mart. Der starke Mittelnerv, die haarfeinen Seiten- nerven, die Spaltung derselben gegen den Rand, das feine Netzwerk, sowie die Textur finden wir bei beiden ganz gleich; dazu kommt die gleiche Gestalt, welche den Rand auf der einen Seite auf längerer Strecke mit dem Mittelnerv gleich laufen lässt, während sich der andere gebogen zeigt. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht zu Playa blanca. Provisorische Gattung Leguminosites Heer. Leguminosites erythrinoides. Taf. XII. Fig. 4. Das Blättchen ist eiförmig zugespitzt, ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, die Seiten- nerven sind zart, bogenläufig, ein wenig geschlängelt, entspringen unter spitzen Winkeln, die Nervillen sind sehr zart und bilden ein feines Netz. Das Blättchen liegt als Bruchstück vor uns ; es fehlt ein Stück der einen Seite und die Spitze. Dieser Zustand, sowie der mangelhafte Ausdruck des feinen Netzwerks erschwert eine sichere Deutung. Die Blättchen verschiedener Papilionaceenarten zeigen grosse Aehn- lichkeit, z. B. die von Erythrina corralloides DG., von Weigeltia fraxinea Rchb. u. a. Bei letzteren stehen jedoch die untersten Seitennerven dem Rande viel näher und sind die ihnen folgenden Hauptfelder weit weniger gross, auch zeigt sich der Stiel kürzer und gedreht. In diesen Beziehungen steht die erstgenannte Art dem Fossil näher, auch verfeinern sich bei ihr die Seitennerven nach dem Ende zu ungemein, woraus zu erklären, dass sie bei dem versteinerten Blättchen nicht durchgängig ausgeprägt sich zeigen. Soweit das Blattnetz bei diesem erhalten ist, stimmt es mit dem der angezogenen lebenden Art überein, wesshalb die Möglichkeit vorliegt, dass beide in verwandtschaftlicher Beziehung zu einander stehen. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht in Playa blanca. Leguminosites capaiferaeoides. Taf. IX. Fig. 11. Das Blättchen ist zart, länglich-elliptisch, ungleichhälftig, ganzrandig; der Mittelnerv ist stark, vor der Spitze gebogen, die Seitennerven sind sehr zart, nahestehend, vor dem Rande untereinander verbunden, die Felder zeigen äusserst feines Netzwerk. Eine mir dem Namen nach unbekannte Copaifera-Art hat übereinstimmende Blättchen. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht zu Playa blanca. 683 III. Fflanzenreste mit unsicherer Stellung. Phyllites coccolobaefolia. Taf. IV. 8b. Taf. XII. Fig. 6. Das Blatt ist gross, lederig, elliptisch, ganzrandig; der Mittelnerv ist stark, nach der Spitze hin allniählig verschmälert, die Seitennerven sind kräftig, entspringen unter- spitzen Winkeln, sind wenig gebogen und durch Schlingenbogen mit einander verbunden. Obgleich nur die untere Hälfte von unserem Blatte erhalten ist, so zeigt diese doch eine so grosse Uebereinstimmung mit der von Coccoloba fagifolia Jacq., dass die Möglichkeit nicht ausgeschlossen scheint, dass beide m Zusammenhang mit einander stehen könnten. Bei beiden zeigen Mittel- und Seitennerven gleiches Verhalten. Die unteren Seitennerven sind einander näher gerückt und schliessen darum kleinere Felder ein als die darauffolgenden. Die Bildung von Schlingenbogen ist bei ihnen charakteristisch ausgeprägt. Die stärkeren Nervillen sind theils gerade, theils mehr oder weniger geknickt und schliessen ein grob- maschiges Netz in sich. Der Stiel ist bei dem fossilen Stück nicht erhalten, doch muss er, nach dem Grunde des Mittelnervs zu schliessen, wie bei der citirten lebenden Pflanze sehr stark gewesen sein. Von einem zweiten Blatte ist auch nur die untere Hälfte erhalten geblieben. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Phyllites aspidospermaeoides. Taf XII. Fig. 5. 7. Es liegen zwei Bruchstücke vor, die gewisse Verwandtschaft mit Blättern von Arten der Gattung Aspidosperma zeigen, aber doch zu unvollständig sind, um mit Sicherheit eine Zugehörigkeit mit diesen feststellen zu können. Sie zeigen, dass die Blätter, von denen sie herrühren, ganzrandig waren und dass ihre Gestalt eine länglich-elliptische gewesen sein möge. Der Mittelnerv ist kräftig, die Seiten- nerven entspringen unter spitzen Winkeln, verlaufen ziemlich gerade oder wenig gebogen und spalten sich entfernt vom Bande in zwei Zweige, deren jeder sich wieder zu gabeln scheint; die Nervillen sind zart. Als jetztweltliche Arten, mit denen diese Reste verglichen werden könnten, nenne ich Aspidosperma tomentosum Mart, und A. incanum Mart. Nicht verschwiegen bleibe dabei aber, dass bei ihnen die Seitennerven weniger stark sind als beim fossilen. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. 86* 684 Phyllites alsodeiaeoides. Taf. XIII. Fig. 5. Das Blatt ist häutig, eiförmig, ausgeschweift-gesägt; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind fein, entspringen unter spitzen Winkeln und verbinden sich vor dem Rande in Bogen. Leider ist das Blatt mehrfach verletzt. Soweit es aber gut erhalten ist, stimmt es beinahe ganz mit solchen von Alsodeia macrocarpa Mart, aus Brasilien überein. Die Seiten- nerven stehen nach Spitze und Grund mehr zusammengedrängt, während sie in der Mitte weit von einander gerückt sind; einige von ihnen lassen in der Randgegend freilich schwer zu erkennende, weil höchst zarte, etwas gebogene Tertiärnerven ausgehen, welche in den vorhergehenden Nerven münden. Der Rand ist mit ausgeschweiften Zähnen von verschiedener Grösse besetzt. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Phyllites triplarioides. Taf. XIII. Fig. 2. Das Blatt, von dem sowohl Spitze als Grund fehlen, sodass es nicht mit Sicherheit bestimmt werden kann, muss sehr gross gewesen sein; jedenfalls war es gestreckt-länglich und ganzrandig, wahrscheinlich nach Spitze und Grund zu allmählich verschmälert. Der Mittelnerv ist gerade und sehr stark, die kräftigen Seitennerven sind wenig gekrümmt, ent- springen unter spitzen Winkeln und verbinden sich mit Hilfe von Schlingenbogen ; die Nervillen sind meist gebrochen und bestimmt. Ohne Zweifel zeigen die grossen Blätter von Triplaris americana Aubl. so grosse bis ins Einzelne gehende Uebereinstimmung, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass unser Fragment einem Blatte angehört, das zu diesen in Beziehung zu setzen ist. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht in Playa blanca. Phyllites sauraujaeoides. Taf. VIII. Fig. 6. Ein sehr unvollständig erhaltenes Blattstück liegt vor. Es lässt vermuthen, dass das Blatt, von dem es herrührt, elliptisch gewesen sei; der Rand zeigt sich stachelspitzig-gezähnt, der Mittelnerv ist stark, die unter spitzen Winkeln ausgehenden Seitennerven sind gebogen und durch feine Schlingenbogen unter einander verbunden, die Nervillen zart. Ich kenne keine andere jetztlebende Pflanze als die zu den Ternstroemiaceen gehörende Saurauja montana Seem. von Panama, mit deren Blättern unser Bruchstück die grösste Ueber- einstimmung aufzuweisen hat ; es ist aber zu unvollständig erhalten, als dass es mit Bestimmt- heit auf dieselbe bezogen werden könnte. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. 685 Phyllites repandus. Taf. V. Fig. 6 a, Taf. XIV, Fig. 5. Die Blätter scheinen elliptisch gewesen zu sein, der Band ist ausgeschweift; der Mittel- nerv ist stark, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln und sind am Ende gegabelt, die Nervillen durchgehend oder gebrochen. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht von Playa blanca. Phyllites acuto-serratus. Taf. XIV. Fig. 7. Das Blatt scheint länglich gewesen zu sein, der Rand zeigt spitze Zähne; der Mittel- nerv ist stark, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln und laufen gerade aus, die mittleren sind gegen den Rand zu gegabelt, die Nervillen sind zart. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht in Playa blanca. Phyllites ternstroemiaeoides. Taf. XIV. Fig. 3. Das Blatt scheint elliptisch gewesen zu sein, es zeigt am Rande grosse, stumpfe und unregelmässige Zähne; der Mittelnerv ist sehr stark, nach der Spitze hin verdünnt, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, verlaufen etwas bogig und verbinden sich mit Hilfe von Schlingen untereinander, die Nervillen sind zart. Als Pflanze, deren Blätter überraschende Aehnlichkeit zeigen, ist Ternstroemia dentata Sw. zu nennen. Vorkommen: Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschachte von Playa blanca. Phyllites banisteriaeoides. Taf. X. Fig. 2 b. Das Blatt ist elliptisch; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, verbinden sich entfernt vom Rande in Bogen und bilden in den Aussen- feldern Schlingen; das Netzwerk ist sehr fein. Das im Macerationszustande eingebettete Blatt hat sehr viele Aehnlichkeit mit den Blättern von Banisteria Blanchetiana Juss. Vorkommen : Schicht No. 46 von Coronel. Gefunden im Versuchsschacht zu Playa blanca. Carpolites cycaeformis. Taf. XIII. Fig, 1. Es liegen Theile eines Fruchtstandes vor und zwar cylindrische Stücke, welche als Spindeln gedeutet werden müssen, neben Früchten. An dem längeren, besonders gut erhaltenen Kolben ist eine junge Frucht befestigt, während mehrere andere Früchte losgelöst daneben erscheinen. Die kleineren sind verkehrt-eiförmig, die grössere ist rundlich, etwas zusammen- gepresst und zeigt in der Mitte eine wohl nur durch Druck hervorgebrachte Vertiefung. 686 Spindeln und Früchte bestehen äusserlich aus reiner Kohle, innerlich aus von Kohle dicht durchdrungenem feinen Sandstein. Die Früchte erinnern sehr an solche von Cycas; doch ist mir keine jetztweltliche Art bekannt, die völlig übereinstimmende Fruchtstände besitzt. Vorkommen: Contaktfläche der Schichten 7 und 8 von Coronel. Gefunden im Schacht V des Cousino’schen Werkes. Carpolites guilielmaeoides. Taf. I. Fig. 5a, b, c. Es fand sich eine Frucht vor, welche nur zur Hälfte von der sie umgebenden Gesteins- masse befreit werden konnte, da bei weiterer Entblössung die Gefahr nahe lag, sie gänzlich zu zerstören. Soweit man dieselbe zu erblicken vermag, ist sie denen der jetztweltlichen Guilelma speciosa Mart, ähnlich. Sie ist etwas verdrückt, lässt aber die Eiform deutlich erkennen, die Oberfläche ist glatt und glänzend, röthlich, längsgestreift. Am Grunde ist an der Stelle, wo der Kelch gehaftet haben muss, ein wenig Yersteinerungsmasse abgebrochen. H. B. Geinitz hat in: „Die Leitpflanzen des Rothliegenden und des Zechsteingebirges in Sachsen^^ S. 19 ähnliche Gebilde unter dem Namen Guilelmites permianus beschrieben und Taf. 2. Fig. 6 — 9 abgebildet; doch sind dieselben bedeutend grösser. Wurde nun von einigen Forschern deren Fruchtnatur bezweifelt und sie in Folge dessen von ihnen in das Gebiet der Concretionen verwiesen, so könnte dasselbe auch mit unserer Frucht geschehen. Deshalb betone ich ausdrücklich, dass die Einhüllungsmasse specksteinartig-weiss erscheint, in ihr nirgends ein röthlicher Schimmer oder Fleck zu sehen ist, die blassröthliche Färbung sich allein an der Frucht zeigt und sich ganz über dieselbe erstreckt, was vielleicht doch gegen eine Concretion spricht. Vorkommen: Schicht No. 10 von Coronel. Gefunden im Kohlenwerk von Cousino. Zusatz. Taf. I. Fig. 4 bilde ich einen Pflanzenrest ab, der auf eine monokotyle Pflanze hinweist ; doch dürfte es kaum möglich sein, ihn in eine bestimmte Familie einzureihen, weshalb ich ihn ohne Namen lasse. Vielleicht dass spätere Funde Klarheit über, ihn zu bringen vermögen. Das Blatt, von dem er stammt, muss dick und straff gewesen sein, die parallel laufen- den Nerven erscheinen stark, Zwischengeäder ist nicht zu erblicken. T afelerklärungen. Fig. 1. Fig. 2. 3. Fig. 4. Fig. 5. Tafel I. Sabal Ochseuiusi. Blatt. Ausfüllungsmassen von Bohrlöchern einer Pholas. Monokotyler Blattrest. Carpolites guilielmaeoides. Frucht z. T. enthüllt. In a, b, c von verschiedenen Seiten dargestellt. Fig. 6. 7. Fig. 8. Fig. 9. Blechnum antediluvianum. Zwei Fiederstücke. Ephedra sp. Ein Zweigstückchen. Flabellaria Schwageri. Blattstück. Fig. 1—4. Fig. 5. Fig. 6—9. Fig. 10. Tafel II. Pteris Cousiniona. Fig. 1 — 3. Fiederblättchenstücke. Fig. 4. Ein Wedelstück. Pecopteris Buhsei. Ein Stück Wedel a und b Vergrösserungen von Fiedertheilchen. Adiantides Borgoniana. Bruchstücke von Fiederblättchen. Chondrites subsimplex Lesqx. Laubstücke. Fig. 11 — 15. Sequoia chilensis. Zweigstücke, a Blätter in Vergrösserung. Fig. 16. Zamia tertiaria. Blatt. Fig, 17 — 19. Fagus magelhaenica. Zwei Blätter und ein Blattstück. Fig. 20. Fig. 21. Arthante geniculatoides. Blattstück. Vochysia dura. Blatt. Fig. 22. 23. Desmodium obliquum. Blattstücke. Fig. 24. Fig. 25. Persea microphylla Blatt. Antidaphne lotensis. Blatt. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. 9 a. Fig. 9 b. Tafel III. Camphoromoea speciosa. Blatt. Coussapoa quinquenervis. Blatt. Nectandrophyllum ß. Blattstück. Goeppertia spectabilis. Blattstück. Myrciophyllum ambiguaeoides. Blattrest. Tecoma serrata. Blatt. Thevetia angustifolia. Blatt. Goeppertia ovalifolia. Blätter. Moschoxylon tenuinerve. Blattstück. 688 Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8 a. Fig. 8 b. Fig. 9. Fig. 10. Tafel IV. Mespilodapbne longifolia. Blatt. Ampelodapbne grandifolia. Blattstück. Laurophyllum actinodaphnoides. Blätter. Pboebe elliptica. Blatt. Nectandropbyllum «. Blattstück. Casearia oliganthoides. Acrodiclidium oligocaenicum. Blatt. Phyllites coccolobaefolia. Blattstück. Goeppertia ovalifolia. Blatt und Blattstück. Pboebe lanceolata. Blatt. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. 7. Fig. 6 a. Fig. 6 b. Fig. 8. Fig. 9. 11. Fig. 10. Fig. 12. Fig. 13. Tafel Y. Hoffmannia protogaea. Blatt. Coussarea membranacea. Blatt. Persea macropbylloides. Blatt. Goeppertia ovalifolia. Blatt. Sabicea (?) elliptica. Blätter. Phyllites repandus. Blattstück. Gouatteria tenuinervis. Blatt. Copaifera reticulata. Blatt. Apocynophyllum chilense. Blätter. Myrcia (Aulomyrcia) deltoidea. Blatt. Haemadictyon tenuifolium. Blatt. Styrax coriacea. Blattstück. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6—8. Fig. 9. Tafel VI. Ardisia crassifolia. Blatt. Patrisia eocenica. Blatt. Cordia pulchra. Blatt. Allamanda crassostipitata. Blatt. Psittacanthus crassifolius. Blatt. Styrax glabratoides. Blattstücke. Myristica fossilis. Blatt. Fig. 1. Fig. 2. 11. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6—8. Fig. 9. Fig. 10. Fig. 12. Tafel VII. Doliocarpus (?) serrulata. Blatt. Anona speciosa. Blattstücke. Anona coronelensis. Blattstück. Copaifera reticulata. Blatt. Myrciaria acuminata. Blatt. Doliocarpus oblongifolia. Blattstücken. Zanthoxylon tenuifolium. Blättchen. Casearia spinuloso-serrata. Blattstück. Myristica fossilis. Blatt. 689 Fig. 1. Fig. 2. 4. Fig. 3. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. Fig. 9. Fig. 10. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. Fig. 9. Fig. 10. Fig. 11. Fig. 12. Fig. 13. Fig. 1. Fig. 2 a. Fig. 3. Fig. 4. 5. Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. Fig. 9. Fig- 1. Fig. 2. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Tafel VIII. Myrcia reticulato-venosa. Blatt. Banara Cuadrae. Blätter. Empedoclea repando-serrata. Blatt. Bombax playense. Blatt. Phyllites sauraujaeoides. Blattstück. Bombax firmifolium. Blattstück. Triumfetta irregulariter-serrata. Blatt. Bombaciphylliim opacum. Blattstück. Moschoxylon falcatum. Blatt. Tafel IX. Ompbalea ficiformis. Blatt. Tetraplandra longifolia. Blatt. Zantboxylon inaequabile (?). Blattstück. Ticorea foetidoides. Blatt. Tetracera elliptica. Blatt. Myrcia costatoides. Blatt. Zantboxylon inaequabile. Blattstück. Pilocarpus Savedrai. Blattstück. Moschoxylon falcatum. Blattstück. Sapindus acuminatus. Blättchen. Leguminosites copaiferaeoides. Blättchenfragment. Nectandrophyllum «. Blattstück. Thouinia Philippli. Blattstück. Tafel X. Lecythis nereifolia. Blatt. Combretum oblongifolium. Blatt, b) Phyllites banisteriaeoides. Blatt, c) Laetia transversoneryis. Blattstück. Moschoxylon falcatum. Blatt. Thouinia Philippii, Blätter. Bignonia gigantifolia. Blatt. Myrcia nitens. Blatt. Ein zu sicherer Bestimmung zu schlechtes, wahrscheinlich den Laurineen angehöriges Blatt. Maytenus magnoliaefolia. Blatt. Tafel XI. Psidium membranaceum. Blatt. Erythrochyton grandifolium. Blattstücke. Psychotria grandifolia. Blatt. Pilocarpus Saavedrai. Blatt. Gomphia firmifolia. Blatt. Abliandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVI. 87 690 Pig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. 7. Fig. 6. Tafel XII. Phyllites ternstroemiaeoides. Blattstiick. Mallotus (?) platanoides. Blattstück. Benettia grosse-serrata. Blättchen. Leguminosites erythrinoides. Blättchen. Phyllites aspidospermaeoides. Blattstück. Phyllites coccolohaefolius. Blattstück. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. 4. Fig. 5. Fig. 6. Tafel XIII. Carpolites cycaeformis. Fruchtstand und Früchte. Phyllites triplarioides. Blattstück. Zanthoxylon inaequabile. Blattstücke. Phyllites alsodeiaeoides. Blatt. Ilex subtiliuervis. Blatt, Fig. 1. 1 Fig. 2. j Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. Tafel XIV. Tetracera rhamnoides. Blätter. Phyllites ternstroemiaeoides. Blattstück. Bruchstück eines Laurineenblattes. Phyllites repandus. Blattstück. Maytenus araucensis. Blattstück. Phyllites acuto-serratus. Blattstück. Ein Blattstück, das auf Blätter von Delima guianensis Rieh, und D. asperifolia Gr. hinweist. Fig. 9. Fig. 10. Casearia piparoides. Blattstück. Bruchstück eines Laurineenblattes. Ö91 Alphabetisches Verzeiehniss der besclirie 1)011011 fl an 20111*0 st0. Seit«. A. Seite. D. Acrodiclidium oligocaenicum 651 Adiantides Borgoniana 644 Allamanda crassostipitata 658 Ampelodaphne grandifolia 653 Anona coronelensis 664 „ speciosa . 663 Antidaphne loteiisis 655 Apocynophyllum chilense 659 Ardisia crassifolia 660 Arthante geniculatoides 648 B. Banara Cuadrae 667 Benettia grosse-serrata 655 Bignonia gigantifolia 660 Blechmim antediluvianum 642 Bombaciphyllum opacum 669 Bombax lirmifolium 668 „ playense 667 C. Camphoromoea speciosa 652 Carpolitcs cycaeformis . 685 „ guilielmaeoides ........ 686 Casearia oliganthoides 666 „ spinulosa-serrata ........ 666 „ piparoides 667 Cbondrites subsimplex 642 Combretum oblongifolium 677 Copaifera reticulata 681 Cordia pulchra . 659 Coussapoa ([uinquenervis 649 CouRsarea membranacea ........ 659 Desmodium obliquum Doliocarpus oblongifolia . . „ (?) serrulata . . . > , E. Empedoclea repando-serrata . . Epbedra sp Erytbrocbyton grandifolium . . F. Fagus magelhaenica Flabellaria Schwageri . . . . G. Goeppertia ovalifolia „ spectabilis . . . , Gomphia firmifolia Gouatteria tenuinervis . . . . H. Haemadyctyon tennifolium . . Hoffmannia protogaea .... I. Ilex subtilinervis L. Laetia transversonervis .... Lauropbyllum actinodaphnoides . Lecytbis nereifolia Leguminosites copaiferaeoides „ erytlirinoides . : M. Mallotus (?) platanoides . . . Maytenus araucensis 681 664 665 666 647 676 648 646 652 652 675 656 658 657 672 667 654 677 682 682 673 671 87* 692 Seite. Maytenus magnoliaefolia 671 Mespilodaphne longifolia 653 Moschoxylon falcatum 670 „ tenuinervis 670 Myrcia costatoides 680 „ deltoidea 679 „ nitens 679 „ reticulato-venosa 680 Myrciaria acuminata 680 Myrciophyllum ambiguaeoides 681 Myristica fossilis 663 N. Nectandrophyllum a 654 „ /S 655 O. Omphalea ficiformis 672 P. Patrisia eocenica 659 Pecoptdris Buhsei 644 Persea macrophylloides 650 „ microphylla 650 Phoebe elliptica 651 „ lanceolata 650 Phyllites alsodeiaeoides . . 684 , acuto-serratus 685 „ aspidospermaeoides 683 „ banisteriaeoides 685 „ coccolobaefolia 683 „ repandus . 685 „ sauraujaeoides 684 Seite. Phyllites ternstroemiaeoides ...... 685 , triplaroides 684 Pilocarpus Savedrai 684 Psidium membranaceum . 678 Psittacanthus crassifolius 662 Psychotria grandifolia 656 Pteris Coüsiniona . 643 s. Sabal Ochseniusi 645 Sabicea (?) elliptica 657 Sapindus acuminatus 670 Sequoia chilensis 646 Styrax coriacea 661 „ glabratoides 662 T. Tecoma serrata 660 Tetracera elliptica 665 „ rhamnoides 665 Tetraplandra longifolia 673 Thevetia angustifolia 658 Thouinia Philippii 671 Ticorea foetidoides 675 Triumfetta irregulariter-serrata 669 V. Vochysia dura . 677 z. Zamia tertiaria 646 Zanthoxylon inaequabile 674 - tenuifolium . 675 Druck von Aug. Weisbrod, Frankfurt a. M. Nachtrag zu der im letzt erschienenen Band (XVI) auf S. 629—692 befindlichen Abhandlung: Ueher Tertiärpflanzen von Chile. Von H. Eng^elhardt. Der Unterzeichnete Sammler der betreffenden Blattabdrücke etc. bittet um die Ein- schaltung folgender Fussnote hinter das Schlusswort „auftritt“ auf S. 638 Z. 2 v. u. Nachträglich hat sich auf Grund von Vergleichen, weiteren Aufzeichnungen und Daten herausgestellt, dass diese Schicht nicht der hangenden, sondern der liegenden Schichtenreihe des Manto delgado, d. h. des sog. schwachen Kohlenflötzes angehört, also der Gruppe der Nummern 48 bis 58, und zwar allem Anscheine nach der Nummer 51 der Schichten- folge des Cousin o’schen Werkes in Coronel zuzurechnen ist. Es war eine falsche Angabe, die mir s. Z. an Ort und Stelle über Playabianca gemacht wurde. Die Leiter der Rojas’schen Werke, deren Unfähigkeit schon zu meiner Zeit viele Unglücksfälle, Verluste von Menschenleben verursacht und grosse Befürchtungen rege ge- macht hatte, überlieferten 1870 die Baue von Playa negra dem Meere und am 18. September 1881 ein weiteres Rojas’sches Werk dem Ersaufen und damit auch die überaus werthvollen Felder von dem angrenzenden Puchoco dem Verderben; diese Herren pflegten überhaupt nicht nur mir während meines Wirkens 1859 — 1869 in Coronel, sondern auch allen anderen sich wissenschaftlich oder technisch für den chilenischen Kohlenbergbau interessirenden Personen jede Auskunft über ihre Gruben zu verweigern oder höchstens unrichtige Antworten auf etwaige Fragen zu geben; ja sie bestraften sogar Beamte und Arbeiter, die etwas batten verlauten lassen, oft genug mit Entlassung, weil sie mit Recht befürchten mussten, die Art der Bearbeitung ihrer Gruben öffentlich gebrandmarkt zu sehen. Eingedenk des Spruches: „wer viel fragt, wird viel beschieden,“ benutzte ich jede Gelegenheit meines Vorüberreitens an dem Rojas’schen Playablanca-Schacht auf dem Wege zwischen Coronet und Lota ungefragt zum Mitnehmen von Schieferstücken mit Petrefacten von der Halde, selbst wenn sie mehrere Kilo wogen, gab sie in Lota zu sicherer Aufbewah- rung ab und brachte andere auf dem Rückritte direkt nach Hause. Für einen Kohlenberg- mann als solchen waren es werthlose Gesteinsbrocken des Haldensturzes, oder höchstens, wie man in Nordamerika zu sagen pflegt: „splendid material for fllling ditches with.“ Trotzdem erging eines Tages an der Halde dort die Aufforderung des da beschäftigten Steigers an mich, nichts mehr ohne schriftliche Erlaubniss der Herren Rojas wegzunehmen. Die Antwort auf einige dahin lautende Bittzeilen war die Ueberstürzung des Haldentb eiles, der die Ab- drücke vorzugsweise enthielt, mit anderem Förderschutt am nächsten Tage. Damit hatte die Herrlichkeit des Sammelns schöner Blätter an dieser im Gegensatz zu fast allen anderen Fundstellen so reichen Lokalität ein Ende. Später wurde der Schacht, der die erhofften Kohlen nicht in bauwürdiger Stärke erreicht haben soll, verlassen und brach in sich zusammen. Entsprechend dem Verweigerungsverfahren weist auch mein demnächst erscheinendes Profil durch das Kohlengelände von Coronel bei Rojas eine Lücke auf ; ich konnte nur durch Zufall in den Besitz einiger Notizen über die ungefähre Lage der einzelnen Kohlenflötze gelangen. Nach dem eingangs erwähnten muss ich' also bitten, überall da, wo auf den folgenden Seiten über das Vorkommen steht: „Schicht 46 von Coronel“ zu setzen: „Schichtenreihe 48 bis 58, höchstwahrscheinlich Schicht 51 von Coronel“. Als weitere Ergänzungen bezw. Berichtigungen der Fundstellenangaben führe ich noch folgende an: S. 642: Chondrites subsimplex. Statt Schacht 5 setze man Schacht V. S. 643: Blechnum antediluvianum. Die diesen Rippenfarn enthaltende Schicht ist ein Aequivalent der mit 51 in der Folge des Schachtes V des Cousino’schen Werkes in Coronel bezeichneten. Von derselben stammen in Lota auch Adiantides Borgoniana, Myrcia reticulato-venosa, Phoebe lanceolata u. s. w. S, 644: Pteris Cousiniona. In einer Schlucht nördlich vom Schacht V. ib.: Pecopteris Buhsei, Vorkommen: In einem dunkeln Thone ohne Glimmerschüpp- chen, welcher der Schicht 48 nahe steht. Das unter der Pecopteris eingebettete Bruchstück eines Monokotyledoneublattes gleicht sehr dem auf T. I, 4 abgebil- deten, welches aus einem dunkelaschgrauen Schieferthone mit wenigen Glimmer- schuppen von Playa negra stammt; derselbe ist von 48 des Cousiho’schen Schachtes V kaum zu unterscheiden und gehört jedenfalls einer der entsprechen- den Zwischenlagen 48 — 58 an. Früheres Kohlenwerk Roble Corcovado bei Coronel. S. 645: Adiantides Borgoniana. Schicht ein Aequivalent von 51. Neben diesem Krull- farn weisen die Belegstücke von Lota die bei Blechnum antediluvianum ange- führten Abdrücke von Myrcia und Phoebe auf. Species derselben Gattungen, nämlich M. deltoidea und nitens, sowie Ph. elliptica finden sich in der petro- graphisch kaum unterscheidbaren Schicht von Playabianca, und beträgt die räumliche Entfernung zwischen dem Playablanca-Schacht und dem von Lotilla bei Lota, aus dem die betreffenden Abdrücke hervorgingen, nur etwa 2 km. Eine im Lotillaschacht in einem der dünnen, nicht abbauwürdigen Kolilen- flötze zwischen 48 und 58 angetroffene Retinitart, die nach Bücking dem Sieg- burgit nahe steht, und der ich hiermit einstweilen den Namen Storacit beilege, rührt offenbar von den Storaxbäumen her, deren Blätter Engelhardt sehr richtig in dem Schieferthon von Playabianca erkannt und Styrax coriacea (T. V. Eig. 13) und glabratoides (T. VI. Eig. 6 — 8) benannt hat. Da Engelhardt nichts von dem Vorkommen des Storacites in Lotilla wusste, während er die chilenischen Blätter mühsam bestimmte, legt dieser Umstand ein sehr beregtes Zeugniss ab für die grosse Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit, mit der er bei der Be- arbeitung des Materiales verfahren, dessen er sich, nachdem mehreren Phyto- paläontologen die Sachen zu schwierig erschienen, so freundlich angenommen hat. Näheres darüber in meiner demnächst erscheinenden Abhandlung. S. 645: Sabal Ochseniusi. Aus Schicht 51 im Schacht I des Coushio’schen Werkes. S. 646: Elabellaria Schwageri. Vorkommen: Punta Arenas . . . erinnert, jedoch mehr noch, sogar zum Verwechseln an das Schieferband, das in dem Kohlenflötz 14 des Cousino’schen Schachtes V in Coronel auftritt und ebenso wie das Stück aus der Magelhaensstrasse andere unbestimmbare Pflanzenreste enthält, ib.: Zamia tertiaria. Aus Schacht IV (nicht VII). S. 647: Sequoia chilensis. Vorkommen: ... In einer Schlucht nördlich von Schacht Y, S. 651: Phoebe lanceolata und S. 656 : Antidaphne lotensis. Mit Adiantides Borgoniona und Myrcia reticulato-venosa in einer unterhalb des Manto delgado (sog. schwachen Kohlenflötzes) auftretenden Schieferthonlage, die als Aequivalent von 51 anzusehen ist. S. 658: Thevetia augustifolia. Aus derselben Schicht von Lota. S. 680: Myrcia reticulato-venosa, mit Phoebe lanceolata etc. ebendaher. S. 681: Desmodium obliquum und S. 686: Carpolites guilielmaeoides. In einer Schlucht nördlich von Schacht V. ib.: Bemerkung zum Zusatz: Der monokotyle Blattrest liegt in einem dunkelaschgrauen Schieferthon von Playa negra, welcher offenbar zu 48 gehört und in dem früheren Werke Eoble Corcovado Pecopteris Buhsei einschloss. zu S. 687 und T. I. Fig. 2. 3. Ausfüllungsmassen von Bohrlöchern einer Pholas. In dunkel- grauem, gelbbraun-geflecktem, sandigem Schieferthon mit stellenweise häufigen Glimmerschüppchen und glänzenden Kohlenschmitzchen, die hie und da helle Kalkspatlamellen enthalten. Schicht 51 (!). Druckfehler: S. 633 Z. 16 v. u., sowie S. 689 Z. 17 v. o. lies Saavedrai, statt Savedrai; S. 692 Sp. 2 Z. 3 V. 0. ebenso, und 676 statt 684. Marburg, am 27. Juli 1891. Dr. Carl Ochsenius. Taf: /. Abhandl. cL Senckenb. naiiirf. Gcsellsch. o. b •4 Abhandl. d. Seiickcnb. nafurf. Gcscllscli. Taf.ll J Abhaudl. cl. Senckenb. natwf. Gesellsch . Ta f. m. 1 *1 Abhandl. d. Senckenb. natiirf. Gesellsch. Taf. n: usz. V verj. 'iith-Anst. yl'drrr:^ FnzrATurT -'M. Äbhandl. d. Senckciib. nahirf. Gesellsch. Gez. V. Verf. ■ Änst y. Werner & l'rfitier, rrar. i 'iä.Arst Tfkrncr f liktir, '■.wuc Abhandl. d. Senckenb. naturf. GeseLlsch. Ta f. VI. • ) < ; % \bhundl. d. Senckcnb. ludurf. GeseLlsch Gez^ V. Verf. IiÜi.Anst.r.Wcni.cr.iWmkr,rrnt)kfjri^M i I I Abhandl. d. Senckenb. ncdurf. Ges e lisch. 7hf: 17//. 1 $ \ .... Oez.v.Verf. ii}iJMsty.Wcrr>,criiyimicry^ Abhandl. d. Senckenb. naturf. Gesellsch. Taf. IX. t t Abhandl. d. Senckenb. natiirf. Gesdlsch. Ta f. X. T Abhandl. d.Sciickenb.naturf. GeselLsch. Taf: XI . Gez. V Verf. \rV/crnir Äbhandl. d. Senckenb.natiirf. Gesellsch. Taf.XIL Gez. V. Vkrf. Iäk.Anst V. Wcmtr £ t7\vd'f:irr^M. Abhcmdl. cl. Seiickcnb. iiatiuf. Gescllsch. Ta f. XIII. Gsz.vKrf Abhandi d. Seiickenk natzirf GeselLsch. Ta f. XIV. Gez. KVcrf. ■-I; Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Arbeiten verantwortlich. Dieses Heft bildet den .Schluss des XVI. Bandes. Inhalt, H. Engelhardt, lieber Tertiärpflanzen von Chile. Druck von Aug. Weisbrod, Frankfurt a. jVL. Silliiii ililillii j,., >;■ vÄ•^^;^'^S^.‘i>fe® > i'i»c>-"f’V ’.’i* ' v'^'i ?y iili :ÄiP lüift^Ä iiS^lÄÄ mm liliiiiiiii iiiiliiiii llpipiiii ÄiÄÄ^Ä iW *4't* ;‘:*''Xi Sfe'V'V;,; iKi äHSISM Um äiS^HS fÄKiwiLwii mmmmm